Die Braut des Scheichs

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Xenia ist fassungslos. Ihr Großvater hat sie dem begehrten Junggesellen Scheich Rashid zur Frau versprochen. Doch eine Vernunftehe mit einem Unbekannten will sie auf keinen Fall eingehen. Es gibt nur einen Ausweg. Sie muss ihren Ruf ruinieren, damit Rashid sie nicht mehr heiraten möchte. Also bittet sie den Surflehrer Blaize, den sie für einen unverbesserlichen Playboy hält, ihren Liebhaber zu spielen - natürlich nur zum Schein. Allerdings hat sie nicht mit seiner starken erotischen Anziehungskraft gerechnet. Als sie während eines Ausflugs gemeinsam in einem luxuriösen Zelt übernachten, kann sie seinen Verführungskünsten nicht mehr länger widerstehen. Sie lieben sich leidenschaftlich. Doch dann entdeckt Xenia, wer er wirklich ist ...


  • Erscheinungstag 22.11.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751513289
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Hast du dich eigentlich an den Windsurfing-Lehrer herangemacht, den ich so sexy fand?“

„Ja! Du hast wirklich nicht übertrieben – er ist mehr als sexy! Er will nachher zu mir aufs Zimmer kommen. Allerdings meinte er, er müsse sehr vorsichtig sein. Offensichtlich hat er schon eine Abmahnung erhalten von diesem Sheikh Rashid, der einer der Mitinhaber des Hotels ist, … wegen zu engen Umgangs mit den Gästen.“

„Und euer Umgang war bereits mehr als eng, richtig?“

„O ja, das darfst du glauben!“

Xenia Connor wurde ungewollt Zeuge dieses kleinen Gesprächs. Sie saß unter einem der schützenden Sonnenschirme in der Dachterrassenbar des Marina Restaurants und hatte gerade ihr Mittagessen beendet, als die beiden jungen Frauen auf dem Weg hinaus in der Nähe ihres Stuhls stehen blieben. Und auch im Weitergehen schwärmten die beiden Bikini bekleideten Schönen immer noch in den höchsten Tönen von den erotischen Attributen des Windsurfing-Lehrers der luxuriösen Ferienanlage von Zuran.

Ein Lächeln huschte über Xenias Gesicht. „Vielen Dank“, flüsterte sie zufrieden. Obwohl es den beiden natürlich nicht bewusst war, hatten sie ihr gerade die Information in die Hand gespielt, nach der sie seit zwei Tagen suchte! Sie stand auf und nahm ihr Strandtuch von der Rückenlehne ihres Stuhls. Anders als viele der übrigen weiblichen Gäste hatte sie sich zum Essen eine seidige, weich fließende Hose zum Tanktop ihres Badezweiteilers angezogen. Nun blickte sie sich suchend nach dem Ober um.

„Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo ich die Windsurfer finde?“

Eine halbe Stunde später lag Xenia dank der Hilfe eines zuvorkommenden Strandhelfers auf einer Sonnenliege mit bestem Blick auf die malerische, künstliche Bucht, in der die Wassersportvergnügungen der Ferienanlage stattfanden, … und natürlich auch auf besagten Windsurfing-Lehrer.

Sie konnte verstehen, warum die beiden jungen Frauen so von ihm geschwärmt hatten. Xenia war den Anblick gut aussehender, athletischer Männer durchaus gewöhnt. Sie hatte an einer amerikanischen Universität studiert und zudem ihren Patenonkel auf ausgedehnte Reisen durch Europa und Australien begleitet. John Feinnes war ein hochrangiger britischer Diplomat und der beste Freund ihrer Eltern gewesen. Deshalb war er auch Xenias Vormund geworden, als sie nach dem Tod ihrer Eltern mit siebzehn zur Vollwaisen geworden war. Wie auch immer, in Begleitung ihres Patenonkels hatte sie jedenfalls die schönsten Strände der Welt kennen gelernt und war daher mit dem Typ Strandmacho durchaus vertraut, der sich für Gottes Geschenk an die Frauen hielt. Und dieser Mann war ein Prachtexemplar seiner Spezies!

