Glamour, Glanz und heiße Küsse

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Zach Benning muss es sein und sonst keiner! Lila hat sich fest in den Kopf gesetzt, den einflussreichen Star auf das Gourmet-Festival in Royal zu locken. Er ist zwar als notorischer Playboy bekannt, doch auf die schüchterne Lila haben solche Männer keine Wirkung! Als sie immer tiefer in die glamouröse Welt der Influencer abtaucht, um Zach von sich zu überzeugen, stellt sie fest, dass hinter seiner Fassade ein einfühlsamer und leidenschaftlicher Liebhaber steckt. Aber ist er wirklich an ihr interessiert – oder nur an ihrem neuen glanzvollen Image?


  • Erscheinungstag 02.08.2022
  • Bandnummer 2249
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509145
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Zum hundertsten Mal sah Lila Jones auf ihr Handy, als könnte sie auf magische Weise einen berühmten Influencer dazu bringen, auf ihre Anfrage zu antworten. Leider funktionierte es nicht. Würde sie es nicht immer allen recht machen wollen, hätte sie sich nie freiwillig für eine Aufgabe gemeldet, die eine Nummer zu groß für sie war.

Mit ihrem naturbraunen Haar, das durch eine Schildpattspange zusammengehalten wurde, war sie schließlich das typische Mädchen von nebenan. Sie trug lieber bequeme als modische Kleidung und war damit völlig zufrieden. Die Männer schätzten sie als Kumpel, dem sie alles anvertrauen konnten. Und die Frauen mochten sie, weil sie ihnen nie die Schau stahl.

Das mochte sie an sich. Wirklich. Aber sie hatte sich bereiterklärt, einen Social-Media-Star für „Soiree on the Bay“ zu begeistern, das luxuriöse Gourmet-, Wein- und Kunstfestival, das auf Appaloosa Island stattfinden sollte. Die Insel lag drei Stunden von Royal, Texas, entfernt. Aber Lila war niemand, dem ein Influencer antworten würde. Ihre Bilder von der Katze ihrer älteren Freundin Winifred und von ihren Lieblingsbüchern neben ihrer Tasse Earl Grey bekamen immer nur die üblichen sieben Likes von ihren Eltern, deren Freunden und dem Account der Handelskammer von Royal, den Lila betreute. Damit hatte es sich. Sie postete nie etwas Aufregendes oder wirklich Interessantes.

Ihr Planer, in dem sie sich Notizen machte, während sie an ihrem Eiskaffee nippte, lag neben ihr. Sie wusste, dass ihr harte Arbeit bevorstand, aber sie würde nicht scheitern. Denn sie wollte den Beirat nicht enttäuschen. So war sie nun einmal: absolut zuverlässig. Sie öffnete ihre Social-Media-Direktnachrichten. Als sie sah, dass Zach Benning ihre Nachricht gelesen hatte, machte ihr Herz einen Sprung. Wow. Ernsthaft? Obwohl sie wusste, dass eine Reaktion unwahrscheinlich war, hatte sie optimistisch die Adresse der Handelskammer und eine Einladung an Zach, jederzeit vorbeizukommen, beigefügt.

Dann entdeckte sie, dass er die Nachricht gelikt hatte.

Was heißt das?

Kommt er etwa nach Royal?

Eigentlich war er nicht ihre erste Wahl als Influencer, um für ihr Event zu werben, weil er ein bisschen zu wild und unangepasst war. Er liebte schnelle Autos und Frauen und genoss einen entsprechenden Ruf. Im Grunde hatte sie auf verlässlichere Unterstützung gehofft. Aber trotzdem … Wenn er auftauchte und auch nur einen Post oder Tweet über das Event verfasste, würden sie unzählige Likes bekommen. Und das würde die allgemeine Neugier auf das Festival wecken.

