Dir kann ich niemals widerstehen

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Rancher Cade Callahan muss sich nach dem plötzlichen Tod seines Bruders um dessen kleine Tochter kümmern. Er braucht schnellstens eine Nanny! Die kleine Schwester seines besten Freundes soll einspringen. Doch Cade erlebt eine Überraschung: Erin hat sich vom schüchternen Mädchen in eine schöne junge Frau verwandelt. Sie zieht zu ihm auf die Ranch, und schon bald prickelt es gewaltig zwischen dem Millionär und der rothaarigen Schönheit. Hätte Cade ihrem Bruder bloß nicht versprochen, die Finger von Erin zu lassen …


  • Erscheinungstag 29.05.2018
  • Bandnummer 2031
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720834
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Cade Callahan saß im Arbeitszimmer seines Ranchhauses und versuchte krampfhaft, sich auf die eingegangene Post zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht. Die Buchstaben verschwammen ihm vor den Augen.

Immer wieder musste er an seinen jüngeren Bruder und seine Schwägerin denken, immer wieder stellte er sich den Moment des Unfalls vor. Noch immer konnte er nicht fassen, dass die beiden tot waren.

Wie furchtbar und sinnlos! Ein betrunkener Autofahrer hatte ihren Wagen gerammt. Nate war sofort tot gewesen, Lydia war auf dem Weg zum Krankenhaus gestorben. Auch der betrunkene Fahrer hatte den von ihm verursachten Unfall nicht überlebt.

Und Cade war nun die Vormundschaft für seine gerade erst ein halbes Jahr alte Nichte Amelia übertragen worden.

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken bei dem Gedanken an die Verantwortung, die er nun trug. Er hatte keine Ahnung, wie man mit einem Baby umging, wie man für es sorgte. Und aus diesem Grund brauchte er Erin Dorsey.

Er schaute auf seine Armbanduhr. Die junge Frau musste jede Minute kommen. Das Vorstellungsgespräch für den Job als Kindermädchen war eigentlich nur eine Formsache. Er war fest davon überzeugt, dass sie genau die Richtige für diese Aufgabe war.

Vor einer Woche hatte er seinem besten Freund Luke sein Leid geklagt, wie schwierig es sei, ein geeignetes Kindermädchen zu finden. Daraufhin hatte Luke ihm überraschend seine Schwester vorgeschlagen.

Cade konnte sich noch von früher an Erin erinnern, sie war ein schüchternes, rothaariges kleines Mädchen mit Sommersprossen gewesen. Von Luke und seinen Freunden hatte sie sich meist ferngehalten. Cade hatte vielleicht ab und zu Hallo zu ihr gesagt, viel mehr aber auch nicht. Sie war einige Jahre jünger als Luke und er, heute musste sie wohl so um die zwanzig Jahre alt sein.

Bei dem Gespräch mit Luke hatte Cade eingeworfen, dass Erin vielleicht ein wenig zu ruhig und schüchtern für den Job sein könnte. Und obendrein ziemlich jung.

„Oh, ganz so schüchtern ist sie gar nicht mehr“, hatte Luke erwidert. „Du hast sie ja lange nicht gesehen. Und dass sie noch nicht so alt ist, ist doch kein Hinderungsgrund. Sie kann gut mit Kindern umgehen, glaub mir.“

„Sie ist noch nicht berufstätig?“

„Nein, Sie hat gerade ihren Bachelor in Erziehungswissenschaften gemacht. Das wäre auch das einzige Problem: Sie könnte den Job nicht unbegrenzt lange übernehmen.“

