Geheimes Verlangen nach dir

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Samantha ist wieder in der Stadt? Perfekt! Nick Breedlove braucht dringend eine talentierte Innenarchitektin wie sie. Bei ihrem Anblick kommt ihm wieder diese eine heiße Nacht in den Sinn, die sie miteinander verbracht haben. Dabei sollte er doch professionell bleiben …


  • Erscheinungstag 26.12.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751532600
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Mr. Breedlove, Ihr Zwei-Uhr-Termin ist da.“

„Schicken Sie sie herein.“

„Okay.“

„Stellen Sie keine Anrufe durch, Anita.“

„Ja, Chef.“

Nick Breedlove stellte die Gegensprechanlage aus und dachte erneut über seine Entscheidung nach. Ein so entschlossener Mann wie er zweifelte nicht oft an sich. Sicherlich war Samantha Price eine der besten Innenarchitektinnen der Branche, die einzige, der er zutraute, ihn und die Firma aus der aktuellen Zwickmühle zu befreien.

Dass Samantha gerade verfügbar geworden war, war ein kleines Wunder. Sie anzuheuern war eine gute Geschäftsentscheidung, doch war es das auch in persönlicher Hinsicht? Wenn das Wiedersehen mit ihr dieselbe Reaktion auslöste wie ihre letzte Begegnung, könnte er die Kontrolle über das Treffen verlieren, noch ehe es begonnen hatte.

Es war über vier Jahre her, doch die Erinnerung an jene Nacht war so lebendig in ihm, als wäre es gestern gewesen. Die Tür ging auf. Da war sie. Schöner als in seiner Erinnerung. Er stand auf und streckte die Hand aus. „Hallo Sam. Es ist lange her.“

„Hi, Nick“, erwiderte Sam. Ihr Lächeln wirkte angespannt, als sie kurz seine Hand schüttelte und dabei größtmöglichen Abstand wahrte. Erinnerte sie sich auch so wie er? Beruhte die Anziehung, die ihn erhitzte und seinen Atem schneller gehen ließ, auf Gegenseitigkeit?

„Danke, dass du es so kurzfristig einrichten konntest“, erklärte er mit gespielter Lässigkeit, während gleichzeitig seine Hormone verrücktspielten wie bei einem Teenager. Stumm befahl er seinem Körper, sich zu benehmen.

„CANN International ist einer der größten und erfolgreichsten Hotelentwickler der Welt. Und angesichts der Dringlichkeit, mit der ihr um das Treffen gebeten habt, war ich neugierig und konnte nicht widerstehen.“

„Danke, dass du gekommen bist.“

Erneut schob Nick seine unpassenden Gedanken beiseite, um sich voll und ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren. Mit einer Geste forderte er Sam auf, sich zu setzen, während er zu seinem Platz zurückging.

Sam stellte ihren Aktenkoffer ab und lehnte sich in aufrechter Haltung zurück. Ihr ganzes Auftreten verströmte Professionalität. Natürlich träumte sie nicht von jener Nacht vor langer Zeit. Sie hatte sich Zeit für die Firma und einen potenziellen Auftrag genommen, nicht für ihn. Im Stillen schalt Nick sich für seine Schwäche.

Es kam nicht darauf an, dass ihre Hände weicher waren, als er es in Erinnerung hatte, dass der Designeranzug ihre gefährlichen Kurven nicht verbergen konnte und dass der subtile Duft, der ihn bei ihrer Begrüßung in der Nase gekitzelt hatte, in ihm den Wunsch weckte, sie zu umarmen. Falls das Gespräch gut verlief, würden sie eng zusammenarbeiten. Zu eng für eine unverbindliche Affäre. Er sollte sich also besser konzentrieren.