Jetzt musste sie ihm die Sache nur noch schmackhaft machen. Aber wie? Sie klickte auf sein Profilbild und versuchte zu ignorieren, dass er leuchtend blaue Augen und ein faszinierendes Lächeln hatte … Aber das galt natürlich nicht ihr, sondern jedem, der sein Profil besuchte. Bei ihm ging es schließlich nur ums Image. Und dieses Foto schrie geradezu: Sieh mich und mein tolles Leben an.

Hmm. Wie konnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen?

Billy Holmes, der Initiator des Festivals, hatte gesagt, dass Royal ein unentdecktes Juwel war. Soiree on the Bay sollte nur der erste Schritt sein, mehr Influencer auf die Stadt aufmerksam zu machen und ordentlich Geld in die Kassen zu spülen. Allerdings war Lila sich nicht sicher, dass Zach es auch so sehen würde. Denn so weltgewandt einige Einwohner von Royal auch sein mochten, es war und blieb eine Kleinstadt in Texas, und Appaloosa Island war sehr abgelegen. Es eignete sich perfekt für ein Festival wie das Coachella in Kalifornien, aber davon musste Lila erst einmal alle überzeugen.

Also schrieb sie Zach Benning:

Wahrscheinlich hast du schon alles gesehen und bist überall gewesen, aber ich garantiere dir, dass du noch nie etwas wie den Südstaaten-Glamour von Royal erlebt hast. Soiree on the Bay ist nur ein kleiner Teil von dem, was wir zu bieten haben. Du bist unsere erste Wahl, aber viele andere können es gar nicht abwarten …

„Hi, Lila. Mann, ist das heiß heute. Darf ich mich kurz zu dir setzen? Ich warte auf meine Bestellung zum Mitnehmen.“

Sie schaute auf und sah Charlotte Jarrett. Charlotte war eine berühmte Köchin, saß im Beirat von Soiree on the Bay und hatte lange in Los Angeles gelebt. Erst vor Kurzem war sie nach Royal zurückgekehrt und hatte wieder mit Ross Edmond jr. zusammengefunden, dem Vater ihres Sohnes. Das hatte in Royal einen handfesten Skandal ausgelöst. Ross’ Vater Rusty hatte seinen Sohn deswegen sogar verstoßen.

„Gern. Ich kann ohnehin deinen Rat bei dieser Nachricht brauchen. Ich versuche, Zach Benning in unsere Stadt zu locken.“

„Okay. Lass mal sehen, was du schon hast“, bat Charlotte.

Lila schob ihr Smartphone über den Tisch. Während Charlotte die Nachricht las, hörte sie einen Sportwagen, der die Main Street entlangkam. Als sie aufschaute, sah sie das Auto scharf vor der Handelskammer abbremsen, direkt gegenüber von dem Coffeeshop, in dem Charlotte und sie saßen.

Kaum dass der kirschrote Ferrari angehalten hatte, stieg eine blonde Frau aus dem Cabrio und schlug die Tür so fest hinter sich zu, dass ein weniger luxuriöses Fahrzeug gewackelt hätte.

„Du bist so ein Arschloch!“, schimpfte sie. „Ich hoffe, du versauerst in diesem Kaff. Denn ich bin nicht die Einzige, die mit dir fertig ist. L. A. ist es auch.“

In ihren unglaublich hohen Schuhen stolzierte die Blondine derart schnell davon, dass Lila sie bewundern musste. Wenn sie selbst solche High Heels getragen hätte, dann hätte sie sich wohl den Knöchel verstaucht.

„Wow. So was bekommt man auch nicht alle Tage zu sehen“, meinte Charlotte.

„Nein“, stimmte Lila ihr zu. „Ich frage mich, wer am Steuer sitzt … Rusty würde ich das glatt zutrauen.“

„Ha. Da hast du recht.“ Charlotte grinste.