„Wie lange denn?“

„Bis kommenden Januar. Sie möchte nämlich noch ihren Master machen, hat sich aber ein Semester freigenommen, um Geld zu verdienen. Ich habe ihr angeboten, ihr finanziell unter die Arme zu greifen, aber sie hat abgelehnt.“ Luke lächelte. „Sie möchte eben auf eigenen Füßen stehen, und das kann ich auch gut nachvollziehen. Wir sind eine große Familie und alle nicht mit Reichtümern gesegnet.“ Er grinste schief. „Ich habe mich selbst durchbeißen müssen, mir hat auch keiner geholfen. Aber damit kennst du dich ja nicht aus. Du bist schließlich der Sohn des großen Dirkson Callahan, der all seinen Söhnen einen bequemen Start ins Geschäftsleben ermöglicht hat.“

„Nicht all seinen Söhnen“, hatte Cade erwidert. „Meinen Halbbruder Blake hat er kein bisschen unterstützt. Aber lass uns lieber nicht von meinem Dad anfangen, das ist ein dunkles Kapitel. Ein guter Vater ist er uns jedenfalls nie gewesen. Und von meiner Mom bin ich auch ein wenig enttäuscht. Sie ist mit Freunden nach Europa geflogen, statt mir bei der Betreuung der kleinen Amelia zu helfen.“

Cade rechnete in Gedanken nach. „Wir haben jetzt August, und deine Schwester hätte bis Januar Zeit, sagst du. Nein, das bringt nichts. Kaum hätte sich das Kind richtig an sie gewöhnt, wäre sie schon wieder fort, und die Kleine müsste sich an eine neue Nanny gewöhnen.“

„Lass es dir noch einmal durch den Kopf gehen, und sag nicht gleich Nein“, meinte Luke. „Erin wäre der ideale Notnagel. So könntest du in aller Ruhe nach dem perfekten Kindermädchen suchen. Sie könnte dir sogar bei der Auswahl für ihre Nachfolgerin helfen. Und du wärst nicht so unter Druck, jetzt Knall auf Fall jemanden finden zu müssen. Du hast doch selbst gesagt, dass alle bisherigen Kandidatinnen enttäuschend waren …“

„Ja, in ihren Bewerbungen wirken sie alle perfekt, aber wenn man ihnen dann auf den Zahn fühlt, sieht die Sache anders aus. Ich möchte das Baby nur ungern einer fremden Person anvertrauen, aber ich muss eine Lösung finden, und zwar so schnell wie möglich.“

„Wenn du Erin anheuerst, vertraust du das Baby ja keiner fremden Person an.“

„Keiner völlig fremden. Aber so gut kenne ich sie nun auch wieder nicht.“

„Mein Alter, du kennst unsere ganze Familie von Kindesbeinen an. Das sollte ja wohl genügen.“ Luke sinnierte einen Augenblick, dann sagte er: „Mal ganz ehrlich, ich würde meine kleine Schwester nicht allen Männern aus unserem Freundeskreis anvertrauen. Aber bei dir bin ich mir sicher, dass du dich nicht an sie heranmachst.“

Cade musste an das rothaarige, sommersprossige Kind von damals denken. Erin war zwar inzwischen erwachsen, aber natürlich würde er sich nicht an sie heranmachen! „Na hör mal, Luke …“

„Du würdest nichts von ihr wollen, weil sie absolut nicht dein Typ ist. Sie nimmt das Leben ziemlich ernst, und du siehst alles von der lockeren Seite. Im vergangenen Jahr hat sie eine große Enttäuschung erlebt, als ihr Verlobter sich plötzlich von ihr getrennt und eine andere geheiratet hat. Sie war am Boden zerstört. Seitdem ist sie nicht wieder mit einem Mann ausgegangen.“

„Oh, sie war schon verlobt? Ich sehe in ihr immer noch das kleine Mädchen von früher …“

„Wie gesagt, sie ist inzwischen erwachsen, und sie hat schon so einiges mitgemacht. Für den Fall, dass du wegen des Jobs mit ihr sprichst, verrate ich dir lieber noch etwas, damit du es weißt. Sie hat es nicht an die große Glocke gehängt, aber sie war schwanger, als sie mit diesem Typen verlobt war. Sie hat dann eine Fehlgeburt gehabt, und aus dem Grund hat der Kerl die Verlobung gelöst. Die Ärzte hatten ihr nämlich gesagt, dass sie zwar rein theoretisch noch Kinder bekommen könne, aber die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Fehlgeburt sei relativ groß. Und das hat ihren Verlobten abgeschreckt. Er hat knallhart zu ihr gesagt, dass er sicher sein will, dass seine zukünftige Frau auch Kinder bekommt.“

„Ganz schön kaltschnäuzig. Da kann er sie wohl nicht sehr geliebt haben“, meinte Cade.

