Heißes Date mit dem Ex

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Was will Alex hier? Cara Windsor traut ihren Augen nicht, als sie ihren Ex-Verlobten sieht, den Mann, den sie einst so sehr geliebt und der ihr das Herz gebrochen hat. Trotzdem steht er jetzt in ihrem Büro, sieht sie mit seinen unergründlichen Augen an und bittet sie um ein Gespräch. Hat er sie nicht schon genug verletzt? Aber sie kann Alex‘ erotischer Ausstrahlung einfach nicht widerstehen. Bittersüße Erinnerungen an sinnliche Stunden werden wach. Und schon sitzt Cara mit ihm in seinem roten Ferrari, auf dem Weg zu dem geheimen Ort, wo für sie beide alles begann …


  • Erscheinungstag 10.02.2015
  • Bandnummer 1858
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720964
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Es tut mir schrecklich leid, Mr del Toro, aber Miss Windsor ist im Moment sehr beschäftigt. Sie hat leider überhaupt keine Zeit für Sie.“

Verwirrt starrte Alex die Assistentin von Cara an. Die Frau, die hinter dem Schreibtisch im schmucklosen Bürotrakt von Windsor Energy saß, klang keineswegs so, als täte ihr irgendetwas leid. Vielmehr wirkte sie wie eine entschlossene Bärenmutter, die ihre Jungen verteidigte. Zwar wusste er, dass sie nur ihren Job machte, doch war das keine Entschuldigung dafür, dass sie ihn so misstrauisch musterte, als wäre er die böse Hexe aus Oz.

Seit seine wahre Identität bekannt geworden war, hatte man Alex in Royal häufig so seltsam beäugt, als wären ihm plötzlich Flossen gewachsen. Er ging davon aus, dass Paul Windsor seine Security damit beauftragt hatte, ihn umgehend wieder nach draußen zu befördern, sobald er auch nur einen Fuß ins Firmengebäude setzte. Um Windsor würde er sich jedoch ein anderes Mal kümmern – denn an diesem Tag war er allein wegen Cara hier und fest entschlossen, sie zum Mitkommen zu überreden.

Sehnsüchtig sah er zu Caras Bürotür hinüber. Dios – bei Gott! dachte er auf Spanisch, seiner Muttersprache –, er musste sie unbedingt wiedersehen und mit ihr reden. Ein weiterer Aufschub wäre völlig inakzeptabel.

Deswegen schenkte er der Assistentin sein reizendstes Lächeln, das ihm schon immer gute Dienste erwiesen hatte, wenn er als Junge seine Lehrer – und als Erwachsener die Frauen – von seinen ehrenwerten Absichten hatte überzeugen wollen. Aktuell jedoch stand nur ein weibliches Wesen im Mittelpunkt seines Interesses – die zauberhafte Cara Windsor.

„Miss Potter“, sagte er, nachdem er einen flüchtigen Blick auf ihr Namensschild geworfen hatte. „Mit Ihnen kann man doch bestimmt vernünftig reden. Ich würde nie etwas tun, das Sie den Job kosten könnte. Warum sagen Sie Miss Windsor nicht einfach Bescheid, dass ich hier bin? Das wäre doch für alle Beteiligten wesentlich angenehmer, als wenn ich einfach unangemeldet zu ihr ins Büro stürme. Aber wie auch immer“, betonte er, unablässig charmant lächelnd, während er auf Caras Bürotür deutete. „Ich bin fest entschlossen, sie heute noch zu sprechen.“

Seine Worte verfehlten ihre Wirkung anscheinend nicht, denn mit einem Mal wirkte Miss Potter nicht mehr ganz so kühl. „Verstehen Sie doch“, erwiderte sie leise. „Ich habe den Auftrag, die Security zu benachrichtigen, sobald Sie sich hier blicken lassen.“

„Das wollen Sie doch aber nicht tun, oder?“

„Nein, aber Mr Windsor hat es ausdrücklich angeordnet. Und außerdem weiß jeder hier …“ Sie stockte.

„Was denn?“, hakte er nach.

