Baccara Exklusiv Band 177

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SÜß, SEXY - SKANDALÖS ... von KATHERINE GARBERA
Ein sexy Lachen, blitzende Blicke - Geoff Devonshire weiß, dass er die schöne Millionenerbin Amelia Munroe ignorieren sollte! Für ihn als Mitglied der königlichen Familie kommt eine Frau mit so schlechtem Ruf nicht infrage. Aber gerade das Verbotene ist es, was ihn maßlos reizt …

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  • Erscheinungstag 08.02.2019
  • Bandnummer 0177
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725716
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Katherine Garbera, Olivia Gates, Barbara Dunlop

BACCARA EXKLUSIV BAND 177

PROLOG

Geoff Devonshire hatte eigentlich keine Zeit für seinen leiblichen Vater, den er ohnehin noch nie getroffen hatte. Sein Terminkalender war heute voll. Allerdings war er auch ein bisschen neugierig, daher entschied er sich, zu dem Treffen im Hauptgebäude des Everest-Konzerns zu gehen, zumal sein Büro nur zwei Häuser entfernt lag, in einer der teuersten Gegenden Londons.

Als er aus dem Fahrstuhl trat, führte man ihn zum Konferenzzimmer am Ende des Flures.

„Guten Tag, Sir“, begrüßte ihn die gut aussehende Sekretärin. „Sie sind der Erste. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

Geoff verneinte und ging hinüber zu der Fensterfront, um auf die Themse zu schauen. Es war ein kühler Vormittag im März, und die Sonne drang nur hin und wieder durch die dichte Wolkendecke.

Die Tür hinter ihm wurde geöffnet, und als er sich umdrehte, hörte er, wie die Sekretärin Henry Devonshire – einen seiner Halbbrüder – begrüßte. Der ehemalige Rugbyspieler hatte sich inzwischen einen Namen beim Fernsehen gemacht. Das war im Grunde aber auch schon alles, was Geoff über ihn wusste, denn auch sie hatten sich vorher noch nie getroffen.

„Geoff Devonshire“, stellte Geoff sich vor.

„Henry“, erwiderte sein Halbbruder und schüttelte ihm die Hand.

Geoff fühlte sich ein wenig unbehaglich, die ganze Situation wirkte etwas bizarr. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, wurde die Tür erneut geöffnet, und Steven Devonshire kam herein.

Sie alle drei waren uneheliche Söhne von Malcolm Devonshire, und Geoff überlegte, dass die Boulevardpresse ein Vermögen zahlen würde, um ein Foto von diesem Zusammentreffen zu schießen.

Edmond, Malcolms Anwalt und rechte Hand, betrat den Raum und bat die drei Brüder, sich zu setzen. Geoff lehnte sich zurück und betrachtete die anderen. Malcolm hatte die Vaterschaft seiner drei Söhne anerkannt, hatte monatlich einen Scheck geschickt, sich ansonsten aber nicht um sie gekümmert.

Geoffs Mutter, Prinzessin Louisa von Strathearn, war trotz ihres Titels nur eine entfernte Verwandte der königlichen Familie. Sie war ein Partygirl gewesen und hatte ihre Affäre mit Malcolm und die Schlagzeilen, die sie damit heraufbeschworen hatte, genossen. Bis sie herausgefunden hatte, dass sie nur eine von drei Frauen war, mit denen Malcolm liiert gewesen war. Enttäuscht hatte sie sich in ihr Landhaus zurückgezogen und hatte es, soweit Geoff wusste, in den Jahren nach seiner Geburt kaum verlassen.

Henry, der Zweitälteste der Brüder, war der Sohn einer berühmten Popsängerin aus den Siebzigern, und Steven, der Jüngste, war der Sohn von Lynn Grandings, einer mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Physikerin. Einigen Wirbel hatte es gegeben, als herauskam, dass Geoff und Steven beide nach Eton gehen würden, woraufhin Geoffs Mutter kurzfristig entschieden hatte, ihren Sohn auf ein exklusives Internat in Amerika zu schicken.

Die Altersunterschiede zwischen ihnen waren gering, denn unerhörterweise waren sie alle im selben Jahr geboren worden.

„Warum sind wir hier?“, fragte Henry.

„Malcolm hat eine Nachricht für Sie vorbereitet“, erwiderte Edmond.

Warum jetzt, fragte sich Geoff. Ihm kam es merkwürdig vor, dass Malcolm seine drei Kinder auf einmal zu einem Treffen zusammenrief.

„Mr. Devonshire liegt im Sterben“, erklärte Edmond. „Er möchte, dass das Werk, für das er so hart gearbeitet hat, durch Sie alle weiterlebt.“

Geoff wäre fast aufgestanden und gegangen. Er wollte nichts von Malcolm. Er hatte nie etwas gewollt. Malcolm hatte seiner Mutter das Herz gebrochen. Und da er zwei Schwestern hatte, Gemma und Caroline, verabscheute Geoff Männer, die Frauen so skrupellos behandelten.

Doch er blieb sitzen und nahm die Mappe entgegen, die Edmond jedem von ihnen reichte, während er sich fragte, was ihn wohl erwartete. Die handgeschriebenen Zeilen stellten eine Überraschung dar.

Malcolm wollte, dass er die Fluglinie übernahm, die zum Everest-Konzern gehörte. Und wenn er mit diesem Unternehmen mehr Gewinn erwirtschaftete als seine beiden Brüder in ihren Sparten, würde er die Leitung des Gesamtkonzerns übertragen bekommen.

Geoff überlegte schnell, was es bedeuten würde, den Geschäftszweig eines großen Konzerns zu leiten. Obwohl Fliegen seine große Leidenschaft war, hatte er nie danach gestrebt, eine Fluglinie zu besitzen, zumal seine eigenen Geschäftsinteressen vielfältig waren. Trotzdem würde er solch ein Angebot nicht unbedingt ausschlagen. Hier bot sich die Chance, das, was Malcolm sich hart erarbeitet hatte, zu nehmen und … ja, was? Die Versuchung war groß, das Ganze in den Ruin zu treiben. Er brauchte das Geld nicht, und seine Mutter würde von Malcolm keinen Cent annehmen. Sie verfügte über ihr eigenes Vermögen.

Während Henry und Steven mit Edmond sprachen, lehnte Geoff sich zurück. Schließlich fragte Edmond ihn: „Was sagen Sie dazu?“

„Ich bin auf sein Geld nicht angewiesen“, erwiderte Geoff. Er hatte einen Titel und ein Vermögen von seinen Großeltern mütterlicherseits geerbt und brauchte im Grunde nicht einmal zu arbeiten. Trotzdem verfolgte er seine geschäftlichen Interessen mit Freude, denn Untätigkeit war nichts für ihn.

„Können wir das Ganze kurz unter uns besprechen?“, fragte Steven.

Edmond nickte und verließ das Zimmer. Sobald die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, stand Steven auf. Geoff hatte das eine oder andere über ihn und die Porzellanfirma, die er vor dem Ruin gerettet hatte, gehört. Steven war ein Mann, der über großen Geschäftssinn verfügte, was es wohl schwer machen würde, ihn in diesem Wettstreit, den Malcolm ausgeschrieben hatte, zu schlagen.

„Ich denke, wir sollten es machen“, sagte Steven.

„Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte Geoff. „Er sollte keine Bedingungen an sein Testament knüpfen. Wenn er uns etwas hinterlassen will, soll er es tun und gut.“

„Aber es betrifft auch unsere Mütter“, warf Henry ein.

Alles, was Malcolm seit Geoffs Geburt getan hatte, hatte sich in irgendeiner Form auf seine Mutter ausgewirkt. Und Geoff wusste nicht, wie diese Sache ausgehen würde. Seine Mum wollte nichts mehr mit Malcolm zu tun haben. Andererseits wollte Geoff gern etwas für sie erreichen, um all das, was Malcolm ihr angetan hatte, wenigstens in gewisser Weise wiedergutmachen zu können.

„Stimmt, es betrifft sie auch“, meinte Geoff nachdenklich. „Ich verstehe, was ihr meint. Wenn ihr zwei euch darauf einlassen wollt, mache ich auch mit. Ich brauche zwar weder seine Zustimmung noch sein Geld, aber was soll’s. Betrachten wir es einfach als sportliche Herausforderung.“

Die anderen beiden stimmten zu, und sie erklärten Edmond, dass sie die Herausforderung, die ihr Vater ihnen präsentiert hatte, annehmen würden. Wenig später verließ Geoff zusammen mit Henry das Büro.

„Hast du ihn jemals getroffen?“

„Malcolm?“, fragte Geoff.

„Ja.“

„Nein. Du?“ Geoff war immer davon ausgegangen, dass Malcolm sich für keinen seiner Söhne interessiert hatte. Er wäre überrascht, wenn es anders wäre.

Henry schüttelte den Kopf. „Aber sein Vorschlag ist interessant.“

„Stimmt“, meinte Geoff. „Ich habe allerdings keine Ahnung, wie man eine Fluglinie leitet.“

Henry lachte. „Glaubst du, ich weiß, wie man eine Plattenfirma führt?“

„Ich habe das Gefühl, dass Steven uns um einige Längen voraus ist“, sagte Geoff. „Man muss sich ja nur anschauen, was er mit Raleighvale Porzellan gemacht hat. Ich habe nur Übung im Managen von Stiftungen und Geschäften, die gut laufen.“

„Ich auch“, meinte Henry.

Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, saß Geoff in seinem Wagen und überlegte, wie er Everest-Airlines in seinem ohnehin vollen Terminplan unterbringen sollte. Er würde einen Weg finden. Das tat er immer, wenn es um seine Verantwortlichkeiten und Pflichten ging.

Allerdings wäre es schön, wenn er wenigstens einmal etwas nur für sich tun könnte. Er erfüllte seine familiären Verpflichtungen, indem er Benefizveranstaltungen und andere, vom Königshaus organisierte gesellschaftliche Anlässe besuchte, die seiner Mutter oder seinen Schwestern wichtig waren. Jetzt würde er versuchen, die Firma, die von dem Mann gegründet worden war, der ihn in die Welt gesetzt hatte, in ein noch profitableres Unternehmen zu verwandeln. Und sei es nur, um es seinem Vater zu beweisen.

Geoff gefiel die Herausforderung. Henry und Steven waren beide würdige Gegner, und dass sie sich unter diesen Bedingungen das erste Mal getroffen hatten, war irgendwie passend. Hier bot sich ihm die Chance, zu beweisen, dass er, als der älteste der Devonshire-Erben, den größten Teil der Erbschaft genießen sollte.

1. KAPITEL

Die Veranstaltung an diesem Abend war extrem langweilig – die Art von Wohltätigkeitsessen, die Geoff am liebsten mied. Doch er war ein Devonshire und zudem ein Mitglied der königlichen Familie, also gab es Dinge, die ließen sich einfach nicht umgehen. Zumindest bot der William-Kent-Saal im Hotel Ritz einen äußerst ansprechenden Rahmen.

Mary Werner, Tochter eines Milliardärs, war an diesem Abend seine Begleiterin. Sie kam aus angesehenen Kreisen und würde eine gute Ehefrau für ihn abgeben, wenn er darauf aus wäre. Er vermutete, dass ihre Familie insgeheim darauf wartete, dass er ihr einen Antrag machte.

