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In der TV-Show Premier Chef treten die besten Köche des Landes gegeneinander an. Staci könnte gewinnen - doch ihr Konkurrent Remy lenkt sie mit Küssen ab, die ihre Knie butterweich werden lassen. Sie muss den Spieß umdrehen und sein Blut zum Kochen bringen...


  • Erscheinungstag 04.05.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752293
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die letzten anderthalb Blocks bis zu den Hamilton-Ramsfeld-Kochstudios rannte Staci Rowland. Sie kam zu spät. Viel zu spät! Sie war dabei, die Chance ihres Lebens zu verpassen. Die Chance, bei Premier Chef teilzunehmen, eine halbe Million Dollar zu gewinnen und ihre eigene Fernsehkochshow zu bekommen. Die Chance, wieder in einer Sterneküche zu arbeiten und allen zu beweisen, dass sie ihr junges Talent nicht vergeudet hatte.

Sie kam zu spät, weil sie in dieser Woche knapp bei Kasse war. Jeder Cent des ihr zu Verfügung stehenden Geldes steckte in dem neuen Messerset, das sie für die Show gekauft hatte. Damit hatte ihr das Benzingeld für die Strecke von San Diego nach Santa Monica gefehlt, also war sie mit dem Bus gefahren.

Jetzt rann ihr der Schweiß den Rücken hinab, ihr war heiß, und die Messer in ihrem Arm schienen eine Tonne zu wiegen. Sie stürzte durch den Haupteingang des Gebäudes und starrte auf den verlassenen Empfangstresen. Wenigstens half ihr die kalte Luft der Klimaanlage, sich abzukühlen.

„Verdammt“, stieß sie atemlos hervor und eilte zum Empfang, wo ein Klemmbrett mit der Teilnehmerliste lag und der Anweisung, den Fahrstuhl in den vierzehnten Stock zu nehmen. Sie rief den Fahrstuhl und wühlte in ihrer Handtasche nach dem Brief der Show-Produzenten. Dort stand hoffentlich die genaue Nummer des Raumes, in den sie musste. Mit einem Ding öffneten sich die Fahrstuhltüren. Sofort sprang sie hinein, verfing sich dabei aber mit der Spitze ihres Schuhs in der kleinen Spalte dazwischen und stolperte. Fluchend flog sie durch die Luft und erwartete, auf den Boden zu knallen. Stattdessen fing sie der warme und angenehm weiche Körper einer anderen Person auf. Ein Mann gab ein erschrockenes Geräusch von sich, und eine kühle Flüssigkeit ergoss sich über sie beide.

Sie blickte auf, die Entschuldigung schon auf den Lippen, und erstarrte, als sie in ein paar Augen schaute, die so blau und kristallklar strahlten wie das Karibische Meer. Sie wollte sich aufrichten, rutschte jedoch an seinem Arm ab, und er musste sie an der Hüfte packen, damit sie nicht hinfiel.

„Mist“, sagte sie, „heute ist nicht mein Tag.“

Er war groß und gut gebaut, hatte eine breite Brust und starke Schultern. Das spürte sie schon an der Art, wie er sie hielt. Er hatte ein markantes Kinn, und seine Augen wirkten wie Perlen aus Eis. Leider konnten sie ihren verschwitzten Rücken nicht kühlen, aber für einen angenehmen Schauer reichte es. Super, dachte sie, heute schien sich das ganze Universum gegen sie verschworen zu haben.

„Verzeihung“, sagte sie.

„Kein Problem“, antwortete er mit einem Südstaatenakzent, so weich, dass Staci zweimal hinsah. Er hatte schwarze, lässig zerzauste Locken, die ihm in die Stirn fielen. Er war schlanker und muskulöser als andere Köche. Und sie hatte keinen Zweifel, dass er Koch war.

„Nächstes Mal schauen Sie besser nach vorne, wenn Sie gehen“, sagte er.

