Tiffany Exklusiv Band 32

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ICH LIEBE DICH, MEIN ENGEL von FOSTER, LORI
Was für eine Nacht voller Erotik und Lust - Josie ist glücklich, dass sie das "erste Mal" mit ihrem Blind Date Bob erleben durfte. Jede Nacht küsst er sie auf seinem Hausboot in den Himmel der Liebe. Doch dann merkt Josie, dass Bob nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat …

MACHTLOS VOR VERLANGEN von MYERS, HELEN R.
Wie kann er es nur wagen? Nur, weil sie auf dem Kostümfest mit ihm tanzt, heißt das nicht, dass Katherine in seinem Bett landen will! Giles ist ihr Konkurrent - sie darf den verlockenden Blicken nicht nachgeben. Wenn sie in seinen Armen nur nicht so machtlos vor Verlangen wäre …

DIESE NACHT GEHÖRT DER LUST von LABRECQUE, JENNIFER
Endlich hat Adam seine Leidenschaft entdeckt - er fällt regelrecht über Olivia her! Bis jetzt war ihr Fast-Verlobter spröde, doch nach dem Ball gehört die Nacht nur der Lust. Und der Morgen einer bösen Wahrheit: Der Mann hinter der Maske zeigt plötzlich sein wahres Gesicht …

KÜSS MICH - SOFORT! von HUNTER, SAMANTHA
Ihre Deckung darf nicht auffliegen - sie muss sich vor dem Mann, den sie observiert, verstecken! Schnell zieht Privat-Detektivin Natalie den halbnackten Kellner bei der Halloween-Party in den Schrank. Zum Glück ist Ryan mehr als bereit, ihr dort ein stichhaltiges Alibi zu geben …


  • Erscheinungstag 27.01.2015
  • Bandnummer 0032
  • ISBN / Artikelnummer 9783733750152
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lori Foster, Helen R. Myers, Jennifer LaBrecque, Samantha Hunter

TIFFANY EXKLUSIV BAND 32

LORI FOSTER

Ich liebe dich, mein Engel

Auch wenn Nick keine Lust auf das Blind Date hatte: Als die aufregende Josie vor ihm steht, sagt er nicht Nein zu ihr und ihren roten Lippen. Obwohl er weiß, dass er ihr vorher noch etwas beichten müsste …

HELEN R. MYERS

Machtlos vor Verlangen

Ein Walzer im Pferdestall – nie hätte Giles gedacht, dass ein Tanz so erotisch sein kann! Er muss Katherine in sein Bett locken, koste es, was es wolle. Selbst wenn er ihretwegen einen Auftrag verliert …

JENNIFER LABRECQUE

Diese Nacht gehört der Lust

Sie glaubt, dass sein Bruder sie liebt – dabei ist es Luke, der sein Herz schon vor langer Zeit an Olivia verloren hat! Er will sie erobern, und der Maskenball ist genau der richtige Ort dafür …

SAMANTHA HUNTER

Küss mich – sofort!

Hoppla, was ist denn jetzt? Kellner Ryan weiß nicht, wie ihm geschieht, als ihn die Frau im erotischen Krankenschwester-Kostüm in den Schrank zieht. Und ihn dort nach allen Regeln der Kunst verführt …

1. KAPITEL

Den Saum ihres Minirocks zurechtzupfend, ging Josie Jackson noch tiefer in die verrauchte Bar hinein. Das andere Ende des Raums war wegen der spärlichen Beleuchtung fast nicht zu sehen. Aber dann entdeckte sie schließlich doch den Mann, der mit dem Rücken zu ihr am Ende des langen Tresens saß, so wie es ausgemacht gewesen war.

Nur keine falsche Bescheidenheit, ermunterte sie sich, um sich auf die Rolle einzustimmen, die sie jetzt zu spielen hatte. Gib dich selbstbewusst und sexy. Sie würde den armen Kerl zu Tode erschrecken, sodass er gar nicht schnell genug von hier verschwinden konnte.

Josie hatte diesen beliebten Singles-Treffpunkt in der Hoffnung ausgewählt, dass die Angelegenheit mit diesem Vorschlag schon erledigt sein würde. Doch erstaunlicherweise hatte er ihm widerspruchslos zugestimmt. Zumindest war es das, was ihre Schwester sagte. Aber sie hatte ja auch behauptet, er sei genau der Richtige für sie, was für Josie buchstäblich schon so etwas wie eine Garantie dafür war, dass sie ihn nicht mögen würde. Verantwortungsbewusst sei er, hatte Susan behauptet. Reif. Und durch und durch solide.

Josie war der Verabredungen, die ihre Schwester für sie traf, allmählich überdrüssig, aber noch mehr grauste ihr vor den Männern, von denen ihre Schwester glaubte, sie wären die richtigen für sie: bieder, spießig und viel zu sehr um ihren guten Ruf besorgt. Männer, die weder eine Romanze suchten noch ein Abenteuer. Das einzige, was sie wollten, war, eine Partnerin mit ähnlichen Vorstellungen zu finden, um zu heiraten und ihr langweiliges, ödes Leben fortzusetzen.

Josie war jetzt fünfundzwanzig und hatte viele Jahre hart gearbeitet, um ihre Lebensziele zu verwirklichen. Und die hatte sie erreicht, sodass es nun Zeit für andere Dinge wurde. Sie verdiente es wirklich, ein bisschen Spaß zu haben. Bob Morrison mochte sich ein nettes kleines Haus in einer netten Nachbarschaft und eine Familie wünschen, aber Josie hatte andere Pläne, und falls der Ort für dieses Treffen ihn nicht schon abgeschreckt hatte, würde es ein Blick auf sie ganz sicher tun.

Mit herausforderndem Hüftschwung ging sie auf ihn zu. Jemand hinter ihr pfiff anerkennend, und sie wurde rot. Das nächste, was sie spürte – eine große Hand, die ihren Po berührte – hätte sie beinahe dazu veranlasst, auf der Stelle wieder umzukehren. Stattdessen jedoch schaffte sie es, dem Übeltäter einen ärgerlichen Blick zuzuwerfen und auf ihren hohen Absätzen nicht zu stolpern. Was keine geringe Leistung war angesichts der Tatsache, dass sie normalerweise flache Schuhe trug. Du schaffst es schon, ermahnte sie sich, du brauchst nur …

Und da drehte sich der Mann am Tresen langsam zu ihr um.

Sie vergaß zu atmen und starrte ihn aus großen Augen an. Nicht zu fassen, dachte sie. Dieser Typ sah überhaupt nicht spießig aus in seiner engen Jeans und dem schwarzen Polohemd. Das konnte unmöglich der vielgepriesene Bob sein. Dafür war er viel zu männlich, attraktiv und sexy. Das Schicksal konnte doch nicht so grausam sein, ihr einen Spießer herzuschicken, der so unglaublich gut aussah. Oder doch?

Sie zwang sich, einen weiteren Schritt nach vorn zu tun, was gar nicht so einfach war mit ihrem engen Minirock, den aberwitzig hohen Absätzen und ihren Hemmungen. „Bob Morrison?“

Seine Augen waren fast so schwarz wie das glatte Haar, das ihm auf einer Seite über die Augenbraue fiel. Sie sah, wie sein Blick langsam über ihre langen Beine glitt und an ihrer Taille einen Moment verweilte, bevor er schließlich ihr Gesicht erreichte. Und dann atmete der Mann tief durch, offenbar ebenso verblüfft wie sie. Sie schwieg und wartete, ob er etwas tun oder etwas sagen würde, was bewies, dass sie sich nicht geirrt hatte und er nicht das war, was sie suchte, sondern nur ein weiterer typischer Kandidat von Susan, der ihr Leben in noch geordnetere Bahnen lenken sollte.

Aber dann erhob er sich, richtete sich zu seiner vollen Größe von mindestens eins fünfundachtzig auf und lächelte. Dieses Lächeln ist die absolute Gefahr für sämtliche Frauen, schoss es ihr durch den Kopf. Der Mann strahlte Charme und Wärme aus, und es war überhaupt nichts Biederes oder Spießiges an ihm. Ganz im Gegenteil.

Er reichte ihr seine Hand – eine große Hand, in der ihre eigene fast verschwand – und sagte mit tiefer, ein wenig heiserer Stimme: „Ich bin Bob. Freut mich, Sie kennenzulernen, Josie.“

Normalerweise war er kein Lügner.

Nick Harris betrachtete die bezaubernd schöne Frau vor ihm und verzieh sich diese kleine Lüge. Sie war notwendig gewesen, ja unumgänglich sogar, wenn man bedachte, dass die aufregendste Frau, die er je gesehen hatte, vor ihm stand – so nahe und dennoch nicht für ihn bestimmt. Er war bereit, ihr hundert Lügen zu erzählen, wenn er damit verhindern konnte, dass sie ging. Bob würde natürlich nicht begeistert sein, dass er sich für ihn ausgab, aber Bob wollte ja eigentlich auch gar nichts von ihr. Ihn interessierte ihre Schwester, diese spröde, zielstrebige Frau, die das Treffen arrangiert hatte. Was Bob in Susan Jackson sah, war Nick unverständlich, aber jetzt konnte er nur froh darüber sein. Denn Bobs Vorliebe für nüchterne Geschäftsfrauen hatte er es schließlich zu verdanken, dass er an einem Samstagabend hier in dieser Bar saß, um seinen Freund und Partner zu vertreten.

Gut, dass er sich darauf eingelassen hatte. Sonst wäre er ihr vielleicht nie begegnet, und sie war die Footballtickets wert, die er verfallen ließ. Für sie hätte er auf jeden Sport verzichtet.

Aus großen grünen Augen schaute sie ihn an, offensichtlich ebenso verblüfft wie er, denn sie vergaß, den Mund zu schließen. Ihre vollen Lippen waren in einem hellen Rosaton geschminkt, und er konnte ihre Zunge sehen. Was für ein wunderbarer, verlockender Mund! Wie geschaffen zum …

Etwas verspätet erinnerte er sich an seine Manieren. „Möchten Sie sich nicht setzen?“ Eigentlich galt er als vernünftiger, intelligenter Mann, der ungemein charmant sein konnte. Aber jetzt er war wie vom Blitz getroffen. Und es wurde noch viel schlimmer, als Josie ihr langes rotes Haar zurückwarf und sich mit ihrem wohlgeformten Po auf dem Hocker neben ihm niederließ. Ihr Po war derart faszinierend, dass es einen Moment dauerte, bis es Nick gelang, den Blick davon zu lösen. Ihr superkurzer schwarzer Rock, der jetzt noch höher rutschte, gab den Blick auf schlanke Schenkel frei. Sie schlug die Beine übereinander und wippte mit einem ihrer Füße, die in hochhackigen Schuhen steckten. Er schluckte und befahl sich energisch, sich zusammenzureißen, denn er durfte ihr nicht zeigen, wie sie auf ihn wirkte.

„Kann ich Ihnen einen Cocktail bestellen?“

Josie zögerte und schüttelte dann den Kopf. Der kokette Blick, den sie ihm aus ihren grünen Augen zuwarf, raubte ihm für einen Moment den Atem. „Es gibt sehr viele Dinge, die ich tue, aber Trinken gehört nicht dazu.“

Er brauchte eine Sekunde, um sich von diesem Blick und ihrer Bemerkung zu erholen. Er konnte nur hoffen, sie richtig interpretiert zu haben. „Oh! Aus religiösen Gründen oder aus gesundheitlichen?“

Sie lächelte und senkte die Lider, sodass er ihre langen Wimpern bewundern konnte. „Ich möchte wissen, was ich tue, wie ich es tue und mit wem ich es tue. Alkohol benebelt nur.“

Während sie sprach, breitete sich eine zarte Röte von ihren Wangen über ihren Hals bis zum Ansatz ihrer Brüste aus, der in ihrem Blusenausschnitt zu erkennen war. Nick entdeckte winzige helle Sommersprossen dort und fragte sich, wo sie sonst noch welche haben mochte. Er hatte gewisse Dinge über Rothaarige gehört, sie aber bisher immer als reine Phantasie verworfen. Jetzt musste er seine Meinung revidieren. Diese Rothaarige schien mit jedem Atemzug pure Sinnlichkeit auszustrahlen. Ihr bloßer Anblick genügte, um ihn zu erregen.

Er durfte ihr nicht die Kontrolle überlassen, wenn er überleben wollte. Noch nie hatte er sich von einer Frau beherrschen lassen – oder zumindest nicht mehr, seit er ein Teenager gewesen und unter die Fuchtel seiner Stiefmutter geraten war. Er dachte nicht im Traum daran, die Josie die Oberhand gewinnen zu lassen, mochte sie auch noch so aufreizend sein.

Zugegeben, sie hatte ihn im ersten Moment überrumpelt, aber jetzt gewöhnte er sich daran, sie anzusehen, ihren Duft einzuatmen und ihre leise, kehlige Stimme zu vernehmen. Und sie hörte nicht auf, ihm verstohlene Blicke zuzuwerfen, als ob sie schüchtern wäre, was aber unmöglich war, so wie sie aussah. Vielleicht fühlte sie sich einfach genauso stark zu ihm hingezogen wie er zu ihr?

