Können Beachboys treu sein?

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Gegen blonde Beachboys ist Rebekah eigentlich immun. Doch als Grant sie zu einer sinnlichen Nacht verführt, bereut die schöne Tierheimleiterin keine Sekunde in seinen Armen. Bis sie erfährt: Sie ist nicht nur von sexy Grant schwanger, er macht ihr ein völlig absurdes Angebot …


  • Erscheinungstag 01.11.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751508582
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Fassungslos starrte Rebekah Taylor auf das Ergebnis des Schwangerschaftstests in ihrer Hand. Wie um alles in der Welt konnte der positiv sein? Sie hatten sich doch geschützt – mit einem Kondom, das ihr eine Freundin vor Jahren bei einer Junggesellinnenparty aus Jux geschenkt hatte. Das rosa glitzernde Ding war zwar furchtbar kitschig, aber es hätte doch voll funktionsfähig sein müssen.

Was es ganz offensichtlich nicht gewesen war.

Hatte das Kondom ein Verfallsdatum? Rebekah betrachtete ihre entsetzte Miene im Spiegel über dem Waschbecken. Alle sechs Monate durchsuchte sie sämtliche Schränke und Schubladen im Bad und in der Küche nach abgelaufenen Produkten und entfernte alles, was auch nur in die Nähe des Mindesthaltbarkeitsdatums zu kommen drohte.

Wie hatte sie so etwas Wichtiges übersehen können? Seufzend sank sie auf den Toilettensitz. Vermutlich, weil sie die herzförmige Dose in der hintersten Ecke der Nachttischschublade versteckt hatte. Wahrscheinlich läge sie da immer noch, wäre sie an jenem Abend nicht so verzweifelt gewesen.

Und so einsam.

Wenigstens hatte sie ein Kondom gehabt – im Gegensatz zu dem leichtsinnigen Grant Whitaker, der vor acht Wochen auf einmal vor ihrer Haustür gestanden hatte. Sex war nicht geplant gewesen, aber dann war es doch passiert.

Eigentlich hatte Rebekah den Mann bei seinen ersten Besuchen in Spring Forest überhaupt nicht leiden können. Wenn er alle paar Monate in Shorts, T-Shirt und Flip-Flops von Florida nach North Carolina geflogen kam, sah er eher wie ein Surflehrer als wie ein Geschäftsmann aus.

Und das Beunruhigende war: Obwohl er so entspannt wirkte, hatte er Rebekah stets misstrauisch beäugt. Sie war die Geschäftsführerin von Fellknäuel fürs Leben, des Tierheims, das seine beiden älteren Tanten vor Jahren gegründet hatten. Offenbar traute er Rebekah zu, Hundefutter zu stibitzen, wenn er ihr den Rücken zudrehte. Andererseits verhielt er sich so gegenüber allen Mitarbeitern von Fellknäuel fürs Leben.

„Na ja, auf jeden Fall wird dich keine für eine Whitaker halten“, seufzte sie ihrem Spiegelbild zu. Ihr Vater war Ire, und ihrer afroamerikanischen Mutter verdankte sie den bronzefarbenen Teint und die schwarzen Locken. Ein größerer Unterschied zwischen ihr und dem hellhäutigen Grant mit seinen langen blonden Haaren ließ sich kaum denken. Würde ihr Baby einem von ihnen mehr ähneln? Oder wäre ihr Kind mit dem besten beider Genen gesegnet? „Hör auf damit!“, befahl sie sich. Sie wusste gerade einmal seit drei Minuten, dass sie schwanger war, und ließ sich bereits von ihren Gefühlen mitreißen.

Vielleicht war der erste Test auch falsch. Hektisch riss Rebekah eine zweite Packung eines anderen Herstellers auf. Zehn Minuten später hielt sie jedoch das gleiche Resultat in den Händen.

Am liebsten hätte sie sich zu einer Kugel zusammengerollt und ihr Schlafzimmer nie mehr verlassen. Aber erwachsene Frauen, die eine Hypothek für ein Haus zurückzuzahlen und einen Abschluss in Betriebswirtschaft vorzuweisen hatten, brachen nicht einfach in Tränen aus und ließen sich hängen, wenn etwas schiefging.