Seine Halbschwestern, die dreiundzwanzigjährige Gemma und die zwei Jahre jüngere Caroline, nannten sie seine jungfräuliche Braut. Er tat dann immer so, als wäre er empört, wusste aber, dass sie recht hatten. Mary, so hübsch und nett sie auch war, war etwas zu zahm für ihn.

Am Eingang zum Ballsaal klickten auf einmal die Kameras. Geoff blickte über die Schulter und sah, dass Amelia Munroe den Fotografen ein Lächeln schenkte. Sie trug ein eng geschnittenes rotes Kleid, das ihre üppigen Kurven besonders gut zur Geltung brachte, und hielt einen kleinen Hund auf dem Arm. Das Tier bellte jedes Mal, wenn ein Blitzlicht aufleuchtete.

Gespräche wurden unterbrochen, als sämtliche Gäste die Köpfe zu ihr umwandten. Sie sagte etwas, wobei man deutlich den amerikanischen Akzent heraushören konnte, und lachte dann. Plötzlich störte es Geoff gar nicht mehr so sehr, dass er hier sein musste.

„Oh, es ist Amelia“, sagte Mary leise.

„Tatsächlich. Sie liebt große Auftritte.“

„Stimmt. Alle beobachten sie. Ich frage mich, wie sie das macht“, meinte Mary.

Geoff wusste genau, wie sie es machte. Sie zog die Aufmerksamkeit mit ihrer Figur, mit ihrer Ausstrahlung und mit ihrem Lachen auf sich. Sie bewegte sich wie eine Frau, der es an Selbstbewusstsein nicht mangelte. Ihr lockiges schwarzes Haar hatte sie hochgesteckt, nur einzelne Strähnen umschmeichelten ihr herzförmiges Gesicht. Von seinem Platz aus konnte Geoff ihre Augen nicht sehen, aber er wusste, dass sie strahlend blau waren. Männer begehrten sie – er eingeschlossen. Und wenn er Marys Reaktion richtig deutete, beneideten Frauen sie.

Obwohl die Paparazzi am Eingang aufgehalten wurden, schienen die Menschen im Saal nun nervöser zu sein, als Amelia hereinkam.

„Ich vermute, dass das internationale Kinderhilfswerk in diesem Jahr einer ihrer Lieblingswohltätigkeitsvereine ist“, sagte Mary.

„Scheint so“, erwiderte Geoff. Hubert Grace, ein Freund der Familie, entschuldigte sich hastig bei den Gästen am Tisch, und Geoff schüttelte den Kopf, als Hubert zielstrebig auf Amelia zuging.

„Was hat Hubert vor?“, fragte Mary.

„Keine Ahnung, aber wir sollten unser Gespräch fortsetzen“, meinte Geoff.

Er mochte sich zu Amelia hingezogen fühlen, doch aus Erfahrung hatte er gelernt, dass die Dinge, die er sich am meisten wünschte, für ihn die gefährlichsten waren. Und die, die ihn am ehesten seine innere Ruhe kosteten. Und dieser Wettstreit, den Malcolm ausgeschrieben hatte, erforderte seine ganze Konzentration und vorbildliches Verhalten – etwas, was ihn immer ein bisschen unruhig machte.

„Gute Idee. Ich frage mich, ob ihr bewusst ist, wie sehr sie die Leute ablenkt“, sagte Mary.

„Fühlst du dich von ihr gestört?“

Mary zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich.“

Mary war eine gut aussehende Frau – eine echte englische Rose mit heller Haut und glatten dichten Haaren. Ihre Augen waren blau und zeugten von ihrer Intelligenz. Aber sie war zahm. Sie befolgte die Regeln – so wie er auch, jedenfalls meistens. Die Stellung, die sie in der Gesellschaft einnahmen, erforderte das.

Noch einmal blickte er zu Amelia hinüber, die Hof hielt. Er wäre gern dort bei ihr gewesen, allerdings nicht als einer von vielen Anbetern. Er gab sich selten damit zufrieden, nur einer von vielen zu sein, und in diesem Fall war es nicht anders.

„Nicht wirklich?“, hakte er nach. „Gibt es etwas, worum du sie beneidest, Mary?“

Mary trank einen Schluck Wein und drehte sich dann zu Amelia um, die in eine Unterhaltung mit Hubert vertieft war. „Jeder beobachtet sie und spricht über sie, sogar ich. Na ja, ich wünschte, ich könnte in einen Raum kommen und sämtliche Frauen dazu bringen, sich zu wünschen, sie wären ich.“

Geoff musterte die Amerikanerin. Mit ihrem Mund, der wie geschaffen war zum Küssen, und ihrem kurvenreichen Körper sah sie fantastisch aus. Aber vor allem war es ihre Lebensfreude, die so anziehend wirkte. Sie kam aus einer wohlhabenden Familie, und ihr Bild erschien häufig in der Klatschpresse. Auf YouTube kursierte ein Video von ihr, das sie auf ihrer Jacht im Mittelmeer zeigte. Sie hatte schon so manches Mal für Skandale gesorgt, doch sie scheute niemals die Öffentlichkeit. Und Geoff musste zugeben, dass Amelia ihn faszinierte.

„Ich glaube, es liegt daran, dass sie nicht unbedingt den gesellschaftlichen Regeln folgt und sich nicht um das schert, was andere denken“, überlegte Geoff laut.

„Stimmt“, sagte seine Schwester Caroline, die wieder an den Tisch gekommen war. „Ihr redet über Amelia, oder?“

„Ja“, sagte Mary. „Ich beneide sie.“

Caroline lachte. „Ich bin auch eifersüchtig darauf, wie sie alle in ihren Bann zieht. Ich wünschte, ich könnte das auch.“

„Das kannst du, Caro, dir ist es nur noch nicht bewusst.“

„Ich glaube, da bist du der Einzige, der so denkt“, erwiderte sie und lächelte ihn an. Geoff vergötterte seine beiden Schwestern, die er mit großgezogen hatte, weil sein Stiefvater gestorben war, als die beiden vier und sechs gewesen waren.

„Der richtige Mann wird das auch erkennen“, sagte er.

„Und wann kommt der vorbei?“, wollte Caroline wissen.

„Wenn du dreißig bist“, antwortete Geoff.

„Na, dann werde ich mich bis dahin wohl mit dem Falschen vergnügen.“

„Nicht, wenn ich etwas dazu zu sagen habe.“

„Hast du ja zum Glück nicht“, meinte sie kichernd. „Du wirst viel zu sehr damit beschäftigt sein, Everest-Airlines zu leiten.“

Er verzog das Gesicht. Malcolms „Geschenk“ anzunehmen, entpuppte sich als schwieriger denn gedacht. Die steigenden Ölpreise und die Wirtschaftskrise wirkten sich auch auf die Fluggesellschaften aus. Geoff hatte inzwischen schon ein paar Ideen entwickelt, wie er wieder schwarze Zahlen schreiben konnte, doch es würde sicherlich sehr viel mehr Zeit erfordern, als er diesem Job hatte widmen wollen.

Trotzdem entschied er, dass es an der Zeit war, nicht nur hart zu arbeiten, sondern sich auch ein bisschen Vergnügen zu gönnen.

„Das stimmt leider, Caro“, sagte er.

Mary schwieg während des Gesprächs, und Geoff vermutete, dass es damit zusammenhing, dass sie einen Heiratsantrag von ihm erwartete. Doch so sehr er Mary auch schätzte, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen. Genau das war der Grund, warum er die Beziehung zu ihr nicht vertieft hatte. Sie war einfach zu ruhig. Er hatte weit mehr Spaß, wenn er sich mit seinen Schwestern unterhielt. Er konnte sie nicht heiraten, das wäre weder Mary noch sich selbst gegenüber fair. Sie verdienten beide etwas Besseres.

Er führte ein Leben, das von Pflichten bestimmt wurde, und daher wollte er, dass wenigstens seine Ehe mehr war als nur der Zusammenschluss von Familiennamen und Titeln. Er sehnte sich nach wahrer Zuneigung und einer wirklichen Ehe – nicht das, was er bei seinen Eltern erlebt hatte.

Die Affäre mit Malcolm hatte seine Mutter entscheidend verändert. In einer ihrer depressiven Phasen hatte sie ihm das einmal gestanden. Und die Ehe mit Carolines und Gemmas Vater war sie nur eingegangen, um ihren Ruf, den sie mit der Affäre beschädigt hatte, wiederherzustellen.

Geoff kannte also Vernunftgründe, die auch zu einer Ehe führen konnten, und die Vorstellung, nicht aus Liebe zu heiraten, vermittelte ihm ein Gefühl der Leere. Als er noch jünger war, hatte er häufig genug mitbekommen, wie seine sonst so strahlende Mutter verfiel, wann immer sie einen Artikel über Malcolm las, bis sie immer mehr Zeit zu Hause verbrachte, statt wie früher am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Für Geoff war klar, dass er etwas anderes wollte. Er wollte eine Frau, die seine Leidenschaft entfachte. Als er das perlende Lachen einer Frau hörte, drehte er sich zu Amelia um, die inmitten von mehreren eifrigen Verehrern stand. Er wollte sie.

Sie stand meist im Rampenlicht, etwas, was Geoff schon als junger Mann gelernt hatte zu meiden. Doch selbst das würde er in Kauf nehmen, wenn er damit seinem Ziel, Amelia Munroe zu erobern, näher kommen konnte. Schließlich war er es gewöhnt, sich das zu nehmen, was er wollte.

Während der Conférencier redete und redete, trank Geoff einen Schluck Martini und dachte an die Reise nach Botswana, die er zusammen mit Amelia für das Kinderhilfswerk unternommen hatte. Mit Bewunderung erinnerte er sich daran, wie mitfühlend und aufopfernd sie dort gewesen war. Nicht die verwöhnte Erbin, die auf Schritt und Tritt von der Presse begleitet wurde, sondern eine Frau, die im Schmutz gesessen und ein weinendes Kind getröstet hatte. Eine Frau, die sich mit den Einheimischen in deren Landessprache unterhalten hatte, als die Wasser und medizinische Vorräte abholen kamen, die die Hilfsorganisation verteilte. Als wäre es selbstverständlich, hatte Amelia erzählt, dass sie die Sprache auf einer Reise in dieselbe Region gelernt hatte, als sie vor ein paar Jahren schon einmal dort gewesen war.

Geoff war fasziniert gewesen, diese neue Seite an Amelia kennenzulernen. Sie jetzt in Höchstform zu erleben, erinnerte ihn daran, dass sie eine sehr vielschichtige, verwirrende und unglaublich schöne Frau war. Eine, die er unbedingt näher kennenlernen wollte.

Amelia Munroe lächelte Cecelia, Lady Abercrombie, an und nickte, während diese von dem Fiasko auf ihrer Dinnerparty in der letzten Woche berichtete. Amelia wünschte, sie wäre wirklich so rücksichtslos, wie sie in der Presse immer dargestellt wurde, denn dann könnte sie Cecelia jetzt einfach den Rücken kehren. Aber das brachte sie nicht über sich. Cecelia war eine der besten Freundinnen ihrer Mutter, und wenn sie nicht gerade endlos vor sich hin schwafelte, mochte Amelia sie eigentlich recht gern.