„Das sehe ich genauso, andererseits bin ich nicht gerade ein Experte, was Liebe und Ehe angeht. Und du ja auch nicht. Auf jeden Fall war Erin bitter enttäuscht. Die Trennung hat ihr schwer zugesetzt, genauso wie der Verlust des Babys. Sie hat das Gefühl, dass sie überhaupt nicht mehr einschätzen kann, welchem Mann zu trauen ist und welchem nicht. Kurz gesagt, sie ist momentan ungeheuer verletzlich. Bei dir weiß ich wenigstens, dass du ihr keinen Kummer bereiten wirst.“

„Falls sie mein Kindermädchen wird, kann ich natürlich nicht dafür garantieren, dass jemand von meinen Angestellten sie um ein Date bittet. Aber ich denke, Nein sagen kann sie schon selbst.“

„Das dürfte kein Problem sein. Für mich ist die Hauptsache, dass ich mir um dich keine Gedanken machen muss. Zumal du jetzt die Hintergrundgeschichte kennst.“

„Du tust ja so, als hätte ich mich schon entschlossen, ihr den Job zu geben.“ Cade zog die Augenbrauen hoch. „Bis jetzt weiß ich noch nicht mal, ob ich sie überhaupt anrufe.“

„Bitte, meinetwegen probier noch tausend andere Kindermädchen aus.“ Luke zuckte die Achseln. „Aber ich schwöre dir, du wirst auf Erin zurückkommen.“

„Weißt du, was ich an dir schätze? Dass du nicht versuchst, mir deine Schwester aufzudrängen.“

Luke hatte gelacht, dann hatte er plötzlich sehr ernst gewirkt. „Mal ehrlich, Cade, das Mädchen hat ein hartes Jahr hinter sich. Ich glaube, eine Beschäftigung als Nanny wäre jetzt genau das Richtige für sie. Hör auf mich, und stell sie ein, sie ist wirklich gut mit Kindern und absolut vertrauenswürdig.“

„Na schön, ich denke darüber nach.“

Zwei Tage lang hatte Cade noch auf anderem Wege versucht ein geeignetes Kindermädchen zu finden, dann gab er auf und rief Erin an.

Noch immer hatte er das stille, schüchterne Kind vor Augen, daher war er überrascht gewesen, die Stimme einer freundlichen, durchaus selbstbewussten jungen Frau zu hören. Und zu seiner Überraschung lehnte sie sein Angebot ab. Sie habe inzwischen einen Aushilfsjob als Sekretärin angenommen, der recht gut bezahlt werde, und dabei wolle sie bleiben, bis sie ihr Studium fortsetze.

Doch mittlerweile war Cade auf Erin fixiert. Sein Freund Luke hatte schon recht gehabt: Er kannte ihre Familie, alles anständige Leute, er hätte ein gutes Gefühl dabei, ihr das Baby anzuvertrauen. Deshalb wandte er seine gesamte Überredungskunst auf, um sie doch noch zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Schließlich hatte sie widerstrebend zugestimmt.

Das war der Stand der Dinge, als Cade erneut auf seine Uhr blickte. Wenn sie pünktlich war, musste Erin gleich kommen …

In diesem Moment klopfte es an der Tür, und sein Assistent trat ein. „Miss Dorsey ist soeben eingetroffen.“

Cade schmunzelte. Die junge Lady war pünktlich wie Mary Poppins. „Danke, Harold. Ich bin bereit für sie.“

Harold verschwand, und Sekunden später betrat Erin Dorsey das Arbeitszimmer.