Also nahm sie einen Zettel und stellte eine To-do-Liste auf: 1. Termin beim Arzt machen. Doch bereits bei 2. wusste sie nicht, was sie notieren sollte.

Es Grant sagen?

Ihr schauderte bei der Vorstellung, wie dieses Gespräch ablaufen könnte. Es gab zwei Möglichkeiten: Vielleicht sagte er „Na wenn schon“, und würde sie und ihr Kind vergessen, weil es nicht in seinen Lebensplan als Junggeselle passte. Oder er warf ihr vielleicht vor, ihn in eine Falle gelockt zu haben – wie es Trey gemacht hatte.

Es brachte jedoch nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, bevor sie mit einem Doktor gesprochen hatte. Sie zerknüllte das Blatt in ihrer Hand und warf es in den Abfalleimer.

In der Küche stellte sie aus alter Gewohnheit die Kaffeemaschine an, bis ihr einfiel, dass Schwangere zurückhaltend mit Koffein sein sollten. Rebekah fragte sich, wie sie es wohl neun Monate lang ohne Kaffee aushalten würde.

Und möglicherweise noch länger, falls sie sich dafür entscheiden sollte, ihr Baby zu stillen.

Ihr Handy klingelte. Sie nahm es vom Tisch und las die Nachricht von ihrer Mom.

Haben wir unseren Besuch bei Fellknäuel fürs Leben für den ersten oder zweiten Dienstag im September geplant?

Rebekah rieb sich die Nase. Ihre Mutter war Grundschullehrerin und hatte sie gebeten, für ein paar Sechsjährige eine Führung durch das Tierheim zu organisieren. Gut, dass der Termin nicht heute war!

Mom, er findet am achten statt. Ich habe es dir doch in deinen Kalender geschrieben.

Nachdem sie ihrer Mutter geantwortet hatte, suchte sie im Internet nach einem Frauenarzt mit exzellenten Bewertungen. Sie holte tief Luft und wählte die Nummer. Eine männliche Stimme meldete sich am anderen Ende, und Rebekah musste sich ein paarmal räuspern, ehe sie ihr Anliegen über die Lippen brachte. „Ich glaube, ich bin schwanger, und hätte gerne einen Termin bei Dr. Singh.“

„Herzlichen Glückwunsch.“ Rebekah tröstete es etwas, dass wenigstens ein Mann ihr dazu gratulierte. „Wie weit sind Sie?“

„Ähm, ich denke, in der achten Woche.“

„Wissen Sie den genauen Tag der Empfängnis?“

Diese Frage war ihr peinlich. Natürlich kannte sie den Tag. Sie erinnerte sich sogar an das Essen an jenem Abend. Und danach war sie schwach geworden. Offenbar reichte ein unbedachter Moment aus. Doch anstatt dem Mann ihre Gedanken mitzuteilen, nannte sie nur das Datum.

„Normalweise untersucht Dr. Singh ihre Patientinnen erst, wenn sie etwa in der zwölften Woche sind. Ich kann Ihnen einen Termin im Oktober geben.“

Rebekah biss die Zähne zusammen. Es war erst Ende August, und so lange konnte sie nicht mit der Ungewissheit leben. Schlimm genug, dass sie so etwas schon einmal hatte durchmachen müssen. „Ich … ähm … hatte schon mal eine Eileiterschwangerschaft. Unter diesen Umständen wird mich die Ärztin bestimmt früher sehen wollen.“

„Natürlich“, erwiderte er, und sie hörte das Klappern einer Tastatur. „In diesem Fall wäre der früheste Termin nächsten Donnerstag.“

Rebekah notierte sich die Zeit in ihrem Kalender, bedankte sich und beendete das Gespräch. Unter der Dusche nahm sie sich vor, bis zum Untersuchungstermin nicht mehr über die Angelegenheit nachzudenken.