„Kann ich dir etwas anbieten, bevor wir anfangen?“

„Nein, danke“, antwortete Sam. „Ich bin neugierig auf das, was deine Assistentin als dringliche Angelegenheit bezeichnet hat, ohne Details zu nennen.“

Nick lehnte sich zurück. „Die Nachrichten über dich haben auch meine Neugier geweckt. Du bist nicht nur wieder zurück in den Staaten, sondern hier in Vegas und auf der Suche nach Kunden.“

Anmutig schlug Sam die Beine übereinander, ohne dass ihr bewusst war, wie unglaublich sexy diese Bewegung war. „Wie hast du davon erfahren? Wahrscheinlich von jemandem, der auf dem Empfang war, den ich neulich besucht habe“, fuhr sie fort, ehe er antworten konnte. „Ich habe mich mit vielen Leuten vernetzt, um die Wiedergeburt von Priceless Designs bekannt zu machen.“

„Möglich.“ Nick zuckte die Achseln. „Es ist eine kleine Stadt. Neuigkeiten sprechen sich schnell herum. Vor allem, wenn deine Mutter Victoria Breedlove heißt.“

Sam lächelte, diesmal aufrichtig und entspannt. Ihre Schultern lockerten sich ebenso wie ihre Miene. „Wie geht es deiner Mutter?“

„Sie ist immer noch genauso neugierig wie wunderbar.“

„Nach allem, was ich über sie gelesen und gehört habe, scheint sie sehr großherzig zu sein. Ich habe sie aber auf dem Empfang nicht gesehen.“

„Mom war auch nicht da. Sie und Dad haben ihre Liebe für Skandinavien entdeckt, und seit er Mom versichert hat, dass sein Ruhestand von Dauer ist, führt Dad seine Erkundigungen für Hotelstandorte unter dem Deckmantel von Urlaubsreisen in den Norden durch. Die Mädchen sind eingesprungen, um die Lücke zu füllen, die durch Moms immer häufigere Abwesenheit entsteht.“

„Die Mädchen?“

„Lauren, Ryan und Dee, meine Schwägerinnen.“

„Oh, ich verstehe.“

„Ihre Hochzeitsglocken waren auf der ganzen Welt zu hören. Bestimmt hast du darüber gelesen.“

Sam schüttelte leicht den Kopf. „Ich hatte von Christians Hochzeit gehört, aber dass noch zwei Brüder geheiratet haben, habe ich erst nach meiner Rückkehr in die Staaten erfahren. Wie viele Brüder außer dir sind jetzt noch unverheiratet?“

„Nur ich allein bleibe standhaft“, verkündete Nick theatralisch. „Laut einigen unserer Geschäftspartner in Europa haben die Hochzeiten auch dort für Schlagzeilen gesorgt.“

„In Afrika habe ich ziemlich abgeschottet gelebt.“

„Und da du Gerüchten zufolge einen Prinzen geheiratet hast, zweifellos auch luxuriös.“

„Ja.“

Eine Mauer hätte nicht deutlicher zeigen können, dass sie nicht über ihre Zeit im Ausland reden wollte. Doch Nick konnte nicht widerstehen. „Und doch bist du wieder hier und arbeitest. Was hält dein Mann davon?“

„Das ist mir egal. Wir sind nicht mehr zusammen.“

„Getrennt?“

„Geschieden.“

Sams Ton machte deutlich, dass sie nicht weiter über ihr Privatleben sprechen wollte. Das ließ Nick nur noch neugieriger werden, sowohl was ihre gescheiterte Ehe anging als auch ihr aktuelles Liebesleben. Jetzt war zwar nicht der richtige Zeitpunkt, doch eines Tages …

Er wandte sich wieder dem Geschäftlichen zu. „Was dich auch nach Las Vegas zurückgeführt haben mag, dein Timing hätte nicht besser sein können. Ich brauche die beste und schnellste Innenarchitektin, die ich für Geld bekommen kann. Und ehe du weggelaufen bist, um eine afrikanische Prinzessin zu werden, warst du das.“

Sam lächelte. „Ich würde gern glauben, dass es immer noch so ist. Worum geht es?“

„Ich habe ein Projekt, das termingerecht fertig werden muss, und eine Architektin, die ihre Zusagen nicht einhält.“

„Über wie viele Zimmer sprechen wir?“

„Keine Zimmer, Häuser.“ Nick sah Sam die Überraschung an. „Es geht nicht um ein Hotel, sondern um mehrere Häuser auf Privatinseln, die den exklusivsten Kreisen als Feriendomizile angeboten werden sollen.“

„Ich wusste nicht, dass ihr expandiert habt. Doch angesichts des Wandels im Gastgewerbe klingt das nach einer klugen Entscheidung.“