Er bestellte zwei Colas und schob dann langsam, um Josie Zeit zu geben, sie zurückzuziehen, seine Hand unter ihre, die auf dem Tresen lag. Wieder wurden ihre Augen groß, aber sie zog die Hand nicht fort. Ihre Finger waren kalt, und er fragte sich, ob das auf die Kälte draußen oder auf Nervosität zurückzuführen war. Aber sie machte nicht den Eindruck, als wäre sie unsicher.

„Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte.“ Da er Bobs Geschmack in puncto Frauen kannte, hatte er damit gerechnet, eine konservative, selbstgerechte Moralistin anzutreffen, jemanden, der ihrer Schwester Susan ähnelte. Susan konnte einen Mann mit einem Blick gefrieren lassen – und genau das hatte sie bei ihm versucht, als sie das erste Mal wegen einer Werbekampagne zu ihm gekommen war. Sie hatte eine sofortige Abneigung gegen ihn gefasst, und daher hatte er die weiteren Verhandlungen seinem Partner Bob überlassen. Und als die Verabredung getroffen worden war, hatte er eine Frau erwartet, die kalt, reizlos und verklemmt – die sprichwörtliche graue Maus, die sich nicht aus ihrem Loch traute.

Josie Jackson besaß nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrer Schwester. Es war verdammt gut, dass Bob nicht selbst gekommen war. Wahrscheinlich wäre er so schnell vor ihr davongerannt, dass er einen Herzanfall bekommen hätte. Der Gedanke veranlasste ihn zu einem Grinsen.

„Es belustigt Sie, dass Ihre Erwartungen sich nicht erfüllt haben?“

Das klang beinahe verwundert, und er lachte. „Oh ja. Sie sind eine sehr angenehme Überraschung für mich.“

Kleine weiße Zähne gruben sich in ihre Unterlippe. Er hätte sie jetzt gern auf seiner eigenen gespürt und …

„Sie sind auch nicht so, wie ich erwartet hatte. Sonst versucht meine Schwester immer, mich mit diesen furchtbar soliden, spießigen Männern in Schlips und dreiteiligen Anzügen zusammenzubringen. Ich meine Typen, die an nichts anderes denken können als an Dinge wie Verantwortung, Geschäft und Image.“ Wieder warf sie ihm einen herausfordernden Blick zu. „Aber zu der Sorte gehören Sie nicht, oder?“

Er verkniff sich ein Lachen. Sie glaubte ihn zu verspotten, das konnte er sehen. Aber es gab nichts, was ihm im Moment ferner lag als Verantwortung und Geschäfte, und er hoffte, dass sie nicht von ihm erwartete, sich um sein Image zu sorgen. Das hatte er noch nie getan.

Bob würde es ganz sicher, aber er war nicht Bob.

„Niemand kann mir Spießigkeit vorwerfen.“ Das stimmte, denn Bob beklagte sich häufig über seine übertriebene Gelassenheit. Wahrscheinlich war es gerade diese Nonchalance, die ihn ihrer Schwester so unsympathisch machte. Was ihm natürlich völlig schnuppe war. Förmlichkeit war die ausgeprägteste Charaktereigenschaft seiner Stiefmutter gewesen, und deshalb war sie ihm verhasst. Er hielt es für wichtig, sich für seine Firma einzusetzen, aber er dachte nicht daran, sein ganzes Leben darauf auszurichten. Josie war offenbar der gleichen Meinung, obwohl sie schockiert von seiner Antwort schien. Interessant.

Es drängte ihn, sie zu berühren. Da er keine Minute länger warten wollte, stand er auf und zog sie vom Hocker. „Lassen Sie uns tanzen.“

Sie sträubte sich, und ihr Gesichtsausdruck war beinahe komisch. Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er war nicht bereit, sie freizugeben.

„Was ist? Tanzen Sie auch nicht?“

„Wieso auch nicht?“

„Wie das Trinken, meine ich.“ Beruhigend strich er mit dem Daumen über ihre Handfläche. Er wollte sie nicht erschrecken, aber wenn er sie nicht bald in seinen Armen halten konnte, würde er den Verstand verlieren. Es hatte ihn noch nie so schlimm erwischt, aber er konnte sich nichts Schöneres vorstellen.

„Natürlich tanze ich“, sagte sie und schaute dann auf ihre Füße. „Nur normalerweise nicht in solchen Schuhen.“

Auch er richtete den Blick auf ihre Füße. Sexy kleine Füße in Pumps mit sündhaft hohen Absätzen. Während er Josies Hand ergriff, versprach er leise: „Ich lasse Sie nicht stolpern, das verspreche ich Ihnen.“

Nick nutzte das Gedränge auf der überfüllten Tanzfläche, um Josie fest an sich zu ziehen. Sie fühlte sich wundervoll in seinen Armen an, ganz warm und weich, und er spürte, wie heftiges Verlangen ihn erfasste. Ein Ziehen ging durch seine Lenden, und pulsierende Hitze breitete sich in seinem Körper aus.

Selbst auf ihren hohen Absätzen war sie sehr klein und zierlich. Er legte das Kinn auf ihren Scheitel und atmete den Duft ihres seidigen langen Haares ein, das ihr offen auf die Schultern fiel und in weichen Locken ihre Brüste umrahmte. Unwillkürlich fragte er sich, wie es sein mochte, wenn ihre Locken über seine nackte Haut strichen, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um sich zu beherrschen. Es war beinahe absurd, welch heftige Reaktion Josie in ihm auslöste. Aber ihm war, als wäre sie die Verkörperung seiner geheimsten Phantasien. Von ihrem wundervollen roten Haar bis hin zu ihren zierlichen Füßen war sie die aufregendste Frau, die ihm je begegnet war. Und er konnte sich auch keine verführerischere Stimme als ihre vorstellen oder ein bezaubernderes Erröten.

Unwillkürlich zog er sie noch fester an sich. Ihre kleinen festen Brüste pressten sich an seine Rippen, ihre schlanken Schenkel streiften seine. Sie seufzte, ein leiser Ton, der ihn über die laute Musik fast nicht erreichte. Aber die Art, wie die Steifheit aus ihrem Körper wich, war nicht zu übersehen.

Mit den Lippen berührte er ihr Ohr und atmete ihren Duft ein. „So ist es gut. Entspannen Sie sich. Ich halte Sie fest.“

Und das war auch seine Absicht. Zumindest für den Augenblick.

Er fragte sich, wie er Bob und ihre Schwester umgehen könnte. Susan Jackson würde sicher nicht begeistert über seine Beziehung zu ihrer Schwester sein. Obwohl er sich die größte Mühe gegeben hatte, charmant zu dieser Frau zu sein, hatte sie bereits nach einer knapp fünfzehnminütigen Unterhaltung keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen ihn gemacht. Energische, despotische Frauen wie Susan irritierten ihn, denn sie erinnerten ihn an seine Stiefmutter, die die tyrannischste Frau gewesen war, die er kannte.

Wann sollte er Josie gestehen, wer er wirklich war? Bob hatte behauptet, sie werde sehr enttäuscht sein, wenn er nicht zu der Verabredung erschien; sie sei ein Mauerblümchen, das seiner Schüchternheit und seines anstrengenden Berufes wegen auf die Vermittlung der Schwester angewiesen war. Aber die Frau, die sich mit ihm über das Parkett bewegte, ohne wirklich auf die Musik zu achten, erinnerte weder an ein Mauerblümchen noch an eine von ihrem Beruf besessene Karrierefrau.

Es war gut möglich, dass Bob darauf bestehen würde, die Verabredung nachzuholen, sobald er merkte, was ihm entgangen war. Aber das würde Nick jetzt natürlich nicht mehr erlauben. Die Umstände hatten bestimmt, dass er Josie zuerst begegnete. Und somit hatte er als erster Anspruch auf sie. Sollte Bob sich doch auf die unsympathische Susan konzentrieren, wenn er eine Ehefrau suchte. Warum Bob sich überhaupt mit einem solch ermüdenden Hausfrauentyp beschäftigte, war Nick ein Rätsel. Vor allem, wenn es Frauen wie diese hier gab, die noch zu haben waren.

Indem er einen Fuß zwischen ihre schob, gelang es ihm, einen noch engeren Kontakt zu ihrem Körper herzustellen. Jetzt konnte er die Hitze zwischen ihren Schenkeln spüren, und mit einer kleinen Drehung gelang es ihm, sein Knie ganz zwischen ihre Beine zu schieben. Sie schnappte verblüfft nach Luft, ihre Brüste hoben und senkten sich, und ihre Finger krallten sich in sein Hemd. Was für eine heftige Reaktion, dachte er, und sein Herz schlug schneller.

„Ich bin froh, dass ich gekommen bin.“ Die Worte klangen heiser vor Erregung, aber er wollte, dass sie wusste, wie froh er war, für Bob eingesprungen zu sein. Die ganze Sache würde gewiss noch einige Komplikationen mit sich bringen, dessen war er sicher, aber er wollte vermeiden, dass sie seine Motive missverstand.

Das Lächeln, das sie ihm schenkte, elektrisierte ihn förmlich.

„Wissen Sie, ich dachte, Sie würden entsetzt sein über diesen Laden“, sagte sie.

Verwundert schaute er sich um. „Wieso?“

Da sie schreien mussten, um sich zu verständigen, begann er auf eine Ecke zuzutanzen, fort von den anderen Tänzern. Er wollte mit Josie reden und so viel wie möglich über sie erfahren, um den Widerspruch zwischen ihrem unfassbar guten Aussehen und ihrem scheuen Lächeln zu verstehen. Aber vor allem wollte er sie küssen.

„Nach dem, was meine Schwester mir über Sie sagte, glaubte ich, Sie wären ein bisschen … gesetzter.“

Bob war gesetzt. So gesetzt, dass er beinahe schon tot war. „Was hat Ihre Schwester sonst noch über mich gesagt?“, wollte Nick wissen.

„Dass Sie verlässlich seien.“

Sie hatten das Ende der Tanzfläche erreicht, und er schnaubte spöttisch. „Verlässlich? Das klingt, als wäre ich ein Hund.“

Als sie leise lachte, überlegte er es sich anders mit der Ecke und führte sie stattdessen zur Terrassentür. Es war für Anfang September schon ziemlich kalt, vor allem hier am Flussufer, sodass sie keine anderen Gäste auf der Terrasse antrafen. Als sie hinaustraten, ließ Nick Josie los, und sie schlang die Arme um den Oberkörper, um sich zu wärmen.

Die abendliche Brise bewegte ihr langes Haar, und Nick streckte die Hand aus und nahm eine lange Strähne zwischen seine Finger.

„Sind Sie enttäuscht, dass ich nicht verlässlich bin?“

„Sind Sie es denn tatsächlich nicht?“

„Nein.“ Sie verdiente eine aufrichtige Antwort, und seine Einstellung zum Leben war etwas, was er vor keiner Frau verbarg. Nicht einmal vor einer, die er so ungestüm begehrte wie diese hier. „Ich bin ungefährlich. Vertrauenswürdig. Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben.“ Sie lächelte, und er zog an ihrem Haar, bis sie näher trat, dann ließ er sie los und schaute über ihren Kopf zum Himmel. „Ich bin nett. Korrekt. Aber nicht der Typ, auf den Sie sich verlassen sollten, Josie.“

Sie hob die Hand, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und musterte ihn prüfend. „Sind Sie unterhaltsam?“

Die personifizierte Verführung, stand sie so dicht vor ihm, dass sie sich fast berührten, und schaute mit großen Augen zu ihm auf. Lächelnd berührte er ihre Wange. „Möchten Sie, dass ich es bin?“

Josie ging über die Terrasse und legte die Hände auf die Balustrade. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück und ließ den Wind ihr Haar zerzausen. „Ja. Ich denke, ich habe ein bisschen Vergnügen verdient. Ich möchte Dinge tun, die ich noch nie getan habe, und aus dem gewohnten Trott ausbrechen. Ich möchte die Arbeit ruhen lassen und mir zur Abwechslung einmal ein bisschen Spaß gönnen.“

Als er sie betrachtete, wie sie da stand und sehnsüchtig zum Mond aufschaute, da konnte er einfach nicht mehr anders. Er trat hinter sie und zog sie an sich, bis seine Schenkel ihren Po berührten. Ihm war klar, dass sie seine Erregung spüren musste, aber das kümmerte ihn jetzt nicht.

Als er sie an sich drückte, spürte er ihr Erschrecken, ihre Überraschung und auch, dass es ihr gefiel. Sich vorbeugend, küsste er ihren Nacken und ihr Ohrläppchen.

„Ich könnte Ihnen sehr viele Wege zeigen, Spaß zu haben, Josie“, flüsterte er ihr zu.

Einen flüchtigen Augenblick lang glaubte er, sie werde sich ihm jetzt entziehen, aber dann legte sie den Kopf an seine Brust und neigte ihn zur Seite, um seinen Lippen besseren Zugang zu verschaffen. Er küsste ihren Nacken, strich mit der Zungenspitze über ihre zarte Haut und hinterließ eine feuchte Spur darauf, die sie erschauern ließ. Dann legte er eine Hand auf ihren Bauch und streichelte sie. Sein Herz hämmerte so sehr, als hätte er gerade einen anstrengenden Dauerlauf hinter sich.