Das Versprechen hielt ganze fünfundvierzig Minuten – bis sie auf dem Weg zur Arbeit mit ihrem smaragdgrünen Fiat an einem großen Drugstore vorbeikam. Bei einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass sie noch genügend Zeit hatte. Also betrat sie den Laden und kaufte eine Schachtel Vitamine speziell für Schwangere. Und da sie die Tabletten nicht auf nüchternen Magen nehmen wollte, ging sie anschließend in die gegenüberliegende Bäckerei und besorgte sich ein Schoko-Croissant. Schokolade beruhigt die Nerven, sagte sie sich. Doch nein, sie wollte nicht nervös sein. Dieses merkwürdige Gefühl in ihrem Bauch lag wahrscheinlich nur am Hunger. Oder an den Begleiterscheinungen der Schwangerschaft, von denen sie gehört, aber die sie noch nie zuvor erlebt hatte.

Als sie auf ihren Parkplatz vor dem Tierheim rollte, knurrte ihr Magen vernehmlich, und hinter ihren Schläfen pochte es. Vermutlich machte sich bereits der Koffeinentzug bemerkbar.

Normalerweise brachte sie Kaffee und Croissants für alle Kollegen mit. Aber an diesem Morgen wollte sie ihre Ruhe haben, sich hinter einem Stapel Papier verbergen und die Tür zu ihrem Büro geschlossen halten.

Mit einem letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel vergewisserte sie sich, dass nichts an ihrem Aussehen auf eine Schwangerschaft deutete. Ihr Geheimnis würde sie erst dann mit anderen teilen, wenn sie dazu bereit war.

Glücklicherweise würde sie Grant erst nach ihrem Arzttermin wiedersehen. Dann hatte sie Sicherheit, und bis dahin würde sie sich auch überlegt haben, wie sie ihm die Neuigkeit am besten überbringen könnte. Seit ihrer gemeinsamen Nacht hatten sie sich nicht mehr gesehen – was natürlich auch daran lag, dass er in einem anderen Bundesstaat lebte. Das letzte Lebenszeichen von ihm war ein Zettel mit seiner Handynummer, den er auf den Küchentisch gelegt hatte, bevor er sich frühmorgens aus ihrem Haus schlich.

Um nicht in Versuchung zu geraten, hatte sie den Zettel sofort weggeworfen, ohne die Nummer in ihrem Handy zu speichern. So toll diese Nacht auch gewesen war – zu einem zweiten One-Night-Stand würde sie es auf keinen Fall kommen lassen. Und selbst jetzt gab es vielleicht keinen Grund, ihn anzurufen. Ihre Schwangerschaft war noch nicht bestätigt worden – jedenfalls nicht offiziell. Ihr Vater hatte damit Karriere gemacht, anderen Menschen Ratschläge zu geben. Einer ihrer Lieblingssprüche von ihm lautete Zerbrich dir heute nicht den Kopf über Probleme von morgen. Wie ein Mantra wiederholte sie die Worte immer wieder.

Mit der Handtasche und der Aktentasche über der einen Schulter griff sie nach ihren Einkäufen und schloss die Wagentür mit einem Fußtritt.

Während sie auf den Eingang zusteuerte, holte sie noch einmal tief Luft – und blieb wie vom Donner gerührt stehen, als sie eine vertraute Männerstimme hinter sich hörte. „Sieht ganz so aus, als ob der frühe Vogel heute Morgen den Wurm ganz für sich allein haben will.“

Grant Whitaker stieß sich von einem unauffälligen Mietwagen ab, dem sie überhaupt keine Beachtung geschenkt hatte. In diesem Moment sah er weniger wie ein früher Vogel, sondern wie ein Habicht auf der Lauer aus. Moment mal … das bedeutete ja, dass sie in diesem Fall der Wurm war. Jedenfalls wäre es ihr ganz recht gewesen, ebenso unauffällig wie ein Wurm seinen Blicken entschwinden zu können.

Doch als er ihr ein verführerisches Lächeln zuwarf und sie in seine tiefblauen Augen schaute, wurde ihr Mund trocken, und in ihrer Magengrube begann ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen zu flattern.