„Na ja“, meinte Cecelia, „eigentlich kannst du froh sein, dass du nicht gekommen bist.“

„Darüber bin ich gar nicht froh. Klingt, als wäre es sehr interessant gewesen.“

„Wärst du da gewesen, wäre es auf jeden Fall interessanter geworden“, erwiderte Cecelia. „Wie war es in Mailand?“

„Wunderbar. Mum hat eine neue Kollektion entworfen, die einfach spektakulär ist. Ich kann es kaum erwarten, dass sie sie der Welt präsentiert.“

„Ich fahre nächste Woche hin, um schon mal einen Blick darauf zu werfen“, sagte Cecelia. Obwohl sie bereits Anfang fünfzig war, sah sie mindestens fünfzehn Jahre jünger aus, denn sie war schlank und hatte perfekt blondiertes Haar.

„Das wird bestimmt eine schöne Reise“, sagte Amelia.

„Ja, ich bin schon ganz gespannt. Oh, ich sehe da gerade Edmond, Malcolm Devonshires rechte Hand. Ich würde gern wissen, wie es Malcolm geht, Liebes, macht es dir etwas aus?“

„Nein, natürlich nicht“, entgegnete Amelia und sah ihr hinterher. Cecelia war eine Klatschtante und wusste immer genauestens über das Privatleben der Menschen ihrer gesellschaftlichen Kreise Bescheid. Von einer Sekunde auf die andere vergaß Amelia die Freundin ihrer Mutter jedoch, als sie sah, dass ein Mann zielstrebig auf sie zukam.

Sie erkannte ihn sofort. Geoff Devonshire. Sie trafen sich häufig bei gesellschaftlichen Ereignissen und saßen beide im Vorstand des internationalen Kinderhilfswerks.

Der Mann mit dem dunklen Haar, das sich leicht wellte, und den strahlend blauen Augen hatte etwas, dem sie nicht widerstehen konnte. Sie dachte an das Foto, das sie einmal von ihm gesehen hatte. Darauf stand er neben seinem Learjet, trug eng anliegende Jeans – und sonst nichts.

Wow, hatte sie damals gedacht. Sein muskulöser Brustkorb war sehenswert, da konnten nicht mal die männlichen Models mithalten, die ihre Mutter, die bekannte Designerin Mia Domenici, für ihre Herbst-Modeschauen buchte. Doch anders als die meisten Männer hatte Geoff Amelia bisher kaum Beachtung geschenkt, und das frustrierte sie insgeheim.

„Guten Abend, Geoff“, begrüßte sie ihn, als er vor ihr stehen blieb. Sie beugte sich vor, um ihm den üblichen Kuss auf jede Wange zu geben, doch er überraschte sie, indem er ihr die Hände um die Taille legte und mit den Lippen ihren Mund streifte. Die Berührung hinterließ ein äußerst angenehmes Kribbeln bei Amelia, und sie legte den Kopf zur Seite, um Geoff zu mustern, wobei sie sich bemühte, ihn nicht wissen zu lassen, dass er sie aus der Fassung gebracht hatte. Sie war schließlich diejenige, die immer für Aufruhr sorgte!

„Das war ein bisschen sehr vertraulich“, meinte sie.

„Manchmal kann ich ein hinterhältiger Bursche sein“, erwiderte er lächelnd.

„Genau wie Hubert“, erklärte sie.

Geoff lachte, als sie dem älteren Mann kokett zuwinkte.

„Skandalös“, erwiderte er in scherzhaftem Ton.

Das ist das richtige Wort, dachte Amelia. Skandal könnte ihr zweiter Vorname sein. Obwohl sie in einer Welt voller Reichtum und Privilegien aufgewachsen war, hatten auch immer Skandale dazugehört. Sie war unehelich geboren worden, denn als ihre Mutter den Hotelmogul Augustus Munroe kennenlernte, war der noch verheiratet.

„Aber ich will nicht über Hubert sprechen“, fuhr Geoff fort und starrte sie mit seinen unglaublich blauen Augen an.

Amelia nippte an ihrem Champagner. „Nicht? Worüber möchtest du denn reden?“

„Abendessen. Morgen Abend.“

„Also, Captain Devonshire, ist das eine Einladung oder ein Befehl?“, fragte sie und benutzte einen von Geoffs vielen Titeln. Er war ein hoch dekorierter Kriegsheld aus dem ersten Golfkrieg, in dem er in der Luftwaffe gedient hatte.

Geoff lächelte. „Eine Einladung natürlich.“

„Aber bist du nicht mit Mary Werner liiert?“ Sie zierte sich ein wenig, um ihre Überraschung zu verbergen. Warum war er auf einmal an ihr interessiert, nachdem er sie so lange ignoriert hatte?

„Wir gehen ab und an aus. Ist das ein Problem?“, wollte er wissen. „Ich hätte nicht gedacht, dass Exklusivität etwas ist, worauf du sonderlich viel Wert legst.“

Sie errötete. Wieso glaubte Geoff sie zu kennen? Aufgrund der Geschichten, die über sie in der Zeitung standen? Sie hatte sich immer sehr bemüht, nicht den Fehler ihrer Mutter zu wiederholen, sich mit einem verheirateten Mann einzulassen.

„Vielleicht weißt du nicht so viel, wie du glaubst zu wissen“, erwiderte sie.

„Zweifellos“, gestand er ein. „Tut mir leid. Das war unhöflich und eigentlich unverzeihlich. Bitte vergib mir trotzdem.“

Sie nickte. „Du solltest besser als alle anderen wissen, dass eine Story, nur weil sie auf einer Website oder in einem Klatschblatt steht, nicht unbedingt wahr sein muss.“

„Lass es mich mit einem Abendessen wiedergutmachen“, bat er.

„Warum? Bist du nur hinter der Frau her, über die du etwas gelesen hast?“

„Nein“, erwiderte er. „Die Frau hinter den Überschriften interessiert mich.“

Amelia hatte Angst, ihm zu glauben. Geoff war zwar anders als die meisten Männer, mit denen sie zu tun hatte, aber das hieß ja nicht, dass sie ihm trauen konnte. Man hörte wenig über ihn in der Gerüchteküche – nur, dass er ein Mann war, der seine Arbeit und seine Pflichten sehr ernst nahm. Bisher war sie davon ausgegangen, dass sie wenig gemeinsam hatten – sie genoss die öffentliche Aufmerksamkeit, er scheute sie.

„Wenn du mit mir essen gehst, tauchen mit Sicherheit Geschichten und Fotos von uns in der Presse auf“, sagte sie warnend.

„Das ist mir schon klar.“

„Dann sehen wir uns morgen Abend.“

„Ich kümmere mich um die Details. Und hole dich ab.“

„Bis dann“, sagte sie, bevor sie wieder an ihren Tisch ging. Sie war immer die Erste, die ging. Das machte sie so, seit sie einundzwanzig geworden war und erkannt hatte, dass sie nicht darauf warten musste, wieder von jemandem verlassen zu werden. Jemand … Damit meinte sie ihren Vater und alle anderen Männer.

Geoff war jedoch anders, und deshalb war es sogar noch wichtiger, dass sie alles unter Kontrolle behielt, statt ihm zu viel Macht einzuräumen. Er hatte sie schon damit überrumpelt, dass er sie frech um eine Verabredung gebeten hatte, während seine Begleiterin ein paar Tische weiter gesessen hatte. Was bedeutete das? Wusste Geoff es, oder war die Anziehungskraft zwischen ihnen, die er so lange ignoriert hatte, inzwischen einfach zu stark geworden?

Um nicht länger über Geoff nachzudenken, konzentrierte sie sich auf die Unterhaltung am Tisch. Es saßen einige mehr oder weniger prominente Leute bei ihr, die ihre Einladung akzeptiert hatten, weil sie hofften, morgen ein Bild von sich in der Zeitung zu sehen.

Sie tanzte mit den Männern und versuchte, nicht darauf zu achten, wo sich Geoff befand. Als es an der Zeit war, nach vorn zu gehen, um über ihre letzte Reise nach Botswana zu sprechen und die Fotos zu kommentieren, merkte sie jedoch, dass die Bilder von Geoff sie immer wieder ablenkten.

Sie erinnerte sich daran, wie er mit den Geschäftsleuten vor Ort gesprochen und einem Einwohner, der eine Reifenpanne gehabt hatte, geholfen hatte. Es schien, als hätte er weit mehr zu bieten als nur ein hübsches Gesicht; mehr als ein Mann, der nur seine Pflicht tat, weil man es von ihm erwartete. Obwohl seine Einladung sie überrascht hatte, gefiel ihr die Aussicht, Zeit mit einem Mann zu verbringen, in dem mehr steckte, als man auf den ersten Blick vermutete.

Geoff wollte an seinen Tisch zurückkehren, wurde jedoch von Edmond aufgehalten.

„Ja?“

„Kann ich Sie kurz sprechen?“

„Sicher“, sagte Geoff und bahnte sich einen Weg durch die Menge zu einer ruhigen Ecke. „Was gibt es?“

„Ich habe gesehen, wie Sie eben mit Amelia Munroe gesprochen haben …“

„Und?“

„Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass in den Bedingungen, die Ihr Vater aufgesetzt hat …“

„Malcolms Testament? Er hat nie etwas mit mir zu tun haben wollen. Ich werde mir jetzt von ihm nicht mein Leben diktieren lassen.“

„Das verstehe ich, Sir, aber bitte, seien Sie vorsichtig. Ich möchte nicht, dass Sie wegen eines Skandals Ihren Anteil am Devonshire-Vermögen verlieren.“

Geoff ließ den älteren Mann stehen, ohne etwas darauf zu erwidern. Diese ganze Situation ärgerte und frustrierte ihn. Am liebsten hätte er all dem den Rücken gekehrt, doch seine Mutter verdiente zumindest einen kleinen Ausgleich für den Kummer, den Malcolm ihr bereitet hatte.

Geoff ging an seinen Tisch zurück, gerade als auch Mary von einem Tanz mit Jerry Montgomery zurückkam. Jerry war ein netter Kerl – ein amerikanischer Sportreporter, der in England arbeitete –, doch aus irgendeinem Grund mochte Geoff ihn nicht sonderlich. Er konnte nicht mal sagen, warum nicht, vergeudete aber auch keine Zeit damit, es herauszufinden. Mary dagegen schien ihn zu mögen. Aufgeregt und strahlend verabschiedete sie sich von Jerry, der sie an den Tisch begleitet hatte. Erstaunlicherweise verspürte Geoff keine Eifersucht, sondern war eher erleichtert.

„Netter Tanz?“

„Oh, ja“, antwortete sie und errötete. „Wo ist Caroline?“, fuhr sie schnell fort.

„Verschwunden. Ihr war die Party zu zahm.“

„Na, für ihre Verhältnisse ist sie das wohl auch. Für deine auch, oder?“ Ihr Blick wanderte von ihm zu Amelia.

„Ach, es ist einfach eine Veranstaltung, die ich besuchen muss. Aber jetzt habe ich eigentlich genug. Wollen wir gehen?“

Geoff brachte Mary nach Hause, hatte aber noch keine Lust, in seine Wohnung in Greenwich zu fahren. Er war irgendwie rastlos und nicht sicher, was er wollte; zu Hause herumzusitzen, darauf hatte er jedoch definitiv keine Lust. Wenn er ganz ehrlich war, wusste er genau, was er wollte, aber das konnte er frühestens morgen Abend bekommen.