Lachend sah Lila zu dem Auto, aus dem gerade ein hochgewachsener Mann stieg. Er setzte seine Sonnenbrille auf und fuhr sich durchs dichte braune Haar. Es saß danach sofort wieder perfekt und ließ ihn überaus lässig wirken.

Lila musterte ihn von Kopf bis Fuß. Er trug Jeans und ein hautenges Designer-T-Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper und seine Bizepse zur Geltung brachte. Der Typ sah aus, als ob er nie einen Termin im Fitnessstudio ausfallen ließ. Wenn er in ihr Studio gegangen wäre, dann wäre sie auch jeden Tag da gewesen. Nur um ihn anzustarren.

Er war heißer als das texanische Maiwetter an diesem Nachmittag und bewegte sich, als hätte er alle Zeit der Welt – und als wüsste er, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. So selbstbewusst war Lila in ihrem ganzen Leben noch nicht herumgelaufen.

Zielstrebig kam er auf sie zu.

Sei nicht albern, Lila. Er geht nur zum Coffeeshop.

Sie zwang sich, Charlotte anzusehen. „Was meinst du? Soll ich die Nachricht abschicken?“

„Ich glaube, das musst du gar nicht mehr“, gab Charlotte zurück.

Sie sah über Lilas Schulter zu dem Ferrari und dem heißen Typen.

Je näher er kam, desto unverkennbarer waren die dunkle Sonnenbrille, die sein Markenzeichen war, und sein wie gemeißelter Körperbau. Oh mein Gott. Es war Zach Benning.

Na dann.

Die Bedienung rief Charlotte auf, weil ihre Bestellung zum Mitnehmen fertig war.

„Du musst mir später unbedingt erzählen, wie es gelaufen ist“, bat Charlotte und verließ den Tisch.

Lila fragte sich, ob Zach stehen bleiben und sie entdecken oder direkt zur Handelskammer gehen würde. Aufmerksam musterte er alle, die draußen saßen, und sein Blick blieb an Charlotte hängen. Lila konnte es ihm nicht verdenken: Charlotte war wunderschön.

Er zog sein Handy aus der Tasche und sah kurz aufs Display, bevor er wieder die Leute betrachtete, die vor dem Coffeeshop saßen. In Wirklichkeit ist er sogar noch dynamischer und attraktiver als im Internet, dachte sie. Das sah sie schon aus der Entfernung. Wie würde es sich erst anfühlen, ihm ganz nah zu sein?

Ein Kribbeln durchlief sie. Verdammt. Es war lange her, dass sie eine so heftige körperliche Reaktion gespürt hatte. Schnell rieb sie sich die schweißnassen Handflächen mit der Serviette trocken.

Bleib cool.

Er drehte sich um und ging Richtung Handelskammer. Lila versuchte, die Kellnerin heranzuwinken, um ihre Rechnung zu bekommen. Sie hatte Angst, dass Zach einfach wieder gehen würde, wenn er sie nicht in ihrem Büro antraf. Sie wollte einen guten Eindruck auf ihn machen, weil sie ihn brauchte.

Oder vielmehr weil das Festival ihn brauchte. Sie konnten die Mundpropaganda nur ankurbeln, wenn jemand wie er ihnen half. Wenn er zu lange in der Lobby der Handelskammer warten musste, würde das keinen guten Eindruck machen.

Die Kellnerin hatte sie immer noch nicht bemerkt, und zum ersten Mal in ihrem Leben warf Lila einfach ein paar Geldscheine aus ihrer Brieftasche auf den Tisch. Dann lief sie über die Straße in die Handelskammer und prallte gegen eine feste Brust.

„Entschuldigung“, sagte sie, stützte die Hand auf seinen straffen Bizeps und sah in seine betörenden blauen Augen. Aus der Nähe erkannte sie, dass er ein markantes Kinn und volle Lippen hatte.

Endlich stand sie vor Zach Benning. Besser gesagt: Sie hatte ihn beinah umgerannt.

