Sinnliche Nacht mit einem Fremden

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„Warum heiraten Sie mich nicht einfach?“ Fassungslos hört Rosalind, was der attraktive Fremde ihr auf der Gala im Texas Cattleman’s Club vorschlägt. Eigentlich besucht die Modedesignerin das schicke Event nur, um ihren Ex zurückzuerobern. Und bestimmt nicht, um mit diesem Gabriel Carrington eine Scheinehe einzugehen, weil er unbedingt eine Familie will. Sie kennt ihn nicht, und niemals möchte sie auf dem Land leben! Doch die sündhaft sinnliche Nacht, die sie nach der Gala mit dem zärtlichen Rancher verbringt, ändert alles…


  • Erscheinungstag 06.12.2022
  • Bandnummer 2266
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509312
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

November

„Was soll das heißen, sie haben den Auftrag gecancelt?“ Rosalind überschlug, wie spät es in Sydney war, von wo aus Piers sie anrief, und bemühte sich um Ruhe. „Das können sie doch nicht machen.“

„Sie können und sie haben es getan, Ros. Sie berufen sich auf die Pandemie mit all den dramatischen Folgen und darauf, dass sie sparen müssen. Es tut mir leid, sie betrachten unsere Produkte als Luxusgüter, die in Zeiten, in denen jeder auf sein Geld achtet, nicht so sehr gefragt sind.“

Ihr Betriebsleiter Piers Benet klang ruhig, aber er hatte ja auch schon ein paar Stunden Zeit gehabt, sich an diese Neuigkeiten zu gewöhnen, die dazu führen konnten, dass ihre Firma in Schieflage geriet.

„Hast du ihnen klargemacht, dass sie den Vertrag nach dem Beginn der Pandemie unterzeichnet haben?“

„Habe ich, aber sie stornieren ihn trotzdem. Allerdings können wir wenigstens die erste Anzahlung behalten.“

Das war ein schwacher Trost angesichts des Gesamtbudgets des Vertrages, ganz zu schweigen von der Aufmerksamkeit, die man ihrem Modelabel entgegengebracht hätte, wenn die Kleidungsstücke in einer der größten Kaufhausketten von Australien verkauft worden wären.

„Wir können also gar nichts tun?“

„Nichts, außer zu hoffen, dass deine Kontakte in New York dazu führen, dass wir weitermachen können. Wie läuft es denn überhaupt in New York?“

„Ich bin noch gar nicht in der Stadt.“

„Nicht? Gibt’s ein Problem?“

„Nein, eigentlich nicht. Ich … äh … dachte, ich sage Drake mal Hallo.“

„Drake Rhodes? Der Drake?“

Piers wusste von ihrer kurzen, aber intensiven Affäre mit dem texanischen Milliardär, der geschäftlich einige Monate in Sydney verbracht hatte. Und er wusste auch, dass sie Drake verlassen hatte, als klar wurde, dass er nichts von der Ehe hielt.

Weil sie mehr als eine kurze Liaison wollte, hatte Rosalind die Beziehung widerstrebend beendet, als Drake nach Royal zurückkehren musste, weil seine Stiefschwester krank geworden war. Mit der Zeit war jedoch die Erkenntnis gewachsen, dass sie dieser Verbindung vielleicht doch eine Chance geben sollte.

Deshalb war sie hier im texanischen Royal statt in New York. Eine egoistische Entscheidung, vor allem, weil ihre Firma auf Messers Schneide stand, aber eine notwendige. Sie musste wissen, ob sie richtig gehandelt hatte, ansonsten würde sie sich immer fragen, ob sie ihn zu voreilig verlassen hatte.

Sie konnte noch nicht so recht glauben, dass Drake die Geschäftigkeit von Sydney und den aufregenden Lebensstil aufgegeben hatte, um in diese Kleinstadt, seinen Heimatort, zurückzukehren – zumal er vorher schon in New York gelebt hatte.

„Ja, der Drake“, antwortete sie zögernd, weil sie ahnte, dass Piers das nicht gutheißen würde.