„Ja.“

Das Wort klang wie ein Stöhnen, und Nick Schloss die Augen, weil er nicht sicher war, richtig gehört zu haben. „Josie?“

Langsam drehte sie sich in seinen Armen um, schaute mit einem nervösen, unsicheren Lächeln zu ihm auf und sagte noch einmal: „Ja. Zeigen Sie es mir.“

Seine Erregung wuchs ins Unerträgliche. Sein Körper pulsierte vor Verlangen. Langsam beugte Nick sich vor und schaute ihr fragend in die Augen. Sie atmete schnell und flach, und er erkannte, dass sie ebenso aufgewühlt war wie er. Als seine Lippen ihren Mund berührten, gab sie einen leisen Laut der Zustimmung von sich, und ihre Hände schlossen sich um seine Schultern.

Ihr Lippenstift schmeckte nach Kirschen, und er leckte ihn ab, langsam, um jeden Atemzug, jeden Seufzer von ihr auszukosten. Sie versuchte, ihn zu küssen, aber er zog ihre Unterlippe zwischen seine Zähne und knabberte daran, bis ihre Lippen geschwollen waren von seinen Zärtlichkeiten und nach seinen Küssen lechzten.

Ihre Zunge berührte seine, und außerstande, noch einen Moment länger zu warten, nahm er ihre Lippen in Besitz. Sie war so bezaubernd, so unglaublich verführerisch.

Und er brauchte etwa dreißig Sekunden, um festzustellen, dass sie auch verdammt unschuldig war.

Sie erwiderte weder seine Küsse noch seine Zärtlichkeiten. Sie ließ ihn nur gewähren und hielt sich an seinen Schultern fest, als schwindele ihr vor Staunen und Verwunderung. Er führte, aber obwohl sie willig war, folgte sie ihm nicht. Es war fast so, als ob sie gar nicht wüsste, wie.

Aufstöhnend löste er sich von ihr, trat zurück und ließ den Blick über ihren Körper gleiten, der umwerfend sexy wirkte in diesem kurzen Rock und der tief ausgeschnittenen Bluse, betrachtete ihr aufgelöstes rotes Haar und ihr Lächeln, das scheu und einladend zugleich war. Einladend wozu? Sein Herz drohte ihm fast die Brust zu sprengen, und im Stillen fluchte er vor Frustration.

Josie Jackson war eine kleine Schwindlerin. Trotz ihres provokanten Outfits und ihren verführerischen Worten und Gesten passte sie vermutlich besser zu Bob. Aber die Idee machte Nick halb krank vor Ärger, und er schwor sich, dass sein Partner sie nie berühren würde. Das würde er nicht zulassen.

Er kannte die Frauen, er hatte sie studiert, seit er ein Teenager gewesen war. Er kannte das Gute in ihnen und wusste, wieviel Freude sie bereiten konnten. Und durch die weiblichen Mitglieder seiner Familie, insbesondere durch seine Stiefmutter und seine Mutter, kannte er auch die schlechten Seiten der Frauen, ihre Manipulationen und ihre Intrigen.

Dieses Schätzchen hier heckte irgendetwas aus. Niemand konnte Nick Harris vorwerfen, je einer Herausforderung ausgewichen zu sein – vor allem keiner so verführerischen. Er zwang sich zu einem Lächeln und berührte sanft ihre Stirn und ihre Wange. „Wir beide wissen, was wir wollen, Süße. Warum verschwinden wir also nicht von hier und suchen uns ein ruhigeres Plätzchen?“

Er erwartete, dass sie seinen Bluff durchschauen und sich weigern würde. Dann würde sie ihm erklären, was hier lief, und er konnte es ihr auch erklären, und sie würden noch einmal ganz von vorn beginnen und sich kennenlernen. Und eine Sekunde lang sah es tatsächlich so aus, als würde sie seinen Vorschlag ablehnen.

Doch dann überraschte sie ihn, indem sie nickte und leise sagte: „Sie können vorangehen.

Oh ja. Und ob er vorangehen würde. Auf direktem Wege in den Wahnsinn! Er war es nicht gewöhnt, so kurz nach dem Kennenlernen mit einer Frau ins Bett zu steigen. Er war schließlich kein Idiot. Trotzdem nahm er ihre ausgestreckte Hand und führte Josie zum Ausgang. Seine Erregung wuchs mit jeder Sekunde.

Erregung und die sichere Gewissheit, dass er im Begriff war, einen riesigen taktischen Fehler zu begehen, den er vermutlich sein Leben lang bereuen würde, aber einfach nicht verhindern konnte.

2. KAPITEL

„Sind Sie mit dem Wagen hergekommen?“, fragte Nick.

„Nein, mit einem Taxi.“ Weil ihr Wagen so unauffällig und solide wie sie selbst war und sie verraten hätte. Dann hätte sie ihren Plan, den langweiligen Bob abzuschrecken, gleich vergessen können.

„Dann fahre ich.“

„Gut.“ Josie konnte kaum sprechen, so nervös war sie. Sie hatte sich für eine bestimmte Rolle entschieden und würde die Sache jetzt auch durchziehen. Mit diesem attraktiven, sexy Mann, den ihre Schwester gefunden hatte. Kaum zu fassen, dass sie gerade auf ihn verfallen war. Vielleicht begann Susan sie jetzt endlich besser zu verstehen. Sie würde sich bei ihr bedanken müssen … Nein, das würde sie nicht tun. Nach wie vor hasste sie Susans Einmischungen in ihr Leben, und es wurde höchste Zeit, dass sie einen Schlussstrich unter diese üble Angewohnheit zog. Wenn ihre Schwester erfuhr, wie unwiderstehlich dieser Bob Morrison tatsächlich war, würde sie nicht wollen, dass Josie ihn noch einmal sah. Und sie wäre ganz gewiss nicht damit einverstanden, dass sie jetzt zusammen das Lokal verließen, um … um all die wundervollen Dinge zu tun, von denen sie bisher nicht einmal zu träumen gewagt hatte.

Josie war nicht einmal sicher, ob sie selbst damit einverstanden war. So etwas passierte ihr sonst einfach nicht. Sie hatte sich schon beinahe damit abgefunden, dass die Männer sie nicht bemerkten. Aber jetzt kam es ihr irgendwie richtig vor, nach ihrem Instinkt zu handeln. Sie hatte sich nie für impulsiv gehalten, aber natürlich hatte sich auch noch nie ein Mann wie Bob für sie interessiert. Und es war nicht nur sein gutes Aussehen, das ihr gefiel. Es war sein Lächeln, was ihr das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein, und die Tatsache, dass er, seit sie sich begegnet waren, nicht aufhörte, sie anzusehen. Er hatte sie zärtlich in den Armen gehalten, und sie hatte ein Zittern gespürt in seinen Händen, das bewies, dass auch er von diesem seltsamen Fieber angesteckt war. Wenn er sprach, klang seine Stimme tief und heiser, was ein weiterer Beweis dafür war, dass er sie begehrte.

Sie brauchte ihn nur anzusehen, und ihr Herz schlug schneller. Ihr ganzes Leben war sie vernünftig und vorsichtig gewesen, zuerst, um ihren Eltern zu gefallen, und nach ihrem Tod, um ihrer Schwester zu imponieren. Susan nahm Josies Misserfolge persönlich, und daher hatte Josie stets darauf geachtet, sie nicht zu enttäuschen.

Aber jetzt hatte sie eine Chance, andere Seiten des Lebens zu erforschen, was sie als ungeheuer aufregend empfand. Die Natur forderte ihr Recht, und ihre Hormone begannen verrückt zu spielen. Und diesmal – zum ersten Mal in ihrem Leben – würde sie ihrem Gefühl folgen.

„Wollen Sie nicht einmal wissen, wohin ich Sie bringe?“

Josie schaute auf, verletzt von seinem aufgebrachten Ton. Von einer Sekunde zur anderen war er still und mürrisch geworden. Eine steile Falte stand zwischen seinen Brauen, und sein Mund war eine schmale, dünne Linie. Bisher hatte dieser Mund nichts anderes getan, als sie anzulächeln und zu küssen, aber jetzt lag ein harter Zug darum. Misstrauisch trat sie einen Schritt zurück.

„Was ist?“

Er fuhr fort, sie anzuschauen, und strich sich dann mit einer ärgerlichen Geste durch das schwarze Haar. „Nichts. Tut mir leid.“ Er reichte ihr entschuldigend die Hand und wartete.

Josie biss sich unsicher auf die Lippen. Es war etwas ganz Neues und Wunderbares, einen Mann wie diesen zu begehren und zu wissen, dass auch er sie wollte. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie sehr viel von ihrer Sicherheit verloren und es Susan überlassen, ihr Leben zu bestimmen. Und als ältere Schwester war Susan fest entschlossen, Josie jeden Vorteil zu verschaffen und sie vor allem Unheil zu beschützen. Sie hatte Josie die High School beenden lassen und ihr dann das College finanziert und dafür sogar ihre eigene Ausbildung abgebrochen. Sie hatte Josie geholfen, sich in ihrem Beruf zu etablieren, und nun schien es ihr erklärtes Ziel zu sein, ihrer Schwester einen passenden Ehemann zu verschaffen.

Josie war durchaus bewusst, was sie Susan zu verdanken hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie deshalb irgendeinen biederen Geschäftsmann heiraten und eine Familie mit ihm gründen würde. Sie wollte nicht mehr als andere Frauen auch – ein bisschen Romantik, Aufregung und Spaß in ihrem Leben – das Problem war nur, dass sie etwas spät mit der Verwirklichung dieser Wünsche begonnen hatte.

Er hatte gesagt, er sei ungefährlich und sie könne ihm vertrauen. Und das musste sie ihm glauben, weil Susan sie nie mit einem Mann zusammengebracht hätte, der nicht vertrauenswürdig war. Susan setzte hohe Maßstäbe, die fast unerreichbar waren, und deshalb musste er sehr zuverlässig sein, obwohl er das Gegenteil von sich behauptet hatte. Lächelnd legte sie ihre Hand in seine.

Seine warmen Finger schlossen sich um ihre, dann hob er ihre Hand an seinen Mund und küsste ihre Fingerknöchel. Allein diese flüchtige Liebkosung löste ein Gefühl in ihrem Bauch aus, als ob dort Schmetterlinge flatterten. Seine Zunge berührte ihre Haut, glitt für einen winzigen Moment zwischen ihren Mittel- und Ringfinger, und Josie war, als berührte er ihre intimste Stelle. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Stöhnen.

Der Blick, den er ihr zuwarf, war wissend und verheißungsvoll. „Kommen Sie.“

Josie befeuchtete ihre Lippen. „Sie haben mir noch nicht gesagt, wohin wir fahren.“

„An einen ruhigen, stillen Ort, wo ich Sie ganz für mich allein habe, Josie.“

Vorsicht ließ sie wieder innehalten. Er wollte die Kontrolle übernehmen, aber dies war ihre Nacht und die einzige Phantasie, die sie sich vermutlich je erlauben würde. „Ich wüsste gern, wohin wir fahren.“

Er schaute sie an und legte sanft die großen Hände um ihr Gesicht. Er schien fast erleichtert über ihre Fragen, als ob er sie erwartet und mit Widerspruch gerechnet hätte. „Hast du Angst?“

„Sollte ich?“ Sie fürchtete sich nicht wirklich, aber das hieß nicht, dass sie überhaupt keine Bedenken hatte.

Sein Daumen glitt zu ihrem Mundwinkel, strich über ihre Unterlippe und dann über ihr Kinn. Ein heißer Schauer durchzuckte sie, als er sie an sich zog und ihren Kopf ein wenig nach hinten schob. „Öffne deinen Mund für mich, Josie.“

Sie tat es und stieß einen leisen Seufzer aus, als seine Lippen ihre streiften und seine Zunge einen winzigen Moment lang zwischen ihre Zähne glitt. „Hab keine Angst vor mir.“

„Nein.“ Sie schmiegte sich an ihn und wünschte, er zöge sie noch fester an sich, wie vorhin beim Tanzen, als er sie sein drängendes Verlangen hatte spüren lassen. „Ich habe keine Angst vor dir.“

Er lächelte. „Schon möglich, aber ich fühle, wie sehr du zitterst.“

Das stimmte. Ihre Beine drohten ihr den Dienst zu versagen. Da er jedoch nicht wissen konnte, wie neu das alles für sie war, gestand sie leise: „Das tue ich nur, weil ich so erregt bin.“

„Von mir.“

Zwei simple Worte, die wie eine Frage und eine Feststellung zugleich klangen. „Ja. Ich … ich begehre dich.“ Es auszusprechen, brachte ihr Blut noch mehr in Wallung, und sie versuchte, den Kopf zu senken, damit er nicht ihr Erröten sah. Aber das ließ er nicht zu. Stirnrunzelnd musterte er sie prüfend, als versuchte er, sich über irgendetwas klarzuwerden. Josie fragte sich, wieviel deutlicher sie es ihm noch zeigen konnte.

Der kalte Wind zerzauste sein dichtes, glattes Haar. Als sie fröstelte, hörte Nick auf, sie anzustarren, und umschlang sie mit seinen starken Armen. Von diesem Mann umarmt zu werden war eine einzigartige Erfahrung. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich jemals bei einem Mann so sicher und geborgen fühlen könnte. Und dass es so schön sein würde.