„Na, hallo“, sagte Zach und blickte in braune Augen hinter der größten Hornbrille, die er je gesehen hatte. Die hübsche Brünette fühlte sich winzig in seinen Armen an und roch nach Sommerblumen. Er spürte, wie sie seine Handrücken streiften, als er sie auffing.

Sie hatte eine niedliche kleine Nase, aber volle Lippen, sodass er sich die Frage stellte, was sie wohl tun würde, wenn er sie küsste. Er war in Versuchung, aber als er das letzte Mal aus dem Bauch heraus gehandelt hatte, war das nicht gut gelaufen.

Zach ließ sie los und lächelte. Er wusste sehr gut, dass er immer im Interesse der Aufmerksamkeit stand. Er lebte sein Leben im Rampenlicht. Das störte ihn nicht, aber er musste wachsam bleiben.

„Hi“, sagte sie. „Ich bin Lila Jones … Ich glaube, du bist hier, um mich zu treffen.“ Sie schenkte ihm das unschuldigste Lächeln, das er seit Langem gesehen hatte.

Er zog die Augenbrauen hoch und lächelte zurück. Sie hatte etwas Frisches und Reines an sich, war aber zugleich absolut heiß. Nach dem Skandal in Los Angeles fühlte er sich im Vergleich zu ihr zynisch und schmutzig.

„Ja, ich bin hier, um dich zu treffen. Sollen wir was trinken gehen, damit wir reden können?“

„In mein Büro?“, schlug sie vor.

Kommt nicht infrage. Er wollte in der Öffentlichkeit gesehen werden. Das musste er sogar. Eigentlich hätte er sich lieber bedeckt halten sollen, aber er wollte nicht, dass es wirkte, als ob er sich versteckte. Mit dieser süßen, natürlichen jungen Frau fotografiert zu werden würde seinem Ruf sicher nicht schaden – und ihrem auch nicht.

„Es ist so ein schöner Tag, dass es schade wäre, drinnen zu sitzen. Mir ist auf dem Weg hierher ein Coffeeshop aufgefallen“, sagte er und legte ihr die Hand auf den Rücken.

„Bist du sicher? Ich habe die blonde Dame bemerkt, die davongestürmt ist, als du angehalten hast …“

„Mach dir um die keine Sorgen“, erwiderte er schulterzuckend. Tawny würde schon zurückkommen, wenn sie sich erst beruhigt hatte. Sie mochte die Aufmerksamkeit, die es ihr einbrachte, mit ihm zusammen zu sein. Manchmal fragte er sich, warum sie immer wieder etwas miteinander anfingen, obwohl sie wussten, dass es scheitern würde. Aber das gehörte dazu. Schließlich liebten sie es beide, die Diva zu spielen.

„Danke jedenfalls, dass du gekommen bist“, sagte sie, sah nach rechts und links, bevor sie die Straße überquerten, und legte die Hand auf seinen Arm, um ihn zurückzuhalten, bis die Fahrbahn frei war.

Er konnte sich nicht erinnern, wann das zuletzt jemand für ihn getan hatte. Diese Frau wirkte so nett und grundehrlich, dass es eine Saite in ihm zum Klingen brachte. Er speicherte diesen Eindruck ab, weil er so ganz anders war als alles, was er gewohnt war.

Sie bedeutete ihm, sich an einen Tisch zu setzen, den sie ausgesucht hatte.

„Ich wollte mir Texas schon lange ansehen“, erklärte er. „Mein Großvater ist in Texas geboren und hat mir immer von seiner Kindheit hier erzählt.“

„In Royal?“, fragte sie neugierig.

„Nein. In Dallas. Also nicht weit von hier. Du hast mir den perfekten Vorwand geliefert, endlich herzukommen.“

Sie rümpfte die Nase, als ob sie ihm nicht glaubte. Aber er würde sich keine Blöße geben. Wenn er in einem gut war, dann darin, dafür zu sorgen, dass alle nur zu sehen bekamen, was er wollte.