Wenn er sich sonst so rastlos fühlte, stieg er in sein Flugzeug – eine 1983 gebaute Lear – und flog für ein paar Tage weg. Sobald er sich in die Luft schwang, war er nicht länger Geoff Devonshire, der uneheliche Sohn von Malcolm Devonshire und Prinzessin Louisa, sondern einfach nur Geoff. Dort musste er auf keine Regeln Rücksicht nehmen, es gab keine Verpflichtungen, und niemand wollte etwas von ihm.

Kurz entschlossen fuhr er zu einem Club am Leicester Square, wo ein Freund von ihm als DJ arbeitete. Um den Paparazzi aus dem Weg zu gehen, betrat er den Club durch den Hintereingang und setzte sich in eine abgeschiedenen Nische.

Der elektronische Beat der Musik pulsierte durch ihn hindurch, und er spürte, wie sein Körper reagierte, als er wieder an Amelia dachte. Seine rüde Bemerkung von vorhin ließ ihm keine Ruhe, und er hoffte, dass Amelia ihm nicht länger böse war. Plötzlich fiel ihm ein, wie er es wiedergutmachen konnte. Er rief seinen Butler Jasper an und bat ihn, Amelia ein kleines Geschenk zu schicken, etwas, von dem er glaubte, dass sie es zu schätzen wusste. Es sollte ihr zeigen, dass er mehr in ihr sah als nur die skandalumwitterte Frau, die alle Welt glaubte zu kennen. Er hatte in Afrika eine Schnitzerei erstanden, die sie bewundert hatte – vielleicht hatte er da schon gewusst, dass er irgendwann mit ihr ausgehen würde. Er schrieb ein paar Zeilen auf sein persönliches Briefpapier, das Jasper ihm brachte, und bat ihn, das Päckchen an Amelia auszuliefern.

Sein Handy klingelte, und er schaute auf das Display, bevor er antwortete. Sein Stellvertreter bei Everest-Airlines wollte ihn sprechen. Angesichts der vorgerückten Stunde verhieß der Anruf nichts Gutes.

„Devonshire.“

„Hier ist Grant. Wir haben ein großes Problem. Meine Kontaktperson in der Gewerkschaft hat mir gesteckt, dass wir mit einem Streik der Gepäckträger rechnen müssen.“

„Nicht wir, sondern der Flughafen beschäftigt die Leute, oder?“, fragte Geoff.

Die Leitung der Fluglinie erforderte eine gewisse Einarbeitungszeit. Natürlich kannte er sich als ehemaliger Pilot mit Flugzeugen aus und wusste, wie man sie steuerte. Und auch in geschäftlichen Belangen war er nicht unerfahren, aber es gab noch eine Menge Feinheiten, die er lernen musste.

„Das ist richtig.“

„Also sollten wir mit dem Verantwortlichen dort sprechen und ausloten, wie wir die Sache beilegen können. Wer ist der Chef?“

Geoff hörte, wie Grant mit Papieren raschelte. „Max Preston.“

„Bitten Sie ihn morgen zu uns ins Büro. Ziehen Sie alle Register und stellen Sie sicher, dass er weiß, wir wollen ihm zuhören. Zuhören ist der Schlüssel zum Erfolg in solchen Situationen.“

Die Mitarbeiter bei Everest-Airlines warteten darauf, dass er sich bewies und ihnen zeigte, dass er in der Lage war, die Firma zu leiten. Und das war Geoff durchaus recht. Er hatte sein Leben lang versucht, anderen zu beweisen, dass er nicht auf die Protektion seines Vaters angewiesen war.

„Ich musste mit allen möglichen feindlich gesinnten Leuten verhandeln, unter anderem mit ugandischen Rebellen, die der Meinung waren, dass meine Stiftung in ihrem Land nichts zu suchen hätte. Aber ich habe mich mit ihnen zusammengesetzt, habe zugehört, und der Rebellenführer hat geredet“, erzählte Geoff, und dachte an jene lange Nacht, als er an einem Feuer einem Mann gegenübergesessen hatte, der ein Maschinengewehr im Arm gehalten und die gleichen Wünsche wie die meisten Menschen geäußert hatte. Den Wunsch, gehört und fair behandelt zu werden. Das waren Dinge, die Geoff nicht garantieren konnte, aber er hatte immerhin versprechen können, dass er mit seinen Freunden in der Regierung reden würde, und es war ihm dann auch gelungen, ein paar Konzessionen für die Rebellen herauszuhandeln.

„Wow, interessant. Und ich dachte immer, Sie reisen nur herum und vergnügen sich mit Ihren anderen reichen Freunden.“

„Grant, sind Sie neidisch?“

„Na klar. Wer sehnt sich nicht nach einem Jetset-Leben?“

„Es ist nicht so glamourös, wie Sie vielleicht glauben.“

„Das ist bei den meisten Dingen so. Für wann sollen wir dieses Treffen morgen anberaumen?“

„Möglichst früh, damit Max hinterher Zeit hat, auch mit seinen Leuten zu sprechen.“

„Okay. Ich lasse Sie wissen, was ich abgemacht habe“, erklärte Grant.

Geoff lächelte zufrieden. „Perfekt. Wir wollen doch nicht, dass irgendjemand seine Reise nicht antreten kann, nur weil die Gepäckträger streiken.“

Geoff wusste aus seiner eigenen Geschäftserfahrung, dass nur beständige Wachsamkeit dafür sorgte, die Gewinnspanne in allen Sparten zu verbessern. Und mit solch hervorragenden Mitarbeitern wie Grant in seinem Team würde ihm das gelingen.

Geoff war es wichtig, den Wettstreit mit seinen Halbbrüdern zu gewinnen, in gewisser Weise ging es schließlich um die Familienehre. Außerdem hatte er bisher noch immer seine gesteckten Ziele erreicht.

Er schaute auf die Uhr und stellte fest, dass er genau fünf Minuten lang nicht an Amelia gedacht hatte. Jetzt erinnerte er sich an ihr strahlendes Lachen und an den betörenden Duft ihres Parfums.

Er konnte es nicht erwarten, sie morgen Abend wiederzusehen. Er wollte unbedingt die Frau kennenlernen, die sich hinter der öffentlichen Person verbarg, die die Paparazzi verfolgten. Ihm fiel es schwer, die beiden Seiten, die er von ihr bisher gesehen hatte, miteinander in Einklang zu bringen. Amelia stellte ein Rätsel dar, das er gern lösen wollte.

2. KAPITEL

Amelia liebte London am Morgen, obwohl die Stadt voll von Angestellten war, die ins Büro hasteten, und voll von Touristen, die von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten strömten. Um ganz ehrlich zu sein, begann ihr Morgen auch erst nach der Rushhour. Es war ein klarer Frühlingsmorgen, und Amelia hatte sich Sportzeug angezogen, um joggen zu gehen.

Ihr Handy klingelte, gerade als sie die Wohnung verlassen wollte. Sie schaute auf das Display: Auggie, ihr älterer Bruder, wollte sie sprechen. Sie schüttelte den Kopf und überlegte, ob sie den Anruf von der Mailbox entgegennehmen lassen sollte, entschied sich aber dagegen. Das eine Mal, als sie das getan hatte, hatte ihr Bruder dringend Hilfe gebraucht.

„Guten Morgen, Auggie“, meldete sie sich.

„Hallo, Schwesterlein, ich muss dich um einen Gefallen bitten.“

Amelia lehnte sich gegen die Haustür. Warum überraschte sie das? Ihr Bruder war einer dieser Männer, die immer etwas brauchten. Da sie ihn aber fast wegen seiner Drogensucht verloren hätte, hatte sie ihm versprochen, immer für ihn da zu sein, solange er clean blieb.

„Was für einen Gefallen?“

„Ich schaffe es heute Nachmittag nicht zur Vorstandssitzung der Munroe-Hotels. Genau genommen müsste ich mir die ganze Woche freinehmen. Kannst du für mich einspringen?“

„Nein, Auggie, kann ich nicht“, erwiderte sie. Auggie hatte ein ernsthaftes Problem, wenn es um Verantwortung ging. Obwohl sie diejenige war, die immer in den Schlagzeilen landete, war Auggie derjenige, der ein Leben führte, als hätte er keinerlei Verpflichtungen. Sein Therapeut hatte ihr dringend geraten, ihn nicht immer wieder dabei zu unterstützen.

Er war nur elf Monate älter als sie, und angesichts der Umstände ihrer Geburt und der chaotischen Familiensituation hatten sie in ihrer Kindheit nur einander gehabt. Ihre Eltern waren zwar leidenschaftlich Liebende, die die Finger nicht voneinander lassen konnten, doch außerhalb des Schlafzimmers funktionierte ihre Beziehung nicht. Sie waren beide ein wenig zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie gute Eltern hätten sein können. Im Grunde hatten Amelia und Auggie sich selbst erzogen.

„Lia, bitte?“

Das ist der schwierigste Teil, dachte sie, denn trotz allem liebte sie Auggie und konnte ihm kaum etwas abschlagen. „Ich kann wirklich nicht. Ich muss heute Nachmittag zur Munroe-Stiftung, um meinen Bericht über Botswana vorzustellen.“

„Kannst du das nicht verschieben?“

Wenn sie ihm jetzt den Gefallen tat, würde er erwarten, dass sie sich wieder um beide Zweige des Familienunternehmens kümmerte. Amelia hatte die Stiftung ausgewählt, weil ihr die Arbeit gefiel. Und Auggie hatte die Leitung der Hotelkette übernommen. Nichtsdestotrotz hatte sie ihm hinter den Kulissen reichlich helfen müssen, da Auggie ganz offensichtlich nicht den Geschäftssinn ihres Vaters geerbt hatte.

„Das geht nicht.“

„Lia, ich werde definitiv nicht da sein. Wenn du mich nicht vertrittst, entscheidet der Vorstand vermutlich, eine außerordentliche Wahl für einen neuen Vorsitzenden durchzuziehen, und dann steht kein Munroe mehr an der Spitze des Unternehmens.“

Ihr Vater würde sehr verärgert sein, wenn keiner von ihnen an der Sitzung teilnahm, und Amelia hatte nicht die Absicht, irgendetwas zu tun, was ihren Vater wieder dazu veranlassen könnte, Einfluss auf ihr Leben zu nehmen.

„Das ist nicht fair. Du weißt, dass ich nicht beides leiten kann. Ich kann das nicht.“

„Es ist deine Entscheidung, Lia. Ich glaube, es wäre vielleicht besser, wenn jemand anderer das Ruder in die Hand nimmt.“

„Willst du Dad verrückt machen?“, fragte sie. Ihr Bruder war ihren Eltern in einer Art Hass-Liebe verbunden. Und während sie sich bemühte, aus der Distanz heraus Frieden zu bewahren, tat Auggie sein Möglichstes, um die Eltern in Unruhe zu versetzen.

Auggie lachte. „Das würde mir nichts ausmachen.“

Ihr Vater erholte sich gerade von einer Herzoperation, und Amelia wollte seinem Genesungsprozess nicht schaden. „Okay, ich mach’s. Aber in einer Woche musst du wieder im Büro sein. Wenn nicht, bitte ich darum, dass man dich aus deiner Position entlässt. Ich springe nicht länger für dich ein.“

„Du bist die Beste, Schwesterchen. Bis bald“, sagte er und legte auf.