Oder war das etwa der erste Anfall von morgendlicher Übelkeit?

Birdie und Bunny, die Tanten von Grant Whitaker, waren immer ganz entzückt, wenn ihr Neffe Zeit fand, von Jacksonville herüberzufliegen und ihnen im Tierheim zur Hand zu gehen. Offenbar hatten sie seinen Besuch dieses Mal allerdings für sich behalten. Rebekah Taylors weit aufgerissenen Augen und offenem Mund nach zu urteilen, hatte sie keine Ahnung, dass seine Tanten ihn gebeten hatten, die bisherige Marketingstrategie zu überarbeiten, damit mehr Menschen zu ihren Tagen der offenen Tür mit den beliebten Tieradoptionen kommen würden.

Doch selbst wenn Birdie und Bunny ihn nicht um Hilfe gebeten hätten, wäre ihm vermutlich ein anderer Grund eingefallen, um nach Spring Forest zurückzukommen und Rebekah wiederzusehen. Seit über einem Monat hatte er nicht mehr mit der Geschäftsführerin des Tierheims gesprochen, die auf ihn einen sehr zurückhaltenden Eindruck gemacht hatte. Er hatte geglaubt, sie mit ein paar Drinks lockerer machen zu können, was ihm dann ja auch tatsächlich gelungen war. Sie hatte noch fest geschlafen, als er früh am Morgen aufstehen musste, um seinen Flieger nach Florida zu erwischen. Deshalb hatte er seine Handynummer auf dem Küchentisch hinterlassen, wo sie sie unmöglich übersehen konnte. Er hatte nicht sofort mit einem Anruf gerechnet, nur weil sie eine Nacht miteinander verbracht hatten – aber wenigstens mit einer Nachricht ein paar Tage später, in der Art von „Melde dich doch, wenn du mal wieder in der Stadt bist“.

Doch Rebekah Taylor gehörte zur prüden Sorte. Ihr eilte der Ruf voraus, dass sie so schnell keinen an sich heranließ. Umso erstaunlicher, dass er sie herumgekriegt hatte. Es war eine schöne Nacht gewesen. Nein, eine fantastische Nacht, wenn er ehrlich war. Und er war fest davon überzeugt, dass auch sie ihren Spaß gehabt hatte. Bei dem Gedanken daran begannen seine Finger zu zittern, als ob sie sich ebenfalls daran erinnerten, wie Rebekah auf ihre Berührung reagiert hatte, als er sie zum …

Grant wurde ganz warm, und energisch schüttelte er den Kopf, als ob er die Vorstellung vertreiben wollte. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, Rebekah beim Öffnen der Tür zuzuschauen.

„Kann ich dir helfen?“, bot er ihr an und streckte die Hand aus, um die Schlüssel entgegenzunehmen. Als sein Daumen ihre Handfläche berührte, hatte er das Gefühl, einen Stromschlag zu bekommen. Ruckartig riss sie ihren Arm zurück. Offenbar war es ihr genauso ergangen.

Die Anziehungskraft war also immer noch da – auch wenn Rebekah sich ihre Aktentasche wie einen Schild vor den Oberkörper presste, sodass er ihre vollen runden Brüste nicht sehen konnte. Dafür konnte er sich umso besser an deren weiche, bronzefarbene Haut erinnern, die von zwei tiefbraunen Nippeln gekrönt wurde.

Mit der anderen Hand umklammerte sie zwei Einkaufstüten und blies sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht. Sie wirkte zwar nicht sauer, schien aber auch nicht gerade glücklich darüber zu sein, ihn zu sehen. Er bemerkte ihre pulsierende Halsschlagader. Offenbar hatte sie ihre Gefühle doch nicht so unter Kontrolle.

