Ehemann gesucht - Traumprinz gefunden?

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Ein unseriöser Rennfahrer wie Matteo Rossi soll der perfekte Partner für sie sein? Irritiert begreift Prinzessin Isabella, mit wem die exklusive Datingagentur eine diskrete Kennenlernwoche am Genfer See arrangiert hat. Doch wider Erwarten lässt der attraktive Selfmade-Milliardär ihr Herz höherschlagen. Bald prickelt es immer erregender zwischen ihnen, aber sie muss einen standesgemäßen Adligen heiraten – keinen leichtsinnigen Playboy, der nur seine Freiheit liebt! Doch was spricht gegen ein paar Tage Spaß, bevor sie weiter den passenden Ehemann sucht?


  • Erscheinungstag 14.06.2022
  • Bandnummer 122022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509763
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Prinzessin Isabella von Augusta stand auf der Terrasse der riesigen Villa, die einen fantastischen Blick über den Genfer See bis hin zu den Alpen bot. Doch anstatt den gigantischen Ausblick zu genießen, fixierte sie ihre Assistentin und Freundin Gianna.

„Das ist ein absurder Plan.“ Und darüber hinaus absolut indiskutabel angesichts der strikten Regeln, die man Isabella eingebläut hatte, noch bevor sie laufen konnte.

Gianna schüttelte vehement die honigfarbene Löwenmähne. „Meine Pläne und Aktionen sind niemals absurd, sondern durchdacht und perfekt.“

Eine ziemliche Fehleinschätzung, wenn Isabella an einige von Giannas Ex-Freunden dachte, die sie im Lauf der Jahre im Palast angeschleppt hatte.

„Du hast vorgegeben, mich zu Sofia begleiten zu wollen!“

Sofia! Ihre Cousine würde nicht im Traum daran denken, sich auf eine derart lächerliche und haarsträubende Sache einzulassen. Sie hielt sich stets vorbildlich an die ungeschriebenen royalen Regeln, was ihr ein luxuriöses Leben in der Schweiz inklusive eines liebenden Gatten und dreier anbetungswürdiger Kinder beschert hatte. Nebenbei kümmerte Sofia sich auch noch um ihr Charity-Projekt zugunsten vernachlässigter und hilfsbedürftiger Esel.

Für Isabella hatte sich die Einhaltung dieser strikten Regeln bisher nicht so positiv ausgewirkt. Trotzdem ging sie lieber auf Nummer sicher, um unvorhersehbare Schwierigkeiten zu vermeiden.

Ein Umstand, der sich dank Giannas absurdem Plan schnell ändern könnte, besonders, wenn ihre Eltern davon erfahren sollten!

„Das ist doch viel aufregender als ein Anstandsbesuch bei deiner Cousine“, versuchte Gianna sie zu überzeugen. „Eine komplette Woche Freiheit … Königliche Hoheit! Eine Woche, in der du einfach nur Bella sein kannst.“

„Ich bin immer Bella, wenn ich Sofia besuche“, beharrte die Prinzessin störrisch und verdrängte rasch jeden Gedanken an den einzigen Menschen – außerhalb der königlichen Familie –, der sie einst hatte Bella nennen dürfen.

„Sofia hält meine Idee übrigens für brillant“, ließ Gianna nicht locker.

„Sie kennt deinen Plan?“

„Natürlich, wer sonst könnte deine Eltern beschwichtigen und ablenken, falls sie Fragen stellen.“

Isabella wusste, dass nicht ihre Eltern, König Leonardo und Königin Gabriela, das Problem darstellten, sondern eher ihre Adjutanten, wie Ferdinand, die rechte Hand ihres Vaters. Ferdinands Daseinsberechtigung bestand hauptsächlich darin, sie im Auge zu behalten und dafür Sorge zu tragen, dass sie sich geziemend benahmen.

Sein Vorgänger war nach Isabellas letztem Versuch, das strenge royale Korsett abzustreifen, entlassen worden. Natürlich war es danebengegangen und ein unverzeihlicher Fauxpas gewesen, genau wie der Plan, den sie Gianna noch ausreden musste.

Energisch schüttelte sie den Kopf. „Man würde uns bestimmt erwischen und …“

„Niemand kommt uns auf die Schliche“, widersprach ihre Assistentin energisch und zog einen flachen Ordner aus ihrer Laptoptasche. Gianna breitete diverse Papiere auf dem Teakholztisch aus und bedeutete der Prinzessin, sich zu setzen.

