Und wieder lodert Leidenschaft

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Sie hat ihn begehrt, geliebt, ihm vertraut - und dann hat Aaron eine andere geheiratet! Niemals wollte Talia ihm diesen Verrat verzeihen. Doch jetzt ist er frisch geschieden, und das Verlangen zwischen ihnen lodert genauso heftig wie damals. Und aus heiterem Himmel macht Aaron ihr einen Heiratsantrag. Ein riskanter Vorschlag! Denn Talia weiß: Die Welt, aus der ihr Geliebter kommt, wird ihr immer fremd bleiben. Aber seine lustvollen Umarmungen geben ihr den Mut, die Herausforderung dieser Ehe anzunehmen ...


  • Erscheinungstag 16.04.2007
  • Bandnummer 1455
  • ISBN / Artikelnummer 9783862959907
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

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1. KAPITEL

„Ich hätte dich schon längst rauswerfen sollen.“ Aaron Trueno sah Talia Gibson wütend an. Er hatte diese Frau geliebt. Er hatte sie gehasst. Und tief in seinem Innern wusste er, dass er sie damals sehr schäbig behandelt hatte. Allerdings war sie auch nicht gerade ein Engel gewesen.

Talia sah ihn verblüfft an. „Warum fängst du immer wieder von den alten Sachen an? Und ausgerechnet jetzt und hier?“ Sie machte eine ausholende Handbewegung und sah sich in dem Büro um. „Während der Arbeitszeit.“

„Weil mir danach zumute ist.“

„Hör auf. Du hast überhaupt kein Recht, mir irgendwelche Vorwürfe zu machen.“

„Nein?“ Er beugte sich vor und funkelte sein Gegenüber drohend an. „Immerhin warst du es, die Schluss gemacht hat.“

„Und du hast dich mit Jeannie zusammengetan.“

„Erst nachdem du nichts mehr von mir wissen wolltest.“

„Jetzt verdrehst du elegant die Tatsachen.“ Talia lehnte sich zurück und schlug die langen schlanken Beine übereinander. In dem figurbetonenden Kostüm und den hohen Stilettos sah sie so gefährlich gut aus wie immer. „Ich habe dir durchaus eine Chance gegeben, aber du hast dich trotzdem für Jeannie entschieden.“

„Eine Chance? Dass ich nicht lache!“ Er warf sich in seinem Schreibtischsessel zurück und drehte sich mit Schwung zu dem großen Panoramafenster um, das einen atemberaubenden Blick auf Los Angeles bot. Auch wenn er Jeannie geheiratet hatte, so hatte er sie doch nie richtig geliebt, zumindest nicht so, wie man seine Ehefrau lieben sollte. Seit gut einem Jahr waren sie jetzt geschieden, aber ihre Ehe war schon kurz nach der Geburt des Sohnes in die Brüche gegangen. „Das war doch wohl eher ein Ultimatum.“

„Ich wollte lediglich, dass du dich entscheidest.“

„Und deshalb hast du ständig an mir herumgenörgelt? Und wolltest mich zwingen, dir einen Heiratsantrag zu machen?“

„Das habe ich nicht getan.“

„Und ob!“

„Deshalb hast du Jeannie geheiratet? Weil ich dich unter Druck gesetzt habe und sie dich nicht? Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“

Er wandte sich zu Talia um und runzelte die Stirn. „Immerhin ist sie wieder verheiratet.“

„Allerdings – und zwar mit einem Weißen. Zumindest sie hat einen Weg gefunden, mit jemanden glücklich zu sein, der aus einer anderen Kultur kommt.“

„Ihr Mann ist ganz anders als du, Talia. Er respektiert die Traditionen ihres Volkes.“

Talias blaue Augen blitzten. „Du hast mir doch nie eine Chance gegeben.“

„Immerhin waren wir fünf Jahre zusammen. Wie viel Zeit brauchst du denn?“

„Das hatte doch nichts mit Zeit zu tun.“ Sie strich sich das helle Haar zurück, das in der Sonne golden leuchtete. „Es war eine Sache des Prinzips. Du hast mich zum Beispiel in all den Jahren nie deiner Familie vorgestellt.“

„Aber du kennst doch Thunder“, gab er sofort zurück. „Schließlich arbeitest du ja für uns beide.“ Thunder war sein Cousin, mit dem zusammen Aaron die Detektei führte.