Er hatte die Figur eines Modellathleten und hätte sich seinen Lebensunterhalt ohne weiteres als Model für Designer-Herrendessous verdienen können. Aber Xenia räumte widerwillig ein, dass er bei genauerer Betrachtung über seinen ansehnlichen Körper hinaus noch ein gewisses Etwas besaß, das ihren Blick fesselte. Er war mit den weißen Shorts bekleidet, die zur üblichen Uniform der Hotelangestellten gehörten, bei ihm jedoch sexy wie bei keinem anderen wirkten. Selbst über die Entfernung hinweg glaubte Xenia seine männlich-erotische Ausstrahlung zu spüren. Er war gerade damit beschäftigt, einige Surfbretter vom Strand einzusammeln, und seine Bewegungen erinnerten Xenia an die kraftvolle Anmut eines Panthers.

Sein gebräunter, muskulöser Oberkörper glänzte in der Sonne, die frische Meeresbrise zauste ihm das dichte schwarze Haar. Xenia hätte wetten mögen, dass, getarnt hinter unzähligen Designer-Sonnenbrillen, die Blicke aller weiblichen Wesen am Strand gebannt auf ihm ruhten. Er besaß eine so unmittelbare, unwiderstehliche erotische Wirkung, dass es einem buchstäblich den Atem raubte.

Ja! Während Xenia ihn aus der Entfernung fasziniert beobachtete, war sie sich einer Sache sicher: Er war genau das, was sie brauchte!

Über eine Stunde später schmiedete Xenia auf dem Weg in ihre luxuriöse Hotelsuite eifrig Pläne. Als sie über den souk kam, den eigens auf dem Hotelgelände angelegten Basar, blieb sie kurz stehen, um bewundernd einem der Kunsthandwerker zuzusehen.

Es war nicht verwunderlich, dass dieser Hotelkomplex weltweit beachtliche Anerkennung gefunden hatte. Hier vereinte sich eine maurisch inspirierte Architektur samt exotisch blühender, verschwunschener Gärten mit extravaganten exklusiven Boutiquen in prachtvollen Einkaufsgalerien und einem traditionellen orientalischen souk zu einem unnachahmlichen Zauber aus Tausendundeiner Nacht und unvorstellbarem Luxus. In der weitläufigen Anlage waren tatsächlich mehr als zwanzig verschiedene Restaurants untergebracht, die Spezialitäten aus aller Herren Länder servierten.

Doch im Moment hatte Xenia es relativ eilig, in ihre Suite zu kommen. Von ihrem Schlafzimmerfenster aus hatte sie den Strand gerade noch im Blick. Der aufregende Windsurfer war im weiteren Verlauf des Nachmittags in einem schnittigen und zweifellos sehr schnellen Motorboot davongebraust, wie sie in der angrenzenden Marina für den Gebrauch der Hotelgäste vertäut waren. Nun, da sich die Sonne dem Horizont zuneigte, aber war er zurück. Gelassen und systematisch sammelte er die über den ansonsten menschenleeren Strand verstreuten, liegen gebliebenen Surfbretter ein.

Das war die ideale Gelegenheit, das zu tun, wozu sie sich entschlossen hatte, als sie das Gespräch der beiden jungen Frauen belauscht hatte. Xenia nahm ihre Jacke und ging zur Tür, ehe sie der Mut verlassen würde.

Unten am Strand wurde es bereits dunkel … und empfindlich kühl, wie es für Wüstenregionen nach der Hitze des Tages typisch war. Xenia spähte angestrengt in die zunehmende Abenddämmerung und glaubte schon, zu spät gekommen zu sein. Ihr Herz pochte enttäuscht.

Ganz in Gedanken vertieft, bemerkte sie erst, dass sie nicht mehr allein war, als ein dunkler Schatten vor ihr auf den Strand fiel. Erschrocken fuhr sie herum … und stellte fest, dass das Ziel ihrer Wünsche vor ihr stand, nur einen Schritt entfernt!