Amelia joggte jeden Morgen im Hyde Park, und heute brauchte sie die körperliche Anstrengung, um sich abzureagieren. Auggie war furchtbar nervend, aber er war ihr Bruder. Während sie an den Touristen vorbeilief, die den Prinzessin-Diana-Gedenkweg in Richtung Buckingham Palast schlenderten, versuchte sie ihn und die damit zusammenhängenden Probleme zu vergessen.

Stattdessen wanderten ihre Gedanken zu Geoff Devonshire. Er sah sehr gut aus und strahlte dieselbe mysteriöse grüblerische Aura aus wie Mr. Darcy, der Held in Jane Austens Roman Stolz und Vorurteil. Interessant, dachte sie, dass ein Mann mit aristokratischen Wurzeln noch immer einem Ideal entspricht, das fast zweihundert Jahre alt ist. Aber dann musste sie lachen. Männer hatten sich in all der Zeit nicht verändert. Frauen waren früher das Objekt ihrer Begierde gewesen und waren es noch heute.

Der Psychiater, zu dem ihre Mutter sie geschickt hatte, als sie dreizehn gewesen war, hatte erklärt, Amelia würde unter einem Vaterkomplex leiden. Und daran hatte sich wohl nichts geändert, denn stets versuchte sie, sich Männern gegenüber zu beweisen. Bei Geoff würde es wohl nicht anders laufen. So sehr sie sich auch einzureden versuchte, dass es ihr egal war, wusste sie genau, dass dem nicht so war. Ein Teil von ihr wünschte sich, sie hätte gestern Abend bei ihm am Tisch gesessen, wo es so ruhig zugegangen war, statt im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.

Genau wie Amelia selbst, war auch er unter skandalösen Umständen geboren worden, doch statt sich von den Paparazzi vereinnahmen zu lassen, hatte er einen Weg gefunden, sich ihnen zu entziehen. In mancherlei Hinsicht sehnte sie sich nach dem, was er hatte. Doch andererseits sorgte sie oft ganz bewusst für Skandale, denn damit sicherte sie sich nicht nur die Aufmerksamkeit der Presse, sondern auch die ihres Vaters. Wie schon gesagt … Vaterkomplex.

Vor dem Eingang zu ihrem Appartementgebäude entdeckte sie Tommy, den Fotografen, der ihr häufig folgte. Als er sie kommen sah, schoss er mehrere Fotos von ihr. Vermutlich würden die Bilder noch im Laufe des Tages auf irgendeiner Internetseite auftauchen.

„Guten Morgen, Miss Munroe. Hier ist ein Päckchen für Sie“, begrüßte Felix, der Portier, sie und reichte es ihr.

Sie bedankte sich und fuhr mit dem Fahrstuhl in ihr Penthouse. Dort wurde sie von Lady Godiva, ihrem kleinen Hund, begeistert begrüßt. Natürlich nahm sie sich die Zeit, ihn zu streicheln, bevor sie zu der großen Fensterfront ging und ihren Blick über die Stadt schweifen ließ.

Nachdem sie sich den Schweiß aus dem Gesicht gewischt hatte, warf sie das Handtuch auf den Boden und schaute sich das Päckchen an. Es kam aus London. Jemand hatte ihr gestern Abend ein Päckchen geschickt.

Geoff Devonshire.

Lady Godiva tänzelte mit einem Tennisball im Maul um sie herum. Geistesabwesend bückte Amelia sich und kraulte den Hund. Dann nahm sie ihm den Ball ab und warf ihn durchs Zimmer. Der Hund flitzte hinterher. Amelia setzte sich auf die Armlehne ihres schwarzen Ledersofas und öffnete neugierig das Paket.

Was hatte er ihr geschickt?

Sie zog eine Schachtel heraus, die in weißes Papier eingewickelt war, auf dessen Mitte Geoffs Monogramm prangte. Einen Moment lang zögerte sie und versuchte, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren. Geoff war nichts für sie. Okay, er war vielleicht ein aufregender Mann, mit dem sie ein bisschen Spaß haben konnte, aber kein Mann, den sie mögen könnte. Oder?

„Mach dich nicht lächerlich“, schalt sie sich. Sie riss das Papier ab und öffnete die Schachtel. Ihr stockte der Atem, als sie die kunstvolle Schnitzerei sah, die Geoff in Botswana gekauft haben musste – sie hatte die Schnitzerei entdeckt, als sie ein Dorf besucht hatten. War ihm aufgefallen, dass sie das Kunstwerk bewundert hatte?

Eine Karte aus feinstem Büttenpapier lag, versehen mit einer kurzen Botschaft, auf der Schnitzerei.

Ich freue mich darauf, mehr über die Frau zu erfahren, die sich hinter den Schlagzeilen versteckt.

Natürlich versucht er nur, mich zu umwerben, redete Amelia sich ein, trotzdem schlug ihr Herz auf einmal schneller. Seine Geste berührte sie. Sie nahm die Schnitzerei mit ins Schlafzimmer und stellte sie auf die Kommode. Jetzt konnte sie sie von überall im Zimmer aus bewundern.

Gegen elf erhielt Geoff einen Anruf von Steven, der fragte, ob er sich mit ihm und Henry auf einen Drink treffen wollte, damit sie sich besser kennenlernten. Zeitlich würde es ein wenig eng werden – denn Geoff hatte vorgehabt hatte, mit Amelia in sein Flugzeug zu steigen und der Stadt zu entfliehen. Amelia genoss das Scheinwerferlicht, aber von seiner Mutter wusste Geoff auch, dass es schwierig war, wenn man sein Leben lang unter Beobachtung stand. Vielleicht war sie ganz froh, dem einmal entkommen zu können.

„Sicher, das können wir gern machen, wenn es nicht zu spät wird. Ich habe noch eine andere Verabredung. Warum treffen wir uns nicht in einem meiner Clubs?“, schlug Geoff vor.

„Gut, sag mir, wo, und ich schicke Henry eine SMS“, meinte Steven.

Geoff vermerkte sich den Termin und schrieb sich Stevens Handynummer auf. Er hatte nie darüber nachgedacht, Brüder zu haben, und jetzt, mit achtunddreißig, fürchtete er fast, schon zu alt zu sein, um eine enge Beziehung zu Henry und Steven aufzubauen, aber er war gern bereit, es zu versuchen.

„Kann ich dir eine persönliche Frage stellen?“

„Sicher“, antwortete Geoff.

„Hast du dir je gewünscht, du wärst nach Eton gegangen? Sodass wir uns eher einmal hätten begegnen können?“

Geoff hatte die Entscheidung seiner Mutter damals nicht hinterfragt. Während er mit zwei Schwestern in der Familie seiner Mutter und seinem Stiefvater aufgewachsen war, hatte er jedoch häufig über seinen Vater und die beiden Halbbrüder nachgedacht, die er nie getroffen hatte. Aber er hatte das Thema tunlichst vermieden, um seiner Mutter nicht das Herz zu brechen. Sie wollte nichts mit den Kindern der anderen Geliebten von Malcolm zu tun haben.

„Manchmal. Aber ich glaube, es war wichtig, dass wir unser eigenes Leben gelebt haben“, erwiderte Geoff.

„Stimmt. Ich freue mich auf das Treffen nachher“, sagte Steven und verabschiedete sich.

Geoff lehnte sich zurück und drehte seinen Stuhl zum Fenster. Von hier, der Chefetage der Everest-Airline, hatte er eine gute Sicht auf den Flughafen von Heathrow. Ein Ausblick, der so ganz anders war als der aus seinem Büro in der Londoner Innenstadt. Aber sein Leben war immer in Bewegung, und das gefiel ihm – was vielleicht an der Art und Weise lag, wie er aufgewachsen war.

Warum war er auf einmal so philosophisch? Hatte es etwas mit Malcolm zu tun? Geoff schüttelte den Kopf und drehte sich wieder herum zum Schreibtisch.

Er reservierte einen Tisch in seinem Club und überlegte, wie viel Zeit er brauchen würde, um Amelia abzuholen.

Auch im Laufe des Nachmittags spukte sie immer wieder in seinen Gedanken herum, bis Caroline kam, um mit ihm über die Gartenparty zu sprechen, die seine Mutter am Ende des Monats ausrichten wollte.

„Ich brauche deine Hilfe, Geoff.“

„Wie immer“, meinte er lächelnd.

Seine Schwester streckte ihm die Zunge raus. „Mum ist es sehr wichtig, dass wir nicht von Reportern belästigt werden.“

„Kein Problem, Caro. Bis nach Hampshire sind sie noch nie gekommen, und diese Party ist für sie auch nicht interessant. Henry ist derjenige von uns drei Brüdern, der im Zentrum des Interesses steht. Mum braucht sich keine Sorgen zu machen.“

Sie nickte. „Ich sage es ihr.“

„Mach das.“

Sie lächelte ihn an. „Wie geht es deiner jungfräulichen Braut?“

„Sie ist nicht meine Braut“, fuhr er sie an. Nachdem er gestern mit Amelia geflirtet hatte, hatte Geoff kaum einen Gedanken mehr an Mary verschwendet. Die Heftigkeit, mit der er auf die Frage seiner Schwester reagierte, überraschte sie beide.

„Nicht? Ich dachte, euch ist es ernst.“

Er schüttelte den Kopf, hatte aber nicht vor, sein Liebesleben mit Caro zu besprechen. „Mit wem bist du denn gerade liiert?“

„Paul Jeffries.“

„Dem Fußballer?“, fragte er entsetzt. Fußballspieler waren notorische Prahler und wechselten jede Saison ihre Freundinnen.

„Genau der.“

„Das gefällt mir nicht. Er ist viel zu … wild für dich.“

„Pech“, meinte sie lächelnd. „Ich bin jetzt einundzwanzig. Du kannst mir nicht mehr vorschreiben, mit wem ich mich verabreden darf.“

Geoff sah sie streng an. „Wenn ich auch nur ein Foto von dir in einem der Klatschblätter entdecke, ist es vorbei.“

Caroline schaute auf die Uhr. „Oh, es ist schon spät. Ich muss los.“

„Caro?“ Sie blieb an der Bürotür stehen. „Ich versuche nur, dich zu beschützen.“

„Ich weiß. Hab dich lieb.“

„Ich dich auch.“

Nachdem sie gegangen war, überlegte Geoff, ob er vielleicht seinen eigenen Rat befolgen sollte. Amelia verkörperte all das, wovor er seine Schwester stets gewarnt hatte. Kein Tag verging, an dem nicht irgendein pikantes Detail von ihr irgendwo enthüllt wurde. Aber er war anders als Caroline oder Gemma, und er wusste, wie er mit Amelia umgehen musste. Außerdem war er ein Mann, der es gewohnt war, das zu bekommen, was er haben wollte, und er hatte nicht vor, sich von seinem Plan abbringen zu lassen.

Amelia faszinierte ihn. Während der Reise nach Botswana hatte er sie zum ersten Mal richtig wahrgenommen. Die Frau, von der ein schlüpfriges Video auf YouTube kursierte, mit hungrigen, kranken Kindern im Schmutz sitzen zu sehen, hatte seine Neugier entfacht. Sie war eine komplexe Persönlichkeit, und er wollte alle Schichten von ihr kennenlernen, um bis zum Kern vorzudringen.