„Thunder zählt nicht. Er ist kein traditionsbewusster Indianer. Und sein Bruder Dylan auch nicht.“ Aaron schwieg. Was sollte er darauf auch antworten? Noch als Junge hatte er seinem sterbenden Vater versprechen müssen, nur jemanden aus dem Stamm seiner Mutter zu heiraten. Talia kannte diese Geschichte. Sie wusste, was von ihm erwartet worden war.

Das war natürlich alles Schnee von gestern. Oder sollte es zumindest sein. Aber Talia ließ ihn immer noch nicht los.

Er blickte auf die Akte, die auf seinem Schreibtisch lag. Eigentlich sollten sie sich über diesen Fall unterhalten. Aaron und sein Cousin Thunder waren Besitzer von SPEC, einer Agentur, die für Personenschutz und Nachforschungen aller Art zuständig war. Seit elf Jahren war Talia ihre beste Kraft, und in dieser Zeit war es ihnen immer gelungen, persönliche Gefühle und Arbeit strikt zu trennen. Das zumindest redeten sie sich ein. Doch es war eine Lüge, und beide wussten es auch und trugen schwer daran. Hin und wieder brachen sich diese unterdrückten Gefühle Bahn.

Wie heute.

Aaron wusste, dass er sich mit Talia nie hätte einlassen dürfen. Aber als sie vor elf Jahren zum Vorstellungsgespräch durch die Tür trat, war er sofort von ihr gefesselt gewesen.

Und hatte sie begehrt.

So hatte er sie eingestellt, eigentlich, weil er sie ins Bett bekommen wollte. Thunder hatte ihn zwar gewarnt, Talia sei keine Frau, die man so einfach verführen könnte, zumindest nicht, ohne dass das Ganze ein Nachspiel hätte. Doch Aaron hatte nicht auf seinen Cousin gehört.

„Aber es sollte doch nur eine oberflächliche Liebesaffäre sein“, sagte er leise und fixierte Talia düster.

„Das war es ja auch. Bis wir so dumm waren, uns ineinander zu verlieben.“

„Ja, das war wirklich dumm.“ Manchmal wünschte er, er hätte sie geheiratet. Dann wieder verfluchte er sich, dass er nicht von ihr loskam.

„Wie geht es Danny?“, fragte sie und versuchte, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.

„Gut. Am Sonnabend wird er fünf.“ Er hielt kurz inne. „Hast du Lust, zu seiner Geburtstagsparty zu kommen?“

Als sie den Kopf schüttelte, fügte er schnell hinzu: „Er hat immer noch das kleine Stofflamm, das du ihm damals ins Krankenhaus schicktest.“

„Ja?“ Ihre Gesichtszüge wurden weich. „Ich weiß noch, was für Sorgen du dir gemacht hast, weil er zu früh geboren wurde.“

Aaron nickte. Er wusste, dass Talia damals für sein Kind gebetet hatte, und das, obgleich es von einer anderen Frau war. Aber er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, wie nett das von ihr gewesen war. Er sehnte sich danach, sie an sich zu ziehen und heißblütig zu küssen, so als wolle er sie mit seiner Leidenschaft strafen für etwas, was er selbst nicht genau benennen konnte.

„Wir sollten endlich anfangen zu arbeiten“, erinnerte sie ihn.

Doch Aaron konnte sich nicht so schnell umstellen und sah sie immer noch voller Verlangen an.

„Was ist mit dem Fall Julia Alcott?“, fing sie wieder an. Julia und ihre Mutter Miriam waren vor den Kredithaien geflohen, denen Miriam viel Geld schuldete, das sie nicht zurückzahlen konnte. Aaron wusste, dass die Kreditfirma, die einen sehr schlechten Ruf hatte, einen Killer engagiert hatte, der die beiden finden sollte.

Das konnte tödlich für Miriam und Julia ausgehen.

„Du hast recht.“ Aaron seufzte leise und zwang sich, sich gedanklich auf den Fall einzustellen. „Wir sollten uns die Akte vornehmen.“

Talia war froh, dass ihr Exgeliebter den Blick abwandte. Denn sie wollte sich auf ihren Job konzentrieren und keinesfalls wieder in der Vergangenheit herumstochern.