„Erzähl mir ein bisschen von dir und eurem Event.“

„Von mir? Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich arbeite für die Handelskammer, das Royal Chamber of Commerce. Abends lese ich oder schaue Serien, und jedes Wochenende treffe ich mich mit meiner Mom und meinem Dad zum Brunch. Und du?“

Lila war süß und ehrlich. Sie schnappte sich nicht ihr Handy, um ihn um ein Selfie zu bitten, und verstellte sich auch nicht. Er mochte das Selbstvertrauen, das sie ausstrahlte.

Begehren wallte in ihm auf.

Warum?

Eigentlich war sie überhaupt nicht sein Typ. Normalerweise schlief er nicht mit Frauen, die abends nach Hause zu ihren Büchern gingen und in einer friedlichen Kleinstadt mit ihren Eltern brunchten. Im Gegenteil: Er fühlte sich zu Frauen hingezogen, die wussten, wie der Hase lief. Die es gewohnt waren, sich zu nehmen, was sie wollten. Obwohl Lila ihn um Hilfe bei ihrem Event gebeten hatte, kam es ihm nicht so vor, als ob sie ihn ausnutzen wollte.

„Ich bin ein offenes Buch“, behauptete er. „Erzähl mir von Soiree on the Bay.“ Er wollte nicht über sich selbst reden, sondern viel lieber ihrer melodischen Stimme lauschen.

„Es gibt zwei Hauptbühnen und ein paar kleinere für musikalische Gigs. Die Teilnehmerliste ist noch im Werden, deshalb darf ich noch keine Namen nennen, aber es sind ein paar dicke Fische dabei.“

„Gut. Es ist also ein Musikfestival?“

„Ja, aber noch viel mehr. Wir haben bei dem Event drei Restaurants.“

„Wo genau findet es statt? In deiner Nachricht stand etwas von Appaloosa Island. Davon habe ich noch nie gehört.“

„Die Insel liegt in der Trinity Bay, drei Stunden von hier entfernt. Wir können zum Festivalgelände fahren und es uns ansehen, wenn du möchtest.“

„Gern. Dann weiß ich, woran ich bin“, sagte er. „Ist die Insel nur per Auto und Fähre erreichbar?“

„Wir? Heißt das, dass ich auf dich zählen kann?“, fragte sie.

Auf mich zählen?

Unwahrscheinlich. Er musste erst mehr erfahren. Im Moment klang es für ihn wie ein beliebiges kleines Festival. Allerdings wusste er, dass die einflussreiche Familie Edmond hinter dem Event stand. Das bedeutete eine Menge Geld. Aber es klang trotzdem nicht interessant für seine Follower.

„Wir werden sehen“, gab er zurück. „Ich muss erst alle Fakten kennen.“

Sie lächelte ihn an. „Schon klar. Alle wollen immer schnelle Entscheidungen, aber man braucht doch Zeit, um seine Optionen abzuwägen. Und um deine andere Frage zu beantworten: Die Insel hat einen kleinen Flughafen. Man kann sie also auch per Privatjet oder Helikopter erreichen.“

Sie war wirklich unbeschreiblich süß. Wieder durchzuckte ihn schieres Begehren. Er wollte sie. Wie war das möglich? Es konnte zwar kein Zweifel daran bestehen, dass sie klug war – er erkannte ihre Intelligenz an den Fragen, die sie stellte, und an der Art, wie sie sprach –, aber sie war nichts für ihn. Sie stammten aus verschiedenen Welten und hatten nichts gemeinsam. Pech aber auch, dass das seinem Körper egal zu sein schien.

„Bist du verheiratet, Lila?“

„Nein. Warum?“, fragte sie verblüfft.