Angesichts ihrer vollen Terminkalender würde es schwierig werden, sich mit ihr zu verabreden. Er brauchte einen guten Grund, damit sie beide Zeit miteinander verbringen konnten.

Er stand auf und streckte sich. Während er aus dem Fenster schaute, fiel sein Blick auf das Logo der Munroe-Hotelkette in der Ferne, und ihm kam eine Idee. Wenn er eine Kooperation mit den Munroe-Hotels einging, um exklusive Reiseangebote für die Kunden der Everest-Airline anzubieten, würde das der Fluglinie zusätzliche Gewinne bescheren. Das war genau das, wonach er gesucht hatte. Auf diese Weise konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er verschaffte sich einen Vorteil in dem Wettbewerb mit seinen Halbbrüdern, und zudem würde ihm das Ganze die Möglichkeit eröffnen, mehr Zeit mit Amelia zu verbringen.

Aber verbrachte das Partygirl Amelia überhaupt Zeit in den Büros der Munroe-Hotelkette? Das würde er erst mal herausfinden müssen. Vielleicht heute Abend beim Essen? Lächelnd bestellte er in einem kleinen afrikanischen Restaurant einen Tisch und hoffte, dass die Wahl Amelia daran erinnern würde, dass sie zusammen in Botswana gewesen waren. Er wünschte, er hätte da schon die Gelegenheit genutzt, sie besser kennenzulernen. Das hatte er versäumt, doch jetzt war er bereit für Amelia. Er hoffte nur, dass sie auch bereit für ihn war. Und zwar für den Mann, der er wirklich war, nicht für den seriösen Mann, den sie aufgrund seines untadeligen Rufes vermutlich erwartete.

Amelia war es nicht gewohnt, herumzusitzen und auf irgendeinen Mann zu warten, daher machte es sie etwas nervös, dass Geoff sie abholen wollte. Sie hatte am Nachmittag nicht nur Auggie vertreten, sondern war auch im Büro der Stiftung gewesen, hatte ihren Bericht präsentiert und Vorschläge unterbreitet, wie es weitergehen sollte. Zur Ablenkung hatte sie sich danach mit Bebe in einem Pub verabredet.

„Warum bist du so nervös?“, wollte ihre Freundin wissen.

„Bin ich doch gar nicht“, log Amelia. Lächerlich, sich wegen einer Verabredung so aufzuregen. Auch Geoff war nur ein Mann, mit dem sie ein- oder zweimal ausgehen würde. Sie würde ihn mit ihrem Lächeln und ihrer gewinnenden Persönlichkeit bezaubern, und dann … würde er weiterziehen. So wie Männer es immer taten.

„Lügnerin.“

„Bebe …“

„Ach, hör schon auf. Jemand anderer würde dir vielleicht glauben, dass du ganz gelassen bist, aber ich kenne dich zu gut.“

Bebe war ihre beste Freundin, und zwar schon seit Schulzeiten. Sie hatten sich gefunden, als sie beide noch hässliche Entlein waren. Bebe pummelig mit wilder Mähne, Amelia schlaksig mit einer Zahnspange. Niemand aus ihrer Klasse konnte ahnen, dass sie sich zu zwei schönen und unglaublich erfolgreichen Schwänen entwickeln würden.

„Das kommt wohl daher, weil Geoff anders ist. Ich weiß, dass er nicht mit mir ausgeht, weil er sein Foto gern in einer Zeitung sehen will.“

„Also weißt du nicht, wie du dich ihm gegenüber verhalten sollst?“, fragte Bebe.

„Ich bin mir nicht sicher“, entgegnete Amelia und schaute aus dem Fenster.

„Was auch immer es ist, sei vorsichtig, dass du nicht irgendwas Schockierendes tust.“

Amelia schluckte. Bebe hatte recht. Sie konnte es sich nicht leisten, sich von ihrer Nervosität überwältigen zu lassen – sie neigte dann nämlich dazu, impulsiv zu handeln, und das bereute sie anschließend häufig genug.

„Ich kriege das schon hin. Ich trinke noch ein Glas Wein, und dann bin ich bereit.“

Bebe lächelte sie an. „Du siehst fantastisch aus. Türkis steht dir wirklich ausgesprochen gut.“

„Danke, Darling. Meine Mutter hat es mir empfohlen.“

„Wie war’s in Mailand?“

„Großartig“, antwortete Amelia. „Übrigens, ich habe dir was mitgebracht.“

Sie reichte Bebe eine Tüte.

Bebe nahm sie, sah jedoch weiter Amelia an. „Was ist los mit dir? Du bist nicht du selbst. Steckt mehr als dieser gut aussehende Devonshire-Erbe dahinter?“

Amelia schüttelte den Kopf. Bebe war die Einzige, die von Auggies Problemen wusste, und Amelia hätte ihr gern das Herz ausgeschüttet. Aber sie wusste genau, was Bebe sagen würde. Hör auf, dich von ihm ausnutzen zu lassen.

Hatte sie das nicht immer wieder von allen Seiten gehört? Sie wusste, sie hatte selbst schuld. Sie könnte sich einfach zurückziehen, aber die Munroe-Hotelkette anderen zu überlassen, war für sie auch keine Option.

„Nein, es ist nichts.“

„Macht Auggie mal wieder Ärger?“

Amelia schüttelte ungläubig den Kopf. „Woher weißt du das?“

„Ich kenne dich. Außerdem ist es auch nicht allzu schwierig, dahinterzukommen. Du warst gerade bei deiner Mutter, und da ist alles okay. Dein Dad erholt sich gut von seiner OP, also bleibt nur noch Auggie. Was hat er diesmal angestellt?“

„Er braucht eine Woche Auszeit.“

„Und du hast mal wieder seine Pflichten übernommen?“, mutmaßte Bebe.

„Bitte, hör auf. Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen, aber ich bin einfach noch nicht bereit, die Hotelkette aufzugeben.“

Bebe griff über den Tisch und drückte ihre Hand. „Ich möchte nicht, dass du dich noch schlechter fühlst, weil ich mit dir schimpfe. Erzähl mir alles.“

Amelia verbrachte die nächsten dreißig Minuten damit, Bebe zu berichten, dass der Vorstand ihr ein Ultimatum gestellt hatte: Wenn Auggie weiterhin nicht zu den Sitzungen kam, würde sie die Leitung der Hotelkette übernehmen müssen.

„Machst du das?“

„Ich weiß es nicht. Ich könnte sowohl die Stiftung als auch die Hotels leiten, aber dann hätte ich kein Privatleben mehr, weil ich rund um die Uhr arbeiten müsste.“

„Das kannst du nicht“, stellte Bebe klar.

Amelia wusste das. Manchmal wünschte sie, sie wäre tatsächlich die skandalumwitterte Erbin, zu der die Klatschpresse sie gern machte, denn dann wäre sie so oberflächlich, dass sie vor all ihren Verpflichtungen davonlaufen könnte. Sie brauchte einen Ausgleich und wünschte sich ein Leben, das mehr bot als nur die Aufgaben, die die Wohltätigkeitsarbeit und das Familienunternehmen umfassten. Sie wollte nach Hause kommen und nicht nur von Lady Godiva begrüßt werden, sondern von jemandem, der sich um sie kümmerte, so wie sie sich um Auggie kümmerte.

„Ich habe bis zur nächsten Vorstandssitzung Zeit, mich zu entscheiden, das heißt drei Monate.“

„Dir wird schon was einfallen“, sagte Bebe. „Ich bin für dich da, wie auch immer du dich entscheidest. Aber achte darauf, dass du das tust, was das Beste für dich ist.“

Bebe umarmte sie, als sie aufstanden, um zu gehen. Auf dem Weg zum Ausgang hörte Amelia, wie man über sie flüsterte. Sie setzte ein sorgenfreies Lächeln auf und ging weiter. Ob sie das Lächeln den ganzen Abend aufrechterhalten konnte, war fraglich, aber sie würde es versuchen.

Bebe war die einzige Freundin, die wusste, dass sich hinter der Fassade des Partygirls weit mehr verbarg, und Amelia wollte, dass das auch so blieb. Unabhängig davon, wie viel Zeit und Geld sie für karitative Zwecke spendete, die Presse interessierte sich nicht dafür. Stattdessen erschienen nur Geschichten darüber, mit wem sie gerade gesehen worden war. Sie hatte Angst, anderen Menschen ihre wahre Persönlichkeit zu zeigen, Angst davor, dann einen Teil von sich zu verlieren, denn damit könnte sie nicht umgehen.

Geoff schien anders als die Männer zu sein, mit denen sie sonst ausging. Allerdings hatten Männer sie bisher immer enttäuscht, und von daher fiel es ihr schwer, ihrer eigenen Einschätzung zu vertrauen. Vielleicht irrte sie sich wieder einmal, und er war genau wie alle anderen auch.

Heute Abend würde sie sich wie immer souverän und selbstsicher verhalten. Er brauchte ja nicht zu wissen, dass sie sehr viel Zeit damit verbracht hatte, zu überlegen, was sie anziehen oder sagen sollte. Sie wollte, dass er die Frau sah, die alle Welt glaubte zu sehen. Eine Hotelerbin, die nichts weiter interessierte als die nächste große Party. Und das wird schwieriger, als es sich anhört, dachte sie. Sich so oberflächlich zu geben war harte Arbeit.

Sie lächelte dem Portier zu und fuhr hinauf zu ihrer Wohnung. Ihr kleiner Hund wartete bereits auf sie, und sie nahm ihn hoch und drückte ihn an sich. Einen Moment lang wünschte sie, sie würde nicht immer im Scheinwerferlicht stehen, sobald sie vor die Tür trat. Und sie wünschte sich fast, sie könnte ihre Vorsicht vergessen und Geoff davon erzählen, wie schwierig es war, die Illusion von Amelia Munroe aufrechtzuerhalten.

3. KAPITEL

Amelia lachte, und alle Gäste im Restaurant drehten sich zu ihr um. Geoff gewöhnte sich langsam an die Tatsache, dass sie die Aufmerksamkeit auf sich zog – und ihm gleichzeitig den Atem raubte. Sie war charmant und witzig, was er bereits festgestellt hatte, als sie zusammen in Afrika waren. Aber heute Abend war sie sich der allgemeinen Aufmerksamkeit nicht mal bewusst, weil sie sich ganz auf ihn konzentrierte.

„So, du bist also von einem Vorgesetzten in einer kompromittierenden Situation erwischt worden, und was hast du gesagt?“

„Ich habe ihm erklärt, ich würde meine Pflicht für Königin und Vaterland tun.“

Sie lachte erneut, und erst jetzt merkte Geoff, dass dieses Lachen ihre Augen niemals erreichte. Sie lachte, weil die Geschichte lustig sein sollte, doch irgendetwas bereitete ihr Sorgen.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er.

„Ja. Warum?“

„Deine Augen.“

„Was ist damit?“

„Sie verraten mir, dass du nicht wirklich an dem teilhast, was ich sage. Versteh mich nicht falsch – du bist eine wunderbare Zuhörerin. Aber dein Herz ist nicht bei der Sache.“

Jetzt riss sie die besagten Augen auf. „Woher weißt du das?“

„Ich weiß es einfach. Was bedrückt dich?“

„Das ist unerheblich. Und vor allem ist es kein Thema, das ich während des Essens mit einem aufregenden Mann diskutieren möchte.“

Geoff griff über den Tisch nach ihrer Hand und strich mit dem Daumen darüber. „Ich bin mehr als nur irgendein Mann.“

„Ein aufregender Mann.“

Er war versucht, sich von ihr ablenken zu lassen, wusste aber, dass dies die Chance war, eine echte Unterhaltung mit ihr zu beginnen, und die wollte er sich nicht entgehen lassen.

