Verzaubert unter Palmen

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Mit einem Traummann in der Südsee: Seit die junge Dolmetscherin Alexandra Hill vom Fleck weg von dem australischen Unternehmer Max Goodwin engagiert wurde, steht ihr Leben Kopf. Mit Max trinkt sie Champagner unter Palmen, besucht Golfplätze und Dinnerpartys - und bezaubert mit ihrer natürlichen Schönheit jeden seiner Geschäftspartner! Dabei ist es ihr Boss, der ihr Herz erobert und ihre Sehnsucht nach Zärtlichkeit geweckt hat … Bis sie eines Abends zufällig ein Gespräch mit anhört, das nur einen Schluss zulässt: Max ist nicht frei für die Liebe!


  • Erscheinungstag 24.10.2009
  • Bandnummer 1816
  • ISBN / Artikelnummer 9783862951017
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Alexandra Hill kam an einem besonders kalten Morgen zu Hause in Brisbane an.

Sie hatte mit einigen Freunden einen Skiurlaub in den Neuseeländischen Alpen verbracht. Eingemummt in warme Skisachen hatte sie das Flugzeug bestiegen, und obwohl es Winter war, hätte sie nicht erwartet, dass sie auch im sonst so milden Brisbane für diese Kleidung dankbar sein würde.

Es war der kälteste Maitag seit Menschengedenken. Alex trug noch immer ihre Skijacke, als sie aus dem Taxi stieg und vor der Tür ihres kleinen Reihenhauses in Spring Hill ihren Chef vorfand, der auf sie wartete.

Simon Wellford, ein rothaariger Mann von untersetzter Statur, war der Gründer der Übersetzungs- und Dolmetscheragentur Wellford Interpreting Services. Er umarmte Alex stürmisch. „Gott sei Dank! Deine Nachbarin war sich nicht sicher, ob du heute zurückkommst oder erst morgen. Ich brauche dich, Alex, ich brauche dich dringend“, sagte er aufgeregt.

Alex, die wusste, dass Simon glücklich verheiratet war, befreite sich aus seiner Umarmung und meinte trocken: „Ich bin noch immer im Urlaub, Simon, also …“

„Ich weiß“, unterbrach er sie, „ich werde es auch wieder gutmachen, ich verspreche es!“

Alex seufzte. Sie arbeitete für Simon als Übersetzerin und Dolmetscherin und wusste, dass er manchmal etwas impulsiv war. „Um was für einen Notfall handelt es sich diesmal?“, fragte sie nach.

„Von einem Notfall kann keine Rede sein, ganz gewiss nicht“, erwiderte er. „Oder würdest du Goodwin Minerals etwa nicht

als einen absoluten Volltreffer bezeichnen?“ „Ich kenne Goodwin Minerals nicht, und ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Simon!“

Er schnalzte mit der Zunge. „Goodwin Minerals ist ein führendes Unternehmen der Bergbaubranche, ein riesiges Firmenimperium, das dabei ist, nach China zu expandieren. Und hier in Brisbane …“, er gestikulierte mit der Hand, „werden gerade die Verhandlungen mit einem chinesischen Konsortium aufgenommen, aber eine der Chinesisch-Dolmetscherinnen ist erkrankt, und man braucht einen Ersatz. Gewissermaßen sofort“, fügte er hinzu.

Alex stellte ihre Umhängetasche auf ihren Rollkoffer. „Soll ich etwa vor Ort dolmetschen?“, erkundigte sie sich.

Simon zögerte etwas. „Sieh mal, Alex, ich weiß ja, dass du bisher nur am Telefon gedolmetscht und am Schreibtisch übersetzt hast, aber du machst deine Arbeit verdammt gut!“

Alex stemmte die Hände in die Hüften. „Wenn es dabei um Bergbau geht, heißt das dann, es wird Fachwissen erwartet?“

Simon blickte sie nachdenklich an und dachte: Ich wünschte, es wäre so. Dann sagte er: „Nein, sie brauchen dich mehr für das Rahmenprogramm. Ich …“, er stockte, „… musste ihnen zusichern, dass du dich auf dem gesellschaftlichen Parkett souverän bewegst.“

„Also hast du ihnen erzählt, dass ich nicht das Messer ablecke“, bemerkte Alex und musste über seinen betroffenen Gesichtsausdruck lachen.