„Hier bitte.“ Sie übergab Isabella einen Briefbogen mit einem stilisierten M im Logo und dem vielsagenden Untertitel: Diskretion garantiert. „Das ist keine dieser üblichen Partnervermittlungen. Die M-Dating-Agency arbeitet nur mit den Reichen und Berühmten zusammen und bietet ihnen etwas, das sie sonst nirgendwo finden.“

„Eine Villa am Genfer See?“, fragte Isabella scherzhaft.

„Privatsphäre … Eure Hoheit“, lockte Gianna mit einem animierenden Augenzwinkern. „Eine Woche an einem ultraluxuriösen Ort, inklusive diskretem Security Service.“

Die ebenso exklusive wie einsame Lage der Villa hatte schon etwas für sich. Der kleine private Flugplatz, auf dem sie gelandet waren, lag meilenweit von anderen Wohnsitzen entfernt. Ihr nächster sichtbarer Nachbar residierte auf der gegenüberliegenden Seeseite.

„Und wie glaubt diese Agentur, mein perfektes Pendant zu finden? Über irgendeinen dubiosen Algorithmus, der sich an Sternzeichen oder Fotos orientiert?“

„Ihr Vorschlag basiert auf einem extrem differenzierten Persönlichkeitsprofil.“

„Tatsächlich? Aber ich habe doch gar keines erstellt.“

„Das habe ich für dich erledigt.“

Isabellas feine Brauen wanderten in die Höhe. „Sagtest du nicht gerade extrem differenziert und …“

„Ich bin seit meinen frühen Kindheitstagen im Palast so gut wie zu Hause und war mit dir befreundet, lange bevor ich deine Assistentin wurde. Ich habe miterlebt, wie du aufgewachsen bist, eingezwängt in ein Regelkorsett, das jeden überfordern würde. Ich habe dich lachen und weinen sehen, als du dich …“

Sie brach ab, doch Isabella wusste, was ihre Freundin sagen wollte: Als sie sich verliebt und alle royalen Regeln gebrochen hatte. Und Gianna wusste auch, was das zur Folge gehabt hatte. Allein daran zu denken, dass sie noch einmal so ein Risiko eingehen sollte! Dafür müsste es schon einen triftigen Grund geben.

„Der Punkt ist, ich kenne dich und deine Hoffnungen und Träume. Ich weiß, was du liebst und was du hasst. Und ich war ehrlich beim Erstellen deines Profils, was du vermutlich nicht gewesen wärst. Du hättest unter Garantie überlegt, was deine Eltern und das Protokoll von dir erwarten, und nicht offen zugegeben, wonach du dich wirklich sehnst.“

„Mag sein“, gab Isabella. „Hier steht, dass auch ein Videointerview erforderlich ist, aber ich habe keines …“

„Doch, hast du.“ Giannas Augen blitzten. „Erinnerst du dich an den Internet-Chat der Website für junge Frauen, die ihren Platz in der Welt suchen?“

Genau solche Dinge versuchte Isabella eigentlich zu vermeiden, doch in diesem Fall hatte Gianna nicht lockergelassen und …

„Mit dieser hübschen, lebhaften Frau aus den Vereinigten Staaten? Morgan … nein Madison? Madison Morgan, richtig?“ Das Interview hatte ihr gefallen. Die Fragen waren interessant und nicht so vorhersehbar gewesen wie üblicherweise in derartigen Interviews.

Als drittes Kind im Königshaus von Augusta war sie zwar Prinzessin, würde aber niemals den Thron übernehmen. Das oblag ihrem Bruder Leo, der nach ihrem Vater benannt worden war. Von ihr erwartete man nichts weiter, als dass sie sich so benahm, wie Eltern und Protokoll es verlangten. Von ihr wollte man höchstens wissen, an welchen Partys sie teilnehmen würde und welcher Designer ihr Kleid dafür entworfen hatte.

Morgan hatte interessiert, was sie dachte und fühlte … wer sie war und wer sie sein wollte … was ihr wichtig war und wie ihr ideales Date aussehen sollte.

Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Jetzt erinnerte Isabella sich auch, dass es im Interview irritierende Momente gegeben hatte und Kommentare, die sie nicht einordnen konnte. Sie hatte es auf kulturelle Unterschiede geschoben und nicht weiter darüber nachgedacht. Oder auf die Sprachbarriere, obwohl sie sich fließend auf Englisch unterhalten konnte. Aber es war eben nicht ihre Muttersprache.