Ihr erster Impuls war natürlich zurückzuweichen. Aber ihr eigensinniger Stolz, den sie angeblich von ihrem Großvater geerbt hatte, veranlasste sie standzuhalten. Sie atmete tief ein und blickte auf … und hielt den Atem sofort wieder an, denn, da der Mann vor ihr größer war, als sie erwartet hatte, ruhte ihr Blick auf seinem Mund. Und der war so sündhaft sinnlich, dass es sie heiß durchzuckte.

Xenia schluckte. Welcher Nationalität mochte dieser aufregende Surflehrer angehören? Italienisch? Griechisch? Sein Haar war schwarz und dicht, sein Teint tief gebräunt. Trotz seiner zwanglosen Kleidung – weißes T-Shirt, Jeans und Turnschuhe – wirkte er unerwartet respekteinflößend.

Inzwischen war es fast vollständig dunkel. Ringsum leuchteten kleine Lichter auf, die die Marina romantisch illuminierten. Xenia bemerkte ein Aufblitzen in den Augen ihres Gegenübers, der sie von Kopf bis Fuß betrachtete … zunächst fast geringschätzig, dann plötzlich aufmerkend, als hätte irgendetwas sein Interesse geweckt. Und seinen Jagdinstinkt! Sie hätte wetten mögen, dass es ihm Spaß gemacht hätte, wenn sie jetzt davongelaufen wäre.

Ihr Herz pochte nervös. Obwohl sie mit Jeans und T-Shirt völlig ausreichend bekleidet war, hatte sie plötzlich das Gefühl, als würde er sie mit seinen Blicken ausziehen und ihre letzen Geheimnisse ergründen. Sie hatte Derartiges so noch nie erlebt und fühlte sich unglaublich verletzlich.

„Wenn Sie wegen Einzelunterricht gekommen sind, dann sind Sie zu spät dran, fürchte ich.“

Der spöttische Ton, gepaart mit einem unmissverständlichen Blick, ließ Xenia erröten. „Ich brauche keinen Unterricht“, antwortete sie stolz. Ihr Gegenüber konnte ja nicht wissen, dass sie tatsächlich als Teenager in Amerika Surfen gelernt und Wettkampfreife erlangt hatte.

„Wirklich? Was brauchen Sie denn?“, entgegnete er bedeutsam.

Es war wirklich kein Wunder, dass die beiden jungen Frauen so von ihm geschwärmt hatten! Seine erotische Ausstrahlung war derart dominant und greifbar, dass Xenia Mühe hatte, einen klaren Gedanken zu fassen, und er war sich zweifellos bewusst, welche Gefahr er für das weibliche Geschlecht darstellte. Genau aus diesem Grund war er ja auch geradezu perfekt für ihre Pläne, wie Xenia sich energisch ins Gedächtnis rief.

Ihre eigene Schwäche ärgerte sie maßlos, und sie weigerte sich, ihr nachzugeben. Er war doch nicht der erste attraktive Mann, der ihr mehr oder weniger eindeutige Avancen machte, und sie hatte ihnen bisher immer standgehalten. Warum sollte es bei diesem anders sein? Auch wenn er zugegebenermaßen der erste Mann war, in dessen Nähe ihr der Atem stockte, weil er mit seiner geballten Männlichkeit die Atmosphäre förmlich zum Knistern brachte.

Tapfer versuchte Xenia, ihre Gefühle zu ignorieren, und sagte fest: „Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.“

Er schwieg einen Moment, was ihr die Gelegenheit gab, ihn genauer zu betrachten. Am Nachmittag hatte sie aus der Ferne ausgiebig seinen athletischen Körper bewundern können, nun aber stellte sie fest, dass auch seine markanten Gesichtszüge der Marmorstatue eines griechischen Gottes würdig gewesen wären. Lediglich die Farbe seiner Augen konnte sie im Zwielicht nicht genau erkennen. Doch sie vermutete, dass er braune Augen hatte, und atmete insgeheim erleichtert auf. Denn braunäugige Männer hatten sie noch nie besonders reizen können … aus irgendeinem Grund hatte sie sich schon als Teenager immer ausgemalt, dass der Held ihrer Träume einmal klare silbergraue Augen haben würde.