„Hast du einen Freund?“

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist wohl kaum relevant.“

„Für mich schon.“

Sie wirkte, als wollte sie noch mehr Fragen stellen, aber er unterbrach sie, indem er aufstand. „Soll ich uns nach Appaloosa Island fahren?“

„Nein. Ich kann das als Dienstreise abrechnen. Ich will nicht, dass du das Benzin bezahlen musst.“

Das brachte ihn zum Lachen. Er hatte einen Tapetenwechsel gebraucht und deshalb L. A. verlassen, aber nicht geahnt, wie viel Spaß ihm dieser Ausflug machen würde.

Zach einzuladen, in ihrem Mini mitzufahren, war vielleicht nicht Lilas schlauste Idee gewesen. Er würde seinen großen Körper praktisch zusammenfalten müssen, um auf den Beifahrersitz zu passen. Sie war bisher nie berühmten Influencern gefolgt, aber es war wohl überheblich von ihr gewesen, solche Leute für oberflächlich zu halten – denn Zach war es eindeutig nicht.

Beinah hatte sie sogar den Eindruck, dass er mit ihr flirtete. Aber das konnte nicht sein. Sie hatte nichts – aber auch gar nichts – mit der Blondine gemeinsam, die vorhin von ihm weggestürmt war.

Lila seufzte innerlich. Er hatte einen Mund, der zum Küssen einlud, und sah noch besser aus, als sie sich Jane Austens Mr. Darcy vorstellte. Dabei war Mr. Darcy der Mann, den sie sich sonst immer ausmalte, wenn sie an heiße Typen dachte. Aber sie musste ihre alberne Schwärmerei für Zach im Keim ersticken. Sofort. Bevor sie sich noch komplett blamierte.

Ihr Mini Cooper war gepflegt, aber schon ziemlich alt. Das Aussehen ihres Autos war ihr immer egal gewesen, aber das änderte sich, als sie Zach auf den Parkplatz hinter der Handelskammer führte.

Sie zog ihre Sonnenbrille in Sehstärke aus ihrer übergroßen Schultertasche und nahm die Autoschlüssel in die Hand. Als sie sich ihrem Auto näherten, klingelte Zachs Handy. Er blieb stehen, warf einen Blick auf das Display und sah dann wieder sie an.

„Eine Minute, Püppchen“, sagte er. „Da muss ich rangehen.“

„Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst. Aber ich heiße Lila, nicht Püppchen“, sagte sie. Wahrscheinlich war Zach Benning ein Mann, der für alle Frauen denselben Spitznamen benutzte, um sie nicht zu verwechseln.

„Sorry. Ich wollte dich nicht kränken. Schlechte Angewohnheit.“

„Das liegt bestimmt daran, dass du so oft die Freundin wechselst“, bemerkte sie. „Kümmer dich um dein Handy. Ich stelle schon mal die Klimaanlage im Auto an.“

Es war erst Mai, aber das hier war Texas, und sie hatten schon ein paar brütend heiße Tage gehabt. Ihr Auto würde Zeit brauchen, um abzukühlen.

Sie setzte sich ans Steuer und stellte ihre Tasche hinter ihrem Sitz ab, nachdem sie Wasserflaschen für sie beide herausgenommen hatte. Drei Stunden waren eine lange Fahrt, und sie wollte, dass Zach Royal als gastfreundlich empfand.

„Zach Benning ist schon wieder in Schwierigkeiten“, sagte der Moderator gerade, als sie das Radio einschaltete. „Beim Verlassen eines Nachtclubs ist er mit der Frau des bekannten Musikproduzenten Dom Deluca erwischt worden. Anscheinend gab es einen handfesten Streit. Später mehr dazu.“

Zach öffnete die Beifahrertür genau in dem Augenblick, als es im Radio mit dem nächsten Promi-Drama weiterging. Lila sah ihn an, als er sich auf den Sitz gleiten ließ und sich anschnallte. Er war mit dem Mann seiner Geliebten aneinandergeraten. Selbst wenn er tatsächlich mit ihr geflirtet hatte, wollte sie jemanden wie ihn nicht in ihrem Leben haben.