Verlegen betrachtete sie ihren Schreibtisch, bevor sie weitersprach. „Dass Sie Cara das Herz gebrochen haben.“

Autsch! So viel stand jedenfalls fest: Diese Miss Potter nahm kein Blatt vor den Mund. Vermutlich war das jedoch nur ein Vorgeschmack auf das, was ihn gleich noch erwartete.

„Ich versichere Ihnen, dass ich nicht vorhabe, Cara wehzutun. Lassen Sie uns doch einfach so tun, als hätte dieses Gespräch gar nicht stattgefunden und …“

„Gayle? Was ist denn hier los?“, erklang in diesem Augenblick Caras sanfte Stimme hinter ihm. Schlagartig verflog Alex’ Anspannung, und er drehte sich um. Als er Cara am Durchgang zu ihrem Büro stehen sah, beschleunigte sich sein Herzschlag. Mit einer Hand stützte sie sich am Türrahmen ab, und ihr langes honigblondes Haar umschmeichelte seidig glänzend ihre Schultern. Unwillkürlich musste Alex daran denken, wie diese weichen Locken verführerisch sein Gesicht gestreift hatten, als Cara ihn in der Nacht nach der Entlassung aus dem Krankenhaus voller Verlangen geliebt hatte.

Obwohl sie an diesem Tag lediglich einen schlichten grauen Hosenanzug trug, sah sie darin aus, als wäre sie gerade für das Titelblatt der Vogue fotografiert worden. Wie magisch wurde sein Blick von der körperbetonten weißen Bluse und der verführerischen Mulde zwischen ihren Brüsten angezogen.

Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie sehr Cara ihm gefehlt hatte.

Als sie ihn erblickte, erlosch das freundliche Funkeln in ihren kristallblauen Augen. Überrascht atmete sie aus. „Alex! Was machst du denn hier?“, fragte sie scharf.

„Ich muss mit dir reden.“

Doch sie schüttelte den Kopf und reckte entschlossen das Kinn. „Du dürftest überhaupt nicht hier sein.“

Inzwischen war Gayle Potter aufgestanden. „Es tut mir leid, Miss Windsor. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten.“

„Das hat sie wirklich“, bestätigte Alex. „Mit aller Macht. Aber wie du vielleicht noch weißt …“

„… kann man dich nicht aufhalten, wenn du dir erst mal was in den Kopf gesetzt hast“, beendete sie kühl den Satz.

Oh, da lag noch ein schweres Stück Arbeit vor ihm.

„Ist schon in Ordnung, Gayle“, sagte sie zu ihrer Assistentin. „Ich verstehe das.“

„Soll ich den Sicherheitsdienst rufen?“, erkundigte sich die ältere Frau.

Ergeben seufzte Cara. „Nein, ich komme schon zurecht. Machen Sie doch einfach Pause. In der Zwischenzeit führe ich Mr del Toro hinaus“, erklärte sie, und Alex zuckte zusammen, als er registrierte, in welch verbittertem Tonfall sie seinen Nachnamen ausgesprochen hatte. Er war hier, um die Dinge zwischen ihnen beiden wieder in Ordnung zu bringen, und nicht, um Cara noch mehr Schmerz zuzufügen.

Besorgt sah Gayle zu ihnen herüber, bevor sie ihre Tasche nahm und ging. „Ich bin in der Lounge, falls Sie mich brauchen“, erklärte sie und verließ das Büro.

„Du dürftest noch nicht mal in diesem Gebäude sein.“ Caras Stimme klang vorwurfsvoll.

„Wie? Ähm, was?“ Er ertappte sich dabei, dass er wie gefesselt jede ihrer Bewegungen beobachtete. Seit Wochen sah er sie zum ersten Mal wieder, und beinahe hatte er vergessen, wie lebendig ihre meerwasserblauen Augen funkelten. Wie sinnlich gerundet ihre Brüste waren. Und wie verführerisch es sich anfühlte, wenn sie ihm die schlanken Schenkel begierig um die Hüften schlang.

Außerdem hatte sie es stets verstanden, ihn zum Lachen zu bringen. In ihrer Gegenwart hatte er sich von Anfang an kindlich unbeschwert gefühlt, und es wunderte ihn nicht, dass er sich damals Hals über Kopf in diese faszinierende Frau verliebt hatte.