Es ging jetzt um Julia, die in großer Gefahr war. Das FBI war bereits eingeschaltet, und Talia wollte alles, was in ihrer Macht stand, tun, damit die Beamten die beiden Frauen vor dem Killer ausfindig machten. „Thunder hat vorgeschlagen, undercover vorzugehen.“

„Das hat er mir auch gesagt.“

„Und? Wie findest du die Idee?“

Er zuckte kurz mit den Schultern. „Warum nicht? Wir beide haben immer gut zusammengearbeitet.“

Sie wollte etwas erwidern, unterließ es dann aber. Seine anfängliche Bemerkung, sie zu feuern, war einfach lächerlich gewesen. Sie waren beide ausgesprochen gut in ihrem Beruf und sehr karrierebewusst. „Aber wir müssen das FBI darüber informieren. Die sind für den Fall zuständig, und wir haben zugesagt, unsere Informationen an sie weiterzugeben.“

Aaron wies auf die Akte. „Wahrscheinlich sollten wir uns die Persönlichkeitsprofile der beiden Frauen genauer ansehen, die uns das FBI geschickt hat. Das sollte uns helfen.“

Talia nahm den Aktendeckel hoch, aber sie schlug ihn nicht auf. Die Unterlagen waren gestern gekommen, und Aaron und sie wussten bereits genau, worum es sich handelte. „Es ist möglich, dass Miriam Julia überredete, mit ihr nach Las Vegas zu gehen. Miriam ist eine passionierte Spielerin, wie du weißt.“

„Ja, aber es sieht doch beinahe so aus, als versuche Julia, ihre Mutter vom Spielen abzubringen.“ Aaron nahm Talia den Aktendeckel aus der Hand. „Vielleicht sollten wir mit der Organisation der Anonymen Spielsüchtigen Kontakt aufnehmen. Möglicherweise hat Julia ihre Mutter überreden können, zu deren Treffen zu gehen.“

„Okay. Ich werde mich um eine Liste der AS-Treffpunkte in Nevada kümmern.“

„Wahrscheinlich sollten wir uns auf die Treffen konzentrieren, an denen auch Freunde und Familienangehörige teilnehmen können. Ich glaube kaum, dass Julia ihre Mutter allein gehen lässt. Wer weiß, vielleicht begegnen wir den beiden auf so einem Treffen. Oder dem Killer.“

„Gut, so machen wir es“, stimmte sie zu. „Wir können uns auf diesen Versammlungen umhören, ohne Verdacht zu erregen. Natürlich müssen wir die Privatsphäre achten.“

„Um Miriam und Julia zu schützen? Natürlich werden wir keine Geheimnisse ausposaunen. Aber du weißt doch, wie gern die Menschen reden. Wahrscheinlich wird es immer jemanden geben, der sich über Julia und Miriam auslässt, sofern beide dort aufgetaucht sind.“

„Aber nur, wenn man uns vertraut. Einer von uns stellt den Spielsüchtigen dar, der andere das besorgte Familienmitglied.“

„Am unverfänglichsten wäre es, wenn wir als Ehepaar aufträten“, schlug er vor und sah sie lauernd an.

Talia stockte der Atem. „Als Ehepaar?“, fragte sie schließlich.

„Ja, warum nicht?“

„Das finde ich nicht witzig, Aaron.“

„Ich meine es ernst.“

Allerdings. Er sah sie an, als sei es ihm ein Leichtes, sie wieder zu verführen. Und sie würde ihm aufs Neue verfallen, das wusste sie genau. Schnell wandte sie den Blick ab.

„Ich möchte nicht deine Frau sein. Nicht mehr.“ Und dennoch erinnerte sie sich nur zu gut an die Zeit, in der sie sich nichts sehnlicher wünschte, als Aaron zu heiraten.

„Aber genau deshalb werden wir umso überzeugender wirken“, sagte er beschwörend, denn er spürte, wie das Verlangen ihn wieder überwältigte. „Durch die Spielsucht ist unsere Ehe in Gefahr. Wir können das ausspielen, was wir tatsächlich empfinden. Leidenschaft. Zorn.“

Er hatte recht. Das war das perfekte Undercover. Niemand, nicht einmal der Killer, sollten sie ihm begegnen, würde auf die Idee kommen, das Ganze sei gespielt. „Dann bist du aber der Spieler. Derjenige, der unsere Ehe in Gefahr gebracht hat.“