„Ich erklärte ihnen, dass du aus einer Diplomatenfamilie stammst. Damit schienen sie zufrieden zu sein“, sagte er etwas steif, denn in Wahrheit hegte er gewisse Bedenken in Bezug auf Alex und diesen Job, und die betrafen weder ihre Umgangsformen noch ihr perfektes Chinesisch – sondern die Art, wie sie sich kleidete.

Noch nie hatte er sie in etwas anderem gesehen als in Jeans, aber sie besaß eine Menge langer Schals, die sie sich gerne locker um den Hals drapierte. Mit ihrem Haar kam sie offenbar nur schwer zurecht, und außerdem trug sie eine Brille.

Eine typische graue Maus. Dieses Urteil konnte man niemandem verübeln. Bisher war ihr Kleidungsstil nicht von Bedeutung gewesen, denn wenn sie am Telefon dolmetschte oder Übersetzungen anfertigte, arbeitete sie ja nicht vor Publikum. Außerdem erledigte sie viele Aufträge zu Hause. Doch bei Goodwin Minerals durfte man nur höchste Ansprüche erwarten.

Mit einer energischen Kinnbewegung beendete Simon seinen Gedankengang. Damit konnte er sich auch noch später befassen; nun war es wichtig, den Auftrag zu bekommen, und es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.

„Steig in den Wagen, Alex“, wies er sie an. „Wir haben in ungefähr zwanzig Minuten ein Vorstellungsgespräch bei Goodwin.“

Sie starrte ihn an. „Simon … das ist doch wohl nicht dein Ernst! Ich komme gerade aus dem Urlaub zurück. Ich muss erst einmal duschen und mich umziehen. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob ich diesen Job überhaupt annehmen möchte.“

„Alex …“, mit schnellen Schritten ging er über den Gehsteig zur Beifahrertür seines Wagens und öffnete sie, „… bitte.“

„Nein, Simon, warte. Willst du mir etwa sagen, du hast mich zu einem Vorstellungsgespräch angemeldet und Goodwin Minerals bereits zugesagt, dass wir diesen Auftrag übernehmen, obwohl du nicht einmal sicher warst, ob ich heute nach Hause komme?“

„Ich weiß, es klingt für dich ein bisschen … na ja …“ Er zuckte mit den Schultern.

„Es klingt haargenau nach dir, Simon Wellford“, entgegnete sie entnervt.

„Bedeutende Männer packen Gelegenheiten eben beim Schopf“, erwiderte er. „Goodwin könnte uns eine Menge Aufträge einbringen, Alex. Das wäre der Durchbruch für Wellford und …“, er machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach, „… Rosanna ist schwanger.“

Alex blickte ihren Chef überrascht an. Rosanna war Simons Frau. Es würde das erste Kind der beiden sein. Kein Wunder, dass ihnen die Zukunft der Firma nun besonders am Herzen lag.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte sie, doch dann wurde ihr Blick ganz weich, und sie strahlte ihn an. „Simon, das ist ja eine wundervolle Neuigkeit!“

Kaum saß Alex im Wagen, überkamen sie erneut Bedenken im Hinblick auf den Auftrag.