„Wir liegen tatsächlich voll im Trend.“

„Bedeutet dieses selbstgefällige Grinsen, dass es deine Idee war?“

„Immer noch eine Klugscheißerin, wie ich sehe.“

„Das musst du gerade sagen.“

„Ha!“

„Also, stimmt es?“

„Alle meine Brüder waren daran beteiligt, aber ja, es ist mehr oder weniger mein Baby. Was bedeutet, dass ein Misserfolg keine Option ist. Verstehst du?“

„Erzähl mir mehr.“ Sam lehnte sich vor und gab unbewusst den Blick auf den Ansatz ihres Busens frei. Als Nick seine Aufmerksamkeit wieder Sams Gesicht zuwandte, hatte sie die Stirn gerunzelt. Kommentarlos zog sie sich die Bluse zurecht und lehnte sich zurück. Auch Nick lehnte sich zurück, entschlossen, die Zügel des Meetings wieder in die Hand zu nehmen. Das Geschäftliche jetzt, das Vergnügen später, dachte er, als er anfing, über CANN Isles zu sprechen. Doch die Anziehungskraft von Samantha „Sam“ Price ließ sich nicht verleugnen.

Vorher war es nur Spekulation gewesen, jetzt war sie sicher. So gern sie ihren alten Liebhaber auch wiedersehen wollte, Sam hätte Anitas Anruf ignorieren und den Termin nicht machen dürfen. Sie sollte nicht hier bei Nick sein. Ihr Körper zeigte ihr das ganz klar. Jede ihrer Zellen hatte auf die unbestreitbare Anziehungskraft reagiert, die auch ihre lange Abwesenheit nicht gedämpft hatte. Eine Anziehungskraft, die angesichts der pikanten Lage, die eine Zusammenarbeit mit Nick hervorrufen würde, und des zunehmend ärgerlichen Austauschs von Nachrichten mit ihrem Ex, keine Chance auf Erfüllung hatte.

Nick so nahe zu sein, bedeutete Ärger. Alleine zu beobachten, wie er sich entspannte, ließ ihr Herz schneller schlagen. Seine Stirn glättete sich, als er mit einem Vortrag begann, den er vermutlich schon Hunderte Male gehalten hatte. Wenn er über die Firma sprach, war er in seinem Element.

Doch der kurze Blick des Begehrens, bei dem sie Nick ertappt hatte, schien auf Schwierigkeiten hinzudeuten – auch er spürte die Anziehungskraft noch. Oder bildete sie sich das nur ein? Zwar hatte sich die Nacht mit Nick in ihr Bewusstsein eingebrannt, doch inzwischen waren sicher so viele Frauen in seinem Schlafzimmer ein- und ausgegangen, dass er es vergessen hatte.

Sie konnte nicht sagen, wann ihre Aufmerksamkeit von Nicks Worten abschweifte und sich seinen Lippen zuwandte. Doch irgendwo zwischen seiner Schilderung der neuesten Expansion von CANN International über Casinohotels und Spas hinaus in die lukrative und wachsende Sparte privater Ferienhäuser ertappte sie sich bei ganz anderen Gedanken. Wie geschickt diese perfekt geformten Lippen, die gerade Ziele und Pläne erläuterten, sie zum Orgasmus gebracht und ihr Leben für immer verändert hatten.

Jene Nacht vor etwas über vier Jahren und neun kurzen Monaten, als er ihre Welt aus den Angeln gehoben hatte, war zum Katalysator für ein Abenteuer geworden, das sie von Amerika nach Afrika und von einem Märchen in einen Albtraum geführt hatte.