Nichts an allem hätte ihre Alarmglocken schrillen lassen, außer dass Gianna die ganze Zeit über an ihrer Seite geblieben war.

„Warum hast du das getan?“, fragte sie jetzt.

„Warum ich meine Karriere und Zukunft aufs Spiel gesetzt habe, meinst du? Um dir die Chance auf eine Woche Freiheit und Glückseligkeit mit einem Mann zu ermöglichen, der perfekt zu dir passt.“ Gianna lächelte liebevoll. „Weil du es mehr alle, die ich kenne, verdient hast, Bella.“

Wie lange war es her, dass ihre beste Freundin sie zuletzt mit dem Spitznamen aus ihrer Kindheit angesprochen hatte? Viel zu lange. Seit ihrer Volljährigkeit waren sie nicht einfach nur Freundinnen, sondern auch Angestellte und Arbeitgeber.

Gianna umfasste Isabellas Hand und drückte sie sanft. „Ich war dabei, als du dich mit falschem Lächeln durch jedes passende Rendezvous laviert hast, das deine Eltern für dich arrangiert haben.“ Was ausschließlich langweilige Dukes oder Lords betroffen hatte, die gern mal zwanzig Jahre älter gewesen waren als sie. „Ich habe dich elend, einsam und verzweifelt gesehen, weil nicht jeder so viel Glück wie Sofia haben kann. Ich habe dich seit Nathaniel in diesem Palast zunehmend verkümmern …“

„Bitte … nicht.“ Isabella schüttelte heftig den Kopf.

„Schon gut.“ Gianna streichelte beschwichtigend ihren Arm. „Du warst kreuzunglücklich, und ich habe mir das Hirn zermartert, wie ich dir da raushelfen kann.“

„Und du glaubst wirklich, das hier könnte funktionieren?“ Isabella suchte den Blick ihrer Freundin und fand dort nichts als Mitgefühl. „Eine Woche mit einem wildfremden Typen? Es steht ja kaum zu erwarten, dass er sich auf magische Weise als mysteriöser Aristokrat outet. Er wird niemand sein, den meine Eltern für geeignet halten. Ich habe schließlich bereits jeden Mann gedated, den sie für passend hielten. Was soll dabei anderes rauskommen als eine Woche mit jemandem, der absolut indiskutabel ist?“

Ihre Wangen brannten, als sie das sagte. Wie lange es her war, dass sie mit jemand … im Grunde nur ein einziges Mal. Mit Na …

Nein! Nicht einmal in Gedanken wollte sie diesen Namen aufleben lassen!

Glaubte Gianna wirklich, dass eine Woche mit einem Mann – den eine Partner-Agentur für ihr perfektes Pendant hielt – reparieren könnte, was bei ihr nicht stimmte?

„Selbst wenn keine große Liebe daraus wird, könnte es dir trotzdem guttun. Im schlimmsten Fall bekommst du eine Woche Freiheit geschenkt … keine Security, außer Tessa und einem diskreten Sicherheitsteam der Agentur, die alle in einem Rustico im hinteren Teil des Grundstücks untergebracht sind. Keine royalen Verpflichtungen, keine hochgesteckten Erwartungen, nur ein Typ, den du möglicherweise sogar magst. Und die Chance, miteinander Spaß zu haben, falls dir danach ist.“

„Ganz bestimmt nicht!“, kam es scharf zurück. Was dachte sich ihre Assistentin nur? Das war definitiv gegen jede Regel.

Gianna seufzte. „Bella, das ist keine x-beliebige Partnervermittlung, sondern M, die teuerste und exklusivste Dating-Agentur der gesamten Branche. Wer auch immer für dich ausgewählt wird, kommt nicht wegen Sex hierher, sondern um dich auf neutralem Boden kennenzulernen.“

„Sicher?“ Vielleicht war es tatsächlich ein netter, normaler Typ, und sie könnten so etwas wie Freunde werden? Ein Freund wäre schön. Liebhaber bedeuteten nur Ärger …

„Ganz sicher!“ Gianna schaute über Isabellas Schulter und stieß einen leisen Pfiff aus. „Aber wenn ich mir dein Perfect Match so anschaue, könnte dich in dieser Woche vielleicht doch ein Hauch von Romantik anfliegen!“

Isabellas Herz klopfte unversehens ganz oben in ihrem Hals. Was für ein verlockender Gedanke, jemanden zu finden, mit dem sie reden, sich entspannen, lachen … vielleicht sogar flirten und sich ein wenig verlieben könnte. Aber im Grunde hatte sie diese Hoffnung längst aufgegeben.