Völlig überrascht blickte Cade sie an. Donnerwetter! Hätte er nicht gewusst, dass sie es war, hätte er Erin niemals wiedererkannt. Vor ihm stand eine langbeinige junge Frau mit seidigen roten Locken und wunderschönen grünen Augen. Ihr Business-Kostüm betonte ihre Kurven und eine schmale Taille. Erin Dorsey lächelte ihn selbstbewusst an und trat näher.

Er reichte ihr zur Begrüßung die Hand, und der Körperkontakt elektrisierte ihn förmlich. „Alle Achtung, Erin, du hast dich ganz schön verändert“, sagte er anerkennend.

Ihr Lächeln vertiefte sich, und jetzt fielen ihm auch ihre verführerischen Grübchen auf. „Kein Wunder“, sagte sie. „Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war ich ja noch ein Kind …“

„Bitte, setz dich doch.“

Schon vor ihrer Ankunft war er fest entschlossen gewesen, sie als Kindermädchen einzustellen. Von allen Bewerberinnen war er nur enttäuscht gewesen, und bei Erin wusste er, aus welcher Art von Familie sie kam. Insgeheim hatte er die Dorseys immer um ihren Zusammenhalt beneidet. In seinen Augen waren sie eine Familie wie aus dem Bilderbuch gewesen. Er hingegen hatte von seinem Vater keine Liebe bekommen – nur finanzielle Unterstützung. Ja, Erin wäre – zumindest für eine Übergangszeit – ein hervorragendes Kindermädchen; sie brachte alle Voraussetzungen mit. Er würde sich nur zusammennehmen müssen, um nicht mit ihr zu flirten …

„Der Anlass, aus dem ich dich hergebeten habe, ist traurig …“, begann er ernst.

„Ja, ich habe von dem schrecklichen Unfall gehört. Mein Beileid. Es tut mir so leid um deinen Bruder und deine Schwägerin.“

„Danke. Es ist wirklich eine Tragödie. Aber das Leben muss ja weitergehen.“

Sie nickte. „Es war Glück im Unglück, dass die beiden das Baby nicht mit im Auto hatten …“

„Ja“, erwiderte Cade. „Und jetzt trage ich die Verantwortung für die kleine Amelia. Als mein Bruder mich gefragt hat, ob ich ihr Pate sein möchte, habe ich natürlich zugestimmt. Wir haben alles schriftlich festgehalten, auch dass ich im Fall der Fälle die Vormundschaft für sie übernehmen würde. Aber ich habe doch nicht im Traum daran gedacht, dass …“ Er hielt inne. Schnell erhob er sich aus seinem Schreibtischsessel, ging zum Fenster und blickte hinaus.

„Ich verstehe doch überhaupt nichts von Babys“, murmelte er mit erstickter Stimme.

Erin spürte wohl, wie tief ihn der Schicksalsschlag immer noch bewegte. Sie versuchte die Situation zu überspielen, indem sie einfach weitersprach. „Luke sagte, deine Nichte ist jetzt ein halbes Jahr alt?“

„Ja, das stimmt.“ Cade wandte sich um und sah sie an. „Luke hat mir erzählt, wie gut du mit Kindern umgehen kannst. Deshalb würde ich …“

„Cade, ich möchte ganz offen zu dir sein“, unterbrach sie ihn. „Ich will den Job gar nicht. Ich bin zu diesem Gespräch nur gekommen, weil ich mich wegen Luke dazu verpflichtet gefühlt habe. Aber wie ich dir bei unserem Telefonat schon sagte, habe ich einen Aushilfsjob als Sekretärin angenommen, der mir gut gefällt.“ Sie lächelte entschuldigend. „Mit uns beiden wird es also nichts. Aber so können wir Luke wenigstens sagen, wir hätten es versucht.“