„… Dschibuti. Warst du da schon?“

An seiner Stimme erkannte Sam, dass er sie etwas gefragt hatte. Sie hatte nur keine Ahnung, was. „Ähm, ich bin mir nicht sicher.“

„Dschibuti ist zwar nicht die angesagteste Urlaubsdestination, aber definitiv unvergesslich. Trotzdem bist du dir nicht sicher?“

„Doch, ich war noch nie da. Tut mir leid, ich war abgelenkt. Mein Handy hat vibriert.“ Sam griff in ihre Handtasche. „Ich schalte es aus.“

„Noch keinen Monat wieder da und schon wieder gefragt?“

„Etwas in der Art.“ Rasch sah sie ihre Textnachrichten durch. Es waren keine potenziellen Kunden, die versuchten, sie zu erreichen, sondern der Grund, weswegen sie nicht hier sitzen sollte. Warum sie diesen Job nicht annehmen konnte, egal wie sehr sie es wollte. Ganz gleich, wie viel Geld sie dafür bekäme. Schnell schickte sie eine Antwort, schaltete den Vibrationsalarm aus und ließ das Handy in ihre Tasche fallen. „Entschuldige.“

„Kein Problem.“

„Du hast über Dschibuti gesprochen. Ist dort eine der Inseln von CANN International?“

Er nickte. „Vor der Küste des Golfs von Aden. Unser erstes Hotel dort ist eines unserer kleineren Häuser mit nur neunundachtzig Zimmern. Alles Suiten mit spektakulärem Blick auf den Ozean oder die Berge. Das Casino ist natürlich das Juwel des Gebäudes.“

„Ich glaube, ihr seid da auf der richtigen Spur. Nach allem, was ich gesehen habe, ist Afrika die zukünftige Boomregion.“

„Das glauben wir auch, und Dschibuti soll das nächste Dubai werden. Deshalb bauen wir weitere Hotels auf dem gesamten Kontinent und haben mehrere Inseln für unsere Luxusferienhäuser entweder gekauft oder entworfen.“

„Dann hast du mich kontaktiert, weil du jemanden in Afrika brauchst?“

„Nein. Die Projekte, die dringend bearbeitet werden müssen, befinden sich größtenteils hier in den USA, an der Ostküste. Ein paar liegen auch auf Hawaii und eines auf den Bahamas.“

„Das klingt alles toll, aber ich verstehe immer noch nicht, was daran so dringend ist oder warum ich hier bin.“

„Weil unsere Innenarchitektin hingeworfen hat. Letzte Woche. Sie konnte weder mit CANNs hochfliegenden Zielen mithalten noch mit den Forderungen eines anspruchsvollen Chefs“, Nick hielt inne, und Sam lächelte, „oder dem Termindruck.“

„Wurde denn der Zeitrahmen gekürzt?“

„Ja, wegen der Nachfrage. PR und Marketing waren minimal, aber zielgerichtet. Christians Frau Lauren hat die Broschüren entworfen und hervorragende Arbeit geleistet. Doch die Reaktion überstieg unsere Erwartungen. Fast achtzig Prozent der Häuser sind schon gebucht. Einschließlich jener, die noch nicht fertig sind.“

„Beeindruckend.“

„Und wegen des abrupten Abgangs der Architektin auch problematisch.“

„Also muss die Arbeit an diesen Häusern beendet werden?“

„Ihre Arbeit entsprach nicht unseren Standards. Vielleicht kannst du Wunder bewirken und ein paar der Häuser retten. Andere müssen komplett überarbeitet werden. Bei noch mehr wirst du das Vergnügen haben, von Anfang an alles selbst zu entwerfen. Die Häuser sind so weit fertig, dass sie einem Innenarchitekten eine leere Leinwand bieten.“

„Klingt toll. Über wie viele Häuser reden wir?“

„Die Häuser auf Hawaii und den Bahamas mitgerechnet, insgesamt dreiundzwanzig.“

Sam holte tief Luft. Das war viel Arbeit. „Und bis wann soll alles fertig sein?“

„In weniger als zwölf Wochen.“

„Wie bitte?“

„Deshalb die Dringlichkeit, und deshalb habe ich dich angerufen.“

„Und deshalb sollte mir deine Assistentin nicht mehr verraten.“

„Ich wollte dich nicht abschrecken, ehe ich dir das Gesamtbild zeigen konnte. Da wir wissen, was für eine enorme Aufgabe das ist, sind wir bereit, eine ebenso einzigartige Vergütung zu zahlen.“ Daraufhin legte Nick das Gehaltspaket dar, das so lukrativ war, dass es dumm, verrückt und undenkbar wäre, es nicht anzunehmen. Dennoch zögerte sie. „Kann ich darüber nachdenken?“

„Dieses Leistungspaket wurde bislang noch niemandem angeboten“, erwiderte Nick. „Irgendwo. Jemals.“ Kaum verhohlene Frustration schlich sich in seine Stimme.