„Ein Angebot?“, wiederholte ihr Gegenüber nun so desinteressiert, dass es sie fast kränkte. „Wissen Sie, ich habe es nicht nötig, mit Frauen ins Bett zu gehen, die mir eindeutige Angebote machen. Als Mann ziehe ich es vor, meine Beute selber zu jagen. Wenn Sie es aber sehr nötig haben, könnte ich Ihnen vielleicht eine Empfehlung geben, wo Sie mehr Glück haben werden.“

Xenia kribbelte es in den Fingern, ihm für diese Beleidigung eine Ohrfeige zu versetzen. Aber obwohl ihr dies vermutlich eine gewisse Genugtuung verschafft hätte, wäre es für ihre konkreten Pläne bestimmt nicht zuträglich gewesen. Und seine aggressiv männliche Haltung bestätigte nur, dass er für ihre Zwecke genau der Richtige war. Ein Schürzenjäger, den kein zukünftiger Ehemann gern in der Gesellschaft seiner zukünftigen Ehefrau sehen würde.

„Es handelt sich nicht um diese Art von Angebot“, sagte sie deshalb standhaft.

„Ach nein? Um was für eine Art von Angebot denn?“, fragte er herausfordernd.

„Die Art, die gut bezahlt wird und trotzdem nicht illegal ist“, antwortete Xenia prompt und hoffte, damit sein Interesse zu wecken.

Er bewegte sich ein wenig zur Seite, so dass das Licht der Marinabeleuchtung nun mehr auf ihr Gesicht fiel. Anscheinend wollte er nun seinerseits sie genauer in Augenschein nehmen. Xenia war nicht besonders eitel, aber sie wusste, dass sie gemeinhin als attraktiv galt. Wenn dieser Mann allerdings auch der Ansicht war, dann verriet seine Miene nichts davon. Völlig unbewegt begutachtete er sie derart intensiv, dass sie sich zusammennehmen musste, um nicht zurückzuweichen, und sich unwillkürlich die Arme schützend um die Taille legte.

„Klingt faszinierend“, sagte er dann spöttisch. „Und was müsste ich tun?“

Xenia entspannte sich etwas. „Sie müssten mich umwerben und verführen … und das in aller Öffentlichkeit.“

Nicht ohne Genugtuung bemerkte Xenia das kurze Aufblitzen in seinen Augen. Es war ihr tatsächlich gelungen, ihn zu überraschen. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff. „Verführen?“, wiederholte er scharf und mit einem unüberhörbar eisigen Unterton.

„Nicht wirklich“, erklärte sie rasch. „Genau genommen möchte ich, dass Sie so tun, als würden Sie mich verführen.“

„So tun, als ob? Warum?“, fragte er sofort und lächelte verächtlich. „Haben Sie einen Liebhaber, den Sie eifersüchtig machen wollen?“

„Nein, keineswegs!“, wehrte Xenia mühsam beherrscht ab. „Ich möchte einfach dafür bezahlen, dass Sie dafür sorgen, dass ich … meinen guten Ruf verliere.“

Ihr Gegenüber schien zu erstarren, und ein seltsamer, nachdenklicher Ausdruck huschte über sein Gesicht, den sie nicht deuten konnte. „Darf ich fragen, warum Sie Ihren Ruf verlieren wollen?“, erkundigte er sich dann.

„Sie dürfen fragen“, antwortete Xenia unverblümt, „aber ich werde es Ihnen nicht verraten.“

„Nicht? Nun, in dem Fall werde ich Ihnen nicht helfen.“ Er wandte sich bereits ab.

Xenia geriet in Panik. „Ich bin bereit, Ihnen fünftausend Pfund zu zahlen“, rief sie ihm nach.

Er blieb stehen und drehte sich langsam wieder um. „Zehntausend, und wir kommen vielleicht … und nur vielleicht … ins Geschäft“, erwiderte er gelassen.