„Danke, daran habe ich nicht gedacht“, gab sie pampig zurück. Sie war nicht in der Stimmung, allzu höflich zu sein. Ihr war heiß, und die Flüssigkeit, mit der sie sich überschüttet hatte, begann, sich klebrig anzufühlen.

„Was haben Sie getrunken?“

„Gesüßten Tee.“

Sie fuhr mit den Händen über ihre Kleider und schüttelte den Kopf. „Jemand da oben muss mich hassen.“

„Da oben?“ Er holte weit aus, um an ihr vorbei auf die Taste mit der Nummer vierzehn zu drücken.

„Das Universum oder der Himmel oder wie immer Sie das launische Schicksal nennen.“ Staci strich sich eine Strähne ihrer kurzen Haare hinter das Ohr.

„Warum geben Sie einer unsichtbaren Macht die Schuld daran, dass Sie zu spät kommen? Nichts von alldem wäre passiert, wenn Sie rechtzeitig eingetroffen wären.“

„Touché“, antwortete sie. Damit schien alles gesagt, und Schweigen setzte ein. Staci versuchte, es auszuhalten, aber sie hasste Stille. Schon immer. „Sind Sie auch wegen des Kochwettbewerbs hier?“ Sie riet nur, aber die Tüte mit Kochmessern in seiner Hand hatte ihr einen guten Tipp gegeben.

„Ja. Ich hoffe, in der Küche stellen Sie sich besser an als im Lift.“

„Oh, Sie haben noch nicht erlebt, was ich im Lift am besten kann.“ Sie zwinkerte ihm zu. Dann reichte sie ihm die Hand, um sich vorzustellen. „Ich bin Staci Rowland.“

„Remy … Stephens.“ Sein Händedruck war fest und warm. Und seine Hände erzählten die Geschichte eines Mannes, der schon recht lange kochte. Brandmale und Schnittnarben deuteten eine lange Erfahrung in der Küche an. Sie sah ihm ins Gesicht, womöglich etwas länger, als angemessen gewesen wäre. Sein Bartschatten verlieh ihm einen rauen, sexy Anstrich. Als sie ihm wieder in die Augen schaute, bemerkte sie, dass er eine Augenbraue hochgezogen hatte. Sie ließ ihn los und rieb sich die Hand an ihrer Jeans ab. Was zum Teufel war heute nur mit ihr los?

„Oh, wie die kleine Ratte in Ratatouille.“ Ihre Nichte liebte den Film. Louisa hatte darauf bestanden, Ratatouille zu Abend zu essen, nachdem sie sich gemeinsam den Film angesehen hatten.

„Ratatouille? Die Gemüsesuppe?“

„Nein, der Pixar – Film. Es geht um einen Koch, der nicht weiterweiß und von einer kleinen Ratte auf den kulinarischen Weg zurückgeführt wird. Die Ratte heißt Remy.“

„Ah. Also, nein, wie mein Großonkel. Ich gucke keine Zeichentrickfilme.“

Staci zuckte die Schultern. „Ist echt süß. Sie sollten es versuchen.“

Sie trat noch einen Schritt zurück, um ihn besser betrachten zu können. „Es tut mir wirklich leid, dass ich in Sie gestolpert bin.“

„Kein Problem“, meinte Remy. „Wenn ich aus der Küche komme, sehe ich schlimmer aus. Ich denke heute auch nur ans Kochen.“

„Ich auch“, sagte sie mit einem halben Lächeln. „Ich bin Mitinhaberin des Sweet Dreams, ein Cupcake-Laden in San Diego.“

„Das Cupcake-Mädchen“, sagte er strahlend. „Ich habe mir die Infos zu den anderen Köchen heute Morgen angeschaut.“

„Cupcake-Mädchen? Meiner Geschäftspartnerin und mir gehört eine sehr profitable Bäckerei. Ich finde, ‚Cupcake-Mädchen‘ wird dem nicht gerecht.“ Stacy wünschte, sie hätte die Kurzporträts ebenfalls gelesen. Dann wüsste sie mehr über Remy. Aber sie hatte nicht mehr die Zeit dazu gehabt.