„Das Angebot ist außergewöhnlich, aber …“ Nick zog bloß eine Augenbraue hoch. „Ich muss ein paar persönliche Angelegenheiten und logistische Fragen klären.“

„Das Angebot ist phänomenal“, sagte Nick stirnrunzelnd. „Was gibt es daran zu überdenken?“

„Ich habe einen Sohn.“ Habe ich das gerade laut gesagt? Nicks Gesichtsausdruck zufolge hatte sie es wohl. Die eine Sache, die sie Nick nicht hatte mitteilen wollen, rutschte ihr einfach so heraus.

„Du hast ein Kind, hast dich aber vom Vater scheiden lassen? Das geht mich zwar nichts an, aber es muss schwer gewesen sein.“ Sam nickte nur. „Wie alt ist er?“

„Vier“, antwortete Sam und wünschte, der Boden unter ihr täte sich auf.

„Ich hatte keine Ahnung. Angesichts der vielen Reisen, die nötig wären, ändert das natürlich einiges.“ Nachdenklich rieb er das Kinn. „Wir können ein Betreuungsgeld in das Paket aufnehmen und ein Kindermädchen anstellen, sodass das Leben deines Sohnes nicht durcheinandergerät.“

„Das ist ein teurer Vorschlag und nur teilweise eine Lösung. Durch den Umzug von Afrika nach Amerika wurde Treys Leben ohnehin schon auf den Kopf gestellt. Ich weiß nicht, wie wohl mir dabei wäre, ihn entweder bei einer praktisch Fremden zu lassen oder ihn quer durch die Staaten zu schleifen. Ich wollte ihn zur Vorschule schicken, um ein bisschen Routine und Stabilität zu schaffen. Ich weiß nicht, Nick …“

„Angesichts dessen, was ich gerade erfahren habe, stimme ich dir zu. Es ist eine gewaltige Aufgabe. Aber mir fällt sonst niemand ein, der es schaffen könnte, noch dazu in der gegebenen Zeit. Jemand, dem ich vertraue. Eine preisgekrönte, ehemals gefragte Innenarchitektin, deren Fähigkeiten ich mit eigenen Augen gesehen habe.“

Er hielt inne und dachte nach. „Hör mal, ein großer Teil der Wohltätigkeitsorganisation meiner Mutter ist darauf ausgerichtet, Kindern zu helfen. Zu ihrem Netzwerk gehören Au-pairs, Lehrer, Betreuer und so weiter. Wenn du willst, kann ich dir ihre Nummer geben oder sie bitten, dich anzurufen. Sie kann dir helfen, eine Lösung zu finden, die sowohl dir nützt als auch … Trey, richtig?“

Sam nickte.

„Sie kann dir helfen, etwas zu arrangieren, das in deinem und Treys besten Interesse liegt. Lehne den Job nicht ab, nur weil du alleinerziehende Mutter bist.“

Sam erbat sich einen Tag Bedenkzeit und verließ, genauer gesagt entfloh, Nicks Büro. Das Treffen war eine ganz schlechte Idee gewesen. Nick dachte, dass ihr Kind die größte Herausforderung für eine Zusammenarbeit mit ihm darstellte? Nein, das größte Hindernis bestand darin, dass Nick Treys Vater war … und es nicht wusste.

2. KAPITEL

„Ich wusste nicht, dass Sam ein Kind hat.“ Mit diesen Worten begrüßte Nick später an diesem Tag seinen Zwillingsbruder Noah, als er unangekündigt dessen Haus betrat.

„Dir auch einen guten Tag, Bro.“

„Du wusstest es und hast es mir nicht gesagt?“ Nick sah Noah an, als er das Wohnzimmer durchquerte und sich auf das Sofa fallen ließ.

Noah schüttelte den Kopf. „Nein. Wie hast du es erfahren?“

„Beim Vorstellungsgespräch.“

„Wie lief es denn?“

„Nicht wie geplant. Da wir sie schon mindestens letzte Woche gebraucht hätten, habe ich ihr ein Gehaltspaket angeboten, das eigentlich niemand ablehnen kann. Sie hat um einen Tag Bedenkzeit gebeten.“ Nick zählte die Details des Pakets auf.