Zehntausend Pfund! Xenia schluckte. Ihre Eltern hatten ihr zwar einen durchaus beachtlichen Treuhandfonds hinterlassen, aber bis sie fünfundzwanzig war, kam sie an eine derart große Summe ohne die Zustimmung der Treuhänder nicht heran, von denen einer ihr Patenonkel war. Und der war nicht zuletzt mit schuld, dass sie überhaupt zu diesen Mitteln greifen musste! Geschlagen ließ sie den Kopf sinken.

Der Surflehrer hatte sich wieder abgewandt und ging davon. Er hatte schon fast das Ende des Strandes erreicht. In wenigen Sekunden würde er außer Sichtweite sein. Xenia schluckte deprimiert und wandte sich ebenfalls ab.

2. KAPITEL

Xenia gab der Versuchung nicht nach, sich noch einmal nach ihm umzusehen, sondern blickte starr aufs Meer hinaus.

Ihr langes, glänzendes dunkelbraunes Haar, die ebenmäßigen, fast aristokratischen Gesichtszüge und ein sanft gebräunter Teint verleiteten viele Leute, sie auf den ersten Blick für eine Spanierin oder Italienerin zu halten. Lediglich die leuchtend grünen Augen und ihr leidenschaftliches Temperament waren Hinweis darauf, dass tatsächlich … über die irischen Vorfahren ihres amerikanischen Vaters … keltisches Blut in ihren Adern floss. Und kaum einer kam auf die Idee, dass sie ihr exotisches Aussehen der Tatsache verdankte, dass ihre Mutter Beduinin gewesen war.

Die kühle Brise vom Meer strich ihr durchs Haar und ließ sie frösteln. Doch im nächsten Moment durchzuckte es sie wie elektrisiert, als sie eine Männerhand im Nacken spürte.

„Fünftausend … und den Grund“, flüsterte ihr jemand ins Ohr, dessen Stimme sie sofort erkannte.

Er war zurückgekommen! Xenia wusste nicht, ob sie sich freuen oder entsetzt sein sollte.

„Das ist mein letztes Wort“, warnte er sie leise. „Fünftausend und der Grund. Oder wir kommen nicht ins Geschäft.“

Xenia schluckte. Hatte sie eine Wahl? Außerdem, was war schon Schlimmes dabei, es ihm zu erzählen? „Also gut“, sagte sie so fest wie möglich.

„Sie zittern“, sagte er, denn seine Hand lag immer noch in ihrem Nacken. „Warum? Haben Sie Angst? Oder sind Sie erregt?“, fügte er bedeutsam hinzu und ließ den Daumen über ihren Hals gleiten.

Entschlossen befreite sich Xenia aus seinem Griff. „Weder noch! Mir ist einfach nur kalt.“

Ein spöttisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Aber natürlich. Sie möchten also, dass ich Sie öffentlich umwerbe und verführe? Warum? Verraten Sie es mir!“

Sie atmete tief ein. „Es ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte …“

„Ich bin ganz Ohr.“

Xenia schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Dann blickte sie auf und begann zu erzählen: „Mein Vater war ein amerikanischer Diplomat. Er lernte meine Mutter kennen und lieben, als er hierher nach Zuran versetzt wurde. Aber ihr Vater war gegen die Verbindung, denn er hatte andere Pläne. Abu Assad hielt es für die Pflicht einer Tochter, sich als Faustpfand für die Erweiterung des Familienimperiums benutzen zu lassen.“ Xenia konnte ihre Verbitterung nicht verhehlen. „Als meine Mutter dann gegen seinen Willen mit meinem Vater durchbrannte, wollte mein Großvater nichts mehr mit ihr zu tun haben. Und er verbot auch ihren Brüdern und deren Ehefrauen jeglichen Kontakt mit ihr. Sie hat mir das alles erzählt … wie grausam ihr Vater ihr gegenüber gewesen ist!“