„Halt, halt, nicht so schnell“, protestierte Cade. „Bitte hör mich wenigstens an, bevor du Nein sagst. Zurzeit kümmert sich meine Großmutter hier auf der Ranch um Amelia, so gut es eben geht. Aber ehrlich gesagt geht es nicht mehr lange gut. Sie ist eine alte Frau, und ich habe ein bisschen Angst. Angst um sie – wegen der Belastung – und auch Angst um Amelia. Möchtest du dir die Kleine nicht wenigstens einmal ansehen?“

„Was sollte das bringen? Wenn ich den Job doch nicht will …“

„So können wir deinem Bruder wenigstens glaubhaft versichern, dass wir uns beide bemüht haben“, erwiderte Cade. „Schau dir die Kleine einfach kurz an. Sie wird dir schon kein langes Gespräch aufzwingen.“

Erin musste lächeln. „Na gut. Damit Luke von meinem guten Willen überzeugt ist.“

„Wunderbar. Dann komm. So lernst du auch gleich meine Großmutter kennen. Wir haben eines der Zimmer als behelfsmäßiges Kinderzimmer ausgestattet.“

Erin folgte ihm durchs Haus zum Kinderzimmer. Dort trafen sie auf Cades Großmutter, die gerade die kleine Amelia auf dem Arm hielt. Cade bemerkte, wie übernächtigt und erschöpft seine Großmutter aussah. Ja, er brauchte Erins Hilfe wirklich dringend!

Margo Wakely wiegte das Baby hin und her, das markerschütternd schrie. „Die Kleine ist im Moment leider etwas unruhig“, murmelte sie ratlos. Sie schien restlos überfordert.

„Gib sie mir mal“, forderte Cade sie auf und nahm das Kind entgegen. Er küsste die Kleine auf die Stirn und rieb ihr sanft den Rücken, aber sie schrie weiter.

„Grandma, das ist Lukes Schwester Erin Dorsey. Erin, das ist meine Großmutter Margo Wakely.“

„Mein Beileid zu Ihrem großen Verlust, Mrs. Wakely“, sagte Erin.

„Vielen Dank. Es ist einfach so traurig, ganz besonders natürlich für unsere kleine Amelia.“

„Möchtest du sie mal halten?“, fragte Cade und blickte Erin erwartungsvoll an. „Normalerweise ist sie ein kleiner Engel, ganz brav und ruhig. Ein richtiger kleiner Sonnenschein. Wir haben wohl gerade einen schlechten Zeitpunkt erwischt.“

„Oh ja, ich nehme sie gern mal“, erwiderte Erin und ließ sich das Kind geben. „Sie ist wirklich süß. Na, was hast du denn, meine Kleine …“

Sie ging mit Amelia ein paar Schritte auf und ab, und es war wie Zauberei – plötzlich hörte das Baby auf zu schreien.

„Na, das ist ein Ding“, stieß Cade erstaunt hervor. „Luke hatte recht. Du hast wirklich ein Händchen für Kinder.“

„Na ja, es geht so“, erwiderte Erin bescheiden. „Ich bin ja mit jüngeren Geschwistern aufgewachsen. Später habe ich dann mit Babysitten mein Taschengeld aufgebessert, und ich habe ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Es macht mir Spaß, mit Kindern umzugehen. Das heißt aber nicht, dass ich eine Babyflüsterin bin und jedes Kind beruhigen kann.“

Die kleine Amelia brabbelte vor sich hin und patschte Erin lachend ins Gesicht.

Erin nahm eine bunte Rassel vom Tisch und drückte sie dem Baby in das kleine Händchen. Sofort spielte die Kleine begeistert damit.

„Sie mag dich, das sieht man“, sagte Margo anerkennend. „Du hast sofort einen Draht zu ihr gefunden. Das kann nicht jeder.“

„Danke“, erwiderte Erin und wandte sich sofort wieder der kleinen Amelia zu. „Du bist aber auch ein süßes kleines Ding, was?“ Sie kitzelte die Kleine am Bauch.