„Sicher, warum nicht? Darin bin ich Experte.“ Seine Stimme klang hart. „Du brauchst nur Jeannie zu fragen. Sie wird dir bestätigen, was für ein mieser Ehemann ich war.“

„Das interessiert mich nicht.“ Hoffentlich klang es überzeugend. Talia hatte sich schon frühzeitig gegen ihren Vater und ihre drei Brüder durchsetzen müssen. Sie war es gewohnt, um ihre Rechte zu kämpfen und ihre Meinung durchzudrücken. Aber gegen eine Liebe anzukämpfen, das war etwas ganz anderes. „Ich möchte lieber nicht wissen, was für eine Art Ehemann du warst.“

„Aber das solltest du, wenn du glaubhaft meine Ehefrau spielen willst.“ Nervös strich er sich das kräftige schwarze Haar zurück.

Selbst diese Bewegung war sexy. Talia wandte schnell den Blick ab. Alles an ihm war sexy, besonders das sehr männlich geschnittene Gesicht mit den hohen Wangenknochen, ein Erbteil seines Stammes. Genauer gesagt von zwei Stämmen, denn Aarons Vorfahren waren Apachen und Pechangas.

„Apropos Ehefrau. Hat Thunder dir erzählt, dass er bald heiraten will?“

Sie hob den Kopf. „Ja. Aber es steht wohl noch kein Datum fest.“ Wieder musste sie an Aarons Hochzeit denken und an die Frau, mit der er die Ringe getauscht hatte.

„Wahrscheinlich wird Thunder mich bitten, sein Trauzeuge zu sein“, fing Aaron wieder an.

„Das kann ich mir vorstellen“, meinte Talia und bemühte sich um Festigkeit in der Stimme. „Und Carrie wird mich fragen.“

„Das bedeutet, dass wir bei der Zeremonie gemeinsam auftreten werden.“

Sie sah ihn kühl an. „Damit kann ich umgehen.“

„Wirklich, Tai?“

Am liebsten hätte sie ihn getreten. Tai, so hatte er sie in intimen Situationen genannt, als sie zusammen im Bett waren und sich leidenschaftlich geliebt hatten. „Selbstverständlich.“

„Und wie ist es nun mit Dannys Party?“

„Was soll damit sein?“

„Könntest du damit auch umgehen?“ Er öffnete die oberste Schreibtischschublade und reichte Talia eine Einladung zu dem fünften Geburtstag seines Sohnes. Der Weg zum Haus seiner Exfrau war genau beschrieben. „Oder weigerst du dich zu kommen?“

Talia schwieg. Wahrscheinlich war doch Aarons ganze Familie anwesend. Wollte er ihr mit dieser Einladung die Gelegenheit geben, die Familie kennenzulernen?

Das sollte ihr nach all dieser Zeit wirklich egal sein.

Aber irgendwie war es ihr nicht egal.

Am nächsten Morgen stand Talia in ihrer Küche und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Bis auf die geliebten Stilettos war sie bereits fertig angezogen fürs Büro.

Es klingelte.

Wahrscheinlich war es der Postbote mit einem Päckchen. Sie öffnete die Tür.

Es war nicht der Postbote.

Es war Aaron.

Er sagte nichts, sondern sah sie nur von oben bis unten an.

Talia ärgerte sich, dass sie die Schuhe noch nicht angezogen hatte. Sie war gut dreißig Zentimeter kleiner als ihr früherer Geliebter, was ihr nie etwas ausgemacht hatte, wenn sie im Bett waren. Aber wenn er so wie jetzt vor ihr stand, mit diesem herrischen Ausdruck im Gesicht, dann schüchterte er sie ein. Wenn sie wenigstens die Stilettos anhätte.

Aber sie ließ sich nichts anmerken. „Was willst du hier?“

„Dich abholen.“ Er grinste. „Oder möchtest du lieber, dass wir hierbleiben und uns in dein Bett zurückziehen?“

Ja. Talia sehnte sich danach, mit ihm zu schlafen. Das heißt, sie sehnte sich danach, ihn aufzuheizen, um ihn dann mit einem Fußtritt nach draußen zu befördern, wo sein Hunderttausenddollarporsche geparkt war. Finanziell ging es Aaron ausgesprochen gut. Die Detektei war ein Erfolg, außerdem war er an den Erlösen des Kasinos auf Pechanga-Land beteiligt. Er hatte eine große Eigentumswohnung in der Stadt und ein großzügiges Haus auf dem Land seiner Väter. Allerdings hatte er sie dahin noch nie mitgenommen.