„Jetzt verstehe ich deine Frage, ob ich verheiratet bin“, bemerkte sie.

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Deluca.“

Er schüttelte den Kopf. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie verheiratet ist – und mit wem. Mein alter Herr hat meine Mom betrogen. Glaub mir, eine Ehe wollte ich niemals zerstören.“

„Verständlich. Aber du hast dich ja ziemlich schnell mit der Blondine getröstet.“

„Du bist auf Tawny fixiert, oder?“, fragte er amüsiert.

„Du hast mir sehr persönliche Fragen gestellt, Püppchen, also musst du umgekehrt auch damit rechnen.“

Sie würde sich von ihm nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Aber sie wollte, dass Soiree on the Bay ein Erfolg wurde, und würde alles dafür tun. Sogar mit Mr. Eine-Million-Follower flirten.

„Tawny ist nicht meine Freundin – nur einer meiner treusten Fans. Ich habe in meiner Benningniten-Gruppe gepostet, dass ich nach Royal fahre, und sie wollte mitkommen“, sagte er.

Benningniten-Gruppe?“, fragte sie, als sie Richtung Trinity Bay losfuhr. Dieser Mann spielte in einer ganz anderen Liga als sie. Er war charmant und hatte so viel Sex-Appeal, dass sie ihn ständig anstarren wollte. Aber das würde sie nicht tun. Er war beruflich hier, und damit hatte es sich. Sie hatte nie ein Problem damit gehabt, Beruf und Privatleben voneinander zu trennen, und wollte jetzt nicht damit anfangen, beides zu vermischen.

„Ich weiß, wie sich das anhört, aber einige meiner langjährigen Follower haben damit angefangen“, erklärte er. „Und mir gefällt’s.“

„Okay, ich finde es seltsam, aber das ist deine Welt. Wie ist das, bist du hier, weil du dich wirklich für das Festival interessierst, oder willst du nur Deluca aus dem Weg gehen?“, fragte sie. „Wir wollen keine Negativschlagzeilen.“

„Was glaubst du, was er vorhat? Nach Royal zu kommen und mich zum Duell zu fordern?“

Sie schüttelte den Kopf. Wenn er es so formulierte, kam sie sich dumm vor, dass sie überhaupt gefragt hatte, aber sie ging nicht gern Risiken ein. „Mach dich nur darüber lustig, aber ich muss diese Fragen stellen.“

„Ja? Für wen?“, hakte er nach. „Macht sich der Beirat Sorgen wegen meines Privatlebens?“

Verlegen zuckte sie die Schultern. So war es nicht. In Wirklichkeit wollte sie selbst alle Einzelheiten wissen. „Vermutlich nicht. Ich will zwar tatsächlich Ärger vermeiden, aber wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich es einfach wissen. Normalerweise höre ich mir den Klatsch und Tratsch über Hollywood nur an, aber jetzt begegne ich zum ersten Mal jemandem, der im Mittelpunkt dieser Geschichten steht.“

„Das macht nicht so viel Spaß, wie du vielleicht glaubst“, grummelte er. „Aber man gewöhnt sich daran. Du stehst also auf Enthüllungsstorys?“

„Ja. Ich hasse Dramen in meinem eigenen Leben, aber bei Promis mag ich sie. Macht mich das zu einem schlechten Menschen?“

„Nein. Wenn du kein Interesse daran hättest, wären manche dieser Leute arbeitslos.“

„Wahrscheinlich“, räumte sie lachend ein. „Die ganze Influencer-Welt kommt mir seltsam vor. Aber ich mag die Sendung Rich Wives … Diese Frauen werden dafür bezahlt, sich von einer Kamera begleiten zu lassen, während sie unmögliche Dinge tun. Unfassbar!“