Margo warf Cade einen verschwörerischen Blick zu und nickte kaum merklich. Cade verstand sofort. Seine Großmutter hatte ihm soeben ihren Segen gegeben. Er sollte Erin einstellen.

Ja, die junge Frau war die ideale Wahl für den Job. Er musste sie nur noch dazu bringen, ihn auch anzunehmen. Falls es ihm gelang, gab es allerdings ein neues Problem, eines, mit dem er nie im Leben gerechnet hätte: dass ihm die jetzt erwachsene Erin so ausnehmend gut gefiel. Er fühlte sich so stark zu ihr hingezogen, dass es ihm schwerfallen würde, seine Flirt-Impulse zu unterdrücken!

Er würde sich ständig ins Gedächtnis rufen müssen, dass Luke ihr Bruder war – und sein bester Freund. Diese Freundschaft würde er nicht für eine Kurzzeit-Affäre aufs Spiel setzen. Und mehr als eine Kurzzeit-Affäre würde es schon darum nicht sein können, weil Erin bald zurück an die Universität wollte.

Cade räusperte sich. Er würde sich eben zurückhalten müssen, was Erin betraf. „Grandma, wir geben dir Amelia jetzt lieber zurück. Erin hat nicht so viel Zeit mitgebracht …“

„Danke, dass du sie beruhigt hast“, sagte Margo, als sie das Baby wieder in den Armen hielt. „Man merkt, dass sie sich bei dir sofort geborgen gefühlt hat.“

Erin lächelte. „Sie ist aber auch zu süß mit diesen großen blauen Augen.“

„Ja, das finde ich auch“, erwiderte Margo. „Sie hat viel von ihrem Vater und auch ein bisschen von ihrem Onkel.“ Sie lächelte Cade an.

„Ich bringe Erin zur Tür, Grandma“, sagte Cade. „Wenn du Hilfe brauchst, ruf Maisie.“ Maisie war die Köchin, die sich gelegentlich aushilfsweise um das Baby kümmerte.

Als Cade mit Erin durch den Flur ging, sagte er: „Zum Glück schläft Amelia nachts meistens durch. Aber es ist für meine Großmutter trotzdem nicht leicht. Ich versuche sooft wie möglich hier zu sein, um sie zu entlasten, aber meine Geschäfte nehmen zu viel Zeit in Anspruch. Ich kann nicht ständig auf der Ranch sein. Deshalb brauche ich so schnell wie möglich eine gute Nanny. Du hast uns beide ja mit der Kleinen erlebt. Ich bin ein Neuling und unbeholfen, und meine Großmutter hat wohl ein bisschen verlernt, mit Babys richtig umzugehen.“

„Du wirst da schon noch hineinwachsen“, merkte Erin aufmunternd an.

„Die Situation macht mir fast Angst. Wenn Amelia weint, habe ich jedes Mal das Gefühl, dass ich Nate und Lydia bitter enttäusche.“

„Du darfst das nicht so verbissen sehen, Cade. Dein Beruf, dazu die Leitung der Ranch – das ist doch alles viel schwieriger und komplizierter.“

„Von meinem Beruf und der Ranch verstehe ich aber etwas – und von Babys nicht.“ Er stöhnte auf. „Ich mag gar nicht daran denken, wie es erst später wird, wenn sie ein Teenager ist. Pubertierende Teenagermädchen! Damit komme ich doch nie im Leben klar!“

Erin musste lachen. „Bis dahin dauert es noch lange. Du wirst sehen, du hast dich schon bald an Amelia gewöhnt.“ Sie wurde wieder ernst. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dir absagen muss. Ich würde mich gerne um die Kleine kümmern, aber es wäre zu umständlich. Ich müsste entweder hier auf der Ranch wohnen oder jeden Tag von Dallas hierher und wieder zurück fahren. Und mein Aushilfsjob als Sekretärin wird wirklich gut bezahlt. Na ja, auf jeden Fall wünsche ich dir alles Gute.“