„Ich habe gesagt, dass du gehen musst.“

„Das mache ich – wenn du mitkommst. Wir müssen reden.“

Plötzlich sah sie ihn an, als wäre er ein völlig Fremder. Dabei bin ich doch immer noch derselbe Mann! dachte er verzweifelt. Wie sollte er sie nur davon überzeugen? Er würde alles erklären und sich anschließend entschuldigen, doch zuvor musste er noch etwas anderes erledigen.

„Ich kenne dich nicht, Alex del Toro“, erklärte sie. „Ich hatte gedacht, ich würde dich kennen, aber da habe ich mich gewaltig geirrt. Ich bin nicht länger das naive Dummchen. Der Alex Santiago, in den ich mich verliebt hatte und den ich heiraten wollte, war ein reizender und fürsorglicher Mann. Zwischen uns – das ist was Besonderes gewesen. Aber so bist du gar nicht, habe ich recht? Du bist nicht Alex Santiago. Es war alles nur eine Lüge. Du hast mich benutzt, und jetzt erinnerst du dich noch nicht einmal mehr daran. Falls du das tätest, würdest du nämlich heute nicht hier sein und mit mir sprechen wollen – dann wüsstest du nämlich, dass es zwecklos ist, Amnesie hin oder her.“

„Cara“, widersprach er. „Es ist nicht zwecklos. Komm mit. Ich verspreche dir, es dauert auch nicht lange.“ Ja, er hatte es wirklich vermasselt, aber auf keinen Fall würde er zulassen, dass dies das Ende war. Unauffällig sah er auf ihre linke Hand und stellte bestürzt fest, dass sie seinen Verlobungsring nicht mehr trug. Ganz offensichtlich hasste sie ihn.

Auffordernd blickte sie zum Haupteingang hinüber. „Mein Vater ist in zehn Minuten wieder zurück im Büro. Wenn er dich hier sieht, lässt er dich rauswerfen.“

Jetzt setzte Alex alles auf eine Karte, schließlich hatte er nichts mehr zu verlieren. Es war ihm wesentlich wichtiger, dass Cara ihn anhörte, als sich darum zu kümmern, seinen guten Ruf bei Freunden und Kollegen in Royal wiederherzustellen. Sie musste ihm endlich wieder vertrauen. „Dann willst du mir also hier an deinem Arbeitsplatz eine Szene machen? Ich bitte dich doch nur um eine Stunde deiner Zeit und verspreche dir, dass ich dich hinterher wieder zurückbringe.“ Oder auch nicht, denn wenn die Dinge wie geplant verliefen, würde Alex seine Verlobte mit zu sich nach Pine Valley nehmen.

Seufzend sah sie auf die Uhr. „Okay“, gab sie schließlich nach. „Ich komme mit – aber nur, um zu verhindern, dass mein Vater sich unnötig aufregt, wenn er dich hier sieht.“

Falls Alex’ Verdacht sich bestätigen sollte, dann würde der Mann mit den vier Exfrauen bald nicht mehr in der Lage sein, Ehefrau Nummer fünf zu heiraten, sondern stattdessen im Gefängnis sitzen – und zwar wegen Kidnappings und versuchten Mordes.

„Gib mir eine Minute, Alex. Ich komme nach draußen. Wo hast du geparkt?“

„Du findest mich beim ersten roten Ferrari, den du auf dem Parkplatz siehst“, erwiderte er lächelnd, denn Cara hatte ihm damals geholfen, den Wagen auszusuchen. Rot war ihre Lieblingsfarbe. Auch daran erinnerte er sich.

Mittlerweile funktionierte sein Gedächtnis nämlich beinah wieder lückenlos.

Cara beugte sich rasch über den Schreibtisch, um Gayle eine kurze Nachricht zu schreiben, dass sie niemandem etwas von Alex’ Besuch erzählen und sich keine Sorgen um ihre Chefin machen sollte.