„Wie soll ich denn nur meine Aufmachung erklären?“

Simon sah sie an. „Erzähl ihnen die Wahrheit. Du bist gerade von einem Skiurlaub zurückgekommen. Unsere Ansprechpartnerin heißt übrigens Margaret Winston. Sie ist die Privatsekretärin von Max Goodwin.“

„Max Goodwin?“

„Die treibende Kraft hinter Goodwin Minerals. Sag jetzt nicht, du hast auch von ihm noch nie etwas gehört?“

„Nein, hab ich nicht. Simon …“, Alex hielt sich krampfhaft an der Armlehne fest, während er sich seinen Weg durch den hektischen Stadtverkehr bahnte, „… musst du denn unbedingt so schnell fahren?“

„Ich möchte nicht zu spät kommen. Max Goodwin ist ein sehr einflussreicher Mann, und …“

„Simon!“ Alex schrie auf, doch zu spät. Ein Lieferwagen war plötzlich vor ihnen ausgeschert, und obwohl Simon geistesgegenwärtig eine Vollbremsung hingelegt hatte, prallten sie auf das Heck des Fahrzeugs.

Simon umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad und stöhnte resigniert auf, als er die zerbeulte Motorhaube seines Wagens sah. Dann warf er Alex einen Blick zu und fragte: „Alles in Ordnung?“

„Ja, ich fühle mich nur etwas durchgeschüttelt, sonst nichts. Und wie geht es dir?“

„Genauso.“ Er zuckte zusammen, als sich der Fahrer des Lieferwagens, ein zornig dreinblickender, grobschlächtiger Mensch, aus seinem Fahrzeug hievte. „Ich fürchte, das hier macht uns alles kaputt.“

„Wie weit ist es denn noch?“, fragte Alex.

„Nur ein Häuserblock, aber …“

„Soll ich nicht vielleicht alleine hingehen? Es wird eine Weile dauern, bis du hier wegkommst, aber ich kann doch schon los. Wie, sagtest du, hieß die Sekretärin?“

Simon richtete sich auf. „Margaret Winston. Goodwin House ist der nächste Block auf der linken Seite. Die Büros sind im fünfzehnten Stock. Alex, ich werde dir ewig dankbar sein, wenn wir diesen Auftrag bekommen“, erklärte er eindringlich.

„Ich werde mein Bestes geben!“ Sie stieg aus dem Wagen und wollte die Tür schließen, da rief Simon ihr nach: „Wenn alle Stricke reißen, dann überzeuge sie mit deinem Chinesisch!“

Sie lachte und ging davon.

Als Alex bei Goodwin Minerals ankam, wurde sie von der Sekretärin empfangen. Margaret Winston war eine Frau mittleren Alters mit perfekt frisiertem braunem Haar, und bei dem olivgrünen Hosenanzug, den sie trug, handelte es sich zweifellos um eine Maßanfertigung. Margaret geleitete Alex in Max Goodwins imposantes Büro, in dem nicht nur der Firmenchef selbst, sondern auch ein Chinese – Mr. Li, wie sich herausstellen sollte –, auf sie warteten.

Alex hatte den Weg im Laufschritt zurückgelegt und war entsprechend außer Atem. Dass sie sich nun mit gleich drei Personen konfrontiert sah, trug nicht eben zu ihrer Beruhigung bei. Sie hoffte, dass man ihr ihre Nervosität nicht allzu deutlich anmerkte, und blickte sich unauffällig um.

Eine durchgehende Fensterfront eröffnete eine atemberaubende Aussicht auf den Brisbane River, der unterhalb der Story Bridge die bewaldete Landzunge des Kangaroo Point umschlängelte. Der königsblaue Teppich, der den gesamten Boden bedeckte, ließ an eine ruhige Meeresoberfläche denken. An einem Ende des Raums stand ein gigantischer Schreibtisch, und an den Wänden hingen, in Gold gerahmt, erlesene Radierungen mit alten Ansichten von Brisbane. Am anderen Ende des Raums war eine dreiteilige Sitzgruppe aus braunem Leder um einen Couchtisch gruppiert.

Aber auch Max Goodwin selbst war beeindruckend.

In der Vorstellung, die Alex sich aufgrund von Simons kurzer Beschreibung von dem milliardenschweren Bergbaumagnaten gemacht hatte, war der Chef des Imperiums ein älterer, knorriger Mann mit zerfurchten Zügen und ledriger Gesichtshaut gewesen.

