Gleichung mit einem sexy Unbekannten

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Die brillante Mathematikerin Becky ist von der Arbeit an der Uni ausgebrannt. Zeit für etwas Bodenständiges – sie wird Haushälterin bei dem Ingenieur Steve Holder. Doch ihr sexy Boss stellt ihr schnell die schwierigste Gleichung ihres Lebens! Mit den Unbekannten Liebe, Glück und Zukunft …


  • Erscheinungstag 07.08.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751522052
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

„Bitte, Celia, du bist doch auch eine Mutter! Du musst doch wissen, was ich meine!“ Bonnie Reynolds sah ihre langjährige Freundin fast flehend an. „Schon als das Mädchen noch zur Highschool gegangen ist, hatte ich immer das Gefühl, kaum mithalten zu können. Ich hatte jedes Mal Kopfschmerzen, wenn ich ihre Hausaufgaben nachsehen sollte, weil sie mir einfach zu hoch waren.“

Trotz allem schwang so etwas wie Stolz in Bonnies Stimme mit, als sie hinzusetzte: „Und dann hat Rebecca ihr Studium absolviert, als wäre das alles ein Kinderspiel – und zu der Zeit war sie ja noch fast ein Kind.“

Celia Parnell lächelte ihrer Freundin mitfühlend zu. Sie saßen in ihrem Büro in Bedford, Kalifornien. Als Bonnie sichtlich genervt hereingekommen war, hatte Celia sofort die Tür geschlossen, damit sie ungestört waren. Zuerst einmal schenkte sie eine Tasse beruhigenden Vanilletee ein. Dann drängte sie ihre Freundin zu erzählen, was passiert war.

Es war ein wahrer Wortschwall, der aus Bonnie hervorquoll, fast so, als wäre ein Damm gebrochen.

Celia nickte nur. Es war eine Geschichte, die sie nur allzu gut kannte.

„Rebecca hatte einen wunderbaren Job, Celia. Einen wirklich guten Job – drei Jahre lang. Und dann hat sie einfach so alles hingeworfen.“ Bonnie schnalzte mit den Fingern. „Versteh mich nicht falsch. Als du Rebecca den Job in deiner Firma angeboten hast, war ich dir wirklich dankbar. Ich habe gedacht, dass sich dieses … Problem irgendwie auswächst und sie wieder sie selbst wird. Aber, Celia, das Mädchen vergeudet sein Potenzial! Du weißt, dass es so ist!“ Bonnie saß vor lauter Anspannung ganz vorn auf ihrem Stuhl, sodass sie in Gefahr lief, jederzeit herunterzufallen.

„Ganz tief durchatmen, Bonnie“, bat Celia.

„Mein Atmen ist nun wirklich nicht das Problem!“, fuhr ihre Freundin sie gereizt an. Sie war inzwischen den Tränen nahe. „Celia, Rebecca hat ihr Studium am Massachusetts Institute of Technology mit achtzehn abgeschlossen. Mit achtzehn!“, wiederholte sie noch einmal.

„Ich weiß“, sagte Celia besänftigend.

Bonnies Erregung stieg weiter. „Und sie hat dafür ein volles Stipendium erhalten, weil ihr Vater, dieser Dreckskerl, uns verlassen hat und mir nichts weiter als Schulden geblieben waren. Ich musste zwei Jobs annehmen, um uns über die Runden zu bringen! Ich habe mich kaum um Rebecca kümmern können, und doch ist sie so ein Juwel geworden.“

„Ich weiß“, wiederholte Celia noch einmal und bemühte sich, Ruhe auszustrahlen.

Sie ahnte schon, welche Richtung das Ganze nehmen würde. Dennoch ließ sie ihre Freundin ausreden in der stillen Hoffnung, dass sie sich irgendwann beruhigen würde. Wenn sie in den vergangenen Jahren eines gelernt hatte, dann, dass es keine hoffnungslosen Situationen gab.