Aber was riskierte sie schon, wenn es nur um eine Woche ging? Allerdings …

„Nein, Gianna. Ein Freund ist eine Sache, alles anderes ist …“

„Gegen die Regeln!“, beendete ihre Freundin den Satz und verdrehte die Augen.

„Ja.“ Aber das ist es nicht allein, dachte Isabella.

Es war das Risiko. Sie hatte schon einmal alles aus Liebe riskiert. Diesen Fehler wollte sie nicht wiederholen.

Gianna fixierte immer noch wie hypnotisiert einen Punkt hinter Isabella.

Isabella seufzte. Wenn sie sich diese eine Woche – fernab von der Realität und allen Regeln – tatsächlich gönnen wollte, musste sie wohl oder übel in Augenschein nehmen müssen, wen M als passend für sie erachtet hatte.

Also holte sie noch einmal tief Luft, drehte sich langsam zu der komplett verglasten Front der Villa um und sah zu dem Mann hoch, der mit dem Handy am Ohr im Obergeschoss an einem bodentiefen Fenster stand. War er wirklich so groß oder lag es nur daran, dass er so weit über ihr thronte? Egal, ob Entfernung oder Position diesen Eindruck vermittelten, seine athletische Figur, die breiten Schultern unter dem weißen T-Shirt und seine muskulösen Schenkel in den lässigen Jeans sprachen für sich. Das schwarze Haar trug er kurzgeschnitten, und seine Haut wies denselben warmen Bronzeton auf wie ihr eigener mediterraner Teint.

Auf jeden Fall war er der attraktivste Mann, mit dem sie jemals ein Date hatte.

Vor allem aber sah er nach Ärger aus. Plötzlich wandte er den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Isabellas Atem stockte, dafür beschleunigte sich ihr Herzschlag alarmierend.

Vielleicht hatte M gar keine schlechte Wahl getroffen. Selbst wenn dieser Typ nicht perfekt zu ihr passen würde, versprach er wenigstens eine Spur Aufregung. Möglicherweise wurden sie nicht beste Freunde, doch gegen ein wenig Ablenkung war nichts einzuwenden. Hauptsache sie mied alles, was sie mit Nat verbunden hatte.

„Also, was ist?“, wollte Gianna wissen. „Lässt du dich darauf ein oder nicht?“

„Hmm, jetzt bin ich schon so weit gegangen …“ Bis auf ihren privaten Bodyguard hatte sie ihre gesamte Entourage am Flughafen zurückgelassen, ihre Eltern belogen, was ihr Reiseziel betraf, und anscheinend auch Sofia in diesen Komplott hineingezogen. „Was ist schon eine Woche …“, murmelte sie, wie um sich Mut zu machen.

Eine Woche mit ihm, bevor sie wieder Prinzessin Isabella sein würde.

Matteo Rossi starrte durch die verglaste Fensterfront aufs Wasser. Eine durchaus spektakuläre Aussicht, wie er zugeben musste. Der Genfer See glitzerte in der späten Nachmittagssonne, die Bergkuppen auf der anderen Seeseite waren selbst jetzt im Juni noch schneebedeckt … und er war definitiv mitten im Nirgendwo gelandet, auf Anweisung seines Managements. Hier würde er unter Garantie nicht in Schwierigkeiten geraten. Lautete so nicht die Parole für die kommende Woche?

„Wie sieht’s dort aus?“, wollte Gabe am anderen Ende der Telefonleitung wissen.

Matteo sah seinen Manager bildlich vor sich: unter Garantie hochzufrieden in seinem Büro in Rom, wo er sich aufs nächste Rennen vorbereitete. Ein Rennen, an dem er nicht teilnahm, obwohl sein gebrochenes Bein bereits verheilt war. „Madison hat regelrecht von der fantastischen Lage geschwärmt.“

Die fabelhafte Madison Morgan! Ehemalige Kinderschauspielerin und jetzige Inhaberin der M-Dating-Agency. Sie war Gabes aktuelle Geheimwaffe, um ihn auszubremsen, und der Grund, warum er jetzt in der Schweiz festsaß, weit weg von der Rennstrecke, wo er hingehörte.