Nichts davon traf zu. Alex schätzte Max Goodwin auf Mitte dreißig, und er war der bestaussehende Mann, dem sie seit Jahren begegnet war. In seinem tadellos sitzenden marineblauen Anzug bot er eine äußerst attraktive Erscheinung, und seine Augen waren von einem bemerkenswert intensiven Blau. Er hatte dunkles Haar, ein ebenmäßiges Gesicht, das wie gemeißelt wirkte, und einen schmalen, gut geschnittenen Mund.

Da war absolut nichts Knorriges oder Ledriges an ihm. Aber Alex hatte das sichere Gefühl, dass er knallhart und emotionslos, ja sogar regelrecht gefährlich werden konnte. Ein intensiver Ausdruck von Entschlossenheit lag in seinen dunkelblauen Augen, die ihm die Aura eines Mannes verlieh, der genau wusste, was er wollte, und es auch bekam.

Und als Nächstes schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie ganz bestimmt nicht das darstellte, was er wollte …

Er bestätigte ihren Verdacht umgehend, als er sich nach der kurzen Begrüßung, bei der er sie prüfend von Kopf bis Fuß gemustert hatte, gereizt das Kinn rieb und rief: „Es ist zum Verzweifeln! Margaret …“

„Mr. Goodwin“, unterbrach ihn Margaret Winston bestimmt, „ich konnte niemand anderen bekommen. Bis morgen Nachmittag ist es nicht mehr lange hin, und Mr. Wellford versicherte mir, dass Miss Hill äußerst kompetent ist und über ausgezeichnete Sprachkenntnisse verfügt.“

„Das mag ja sein“, warf Max ein, „aber sie sieht aus, als sei sie gerade mal achtzehn und von der Klosterschule abgehauen.“

Alex räusperte sich. „Ich versichere Ihnen, ich bin zweiundzwanzig, Sir, und, bitte verzeihen Sie die Bemerkung, aber halten Sie es für angebracht, nur nach dem Äußeren zu urteilen?“ Sie machte eine Pause, verbeugte sich, und wiederholte das Gesagte auf Chinesisch.

Nun trat Mr. Li näher und stellte sich als Mitglied des Dolmetscherteams vor. Er verwickelte Alex in ein längeres Gespräch, verbeugte sich dann vor ihr und sagte an Max Goodwin gerichtet: „Sehr fließend, Mr. Goodwin, und äußerst korrekt und in allem respektvoll.“

Es folgte eine gespannte Stille. Max sah Alex fest in die Augen und musterte sie noch einmal ausgiebig von Kopf bis Fuß.

Mag sein, dass sie nicht gerade wie achtzehn aussieht, entschied er. Aber ohne eine Spur von Make-up, mit diesen ungebändigten mausfarbenen Strähnen, die sich an allen Seiten aus dem Knoten lösen, mit der Nickelbrille, dem Trainingsanzug und den Schaffellstiefeln wirkt sie einfach ungepflegt. Ihre dicke Jacke hatte sie beim Eintreten ausgezogen, aber dennoch wirkte ihre Figur ziemlich unförmig. So jemanden konnte er nicht gebrauchen!

Außer …, dachte er und betrachtete Alex abermals eingehend. Na ja, es war vielleicht nicht ganz unmöglich. Sie war ziemlich groß – unzweifelhaft ein Vorteil für jemanden mit einem etwas stämmigen Körperbau. Und sie besaß schöne Hände, schmal und feingliedrig, einen klaren Teint, und ihre Augen …

„Würden Sie bitte kurz Ihre Brille abnehmen?“, forderte er sie auf.

Alex blinzelte und kam seiner Bitte nach. Max nickte zufrieden. Er blickte in außergewöhnlich hübsche haselnussbraune Augen.

„Äh … danke, Margaret“, sagte er, „ich mache den Rest alleine. Ich danke Ihnen, Mr. Li. Bitte setzen Sie sich, Miss Hill.“ Er deutete auf einen der Ledersessel.