Erstaunt lehnte sich Noah zurück. „Was gibt es dabei zu überlegen?“

Nick grinste. „Genau das habe ich auch gefragt und erfahren, dass sie jetzt eine Mom ist.“

Noah sah zu Nick hinüber. „Wie sah sie aus?“

„Sam? Besser als das letzte Mal, als ich sie gesehen habe.“

„Auf der Kostümparty, oder?“

„Catwoman“, erwiderte Nick. In Gedanken kehrte er zu jenem Abend zurück. Er als Superman in einem enganliegenden königsblauen Anzug, roten Muskelshirt und schwarz-roter Maske. Nach etwa einer Stunde auf der Party fühlte er die Energie im Raum pulsieren.

Samantha Price. Die preisgekrönte Innenarchitektin, die sich seit Jahren in seinem gesellschaftlichen Umfeld bewegte. Er flirtete mit ihr, und sie neckte ihn, wie sie es immer taten. Dann hatte er sie zum Tanzen aufgefordert. Nachdem sie drei Minuten langsam miteinander getanzt hatten, waren sie ins CANN Casino Hotel & Spa gegangen, das einzige Sieben-Sterne-Hotel Nordamerikas und das Schmuckstück von Las Vegas.

Die nächsten zwölf Stunden hatten sie genug Elektrizität erzeugt, um die ganze Straße zu beleuchten. Es war eine unvergessliche, unfassbare Nacht, in der eine heiße Catwoman zu Supermans Kryptonit wurde. Sein Zwillingsbruder, dem er immer alles erzählte, wusste als Einziger davon.

Noah schaute auf sein Handy. „Du hast sie danach nie wiedergesehen, oder?“

„Wir wollten es, aber dann hat sie die Stadt verlassen, weißt du noch?“

„Vage.“

„Sie hat einen Prinzen getroffen und offensichtlich eine Familie gegründet. Ihre Figur ist immer noch toll. Ich konnte es nicht glauben, als sie sagte, sie hätte ein Kind.“

„Dann zieht die königliche Familie nach Amerika?“

Nick schüttelte den Kopf. „Sie sind geschieden.“

„Tut mir leid für sie.“

Nick sollte es auch leidtun, aber das tat es nicht.

„Wie alt ist das Kind?“

„Vier.“

„Junge oder Mädchen?“

„Junge. Er heißt Trey.“

„Was für ein Vater würde sein Kind ans andere Ende der Welt ziehen lassen, Scheidung oder nicht?“

„Das habe ich auch gedacht. Es war klar, dass sie nicht über ihr Privatleben reden wollte, also habe ich das Thema gewechselt.“ Nachdenklich rieb Nick über seinen unrasierten Stoppelbart. „Sie war anders. Distanziert. Nicht die unbeschwerte Frau von damals.“

„Verständlich, sie muss Schlimmes durchgemacht haben, dass ihre Ehe daran zerbrochen ist. Vielleicht hat sie gehofft, dass sie es wieder hinkriegen könnten, wenigstens dem Kind zuliebe.“ Nick wusste nicht, was er davon halten sollte. „Dieser Designauftrag ist ein Ungetüm mit einem Zeitplan direkt aus der Hölle. Ich habe keine Ahnung, wie sie das schaffen soll. Nicht mit einem Kind.“

„Es hat die Lage erschwert, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Es wurde still im Zimmer. Als Nick aufblickte, sah Noah ihn nachdenklich an. „Was?“

„Bist du sicher, dass es dir um die Häuser geht?“

„Absolut.“

„Es hat nichts mit Sam zu tun und der Tatsache, dass sie wieder Single ist?“

„Nichts.“

„Lügner.“

Sie lachten beide. „Ich konzentriere mich auf die Arbeit, Bro.“

„Verstehe“, erwiderte Noah. „Außerdem hast du mit den Anderson-Zwillingen alle Hände voll zu tun.“

„Ein Gentleman genießt und schweigt.“ Nick stand auf und ging zur Tür.

