Die Nacht in Suite 286

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Werfen Sie einen Blick hinter die Türen vom Chatsfield, London … Salim Segals Leben war bisher kein Zuckerschlecken. Seine Zeit in der Fremdenlegion hat ihn abgehärtet. Aber nichts hat ihn auf die Begegnung mit Natalja Jordan vorbereitet. Ihm bleibt eine Nacht im legendären Chatsfield, London, um sie trotz aller Schatten der Vergangenheit davon zu überzeugen, dass eine gemeinsame Zukunft vor ihnen liegt, für die es sich zu kämpfen lohnt.


  • Erscheinungstag 21.07.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733743666
  • Seitenanzahl 39
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Als ich dich gerade sah, dachte ich zuerst, du wärst eins der Models.“

Natalja Jordan rollte unauffällig mit den Augen. Die riesige Kamera um ihren Hals war wohl doch kein so eindeutiges Indiz für ihren Beruf, wie sie geglaubt hatte.

Mit ihrer schlanken und doch weiblichen Figur und dem dunkelblonden, langen Haar – das aus praktischen Gründen zu einem hohen Knoten aufgesteckt war – fand sie sich selbst recht attraktiv. Aber sie reichte bei Weitem nicht an die gazellenhafte Gestalt der blonden Göttin heran, die sie heute fotografierte und die sich in diesem Augenblick am anderen Ende des Raums hinter einem Kleiderständer bis auf die Unterwäsche auszog.

Mr Matthias Cavello, der Manager des exklusiven Chatsfield-Hotels, bekam regelrecht Stielaugen.

Nat entschied sich für eine trockene Abfuhr. „Danke für den Vertrauensvorschuss, aber mit meiner Körpergröße eigne ich mich wohl kaum für eine Karriere in der Modewelt.“

Der Hotelmanager riss seinen Blick von dem umwerfenden russischen Supermodel los und blinzelte Nat verwundert an. Um ein Haar hätte sie laut gelacht, schmunzelte dann aber nur. Seit über drei Jahren beobachtete sie nun schon den Effekt, den Supermodels auf unbedarfte, glücklose Männer hatten, und bis zum heutigen Tag amüsierte er sie köstlich.

Mr Cavello, ein ausgesprochen attraktiver Italiener, räusperte sich verlegen. „Wie ich schon sagte, falls Sie irgendetwas benötigen, lassen Sie es mich gern wissen! Es ist unserem Haus eine Ehre, dem F-Magazin für ein Shooting zur Verfügung zu stehen.“

Nat lächelte zwar, trotzdem hatte dieser Mann etwas an sich, das ihr Misstrauen weckte. Die vorgetäuschte Höflichkeit in seinem Tonfall gefiel ihr nicht. Zum Glück schien er ihre Abneigung zu bemerken und verabschiedete sich. Aber vorher bedachte er das russische Model, das gerade in ein Haute-Couture-Kleid schlüpfte, noch mit einem letzten sehnsüchtigen Blick.

Sie hatten schon einige Bilder im Kasten, und dies war der erste von vielen Kleiderwechseln. Da Nat wusste, dass Lenkas Haare und Make-up anschließend gestylt und aufgefrischt werden würden, nutzte sie die Gelegenheit und schlüpfte durch die französischen Terrassentüren des großen Hotelballsaals hinaus, um sich ein wenig frische Londoner Frühlingsluft zu gönnen.

Der Ausblick über die umliegenden Gärten war absolut spektakulär, und der ewig brummende Innenstadtverkehr verstummte beinahe an diesem ruhigen Ort. Es war Nats Lieblingsjahreszeit, weil alles so herrlich blühte. Das stand für Frische, für Neuanfang.

Genau wie bei ihr selbst in den vergangenen Jahren …

Seufzend lehnte sie sich an die steinerne Balustrade auf der großen Terrasse. In friedlichen, stillen Momenten wie diesem holte die Vergangenheit Nat häufig ein und erinnerte sie brutal an das Chaos und die Zerstörung, die hinter ihr lagen. Sie spürte den Geschmack von Adrenalin und Gefahr buchstäblich auf der Zunge, stark und brennend scharf.

Genauso musste sich ihr Vater gefühlt haben. Der Gedanke an ihn löste einen vertrauten Schmerz in ihrer Brust aus, eine tiefe Trauer. Gleichzeitig war sie sicher, dass sie weder die Gefahr noch das Chaos vermisste.

Es war schockierend, wie nah ihr die Vergangenheit ging, obwohl Nat sich doch eine Million Meilen von ihr entfernt wähnte. Schließlich lag der Tod ihrer Eltern fünfzehn Jahre zurück. Eine für sie untypische Verletzlichkeit breitete sich in ihrem Herzen aus, und zum ersten Mal seit Langem fühlte Nat sich richtig allein.