Alex nahm Platz. Er setzte sich ihr gegenüber und legte den Arm auf die Rückenlehne der Couch. „Erzählen Sie etwas über Ihren Hintergrund“, fuhr er fort, „und wie kommt es eigentlich, dass Sie Chinesisch sprechen?“

„Mein Vater war Mitglied des Diplomatischen Corps. Als Kind …“, sie lächelte, „bin ich sozusagen um die Welt gebummelt. Sprachen lernen fällt mir nicht schwer. Chinesisch habe ich in Peking aufgeschnappt, wo meine Familie fünf Jahre lang lebte.“

„Eine Diplomatenfamilie“, sagte er nachdenklich. „Betrachten Sie das Dolmetschen als Ihren Beruf?“

„Nicht wirklich, aber auf diese Weise verlerne ich die Sprache nicht“, erwiderte sie und fügte scherzhaft hinzu: „Außerdem ist es eine gute Möglichkeit, sich vor dem Verhungern zu bewahren. Um ehrlich zu sein, ich denke darüber nach, ebenfalls die diplomatische Laufbahn einzuschlagen. Es ist noch nicht lange her, dass ich auf der Universität war und Fremdsprachen studiert habe.“

Max fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Hätten Sie etwas gegen eine modische Rundumerneuerung?“, fragte er unvermittelt.

Alex starrte ihn an, und es trat ein langes Schweigen ein, währenddessen sie albernerweise seine blau gepunktete hellgraue Krawatte zur Kenntnis nahm und die Tatsache, dass er am äußeren Ende seiner linken Augenbraue eine kleine Narbe hatte.

Schließlich räusperte sie sich. „Sie sind offenbar nicht der Meinung, dass ich optisch zu der Aufgabe passe. Ich …“

„Glauben Sie denn, Sie würden sich bei der Aufgabe wohlfühlen?“, unterbrach er sie und zählte eine Reihe von gesellschaftlichen Ereignissen auf, an denen sie teilnehmen würde: Cocktailpartys, Mittagessen, ein Tag auf dem Golfplatz, eine Bootsfahrt, ein Tanzdiner, um nur ein paar Beispiele zu … Alex schwirrte der Kopf.

„Hören Sie“, fiel sie ihm ins Wort, „ich denke, wir verschwenden unsere Zeit, Mr. Goodwin. Ich habe einfach nicht die Garderobe für derlei Anlässe, und ich bringe vermutlich auch nicht – wie sagt man so schön – den Glamour dafür mit. Zuverlässiges Dolmetschen ist eine Sache, dies hier eine ganz andere.“

„Ich würde die Kleider besorgen. Sie könnten sie behalten.“

„Oh nein. Das könnte ich nicht“, entgegnete sie verlegen. „Es ist nett von Ihnen, aber nein danke.“

„Mit Nettigkeit hat das nichts zu tun“, erwiderte er ungeduldig. „Es wären Geschäftsausgaben, die ich von der Steuer absetzen kann. Und es ist auch nicht so, dass ich Sie ‚aushalten‘ und als Gegenleistung um gewisse Gefälligkeiten bitten würde.“

Alex schüttelte den Kopf. „Mein Nein steht fest“, sagte sie spitz.

Plötzlich grinste er, und seine Augen blitzten schelmisch. „Warum denn nicht?“

Alex wand sich in ihrem Sessel, die Hände im Schoß gefaltet. „Ich würde mich … unwohl fühlen. Ich käme mir gekauft vor, wenn auch nicht zu dem angedeuteten Zweck.“

Max blickte zur Decke. „Dann geben Sie mir die Kleider meinetwegen wieder zurück. Ich bin sicher, ich werde jemanden finden, der sie zu schätzen weiß.“

„Das wäre eine Lösung“, antwortete sie nachdenklich, „aber da ist noch etwas anderes. Ich fürchte, es würde mich stören zu wissen, dass Ihnen mein wahres Ich nicht gut genug ist.“

„Darum geht es nicht“, entgegnete er gepresst. „Ich möchte nur nicht, dass Sie sich wie Aschenputtel fühlen. Mein Gott ja …“, er warf die Hände in die Luft, „um die Wahrheit zu sagen, brauche ich nicht nur Ihr Sprachtalent, daher wäre ein etwas mondäneres Auftreten sehr hilfreich.“