„Bist du dir sicher, Ros? Du warst ziemlich niedergeschlagen, als ihr euch getrennt habt. Das Letzte, was du jetzt brauchst, ist weiterer emotionaler Ballast.“

„Ich komme schon klar“, erklärte sie. „Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ihn zu sehr bedrängt habe, was die Ehe angeht. Vielleicht war das ein Fehler, und er brauchte nur ein bisschen mehr Zeit. Wenn aus der Sache nichts wird, fliege ich sofort weiter nach New York. Aber ich muss es herausfinden, Piers. Sonst frage ich mich immer, was gewesen wäre, wenn …“

Piers seufzte. „Pass auf dich auf. Und lass mich wissen, wie es ausgeht, okay?“

„Mach ich. Und schick mir den Bericht über die Verluste, die uns durch diese Auftragsstornierung entstehen. Wir müssen uns wohl was einfallen lassen, um anderweitig Kunden für unsere Kollektion zu finden. Setz mal jemanden aus dem Team darauf an, nach Pop-up-Läden in Australien und Neuseeland zu suchen, okay?“

Als sie schließlich auflegte, war Rosalind total frustriert. Dieser Auftrag sollte eigentlich ihr großer Durchbruch werden und hatte ihr so viel bedeutet. Sicher, sie war in Amerika geboren, hatte aber den Großteil ihres Lebens in Australien verbracht. Daher war es schon immer ihr Traum gewesen, mit ihren Kreationen den australischen Modemarkt zu erobern.

Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr von Cartier, die Drake ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie hatte sie umgebunden, weil sie hoffte, dass sie ihr Glück bringen würde, für das, was sie plante – ihn zurückzugewinnen.

Es war Zeit, sich für die Gala im Texas Cattlman’s Club hier in Royal fertig zu machen. Mit Glück hatte sie noch eine Karte ergattert. Sie wusste, dass Drake dort sein würde, und hoffte, dass das umwerfende rote Kleid, das sie tragen würde, ihn dermaßen umhaute, dass er einwilligte, ihnen eine zweite Chance zu geben. Nach Piers’ Anruf brauchte sie eine kleine Aufmunterung.

Sorgfältig schminkte sie sich so, dass ihre hohen Wangenknochen und die großen blauen Augen betont wurden, gab noch ein wenig Haarspray auf ihr langes blondes Haar und nahm dann das Kleid vom Bügel.

Der tiefe V-Ausschnitt des gekreuzten Oberteils ließ nicht zu, dass sie einen BH darunter trug, und sie erschauerte kurz vor Aufregung, als der Stoff über ihre Brüste glitt. Der Ausschnitt war nicht anzüglich, zeigte aber ganz schön viel von ihrer leicht gebräunten Haut. Das Kleid umschmeichelte ihre Hüften und hatte auf der linken Seite einen hohen Schlitz, der beim Gehen ihr Bein bis zum Oberschenkel entblößte.

Nachdem sie in die silbernen High Heels geschlüpft war, betrachtete sie sich im Spiegel. Ja, dachte sie zufrieden. Jetzt musste sie nur noch Drake von den Socken hauen und vielleicht noch aus einigen anderen Kleidungsstücken, und das Leben würde gleich wieder viel rosiger aussehen.

Rosalind schnappte sich ihren silbernen Kunstfellmantel und machte sich auf den Weg. Das musste heute klappen. Einen weiteren Rückschlag würde sie nur schwer verkraften.

Der Ballsaal im Club war bereits voll, und Rosalind wurde ein wenig mulmig zumute, als sie ihren Mantel abgab und sich ins Getümmel stürzte.

Ein Kellner mit einem Tablett voller Sektgläser kam vorbei. Sie nahm sich eins und dankte ihm lächelnd. Während sie am Sekt nippte, sah sie sich im Saal nach dem vertrauten dunklen Schopf und den breiten Schultern um. Drake gehörte zu den Männern, die einen Raum beherrschten. Zu ihrer Überraschung gab es hier jedoch eine ganze Reihe von Männern, auf die die Beschreibung dunkelhaarig und äußerst attraktiv passte.

„Muss am Wasser liegen“, murmelte sie vor sich hin.