Jetzt war er es, der einen Schritt zurücktrat und sich tief verbeugte. „Ich bitte ergebenst um Verzeihung, Bäckerin.“

„Wo arbeiten Sie?“

„Im Moment habe ich mich noch nicht weiter entschieden, aber ich habe in den besten Küchen New Orleans gearbeitet.“

„Das habe ich vermutet“, sagte Staci.

„Wieso?“

„Der Akzent verrät Sie.“

Er schenkte ihr ein ruhiges Lächeln, das ihren Puls beschleunigte. Sie wusste nicht, woher, aber sein Lächeln kam ihr bekannt vor. Außerdem war es so verdammt sexy, dass sie sich fragte, ob sie nicht besser auf der nächsten Etage wieder aussteigen sollte. Einige Frauen hatten eine Schwäche für Männer in Uniform, andere für Männer mit Geld und Macht. Aber ihr hatte es schon immer die erdige Sinnlichkeit von Männern angetan, die kochen konnten.

„Gefällt Ihnen mein Akzent?“

Staci erwiderte sein Grinsen. „Vielleicht.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Die meisten Leute finden meinen Akzent charmant.“

„Wirklich?“

Remy warf ihr einen langen Blick zu, bevor er zwinkerte. „Er macht einen großen Teil meiner Persönlichkeit aus, Cupcake-Mädchen. Manche Leute unterschätzen mich deswegen. Aber in der Küche nutze ich diesen Effekt zu meinem Vorteil. Ich kann sehr fordernd sein.“

Staci wusste, dass er vom Kochen redete. Aber sie vermutete, dass er auch im Schlafzimmer fordernd wäre. Sie räusperte sich. „Das bin ich auch.“ Gemeinsam mit Alysse die Bäckerei zu führen war harte Arbeit. Sie waren nur so erfolgreich geworden, weil das Sweet Dreams für sie beide immer an erster Stelle stand.

„Cupcake-Mädchen …“

„Wenn Sie mich noch einmal so nennen, bin ich nicht mehr so nett.“

„Ach, so sind Sie, wenn Sie nett sind??“, fragte Remy.

Doch auch wenn seine Stimme ernst klang, entdeckte Staci ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen. Sie mochte ihn und freute sich darauf, ihn in der Küche fertigzumachen. Als sie auf der vierzehnten Etage eintrafen, standen die Leute bereits Schlange, um sich beim Kochwettbewerb anzumelden. „Ich bin überrascht, dass so viele Leute hergekommen sind.“

„Ich nicht. Das Preisgeld lockt jeden Koch hinter dem Ofen hervor. Ich gehe mir zuerst einmal den Tee abwaschen. Bis später in der Küche.“

Sie sah Remy nach und rief sich dann innerlich zur Ordnung. Sie war nicht hier, um die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Diesmal machte sie es richtig und verliebte sich nicht in einen weiteren Koch – auch wenn er ein umwerfendes Lächeln, einen sexy Po und einen sehr charmanten Akzent hatte.

Remy Cruzel war in einem der namhaftesten Restaurants New Orleans’ groß geworden. Das Gastrophile hatte neue Standards für die amerikanisch-kreolische Küche gesetzt. Dafür waren sein Großvater und sein Großonkel vom Guide Michelin mit drei Sternen bedacht worden. Eine solche Auszeichnung außerhalb von Paris zu bekommen war schwer. Wenn man zudem kein gebürtiger Franzose war, galten drei Sterne als kleine Sensation in der kulinarischen Fachwelt. Aber die Cruzel-Brüder hatten es geschafft und ihr Wissen und Können erfolgreich an ihre Kinder weitergegeben.