Ein wehmütiger Ausdruck huschte über Xenias Gesicht. „Meine Eltern wurden sehr glücklich miteinander, aber als ich siebzehn war, kamen sie bei einem Unfall ums Leben. Mein Patenonkel holte mich zu sich nach England. John Feinnes ist ebenfalls Diplomat und war der beste Freund meines Vaters. Die beiden hatten sich damals in Zuran kennen gelernt, als sie in ihren jeweiligen Botschaften hier stationiert waren. Wie auch immer, ich habe in England mein erstes Studium abgeschlossen und bin mit meinem Patenonkel um die Welt gereist. Eine Zeit lang habe ich für eine Hilfsorganisation vor Ort gearbeitet und hatte eigentlich vor, noch ein Studium zum Master anzuschließen, aber dann kam mein Onkel Hassan, einer der Brüder meiner Mutter, unerwartet nach London und setzte sich mit meinem Patenonkel in Verbindung. Er sagte ihm, mein Großvater wolle mich sehen und wünsche, dass ich nach Zuran kommen solle. Ich wollte natürlich nichts mit meinem Großvater zu tun haben, denn ich wusste ja, wie sehr er meine Mutter verletzt hatte. Sie hatte nie aufgehört zu hoffen, dass er ihr verzeihen und ihre Briefe beantworten würde … doch es kam nie eine versöhnliche Geste von ihm. Nicht einmal nach dem tödlichen Unfall. Keiner von der Familie meiner Mutter kam zur Beerdigung. Mein Großvater hat es nicht erlaubt!“

Xenia blinzelte zornig gegen die aufsteigenden Tränen an. „Mein Patenonkel bat mich, noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken. Er meinte, die Versöhnung der Familie entspräche sicher dem Wunsch meiner Eltern. Ich erfuhr, dass mein Großvater einer der Hauptteilhaber dieser Ferienanlage war und mich eingeladen hatte, zusammen mit meinem Patenonkel herzukommen und eine Weile zu bleiben, so dass wir uns kennen lernen könnten. Am liebsten hätte ich abgelehnt … aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich meiner Mutter zuliebe herkommen musste. Wenn ich allerdings den wahren Grund geahnt hätte, warum man mich hierher locken wollte …“

„Der wahre Grund?“, hakte der attraktive Windsurfer aufhorchend nach.

„Ja“, bekräftigte sie verächtlich. „Gleich am Tag unserer Ankunft haben mein Onkel Hassan und seine Frau Soraya uns mit ihrem Sohn Saud hier im Hotel aufgesucht. Sie entschuldigten meinen Großvater, dass er nicht persönlich zu meiner Begrüßung gekommen sei, aber er habe ein sehr schwaches Herz, und der Arzt habe ihm strenge Bettruhe verordnet. Ich war so naiv, ihnen zu glauben. Aber als ich mit meinem Cousin allein war, ließ er die Katze aus dem Sack. Saud ist erst fünfzehn und völlig unbefangen. Er hatte keine Ahnung, dass ich nicht eingeweiht war.“ Xenia schüttelte den Kopf und fuhr mit zittriger Stimme fort: „Es war nämlich keineswegs der vordringliche Wunsch meines Großvaters, mich kennen zu lernen und das Unrecht, das er meinen Eltern angetan hatte, wieder gutzumachen. Nein, Abu Assad will mich vor allem mit einem seiner reichen Geschäftspartner verheiraten! Und mein Patenonkel hält das unglaublicherweise auch noch für eine gute Idee.“

Xenias Stimme überschlug sich fast vor Empörung. Sie atmete tief ein, um sich ein wenig zu beruhigen. „Zuerst hat er zwar versucht, abzuwiegeln und mir einzureden, dass ich Saud missverstanden hätte. Tatsächlich aber ist er von der Idee so angetan, dass er sich inzwischen unerreichbar auf eine wichtige diplomatische Mission in den Fernen Osten begeben und meinen Reisepass mitgenommen hat! Vorher gab er mir noch den Rat: ‚Sieh dir den Burschen doch wenigstens mal an, Kindchen.‘“ Sie ahmte den blasierten britischen Tonfall ihres Patenonkels geringschätzig nach. „‚Das kann doch nicht schaden, oder? Und wer weiß? Vielleicht gefällt er dir ja sogar! Nimm den britischen Adel … die Ehen sind fast ausnahmslos arrangiert, und die Ergebnisse können sich im Großen und Ganzen sehen lassen. All das Getue um Liebe! Gleiches zu Gleichem … das ist meine Auffassung, und laut deinem Onkel Hassan scheinen dieser Sheikh Rashid und du ziemlich viel gemeinsam zu haben. Ein ähnliches kulturelles Erbe. So etwas kommt in obersten diplomatischen Kreisen immer gut an. Mir ist jedenfalls zugetragen worden, dass sowohl die britische wie die amerikanische Regierung von der Idee sehr angetan ist.‘“