„Du hast vielleicht keine Angst, Josie, aber ich habe sie.“

Das überraschte sie, und sie entzog sich ihm. „Das ergibt doch keinen Sinn, was du da sagst, Bob!“ Er fuhr zusammen, und sie trat aus Vorsicht einen Schritt zurück. „Wenn du mich nicht willst, dann sag es einfach“, murmelte sie in einer Mischung aus Beschämung und Verlegenheit.

Und da schloss er sie zu einem weiteren leidenschaftlichen Kuss in seine Arme. Eine heiße Woge durchströmte sie, und sie erschauerte und schmiegte sich noch fester an ihn. Er hielt sie fest umarmt, vertiefte den Kuss und begann zärtlich ihren Mund zu erforschen. Dabei konnte sie seine starke körperliche Erregung spüren, was ihre Vermutung, dass er sie vielleicht nicht begehrte, Lügen strafte.

Als wüsste er genau, wie sie reagierte, schob er sein Bein wieder zwischen ihre Schenkel und übte leichten Druck auf die Stelle ihres Körpers aus, wo die süße Qual am größten war. Mit einer Hand umfasste er ihre Hüfte und hinderte Josie daran, zurückzutreten, während er mit der anderen liebkosend über ihre Brüste glitt und mit dem Daumen ihre steifen kleinen Spitzen streichelte. Er murmelte beruhigende Worte, als sie zusammenzuckte, weil die Gefühle, die er in ihr hervorrief, so intensiv waren, dass sie in Flammen zu stehen glaubte. Aufstöhnend umklammerte sie seine Schultern.

„Verdammt.“ Er schloss die Augen. „Lass uns von hier verschwinden, bevor ich ganz den Kopf verliere“, sagte er und zog sie so rasch mit sich, dass Josie Mühe hatte, auf ihren hohen Absätzen mit ihm Schritt zu halten.

Er führte sie zu einem schwarzen Jeep und öffnete die Tür. Doch als sie einsteigen wollte, erkannte sie, dass sie ein Problem hatte. „Bob …“

„Ja?“

„Ich kann nicht einsteigen.“

Zärtlich strich er ihr das Haar hinter die Ohren und streichelte ihre Wange. „Ich habe dir doch versprochen, dir nicht weh zu tun, Josie. Du kannst mir vertrauen.“

Sie brach in nervöses Kichern aus, was sie beschämte. Sie kicherte sonst nie. „Das ist es nicht. Das Problem ist, dass mein Rock zu eng ist und der Sitz zu hoch.“

Nick lachte leise. „Ja, jetzt verstehe ich, was du meinst. Das haben wir gleich.“ Mühelos hob er sie auf, zögerte dann aber, sie wieder abzusetzen. „Weißt du, dass du leicht wie eine Feder bist?“ Einen Moment zog er sie an sich und küsste ihren Hals, ihr Ohr und ihren Mund, bevor er sie widerstrebend in den Wagen setzte und die Tür zumachte.

Als er einstieg, entschloss Josie sich zu einer gewagten Frage. „Du magst also kleine Frauen?“

„Früher nie.“ Ohne weiter auf das Thema einzugehen, ließ er den Motor an und lenkte den Wagen auf die Straße. „Wie wäre es, wenn wir zu dir gingen? Wir könnten einen Kaffee trinken und uns unterhalten.“

Oh nein, bloß das nicht! durchzuckte es Josie. Sie konnte ihn nicht mit in ihr Apartment nehmen, wo ihr funktioneller Lebensstil und ihre langweilige Persönlichkeit in sämtlichen Details erkennbar waren. In ihren Möbeln, ihren Bildern, ihren CDs und ihren Büchern. Und vor allem in den Erinnerungsfotos, die auf dem Kaminsims standen und ihre verstorbenen Eltern und sie und Susan zeigten. Dort würde er sie mit ihren Zöpfen, ihren Rollkragenpullovern und ihren Faltenröcken sehen …

Das war nicht die Frau, die er begehrte, und sie hätte es nicht ertragen, wenn er jetzt noch einen Rückzieher machte.

„Das ist keine gute Idee, fürchte ich.“

Er warf ihr einen neugierigen Blick zu. „Warum nicht?“

Warum nicht? „Nun ja … meine Wohnungsnachbarin hat für heute eine große Party geplant, und ich habe abgesagt. Wenn sie mich sieht, dann wäre sie gekränkt oder würde darauf bestehen, dass ich doch noch zu der Party komme.“ Es war nur zum Teil gelogen. Die meisten ihrer Nachbarn in dem großen Apartmenthaus waren nette, ruhige alte Leute, die von ihren Pensionen und ihren Renten lebten. Sie waren ihre Freunde und die einzigen Menschen, in deren Gesellschaft sie sich vollkommen ungezwungen fühlte. Sie mochten sie und waren ihr dankbar für ihre Unterstützung, ganz gleich, wie unbedeutend sie auch war. Ihnen brauchte sie nichts zu beweisen, bei ihnen konnte sie ganz sie selber sein.

Früher hatte es nie Partys in dem großen Haus gegeben. Doch mit Josies Hilfe und Ermutigung hatte Mrs Wiley begonnen, lustige Feten für ihre Mitbewohner zu veranstalten – wenn auch keine von der Art, zu der Josie Bob gern mitgenommen hätte. Man konnte Mrs Wiley mit Fug und Recht als eine Art „moderne“ Großmutter bezeichnen.

Bob nickte verständnisvoll und runzelte dann nachdenklich die Stirn.

„Warum gehen wir nicht zu dir?“, schlug Josie vor.

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf und warf ihr einen raschen Blick zu. „Das ist auch keine gute Idee.“

„Warum?“

„Weil ich … Ich wage es kaum vorzuschlagen, weil ich dich auf keinen Fall beleidigen möchte.“

„Was?“ Ihre Neugier war geweckt.

„Mein Vater hat ein kleines Hausboot am Fluss, nicht weit von hier. Es ist sehr friedlich dort. Und still. Wie zu Hause, nur kleiner. Und auf dem Wasser.“

Wie romantisch – und wie lieb von ihm, dass er befürchtete, sie mit dem Vorschlag zu beleidigen. „Das klingt wunderbar, aber … Ich dachte, Susan hätte gesagt, deine Eltern wären tot.“

„Meine …“ Er wandte das Gesicht ab und starrte auf die Straße vor ihnen.

„Bob?“

Jetzt stöhnte er. Als er sie endlich ansah, lag ein harter Zug um seinen Mund. „Das sind sie. Gestorben, meine ich. Aber sie haben mir das Boot hinterlassen, und irgendwie betrachte ich es wohl noch immer als ihr Eigentum.“

Er ließ es wie eine Frage klingen, als sei er sich selbst nicht sicher, was keinen Sinn ergab. Aber vielleicht hatte er ihren Verlust noch nicht verwunden. Josie wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer das war. Sie hatte Monate gebraucht, um den Schock über den Tod ihrer Eltern zu verarbeiten. „Meine Eltern starben, als ich fünfzehn war. Danach übernahm Susan die Verantwortung für mich. Es schmerzt, sich daran zu erinnern, nicht?“

Sein Blick war unergründlich. „Schmerzt es dich?“

„Ja. Sie fehlen mir noch immer sehr, obwohl ihr Tod schon zehn Jahre zurückliegt. Und … ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, was Susan alles für mich aufgegeben hat. Wir haben keine anderen Verwandten, und da sie schon neunzehn war und somit volljährig, überließ man ihr die Vormundschaft für mich.“ Ganz so einfach war es nicht gewesen, aber Josie wollte jetzt nicht darüber sprechen, wie hart Susan damals um sie gekämpft hatte.

Er griff nach ihrer Hand. „Ich bezweifle, dass Susan es anders hätte haben wollen. Sie scheint sehr resolut zu sein in allem, was sie tut.“

„Das stimmt. Sie ist eine sehr willensstark.“ Josie lächelte und wechselte das Thema. „Erzähl mir von dem Boot.“

Er drückte ihre Hand. „Nein. Wenn ich darüber rede, dich dort hinzubringen, kann ich mich nicht auf das Fahren konzentrieren.“

Er sagte nie, was sie erwartete. „Warum?“

„Weil ich wünschte, wir wären bereits da.“ Er warf ihr einen raschen, erwartungsvollen Blick zu. „Ich will mit dir allein sein, Josie. Ich möchte dich anfassen und dich küssen. Ich möchte …“

Sie schnappte nach Luft und murmelte dann rasch: „Vielleicht sollten wir wirklich nicht darüber reden.“ Er lachte leise, als sie sich mit zitternder Hand Luft zufächelte.

Nachdem ein oder zwei Minuten in angespanntem Schweigen verstrichen waren, sagte er: „Gut. Dann lass uns über etwas Unverfänglicheres reden.“

Josie lächelte erleichtert. „Einverstanden.“

„Erzähl mir von deiner Arbeit.“

„Na schön. Eigentlich dachte ich, Susan hätte dir schon alles darüber gesagt.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich möchte es lieber von dir selbst hören.“

„Ich arbeite als private Kranken- und Altenpflegerin. Ich begann bei einer Agentur, aber die unpersönliche Arbeitsweise dort gefiel mir nicht. Ich entwickelte immer eine Beziehung zu den Leuten, mit denen ich arbeitete, doch sobald sie aus der Pflege entlassen wurden, sollte ich sie nicht mehr wiedersehen. Aus diesem Grund beschloss ich, mich selbständig zu machen. Susan wusste, wie man ein Geschäft gründet, da sie bereits ihren eigenen Blumenladen aufgemacht hatte, und sie hat mir sehr beim Start geholfen.“

„Gefällt dir deine Arbeit?“

„Sie war bisher das einzige, worin ich wirklich gut war, und war stets ein großer Trost für mich.“

Sie erkannte ihren Fehler, als Bob ihr stirnrunzelnd einen Blick zuwarf. „Was willst du damit sagen?“

Diesmal wählte sie ihre Worte mit Bedacht. „Was ich meine, ist, dass ich etwas ändern will in meinem Leben. Ich bin jetzt fünfundzwanzig Jahre alt und habe in beruflicher Hinsicht fast alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Und deshalb habe ich mir nur private Ziele gesetzt. Dinge, die ich noch erleben möchte, bevor ich zu alt bin, um sie zu genießen.“

Er schluckte. „Fünfundzwanzig?“

„Überrascht dich das? Hat Susan das nicht erwähnt?“

Er strich sich in einer nervösen Geste mit der Hand über das Gesicht. „Ja, ja, das hat sie.“ Seine Stimme wurde leiser, sanfter. „Aber du bist viel attraktiver, als ich dachte. Und du wirkst … reifer als fünfundzwanzig.“

„Danke.“ Josie fragte sich, ob das nicht vielleicht daran liegen mochte, dass sie soviel mit alten Menschen zusammen war.

„Du sprachst von privaten Zielen. Erzähl mir davon.“

Es fiel ihr schwer, vom Thema abzulenken, da es ihn wirklich zu interessieren schien. Aber er brauchte nicht zu wissen, dass er selbst auch auf der Liste ihrer Ziele stand. Wenn er entdeckte, was für ein zurückgezogenes Leben sie führte und wie behütet sie bei ihrer Schwester aufgewachsen war, würde er dann nicht lieber darauf verzichten, sie zum Hausboot mitzunehmen? Das Risiko wollte sie nicht eingehen.

„Jeder hat private Ziele. Du nicht? Ich glaube, Susan sagte, du hättest vor, dein Firmenkapital in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Das nenne ich ein Ziel.“

Er murmelte etwas, was sie nicht verstand.

„Was sagtest du?“

„Nichts.“

Er bog auf einen schmalen Weg ein, der zu den Anlegestellen führte. „Es ist mein Partner, der die Agentur vergrößern will. Ich bin zufrieden mit dem, was wir schon haben. Die Firma läuft sehr gut, und um das Auftragsvolumen zu verdoppeln, müssten wir entweder einen Großteil unserer Freizeit opfern oder einen weiteren Partner aufnehmen. Ich will weder das eine noch das andere. Arbeit ist nicht das einzige in meinem Leben. Ich möchte Zeit für meinen Großvater haben, andere Leute sehen und mich anderen Interessen widmen. Die Arbeit ist wichtig, aber sie kommt für mich nicht an erster Stelle.“

Erstaunt über diese Gefühle, die ihre eigenen widerspiegelten, sagte sie: „Ich kann es fast nicht glauben. Meine Schwester erwähnte deinen Partner, aber sie sagte nur, er sei arrogant und sie möge ihn nicht. Sie hält ihn für seicht und oberflächlich. Ich glaube, sie hat sich sogar geweigert, mit ihm zusammenzuarbeiten, nicht?“

Selbst in der Dunkelheit konnte sie sehen, wie er errötete. „Ja, Nick war ihr vom ersten Augenblick an unsympathisch. Mir war nicht ganz klar, warum …“

„Susan meint, er habe auf Teufel komm raus versucht, mit ihr zu flirten. Sie hat einen sechsten Sinn für Weiberhelden, und sie sagte, Nick sei der Typ, der Frauen anzieht wie der Honig die Bienen.“

Nick warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Das stimmt nicht. Plumpe Anmache ist nicht sein Stil. Dazu ist er viel zu diskret.“

„Offensichtlich nicht diskret genug. Susan ist sehr emanzipiert und will nicht anders als ein Mann behandelt werden. Ihrer Beschreibung entnahm ich, dass dein Partner ein ziemlich übler Chauvi sein muss. Sie hat ihn als ‚arrogant und großspurig‘ bezeichnet.“

Er fluchte leise. „Nun ja, Nick hat auch nicht viel für tyrannische Frauen übrig, und ein Tyrann ist deine Schwester.“

Das konnte Josie nicht abstreiten; sie lachte sogar. „Das stimmt. Ich betrachte es als Teil ihres ganz speziellen Charmes.“

Ein skeptischer Blick ersetzte sein Stirnrunzeln. „Wenn du meinst. Auf jeden Fall war es leichter für sie, mit mir zu arbeiten.“

Josie lachte. „Susan sagte, ihr hättet die beste Werbeagentur der Stadt. Und sie zeigte mir die Anzeigen für ihren Blumenladen. Sie sind phantastisch.“ Josie legte einen Moment die Hand auf seinen Arm. „Susan sagt, du wärst das Hirn der Agentur, während Nick bloß ein bisschen Talent zusteuert. Aber ich glaube, dass auch du recht talentiert bist. Und überhaupt nicht so, wie ich erwartet hatte.“

„Ach?“ Das klang zerstreut, als ob er nur mit halbem Ohr hinhörte.