„Als sie den Job in diesem Hightech-Unternehmen bekommen hat – praktisch dem renommiertesten Unternehmen des Landes in der Luft- und Raumfahrttechnik –, da war ich im siebten Himmel. Aber nach drei Jahren war plötzlich Schluss. Da hat Rebecca beschlossen, dass sie einen Burnout hat. Einen Burnout!“, wiederholte Bonnie und schüttelte den Kopf. „Was heißt das überhaupt?“

„Dass sie zu lange zu hart gearbeitet und sich ausgebrannt gefühlt hat“, bemerkte Celia sachlich. „Sie musste einfach ihre Batterien neu aufladen.“

„Das tut sie nun schon seit drei Jahren!“, lamentierte Bonnie. „Seit drei Jahren putzt meine Überflieger-Tochter für andere Leute!“ Sie sah ihre Freundin Hilfe suchend an.

„Ich weiß, Bonnie. Vergiss nicht, dass ich ihre Lohnschecks unterschreibe.“

Bonnie besann sich. „Entschuldige, Celia, ich wollte dich nicht kränken …“

„Hast du nicht“, versicherte die Freundin ihr sofort.

Bonnie atmete tief durch, bevor sie fortfuhr: „Ich habe Angst … fürchterliche Angst, dass Rebecca jetzt ewig so weitermacht. Als Putzfrau. Ich meine, dass sie nie wieder meine alte Rebecca sein wird.“

„Es könnte doch sein, dass sie jetzt glücklicher ist“, gab Celia vorsichtig zu bedenken.

Bonnie sah sie vollkommen entgeistert an. „Nein, das kann nicht sein. Ich weiß, dass es nicht so ist. Sie ist im Moment so sehr mit Putzen beschäftigt, dass sie überhaupt nicht dazu kommt, sich wieder auf ihr altes Leben zu besinnen. Meine Güte, abends verkriecht sie sich doch ganz in ihr albernes kleines Apartment.“

„Was meinst du damit?“ Celia war verwirrt. Sie hatte oft mit der jungen Frau zu tun, über die sie sich unterhielten, und aus ihrer Perspektive wirkte Rebecca sehr zufrieden. „Ich habe den Eindruck, dass sie sich in ihrem Apartment ganz wohl fühlt.“

„Sie hat keine Dates!“, klagte Bonnie. „Sie putzt die Häuser fremder Leute, statt sich darum zu kümmern, sich ihr eigenes Haus zuzulegen.“

Celia hatte Mühe, ihre Belustigung zu verbergen.

Bonnie seufzte schwer. „Im Moment mag das ja in Ordnung sein – aber was ist später? Sie denkt doch überhaupt nicht an ihre Zukunft! Verstehst du, was ich meine?“

„Ich glaube schon. Es geht dir nicht darum, dass Becky sich nicht als Ingenieurin krummlegt, sondern vielmehr darum, dass sie sich keinen Ehemann sucht.“

Bonnie presste die Lippen zusammen. So ausgesprochen klang es auch in ihren eigenen Ohren ziemlich altbacken. Aber es war nun einmal die Wahrheit und ließ sich nicht leugnen.

„Ich hätte gern Enkelkinder, Celia“, gestand sie. „Ist das denn so schrecklich?“

Ihre Freundin lachte. „Ganz und gar nicht, Bonnie. Ich weiß, was du durchmachst.“

Sie kamen damit zu einem Thema, das sie und ihre Freundinnen Maizie und Theresa vor fast acht Jahren zu dem ihren gemacht hatten. Es war der spontanen Idee entsprungen, einen Mann für Maizies Tochter zu suchen, ohne die junge Frau in ihre Pläne einzuweihen. Das Ganze war so erfolgreich verlaufen, dass sie die heimliche Heiratsvermittlung mit Lust weiterbetrieben.

Natürlich kümmerten sich alle drei Frauen nach wie vor um ihre eigenen Unternehmen, aber sie waren sich einig, dass das Zustandebringen glücklicher Beziehungen ihnen weitaus größere Befriedigung verschaffte.