„Sie wollen behaupten, dass Ihr Großvater Sie mit einem seiner Landsleute und Geschäftspartner verheiraten will, weil es als kluger Schachzug zu diplomatischen Zwecken gefeiert werden würde?“, unterbrach der Windsurfer sie scharf und ungläubig.

„Nun, mein Patenonkel möchte zumindest, dass ich dies für das einzige Motiv meines Großvaters halte … aber ich denke, dass Abu Assad keineswegs so uneigennützig ist“, erwiderte Xenia verächtlich. „Nach allem, was ich Saud entlocken konnte, möchte mein Großvater mich vor allem mit diesem Sheikh verheiraten, weil der nicht nur ebenfalls Teilhaber an dieser Ferienanlage ist, sondern auch über die allerbesten Beziehungen verfügt … anscheinend ist er sogar mit der königlichen Familie von Zuran verwandt! Und meine Mutter sollte ursprünglich einen entfernten Cousin aus der königlichen Familie heiraten, bevor sie sich in meinen Vater verliebte. Mein Großvater hatte sich zweifellos viele Vorteile von einer derartigen Prestigeheirat versprochen … und findet es jetzt sicher nur angemessen, dass ich sozusagen die Stelle meiner Mutter einnehme als Opfer seiner Ambitionen!“

„Haben Sie Probleme mit Ihrer gemischten Abstammung?“

Diese unerwartete Frage erwischte Xenia etwas auf dem falschen Fuß. „Probleme?“ Sie spürte, wie ihr Stolz erwachte. „Nein! Warum sollte ich? Ich bin stolz darauf, das Ergebnis der Liebe meiner Eltern zu sein … und stolz darauf, das zu sein, was ich bin.“

„Sie haben mich missverstanden. Die Probleme, die ich meinte, beziehen sich auf die Mischung völlig unterschiedlicher Temperamente … die Kälte des Nordens mit der Hitze der Wüste, angelsächsisches Blut mit Beduinenblut, der Wunsch nach tiefer Verwurzelung im Gegensatz zu dem Drang der Nomaden, von Ort zu Ort zu ziehen. Fühlen Sie sich nie zwischen zwei so unterschiedlichen Kulturen hin- und hergerissen? Einerseits ein Teil beider, andererseits ihnen beiden fremd?“

Seine Worte fassten ihre Gefühle so treffend zusammen, dass Xenia für einen Moment verblüfft schwieg. Wie konnte dieser Surflehrer wissen, was sie empfand? Unwillkürlich jagte ihr ein Schauer über den Rücken.

„Ich bin, was ich bin“, sagte sie fest und versuchte energisch, sich von der Faszination dieses Mannes zu befreien.

„Und was ist das?“

Ihre grünen Augen blitzten auf. „Eine moderne, unabhängige Frau, die sich nicht dazu manipulieren oder benutzen lässt, den Zwecken eines alten Familienpatriarchen zu dienen.“

Ihr Gegenüber zuckte die Schultern. „Wenn Sie den Mann, den Ihr Großvater für Sie ausgesucht hat, nicht heiraten wollen, warum sagen Sie es ihm nicht einfach?“