Dabei wünschte sie sich selbst auch so viel Zuversicht. Insgeheim bezweifelte sie nämlich, dass es eine weise Entscheidung war, mit Alex zu gehen. Einige Monate zuvor war er unmittelbar nach ihrer Verlobung spurlos verschwunden. Zunächst hatte es kein Lebenszeichen von ihm gegeben, und Cara hatte schreckliche Ängste um ihren Verlobten ausgestanden. Erst hatte sie sich einzureden versucht, dass Alex einfach nur auf Geschäftsreise gefahren war und vergessen hatte, ihr Bescheid zu geben. Doch nach einigen Wochen hatte immer noch niemand etwas von ihm gehört. Und als man zu glauben begann, dass ein Verbrechen nicht auszuschließen war, hatte auch Cara das Schlimmste befürchtet.

Doch mit der Zeit waren ihr Zweifel gekommen, und sie hatte sich gefragt, ob Alex vielleicht die Flucht vor ihr ergriffen hatte, weil er sie nicht mehr liebte. Verrückte Gedanken und Sorgen hatten sie Tag und Nacht gequält. Vielleicht hatte Alex die Verlobung bereut und war zu einer früheren Geliebten zurückgekehrt. Möglicherweise hatte er nur nicht den Mut aufgebracht, Cara ins Gesicht zu sagen, dass sie doch nicht die richtige Frau für ihn war. Inzwischen wusste sie natürlich, dass sie mit ihren Verdächtigungen falschgelegen hatte.

Man hatte Alex inmitten einer Gruppe illegaler Einwanderer aufgefunden, nachdem der LKW, in dem sie sich befanden, in einen Autounfall verwickelt worden war. Niemand wusste, wie Alex dorthin geraten war – selbst Alex nicht, denn seit dem Verkehrsunfall litt er unter einer Amnesie. Außer einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Handgelenk schien er körperlich jedoch keinen Schaden erlitten zu haben. Die darauffolgenden Wochen hatte Cara sich mit Schuldgefühlen herumgeplagt, weil sie so schlecht von Alex gedacht hatte. Naiv, wie sie gewesen war, hatte sie alles versucht, Alex dabei zu unterstützen, seine Erinnerung wiederzuerlangen.

Doch das hat alles nichts gebracht, dachte sie wütend, als sie rasch aus dem Büro ging und ihre hohen Absätze laut auf dem schiefergrauen Fliesenboden klackerten. Sie musste sich beeilen, denn ihr Vater konnte jeden Moment zurückkehren, und sie wollte um jeden Preis verhindern, dass er auf Alex traf.

Draußen vor der Tür wurde sie von texanischem Sonnenschein begrüßt, und nachdem sie ihre Sonnenbrille aufgesetzt hatte, blickte sie sich suchend um. Alex war kaum zu übersehen. Lässig lächelnd lehnte er an dem roten Sportwagen, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein dunkles Haar glänzte verführerisch im Tageslicht. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und sah einfach umwerfend sexy aus. Unwillkürlich hielt Cara den Atem an. Jedes Mal, wenn sie den schlanken, großen und unverschämt attraktiven Mann sah, hatte sie das Gefühl, ihr Herzschlag beschleunigte sich.

Er ist ein Schwindler, ermahnte sie sich im Stillen. Trotzdem brachte sein Anblick eine sinnliche Saite in ihr zum Klingen.

Dabei wusste sie doch am allerbesten, dass Alex Santiago niemals existiert hatte. Es hatte ihr das Herz gebrochen, als sie die Wahrheit erfahren hatte. Er war Alejandro del Toro, einziger Erbe und Sohn von Del Toro Oil, einem mexikanischen Konzern, der seinen größten Rivalen, Windsor Energy, ausspionieren ließ. Alejandro hatte sich eine falsche Identität zugelegt und über ein Jahr als Alex Santiago in Maverick County gelebt und Caras Gutmütigkeit ausgenutzt, um an Informationen über das florierende Ölunternehmen ihres Vaters zu gelangen. Aufgeflogen war der Schwindel erst nach Alex’ Heimkehr, nachdem Rodrigo del Toro nach Royal gekommen war, um seinem Sohn dabei zu helfen, sich daran zu erinnern, wer er wirklich war.