„Ist schon in Ordnung“, brummte er. Er kannte die besten Hotels rund um den Globus, von Abu Dhabi über Las Vegas bis Rom. Und diese Villa war für ihn wie alle Häuser nur eine vorübergehende Bleibe, wenn auch eine ziemlich beeindruckende.

„Und ist sie schon da?“

Gemeint war offenbar nicht Madison, sondern sein Perfect Match! Matteo verdrehte die Augen und unterdrückte ein gereiztes Knurren. „Nein, sie ist noch nicht …“

Doch dann entdeckte er plötzlich zwei Frauen auf der Terrasse vor der Villa.

Eine mit honigblondem Haar und dunklem Hosenanzug redete offenbar pausenlos und unterstrich jedes ihrer Worte mit lebhaften Gesten. Sie war recht hübsch, doch Matteos volle Aufmerksamkeit galt bereits der anderen weiblichen Gestalt, die mit dem Rücken zu ihm stand.

Dunkle Locken fielen ihr offen bis zur Taille hinab, die Arme hielt sie verschränkt, eine wohlgerundete Hüfte vorgeschoben, als würde sie ihrer Gefährtin zwar zuhören, aber nicht einverstanden sein mit dem, was sie hörte.

Sie … Matteo spürte das Wort fast körperlich, und wenn diese Frau da unten nicht sein Perfect Match war, dann hatte Madison ihren Job verfehlt.

Plötzlich erschien ihm die eine Woche verordnetes Exil längst nicht mehr so unzumutbar wie noch bis vor einer Minute. Obwohl … nein. Denn wer immer dieses Zauberwesen auch sein mochte, sie würde wie alle anderen etwas von ihm erwarten, was er nicht bieten konnte: die wahre Liebe, eine Verbindung zweier Herzen, für immer und ewig.

Dafür warteten in den nächsten Jahren noch zu viele Abenteuer auf ihn. Auch nur darüber nachzudenken, sich irgendwo gutbürgerlich niederzulassen, mit wem auch immer, war ein No Go! Was bedeutete, dass er dieser Frau keine falschen Hoffnungen machen durfte.

Dessen ungeachtet ließ die recherchierte Übereinstimmung ihrer beiden Persönlichkeiten zumindest auf eine kurzweilige Woche hoffen. Sollte sie tatsächlich der zu erwartende offene, sportliche Typ sein, könnten sie gemeinsam die Region erkunden, sich amüsieren und möglicherweise sogar auf ein kleines Abenteuer einlassen.

Solange sie nicht mehr von ihm erwartete.

„Freust du dich denn wenigstens auf sie?“, wollte Gabe wissen.

Trieb seinen Manager vielleicht ein unterschwelliges Schuldgefühl dazu, ihn so lange mit Smalltalk am Handy festzuhalten? Deklariert hatten Gabe und das Team die Woche hier als Pause, Ferien, Abenteuer. Doch Matteo wusste es besser.

Ganz offenkundig war es ein letzter verzweifelter Versuch, seinen Ruf aufzupolieren beziehungsweise zu retten … und damit auch wichtige Sponsoren-Deals.

Einige seiner jüngsten Abenteuer waren wohl etwas zu hart an der Grenze gewesen. Hoffte sein Team womöglich, die Verlockung der einen wahren Liebe würde ihn zähmen und davon abhalten, ständig dem nächsten Abenteuer hinterherzujagen und immer größere Risiken einzugehen?

Sollte es tatsächlich so sein, würde er sie alle enttäuschen müssen.

„Mal sehen …“, murmelte er vage.

Natürlich wollte auch Matteo seine Karriere oder lukrative Sponsorenverträge nicht mutwillig aufs Spiel setzen, obwohl er jetzt schon mehr Geld verdient hatte, als er je würde ausgeben können. Aber wenn seine Traumkarriere dahin war, was blieb ihm dann noch?

Traumkarriere? Wessen Traumkarriere?

Die perfide kleine Stimme in seinem Hinterkopf ärgerte ihn. Sie führte ihm deutlich vor Augen, was passierte, wenn er das gewohnte Tempo rausnahm … er fing an zu denken, und das schaffte nicht nur für ihn Probleme.