„Das funktioniert nicht. Später, wenn ich auf einem Gutenachtkuss bestehe, dann können wir darüber reden, wie aufregend du mich findest. Aber jetzt möchte ich gern wissen, was dich beschäftigt.“

Sie verschränkte kurz ihre Finger mit seinen, bevor sie die Hand zurückzog. „Das ist ein bisschen zu ernst für ein erstes Date.“

„Du und ich, wir sind über dieses Stadium schon hinaus. Erzähl es mir, Amelia.“

„Ich muss …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es geht nicht. Ich weiß, dass es nett von dir gemeint ist, aber wenn ich dir das erzähle, dann wird hieraus mit Sicherheit nicht das Date, das du dir vorgestellt hast.“

Geoff wusste bereits, dass sich hinter Amelias oberflächlicher Fassade mehr verbarg, und er war entschlossen, herauszufinden, wie viel mehr.

„Vertrau mir. Ich bin gut darin, Geheimnisse zu bewahren.“

„Tatsächlich?“

„Ja. Und unabhängig davon, was zwischen uns noch passiert, denke ich, dass wir zumindest Freunde bleiben.“

In ihren Augen flackerte so etwas wie Überraschung auf, die ihm zeigte, dass Amelia das auch gern glauben wollte.

Sie beugte sich vor. „Ich … was weißt du über meine Familie?“

„Wir haben das ein oder andere gemeinsam, was unsere Geburt angeht, oder?“

„Ja, auch ich bin unehelich zur Welt gekommen. Aber meine Eltern haben immerhin kurz nach meiner Geburt geheiratet.“

„Aber trotzdem war das alles ein wenig skandalumwittert.“

„Genau“, sagte sie. „Das willst du alles gar nicht hören. Und um ehrlich zu sein, ich glaube, ich will es dir auch gar nicht erzählen. Bitte, lass uns den Abend einfach genießen. Erzähl mir noch ein paar Geschichten von deiner Zeit bei der Air Force.“

Geoff lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wein. Es wäre so einfach nachzugeben. Ein Gentleman würde ihrer Bitte entsprechen. Aber viel wichtiger war ihm im Moment, Amelia besser kennenzulernen. Außerdem wollte er für Amelia mehr sein als die Männer, mit denen sie sonst ausging. „Sag mir einfach, was dir Sorgen bereitet“, drängte er sie. „Du kannst mir vertrauen.“ Er wollte wissen, was sie beschäftigte. Je besser er Amelia kennenlernte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass sie alles war, was er sich erhofft hatte … und viel mehr. Sie war klug und schlagfertig, und so verdammt sexy, dass es ihm manchmal schwerfiel, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren.

„Ich würde es wirklich gern erfahren“, fügte er hinzu. „Meine Familie ist auch ziemlich kompliziert. Ich weiß, es ist nicht immer einfach, sein eigenes Leben auszubalancieren und trotzdem die familiären Pflichten nicht zu vernachlässigen.“

„Das klingt ja gerade so, als hätten wir mehr gemeinsam als nur die skandalösen Umstände unserer Geburt.“

„Wir haben eine Menge gemeinsam, Amelia. Das wissen wir doch schon seit unserer Reise nach Botswana.“

„Das mag sein.“

Sie schnitt sich ein Stück Filet Mignon ab, und Geoff wartete, in der Hoffnung, dass sie, wenn er Geduld bewies, Vertrauen fasste und mehr verriet.

Einen Moment später legte sie die Gabel zur Seite und beugte sich vor. „Ich muss einen Weg finden, den Vorstand der Munroe-Hotels davon überzeugen, meinen Bruder als Vorsitzenden zu behalten. Und ich habe keine Ahnung, wie ich das bewerkstelligen soll, ohne selbst die Leitung der Hotelkette zu übernehmen.“

Geoff war überrascht. Er war auf einiges gefasst gewesen, aber nicht auf so was.

„Kennst du dich mit der Leitung der Hotelkette aus?“, fragte er.

„Ja. Ich habe sie früher schon geleitet. Aber angesichts der Verpflichtungen, die ich mit der Munroe-Stiftung übernommen habe, wird es mir zu viel, beide Aufgaben zu erfüllen.“

„Und dein Bruder?“

„Er ist nicht … na ja, um es auf den Punkt zu bringen, er ist kein Mann wie du.“

„Inwiefern?“

„Er hat niemals die Familie und seine Verpflichtungen an die erste Stelle gestellt, und ich fürchte, dass er es auch nie tun wird“, erwiderte sie. „Was ich jetzt entscheiden muss, ist, ob ich weiterhin für ihn einspringe, oder ihn untergehen lasse und damit den Traum unseres Vaters zerstöre, die Hotelkette in der Familie zu halten.“

Amelia merkte, dass sie zu viel erzählte. Aber Geoff machte es ihr leicht, ihm ihre Geheimnisse anzuvertrauen. Er war ein guter Zuhörer. Und das war gefährlich.

Ihr machte es nicht einmal so viel aus, ihm von Auggie und der Hotelkette zu erzählen, doch es gab andere Geheimnisse, die sie nicht so gern preisgeben würde. Geheimnisse, die ihr schaden könnten, wenn Geoff sich nicht als der Mann entpuppte, für den sie ihn inzwischen hielt.

Sie bezweifelte, dass er auch nur ahnte, dass sie ihren Abschluss in Wirtschaftswissenschaften in Harvard gemacht hatte, denn sie hatte damals den Mädchennamen ihrer Mutter benutzt, um zu verhindern, dass die Paparazzi ihr auf Schritt und Tritt folgten. Genauso wenig konnte er wissen, dass sie die Hotelkette lange Zeit geleitet hatte, obwohl Auggie offiziell Geschäftsführer war. Sie hatte darauf geachtet, ihren Namen herauszuhalten, während ihr Bruder immer wieder in Rehabilitationskliniken war. Das waren die Details, die sie nicht öffentlich machte. Sie hatte herausgefunden, dass es die Menschen verwirrte, wenn sie hinter die Fassade des von ihr sorgfältig aufgebauten Images blickten. Das führte dann dazu, dass sie Dinge von ihr erwarteten, die sie nicht geben konnte oder wollte.

„Warum versuchst du, den Kopf deines Bruders zu retten?“, fragte er. „Ist er nicht älter als du?“

Das war typisch für Geoff. Er sah sie als kleine Schwester an, die verhätschelt und beschützt werden musste. Genauso behandelte er nämlich auch seine beiden Schwestern. Jeder wusste, dass er, obwohl es nur seine Halbschwestern waren, alles für sie tun würde.

„Auggie und ich sind nur elf Monate auseinander, von daher betrachte ich ihn nicht als meinen älteren Bruder.“

„Er sollte das aber“, widersprach Geoff.

Sie lächelte ihn an. „Ich vermute, die Gerüchte über dich treffen tatsächlich zu.“

Er hob eine Augenbraue. „Was für Gerüchte?“

„Die, die besagen, dass für dich die Familie an erster Stelle steht.“ Auch wenn viele vielleicht meinten, Amelia käme aus einer stabileren Familie, wusste sie, dass Geoff, seine Mutter und seine Schwestern eine echte Familie bildeten, etwas, was ihre Eltern nie zustande gebracht hatten. Amelia hatte schon früh erkannt, dass es nicht gerade vorteilhaft war, wenn man Eltern hatte, die einander nicht ausstehen konnten. Und die öffentlichen Streitereien ihrer Eltern waren stets ein gefundenes Fressen für die Presse gewesen.

Wie wäre ihr Leben wohl verlaufen, wenn sich früher jemand mehr um sie gekümmert hätte? Wäre das überhaupt besser gewesen? Hätte sie sich dann zu der starken Persönlichkeit entwickelt, die sie heute war?

„Was denkst du?“, fragte Geoff.

„Entschuldige. Lass uns von etwas anderem reden. Ich brauche dich nicht, um meine Probleme zu lösen.“

„Ich glaube, ich hatte dir nur ein offenes Ohr angeboten.“

„Stimmt.“

„Ich habe übrigens eine Idee, von der wir beide profitieren könnten“, sagte er.

„Und die wäre?“

„Eine Kooperation zwischen den Munroe-Hotels und Everest-Airlines. Damit könntest du den Vorstand besänftigen, und ich hätte einen neuen Geschäftszweig, der mir mehr Gewinn einbringt.“

„Was willst du mit einem neuen Geschäftszweig?“, wollte sie wissen. Sie hatte Gerüchte gehört, wonach es einen Wettbewerb zwischen den Devonshire-Erben gab, aber es waren keine Einzelheiten genannt worden. Würde Geoff ihr genügend vertrauen, um ihr zu erzählen, worum es ging?

„Ich muss den Profit von Everest-Airlines steigern, um nach einer gewissen Frist besser dazustehen als meine Halbbrüder Steven und Henry mit ihren Devonshire-Firmen. Wir konkurrieren miteinander, wusstest du das?“

„Ja. Allerdings kenne ich keine Details … Du könntest die Paparazzi nutzen, um deine Position zu verbessern …“

„Kann ich nicht. Das ist nicht meine Art, aber was hältst du von meinem Angebot?“

„Klingt interessant. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen.“

Am Eingang des Restaurants gab es einen kleinen Tumult, und Amelia sah, dass Tommy und ein paar seiner Pressefreunde mit dem Oberkellner diskutierten.

„Ich hoffe, dir macht’ s nichts aus, wenn dein Foto in der Zeitung erscheint“, meinte sie.

Geoff musterte sie. „Warum, glaubst du, verfolgen die dich so?“

„Vermutlich, weil ich die Aufmerksamkeit eingefordert habe. Als ich noch jünger war, habe ich nicht begriffen, dass meine Handlungsweise sie geradezu ermuntert hat. Und jetzt ist es zu spät, etwas daran zu ändern.“

„Warum hast du sie ermuntert?“

Sie wollte nicht, dass Geoff erfuhr, wie oberflächlich sie war. Er würde nicht verstehen, dass sie sich praktisch über Nacht von einem schlaksigen Teenager in eine schöne Frau verwandelt hatte. Und die Aufmerksamkeit war ihr damals einfach zu Kopf gestiegen. Nachdem sie dann auch noch festgestellt hatte, dass sie damit die Beachtung ihres Vaters erringen konnte, hatte sie nicht widerstehen können.

„Ich dachte … nein, das ist eine Lüge. Ich habe überhaupt nicht gedacht. Ich habe mich einfach nur im Ruhm gesonnt, nachdem ich jahrelang übersehen worden war. Es war wie eine Droge, und ich war süchtig danach. Aber dann geriet das Ganze außer Kontrolle.“

Sie dachte an das Video auf YouTube – man hatte sie mit nacktem Oberkörper in Gesellschaft von mehreren männlichen Models ihrer Mutter gefilmt. Es hatte so ausgesehen, als würde sie eine Orgie veranstalten.