Der Schmerz über diesen Betrug saß noch immer unerträglich tief, wenn Cara daran dachte, wie sie sich von Alex hatte ausnutzen lassen. Es spielte keine Rolle, dass er sich an nichts mehr erinnerte – die Schuld an seinem Handeln trug er trotzdem. Ihr Vater hatte ohnehin von Anfang an nicht viel von Caras Verlobtem gehalten, und es hatte sich herausgestellt, dass er richtiggelegen hatte.

Das wurmte Cara bei der ganzen Sache am meisten. Ihr Vater, der bereits vier Scheidungen hinter sich hatte, hatte ein besseres Gespür bei Alex bewiesen als sie selbst.

Wie leichtgläubig sie doch gewesen war!

Drei Schritte von Alex entfernt blieb sie stehen. „Ich will das hier wirklich nicht.“

„Ist mir klar. Umso mehr weiß ich zu schätzen, dass du trotzdem hier bist.“

Er trat auf sie zu, nahm ihre Hand und führte sie zur Beifahrerseite. Ohne etwas dagegen tun zu können, erschauerte Cara wohlig bei seiner Berührung. Alex’ Stärke und seine Kraft hatten sie schon immer erregt, und sie erinnerte sich wehmütig daran, wie sehr sie ihn einst geliebt hatte.

Ein Teil von ihr war froh über seine Amnesie – ein anderer Teil von ihr wünschte, auch sie könnte einfach alles vergessen.

Vor der offenen Beifahrertür blieb sie stehen. „Wohin fahren wir eigentlich?“

Seine Augen schienen mit einem Mal nahezu schwarz – beinahe so schwarz, wie sie es immer gewesen waren, wenn sie sich geliebt hatten und Cara sich in der unendlichen Zärtlichkeit dieses Blicks verloren hatte. „Ich tue dir nichts, Cara. Ich bin immer noch derselbe Alex, den du gekannt hast.“

Das stimmte nicht, doch sie wollte nicht mit ihm darüber streiten. Stattdessen nahm sie auf dem weichen Ledersitz Platz und legte den Sicherheitsgurt an. Kurz darauf hatte Alex sich hinter das Steuer gesetzt, den Motor gestartet und lenkte den Ferrari vom Parkplatz.

Während der Fahrt schwieg er, was Cara nur recht sein konnte. Entspannt lehnte sie sich zurück und sah zum Fenster hinaus. Das gelang ihr ganze drei Minuten – danach wurde ihr Blick nämlich wie magisch von Alex’ attraktivem Gesicht angezogen. Allein der Anblick seines männlichen Profils ließ Frauenherzen vor Erregung höher schlagen. Mühsam richtete sie den Blick wieder auf die Straße.

Denk jetzt bloß nicht daran, wie es sich angefühlt hat, wenn er dich zärtlich gestreichelt hat … seine Lippen auf deine gepresst hat. Und auch nicht an den verführerischen Duft seiner Haut, der dir immer verraten hat, dass er erregt und bereit war, dich zu lieben.

Trotzdem wurde sie von diesen schönen Erinnerungen überwältigt, und nach wie vor tat es ihr unendlich weh, von diesem Mann als Lügner, Manipulator und Spion zu denken – obwohl all das zweifelsfrei auf ihn zutraf. Jetzt saß sie sogar seelenruhig neben ihm, vergeudete ihre kostbare Zeit und hatte ihren Vater als Ausrede vorgeschoben.

Cara, du bist eine Idiotin! schalt sie sich.

Alex bog auf den Highway ab, der aus der Stadt führte. Meilenweit passierten sie Weidezäune, an denen üppig blühende Wildblumen wuchsen, die den Straßenrand in ein prachtvolles Farbenmeer verwandelten.

Alex bediente die automatischen Fensterheber, und kurz darauf wehte eine frische Frühlingsbrise zu ihnen herein und machte die Klimaanlage überflüssig. Caras Haar wehte ihr ins Gesicht, doch sie störte sich nicht daran.

„Und jetzt schließ bitte die Augen.“

„Warum?“, fragte sie.