Celia beugte sich vor. „Ich glaube, ich habe die Lösung für dich.“

„Erzähl!“ Bonnie sah sie erwartungsvoll an. „Nachdem ich drei Jahre vergebens gewartet habe, bin ich bereit, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen, wenn es sein muss.“

Celia lachte leise. „So weit brauchst du gar nicht zu gehen.“

1. KAPITEL

„Mrs. Parnell? Hier ist Steve Holder.“

Celia erkannte die tiefe, männliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Steve war einer ihrer sporadischen Klienten, der immer dann ihre Dienste in Anspruch nahm, wenn er plötzlich wieder einmal ohne Haushälterin dastand. Sie kannte nicht alle ihre Klienten, erinnerte sich aber an die, die irgendwie besonders waren. Das galt für Steve Holder allemal – er war verwitwet und alleinerziehender Vater einer Tochter kurz vor dem Teenageralter.

Und wie der Zufall es so wollte, hatte Celia gerade an ihn gedacht.

„Steve!“, sagte sie erfreut. „Wie geht es Ihnen?“

„Nicht gut“, sagte er offen. „Es ist mal wieder so weit.“

Celia musste nicht raten, was er meinte. Der junge Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik rief sie garantiert nicht aus einer Laune heraus an. Er vergeudete keine Zeit, weder seine eigene noch die anderer.

„Ich gehe davon aus, dass wieder eine Haushälterin gegangen ist?“ Celias Ton enthielt keine Kritik, nur Mitgefühl. Sie wusste, Steve war ein sehr sympathischer Mann, aber bedauerlicherweise konnte er keine Haushälterin lange halten. Sie nahm an, dass es etwas mit seiner Tochter zu tun hatte. Die hochintelligente Zehnjährige wurde zunehmend schwieriger.

Sie hörte Steve seufzen. „Richtig.“

Da Celia die Information für ihre Unterlagen brauchte, fragte sie taktvoll: „Darf ich fragen, was passiert ist?“

Steve musste einräumen, dass zumindest diese Haushälterin, die länger als alle anderen durchgehalten hatte, einen nachvollziehbaren Grund für ihre Kündigung hatte. „Mrs. Pritchetts Tochter hat gerade ein Baby bekommen, und Mrs. Pritchett zieht nach Seattle, um sich um das Kind zu kümmern. Sie sagt, sie geht nicht davon aus, dass sie zurückkommt“, setzte er hinzu.

„Ist es ein Mädchen oder ein Junge?“, erkundigte Celia sich.

Er musste einen Moment nachdenken. „Ein Mädchen“, sagte er schließlich.

„Wie schön.“ Celias Freude war echt. „Aber das bringt Sie in die Bredouille, nicht wahr?“

Er war sehr erleichtert über ihre Offenheit. Sie redete nicht lange um den heißen Brei. „Na ja, ich könnte Sie bitten, das Haus alle zwei Wochen putzen zu lassen, aber das ist nicht wirklich das Problem. Stevi hat im Moment Schule, und ich brauche jemanden, der sich um sie kümmert, wenn sie nach Hause kommt und ich noch arbeite.“

„Sie hat Schule?“, fragte Celia überrascht. „Aber es sind Sommerferien!“

„Ich weiß. Stevi besucht die Sommerschule. Sie wollte es unbedingt. Es war ihre Idee, nicht meine“, setzte er rasch hinzu, bevor Mrs. Parnell ihm vorwerfen konnte, seine Tochter ihrer Kindheit zu berauben. Es freute ihn, dass sie unbedingt lernen wollte, aber er musste zugeben, dass er seine kleine Tochter von früher vermisste. Während der letzten Monate hatte Stevi sich ihm gegenüber sehr verändert.