Die Gespräche im Studio erstarben, als drei Männer eintraten. Remy erkannte Hamilton Ramsfeld, ein beliebter amerikanischer Koch, von dem sein Vater sagte, er sei ein aufgeblasenes Arschloch, das seine Liebe zum Essen verloren hätte, als er auf der Suche nach Ruhm war. Aber sein Vater war auch nicht leicht zu beeindrucken.

„Hallo, liebe Köche, ich bin Chefjuror Hamilton Ramsfeld. Die anderen beiden Juroren in diesem Wettbewerb sind Lorenz Morelli, Chefkoch und Besitzer einer Reihe italienischer Spitzenrestaurants, sowie Pete Gregoria, der Herausgeber der Fachzeitschrift American Food.“

„Wir freuen uns darauf, die Gerichte zu probieren, die Sie für uns zubereiten werden“, sagte Lorenz mit seinem schweren italienischen Akzent. „Alle auf der linken Seite des Zimmers kommen mit mir. Alle auf der rechten Seite bleiben hier bei Hamilton.“

„Viel Glück Ihnen allen“, fügte Pete hinzu.

Das Teilnehmerfeld war so durchmischt und groß, wie Remy es erwartet hatte, und es wunderte ihn nicht, dass die Juroren die Riesengruppe sofort aufteilte.

Er sah das Cupcake-Mädchen in der anderen Gruppe und salutierte ihr neckisch. Sie war hübsch und witzig, aber er war nicht zum Flirten hier. Er wollte beweisen, dass er gut genug kochen konnte, um als Patron das Gastrophile zu übernehmen. Sein Familienname war legendär in der Kochwelt, und es war nicht Stephens: Den Namen hatte er sich für die Bewerbung ausgedacht.

Er wollte endlich wissen, wie viel des Lobes, mit dem er überschüttet wurde, auf seinen Kochkünsten beruhte und wie viel auf seinem berühmten Namen. Und so war aus Remy Etienne Cruzel eben Remy Stephens geworden. Er wusste nicht, wie lange er das Täuschungsmanöver aufrechterhalten konnte. Aber keiner der Starköche in der Jury war mit seinem Vater befreundet. Zudem hatte sich Remy während der Ausbildung auf dem Culinary Institute of America – einer der renommiertesten Kochschulen weltweit – und der Arbeit im Gastrophile immer im Hintergrund gehalten.

„Willkommen beim Probekochen für Premier Chef – the Professionals. Leider können nur die besten Köche und Köchinnen weiterkommen“, sagte Hamilton. „Die Liebe zum Kochen hat Sie hergeführt, aber nur echtes Können und Talent wird Sie in die Show bringen. Zu Hause mögen Sie der unangefochtene König der Küche sein, aber hier müssen Sie sich alles neu erarbeiten. Jeder Tag wird neue Herausforderungen mit sich bringen, aber auch eine neue Chance, sich zu beweisen. Und am Ende der sechs Wochen wird einer von Ihnen der neue Premier Chef sein.“

Remy nickte. Genau diese Art von Motivationsrede brauchte er jetzt.

„Jeder von Ihnen wird in den nächsten fünfzehn Minuten aus unserer Speisekammer ein Essen zubereiten, das seinen kulinarischen Standpunkt deutlich macht. Anschließend wird Ihr Essen bewertet, und die Hälfte von Ihnen wird weiterkommen.“

Im Studio waren Tische in einem großen Kreis aufgestellt worden. Remy konnte es kaum erwarten, an seine Kochstation zu kommen und sein mis en place vorzubereiten. Er wusste, welches Gericht er in fünfzehn Minuten gut kochen konnte, und ging bereits im Kopf die Zubereitung durch. Als das Startzeichen gegeben wurde, rannten die Köche in die Speisekammer, um sich die Zutaten zu holen.