„Weil ich dich so nett darum bitte, darum“, erwiderte er geheimnisvoll lächelnd.

Obwohl sie ihm eigentlich keinen Gefallen tun wollte, erfüllte sie ihm seinen Wunsch. Sie war bereit, ihm eine Stunde ihrer Zeit zu schenken – davon waren bereits zwanzig Minuten verstrichen.

„Danke“, sagte Alex sanft, und diese beiden Worte berührten sie zutiefst.

Nicht lange darauf hielt er den Wagen an. „Lass sie noch zu“, forderte er Cara auf.

Sie nahm das leise Rauschen eines Gewässers wahr, und in der Ferne spielte Musik. Die Luft war frisch und angenehm. „Wie lange?“

„Bis ich dir sage, dass du sie aufmachen darfst.“

Sie hörte, wie er ausstieg, um den Wagen herumging und die Beifahrertür öffnete. Unmittelbar darauf nahm sie den männlich erregenden Duft seines Aftershaves wahr. Sie spürte, wie er ihren Körper streifte, als er ihr beim Lösen des Sicherheitsgurts behilflich war. Ihr Herz schien mit einem Mal doppelt so schnell zu schlagen wie zuvor, und unruhig rutschte sie auf dem Sitz hin und her.

„Nicht mehr lange“, hörte sie seine melodische Stimme dicht neben ihrem Ohr. In demselben Tonfall hatte er früher mit ihr gesprochen, wenn sie sich geliebt hatten. Er war ihr so nah, dass sie nervös schluckte.

Er griff nach ihren Händen und half ihr aus dem Wagen. „Vorsichtig, Cara.“

Verdammt, das musste sie wirklich sein bei diesem Mann.

Der steinige Untergrund ließ sie ein wenig unsicher auf ihren hohen Absätzen gehen, doch Alex stützte sie.

„Ich würde dich ja auch tragen, wenn du mich lässt“, schlug er vor.

„Davon träumst du wohl. Wie weit ist es denn noch?“

„Wir sind gleich da.“

Plötzlich begann sie, etwas zu ahnen. Die Straße, die sie hergekommen waren, der Geruch in der Luft und das leise Plätschern des Wassers verstärkten ihren Verdacht.

Der Boden unter ihren Füßen wurde mit einem Mal weicher, und sie fühlte, wie Blütenblätter von Wildblumen ihre Knöchel streiften.

Unvermittelt hielt Alex an. „Jetzt darfst du die Augen öffnen.“

Nachdem sie der Aufforderung gefolgt war, erblickte sie einen ruhig dahinfließenden Fluss, auf dem sich die Sonnenstrahlen spiegelten. Sie stand mitten auf einem Feld mit blauen Wiesenlupinen. Behutsam umfasste Alex ihre Schultern und drehte sie ein Stück herum. Verwirrt betrachtete Cara die Holzkonstruktion, die das Grundgerüst für den Landsitz zu sein schien, von dem sie einst gemeinsam mit Alex geträumt hatte. Im Zentrum des Rohbaus stand dort, wo später das Esszimmer mit Blick auf den Fluss sein würde, ein Tisch, der geschmackvoll für zwei Personen eingedeckt und mit einem Bouquet aus Efeu und Gardenien geschmückt war. Neben der Tafel spielten vier Musiker Alex’ und Caras Lieblingssongs, und so, wie es aussah, hatte Alex auch einen Caterer für gehobene Ansprüche verpflichtet.

Warum hat er mich hergebracht? fragte Cara sich verwundert. An diesem Ort hatte Alex ihr den Antrag gemacht. Seit ihrer Kindheit kannte und liebte sie diesen Flecken Erde mit den blumenbewachsenen Flussufern und Schatten spendenden Bäumen.

Als Alex sich im Krankenhaus von den Verletzungen des Verkehrsunfalls erholt hatte, hatte Cara ihm Gesellschaft geleistet und versucht, ihm dabei zu helfen, die Erinnerung wiederzuerlangen. Sie hatte ihm vom romantischen Heiratsantrag erzählt, der sie so glücklich gemacht hatte, weil Alex ihr damit bewiesen hatte, wie sehr er verstand, was sie wirklich brauchte.