Normalerweise war er ein Macher. Und wenn er nachdachte, dann ging es um Geschwindigkeiten, Taktiken und den Sieg.

Zumindest war es bis zu Giovannis Tod so gewesen

Matteo schüttelte alle lästigen Stimmen und bedrückenden Erinnerungen ab und wandte sich wieder den beiden Frauen auf der Terrasse zu. Mit Frauen kannte er sich aus.

Als er nach unten schaute, wandte die Dunkelhaarige den Kopf. Ihre Blicke trafen sich, und in seinem Körper breitete sich eine sengende Hitze aus, die ihn ebenso irritierte wie erregte. Kein Wunder bei derart reizvollen Kurven, schoss es ihm durch den Kopf. Allein, wie ihre verschränkten Arme die perfekten Brüste hervorhoben, darunter die schmale Taille, unglaubliche Hüften und diese vollen Lippen … eine rein körperliche Reaktion auf eine schöne Frau. Nichts weiter, versuchte er sich selbst zu beruhigen.

„Es geht nur um sieben Tage, Matteo“, unterbrach Gabe seine Gedanken. „Halte dich diese eine Woche aus jeglichem Ärger raus und lass deine Knochen in Ruhe heilen.“

„Mein Bein …“

„Ich weiß … die Ärzte sagen, es sei alles in Ordnung. Aber auch, dass du dich nicht zu früh überstrapazieren sollst. Gönn dir diese Ruhepause. Sobald du wieder hier bist, besprechen wir, wie du am besten und schnellsten zurück auf die Rennpiste kommst. Aber Matteo …“

Etwas in der Stimme seines Managers machte ihn nun doch nervös. „Ja?“

„Falls du nach dieser Woche möglicherweise glücklich verliebt und bereit wärst, dich häuslich niederzulassen, wäre sicher keiner unserer Sponsoren enttäuscht.“

Da war sie, die bekannte Zwickmühle. So sehr sie den wilden, risikofreudigen Außenseiter auf dem Siegertreppchen sehen wollten, sollte er idealerweise gleichzeitig ein leuchtendes Beispiel für einen liebenden Ehemann sein.

Verdammt! Wie können sie von mir verlangen, gleichzeitig Champion auf der Rennstrecke zu sein und privat ein langweiliger Stubenhocker mit Frau und Kind?

Das Adrenalin lag ihm im Blut, genau wie ein unstillbares Bedürfnis, das Leben in vollen Zügen zu genießen, jeden Traum zu verfolgen, jede Herausforderung anzunehmen, jede Chance zu meistern – auf der Rennstrecke und im Leben.

Leider klappte das nicht immer. Gabe aus dem Krankenhaus anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass er sich zwei Wochen vor dem Großen Preis der Niederlande beim Klippenspringen das Bein gebrochen hatte, war nicht sein bester Moment gewesen. Alle wollten, dass er ein paar Gänge zurückschraubte – nur nicht, wenn er hinter dem Lenkrad saß.

Matteo seufzte. „Botschaft angekommen.“ Damit beendete er das Gespräch und schaute nach unten. Die Terrasse war verwaist.

Dafür hörte er den elektrischen Summer an der Haustür, die sich automatisch hinter demjenigen schloss, der den vertraulichen Code eingegeben hatte. Ein Code, den nur er und die Frau kannten, die perfekt zu ihm passen sollte.

Aber auch ihre Begleiterin war draußen nicht mehr zu sehen, sodass er nicht genau wusste, was ihn unten erwartete.

Dass eine Agentur ihm dank eines Fragebogens, den er im Krankenhaus ausgefüllt hatte, und nach einem kurzen Videointerview mit dem Gipsbein auf Gabes Couchtisch seine Traumfrau liefern könnte, erschien Matteo immer noch absurd.

Doch zumindest hatte sein Manager einen Weg gefunden, seinen rastlosen Geist vorübergehend zur Ruhe zu zwingen, was vielleicht auch als Erfolg gewertet werden konnte.