Remy fühlte sich an ein Spiel aus seiner Kindheit erinnert. Damals hatte sein Großvater Zutaten in der Küche versteckt, und Remy hatte sie mit verbundenen Augen nur am Geruch finden müssen. Plötzlich kam ihm ein Bild in den Sinn, wie er das Cupcake-Mädchen nur mit einer Augenbinde bekleidet durch seine Küche führte.

Er schüttelte das Bild ab und konzentrierte sich wieder auf den Wettbewerb. Wenn die Juroren ihn schon vor Beginn der Kochshow nach Hause schickten, wäre es peinlich. Schnell sammelte er die nötigen Zutaten zusammen und kochte auch unter Zeitdruck entspannt sein Gericht.

„Junge, das ist krass“, sagte der lässige blonde Kerl an der Kochstation neben ihm. „Ich kann ja gut kochen, wenn man mich hetzt, aber nicht vor so vielen Leuten.“

„Damit wollen sie uns bestimmt nur verunsichern“, antwortete Remy.

„Sie wirken nicht sehr unsicher.“

„Ich habe schon unter einigen Cholerikern gearbeitet. Mich erschüttert nichts so schnell.“ Remy dachte an seinen Vater, den auch eine Blutsverwandtschaft nicht davon abhielt, Remy sein ganzes Temperament spüren zu lassen, wenn er einen Fehler machte.

Der Blondschopf stellte sich als Troy vor und redete die ganze Zeit durch. Remy hatte schon mit anderen Quasselstrippen zusammengearbeitet und musste zugeben, dass er sie nicht mochte. Für ihn war die Küche zum Kochen da, nicht zum Plaudern. Er hatte kein Vertrauen in einen Koch, der lieber redete, als sich auf die Zubereitung zu konzentrieren.

„Die Zeit ist um“, rief Hamilton, und die Köche traten von ihren Stationen weg. Die Juroren schritten von einem zum nächsten, um die Gerichte zu kosten, und Remy wischte sich seine verschwitzten Hände an der Hose ab, als sie schließlich an seiner Station standen. So nervös war er seit seinem ersten Tag in der Kochschule nicht mehr gewesen.

„Ausgezeichnet“, meinte Hamilton. „Eine ausgewogene Mischung aus Süße und Schärfe. Gefällt mir.“

„Danke.“ Nachdem ihm auch die anderen Juroren Komplimente gemacht hatten, wurde ihm bewusst, dass er gut war. Er hatte es gewusst. Aber es war nett, es von jemand anderem zu hören.

Schließlich nannten die Juroren die Namen der Köche, die wieder nach Hause durften. Auch Troy war darunter, und Remy winkte ihm zu, als er etwas geknickt das Studio verließ. Remy war nicht überrascht. Dies war ein ernster Wettkampf für Leute, die das Kochen ernst nahmen. Dann kamen die Gewinner der anderen Gruppe zurück, und er entdeckte das Cupcake-Mädchen unter ihnen.

Sie war hübsch mit ihren kurzen schwarzen Haaren, den zarten Gesichtszügen und der zierlichen, aber weiblichen Figur. Als Hamilton wieder zu reden anfing, wurde Remy durch ihren süßen Hintern in der eng sitzenden Jeans abgelenkt.

„…teams“, sagte Hamilton.

Verdammt. Er hätte zuhören sollen, statt die Frau anzustarren. „Was hat er gesagt?“, fragte er den Mann neben ihm.