„Ich habe allmählich das Gefühl, Susans einziges Hobby ist es, Verabredungen für mich zu treffen, und ich wäre jede Wette eingegangen, dass du bloß wieder so ein Typ warst wie der letzte.“

Das weckte sein Interesse. „Was gab es denn auszusetzen an dem letzten?“

„Nichts, wenn man Männer mag, die nur über sich selbst reden und sich endlos über ihre Zukunftsaussichten und die Lauterkeit ihrer Motive auslassen. Nach einer Stunde schon beschrieb er mir detailgetreu, wie er sich alles vorstellte. Er meinte, falls ich ihm gefiele, würde er nach etwa einem Monat mit mir schlafen, um sicherzugehen, dass wir zusammenpassten, und danach könnten wir dann das Datum für die Hochzeit festsetzen. Natürlich erwartete er, dass ich einen Ehevertrag unterschrieb und auf alle Ansprüche am Familienvermögen verzichtete, da er in der Firma seines Vaters beschäftigt war.“ Wieder lachte sie. „Wo Susan so viele heiratswillige Männer findet, ist mir schleierhaft.“

Nach einer gemurmelten Bemerkung, die sie nicht hören konnte, wandte er sich ihr zu. „Ich hoffe, an diesem Punkt hast du ihn sitzenlassen.“

„Allerdings. Und dann musste ich mir einen Vortrag von Susan anhören, ich hätte ihm keine Chance gegeben. Sie meinte, er sei nur nervös gewesen, weil es unsere erste Verabredung war.“

„Das klingt, als wäre er ein eingebildeter Affe“, entgegnete Nick. Mit schiefgelegtem Kopf betrachtete er sie einen Moment. „Weißt du, ich glaube, deine Schwester kennt dich nicht sehr gut.“

Josie zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich sieht Susan mich nach wie vor als schüchterne, unsichere Fünfzehnjährige, die den Tod ihrer Eltern nicht verwindet und sich vor dem Leben fürchtet. Susan hat ihr eigenes Leben aufgeopfert, damit meins sich nicht allzu sehr veränderte. Sie hat mich immer wie eine arme Prinzessin behandelt, die nur darauf wartet, dass ein gutaussehender Prinz erscheint und sie in sein hypothekenfreies Schloss entführt. Heute hält sie es für ihre Pflicht, mich zu verheiraten, und ich fürchte, bis ihr das nicht gelungen ist, wird sie ihr eigenes Leben auch weiterhin zurückstellen.“

„Du läufst wohl kaum Gefahr, als alte Jungfer zu enden. Du bist noch verdammt jung mit fünfundzwanzig.“

„Ich weiß das, aber Susan ist sehr altmodisch. Ihr klarzumachen, dass sie mit ihre Verkuppelungsversuche aufgeben soll, wird nicht einfach sein.“

„Du bist sehr nachsichtig mit ihr, nicht wahr? Eigentlich bist du überhaupt nicht so, wie sie dich beschrieben hat.“

„Ich kann mir gut vorstellen, wie sie mich beschrieben hat.“ Josie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wahrscheinlich wie eine weibliche Version von dir.“

Er bewegte sich ein wenig unbehaglich, als er den Wagen am Ende eines langen Piers parkte und den Motor abstellte. „Wir sind da.“

Sie schluckte, und ihr Magen begann vor Nervosität zu kribbeln, als ihr plötzlich zu Bewusstsein kam, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie sich verhalten sollte.

„Josie.“ Er legte eine warme Hand um ihren Nacken. „Ich möchte, dass du weißt, dass ich das sonst nicht tue.“

„Was?“ Der heisere Klang ihrer Stimme hätte sie verlegen stimmen müssen, aber sie war viel zu nervös und aufgeregt, um sich deswegen Sorgen zu machen.

„Ich bin zweiunddreißig, Josie, und kein grüner Junge mehr. Ich kenne die Risiken flüchtiger sexueller Abenteuer und bin sonst vorsichtiger. Aber du hast mich überrumpelt und … verdammt, ich weiß selbst nicht, was ich tue. Ich weiß nur, dass ich bei dir sein will. Ich möchte dich nackt in meinen Armen halten und dich sagen hören, dass du mich genauso sehr willst wie ich dich.“

„Das tue ich“, wisperte sie.

Er legte die Hände um ihre Wangen und schaute ihr prüfend in die Augen. „Ich kann mich nicht entsinnen, je eine Frau so sehr begehrt zu haben wie dich.“ Er küsste sie flüchtig, aber es genügte, um ihr den Atem zu rauben und sie die Augen schließen zu lassen. „Das kann keine flüchtige Affäre sein.“ Er schien selbst überrascht, dass er es sagte, fügte aber dann hinzu: „Versprich es mir.“

Sie nickte stumm. Sie hätte ihm versprochen, was er wollte.

„Sag mir, dass du mich nicht dafür hassen wirst.“

Darauf schaute sie ihn wieder an. „Wie meinst du das?“

Zärtlich legte er die Stirn an ihre. „Ich fürchte, dass ich es bereuen werde, weil du es bereuen wirst.“

Mit einer Hand berührte sie sein Kinn und lächelte. „Das halte ich für ausgeschlossen.“ Sie war sich in ihrem ganzen Leben noch nie einer Sache so sicher gewesen.

Er zögerte noch einen winzigen Moment, bevor er ausstieg und zu ihr hinüberkam. Sie hatte ihre Tür bereits geöffnet, aber er war da, bevor sie aussteigen konnte. Aber er reichte ihr nicht nur die Hand, sondern hob sie auf seine Arme und trug sie zu dem schmalen Pier hinüber.

Seine Schritte auf den hölzernen Planken hallten laut durch die nächtliche Stille, als Nick zum Eingang des Hausboots hinüberging. Während er Josie mit einem Arm festhielt, suchte er in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel, schloss auf und duckte sich, um zu vermeiden, dass Josie sich den Kopf stieß. Sie hatte kaum Gelegenheit, sich an Deck umzusehen, wo sie in einer Ecke einen Whirlpool sah, bevor Nick eine kurze, schmale Treppe hinunterstieg. Als sie die letzte Stufe überschritten hatten, blieb er stehen, schloss sie noch fester in die Arme und küsste sie.

Dann, ohne die geringste Eile, ließ er sie ganz langsam an seinem Körper hinuntergleiten, was ihr seine Kraft, seine Größe und das Ausmaß seiner Begierde noch deutlicher als vorher zu Bewusstsein brachte. Es war so dunkel, dass Josie nicht viel sehen konnte, aber das war auch nicht nötig. Er führte sie zu einer niedrigen Koje, und zusammen sanken sie auf die Matratze. Als er nach einem weiteren leidenschaftlichen Kuss den Kopf hob, geschah es nur, um eine Bitte auszusprechen.

„Nenn mich, wie du willst heute Nacht“, murmelte er rau, „aber sag bitte, bitte nicht Bob zu mir.“

3. KAPITEL

Offenbar hatte er den Verstand verloren. Nur das konnte die Erklärung für eine solch lächerliche Bemerkung sein. Aber Nick nahm sie trotzdem nicht zurück. Wenn Josie ihn noch einmal Bob nannte, würde er vor Widerwillen sterben – oder mit der Wahrheit herausplatzen und alles ruinieren.

Aber sie versteifte sich in seinen Armen, und er spürte, wie verwirrt sie plötzlich war. „Ich verstehe nicht …“

Ihre Augen waren kaum zu sehen im dunklen Inneren des Boots, als sie auf seine Antwort wartete. Aber in seinem erregten Zustand wollte ihm keine vernünftige Erklärung einfallen, und so tat er das einzige, was ihm einfiel, um sie abzulenken: er küsste sie wieder.

Ihre vollen weichen Lippen öffneten sich, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Er drang in die warme Höhlung ihres Mundes ein und spürte voller Freude, wie willig sie auf das erotische Spiel seiner Zunge einging. Es schien gerade so, als könne sie nicht genug von ihm bekommen.

Was diese Frau ihm antat, war nicht mit Worten zu beschreiben. Er glaubte nicht an Liebe auf den ersten Blick; er war nicht einmal sicher, dass es Liebe überhaupt gab. Was ihn betraf, so hatte er sie jedenfalls noch nicht erlebt. Aber irgendetwas in ihm sagte ihm, dass Josie die Richtige für ihn war, die Frau, auf die er sein Leben lang gewartet hatte, ohne es zu wissen. Ihr Duft machte ihn trunken vor Lust, ihre Berührung – unschuldig, zaghaft und suchend – erregte ihn mehr, als er es für möglich gehalten hätte. Sie vereinte eine faszinierende Mischung aus verführerischer Sinnlichkeit und mädchenhafter Scheu in sich.

Himmel, wie sehr er sie begehrte!

Zärtlich ließ er seine Lippen über ihren Hals gleiten, ohne die geringste Eile, weil er sich Zeit für sie nehmen und sie die ganze Nacht lang lieben wollte.

Vorausgesetzt, sie ließ es zu.

Er lauschte ihren leisen Seufzern und achtete genau auf ihre Reaktionen. Es sollte auch für sie etwas ganz Besonderes werden. Wenn sie ihn später hasste, weil er sie belogen hatte, musste er sie daran erinnern können, wie unglaublich schön es zwischen ihnen gewesen war. Es würde vielleicht seine einzige Möglichkeit sein, sich eine zweite Chance zu sichern. Deshalb musste es für sie genauso überwältigend sein wie für ihn.

Während seine Lippen über ihre Bluse glitten, nahm er das aufgeregte Pochen ihres Herzens wahr und merkte, dass sie erwartungsvoll den Atem anhielt, als sein Mund sich den kleinen harten Knospen näherte, die sich unter der dünnen Bluse abzeichneten. Aber auch jetzt ließ er sich entnervend viel Zeit für seine Zärtlichkeiten.

Sanft legte er die Hände um ihre Brüste und hob sie an seine Lippen, küsste jede Sommersprosse und berührte sie mit seiner warmen Zunge. Josie bewegte sich ungeduldig und drängte ihn, sich zu beeilen, aber er wusste, dass er nicht eher nachgeben würde, bis sie beide außer Atem waren vor Verlangen.

„Bitte …“, flehte sie, und bei dem rauen Tonfall ihrer Stimme durchzuckte es ihn heiß.

„Pst. Wir haben es nicht eilig“, beruhigte er sie und strich ganz sachte mit dem Daumen über eine ihrer Brustspitzen. Unwillkürlich bäumte sie sich auf und krallte die Finger in sein Haar. Er fuhr zusammen, aus Schmerz, aber auch aus Verblüffung über ihre ungestüme Reaktion. Seine Zungenspitze glitt noch tiefer, am Rand ihres spitzenbesetzten BHs entlang, ihren Brustspitzen schon ganz nahe, aber noch nicht nahe genug.

„Bob …“

„Nein!“ Er hob den Kopf und küsste sie hart auf die Lippen. „Josie, du kannst stöhnen, mich verfluchen oder betteln. Aber ich will nicht, dass du sprichst.“

„Aber …“

Durch den dünnen Stoff der Bluse und des BHs nahm er eine ihrer Brustspitzen zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb sie. Wieder rief seine Berührung eine so heftige Reaktion in ihr hervor, wie er es noch nie zuvor bei einer Frau erlebt hatte. Er küsste die zarte Haut ihres Halses, zog sie behutsam zwischen seine Zähne und erreichte mit dieser doppelten Attacke, dass Josie aufschrie und die Worte rief, die er jetzt hören wollte.

„Oh, bitte …“

Es war ein leichtes, sie zurückzudrängen, bis sie ausgestreckt vor ihm auf der schmalen Koje lag. Die Gewissheit, dass sie ihn mit fieberhafter Ungeduld erwartete, genügte fast, um ihn in eine peinliche Situation zu bringen. Sein erhitzter Körper forderte gebieterisch Erfüllung, und Nick musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um nicht über Josie herzufallen wie ein Verhungernder über ein plötzlich entdecktes Festmahl.