Alex nagte an ihrer Unterlippe. Auf der einen Seite hätte sie am liebsten abgelehnt. Max Goodwin hatte vieles an sich, das ihr gegen den Strich ging. Er war die Arroganz in Person. Er hatte ihr quasi ins Gesicht gesagt, dass sie ihn in Verlegenheit bringen würde. Wäre es nicht amüsant, den Spieß umzudrehen und ihm zu beweisen, wie unrecht er hatte?

Bedauernd schaute sie an sich herunter. Es hatte sich keine Gelegenheit geboten, ihre unordentliche Aufmachung zu erklären. Nun verbot es ihr Stolz, sich noch zu einer Begründung herabzulassen.

Andererseits war der Auftrag eine verlockende Herausforderung, und es konnte wirklich interessant werden.

Und außerdem musste sie auch an Simon und die Firma denken, von dem Baby ganz zu schweigen …

„Ich glaube, ich werde es probieren“, sagte sie daher. „Obwohl …“, sie zuckte mit den Schultern, „wenn Sie es genau wissen möchten, es ist noch nicht lange her, dass ich das Kloster verlassen habe, Mr. Goodwin, nur etwa ein Jahr.“

Ein Ausdruck von Erstaunen trat in seine Augen. „Sie waren Nonne?“

„Oh nein. Aber als meine Eltern starben, war ich siebzehn und wohnte als Schülerin in einem Kloster. Da die Oberin eine Cousine meines Vaters und meine einzige lebende Verwandte war, blieb ich dort, selbst als ich später studierte. Die Oberin starb im vergangenen Jahr.“

„Ich … verstehe. Nein, was ich sagen wollte, ist, das erklärt alles, aber was denn eigentlich?“ Ein Lächeln folgte der rhetorischen Frage, die er an sich selbst gerichtet hatte.

„Es erklärt vermutlich, warum ich schlicht gekleidet bin und einen einfachen Lebensstil pflege“, erklärte sie ihm ernst. „Was nicht bedeutet, dass man über mich verfügen kann.“

Er starrte sie an. „Sie befürchten, ich könnte in Versuchung geraten, Sie auszunutzen, Miss Hill?“

„Sexuell? Nein, nicht im Geringsten“, erwiderte sie unbefangen. „Ich glaube, was das betrifft, bin ich nicht Ihr Typ, Mr. Goodwin. Ohnehin könnten Sie verheiratet sein und ein halbes Dutzend Kinder haben.“ Sie hielt inne, denn Max Goodwin war fast unmerklich zusammengezuckt, was sie sich allerdings nicht erklären konnte.

„Ich bin nicht verheiratet“, stellte er richtig und runzelte die Stirn. „Nur der Neugierde halber: Wie stellen Sie sich meinen ‚Typ‘ denn vor?“

„Oh …“, Alex gestikulierte mit der Hand, „schicke, mondäne Frauen von Welt.“

Er verzog das Gesicht, widersprach jedoch nicht, sondern fragte: „Wenn Sie keine Angst davor haben, in dieser Hinsicht ausgenutzt zu werden, was bereitet Ihnen dann Kopfzerbrechen?“

„Ich habe das Gefühl, Sie verstehen es brillant, Ihren Willen durchzusetzen, koste es, was es wolle“, gab Alex unumwunden zu, nahm ihre Brille ab und polierte sie mit ihrem Schal. „Damit könnte ich nicht umgehen“, sagte sie ruhig, aber entschieden und setzte die Brille wieder auf.

Es schien, als wäre Max plötzlich nicht mehr bei der Sache. Und es stimmte tatsächlich, denn ihm war aufgefallen, dass er noch nie zuvor so bemerkenswert schöne Augen gesehen hatte. War es Einbildung – oder konnte er ihnen wirklich nicht widerstehen?

„Haben Sie schon einmal Kontaktlinsen probiert?“, hörte er sich fragen.