Grant musste sich ein Grinsen verkneifen. Nur weil sie sich einmal in seiner Gegenwart hatte gehen lassen, bedeutete das nicht, dass sie es noch einmal tun würde. Rebekah ließ sich nicht so leicht in die Karten blicken, aber er erinnerte sich an ihre beschwipsten Worte nach dem dritten Mojito, zu dem sie sich hatte überreden lassen, nachdem ihre Freunde die Bar bereits verlassen hatten. „Hoffentlich erfährt keiner, dass wir hier sitzen und so viel trinken. Es zeugt nicht gerade von Professionalität, mit einem Mitglied der Familie abzuhängen, für die ich arbeite.“

„Dann sollten wir auch möglichst keinem erzählen, dass ich jetzt mit dir nach Hause gehe“, fügte er hinzu und winkte nach der Rechnung. Sie hatte verführerisch mit den Augen gezwinkert und die Lippen halb geöffnet. Wenn das keine Einladung war! Insgeheim überraschte es Grant, dass sein Anmachspruch eine solche Wirkung auf jemanden hatte, der so reserviert war. Im weiteren Verlauf der Nacht stellte sich dann heraus, dass es für beide eine gute Sache gewesen war, dass er die Führung übernommen hatte.

Doch etwas in ihrem Blick warnte Grant davor, die gleiche Strategie noch einmal anzuwenden – hier vor ihrem Arbeitsplatz. Oder am helllichten Tag. Er räusperte sich und widmete sich der Tür. Den erstbesten Schlüssel steckte er ins Schloss, aber er ließ sich nur halb herumdrehen.

„Es ist der dritte.“ Mit dem Kinn deutete sie auf den Schlüsselbund in seiner Hand, die plötzlich feucht geworden war. Er brauchte noch zwei weitere Anläufe, ehe sich die Glastür öffnen ließ. Sie rauschte an ihm vorbei und ließ eine Wolke von dem teuren Parfüm hinter sich, das sie so liebte. Auf direktem Weg steuerte sie die Büros an.

Grant blieb ein paar Sekunden lang reglos stehen und ließ sich vom Luftstrom der Klimaanlage abkühlen. Sie hatte sich noch nicht mal bei ihm für seine Hilfe bedankt, geschweige denn sich von ihm verabschiedet. Es war eine Sache, das Persönliche außen vor zu lassen, aber eine andere, ihm auf diese Weise die kalte Schulter zu zeigen. Einige der freiwilligen Helfer waren zwar schon da, aber sie waren mit den Tieren beschäftigt. Die Eingangshalle war menschenleer; keiner hätte sie sehen können. Offenbar wollte sie so tun, als sei er überhaupt nicht da.

Einerseits hatte Grant Verständnis dafür, dass sie die ganze Angelegenheit am liebsten vergessen würde. Ihm war es genauso gegangen, nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass sie ihn nicht anrufen würde. Wenn sie nicht miteinander redeten, müssten sie auch nicht darüber reden. Es war die beste Methode, irgendwelche peinlichen Gefühle gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Aber er wurde die Erinnerung an Rebekahs Körper, der sich gegen seinen gepresst hatte, nicht los und ebenso wenig an ihr lustvolles Stöhnen.

Und er hatte noch immer ihren Schlüsselbund in der Hand.

Grants Flip-Flops schmatzten über den lackversiegelten Betonboden, während er mit ausholenden Schritten das größte der Büros ansteuerte. Die Tür war bereits geschlossen, und er klopfte energisch an, ehe er unaufgefordert eintrat.

Rebekah stand hinter ihrem Schreibtisch, beide Hände auf die Platte gestützt, und atmete schwer, als hätte sie gerade Sport getrieben, bevor er hereingekommen war. Um kein unangenehmes Schweigen aufkommen zu lassen, deutete Grant mit dem Kopf auf eine der Einkaufstüten auf dem Tisch. „Sutter’s Drugstore & Pharmacy?“ Lässig schob er die Daumen in den Gürtel seiner Shorts. „Geht’s dir nicht gut?“

„Bestens.“ Rebekah entspannte sich. Offenbar wollte er nur ein wenig Small Talk machen.

„Na, wenn du es sagst. Ich wollte dir deine Schlüssel bringen.“ Er griff in seine Tasche und ließ den Bund vor ihrer Nase baumeln. Rasch nahm sie ihn ihm aus der Hand. Dabei stieß sie eine der Tüten um. Etwas rollte über den Schreibtisch und landete vor seinen Füßen.