„Warte einen Moment“, bat er mit rauer Stimme und strich ihr über die Wange.

Mit einer Hand griff er nach der kleinen Petroleumlampe, die er abends beim Angeln benutzte. Er wollte Josie sehen, aber nicht durch zu grelles Licht die Intimität der Atmosphäre stören oder Hemmungen in Josie wecken, die sie bisher nicht gezeigt hatte. Als er die Lampe angezündet hatte, drehte er den Docht herunter, bis sie nur noch einen schwachen Schein verbreitete, der zwar nicht bis in alle Ecken der Kabine drang, aber Josies Körper an bestimmten Stellen sanft beleuchtete – die Wölbungen ihrer Brüste, ihre schlanken Schenkel, ihre hohen Wangenknochen und ihren geraden kleinen Nasenrücken. Und ihre großen Augen, die vor Verlangen glühten. Nick atmete noch einmal tief durch, um sich zu beruhigen, aber es nützte nichts.

Noch nie hatte er eine verlockendere Frau gesehen. Ihre Hände lagen neben ihrem Kopf, mit den Handflächen nach oben, und sie krümmte erwartungsvoll die Finger und beobachtete ihn unter halbgeschlossenen Lidern. Eins ihrer Beine hatte sie ein wenig angezogen, wodurch der ohnehin schon kurze Rock noch höher hinaufgerutscht war, sodass Nick ihren hellen Satinslip erkennen konnte.

Nick stand auf und streifte hastig sein Hemd ab. Sein Blick wich nicht von Josie, und er lächelte, als er sah, dass auch sie ihn eindringlich betrachtete. Ihr Blick verriet so viel Leidenschaft, dass er ihn fast wie eine körperliche Berührung spürte, und sie begann sich unruhig zu bewegen.

Rasch zog er Schuhe und Socken aus, öffnete seine Jeans und zog den Reißverschluss ein Stück hinunter, um sich ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Als der Druck nachließ, schloss er für einen Moment aufatmend die Augen.

„Was ist mit deiner Hose?“

Der kehlige Tonfall ihrer Stimme bewies, wie ungeduldig sie allmählich wurde.

„Was das Ausziehen angeht, hast du einiges nachzuholen“, erwiderte er lächelnd und beugte sich vor, um ihre Bluse aufzuknöpfen. Wieder küsste er Josie und strich mit den Lippen über die zarte Haut, bis ihre Brüste vor Verlangen pulsierten und sie sich ihm aufstöhnend entgegenbog. Als sie die Hände nach ihm ausstreckte, ergriff er sie und hielt sie über ihrem Kopf. „Entspann dich, Josie.“

Ein erstickter Laut entrang sich ihr. „Entspannen? Jetzt?“

Er lachte leise. „Du sagtest, du wolltest Spaß und Aufregung. Bist du bereit, mir zu vertrauen?“

„In welcher Hinsicht?“, fragte sie, aber es klang eher erwartungsvoll als misstrauisch.

Ihre Bluse war inzwischen offen, und er konnte nicht den Blick von ihren kleinen festen Brüsten abwenden. „Dass ich dir mehr Vergnügen verschaffen werde, als du ertragen kannst.“ Nacheinander küsste er die empfindsamen, hochaufgerichteten Spitzen ihrer Brüste, liebkoste sie mit seiner Zunge und nahm sie zwischen seine Zähne. Ihr ganzer Körper spannte sich an, und sie konnte das Stöhnen, das in ihrer Kehle aufstieg, nicht mehr zurückhalten.

„Du hast sehr sensible Brüste“, murmelte er.

„Bitte …“

Indem er ihre Brüste küsste und liebkoste, bis ihr BH feucht über den harten Spitzen war, zeigte er ihr, wieviel Vergnügen sie erwarten konnte und wie geduldig er in diesen Dingen war. Er liebte es, einer Frau Lust zu schenken, aber noch nie war es ihm so wichtig wie bei Josie erschienen. Diesmal ging es ihm vor allem darum, sie durch die Lust, die er ihr schenkte, an sich zu ketten. Er musste ein Verlangen in ihr wecken, das nur er und niemand sonst zu befriedigen vermochte.

Sanft umfasste er ihre Schulter und drehte Josie auf den Bauch. Verwundert schaute sie sich nach ihm um, aber er lächelte nur und begann den Reißverschluss an ihrem Rock aufzuziehen. Der Rock straffte sich noch immer um ihren runden Po, was ein solch verführerischer Anblick war, dass Nick einen Moment lang innehielt, um beide Hände um diesen wohlgeformten Po zu legen. Ein leises Stöhnen entrang sich ihren Lippen, und sie begann sich unruhig unter ihm zu winden, als er durch die Nylonstrümpfe ihre Kniekehlen küsste.

Langsam ließ er seine Lippen höhergleiten, was ihr ein weiteres Aufstöhnen entlockte. Sie barg das Gesicht im Kissen und umklammerte mit beiden Händen den Bezug.

Sie trug Strümpfe, die an schmalen Strapsen befestigt waren. Nick liebte Strümpfe.

So ein kleines Luder, dachte er und verbat sich jeden anderen Gedanken, weil er kein Gefangener seiner eigenen Emotionen werden wollte. Mit zwei Fingern löste er einen Strumpf und schob ihn ein wenig tiefer, um die weiche, heiße Haut darunter zu berühren. Ihre festen, schlanken Schenkel spreizten sich ganz unwillkürlich, als sie seine heißen, glatten Lippen auf sich spürte.

„Bob …“

Mit einer ungeduldigen Bewegung streifte er ihr den Rock ab. Sie stieß einen leisen Schrei aus und drückte das Gesicht noch tiefer in das Kissen. Der seidene Slip glitt wie von selbst herunter, als Nick ihren festen kleinen Po küsste und mit zwei Fingern zwischen ihre Schenkel fuhr, um ihre seidige Wärme zu erkunden. Sein Herz begann wie wild zu pochen, und rasch zog er die Hand zurück, aus Angst, die Kontrolle zu verlieren. Josie war bereit für ihn, das fühlte er.

Zärtlich strich er mit den Lippen über ihren Nacken, während er ihren BH öffnete und die Träger von den Schultern schob. Dann drehte er Josie wieder um.

Selbst im Halbdunkel konnte er sehen, dass sie errötete, und die Art, wie sie schützend den BH vor ihre Brüste hielt, ließ ihn einen Moment lang innehalten. Josie wusste offenbar gar nicht, wie sie ihren Körper einsetzen konnte, um ihre Ziele zu erreichen. Sie hatte keine Ahnung von der Macht, die Frauen über Männer ausübten; keine ihrer Emotionen war gespielt. Die Erkenntnis erschütterte ihn so sehr, dass seine Hände zitterten.

Da er sie auf keinen Fall bedrängen oder zu irgendetwas zwingen wollte, was sie nicht wünschte, nahm er sie nur zärtlich in die Arme und streichelte beruhigend ihr Haar und ihren Rücken. Er wollte ihr Zeit geben, zu verstehen, was geschah, und es zu akzeptieren.

„Was hast du?“

Er seufzte. Aus welchem Grund auch immer, sie hatte das Ganze geplant. Eine andere Erklärung für die Art, wie sie sich ihm genähert und ihn dann auf das Boot begleitet hatte, gab es nicht. Aber sie war auch sehr verunsichert – was sehr verblüffend war angesichts ihrer natürlichen Sinnlichkeit und ihrer offenkundigen Sehnsucht nach ihm.

Er nahm ihre Hand und zog sie an seine Brust. „Bist du sicher, dass du es willst, Josie?“

Ruckartig hob sie den Kopf und schaute ihn betroffen an. „Du nicht?“

Er lachte auf, bevor er es verhindern konnte. Ihre Naivität entzückte ihn. „Ich würde ein ganzes Jahr meines Lebens dafür geben, eine Woche mit dir auf diesem Boot zu bleiben und dich Tag und Nacht zu lieben!“, schwor er und berührte zärtlich ihre Wange und ihr Kinn. „Aber ich möchte nichts tun, was dir nicht gefällt. Wir haben keine Eile. Wenn du lieber …“

Sie runzelte die Stirn und erwiderte mit leisem Groll: „Es wäre mir lieber, wenn du aufhören würdest, mich zu quälen.“ Dann, nach einem weiteren unsicheren Blick auf ihn, ließ sie den BH sinken und lehnte sich zurück.

Nick stockte der Atem. Sie hatte verdammt hübsche Brüste. Klein und fest und wohlgeformt. Er regte sich nicht, löste nur den Blick von den verführerischen Rundungen und richtete ihn auf ihr Gesicht. „Was willst du, Josie?“

„Ich …“ Heiße Röte stieg in ihren Wangen auf, und sie sagte leise: „Ich möchte, dass du mich wieder küsst.“

Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er fragte: „Wo?“

Die zarten rosigen Knospen ihrer Brüste lockten ihn. Beinahe glaubte er sie mit seiner Zunge schon zu kosten. Als Josie die Hand hob, zögerte und sich dann dort berührte, wo er gern seine Lippen gehabt hätte, stöhnte er. „Komm her.“

Auch jetzt regte er sich nicht und überließ es ihr, den nächsten Schritt zu machen. Aber er öffnete die Lippen ein wenig und richtete den Blick auf ihre Brust, und mit einem kleinen Seufzer beugte sie sich über ihn.

Ihre Brustspitze streifte seine Lippen, und er hob eine Hand, um sie zu führen und zu halten, während er sie mit dem Mund liebkoste und spielerisch darüber blies.

Josies Bewegungen waren ungeschickt, aber so ungemein erregend, dass er um seine Beherrschung fürchtete. Vor allem ihr hingerissener, verträumter Blick, der ihm alles verriet, was sie empfand, und ihm eine Nähe erlaubte wie noch keine andere Frau zuvor, steigerte seine Erregung bis ins Unermessliche.

Er ertrug es nicht. Begierig sog er ihren Duft ein und presste sein Gesicht an ihren Hals. Widerstrebend ließ sie ihn los, als er im Bett an ihr hinunterglitt und mit den Lippen einen sinnlichen Pfad über ihre Brust, ihre Rippen und flachen kleinen Bauch beschrieb. Schließlich gelangte er zu der aufreizenden Zone zwischen ihren Schenkeln und genoss den intimen Anblick, der sich ihm bot.

„Nein!“

„Ja.“ Noch nie hatte er sich irgendetwas so sehr gewünscht, wie alles von ihr zu erforschen. Ihr Duft, frisch und zart, wirkte wie ein zusätzliches Stimulanz auf ihn. Sanft küsste er ihre empfindsamste Stelle und stöhnte vor Erregung, als er spürte, wie weich und einladend sie war. Mit einem leisen Aufschrei bäumte Josie sich auf und hob sich ihm entgegen. Sie erschauerte und flehte bei jeder weiteren Liebkosung seiner Lippen und seiner Zunge um mehr. Da er wusste, dass es um seine Beherrschung bald geschehen sein würde, steigerte er noch ihre Lust, indem er behutsam mit zwei Fingern in sie eindrang.

Er fühlte, wie Josies Spannung wuchs und wie die Schauer der Ekstase sie davontrugen. Noch nie hatte er eine solche Hingabe bei einer Frau erlebt, niemals eine. Das steigerte sein eigenes Verlangen ins Unerträgliche, und er presste sich fast schmerzhaft hart an die Matratze, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Als Josie schließlich still und ermattet dalag, die Beine noch immer weit gespreizt, wusste er, dass ihm nur noch Sekunden blieben, um ein Kondom überzustreifen und sie zu nehmen, denn er konnte sich nicht länger zügeln.

Ungestüm und machtvoll drang er in sie ein – und erstarrte. Mit einem schockierten Schrei versteifte sie sich, und er starrte sie betroffen an, nicht sicher, ob er das Unfassbare glauben sollte. Sie war fünfundzwanzig, schön und so sexy, dass sie jeden Mann um den Verstand bringen konnte. Sein Herz begann wie wild zu pochen.

„Josie?“

Ein Schauer durchzuckte sie, was er mit jeder Faser seines Körpers spürte. Er schloss die Augen.

Sie atmete mehrmals tief durch, bevor sie sagte: „Ich … Es ist nicht schlimm.“

Er legte seine Stirn an ihre. „Du bist noch Jungfrau?“, fragte er in ungläubigem Ton.

„Ich … war es.“

Aber jetzt nicht mehr. Jetzt gehörte sie ihm. Sein Herz schlug noch schneller angesichts dieser Erkenntnis, und purer männlicher Stolz erfasste ihn. Aber sein Verstand begriff dies alles nicht und war nicht in der Lage, es einzuordnen. Diskussionen würden bis später warten müssen; sein Körper forderte sein Recht, ohne die Zustimmung seines Verstandes abzuwarten.

Sehr langsam, um ihr nicht weh zu tun, drang Nick noch tiefer in sie ein. Wieder bog sich Josie ihm entgegen und stöhnte auf. Seine nächste Bewegung entlockte ihr einen leisen Schrei – der nach lustvoller Verblüffung klang. Ein dritter Stoß, und sie schlang ihm die Beine um die Hüften und hielt ihn fest an sich gepresst, während er noch tiefer in sie eindrang und einem schwindelerregenden Gipfel entgegentrieb. Als er erschöpft sie sank, umklammerte sie seinen Nacken und küsste sein Ohr und seine Schläfe. Ihr Atem kühlte seine erhitzte Haut, und ihn durchströmte ein bisher unbekanntes, ziemlich verwirrendes Gefühl, das Zärtlichkeit gefährlich nahe kam.