Alex blinzelte hinter ihren Brillengläsern, verwundert über den abrupten Themenwechsel, doch nicht nur darüber. Sie hatte den Eindruck, dass Max Goodwin irgendwie vom Geschäftlichen zum Privaten übergegangen war – aber war das nicht lächerlich?

„Ja, ich habe Kontaktlinsen, allerdings fühle ich mich wohler mit meiner Brille“, antwortete sie bedächtig und mit leichtem Stirnrunzeln.

„Sie sollten die Linsen tragen“, legte er ihr nahe und stand auf. „Nun gut, machen wir uns an die Arbeit.“ Er ging zu seinem Schreibtisch und rief Margaret Winston wieder herein.

Margaret sah überhaupt kein Problem darin, das Äußere von Alex Hill zu verändern. Im Gegenteil, sie wirkte erleichtert und ging die Sache ganz pragmatisch an.

Sie nannte ein großes Kaufhaus, das Beratung in Mode- und Kosmetikfragen anbot; auch ein Friseursalon sei vorhanden. Sie würde gleich telefonisch einen Termin vereinbaren.

„Vielen Dank, Margaret, das ist sehr gut. Ach übrigens, bin ich etwa wieder spät dran?“ „Ja, Mr. Goodwin, das sind Sie! Ich wollte gerade Ihren Termin verschieben.“ „Danke. Ich würde Miss Hill liebend gerne instruieren. Wann hätte ich dafür Zeit?“

Margaret dachte einen Moment lang nach. „Es tut mir leid, das müssen Sie nach Feierabend erledigen“, antwortete sie ein wenig ratlos. „Heute um achtzehn Uhr haben Sie etwa eine Stunde zur Verfügung.“

Er drehte sich zu Alex um. „Passt Ihnen das, Miss Hill?“

Sie überlegte kurz. „Wo?“

„Hier. Ich besitze ein Penthouse im obersten Stock. Drücken Sie einfach auf den Klingelknopf, und nennen Sie Ihren Namen. Margaret wird das Personal oben informieren.“ Er reichte Alex die Hand.

Aber sie griff nicht danach, sondern fragte: „Mich instruieren?“

Max ließ seine Hand sinken. „Ja, ich möchte Sie auf die Verhandlungen vorbereiten“, gab er zurück und fügte nachdrücklich hinzu: „Weil Sie nämlich höchstwahrscheinlich nicht nur gesellschaftlichen Small Talk dolmetschen werden. Viele wichtige Gespräche finden außerhalb des Konferenzraumes statt, daher möchte ich, dass Sie bei diesen Unterhaltungen besonders auf die Zwischentöne achten.“ Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. „Alles klar?“

Alex zuckte mit den Schultern. „Ich habe ja nur gefragt.“ „Weil Sie, auch wenn Sie das Gegenteil behauptet haben, immer noch befürchteten, ich verfolge andere Absichten.“

Alex musste unwillkürlich schmunzeln. „Wenn Sie meine Oberin gekannt hätten, wüssten Sie, dass das Penthouse des Arbeitgebers und Treffen nach Feierabend Dinge sind, die anständige Mädchen meiden sollten wie die Pest. Ich schätze, ein solcher Argwohn prägt sich tief ein. Aber nun bin ich wirklich darüber hinweg. Ich werde kommen.“ Sie streckte die Hand aus. Den erstaunten Blick Margaret Winstons bemerkte sie ebenso wenig wie das kleine zustimmende Lächeln, das sich die patente Frau noch erlaubte, bevor sie den Raum verließ.

Als Max Goodwin ihr die Hand gab, stellte Alex fest, dass er etwas eigenartig Fesselndes an sich hatte. Fast wie magnetische Anziehungskraft. Eine überaus sinnliche Ausstrahlung. Denn mochte er auch arrogant und selbstherrlich sein, so war er mit seinen breiten Schultern und den schmalen Hüften, die der Anzug perfekt zur Geltung brachte, doch ein unglaublich gut aussehender und beeindruckender Mann.