Er lachte. „Ja, ich weiß. Das bekomme ich aber nur am Rande mit. Ich habe viele Follower und verdiene Geld, indem ich für Produkte werbe, aber ich habe auch einen richtigen Job.“

„Wirklich?“

„Ja, Spaß zu haben und allen einen Lifestyle vorzuleben, den sie selbst gern hätten.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob das ein richtiger Job ist, aber ich bin froh, dass du all die Follower hast.“

„Warum?“

„Weil sie bestimmt zu Soiree on the Bay kommen“, sagte sie. „Wenn deine Groupies schon bereit sind, dich auf einer Autofahrt von L. A. nach Texas zu begleiten, dann stell dir bloß mal vor, wie viele von ihnen zu unserem Event kommen, wenn sie erfahren, dass du da bist.“

„Also benutzt du mich?“

„Ja“, gestand sie und wandte den Blick kurz von der Straße ab, um ihn anzugrinsen. „Aber ich glaube, das gefällt dir.“

„Warten wir’s ab.“

2. KAPITEL

Lila und Zach stiegen aus dem Auto, als sie die Fähre erreichten, die sie nach Appaloosa Island bringen sollte. Mustang Point an der Trinity Bay war ein elitärer Küstenort, und die Jachten, die hier vor Anker lagen, beeindruckten Zach. Das hier war seine Welt. Hoffentlich würde ihn das von Lila ablenken. Die Fahrt hierher hatte sein Begehren noch gesteigert. Er versuchte, die Schwachstelle in ihrer Rüstung zu finden, aber bisher war ihm das nicht gelungen.

Sie bezahlte die Tickets und plauderte mit dem Mann, der sie verkaufte. Wenn Zach auf der dreistündigen Fahrt eines gelernt hatte, dann, dass Lila offen und freundlich war. Sie strahlte Unschuld aus. Das war erfrischend. In L. A. versuchten alle ständig, die anderen auszustechen.

Sie kam zu ihm zurück, und ihre weiten Hosenbeine schwangen bei jedem Schritt. Langsam ließ er den Blick nach oben wandern, um den Rest ihres Outfits in Augenschein zu nehmen. Sie trug ein eng anliegendes Bretonenshirt, das ihre schlanke Taille und ihre üppigen Brüste betonte. Wieder fragte er sich, warum sie Single war. Doch er würde nicht den Fehler machen, sie noch einmal darauf anzusprechen. Oder doch? Sie faszinierte ihn.

Sein eigenes Leben war dagegen nur Show. Verdammt. Wurde er etwa melancholisch? Er schüttelte den Kopf. Es lag nur daran, dass er hier in dem Staat war, von dem sein Großvater ihm so viel erzählt hatte. Das erinnerte ihn an alte Träume, und natürlich weckte Lila ein Verlangen in ihm, das keine Zukunft hatte.

„Die Fähre legt in zehn Minuten ab“, erklärte sie. „So, jetzt muss ich mich ja nicht mehr aufs Fahren konzentrieren … Hast du noch irgendwelche Fragen an mich?“

Ja, die hatte er. Aber er wusste, dass sie ihn nicht einlud, in ihrem Privatleben herumzustochern. Er war neugierig, wie sie sich in seinen Armen anfühlen würde und wie sie küsste. Schüchtern und anständig oder heiß und hemmungslos? Sie war eine Mischung aus beidem, und er fragte sich, warum sie eine Seite von sich versteckte.

„Ich warte, bis ich die Insel gesehen habe. Das PDF, das du mir geschickt hast, war interessant.“ Eher langweilig. Aber vielleicht lag das auch nur am Dateiformat. Er wollte den Veranstaltungsort sehen, bevor er sich ein Urteil erlaubte.

„Ich will den Beirat nicht enttäuschen“, meinte sie.

„Das wirst du auch nicht.“

„Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht … und deine Follower“, gestand sie.

Seine Follower.

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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