„Wasser sagen Sie? Ich hätte schwören können, es ist Sekt.“

Die tiefe melodische Stimme direkt neben ihr ließ Rosalind zusammenzucken. Sie drehte sich zu dem Mann um und registrierte den Schalk in seinen dunklen, fast schwarzen Augen. Sieh mal an, dachte sie, hier ist ja noch einer von diesen lächerlich gut aussehenden Männern. Rosalind verspürte einen unerbetenen Anflug von Interesse. Eine rein instinktive Reaktion auf einen attraktiven Mann, redete sie sich ein. Sie war nur an Drake interessiert, aber das hieß ja nicht, dass sie einen gut aussehenden Mann nicht zu schätzen wusste.

„Ich habe lediglich etwas festgestellt“, sagte sie und trank noch einen Schluck.

„Das sind erste Anzeichen von Wahnsinn, das wissen Sie, oder?“

„Was?“

„Selbstgespräche führen. Sagt man jedenfalls.“

„Was weiß man schon“, konterte Rosalind.

„Stimmt auch wieder. Ich bin Gabriel Carrington. Sie sind nicht von hier, oder?“

Sie nahm die Hand, die er ihr entgegenstreckte, und spürte erneut dieses Kribbeln, als ihre Finger in seiner großen, warmen Hand verschwanden.

„Rosalind Banks, und richtig, ich bin nicht von hier.“

„Ah, eine Frau, die nicht das Bedürfnis hat, einem völlig Fremden alles über ihr Leben zu erzählen. Sehr vernünftig“, bemerkte er und ließ ihre Hand los. „Sind Sie zu Besuch in Royal?“

Sie nickte. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Plan funktionieren würde. Wenn ja, könnte es sein, dass sie ein wenig bleiben würde, ehe sie nach New York flog. Idealerweise dann zusammen mit Drake. Wenn nicht, würde sie halt den ersten Flug nach New York nehmen.

„Geschäftlich oder zum Vergnügen?“

„Oh, zum Vergnügen, hoffe ich jedenfalls.“ Sie lächelte.

„Dann viel Glück“, sagte er. „Freut mich, Sie kennengelernt zu haben, Rosalind.“

„Gleichfalls.“ Sie hob ihr Glas zu einem Toast, und er erwiderte ihn mit seinem Whiskeyglas.

Sie ließ den Blick wieder über die Menge schweifen. Alle Reden waren anscheinend gehalten worden, denn inzwischen füllte sich die Tanzfläche. Und auf einmal entdeckte sie ein bekanntes Profil. Drake. Er war hier. Sie spürte, dass Erleichterung sie durchströmte, während sie sich gleichzeitig vor Aufregung verspannte.

Was würde als Nächstes passieren? Was würde er sagen, wenn sie ihm erzählte, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatte und sich eine zweite Chance wünschte? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden, und zwar, indem sie zu ihm ging. Allerdings wollte sie das nicht tun, solange er tanzte. Nein, sie würde ihn im Auge behalten und warten, bis er die Tanzfläche verließ.

Rosalind richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Frau, mit der Drake tanzte. Sie war groß und schlank, mit schönen roten Haaren und einer zarten hellen Haut. Das fantastisch aussehende grüne Kleid aus Seide, das raffiniert geschnitten und definitiv von guter Qualität war, stand ihr perfekt.

Die beiden drehten sich, und sie erhaschte einen Blick auf die linke Hand der Frau, an der ein Diamantring funkelte. Geschockt sog sie die Luft ein, versuchte jedoch, sich zu beruhigen. Vielleicht tanzte Drake einfach nur mit einer Freundin. Die beiden mussten ja nicht unbedingt ein Paar, geschweige denn verlobt sein.

„Haben Sie jemanden entdeckt, den Sie kennen?“, fragte Gabriel Carrington.

Er war noch immer da?

„Ja“, sagte sie. „Dort drüben, mit der Frau im grünen Kleid.“

„Drake? Sie kennen ihn?“

Ziemlich gut. „Wir haben uns getroffen, als er in Sydney war.“

„Die Welt ist klein, was? Sie sind Australierin.“

„Genau genommen eine australische Amerikanerin.“

„Aber aus Ihrem Akzent schließe ich, dass Sie in Down Under aufgewachsen sind.“

Sie nickte, wobei sie den Mann nicht aus den Augen ließ, der der Grund für ihre Anwesenheit hier war.