Nachdem einige Minuten verstrichen waren und sie beide wieder ruhiger atmeten, bewegte Josie sich und flüsterte an seinem Ohr: „Du bist der wunderbarste Mann, dem ich je begegnet bin.“

Verwunderung lag in ihrer Stimme, und auch so etwas, was wie Ehrfurcht klang. Er lächelte, um ihr das Kompliment zurückzugeben, sie wieder zu küssen und noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Aber da strich sie ihm über das Haar, küsste seine Schulter und fügte scheu hinzu: „Danke, Bob“, und das versetzte ihn schlagartig wieder in die Wirklichkeit zurück.

Verdammt, vielleicht war dies jetzt der Moment, ihr alles zu erklären, denn er ertrug es einfach nicht mehr länger, dass sie ihn mit dem Namen eines anderen Mannes ansprach. Nicht nach allem, was zwischen ihnen gewesen war, und nachdem er beschlossen hatte, dass sie zusammengehörten – und das nicht nur für diese eine Nacht.

Er schaute auf und sah sie lächeln. „Josie …“

Sie hob einladend die Hüften, was prompt von neuem Begierde in ihm weckte. Lächelnd umfasste sie seinen Po und Nick noch fester an sich. „Glaubst du, wir könnten noch einmal von vorn beginnen? Ich fürchte, ich habe einiges verpasst beim ersten Mal.“

Ihre offenherzige, unschuldige Art, sich auszudrücken, verblüffte ihn immer wieder neu. „Ach? Wie was denn beispielsweise?“

Sie schien ihn überall gleichzeitig zu berühren; ihre Finger strichen durch das Haar auf seinem Oberkörper und über seine Brustwarzen, bevor sie tieferglitten, um seine Hüften und Schenkel zu liebkosen. „Diesmal möchte ich, dass du mir sagst, wo ich dich berühren soll. Und wo ich dich küssen …“

Er brachte sie mit einem stürmischen Kuss zum Schweigen und dachte, morgen werde ich ihr alles beichten.

Josie wusste, dass die Sonne aufgegangen war, weil ihre blassen Strahlen durch die Ritzen der Jalousien drangen. Es würde vielleicht ein schöner Herbsttag werden, aber sie hätte nichts dagegen gehabt, hier auf dem Boot zu bleiben, in dieser Koje und mit diesem Mann, und das zu tun, was sie den größten Teil der Nacht getan hatten.

Der arme Bob. Er schlief wie ein Toter, was kein Wunder war nach all der Energie, die er in dieser Nacht verbraucht hatte. Das Bett war so schmal, dass sie die meiste Zeit auf ihm gelegen hatte, ihren Kopf an seiner Schulter, ihre Brüste an seinem muskulösen Oberkörper und ein Bein auf seinen Hüften. Er war so sexy, dieser Mann, dass sie die ganze Nacht und den ganzen Tag damit verbringen könnte, ihn nur anzusehen und sich jede Einzelheit für alle Zeiten einzuprägen.

Ihre einzige Sorge war, wie lange dieser Traum anhalten würde. Sie war nicht die Frau, die er gestern Nacht so ungestüm geliebt hatte, die Frau, die alle Vorsicht in den Wind geschlagen und nur für den Moment gelebt hatte.

Nein, diese wilde, hemmungslose Frau, die sich diese eine erotische Nacht gestattet hatte, würde früher oder später beichten müssen, dass sie in Wirklichkeit ganz anders war.

Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, strich sie mit der flachen Hand über seine Brust. Sie hätte ihn ewig weiter so betrachten können. Eigentlich hatte sie noch nie Gelegenheit gehabt, in aller Ruhe einen nackten Mann zu betrachten.

Ihr leises Lachen weckte ihn, und er bewegte sich. Zu ihrem Erstaunen dauerte es nur Sekunden, bis sie den unmissverständlich Beweis hatte, dass er in jeder Hinsicht hellwach war.

Beinahe ehrfürchtig richtete sie den Blick auf sein Gesicht und war verblüfft über den Ernst, der seine Miene prägte.

„Ich bin gestern Nacht gestorben und in den Himmel gekommen, nicht?“

Seine Stimme war noch rau vom Schlaf, sein schwarzes Haar zerzaust und sein Kinn von dunklen Bartstoppeln bedeckt. Er war ein unglaublich attraktiver Mann, und plötzlich fragte sie sich, wie schrecklich sie nach dieser heißen Liebesnacht wohl aussehen mochte.

Er hob eine Hand und berührte ihre Nase, ihre Lippen, ihre Wimpern und ihre Augenbrauen. „Du musst ein Engel sein“, wisperte er. „Keine Frau kann am Morgen danach so schön aussehen.“

Josie errötete. Sie war solch verschwenderische Komplimente nicht gewöhnt. Er strich mit den Fingern durch ihr langes Haar, zog es spielerisch über ihre Schultern und an seine Brust, hob eine Locke ans Gesicht, atmete den Duft ein und rieb sie dann an seiner Wange.

„Komm her.“

Oh, sie wusste jetzt, was dieser heisere Befehl bedeutete. Sie hatte ihn gestern Nacht so oft gehört. Mehrmals war sie an seiner Brust eingedöst, und dann hatten seine Lippen, die sie überall berührten, wo sie sie erreichen konnten, sie plötzlich wieder aufgeweckt. Auf diese Weise hatte er sie letzte Nacht immer wieder von neuem erregt. Und jedes Mal, wenn sie ihn angesehen hatte, hatte er gesagt: „Komm her.“

Sie wollte es ihn immer wieder sagen hören, ihr ganzes Leben lang.

Er zog sie auf sich und küsste sie so zärtlich, dass ihr beinahe die Tränen kamen. „Hm … Du bist die schönste Decke, die ich mir denken kann.“ Seine großen, rauen Hände hielten ihren Po umfangen und pressten sie an ihn. „Und du riechst gut genug, um dich zum Frühstück zu verspeisen“, murmelte er rau, während er mit den Lippen die zarte Haut an ihrem Kinn liebkoste.

Die Erinnerung an das, was er mit ihr getan hatte, an ihre schockierend hemmungslose Reaktion darauf, und seine sinnlich-raue Stimme trieben ihr die Röte in die Wangen. Bei dem Gedanken an die kühnen Dinge, die er gesagt hatte, und die Art, wie er sie gesagt hatte, durchströmte sie ein heißer Schauer.

Sie küsste seinen Nasenrücken und fragte sich, wie sie es anfangen sollte, ihm etwas zu erklären, das vielleicht das Ende des schönsten Erlebnisses, das sie sich je erträumt hatte, bedeuten würde. Aber bevor sie die richtigen Worte finden konnte, lenkten seine Hände, die suchend zwischen ihre Schenkel glitten, sie wieder von ihrem guten Vorsatz ab.

Eine süße Schwere breitete sich in ihren Gliedern aus, und die Art, wie seine Atemzüge sich beschleunigten, verriet, dass es ihm ebenso viel Vergnügen bereitete, sie zu berühren, wie ihr, berührt zu werden.

Mit der freien Hand umfasste Nick ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich, um sie zu küssen, sodass Worte ohnehin unmöglich waren. Und unerwünscht.

Als sie nach einem leidenschaftlichen Liebesakt erschöpft und glücklich auf seine Brust zurücksank, sagte er: „Wir müssen miteinander reden.“

Allerdings. In der Nacht zuvor hatten sie wenig Gelegenheit dazu gehabt. Josie hob träge den Kopf und schaute auf. Er sah beunruhigt aus. Und sehr ernst.

Sie begann sich zu fragen, ob er vielleicht schon gemerkt hatte, was für eine Schwindlerin sie war, als das Geräusch von Schritten auf dem Pier sie ablenkte. Bob hob stirnrunzelnd den Kopf. Eine männliche Stimme zerriss die morgendliche Stille, und beide erschraken.

„Nick!“ Ein lautes Klopfen begleitete die Rufe. „Verdammt, Nick, bist du da drinnen?“

Josie starrte Bob entgeistert an. „Benutzt Nick auch das Boot deiner Eltern?“

Das Gesicht verziehend, sagte er: „Andauernd. Aber er bringt nie Frauen her. Vergiss das nicht, okay?“ Er schob sie sanft beiseite. „Bleib, wo du bist, Liebling. Und verhalt dich ruhig. Ich bin gleich wieder da.“

Sie schaute zu, wie er sich hastig anzog. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, glitt sein Blick verlangend über ihren nackten Körper. Widerstrebend deckte er sie mit einem Laken zu.

Das Klopfen an der Tür wurde immer ungeduldiger. „Ich weiß, dass du da bist, Nick!“

„Mir scheint, dass unsere magische Nacht ein Ende hat, Liebling.“ Nick seufzte bedauernd und küsste Josie flüchtig auf die Lippen. „Versprich mir, dass du dich nicht von der Stelle rührst.“

„Ich verspreche es.“

„Nick!“

Er schloss für einen Moment die Augen, bevor er zurückrief: „Nicht so ungeduldig, ja?“

Er war draußen und hatte den Riegel draußen vorgelegt, bevor Josie auch nur ein Wort erwidern konnte.

4. KAPITEL

Kaum streckte Nick den Kopf aus der Kabinentür, stürzte Bob sich auf ihn. „Ich habe dich überall gesucht!“ Er sah übernächtigt und ungekämmt aus, ganz und gar nicht wie der Bob, der sich mit seinem gepflegten Erscheinungsbild zu brüsten pflegte. Eine böse Vorahnung beschlich Nick.

„Pst! Sprich leiser, ja?“ Er nahm Bob am Arm und zog ihn den Pier hinunter auf den Parkplatz zu. Erst als sie außer Hörweite des Hausboots waren, blieb er stehen. „Und jetzt sag mir, was los ist.“

Bob starrte ihn sekundenlang ungläubig an. „Was los ist? Was soll das heißen, ‚was ist los‘? Ich will wissen, was du mit Josie Jackson gemacht hast!“

Tatsache war, dass Bob, obwohl er ein erwachsener Mann war, viel zu naiv war, um die ganze Wahrheit zu erfahren. Und abgesehen davon ging es ihn nichts an, was er mit Josie tat. Diesmal störte es Nick nicht im geringsten, seinen Partner zu belügen. „Mit Josie Jackson? Gar nichts.“

Ohne wirklich zuzuhören, begann Bob ungeduldig auf und abzuschreiten. „Susan ist mit den Nerven am Ende. Nachdem sie die ganze Nacht versucht hat, ihre Schwester telefonisch zu erreichen, rief sie heute Morgen mich an, um zu fragen, wie unsere Verabredung war. Sie dachte, Josie wäre bei mir! Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte.“

„Und was hast du ihr erzählt?“

Bob errötete und strich nervös sein braunes Haar zurück, das der Wind ihm in die Stirn trieb. „Ich hätte die Verabredung aus geschäftlichen Gründen im letzten Augenblick noch abgesagt.“

„Verdammt, Bob …“

„Etwas anderes fiel mir nicht ein! Und ich konnte ihr ja auch nicht sagen, dass ich viel lieber sie getroffen hätte und Josie nur ihretwegen versetzt habe.“

„Warum denn nicht?“, entgegnete Nick. „Ich habe dir schon ein dutzendmal gesagt, dass Susan sich geschmeichelt fühlen würde von deinem Interesse. Du solltest es wenigstens einmal versuchen.“

„Ha! Ich kann froh sein, wenn sie überhaupt noch mit mir redet. Sie war wütend, weil ich das Date mit ihrer Schwester habe platzen lassen.“ Bob strich sich mit der Hand über das Gesicht. „Wenn Susan erfährt, dass Josie die ganze Nacht bei dir war …“

„Wie kommst du darauf, dass sie hier ist?“

Bob griff sich betroffen an die Brust. „Aber das ist sie doch, nicht wahr? Denn wenn sie nicht bei dir ist, wo sollte sie dann sein? Susan wird mir nie verzeihen. Ich würde mir selbst niemals verzeihen, wenn ihr …“

Nick packte Bob am Arm und schüttelte ihn. „Beruhige dich, ja? Natürlich ist sie hier. Und es geht ihr gut.“ Mehr als gut. Wenn er daran dachte, wie sie ausgesehen hatte, als er hinausgegangen war, hätte er Bob am liebsten vom Pier gestoßen. Hastig räusperte er sich und bemühte sich um Geduld. „Das Beste wäre jetzt, Susan dazu zu bringen, sich für dich zu interessieren.“

Bob schüttelte abwehrend den Kopf. „Sie ist überzeugt, dass ich der ideale Mann für ihre kleine Schwester bin. Sie wird nicht eher ruhen, bis sie uns zusammenbringt.“

„Glaub mir“, sagte Nick sehr ruhig und mit Nachdruck. „Zwischen dir und ihrer kleinen Schwester wird niemals etwas sein.“