„Meine Tochter ist plötzlich ganz anders, Mrs. Parnell“, gestand er. „Sie will nicht einmal mehr ‚Stevi‘ genannt werden, sondern nur noch ‚Stephanie‘. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Angelausflüge, die wir früher so gern zusammen gemacht haben, auch der Vergangenheit angehören.“

Steve nahm seine Arbeit sehr ernst. Die Angelausflüge mit seiner Tochter hatte er genossen, weil sie ihm eine Möglichkeit boten, einmal zu entspannen. Und nun sah es ganz so aus, als sei es damit vorbei.

„Nicht unbedingt, Steve. Es könnte doch sein, dass Ihre Tochter ihre Interessen einfach ausweitet, ohne das Wesentliche dabei aus den Augen zu verlieren“, bemerkte Celia. „Zehnjährige ändern ihre Meinung noch sehr oft.“

Das war nur zu hoffen! befand er im Stillen. „Könnte ich Sie nicht dazu überreden, als Haushälterin bei uns anzufangen?“ Er seufzte, weil er wusste, dass sein Wunsch unerfüllbar war, aber diese Frau wäre die Lösung aller Probleme!

Mrs. Parnell war in seinen Augen die perfekte Großmutter. Er hatte in letzter Zeit zunehmend das Gefühl, seine eigene Tochter nicht mehr zu kennen, aber er war sich sicher, dass Stevi – oder vielmehr Stephanie – mit ihr gut auskommen würde.

„Ich würde es gern tun, wenn ich könnte, Steve“, sagte Celia freundlich, „aber ich fürchte, meine Firma hält mich sehr auf Trab. Sonst …“

„Ich weiß“, unterbrach Steve sie, um klarzumachen, dass er seinen Wunsch nicht ernst gemeint hatte. „Ich dachte nur, ich dürfte einmal träumen.“

Celia spürte, dass er versuchte, das Gespräch höflich zu beenden, aber sie entdeckte dabei in seinem Ton eine Spur von Ratlosigkeit. Vielleicht sogar Trauer. So hatte sie ihn sonst noch nie erlebt.

„Steve, ich würde die Hoffnung auf eine gute Haushälterin noch nicht aufgeben.“ Sie erinnerte sich an ihr Gespräch mit Bonnie Reynolds. Eine Idee nahm Formen an … „Vielleicht habe ich sogar die perfekte Frau für den Job. Ich melde mich wieder …“

„Moment noch“, unterbrach er sie. „Ich meine, ich brauche eine Haushälterin, aber sie muss auch mehr sein.“

„Oh?“ Celia war sich nicht sicher, welche Richtung das Gespräch jetzt nehmen würde und ob sie dann wirklich noch helfen könnte, aber sie wartete zuerst einmal ab.

Steve zögerte. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll …“

„Nur heraus damit“, ermunterte sie ihn. „Ich verstehe dann schon, was Sie meinen.“

Für einen intelligenten Mann wie ihn war es erkennbar ungewohnt, so außerhalb seines Elements zu sein. Er räusperte sich verlegen.

„Wie Sie wissen, sind Stevi – ich meine: Stephanie – und ich in den letzten sechs Jahren allein gewesen. Trotz meines Jobs habe ich immer Zeit gefunden für meine Tochter. Wir haben alles zusammen gemacht. Wir haben zusammen geangelt, haben Tee-Partys gemacht, Baseballspiele besucht und ‚Alien vs. Astronaut‘ gespielt …“

„Alien vs. Astronaut?“, hakte Celia nach. Als dreifache Großmutter versuchte sie, bei allen Spielen auf dem Laufenden zu sein, aber dieses war ihr neu.

„Das ist ein Videogame“, erklärte Steve. „Stevis – ich meine: Stephanies – Lieblingsspiel. Es fällt mir wirklich schwer, mich an diesen Namen zu gewöhnen“, entschuldigte er sich. „Wie auch immer – aus heiterem Himmel ist sie plötzlich so anders …“

„Und will auch anders genannt werden.“ Celia nickte, obwohl er es nicht sehen konnte.