„Haben Sie von seiner Verlobung gehört?“ Gabriel deutete auf das Paar. „Hat uns alle überrascht. Drake hat ja nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nicht die Absicht hat, sich häuslich niederzulassen und eine Familie zu gründen, und doch ist es passiert.“

Rosalind erstarrte, nur ihre Hand zitterte, als sie ihr Glas hob und es leerte. Konnte der heutige Tag eigentlich noch schlimmer werden? Erst die katastrophalen Nachrichten bezüglich der Firma und jetzt Drake, der in festen Händen war?

„Nein“, brachte sie schließlich heraus. „Davon wusste ich nichts. Sind sie schon lange verlobt?“

„Nein. Lassen Sie mich Ihnen noch einen Sekt holen.“

Gabriel nahm ihr Glas und gab einem Kellner ein Zeichen, der sie sofort mit Nachschub versorgte.

„Möchten Sie dem glücklichen Paar gratulieren?“, fragte Gabe.

Rosalind sah, dass Drake und seine Verlobte die Tanzfläche verließen und dabei völlig aufeinander konzentriert waren. Sie biss die Zähne zusammen, als Drake den Kopf senkte und seiner Verlobten etwas ins Ohr flüsterte – etwas, das sie erröten ließ. Danach bahnten die beiden sich einen Weg durch die Menge und verschwanden nach draußen.

„Nicht wirklich“, sagte sie knapp und nahm einen großen Schluck Sekt.

„Ach, so ist das also.“

Sie warf ihm einen Blick zu. „Er wusste nicht, dass ich komme, und ich möchte auch nicht, dass er von meiner Anwesenheit erfährt.“

„Okay. Sollen wir uns etwas zurückziehen?“

„Gerne.“

Er nahm ihren Ellenbogen und führte sie zu einem Bereich mit einer Bar, wo es nicht so voll war.

„Alles okay?“

„Wird schon.“

Sie war bereits einmal über die Enttäuschung hinweggekommen, Drake zu verlieren, und wenn sie ehrlich war, hatte sie diese ganze Sache einfach nicht zu Ende gedacht. Sie hätte ein paar Nachforschungen anstellen sollen, ehe sie in diese abgelegene Kleinstadt gekommen war, wo es zu viele Kühe und zu wenige funkelnde Lichter gab.

„Gut zu wissen. Manchmal ist das Leben echt beschissen, was?“

„Stimmt. Ich hätte nicht gedacht, dass Drake sich so schnell auf jemand anderes einlassen würde. Ich hatte gehofft …“

„Was?“

„Dass ich ihn davon überzeugen könnte, uns noch eine Chance zu geben.“

„Was ist passiert?“

Sie trank ihr zweites Glas Sekt aus und bat einen Kellner, ihr ein weiteres zu bringen.

„Ich wollte Liebe, Hochzeit und ein Happy End. Er nicht. Jedenfalls nicht mit mir, wie man sieht.“

Gabriel gab einen Laut von sich, der ironisch und belustigt klang. „Das, was Sie wollen, wird viel zu sehr überschätzt. Ich glaube, dass es so etwas gar nicht mehr gibt.“

„Warum sind Sie so skeptisch?“ Sie war auf einmal ehrlich interessiert an dem Mann, der neben ihr saß.

„Die Menschen lassen einen nur sehen, was sie einen sehen lassen wollen. Es ist niemals die Wahrheit.“

„Niemals?“

Er schüttelte den Kopf. „Mein Dad hat meine Mom öfter betrogen, als ich zählen kann. Es hat ihr das Herz gebrochen. Und vermutlich bin ich ihr ähnlicher als gedacht, denn die Frau, von der ich dachte, ich würde sie lieben, hat mich auch betrogen. Das hat mich aufwachen lassen. Liebe und Happy Ends sind nur das Konstrukt einer Industrie, die uns Fake-Träume verkaufen will.“

Okay. Sie begriff, warum er so zynisch war. „Vielleicht haben Sie recht. Ich hätte das mit Drake wohl erwarten sollen. Aber das war jetzt echt das Sahnehäubchen auf meinem ohnehin schon beschissenen Tag.“

„Ach ja?“

Sie trank noch einen Schluck Sekt und merkte, dass sie leicht beschwipst war. Ein gutes Gefühl. So war sie nicht so befangen und ließ Empfindungen zu, die sie normalerweise streng unter Kontrolle hatte. Es war angenehmer, als sich Gedanken darüber zu machen, dass ihre Firma am seidenen Faden hing und ihre romantischen Pläne gerade zunichtegemacht worden waren.