„Wir werden jetzt in Zweierteams gegeneinander antreten. Am Ende dieser Runde wird die Hälfte von uns nach Hause geschickt. Die verbleibenden Köche und Köchinnen nehmen an der TV-Show teil.“

„Danke.“

„Kommen Sie nach vorn und nehmen Sie ein Messer aus dem Block“, fuhr Hamilton fort. „Es gibt fünfzehn Teams und die Buchstaben A oder B. Chef des Teams ist A. Sie haben eine halbe Stunde Zeit, um das Gericht gemeinsam zu planen, und eine weitere Stunde, um es zu kochen.“

Remy zog die Nummer 7B. „Meine Glückszahl.“

„Meine auch“, erklang eine weiche Frauenstimme hinter ihm. „Und ich habe das Kommando. Mein Schicksal hat sich inzwischen zweifellos zum Besseren gewendet.“

„Das Cupcake-Mädchen. Ich habe gehofft, dass Sie weiterkommen. Jetzt, da wir ein Team sind, schlage ich vor, dass wir uns duzen. Einverstanden?“

„Einverstanden.“

Da ich ein geübter Koch bin und du Bäckerin, sollte ich wohl besser der Chef des Teams sein.“

„Nein, Südstaaten-Junge. Ich bin die Chefin. Entweder du fügst dich oder stürzt dich ins Verderben. Ich stelle mich so oder so der Herausforderung.“

Remy mochte ihre beherzte Art, doch er würde für sie nicht riskieren, aus der Show zu fliegen. Er würde sie in dem Glauben lassen, das Sagen zu haben, aber keinesfalls sein Schicksal in ihre Hände legen. „Okay. Welches Gericht schlägst du vor?“

„Nun, ich komme aus Los Angeles und du aus dem Süden. Wie wäre es mit einer Kombination aus Baguette New-Orleans-Style und Tacos? Beide Gerichte haben ihre Wurzeln in der Straßenküche und können von uns zu kulinarischen Genüssen weiterentwickelt werden.“

„Mir gefällt die Idee. Kannst du die Tortillas zubereiten?“

„Das kann ich.“ Staci grinste. „Vielleicht mit einem Hauch Limone?“

„Sehr gut. Ich kümmere mich um die Füllung mit Garnelen, einer Andouille-Wurst und etwas Gemüse. Aber damit sind wir immer noch auf dem Niveau der Straßenküche.“

Sie sah ihn mit ihren großen schokobraunen Augen an. „Wir könnten drei verschiedene Tacos zubereiten.“

Remy wusste jetzt, dass sie hier war, um zu gewinnen. Aber er war immer noch nicht sicher, ob sie über die nötigen Kochkünste verfügte. Gemeinsam besprachen sie die Zubereitung der anderen beiden Tacos und gingen zur Speisekammer, um sich die Zutaten zu holen. Staci wechselte mit jedem ein Wort, dem sie begegnete. Ihre Gelassenheit beunruhigte ihn.

Konnte jemand gewinnen, der so entspannt war? Er war nicht sicher, ob er ihrem Instinkt vertrauen sollte, was das von ihr vorgeschlagene Gericht anging. Andere Köche hatten sich Lamm- und Rindfleisch aus dem Kühlschrank geholt. Er machte sich an die Arbeit und änderte den ursprünglichen Vorschlag in einigen Punkten ab. Einmal sah sie ihm über die Schulter und langte dann mit dem Finger in die Schüssel, die vor ihm stand. „Was machst du da?“

„Ich koste mal.“ Sie schleckte mit der Zunge den Finger ab.

Remy stöhnte innerlich, als er plötzlich an etwas ganz anderes als ans Kochen dachte. Sie war verdammt sexy.

Staci zwinkerte ihm zu. „Ein bisschen scharf. Aber ich mag es scharf.“ Sie ging zurück an ihre Kochstation.

Er sah ihr noch einen Moment nach – bis jemand rief, dass die Zeit in zehn Minuten abgelaufen sei. Sofort zwang er sich, nicht mehr an seine sexy Mitbewerberin zu denken, sondern an seine Arbeit. Er musste konzentriert bleiben, wenn er etwas beweisen wollte. Er wünschte nur, dass Staci nicht so eine angenehme Ablenkung wäre.