„Ich sollte dich wegen sexueller Belästigung verklagen“, sagte sie schließlich und reagierte damit auf sein freizügiges Angebot.

„Und ich sollte dich wegen der heißen Erinnerungen verklagen, die mich nicht mehr loslassen.“

„Daran bist du doch selbst schuld. Du hast mich einfach nicht in Ruhe gelassen.“

„Und du hast jede Sekunde genossen.“

Ja, er war ein aufregender Geliebter gewesen. Aber die bittersüße Sehnsucht, die enttäuschten Hoffnungen und das quälende Verlangen, seine Frau zu sein, hatten ihr schwer zugesetzt.

„Ich könnte einen Kaffee vertragen“, meinte er.

„Dann hol dir einen.“

„Danke.“ Er glitt an ihr vorbei und machte es sich in ihrer gemütlichen Küche bequem.

Talia folgte ihm. Sie wohnte in einem Häuschen mit drei Zimmern aus dem Jahr 1930, das sie mit antiken Möbeln eingerichtet hatte. Chantilly Lace, ihre Lieblingskatze, kam in die Küche, setzte sich vor Aaron hin und miaute.

„Hallo, Lacy.“ Aaron stellte die Kaffeetasse ab und hob die bildschöne Bengalkatze hoch.

Lacy rieb das Köpfchen an seinem Hemd und schnurrte. Verräterin! dachte Talia. Ihre sämtlichen Katzen liebten Aaron, vielleicht weil sie seinen animalischen Charme spürten. Talia züchtete Bengalkatzen, die sich die Zeichnung ihrer wilden Vorfahren besonders eindrucksvoll bewahrten.

„Hast du im Augenblick irgendwelche Jungen?“, erkundigte sich Aaron.

Talia schüttelte den Kopf. „Den letzten Wurf habe ich gerade verkauft. Ein Kätzchen hat Thunder genommen.“

„Ja, stimmt. Das arme Ding hat er Spot genannt.“ Er strich der Katze liebevoll über den Kopf. „Aber was weiß der schon.“

„Eine ganze Menge.“

Er hob erstaunt die Augenbrauen. „Was soll das denn heißen?“

„Nichts.“ Sie war sehr angetan davon, wie Thunder sein Leben in die Hand nahm. Er würde die Frau, die er liebte, heiraten und freute sich jetzt schon auf ihr erstes Kind.

Aaron setzte Lacy wieder auf den Boden, und sein Blick glitt über Talias lange Beine. „Hast du wieder die Strümpfe mit den schwarzen Strumpfbändern an? Die sind wahnsinnig sexy.“

Ein Schauer überlief Talia, als sei sie vollkommen nackt. „Du nervst mich“, stieß sie hervor.

„Ich bereite dich nur auf die Undercover-Situation vor. Ich meine, als Mann und Frau.“

„Deshalb wolltest du mich unbedingt zu Hause abholen?“

„Allerdings.“ Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Wir müssen uns doch wieder an das häusliche Miteinander gewöhnen.“

„Wieso wieder? Wir haben nie zusammen gewohnt.“

„Das nicht, aber ich war doch oft hier bei dir.“ Er setzte sich an den Esstisch, der ganz aus Eiche war und den sie selbst restauriert hatte. „Willst du mir nicht Frühstück machen?“

„Wie wäre es mit Rührei, gewürzt mit Arsen?“

Er lachte. „Siehst du? Das hört sich doch schon ganz nach Ehepaar an.“

Sie blieb ernst. „In diesem Fall beanspruche ich die Hälfte deines Besitzes.“

„Ein Spruch wie von einer wahren Ehefrau.“ Wieder nahm er einen Schluck Kaffee. „Aber das mit dem Frühstück, das habe ich ernst gemeint.“

Und ihr war es ernst damit, ihn in ihr Bett zu ziehen und ihn dann mit einem Fußtritt nach draußen zu befördern. Ihr Kaffee war inzwischen kalt geworden, fast so kalt wie ihr Herz, nachdem er Jeannie geheiratet hatte. Was er wohl tun würde, wenn sie den Rock hochhob, sodass er ihre sexy Strümpfe sehen konnte, und ihm auf den Schoß kletterte?