„Bevor ich herkam, habe ich erfahren, dass ein großer Vertrag storniert wurde und wir ein Millionengeschäft verloren haben.“

Sie erschauderte kurz. Erst jetzt, als sie es laut aussprach, wurde ihr die Schwere der Lage richtig bewusst.

Gabriel stieß einen langen Pfiff aus. „Das ist eine ganz schön große Summe.“

„Ja, ich brauche dringend und rasch eine Finanzspritze, sonst kann ich einpacken.“

„Wissen Sie, es ist wirklich schade, dass sie auf der Suche nach Liebe und ‚sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende‘ sind, denn eine Heirat mit mir würde Ihre finanziellen Probleme lösen.“

Geschockt starrte sie ihn an. Heirat? Hatte sie hier irgendwas verpasst? Offenbar hatte sie mehr Sekt getrunken, als sie gedacht hatte, denn sie hatte sich doch bestimmt verhört. Neugierig hakte sie nach.

„Ich soll Sie heiraten?“

„Ich will einen Erben – welcher Mann will das nicht –, aber ich will nicht all das Generve, das damit einhergeht.“

„Generve? Meinen Sie Liebe?“

Er hob sein Glas. „Genau.“

„Und was haben Sie vor? Eine Leihmutter oder so was in der Art?“

„Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Ehe. Ich sehe das eher als eine Art Geschäftsvertrag an, der auf körperlicher Kompatibilität und gegenseitigem Respekt beruht. Es gibt keinen Grund, warum das nicht funktionieren sollte. Ich habe sogar schon eine Spezialagentur damit beauftragt, die richtige Frau für mich zu finden. Sobald wir heiraten, bekommt sie eine Art Abfindung, und wenn meine Frau mir den Erben schenkt, erhält sie uneingeschränkten Zugang zu meinem Vermögen, solange wir verheiratet sind. Schlicht und einfach.“

Rosalind ließ den Blick über ihn gleiten. Dichtes, dunkles Haar, das sich leicht lockte, das jedoch von einem teuren Haarschnitt gebändigt wurde. Breite Schultern und ein attraktives Gesicht, das von dunklen, intelligenten Augen dominiert wurde. Eine volle Unterlippe, an der man bestimmt gut knabbern konnte.

Wow, wo kam das denn jetzt her? Aber dann ließ sie ihre Gedanken schweifen. Sie hatte die Nase auch voll von der Liebe. Hier saß sie – noch immer Single, und noch immer musste sie ihre Kämpfe allein ausfechten. Eine kleine finanzielle Hilfe wäre ganz nett. Hilfe ohne große persönliche Gegenleistung.

„Und haben Sie vor, sie auszuprobieren, bevor Sie sich Ihre neue Frau kaufen?“

Er lachte, und sie spürte erneut dieses Kribbeln und ein Ziehen in ihrem Schoß. Er war wirklich ein Augenschmaus. Und erst dieses Lachen … Vielleicht brachte sie das dazu, die Worte tatsächlich auszusprechen, die ihr auf der Zunge lagen.

„Womöglich sind wir beide das, was wir gerade brauchen“, sagte sie lächelnd und hob eine Braue. „Jedenfalls für heute Nacht.“

2. KAPITEL

Gabe sah die schöne Frau an seiner Seite an und spürte, wie sein Körper auf sie reagierte. Die Vernunft sagte ihm, dass das eine ganz schlechte Idee war. Sie war nach Royal gekommen, um ihre Beziehung zu Drake wiederzubeleben, einen Mann, den er kannte und respektierte. Ihrem Bericht nach war die Sache zwischen ihnen in Australien ziemlich ernst gewesen. Ernst genug, dass sie geglaubt hatte, eine Chance bei ihm zu haben.