Staci wusste, dass Remy das abgesprochene Konzept in einigen Punkten abwandelte. Aber da keiner von ihnen nach Hause geschickt werden wollte, ließ sie ihn gewähren. Außerdem schmeckten seine Abwandlungen köstlich.

Als sie gemeinsam anfingen, das Essen auf den Tellern anzurichten, streifte er ihren Arm. Sie atmete tief ein und zwang sich, den Mann zu ignorieren und sich auf den Koch zu konzentrieren. „Nicht schlecht. Aber du hast nicht getan, was ich gesagt habe.“

„Ich koche seit langer Zeit, ma chérie, und befolge nicht immer Anweisungen.“

„Wenn wir die Koffer packen müssen, wirst du dir wünschen, es getan zu haben“, erwiderte Staci. „Ich nehme keine anderthalbstündige Busfahrt auf mich, um heute wieder weggeschickt zu werden.“

„Ich habe auch nicht vor, nach Hause zu gehen“, erwiderte Remy. Deswegen habe ich einfach deine Idee perfektioniert.“

„Du bist ziemlich großspurig“, sagte sie wenig beeindruckt und kostete die übrig gebliebene Füllung. Verdammt, sie schmeckte gut – besser, als sie angenommen hatte. Sie hatte nicht geglaubt, dass jemand, der so aussah wie er, wirklich kochen konnte.

„Nun?“

„Es wird reichen“, meinte Staci. Er musste lachen, und als er sie zum ersten Mal von ganzem Herzen strahlend anlächelte, stockte ihr der Atem.

„Oh, es wird mehr als nur reichen. Jetzt will ich mal sehen, ob du mithalten kannst, chérie.“

Sie wusste, dass sie das beste Baguette backte, das er jemals gegessen hatte. „Mein Brot ist nicht zu überbieten.“

Remy brach sich schnell ein Stück vom Brot ab, das noch auf dem Tablett lag, und steckte es in den Mund.

Staci erwischte sich dabei, dass sie seinen Mund betrachtete, als er langsam kaute. Wie sich seine Lippen wohl auf ihren anfühlten?

„Es wird reichen.“

„Ich weiß.“ Sie bemerkte, dass die Juroren zu ihnen kamen. Sie waren angewiesen worden, solange vom Tisch zurückzutreten. Hamilton war zuerst bei ihnen und winkte sie mit einer arroganten Handbewegung zu sich. Staci blieb einfach stehen, bis Remy ihr einen Stups mit dem Fuß gab. Sie hasste arrogante Männer. Stolz darauf zu sein, was man erreicht hatte, war in Ordnung. Aber sich wie ein Schuft zu benehmen stand auf einem ganz anderen Blatt.

„Ihr Gericht sieht interessant aus“, meinte Hamilton. „Ein bisschen simpel.“

„Es schmeckt alles andere als das“, erwiderte sie und funkelte Remy an, der sie mit dem Ellbogen in die Seite stieß.

„Wenn die Kameracrew so weit ist, fragen wir Sie zuerst nach dem Gericht und probieren es dann“, erklärte Lorenz, der jetzt mit Pete dazukam.

„Okay“, sagte der Regisseur nach einem Moment. „Es kann losgehen.“

„Erzählen Sie uns etwas über sich“, forderte Pete sie auf. „Staci, Sie sind Bäckerin?“

„Ja. Ich bin Mitinhaberin der Bäckerei Sweet Dreams in San Diego. Ich habe im Le Cordon Bleu in Paris gelernt.“

„Und Sie, Remy?“, fragte Lorenz.

„Ich komme aus New Orleans und habe bei meinem Großvater kochen gelernt. Ich habe im Süden als Koch gearbeitet, bin aber zurzeit ohne festen Job.“

„Staci, Sie waren die Chefin des Teams. Was haben Sie beide für uns zubereitet?“

„Eine Kombination der Straßenküchen Südkaliforniens und Louisianas: Drei Tacovariationen mit Baguette New-Orleans-Style.“

„Remy, wofür waren Sie zuständig?“, fragte Hamilton, als Lorenz das erste Taco in drei Teile schnitt.