„Das ist ein Teil davon“, sagte er bedrückt. „Das größere Problem ist eigentlich, dass sie plötzlich vor meinen Augen zu wachsen scheint.“

„Das ist so in dem Alter“, bemerkte Celia trocken. „Hat wohl etwas mit dem täglichen Gießen zu tun“, setzte sie verschmitzt hinzu.

Er war so beschäftigt mit den Veränderungen, die gerade in seinem Leben vorgingen, dass er ihren Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern, kaum registrierte.

„Worauf ich hinauswill, ist, dass Stevi plötzlich mit Fragen kommt, auf die ich keine Antwort weiß. Ich meine, natürlich weiß ich die Antworten, aber ich kann es einfach nicht … ich meine, ich weiß nicht, was ich sagen soll …“

„Ich verstehe, Steve. Ihre Tochter ist an einem wichtigen Wendepunkt ihres Lebens. Es ist eine sensible Phase, und manchmal braucht ein Mädchen dann einfach eine Frau, bei der sie sich aussprechen kann – ganz gleich, wie eng das Verhältnis zum Vater sein mag.“

„Genau!“ Steve war hörbar erleichtert, dass sie verstand, was er so unbeholfen in Worte zu fassen versuchte. „Ich brauche jemanden, der kochen kann, der für Ordnung im Haus sorgt und vor allem: der auf Stevi eingeht. Ich brauche eine Frau, an die meine Tochter sich mit all ihren Fragen wenden kann. Ich weiß, das ist viel verlangt.“ Er seufzte schwer. „Wahrscheinlich gibt es so jemanden gar nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich schon daran gedacht, Stevi auf ein Internat zu schicken.“

„Auf ein Internat?“ Celia war überrascht. Etwas Schrecklicheres als ein Internat konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Das würde seiner Tochter doch nur das Gefühl geben, unerwünscht zu sein und abgeschoben zu werden. „Haben Sie schon mit ihr darüber gesprochen?“

„Nein, noch nicht. Aber unter den Umständen dachte ich, es wäre vielleicht das Beste.“

Celia hätte ihm gern gesagt, was sie von der Idee hielt, hielt sich aber zurück. Stattdessen schlug sie taktvoll vor: „Wieso vergessen Sie das nicht erst einmal, Steve? Geben Sie mir eine Chance, jemanden für Sie zu finden, bevor Sie eine vorschnelle Entscheidung treffen. Ich gehe mal davon aus, dass es nicht wirklich Ihr Wunsch ist, Stevi fortzuschicken.“

„Das stimmt“, räumte Steve ein. „Aber sie braucht im Moment mehr, als ich ihr geben kann. Sie hat Fragen zu … nun ja …“ Er senkte die Stimme. „Fragen zu BHs und Jungs und den Veränderungen, die mit ihrem Körper vor sich gehen. Ich weiß einfach nicht, wie ich darauf reagieren soll, ohne dass es für uns beide peinlich wird. Verstehen Sie, was ich meine, Mrs. Parnell?“

„Vollkommen“, versicherte sie ihm. „Tun Sie mir einen Gefallen, Steve. Unternehmen Sie erst einmal nichts, was das Thema Internat betrifft. Wenn es hart auf hart kommt, springe ich selbst für ein paar Tage als Haushälterin ein und bin für Stevi da, wenn sie nach Hause kommt. Dann müssen Sie sich keine Sorgen machen. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, mit der wir alle leben können.“

Sie spürte förmlich, wie dem Mann eine Last von den Schultern fiel.

„Sie retten mich, Mrs. Parnell“, versicherte er ihr mit unüberhörbarer Dankbarkeit.

„Das gehört alles zum Service, Steve“, erklärte sie. „Ich melde mich wieder bei Ihnen“, versprach sie und legte auf.

Celia musste nicht lange überlegen, um zuerst ihre Freundin Maizie Sommers anzurufen und dann Theresa Manetti. Sie berief ein dringendes Treffen der drei ein.