„So einfach ist das leider nicht“, räumte Xenia ein. „Ich habe meinem Patenonkel natürlich gesagt, dass ich auf keinen Fall einwilligen werde, den Mann auch nur kennen zu lernen, geschweige denn, ihn zu heiraten. Aber das war, bevor mein Patenonkel in den Fernen Osten verschwunden ist und meinen Pass mitgenommen hat. Um mir Zeit zu geben, meinen Großvater kennen zu lernen und mein kulturelles Erbe wieder zu entdecken, wie John es ausdrückte, aber ich weiß genau, worauf er wirklich hofft. Indem er mich hier praktisch auf Gedeih und Verderb meinem Großvater ausliefert, hofft er, mich zum Einlenken zu bewegen. Mein Patenonkel geht nächstes Jahr in den Ruhestand und spekuliert zweifellos darauf, dass die Queen ihn als Belohnung für seine Dienste in den Adelsstand erhebt. Dazu wäre es sicher hilfreich, wenn er seine Beteiligung am Zustandekommen der auf diplomatischer Ebene so zuträglichen Heirat seiner Patentochter mit Sheikh Rashid vorweisen könnte. Und nach allem, was ich von meinem Cousin Saud erfahren habe, ist die Familie meiner Mutter sowieso einmütig der Ansicht, dass ich restlos begeistert sein sollte, dass dieser Sheikh mich überhaupt heiraten will!“

„In diesen Kreisen ist es durchaus üblich, dass sich Gleiches mit Gleichem verbindet“, antwortete der Surflehrer. „Ich kann nachvollziehen, was Sie über die diesbezüglichen Motive Ihres Großvaters sagen. Aber was ist mit Ihrem möglichen Ehemann? Warum sollte dieser …“

„Sheikh Rashid“, ergänzte Xenia wütend. „Es ist übrigens derselbe Sheikh Rashid, der, wie ich höre, nicht viel von Ihrem … Umgang mit den weiblichen Gästen seines Hotels hält.“ Sie bemerkte seinen fragenden Blick und fügte hinzu: „Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen zwei jungen Frauen mitgehört, die über ihren tollen Surflehrer sprachen. Und was Ihre Frage betrifft, warum Sheikh Rashid mich zur Frau wählen sollte …“ Xenia atmete tief ein. „Die ist sicher berechtigt, aber wie es aussieht, haben wir beide durchaus etwas gemeinsam. Wir stammen beide aus Mischehen, nur dass in seinem Fall, soweit ich weiß, der Vater aus Zuran kommt. Darüber hinaus würde die königliche Familie von Zuran diese Heirat begrüßen. Wie mein Patenonkel sagt, wäre es ein großer Affront, wenn Sheikh Rashid die Heirat unter diesen Voraussetzungen ablehnen würde, so wie es auch ein großer Affront gegenüber der Familie meiner Mutter wäre, wenn er mich ablehnte. Aber ich habe genug über die zuranische Kultur gelernt, um zu wissen, dass Sheikh Rashid unter Wahrung seiner Ehre eine Heirat mit mir ablehnen könnte, wenn er Grund hätte, mich für moralisch unwürdig zu halten, seine Frau zu werden.“

„Ich habe den Eindruck, dass hier ziemlich viele Mutmaßungen und Spekulationen im Raum stehen“, meinte ihr Gegenüber lakonisch.

Xenia sah ihn herausfordernd an. „Soll das heißen, dass Sie das alles für Einbildung halten? Dann sollten wir hier nicht länger unsere Zeit verschwenden!“

„Immer langsam“, sagte er beschwichtigend. „Ich verstehe jetzt also die Beweggründe. Aber warum haben Sie mich ausgewählt?“

Sie zuckte spöttisch die Schultern. „Wie schon gesagt, ich habe mit angehört, wie zwei Frauen über Sie sprachen, und daraus den Eindruck gewonnen, dass …“

„Dass was?“, hakte er nach, als sie ein wenig befangen verstummte.

Autor

Penny Jordan
<p>Am 31. Dezember 2011 starb unsere Erfolgsautorin Penny Jordan nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Penny Jordan galt als eine der größten Romance Autorinnen weltweit. Insgesamt verkaufte sie über 100 Millionen Bücher in über 25 Sprachen, die auf den Bestsellerlisten der Länder regelmäßig vertreten waren. 2011 wurde sie...
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