Wahrscheinlich würde er die Situation ungehemmt ausnutzen. Also tat sie gut daran, ihre Wünsche zu unterdrücken.

„Mach schon, Tai. Ich bin hungrig.“

Meinte er das doppeldeutig? Sie musterte ihn eingehend. Sein Gesichtsausdruck war vollkommen neutral und betont unschuldig.

Dieser Schuft. Wahrscheinlich wusste er genau, was in ihr vorging.

Mit einem tiefen Seufzer stand Aaron schließlich auf und fing an, selbst Frühstück zu machen. Er kannte sich in ihrer Küche genau aus und nahm ungeniert Eier und Schinken aus dem Kühlschrank.

Aaron war Talia ein Rätsel – ein traditionsbewusster Indianer, erfolgreicher Privatdetektiv und ehemaliges Mitglied bei einer Spezialeinheit des Militärs. Wie passte das alles zusammen?

Er machte Eier und Schinken für beide, ohne einen einzigen Fettspritzer auf sein blütenweißes Hemd oder die metallgraue Krawatte zu platzieren.

„Hast du dich schon um eine Liste der verschiedenen Niederlassungen der Anonymen Spielsüchtigen in Nevada kümmern können?“, fragte er, während er den Pfanneninhalt auf zwei Teller verteilte.

„Ja.“ Am liebsten hätte sie sich Wodka in den Orangensaft getan, um ihre Sinne abzutöten, denn sie konnte kaum ihre Erregung verbergen. Alles hier in der Küche erinnerte sie an früher. Wie oft hatten sie sich hier geliebt, sie auf dem Tresen, er dicht vor ihr, in ihr …

„Du solltest braunes Haar haben.“

Talia schrak zusammen. „Was?“

„Während wir an dem Fall arbeiten.“

„Warum denn?“ Weil seine erste Frau dunkelbraunes Haar hatte?

Er trat dicht vor sie, nahm eine Strähne ihres naturblonden hellen Haars hoch und ließ es langsam durch die Finger gleiten. „Weil du damit vollkommen anders aussiehst und wir ja schließlich undercover ermitteln wollen.“

Die Berührung ließ sie erbeben, und sie trat schnell einen Schritt zur Seite. „Vielleicht färbe ich mir das Haar auch rot.“

Er grinste. „Sehr sexy.“ Dann streute er geriebenen Käse über die Eier und tat ein wenig Salsa dazu. Zufrieden setzte er sich hin und fing an zu essen.

Auch sie setzte sich, leicht verärgert, dass er sie nicht gefragt hatte, wie sie die Eier wollte. Obgleich er es von früher noch genau wusste. Aber er hätte sie trotzdem fragen können. „Eine langweilige Rothaarige?“

„Du? Nie!“ Er aß schweigend. Dann hob er den Kopf. „Du solltest lieber zu der Party am Sonnabend kommen.“

„Warum denn? Wir sind doch kein Paar mehr.“ Wenn er doch nicht immer wieder davon anfangen würde.

„Wieso denn nicht? Du bist meine neue Frau.“

„Aber nur gespielt.“

„Ich bin gespannt, ob meine Familie auch diesen Eindruck hat. Oder ob du es schaffst, echt zu wirken.“

Darauf antwortete sie nicht. Sie wusste, er wollte sie nur dazu bringen, zu dem Geburtstag seines Sohnes zu kommen.

Und sie schluckte den Köder.

2. KAPITEL

Zu schnell war der Sonnabend herangekommen. Talia kletterte in ihren kleinen Zweisitzer und fuhr nach Temecula, einer kleinen Stadt in einer Weingegend im Südwesten Kaliforniens. Dort befand sich auch das Reservat des Pechanga-Stammes, deren Mitglieder durch das Kasino auf ihrem Land zu erheblichem Reichtum gekommen waren.

Sie fuhr an der imposanten Kasino- und Hotelanlage vorbei und folgte den Anweisungen auf der Einladung. Jeannies Haus war von einem weißen Zaun umgeben, der Garten liebevoll gepflegt.

Talia holte Dannys Geschenk aus dem Kofferraum und ging zögernd zur Haustür. Ihre leuchtend blaue Bluse passte gut zu der schmal geschnittenen Jeans. Dazu trug sie Stiefel, natürlich mit hohen Absätzen. Heute musste sie unbedingt ein paar Zentimeter größer erscheinen. Noch nie war sie so nervös gewesen.

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