Er sah ihr tief in die bezaubernden grünen Augen. Augen, die er so schnell nicht vergessen würde. Und er wusste, was er zu tun hatte. „Lass uns das Vorstellungsgespräch wenigstens noch zu Ende führen, und sag nicht Nein, bevor du mein Angebot kennst.“

Er brauchte Erin, und vor allem brauchte Amelia sie. Er wusste, es würde ihm nicht leichtfallen, sich bei Erin mit dem Flirten zurückzuhalten, aber er hoffte, er würde es schaffen. Immerhin war die Zeit ja begrenzt. Es ging nur um ein paar Monate.

Sie betraten wieder das Arbeitszimmer. „Gibt es denn jemanden, den es stören würde, wenn du dich die Woche über nicht in Dallas aufhältst?“, fragte er.

„Nein“, antwortete sie. „Luke muss wegen seiner Arbeit als Umweltingenieur in die Antarktis, noch diese Woche, und er bleibt dort für den Rest des Jahres. Mom besucht ihre Schwester in Arkansas und …“ Sie hielt inne, weil ihr plötzlich etwas aufgegangen war. „Ach so, du meintest wahrscheinlich gar nicht meine Familie.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es gibt keinen Mann in meinem Leben.“

„Dann würde es doch eigentlich wunderbar passen.“

Sie setzten sich wieder. Erin schlug die langen Beine übereinander und blickte Cade erwartungsvoll an.

„Ich weiß, dass du gut mit Kindern umgehen kannst und vertrauenswürdig bist. Bei dir kann ich sicher sein, dass du dich um Amelia kümmern würdest, als ob sie dein eigenes Kind wäre. Du bist einfach perfekt für den Job.“

„Ich weiß dein Vertrauen in mich zu schätzen, aber …“

„Ja, ich weiß. Du glaubst bestimmt, du würdest als Kindermädchen nicht genug verdienen. Aber darüber lässt sich reden. Es handelt sich um fünf Monate, den Dezember eingeschlossen, und dann gehst du zurück zur Universität, ja?“

„Ich wollte Mitte Dezember mit dem Job als Sekretärin aufhören, weil ich mich noch auf die Universität vorbereiten und die Zeit um Weihnachten herum zu Hause verbringen wollte.“

„Gut, dann sind es rund viereinhalb Monate. Ich möchte, dass sich die Zeit für dich lohnt, finanziell, meine ich. Ich weiß nicht, was du als Sekretärin bekommst, aber …“, er legte eine kleine Kunstpause ein, „… ich wäre bereit, diesen Betrag zu vervierfachen.“

Wortlos starrte sie ihn an.

„Du kannst eines meiner Autos benutzen, während du hier wohnst, damit deines nicht übermäßig abgenutzt wird. Nach dem ersten Monat kannst du samstags und sonntags freihaben, und sobald du den Vertrag unterschrieben hast, bekommst du zehntausend Dollar Antrittsprämie. Im ersten Monat müsstest du auch übers Wochenende hier sein, weil alle anderen fort sind. Meine Köchin könnte am Samstag bleiben, wenn sie dafür einen anderen Tag in der Woche freibekommt, aber ich traue es mir ehrlich gesagt nicht zu, mich ganz alleine um Amelia zu kümmern.“

Noch immer saß Erin wortlos da. Er musterte sie, sah ihre vollen Lippen, und unwillkürlich fragte er sich, wie es sein würde, sie zu küssen. Wie konnte es sein, dass diese bezaubernde Frau seinen Puls zum Rasen brachte, die er schon als Mädchen gekannt hatte?