2. KAPITEL

Erst als sich die Tür hinter ihr schloss, ein dezenter Alarm ertönte und sie hörte, wie Giannas Wagen die lange, private Auffahrt hinunterfuhr, dämmerte Isabella, dass sich das hier als schwerer Fehler erweisen könnte. Allein mitten im Nirgendwo mit einem Mann eingesperrt zu sein, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Gianna hatte ihr zwar versichert, dass unmittelbar in ihrer Nähe unsichtbares Sicherheitspersonal über sie wachte, zusammen mit Tessa, Isabellas weiblichem Bodyguard, seit sie denken konnte. Aber was, wenn Gianna sich geirrt hatte? Oder sie erpresst worden war, um sie hierherzulocken? Was, wenn …

Nein! Ihre treue Jugendfreundin und Assistentin würde so etwas niemals tun … nicht für alles Geld der Welt.

Eine üble Erfahrung in der Vergangenheit durfte sie nicht dazu verleiten, hinter jeder Ecke Fallen und Katastrophen zu wittern. Außerdem war sie nur eine einfache Prinzessin aus einem sehr kleinen mediterranen Königreich. Niemand würde sich so viel Mühe machen, um sie zu entführen.

Isabella zwang sich, ruhig zu atmen, während sie ihre Umgebung in Augenschein nahm. Statt massiver dunkler Möbel und Antiquitäten gab es hier helle Wände und bequem aussehende Sofas mit Kissen und Decken in dezenten Farben. Und als absolutes Highlight einen spektakulären Blick über den Genfer See.

Vielleicht war ihr wirklich eine Woche vergönnt, in der sie sich neu finden und nach langer Zeit des Zweifelns wieder Frieden mit ihrem Leben schließen konnte.

Sich den dazugehörigen starren Regeln zu unterwerfen, mochte sogar sinnvoll sein, wenn sie an das Desaster mit Nathaniel zurückdachte.

Trotzdem fühlte sie sich oft so eingeengt, als würden all die schweren, kostbaren Stoffe, Gobelins und Artefakte im Schloss sie daran hindern, nach etwas zu greifen, das ihr wichtig, aber zugleich unerreichbar war. Vielleicht fand sie hier und jetzt sogar heraus, was das sein könnte. Nur war sie leider nicht allein in dieser wundervollen Oase.

Als sie Schritte auf der Treppe hinter sich hörte, wusste Isabella, dass nur er das sein konnte: ihr perfektes Pendant, wenn es so etwas überhaupt gab. Sie hoffte inständig, dass er sich von dieser Woche nicht zu viel versprach, wie beispielsweise ein Märchen, in dem er die Prinzessin zum Altar führte! Denn egal, wie nett er auch sein mochte, dazu würde es nie kommen. Das Äußerste, was sie bieten konnte, war eine unverbindliche Freundschaft.

Isabella setzte ein routiniertes Lächeln auf, kehrte dem fantastischen Seeblick den Rücken zu – und schluckte trocken.

Lieber Himmel! Aus der Nähe wirkte er noch attraktiver. Das dunkle Haar trug er kurzgeschnitten, der feste Blick aus den hellgrünen Augen ließ sie innerlich erschauern. Und dann dieser Körper: hochgewachsen, schlank und trotzdem muskulös, das war ihr bereits aus der Ferne aufgefallen. Doch jetzt … seine provozierende Körperlichkeit war nahezu überwältigend.

Er musterte sie nicht weniger intensiv als sie ihn.

Gut so, dann kann er mir wenigstens nicht vorwerfen, dass ich ihn anstarre. Was er wohl von mir denkt? Weiß er überhaupt von meinem Titel? Wahrscheinlich nicht, es sei denn, Madison hätte es ihm gesagt. Außerhalb des kleinen Königreiches Augusta trat Isabella so gut wie nie öffentlich auf. Denn nach dem Vorfall vor fünf Jahren hielt der Palast die Zügel noch fester als ohnehin schon.

Sollte ich wissen, wer er ist?

Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie konnte nicht sagen woher und in welchem Zusammenhang. Nicht, dass sie überhaupt mit der Hautevolee von Europa besonders vertraut wäre. Da ihr Vater meist nur ihren Bruder Leo in die internationalen Geschäfte einbezog, waren die einzigen Männer, die sie kennenlernte, potenzielle Bewerber.

Autor

Sophie Pembroke
<p>Seit Sophie Pembroke während ihres Studiums der englischen Literatur an der Lancaster University ihren ersten Roman von Mills &amp; Boon las, liebte sie Liebesromane und träumte davon, Schriftstellerin zu werden. Und ihr Traum wurde wahr! Heute schreibt sie hauptberuflich Liebesromane. Sophie, die in Abu Dhabi geboren wurde, wuchs in Wales...
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