Verzweifelt hatte sie alles getan, damit er sich an ihre Liebe erinnerte – doch damals hatte sie ja auch noch nicht gewusst, dass Alex in Wahrheit Alejandro hieß und nach Royal gekommen war, um Windsor Energy auszuspionieren.

Sie sah von den Musikern zu dem silberfarbenen Sektkühler, der neben dem Tisch stand, zu den Stühlen, die mit lavendelfarbenen Schleifen verziert waren. Unzählige kleine Pflanzsteine, in denen sich Rosen und weiße Stumpenkerzen befanden, umrahmten das zukünftige Esszimmer. Bei ihren Schilderungen im Krankenhaus war sie nicht so sehr ins Detail gegangen – deswegen hatte sie Alex beispielsweise nichts von den lavendelfarbenen Schleifen, den Rosen, Gardenien und dem Efeu erzählt.

Da war sie sich ganz sicher.

Verwirrt suchte sie nach einer Antwort, bis sie schließlich plötzlich zu begreifen begann. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und seltsamerweise beruhigte sie sich wieder, als sie bemerkte, dass Alex dicht neben ihr stand. Wie merkwürdig, dass sie sich in seiner Gegenwart immer noch geborgen fühlte. Langsam drehte sie sich zu ihm herum. „Du erinnerst dich wieder?“, fragte sie so leise, dass ihre Stimme kaum zu hören war.

Er nickte. „Ja, das tue ich.“

Überwältigt schloss sie die Augen. Wie oft hatte sie sich diesen Moment herbeigesehnt. „Wie lange schon?“

„Erst seit Kurzem.“

„Dann weißt du also auch, dass du mich belogen und benutzt hast?“

Er nahm ihre Hand fest in seine. „Cara, ich erinnere mich daran, dass ich dich geliebt habe.“

Unwillkürlich schmolz sie dahin, als sie die Worte vernahm, die zu hören sie sich so sehr gewünscht hatte. Wie viele Nächte hatte sie wach im Bett gelegen und dafür gebetet, dass Alex sein Gedächtnis wiedererlangte? „Ich … ich freue mich für dich, Alex.“

„Es gibt nur zwei Sachen, die wichtig für mich sind, Cara. Dass du mich liebst, ist eine davon.“

Sie entzog ihm die Hand und trat einen Schritt zurück, weil Alex ihr für ihren Geschmack viel zu nahe gekommen war. Du liebe Güte, er erinnerte sich also wieder! „Und du hast den ganzen Aufwand hier betrieben, nur um mir zu beweisen, dass du dein Gedächtnis wiedergefunden hast?“

„Ja. Ich wollte dich daran erinnern, wie sehr wir uns einst geliebt haben.“

„Ich habe dich wirklich geliebt“, erwiderte sie traurig lächelnd.

„Und ich liebe dich noch immer, Cara. Ich hatte zwar meine Erinnerung verloren, aber ich habe mich nach meiner Amnesie wieder in dich verliebt, als du dich so sehr um mich bemüht hast. Du hast mir gezeigt, was Liebe ist, als ich mich an überhaupt nichts mehr erinnern konnte, und deswegen gehört dir mein Herz – auch als Alejandro del Toro.“

„Alex, bitte“, sagte sie eindringlich, denn sie wollte nicht weiter an die guten Zeiten zurückdenken, in denen sie sich glücklich und unbeschwert ihrer Liebe hingegeben hatten. Ganz besonders wollte sie nicht an die Nacht erinnert werden, in der sie ihn verführt hatte, damit er sich endlich wieder an sie erinnerte. Sie hatte all seine intimsten Bedürfnisse befriedigt, um seine Erinnerung wieder zum Leben zu erwecken. Doch selbst nach dieser leidenschaftlichen Nacht hatte Alex seine Amnesie nicht überwunden. „Was willst du von mir?“

„Ich habe dich hierhergebracht, weil ich hoffe, dass du mich anhörst. Ich möchte, dass du verstehst, was geschehen ist, und ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dir wehgetan habe.“