Er verfügt über eine atemberaubend gefährliche Anziehungskraft, überlegte sie. Und er strahlt eine Vitalität aus, der man nur schwer widerstehen kann.

Ihr mochten zwar sein Auftreten und sein Verhalten missfallen, dennoch sah sie in ihm einen interessanten und würdigen Gegenspieler.

Sie wurde das unbestimmte Gefühl, das sie zuvor schon verspürt hatte, nicht los: Hatte er nicht eine Grenze überschritten und sich mit ihr auf ein privates Niveau begeben? Lag darin der Grund, warum ihr dieses feierabendliche Treffen im Penthouse etwas zweifelhaft erschienen war?

Und dann gab es da noch etwas, das sie seltsam faszinierte – und sie ein wenig überraschte, als sie ihre Hand zurückzog –, nämlich die Tatsache, dass sie ihm gerade bis zu den Schultern reichte …

2. KAPITEL

Am Abend, um kurz vor sechs Uhr, stürmte Alex mit wehendem Haar, fliegendem Schal und bepackt mit unzähligen Einkaufstüten ins Foyer von Goodwin House.

Völlig außer Atem suchte sie den Klingelknopf für das Penthouse, als der Portier auf sie zutrat und sie ansprach. Alex nannte ihm ihren Namen und sagte ihm, mit wem sie verabredet war, worauf der Mann einen Moment lang skeptisch dreinblickte, sie dann aber zu einem separaten Lift führte. Als ihre Angaben über die Gegensprechanlage bestätigt wurden und die Tür des Fahrstuhls sich öffnete, besaß er immerhin die Freundlichkeit, sie mit einem entschuldigenden Lächeln zu bedenken.

„Sie müssen zum 35. Stock, Ma’am. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!“

Alex drückte auf den entsprechenden Knopf und machte sich darauf gefasst, dass ihr Magen rebellierte. Fahrstuhlfahrten bekamen ihr nicht, aber diese stellte sich als harmlos heraus. Oben angekommen, öffnete sich die Türen, und sie befand sich direkt in Max Goodwins Penthouse.

Ein etwa vierzigjähriger Mann hieß sie freundlich willkommen. „Miss Hill, nehme ich an? Ich bin Jake Frost, ich kümmere mich um den Haushalt. Leider wird Max sich ein paar Minuten verspäten. Nehmen Sie doch bitte inzwischen im Salon Platz. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Warten Sie, ich nehme Ihnen die Einkaufstüten ab.“

„Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen.“ Alex legte die Jacke und den Schal ab. „Ein Glas Limonade täte jetzt gut. Shopping kann ganz schön anstrengend sein. Da bekommt man Durst.“

„Es sieht so aus, als hätten Sie eine ganze Menge eingekauft“, bemerkte Jake.

„Das ist nicht für mich“, wehrte Alex ab. „Ich meine, es ist schon für mich, aber ich werde alles wieder zurückgeben. Nicht etwa, dass ich wahnsinnig verschwenderisch wäre, oder dergleichen.“ Plötzlich blinzelte sie hinter ihren Brillengläsern. „Oh mein Gott, spielt es denn wirklich eine Rolle, was die Leute von mir denken?“

Jake besann sich einen Moment. Er betrachtete die neue Dolmetscherin mehr mit dem Blick des Mannes als mit dem des Angestellten und befand, dass sie reizend war, wenn auch ganz anders als die Frauen, die Max Goodwin normalerweise …

Aber was mache ich mir denn da für Gedanken, rief er sich zur Ordnung. Die Verbindung ist doch rein geschäftlicher Natur.

Autor

Lindsay Armstrong
Lindsay Armstrong wurde in Südafrika geboren, und bis heute fasziniert sie der Kontinent sehr. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später machen wollte: Sie war entschlossen, Schriftstellerin zu werden, viel zu reisen und als Wildhüterin zu arbeiten. Letzteres ist ihr zwar nicht gelungen, aber noch immer ist sie...
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Zum Vergnügen des Chefs