Erin räusperte sich. Sie wirkte leicht geschockt. „Das ist eine irrsinnige Summe“, sagte sie, als ob er ihr die Goldreserven von Fort Knox angeboten hätte. „Ich könnte das Geld für mein Studium gut brauchen.“ Dann zog sie eine Augenbraue hoch. „Ganz ehrlich, wenn ich dich nicht von früher ein wenig kennen würde und du nicht so gut mit meinem Bruder befreundet wärst, würde ich bei diesem großzügigen Angebot irgendwelche Hintergedanken vermuten. Aber so weiß ich, dass es dir wirklich nur um Amelia geht.“

„So ist es. Amelia bedeutet mir alles, ich kann sie nur in die vertrauenswürdigsten Hände geben. Und bei dir bin ich mir sicher. Wenn du noch ein bisschen Bedenkzeit brauchst …“

Sie lachte auf. „Bei dem Angebot kann ich nicht Nein sagen. Wann soll ich anfangen?“

2. KAPITEL

„Wann du anfangen sollst? Am besten sofort!“

Cade war unglaublich erleichtert, dass Erin zugesagt hatte. „Aber mir ist natürlich klar, dass du vorher noch ein paar Dinge zu regeln hast. Ab wann könntest du es denn einrichten?“

„Ab Montag, würde ich sagen. Es wäre gut, wenn du oder deine Großmutter die ersten Tage hier wärt, damit ihr mich mit Amelias Tagesablauf vertraut machen könnt und ich sie ein wenig besser kennenlerne.“

„Das lässt sich einrichten. Halten wir also den Montag fest. Wenn du jemanden brauchst, um deine Sachen auf die Ranch zu bringen, sag mir nur Bescheid. Ich kann alles organisieren, von der Luxuslimousine bis zum Kleinflugzeug.“

„Danke, ich überlege es mir“, erwiderte sie. „Im Moment bin ich viel zu aufgeregt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Ich kann dir später eine Textnachricht schicken oder dich anrufen, okay?“

„Natürlich, alles klar.“ Cade lehnte sich zurück und lächelte sie an. Erin wirkte tatsächlich noch etwas verwirrt. Aber sie war wunderschön, so weiblich und sinnlich. Die rosigen Lippen, ihre grünen Augen … Wie sie ihn wohl ansehen würde, wenn sie beide …

Stopp! Cade gab sich in Gedanken einen Tritt. Er musste sich nach und nach an ihre Anwesenheit gewöhnen und würde sich dann sicher nicht mehr so stark zu ihr hingezogen fühlen. Er musste sich nur ins Gedächtnis rufen, was sie durchgemacht hatte – er wusste ja von ihrer Fehlgeburt. Wenn überhaupt, war sie garantiert nur an einer festen Beziehung interessiert, nicht an einem Abenteuer. Zudem war ihm die Freundschaft zu ihrem Bruder sehr wichtig.

Er spürte ihre Ernsthaftigkeit. Erin war nicht auf schnelle Vergnügungen aus. Niemals würde sie mit ihm flirten.

„Wenn es während deiner Zeit hier jemals ein Problem geben sollte, egal was es ist, wende dich nur an mich“, sagte er.

„Ja, vielen Dank“, erwiderte sie. „Weißt du, trotz des Geldes – ich würde das Ganze nicht machen, wenn du nicht so eng mit Luke befreundet wärst und unsere Familie dich nicht schon so lange kennen würde.“

„Gerade weil ich mit Luke so eng befreundet bin, weiß ich, dass ich dir in Bezug auf Amelia hundertprozentig vertrauen kann. Ist doch beruhigend zu wissen, dass wir beide auf der sicheren Seite sind.“ Er lächelte. „Komm, ich zeige dir dein neues zeitweiliges Zuhause. Ach ja, etwas noch: Ich würde mir wünschen, dass du an den Freitagabenden immer hier bist. In Ausnahmefällen lässt sich das sicher mal ändern, aber freitags gehe ich normalerweise aus und fühle mich wohler, wenn ich weiß, dass du dann da bist.“

Autor

Sara Orwig
<p>Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...
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