Damit war er nur zweite Wahl heute Abend, und das gefiel ihm gar nicht. Hinzu kam noch ihr Wunsch nach Liebe und einem Happy End, etwas, das mit ihm nicht zu haben war. Zumal er morgen die nächste Heiratskandidatin treffen sollte.

Also musste er jetzt eine schwierige Entscheidung fällen. Die sehr hübsche Rosalind Banks sandte all die richtigen Signale aus und war offenbar auf nichts Kompliziertes aus. War es falsch, das auszunutzen, was sie so vorsichtig vorschlug? Normalerweise war er nicht unbedingt für One-Night-Stands zu haben. Dafür hatte er zu viel Respekt vor sich und seinen potenziellen Partnerinnen. Seine Selbstbeherrschung war etwas, worauf er stolz war.

Er hatte mit ansehen müssen, was die Untreue seines Vaters bei seiner Mom angerichtet hatte. Das hatte ihm mehr als deutlich vor Augen geführt, wie verletzend Gelegenheitssex für alle Beteiligten sein konnte. Aber sowohl er als auch Rosalind hatten Bedürfnisse, und er zweifelte nicht daran, dass sie sich gegenseitig diese Bedürfnisse zur vollsten Zufriedenheit erfüllen konnten.

„Es tut mir leid, falls meine Offenheit, Sie beleidigt hat“, sagte Rosalind, als das Schweigen zwischen ihnen andauerte.

„Nein, nein, alles gut“, erwiderte er.

„Wir Aussies sind manchmal etwas direkt. Wobei … so bekommen wir meistens das, was wir wollen, oder wissen zumindest, wo wir stehen.“

„Man hat mir selbst schon vorgeworfen, zu direkt zu sein.“

Er mochte diese Frau. Sie war nicht nur körperlich anziehend, sondern auch geradeheraus. Ganz anders als viele andere Frauen, die er getroffen hatte, einschließlich seiner Ex-Verlobten Francine.

„Entschuldigung. Ich sollte wohl lieber ins Hotel zurückkehren.“

„Nein, geh nicht.“ Instinktiv wechselte er zum vertraulichen Du. „Ich bin überhaupt nicht beleidigt. Vielmehr finde ich, wir sollten tanzen.“

Überrascht sah Rosalind ihn an, ehe sich ihre vollen Lippen zu einem bezaubernden Lächeln verzogen. Sie zog ihre Unterlippe zwischen die geraden, weißen Zähne und überdachte seinen Vorschlag.

„Tanzen?“

„Da können wir dann feststellen, wie gut wir uns zusammen bewegen“, antwortete er grinsend.

Rosalind stellte ihr Sektglas ab, stand auf und strich ihr Kleid glatt. Unweigerlich registrierte Gabe ihre herrlichen Kurven. Es könnte eine interessante Nacht werden, überlegte er. Er kam ebenfalls hoch und streckte ihr eine Hand entgegen. „Sollen wir?“

Sie ergriff seine Hand. Ihre fühlte sich winzig in seiner an und ein wenig zittrig, wenn er sich nicht täuschte. Vorfreude, oder bereute sie ihren kühnen Vorschlag bereits? Das würde er wohl bald herausfinden. Die Band spielte gerade ein langsames Stück, und er zog Rosalind in die Arme. Sie folgte bereitwillig und legte eine Hand auf seine Schulter.

Sie bewegten sich in vollkommener Harmonie, als hätten sie schon viele Male so miteinander getanzt. Gabes ganze Konzentration war auf die Frau in seinen Armen gerichtet, und er nahm die Menschen um sich herum gar nicht mehr wahr.

Er hatte sie auf den ersten Blick attraktiv gefunden, aber jetzt verspürte er ein so heftiges Verlangen, dass er das Gefühl hatte, es sofort stillen zu müssen. Als ihr Unterleib seinen streifte, verstärkte er den Druck seiner Hand auf ihrem unteren Rücken, um sie dazu zu verleiten, noch näher zu kommen. Das Zittern ihrer Hand war verschwunden, doch als sie den deutlichen Beweis seiner Erregung spürte, umklammerte sie seine Hand ein wenig fester und schaute ihn direkt an.