„Okay, da sind wir“, verkündete Maizie, als sie am Nachmittag zusammen mit Theresa bei Celia eintraf. Da sie viel mit dem Auto unterwegs war, hatte sie einfach die Freundin auf dem Weg zu Celia abgeholt. Theresa hatte gerade im Büro über einigen Änderungswünschen eines Kunden für ein Geburtstagsessen am nächsten Tag gebrütet, aber für ihre Freundinnen ließ sie alles stehen und liegen. „Was hast du denn für einen Notfall?“

„Ich muss euch etwas erzählen“, verkündete Celia.

„Und das war nicht am Telefon möglich?“, fragte Maizie. „Celia, wir haben dir doch gezeigt, wie man eine Konferenzschaltung einrichtet. Hast du immer noch Probleme damit?“

Celia zuckte mit den Schultern. „Ich sehe euch lieber direkt vor mir, wenn ich mit euch rede.“

„Oh. Ist es etwas, bei dem man besser sitzt?“ Theresa nahm sich einen Stuhl.

Die drei Frauen waren seit der dritten Klasse befreundet und hatten alle entscheidenden Ereignisse des Lebens zusammen durchgemacht: Hochzeiten, Geburten, Todesfälle. Sie standen einander in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite.

„Ja, es ist besser, ihr nehmt Platz“, sagte Celia. „Es ist nichts Schlimmes, aber ich könnte etwas länger brauchen, um es zu erklären.“

Sie wartete, bis die beiden saßen, bevor sie selbst sich einen Stuhl nahm. „Es ist ja schon häufiger vorgekommen, dass eine von uns von jemandem darauf angesprochen wurde, einen Partner für den Sohn oder die Tochter, oder für Freund oder Freundin zu finden. Dann setzen wir uns hier zusammen und machen ein Brainstorming, um den richtigen Partner für diese Person zu finden.“

Maizie sah ihre Freundin fragend an. „Du erzählst uns nichts Neues, Celia. Worauf willst du hinaus?“

„Also, ich habe eine Freundin“, begann Celia. „Sie ist eigentlich die Mutter einer Angestellten. Wie auch immer – sie hat mich gebeten, jemanden für ihre Tochter zu finden.“

„Und? Wo ist das Problem?“, wollte Maizie wissen.

„Es ist nicht direkt ein Problem.“ Celia wand sich. „Ich glaube, ich habe schon den perfekten Partner für sie gefunden … Ich wollte nur eure Meinung dazu hören, bevor ich die beiden zusammenbringe.“

„Nur zu!“, ermunterte Maizie sie. Es überraschte sie, dass Celia die Sache so umständlich anging.

„Er ist ein alleinerziehender Vater, und seine Tochter ist in einem Alter, in dem sie anfängt, diese ganz bestimmten Fragen zu stellen. Er hat mir gesagt, dass er einerseits eine kompetente Haushälterin sucht, andererseits aber auch eine Frau, zu der seine Tochter mit ihren Fragen kommen kann.“

„Und du glaubst, deine Angestellte könnte die richtige Frau für diesen Mann sein?“, fragte Theresa.

„Na ja“, begann Celia vorsichtig. „Er ist Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, und sie hat ihr Studium am MIT mit achtzehn abgeschlossen.“

„Moment mal, das verstehe ich nicht“, protestierte Maizie. „Sie hat ihr Studium am MIT mit achtzehn abgeschlossen? Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Celia, aber wieso arbeitet sie dann für dich?“

Celia lächelte. „Ich weiß. Es klingt wirklich merkwürdig, nicht?“

„Nicht, wenn sie im Zeugenschutzprogramm ist“, bemerkte Maizie trocken.

„Das ist sie nicht. Aber sie hat ein paar Probleme. Als Becky zu mir kam, sagte sie, sie sucht ‚etwas anderes‘. Sie fühlte sich ausgebrannt und wollte einfach irgendeine Arbeit, die den Kopf nicht fordert. Eine simple Arbeit, bei der sie am Ende des Tages ein Ergebnis sehen kann.“ Celia lächelte. „Zum Beispiel ein sauber geputztes Badezimmer.“

„Hmm, ja, das ist wirklich simpel“, stimmte Maizie zu.