Bob blinzelte erstaunt, weil es beinahe wie eine Drohung klang. „Das ist mir klar.“ Er winkte ab und zeigte auf das Boot. „Dass sie jetzt hier ist, obwohl sie dich erst seit gestern Abend kennt, beweist mir, dass sie nicht die Richtige für mich …“

Er brach ab, als Nick drohend auf ihn zutrat. „Vorsicht, Bob. Was du sagst, klingt verdammt nach einer Beleidigung.“

„Nein, keineswegs.“ Bob trat zurück, strich mit der Hand über die Weste seines Dreiteilers und zupfte seinen Schlips zurecht. „Ich meinte nur …“, er schien verwirrt, „dass du dich in dieser Sache ganz schön merkwürdig benimmst.“

Nick klopfte Bob nur lächelnd auf die Schulter und schob ihn zu seinem Wagen. „Vergiss es.“ Als sie das Ende des kiesbestreuten Wegs erreichten, blieb er stehen. „Und noch ein guter Rat für dich. Gib Josie ein wenig Zeit, um ihre Schwester anzurufen. Sie kann mein Autotelefon benutzen. Dann fahr zu Susan. Sie braucht jetzt jemanden, mit dem sie offen reden kann, und du kannst den verständnisvollen Freund spielen. Verwöhn sie. Zeig ihr, was du für sie empfindest. Aber sag ihr um Himmels willen nicht, dass Josie bei mir war.“

Obwohl Bob die ganze Zeit genickt hatte, schaute er jetzt betroffen auf. „Ich soll sie belügen?“

„Du hast sie bereits belogen.“

„Wann?“

Nick schüttelte den Kopf über Bobs gekränkte Miene. „Als du ihr erklärtest, warum du dich mit Josie nicht getroffen hast. Was ist eine Lüge mehr?“

„Aber gestern Abend war sie so aufgeregt, dass ich sie einfach nur beruhigen wollte. Ich wollte sie nicht belügen. Jetzt würde ich es ganz bewusst tun.“

Nick war mit seiner Geduld am Ende. „Willst du Susan oder nicht?“

„Sie ist eine wunderbare Frau“, erklärte Bob. „Zielstrebig, intelligent, ambitioniert und mit sehr viel Sinn für das Geschäft.“

Nick verzog das Gesicht. „Ja, das sind verführerische Eigenschaften, Bob. Sie wird dein Leben in die Hand nehmen.“

Die Stirn über Nicks Zynismus runzelnd, protestierte Bob: „Wenn ich Glück habe, wird sie mein Leben teilen. Und das ist es, was ich will.“

„Es ist dein Leben. Sag später bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“

„Verdammt, Nick …“

„Also gut.“ Bob ist kein unattraktiver Mann, dachte Nick, als er versuchte, ihn mit den Augen einer Frau zu sehen. Er hatte eine gute Figur, auch wenn er nicht besonders groß war. Er litt nicht unter Gewichtsproblemen und trank und rauchte nicht. Er besaß noch all sein Haar, und obwohl er für sechsunddreißig vielleicht ein bisschen zu gesetzt war, wirkte er nicht spießig. Susan konnte sich glücklich schätzen, ihn zu kriegen. „Ich werde dir einen Handel vorschlagen.“

Bob musterte ihn argwöhnisch. „Was für einen Handel?“

„Würdest du bitte aufhören, so zu tun, als wäre ich der Leibhaftige persönlich? Ich will dir doch bloß helfen.“

„Wie?“

„Ich kann erreichen, dass du Susan kriegst. Durch Josie kann ich herausfinden, was ihre erotischen Phantasien …“

„Susan hat keine solchen Phantasien!“

Nick kam sich vor wie ein Vater, der versucht, seinem Sohn die Sache mit den Vögeln und den Bienen zu erklären. „Alle Frauen haben geheime Wünsche, Bob. Vergiss das nicht. Es könnte dir eines Tages nützlich sein. Und es wäre dir von Nutzen, zu wissen, wovon Susan träumt. Ich werde dir helfen. In spätestens einem Monat wird sie dir zu Füßen liegen.“ Und in der Zwischenzeit konnten er und Josie sich ungehindert treffen.

Bobs Interesse war geweckt. „Gut. Was muss ich dafür tun?“

„Das Wichtigste ist zunächst einmal, dass du ihr nichts von Josie und mir verrätst. Du weißt, dass Susan mich nicht leiden kann. Wenn sie erfährt, dass ich mich für ihre Schwester interessiere, wird sie mir den Krieg erklären. Sie würde alles tun, um uns auseinanderzubringen. Und ich glaube, dass sie großen Einfluss hat auf Josie.“

Nach einem Blick zurück aufs Boot beschloss Nick, dass er Bob genügend Zeit gewidmet hatte. „Fahr jetzt heim, Bob. Gib Josie etwa eine Stunde, um Susan anzurufen.“ Eine Stunde würde längst nicht ausreichen für das, was er im Sinn hatte, aber daran war leider nichts zu ändern. „Und danach fährst du zu ihr.“

„Ich kann doch nicht einfach bei ihr klingeln.“

„Vertrau mir.“ Nick schob Bob auf seinen Wagen zu. „Sag ihr, du hättest dir Sorgen um sie gemacht. Das wird ihr gefallen.“

Bob schaute auf die Uhr. „Sie ist jetzt bestimmt in ihrem Blumenladen. Ich denke, dass ich dort vorbeifahren kann.“

„Gute Idee.“ Wieder gab Nick ihm einen kleinen Schubs. „Ruf mich später an, um mir alles zu erzählen, ja? Aber bitte erst in ein paar Stunden.“

Endlich stieg Bob in seinen Wagen und fuhr ab. Sein Wagen war schon lange nicht mehr zu sehen, als Nick noch immer vom Pier ins Wasser starrte. Der Moment der Beichte war gekommen, so unangenehm der Gedanke ihm auch sein mochte. Mit gemischten Gefühlen ging er zum Boot zurück. Josie würde ihn verstehen. Sie musste ihn verstehen. Er hatte noch nicht genügend Zeit mit ihr gehabt …

Josie hörte seine Schritte und erstarrte. Ihr Herz schlug schneller, und sie versuchte, das Häkchen des Strumpfgürtels zu schließen, aber ihre Finger schienen ihr einfach nicht gehorchen zu wollen. Dieses dumme Ding. Warum hatte sie auch so ein frivoles Kleidungsstück gewählt?

Sie würde diese ganze Scharade nie bereuen, aber die Nacht war jetzt vorbei, und sie wollte angezogen sein, wenn Bob zurückkam. So würde sie sich sicherer fühlen, wenn sie ihr Geständnis machte.

Und dann war er plötzlich da, stand in der schmalen Tür und betrachtete sie lächelnd.

Er war ein unglaublich gutaussehender Mann, und eine Weile starrte sie ihn nur bewundernd an. Seine Jeans saß tief auf seinen schmalen Hüften, sodass sie seine Bauchmuskeln sehen konnte. Feines dunkles Haar bedeckte seine Brust und verschwand in einer schmalen Linie unter seinem Hosenbund. Als sie daran dachte, wo dieses Haar endete, errötete sie ganz unwillkürlich.

„Du bist aufgestanden.“

Seine leisen Worte ließen sie zusammenfahren, und ihr Blick glitt verständnislos zu seinen Augen.

„Du hattest versprochen, zu bleiben, wo du warst, und dich nicht vom Fleck zu rühren.“

Es klang vorwurfsvoll, und sie zwang sich zu einem unsicheren Lächeln. Obwohl sie wirklich nicht gerade „angezogen“ war mit ihren Strümpfen, dem BH und Slip, glaubte sie, sich dafür entschuldigen zu müssen. „Es tut mir leid. Du warst so lange fort …“ Sie verstummte, als sein Blick über ihren Körper glitt, und bewegte sich nervös. „Bob?“

Er schluckte und spannte sich an. „Du hast einen sexy Bauch“, sagte er.

„Oh.“ Sie schaute an sich herab, doch ihr kam ihr Bauch nicht besonders aufregend vor. Sie räusperte sich verlegen. „Ist alles in Ordnung, Bob?“

Er murmelte etwas Unverständliches.

„Darf ich das als ‚Ja‘ auffassen?“

„Was? Ach so, ja, alles ist in Ordnung. Nichts als ein Missverständnis. Vergiss es.“ Er trat ein und kniete sich vor sie hin, und ihr Herz schlug schneller vor Erregung, als er ihre Hände nahm und ihr lächelnd in die Augen schaute. „Ich bin nicht sicher, ob die letzte Nacht nicht nur ein schöner Traum war, Josie. Ich habe draußen gestanden und überlegt, was ich dir sagen soll, wie es jetzt weitergehen soll. Aber wenn ich ehrlich sein will, muss ich dir gestehen, dass ich nirgendwohin gehen will. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten, um mit dir hier auf dem Boot zu bleiben. Zum Teufel mit der Welt, der Arbeit und den anderen Leuten.“

Sie wollte schon entgegnen, dass sie, obwohl es Samstag war und auch sie sehr gern bei ihm geblieben wäre, unbedingt nach einigen Patienten sehen musste. Aber da beugte er sich vor, umfasste ihre Hüften und küsste ihren Nabel, und sie war zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig. Eine heiße Woge durchströmte sie, als seine warme Zunge über ihren Nabel strich.

„Bist du hungrig?“ Geschickt streifte er ihr einen ihrer Strümpfe ab und presste seine Lippen auf die Innenseite ihres Schenkels. „In der Kombüse müsste etwas zu essen sein. Und Kaffee.“

Jedes geflüsterte Wort wurde von einem kleinen feuchten Kuss begleitet. Nein, sie wollte nichts zu essen.

„Bist du wund?“ Er drängte sie sanft zurück, bis sie auf dem Rücken lag und ihre Beine über den Rand der Koje hingen. Er kniete sich zwischen ihre weit gespreizten Schenkel, beugte sich vor, um sie zu küssen, und ließ seine Finger in einer aufreizenden Liebkosung über ihren Körper gleiten.

„Es geht …“

Er legte die Hände um ihr Gesicht und schob ihren Kopf nach hinten, sodass sie seinem Blick nicht ausweichen konnte. „Wieso warst du noch Jungfrau, Liebling?“

Sie wollte jetzt nicht darüber reden. Er sollte einfach weitermachen und nie wieder aufhören.

„Josie?“

Seufzend dachte sie, dass dies eigentlich der richtige Moment für ein Geständnis wäre. Aber sie wollte damit nicht den Zauber dieses Augenblicks zerstören, und so zuckte sie nur unsicher die Schultern. „Ich habe zwei Klassen übersprungen und konnte schon mit knapp siebzehn aufs College gehen.“ Sie atmete tief durch, weil ihr das Sprechen schwerfiel, wenn er ihr so nahe war. „Ich war immer eine Art Überflieger, was Susan ungeheuer stolz machte. Aber da ich jung war und sie sowohl Mutter wie auch Schwester für mich sein musste, passte sie natürlich höllisch auf mich auf. Was im Grunde genommen gar nicht nötig war. Mein Studium nahm soviel Zeit in Anspruch, dass ich ohnehin kaum ausging.“

„Und nach dem College?“

Wieder zuckte sie die Schultern. „Danach habe ich zwei Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet und zwei weitere Jahre Erfahrungen auf dem Gebiet der privaten Krankenpflege gesammelt, bevor ich mein eigenes Geschäft eröffnete. Und auch das ließ mir wenig Zeit für ein Privatleben. Heute arbeite ich mit alten Menschen und habe daher kaum Gelegenheit, junge, unverheiratete Männer kennenzulernen. Bei der Arbeit gibt es also keine Verabredungen. Und so wissen die Männer nicht, wie sie an mich herankommen können. Das heißt, falls überhaupt einer nach mir Ausschau halten sollte.“

„Das tun sie, glaub mir.“

Sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihn zu faszinieren schien. Sanft strich er über ihre Lippen und zeichnete die Konturen ihres Mundes nach. Dann küsste er sie so zärtlich, dass sie Mühe hatte, nicht den Faden zu verlieren. „Vielleicht bin dann ich diejenige, die nicht weiß, wo sie sich umschauen muss.“

Er erwiderte ihr Lächeln nicht. „Aber mich hast du gestern Nacht gefunden.“

Nichts hätte sie dazu bringen können, zuzugeben, dass ihre „Verkleidung“ ursprünglich den Zweck gehabt hatte, ihn zu entmutigen und abzustoßen. Nicht nach dem wundervollen Ausgang der Scharade. „Susan versucht ständig, irgendwelche Verabredungen für mich zu treffen. Die meisten dieser Männer sind völlig ungeeignet, um mit ihnen meine Zukunftsträume zu verwirklichen.“ Lächelnd strich sie über seinen Rücken. „Aber du warst perfekt.“

„Ich bin froh, dass ich es war.“ Er presste sein Gesicht an ihren Nacken und zog sie an sich. „Und ich kann noch immer nicht verstehen, wie eine so aufregende Frau so lange Jungfrau bleiben konnte.“

Sie lachte kurz. „Ich bin anspruchsvoll, sodass es ziemlich einfach war.“

Er küsste sie. „Ich möchte mit dir schlafen, Josie. Ich möchte deine aufregenden kleinen Seufzer hören und deine Fingernägel auf meinem Rücken spüren.“

Einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Dann murmelte sie: „Ich auch.“

Autor

Helen R Myers
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