Nach diesem Vorfall hatte sie erkannt, dass sie die Kontrolle über die Presse erlangen musste, und hatte gelernt, sie für ihre Zwecke zu nutzen. Die Reporter wollten etwas Anrüchiges, damit sie bezahlt wurden, und Amelia brauchte ihren Namen in den Schlagzeilen, um Interesse für allerlei karitative Einrichtungen zu wecken.

„Manchmal ist es ganz praktisch, wenn man seine Presseleute um sich hat. Sie sind mir nach Afrika gefolgt, und auf diese Weise konnte ich auf die Not dort aufmerksam machen. Es ist also eine Art Austausch, und das ist es wert.“

„Eine kluge Strategie.“

„Ich bin nicht gerade für meine Klugheit berühmt.“

„Das liegt vielleicht daran, dass sich die meisten Leute leicht täuschen lassen. Es ist gar nicht so einfach, die Welt glauben zu lassen, dass du nichts weiter als eine hohlköpfige Erbin bist, oder?“

„Mach keine Heilige aus mir. Ich liebe gute Partys und meinen Lebensstil. Aber irgendwann muss man erwachsen werden. Und als es bei mir so weit war, habe ich mich umgeschaut und festgestellt, dass die einzigen Pluspunkte, die ich vorweisen konnte, das Geld meiner Familie war, und die Presseleute, die mir ständig folgten.“

Geoff hob sein Weinglas in ihre Richtung. „Du bist ganz eindeutig eine Frau nach meinem Geschmack.“

Sie trank einen Schluck Wein. Sie wusste nicht, warum, aber Geoff sagen zu hören, sie wäre eine Frau nach seinem Geschmack, sandte ihr einen angenehmen Schauer durch den Körper. Sinnlos, vorgeben zu wollen, dass er ihr nichts bedeutete und nur einer von vielen Männern war. Der heutige Abend war so ganz anders verlaufen als die üblichen ersten Dates. Geoff hatte ihr gezeigt, dass er sie für jemanden hielt, mit dem es sich lohnte, Zeit zu verbringen. Jemand, mit dem er Geschäfte machen wollte, und jemand, dem er vertrauen konnte. Und das machte ihr Angst.

Geoff bezahlte die Rechnung und führte Amelia aus dem Restaurant. Es war ein Risiko gewesen, mit ihr auszugehen, aber obwohl er Familie und Verpflichtungen oberste Priorität einräumte, verzichtete er selten auf die guten Dinge im Leben. Und Amelia gehörte definitiv zu den guten Dingen des Lebens.

Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und bewunderte nicht nur ihren koketten Hüftschwung, sondern auch ihre frauliche Figur.

Amelia warf ihm einen Blick über die Schulter zu, und in ihren Augen leuchtete dasselbe Verlangen, das auch er verspürte. Offenbar gefiel es ihr, seine Hand auf sich zu spüren. Und ihm gefiel es, sie zu berühren. Auch wenn sie immer noch ein Rätsel darstellte, und nicht so war, wie er erwartet hatte, wollte er sie. Das Verlangen, mit ihr ins Bett zu gehen, um all ihre Geheimnisse zu entdecken, wurde immer stärker. Er wollte der Mann sein, der sie all ihre Sorgen vergessen ließ.

„Amelia, hier!“

„Wer ist Ihr mysteriöser Begleiter?“

„Devonshire, geben Sie ihr einen Kuss!“

Geoff ignorierte die Paparazzi, so wie immer – er hatte ihnen kaum je die Gelegenheit zu einem guten Foto von ihm gegeben. Sein Wagen wurde vorgefahren, und es war Geoff – nicht der Valet –, der Amelia die Tür aufhielt.

„Kommen Sie, Amelia. Geben Sie uns etwas, was wir verwenden können“, rief einer der Reporter.

Sie lächelte Geoff an. In diesem Moment erkannte er, wie herrlich verführerisch ihre Lippen waren. Den ganzen Abend lang hatte er sich bemüht, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, und hatte ihr in die Augen geschaut, aber jetzt gelang ihm das nicht mehr. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als sie zu schmecken, als herauszufinden, wie sich ihre Lippen auf seinen anfühlten. Und ihm war egal, wer sie alles sah. Als hätte sie seine Gedanken erraten, stellte Amelia sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um seine Schultern. Geoff senkte den Kopf und wollte ihr eigentlich nur einen flüchtigen Kuss geben. Aber als ihre Lippen einander berührten, schoss ein Gefühl durch seinen Körper, das einem elektrischen Stromschlag glich. Am liebsten hätte er laut aufgestöhnt, doch er beherrschte sich gerade noch. Stattdessen griff er in ihr Haar und zog ihren Kopf sacht zu sich, damit er den Kuss vertiefen konnte.

Begierig drang er mit der Zunge in ihren Mund vor. Ihr Geschmack machte süchtig. Er konnte nicht aufhören – noch nicht. Er wollte mehr. Ihre Lippen waren voll und weich, und dieser ausdrucksstarke Mund gehörte endlich ihm.

Applaus und anerkennende Pfiffe ertönten, und schließlich kam Geoff wieder zu Sinnen und erinnerte sich daran, wo sie sich befanden. Aber das war ihm ausnahmsweise wirklich egal.

Langsam hob er den Kopf und schaute ihr in die Augen. Amelia sah ihn ein wenig benommen an. Ihre Lippen waren feucht und geschwollen von seinen Küssen. Eine Sekunde lang glaubte Geoff, er hätte endlich die Oberhand gewonnen, doch sie drehte sich zu den Fotografen um und warf ihnen eine Kusshand zu, bevor sie lächelnd ins Auto stieg. Sie war erstaunlich, völlig unvorhersehbar und sehr gefährlich.

Geoff ging um den Wagen herum und nahm hinter dem Steuer Platz. Ruhig fuhr er davon, obwohl sein Instinkt ihm riet, aufs Gaspedal zu treten.

Amelia ließ ihn die Regeln vergessen, nach denen er normalerweise lebte. Sie ließ ihn vergessen, dass er stets versuchte, Skandale zu vermeiden, indem er ein Leben führte, das über jeden Tadel erhaben war.

„Du bist ein gefährlicher Mann, Geoff“, sagte sie.

Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und sah, dass sie die Finger auf die Lippen gepresst hatte. Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster, und er überlegte, ob sie ein Spiel spielte, das außer Kontrolle zu geraten drohte.

„Wenn du mich noch mal so vorführst, dann wirst du es bereuen.“

„Das tue ich jetzt schon“, erwiderte sie. „Du machst es mir zu leicht, meine eigenen Regeln zu vergessen.“

Fast hätte er ihr gesagt, wie ähnlich sie sich waren, verkniff es sich aber.

„Ich bin überrascht, dass du das zugibst.“

„Warum nicht? Es ist die Wahrheit. Ich glaube, es wäre nicht gut, wenn wir uns wiedersehen.“

„Von wegen“, widersprach er. „Wir sind noch nicht fertig miteinander.“

„Dazu habe ich ja wohl auch was zu sagen“, meinte sie.

Er legte ihr eine Hand auf den Arm und spürte das Zittern, das durch ihren Körper lief.

„Du bist genauso wenig bereit, mich gehen zu lassen, wie ich dich. Es hat gerade erst begonnen“, stellte er klar. „Und wenn du lügst und das Gegenteil behauptest, kannst du es gern versuchen, aber dein Körper verrät dich.“

Sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel und strich mit den Fingerspitzen an der Innenseite seines Beins entlang. Er spürte die federleichte Berührung, mit der sie über seine Erektion strich, und erschauerte wohlig. Er wollte ihre Hände auf seiner nackten Haut spüren, wollte, dass sie mit dem Mund jeden Zentimeter seines Körpers erkundete.

„Du hast recht“, sagte sie mit einer Stimme, die seine Erregung noch weiter steigerte.

„Dann sind wir uns einig?“

„Einig?“

„Dass dies hier nicht eher vorbei ist, bis ich deinen aufregenden kleinen Körper in- und auswendig kenne.“

„Geoff, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“

Er lenkte den Wagen in eine Parklücke, machte den Motor aus und lehnte sich zu Amelia hinüber. Mit einem leidenschaftlichen Kuss unterband er jeglichen weiteren Protest. Er nahm sich, was er brauchte, und gab ihr gleichzeitig, was sie wollte. Der Tanz ihrer Zungen setzte seinen Körper regelrecht in Flammen, was dazu führte, dass Geoff es kaum erwarten konnte, endlich weit mehr als nur ihren Mund zu erkunden.

Als er den Kopf hob, atmete Amelia schwer und versuchte, ihn wieder zu sich zu ziehen. Sie starrte ihn an, und in ihren Augen war Lust zu erkennen, aber auch ein Hauch von Panik. Als er ihren Blick auffing, überlegte Geoff kurz, ob das Ganze vielleicht doch ein Fehler war.

Doch jetzt war es zu spät – es gab kein Zurück mehr. Amelia würde ihm gehören, und das wussten sie beide.

4. KAPITEL

Dieser Kuss übertraf Amelias kühnste Erwartungen. Ihr Körper reagierte mit einer Wildheit, die ihr den Atem verschlug. Was Sex-Appeal betraf, wirkte selbst ein Romanheld wie Mr. Darcy im Vergleich zu Geoff nur blass und fad.

Er lenkte den Wagen jetzt wieder auf die Straße, und Amelia merkte benommen, dass sie nicht einmal mehr wusste, wohin sie fuhren. „Wo bringst du mich hin?“, wollte sie wissen.

„Nach Hause, es sei denn, du hattest etwas anderes im Sinn. Übrigens, ich würde dich gern mal in meinem Flugzeug mitnehmen.“

Sie nickte geistesabwesend und hakte dann nach: „Was soll ich denn im Sinn haben? Dachtest du, ich besitze ein exotisches Liebesnest auf dem Land?“

„Auf dem Land? Das wäre wohl nicht sehr exotisch.“

„Womit ich meinen Standpunkt einmal mehr deutlich gemacht habe.“

„Und der wäre?“, fragte er lächelnd.

„Na ja, dass ich nicht so bin, wie du vielleicht denkst.“

„Darling, das habe ich schon festgestellt“, erwiderte er. Er sagte es in einer sanften, netten Art, die Amelias Herz erwärmte.

„Gestern Abend hielt ich dich für einen …“

„Mistkerl?“

Sie lachte. Verdammt, das Leben wäre viel einfacher, wenn Geoff tatsächlich einer wäre. „Vielleicht, aber du hast heute Abend deinen guten Ruf wiederhergestellt.“

„Tatsächlich? Wie? Indem ich dich geküsst habe?“

Amelia schwieg. Wenn ihr die Richtung, die eine Unterhaltung nahm, nicht gefiel, dann beendete sie das Gespräch einfach, auch wenn es feige war. In Geoffs Gegenwart fühlte sie sich unsicher, und das gefiel ihr nicht.

„Erzähl es mir.“

„Du bist ziemlich herrisch. Liegt wohl daran, dass du ein großer Bruder bist.“

„Vielleicht. Aber den Gerüchten zufolge war ich schon herrisch, bevor meine Schwestern geboren wurden.“

„Ehrlich? Wie interessant.“

„Ist dein Bruder herrisch?“, fragte er, während er abbog und in Richtung Hyde Park fuhr.

„Auggie? Nein, er ist fordernd, aber das ist nicht dasselbe.“

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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