Sie dachte an den faszinierten, beinahe verzauberten Blick des Hotelmanagers, während er das Model angestarrt hatte. Nat konnte sich nicht daran erinnern, wann ein Mann sie das letzte Mal so angesehen hatte – wenn überhaupt! Sie konnte sich auch fast nicht mehr daran erinnern, wann ein Mann sie zum letzten Mal mit seinen Berührungen verrückt gemacht hatte …

Es war einer ihrer Kollegen gewesen, mitten in einem Kriegsgebiet, und ihrer beider Leben hatte tagtäglich am seidenen Faden gehangen. Das war ein starker Antrieb für Sex, und Nat wusste genau, dass ihr letzter Liebhaber unter normalen Umständen wenig bis keinen Eindruck bei ihr hinterlassen hätte. Sie hatte sein Gesicht kaum noch vor Augen.

Irritiert von den eigenen Gedanken, stieß sie einen unwilligen Laut aus und wollte gerade in den Ballsaal zurückkehren, als sie plötzlich eine einsame Gestalt am anderen Ende der Terrasse – jenseits der halbhohen Trennmauer – bemerkte.

Da stand ein Mann in dunkler Kleidung. Etwas an seiner reglosen Haltung erregte ihre Aufmerksamkeit. Er war dunkel, dunkel genug, um sich deutlich von dem blumigen Stadtgarten abzuheben. Sein dichtes, schwarzes Haar war mit fast militärischer Präzision kurz geschnitten. Genau wie Nat stützte er sich mit beiden Händen auf der Balustrade ab und ließ seinen düsteren Blick über die üppige Vegetation schweifen.

Irgendetwas schnürte ihr die Kehle zu. Das ist verrückt! Nur weil er auch in den Garten blickt, denkt er doch nicht an dieselben Dinge wie ich. Obwohl er ein Stück weit weg stand, bemerkte Nat, wie groß er war. Kräftig und breitschultrig. In ihrer Magengegend regte sich etwas. Etwas, das sie schon lange nicht mehr empfunden hatte: Lust.

Unbewusst hob sie ihre Kamera – die inzwischen für sie die natürliche Verlängerung ihrer Arme war – vor die Augen und stellte das Objektiv ein. Als sein Gesicht gestochen scharf im Fokus war, hielt sie erstaunt den Atem an. Er zeigte ihr zwar nur sein Profil, trotzdem war er mit Abstand der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.

Mit kleinen Makeln wie einem leichten Knick an der Nase … aber immer noch irgendwie perfekt. Sein Teint war tief gebräunt, und sie überlegte, ob er wohl aus dem Nahen Osten kam. Hohe Wangenknochen und volle Lippen machten sein maskulines Gesicht sehr sinnlich, das kantige Kinn sorgte für einen kompromisslos harten Ausdruck.

Als würde er spüren, dass er beobachtet wurde, drehte der Mann den Kopf und sah Nat direkt an.

Reflexartig drückte sie den Auslöser, und das Klicken der Kamera, das die Stille durchbrach, klang für sie ohrenbetäubend.

Der Mann bewegte sich blitzschnell – sein Sprung über die Mauer glich dem einer angreifenden Raubkatze – und war bereits bei ihr, als Nat den Fotoapparat vom Gesicht nahm. Im Rücken spürte sie die harte Steinbalustrade, und der Atem stockte ihr vor Schreck im Hals.

Nichts hatte sie auf die plötzliche Nähe zu diesem aufregenden Fremden vorbereitet. Düster und bedrohlich stand er vor ihr und strahlte pure Männlichkeit und Dominanz aus. Trotzdem verspürte sie keine Angst, sondern spürte nur das Adrenalin in ihren Adern, das ihr Herz zum Rasen brachte.

„Was fällt dir eigentlich ein?“ Seine Stimme war tief und hatte einen schweren Akzent.

Atemlos blieb Nat stehen, während er ihre Kamera packte und den Riemen mit einer einzigen, schwungvollen Bewegung über ihren Kopf zog.

Erst als sie das Gerät in seinen Händen sah, reagierte sie und streckte instinktiv beide Hände aus. „Hey, Moment mal!“

Sie griff nach der Kamera, doch er hielt sie außerhalb ihrer Reichweite in die Höhe.

Nachdenklich betrachtete er dabei das Display und richtete anschließend seine pechschwarzen Augen auf Nat. „Wie kommen hier Paparazzi herein?“

Im ersten Moment begriff sie gar nicht, wen er damit meinte. Dann lief sie rot an. „Ich bin keine dieser Schmeißfliegen, sondern professionelle Fotografin!“

Er schnaubte verächtlich. „Das behaupten sie doch alle von sich.“

Erschrocken sah sie zu, wie er ein paar Knöpfe drückte. Sie bekam Panik. Ihn umgab eine Aura von Gefahr, die sie eindeutig wiedererkannte, die aber absolut nicht in diese Umgebung gehörte.

„Gib sie sofort her!“, verlangte Nat. „Auf der Speicherkarte ist die Arbeit von mindestens einer Woche!“

Sein Blick wurde finster. „Arbeit? Das ist doch keine Arbeit. Du bist nichts weiter als ein Parasit, der seinen Wirten das Leben aussaugt!“

Autor

Abby Green
<p>Abby Green wurde in London geboren, wuchs aber in Dublin auf, da ihre Mutter unbändiges Heimweh nach ihrer irischen Heimat verspürte. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern: Von Enid Blyton bis zu George Orwell – sie las alles, was ihr gefiel. Ihre Sommerferien verbrachte sie oft bei ihrer...
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