„Ich bin versucht, den sehr bekannten Satz aus einem Film zu zitieren“, sagte sie mit einem Funkeln in den Augen. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Antwort bereits kenne.“

Er lächelte sie an und beschleunigte mühelos seine Schritte, als die Band einen schnelleren Rhythmus anschlug. Und wieder passte sie sich hervorragend an, sodass sie sich in harmonischem Einklang über die Tanzfläche bewegten. Wenn das in der Öffentlichkeit schon so gut gelang, wie viel besser würde es dann erst werden, wenn sie allein waren?

Gabe nickte Jackson Michaels zu, als der mit seiner Partnerin an ihm vorbeitanzte. Jackson hatte ihn vorhin nach seiner Suche nach der perfekten Frau gefragt, und obwohl Gabe ihm keine richtige Antwort darauf gegeben hatte, sah er, wie Jackson Rosalind musterte. Als er dann anerkennend nickte, musste Gabe grinsen, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Tanzpartnerin richtete.

„Was gibt’s zu lachen?“, fragte sie.

„Ein Freund hat mich vorhin nach meinen Eheplänen gefragt, und ich denke, er hat dich gerade abgesegnet.“

„Und tust du das auch?“

„Vielleicht sollte ich deinen Vorschlag beherzigen, von wegen, man soll die Katze nicht im Sack kaufen.“

Sie kam kurz aus dem Takt und verspannte sich, ehe sie sich wieder fing. „Das wäre vielleicht nicht schlecht“, erwiderte sie und sah ihn unter verhangenen Lidern an.

Es war solch ein heißblütiger Blick, dass die Flamme, die vorhin zu flackern begann, jetzt heiß aufloderte.

„Wir sollten von hier verschwinden“, sagte er rau.

„Ich dachte schon, du fragst nie.“

Gabriel ergriff Rosalinds Hand, und zusammen verließen sie die Tanzfläche. Nachdem sie ihre Mäntel abgeholt hatten, traten sie nach draußen und warteten darauf, dass sein Wagen vorgefahren wurde.

„Zu dir oder zu mir?“, fragte er.

Sie sah ihn zehn Sekunden lang an, sodass er schon fürchtete, sie hätte womöglich ihre Meinung geändert.

„Wie weit ist es zu dir?“, fragte sie schließlich. „Ich bin im Bellamy abgestiegen, wenn das dichter ist, schlage ich vor, dass wir dorthin fahren.“

„Das Bellamy ist definitiv dichter.“

Er öffnete die Beifahrertür für sie und stieg dann auf der Fahrerseite ein. Er musste sich sehr beherrschen, um nicht mit quietschenden Reifen durchzustarten, denn auch wenn das Bellamy in der Nähe war, kam ihm jede Meile wie die reinste Folter vor. Hin und wieder warf er Rosalind einen Blick zu, in der Hoffnung, erkennen zu können, was sie dachte, doch sie blickte starr geradeaus.

Beim Bellamy überließ Gabe seinen Wagen einem Angestellten des Hotels, legte eine Hand auf Rosalinds unteren Rücken und trat zusammen mit ihr in die Lobby. Als sie auf die Fahrstühle zugehen wollte, blieb er jedoch abrupt stehen.

„Gibt’s ein Problem?“

Er blickte ihr tief in die klaren blauen Augen und suchte nach Zweifeln in ihrem Blick. „Willst du das hier wirklich?“, fragte er eindringlich.

„Auf jeden Fall“, antwortete sie prompt. „Und jetzt lass uns keine Zeit mehr vergeuden.“

Ihm blieb fast die Luft weg, und er brachte keinen Ton heraus. Er folgte ihr zum Fahrstuhl und kurz darauf den Flur entlang zu ihrer Suite. Nun zitterte ihre Hand nicht, als sie die Zimmerkarte an das Schloss hielt. Das grüne Licht, das daraufhin aufleuchtete, kam ihm unglaublich symbolisch vor.

Autor

Yvonne Lindsay
Die in Neuseeland geborene Schriftstellerin hat sich schon immer für das geschriebene Wort begeistert. Schon als Dreizehnjährige war sie eine echte Leseratte und blätterte zum ersten Mal fasziniert die Seiten eines Liebesromans um, den ihr eine ältere Nachbarin ausgeliehen hatte. Romantische Geschichten inspirierten Yvonne so sehr, dass sie bereits mit...
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