Noah kam hinterher. „Wohin gehst du?“

„Ich treffe jemanden.“

„Wen?“

„Die einzige Person, die mir mit dem Kinderdilemma helfen kann.“ Die Brüder sahen sich an und sagten gleichzeitig: „Mom.“

Nick stieg in seinen schicken McLaren, fuhr die Straße hinunter und die kreisförmige Auffahrt zum Anwesen seiner Eltern hinauf.

„Mom!“

Helen, die Haushälterin, die nach jahrzehntelangem Dienst eher wie eine Tante für ihn war, begrüßte ihn im Flur. „Hallo Nick.“ Sie umarmten sich. „Sie ist an ihrem neuen Lieblingsort.“

„Im Wintergarten. Danke.“ Nick ging auf die Rückseite des Hauses zum jüngst angebauten Außenparadies. Dort traf er Victoria an, die gerade Unkraut jätete. Er schlich sich von hinten an sie heran und küsste sie auf die Wange.

„Oh!“ Victoria schlug nach ihm. „Du hast mich erschreckt!“

„Gut, dass ich kein Einbrecher bin“, scherzte er. „Konntest du dich schon um das kümmern, worum ich dich gebeten hatte, oder warst du den ganzen Morgen hier draußen?“

Victoria zog ihre Handschuhe aus und ging zu einem Diwan hinüber. „Deine multitaskingfähige Mutter hat beides geschafft.“ Sie goss sich ein Glas Zitronenwasser ein und hielt den Krug hoch.

„Bitte.“

Sie füllte ein Glas für Nick und reichte es ihm.

„Danke.“

„Ich bin online auf ein Foto von Sam gestoßen.“

Wie Nick wusste, hieß das, dass Victoria jeden Winkel des Internets durchstöbert hatte, um alles über Sam in Erfahrung zu bringen.

„Sie sieht umwerfend aus. Diese tiefbraunen Augen. Ihre makellose Haut. Atemberaubend.“

„Ja, sie ist attraktiv.“

„Und mit einem Prinzen verheiratet. Warum ist sie wieder hier und arbeitet?“

„Das geht uns nichts an, Mom.“

„Ich war nur neugierig. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Kind ebenso schön ist. Sieht er aus wie sie?“

„Wie soll ich das wissen?“

„Hat sie dir kein Foto gezeigt?“

„Es war ein Vorstellungsgespräch, kein Freundschaftsbesuch.“

„Trotzdem, es ist ungewöhnlich, dass eine Mutter keine Bilder ihrer Kinder zeigt.“

Es wäre noch ungewöhnlicher, wenn eine dieser Mütter keine weitere Internetsuche starten würde, um eines zu finden.

„Hast du schon Kontakte gefunden, die ich Sam weitergeben kann?“

„Ich habe Hazel gebeten, eine Liste zusammenzustellen.“

„Du bist ein Schatz.“

„Ich tue mein Bestes.“

Als Nick aufstand, erhob Victoria sich ebenfalls. „Ich muss wieder an die Arbeit.“ Er küsste sie auf die Stirn und drückte sie. „Du hast mir sehr geholfen, Mom. Danke.“

„Halte mich auf dem Laufenden.“

„Mache ich. Hab dich lieb, Mom.“

„Ich dich noch mehr.“

Nick ging zum Auto zurück und rief Sam an. Es wäre sinnvoller zu warten, bis er die Liste hatte, aber er wollte ihre Stimme hören.

„Hallo?“ Sam klang außer Atem, als wäre sie zum Telefon gerannt. Er erinnerte sich an einen anderen Anlass, als sie schwer atmete, doch sofort schob er den Gedanken beiseite. „Sam. Nick.“

„Hey.“

„Ich habe gute Nachrichten. Ich kann bald all deine Probleme lösen.“

„Kennst du sie alle?“

Nick lachte. „Hast du so viele?“

„Ein paar.“ Kein Gelächter. „Geht es um den Job? Du hast doch gesagt, ich hätte Zeit bis morgen. Ich habe mich noch nicht entschieden.“

„Falls du wegen der Kinderbetreuung zögerst, zeichnet sich eine Lösung ab.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„Lass mich raten. Du bist nicht nur Vizepräsident eines milliardenschweren Unternehmens, sondern hast auch einen Kindergarten?“

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