„Die Füllungen.“

„Woraus bestehen sie?“, fragte Pete.

„Garnelen und Andouille, Buntbarsch mit Limonenkruste und Portobello-Champignons à la Vera Cruz.“

„Klingt interessant“, meinte Lorenz. „Wir probieren jetzt.“

Staci schlug das Herz bis zum Hals, während sie auf das Urteil der drei Juroren wartete. Obwohl sie wusste, dass Remy und sie ein gutes Gericht präsentierten, war sie nervös. Als das Schweigen zu lange zu dauern schien, griff sie nach Remys Hand.

„Mir schmeckt die Mischung aus Schärfe und dem leichten Brot. Gut gemacht“, meinte Pete schließlich.

„Mir auch“, stimmte Lorenz zu. „Die Gewürze sind optimal aufeinander abgestimmt.“

„Nun, dann sind wir uns einig und kommen noch einmal zurück, um mehr davon zu essen“, sagte Hamilton. Damit gingen die Juroren weiter.

Remy nahm kurz ihre Hand in seine, bevor er sie losließ.

Staci wollte vor Freude in die Luft springen. Aber er schien keinen Grund zum Feiern zu sehen. „Was ist los? Du wirkst fast nervös.“

„Wohl kaum. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Nur weil sie unser Gericht gut fanden, bedeutet nicht, dass die anderen Konkurrenten schlechter waren.“

Sie nickte und warf zum ersten Mal einen Blick auf die anderen Köche und deren Gerichte. Jeder wollte eine Runde weiterkommen und gewinnen. Das durfte sie nicht vergessen.

Schließlich zogen sich die drei Juroren zur Beratung zurück. Die Teilnehmer sollten währenddessen ihre Kochstationen sauber machen. Remy arbeitete schnell und effizient.

Staci wurde erst nach einem Moment bewusst, dass sie ihn beobachtete. Sie suchte sich wirklich immer den schlechtesten Zeitpunkt aus, um sich den Kopf verdrehen zu lassen. Zudem hatte sie schon immer einen sehr schlechten Geschmack bewiesen, was Männer anging. Sogar ihre Karriere als Köchin hatte sie sich früher einmal von einem Mann ruinieren lassen. Ließe sie das wirklich erneut zu?

„Keine Sorge, chérie. Was immer auch heute passiert, du kannst kochen, und das kann dir keiner nehmen“, sagte Remy. „Mir hat es Spaß gemacht, heute mit dir zusammenzuarbeiten.“

„Mir ging es genauso.“

Zur Verkündung der Entscheidung wurden sie alle gebeten, an ihre Kochstationen zurückzukehren. Remy stand neben Staci. Diesmal drückte er ihre Hand, als Hamilton das Wort ergriff.

„Wir haben sehr gute Gerichte probiert und wissen, dass Sie alle kochen können. In diesem Wettbewerb sollen Sie aber über sich hinauswachsen. Daher heißen die Gewinner dieser Runde …“

„Staci Rowland und Remy Stephens“, verkündete Lorenz.

Remy zog sie an sich, um sie kurz vor Freude zu umarmen. Doch er hielt sie etwas länger fest, als er vorgehabt hatte.

Remy sorgte dafür, dass er in einem anderen Auto saß als Staci, als sie alle zum Premier Chef – Haus in Malibu gefahren wurden. In dem luxuriösen Haus mit acht Schlafzimmern wurden sie von den Produktionsassistenten in Zweiergruppen aufgeteilt. Remy wohnte mit Quinn Lyon in einem Zimmer mit Blick auf das Meer. „Woher kommen Sie?“, fragte er den Koch.

„Aus Seattle. Ich bin Chefkoch im Poisson. Dem Akzent nach zu urteilen, kommen Sie aus dem Süden.“

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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