Überrascht sah sie ihn an. Liebte er sie etwa doch noch? Oder musste er noch den Job für seinen Vater zu Ende bringen? Wie kam er bloß auf den Gedanken, dass sie ihm vergab, nachdem er sie so sehr erniedrigt und verletzt hatte? In den Zeitungen und Nachrichtensendungen war von dem Skandal berichtet worden – und die Schlagzeilen hätten ebenso gut lauten können: Cara Windsor – Liebe macht blind. „Ich weiß nicht, ob ich deine Entschuldigung annehmen kann, Alex.“

Betroffen sah er sie an und seufzte leise. „Bitte, hör mir erst zu, bevor du eine Entscheidung triffst. Willst du mit mir essen?“

„Hier?“

Er nickte. „Hier.“

„Du hast mir versprochen, mich nach einer Stunde wieder zurückzubringen“, entgegnete sie misstrauisch.

„Und das mache ich auch, wenn du es willst.“

Sie musste also lediglich darauf bestehen … doch warum kam ihr dann kein Laut über die Lippen?

„Bitte, Cara. Ich muss dir was erzählen, das ich noch niemandem verraten habe. Vielleicht vertraust du mir nicht, aber ich vertraue dir.“

Natürlich hatte sie ein Recht auf eine Erklärung – außerdem hatte er sie jetzt neugierig gemacht. Was für eine Entschuldigung würde er sich wohl dafür einfallen lassen, dass er ihr das Herz gebrochen und ihre Liebe zerstört hatte? „Schick die Musiker fort. Heute werden wir ganz bestimmt nicht rumschmusen oder tanzen.“

„Dann bleibst du also?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Nur zum Dinner. Ich höre mir an, was du zu sagen hast, und dann fährst du mich wieder zurück.“

Zufrieden nickte er. „Das verspreche ich dir.“

Ein Versprechen von Alex del Toro? Das war wohl nicht mehr wert als ein Stück Sumpfland in Florida.

Genießerisch schloss Cara die Augen, als sie den ersten Bissen des köstlichen Gerichts probierte, das aus Shrimps und italienischer Pasta bestand und meisterhaft mit Knoblauch und Olivenöl abgeschmeckt war. Der Moment war nahezu perfekt, und das galt auch für den rosa-goldenen Sonnenuntergang, der sich auf dem Fluss widerspiegelte.

Doch an diesem Tag würde es keinen Verlobungsring und keine Pläne für die Zukunft wie beim letzten Mal geben.

„Köstlich“, sagte sie und wartete darauf, dass Alex etwas erwiderte und begann, sich zu erklären. Doch stattdessen musterte er sie so begierig, dass Cara begann, unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen. Was für eine idiotische Idee, sich von Alex überreden zu lassen hierherzukommen!

Was dachte er wohl? Ob er sich an das letzte Mal erinnerte, als sie sich geliebt hatten? Als sie ihn am Tag nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus verführt hatte? Damals hatte sie sich wirklich eingebildet, er würde sich wieder erinnern, wenn sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbrachten. Doch weit gefehlt …

Sie schloss die Augen, um die Erinnerung abzuschütteln.

„Was ist, Cara?“

„Nichts.“ Doch das stimmte nicht. „Alex, du wolltest mir etwas erklären – bisher habe ich aber noch keine Erklärung gehört.“

„Wo soll ich beginnen?“ Er stellte das Weinglas auf den Tisch.

„Beispielsweise damit, dass du alle in Maverick County belogen hast.“

„Okay, okay.“ Er nickte. „Du hast recht. Es hat alles mit meinem Vater begonnen.“

„Dem König von Del Toro Oil.“

Autor

Charlene Sands
<p>Alles begann damit, dass der Vater von Charlene Sands, ihr als Kind die schönsten, brillantesten und fantastischsten Geschichten erzählte. Er erfand Geschichten von plündernden Piraten, mächtigen Königen und Sagen von Helden und Rittern. In diesen Erzählungen war Charlene immer die Prinzessin, Königin oder Heldin um die gekämpft oder die gerettet...
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Texas Cattleman Club: The Missing Mogul