„Also ich finde, die beiden haben viel gemeinsam und könnten einander helfen“, schloss Celia. Sie sah ihre Freundinnen abwartend an.

„Irgendwelche Knackpunkte?“, wollte Maizie wissen.

„Ich habe keine gefunden“, bekannte Celia. Vor dem Eintreffen ihrer Freundinnen hatte sie sich intensiv mit dem Hintergrund der beiden ahnungslosen Kandidaten befasst. „Ich persönlich glaube ja, dass die beiden wie füreinander geschaffen sind.“

„Wenn du das findest, schließe ich mich dir bedenkenlos an“, sagte Maizie. „Theresa?“

Die nickte. „Ja, ich vertraue deinem Urteil. Wir sind ja schließlich auf diesem Gebiet richtig gut geworden.“

Maizie lachte leise. „Hab etwas mehr Selbstvertrauen, Celia. Wir unterstützen dich. Der Ruhm wird uns schließlich allen zuteil.“

„Also gut.“ Celia schien aufzuatmen. „Dann rufe ich Steve morgen an und sage ihm, dass ich die richtige Haushälterin für ihn habe.“

Maizie strahlte. „Dann hätten wir das also geklärt“, stellte sie fest. „Wisst ihr was? Wo wir nun schon einmal hier sind – wie wäre es mit einem kleinen Kartenspiel?“

„Du meinst, spielen, ohne dabei über mögliche Paare zu reden?“, hakte Celia nach.

„Das wäre doch einmal etwas ganz Neues“, befand Theresa.

Sonst nahmen sie den Spieleabend immer als Gelegenheit für ihr Brainstorming. Dabei gingen sie potenzielle Kandidaten durch, erörterten das Für und Wider jedes Einzelnen, bis sie schließlich sicher zu sein glaubten, die richtige Kombination für ein Paar gefunden zu haben.

„Und worüber sollen wir uns dann jetzt unterhalten?“, fragte Theresa unschuldig.

Maizie schüttelte den Kopf, während sie ein Kartenspiel aus der Tasche holte. „Wir sind drei intelligente Frauen, jede mit einem florierenden Unternehmen und einem ganzen Haufen Enkelkinder. Wenn uns kein anderes Thema einfallen würde als das Liebesleben fremder Menschen, wäre es doch wirklich traurig.“

Lachend wandten die drei sich ihrem Blatt zu.

2. KAPITEL

„Stevi?“ Steve stand unten an der Treppe und rief seine zehnjährige Tochter – die schon fast elf war, wie sie ihm immer wieder in Erinnerung rief. „Beeil dich! Du willst nicht zu spät zum Unterricht kommen, und ich möchte pünktlich zur Arbeit.“

Das zierliche dunkelhaarige Mädchen kam mit mürrischer Miene herunter. „Dad, ich habe dir schon x-mal gesagt, ich heiße Stephanie“, erklärte sie gereizt. „Und ich habe dir auch gesagt, dass ich auch zu Fuß zur Schule gehen kann. Du brauchst mich nicht hinzubringen.“

Sie hatten dieses Thema in den vergangenen Wochen immer wieder diskutiert – seitdem Stevi der Meinung war, sie sei für all das schon zu erwachsen. Als Nächstes befand sie ja vielleicht auch noch, dass sie zu erwachsen für ihn war!

„Vielleicht bringe ich dich ja gern zur Schule“, sagte Steve. „Hast du darüber schon einmal nachgedacht?“

Sie lächelte mitleidig. „Dad, ich werde erwachsen“, erklärte sie. „Du musst dich damit abfinden.“

Sie sah nicht anders aus als noch vor sechs Monaten oder sogar vor einem Jahr, aber er wusste, sie hatte sich verändert. Es war unausweichlich, genau wie sie sagte.

Aber dennoch musste es ihm nicht gefallen.

Autor

Marie Ferrarella
<p>Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die...
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