Wie der Blitz sauste Rebekah um den Tisch herum, aber sie war nicht schnell genug. Er schaute auf das Etikett der Dose und dann zu ihr. Da hatte sie es ihm bereits aus den Händen gerissen und drückte es an ihre Brust.

Er brauchte eine Weile, ehe er seine Überraschung in den Griff bekam. Schließlich fragte er: „Wozu brauchst du Vitamintabletten speziell für Schwangere?“

Rebekah biss sich auf die Unterlippe. Am liebsten hätte sie die Pillendose hinter ihrem Rücken versteckt. Es hatte wohl keinen Zweck mehr, ihm etwas vorzumachen.

Trotzdem …

Wie hatte er nur das Etikett so schnell lesen können?

Dass sie die Frage laut ausgesprochen hatte, wurde ihr erst bewusst, als Grant sie beantwortete. „Ich habe vier Mal hintereinander den Schnelllesewettbewerb in der Highschool gewonnen.“

„Du bist Schnellleser?“ Sie hoffte, das Thema wechseln zu können.

Die Hoffnung war trügerisch.

„Hast du mir etwas zu erzählen, Rebekah?“, fragte er.

Obwohl sie damit hatte rechnen müssen, trafen sie seine Worte wie ein Schlag in die Magengrube. Sie straffte den Rücken und zwang sich, ihm in die blauen Augen zu sehen. „Ich bin vielleicht schwanger.“

„Wow!“ Er ließ sich auf den Stuhl fallen, der vor dem Schreibtisch stand, und wischte sich eine Strähne seines von der Sonne gebleichten Haars aus der Stirn. „Wow“, wiederholte er.

Genau mit dieser Reaktion hatte sie gerechnet.

Und genau das gab Rebekah wieder Oberwasser. Plötzlich hatte sie die Situation im Griff. „Heute Morgen habe ich einen Test gemacht. Aber ich warte noch auf die Bestätigung der Ärztin.“

„Wie ist es …“, begann er, unterbrach sich aber und strich sich über die Bartstoppeln am Kinn. „Ich meine, wie …“

„Wie es passiert ist?“, half sie ihm auf die Sprünge. „Nun, ich denke, so wie es halt passiert.“

„Eigentlich wollte ich fragen, wie weit du bist.“ Er setzte sich ein wenig aufrechter hin. Rebekah fragte sich, ob er bereits nachrechnete.

„Ich bin vier Wochen über die Zeit. Also müsste es die achte Woche sein.“ Sie streckte den Zeigefinger in die Luft. „Falls ich tatsächlich schwanger bin. Wie gesagt, die Tests aus dem Drugstore sind nicht immer zuverlässig.“

Selbst zwei nicht.

Grant holte tief Luft. Seine Nasenflügel zitterten, als er ausatmete. „Wann gehen wir zum Arzt, um Gewissheit zu haben?“

Wir? Die Nervenenden auf ihrer Haut begannen zu prickeln. „Nun, ich habe nächste Woche einen Termin. In der Mittagspause. Damit ich mir nicht freinehmen muss. Wenn du willst, schicke ich dir hinterher eine Nachricht – falls es tatsächlich Neuigkeiten geben sollte.“

Was bedeutete, dass sie ihn um seine Handynummer bitten musste.

„Eine Nachricht? Falls es Neuigkeiten gibt?“ Er fixierte sie mit seinen Blicken, und Rebekah bekam ein schlechtes Gewissen. Sein Blick war vorwurfsvoll. „Hattest du überhaupt vor, es mir zu sagen?“

„Selbstverständlich.“ Irgendwann. Wenn ihr klar geworden war, was sie tun wollte. Erneut nagte sie an ihrer Unterlippe.

Sie wartete auf die nächste Frage – ob das sein Baby wäre –, aber er musterte sie nur schweigend, bis er langsam nickte.

Grant holte sein Smartphone aus der Tasche. „Wann hast du deinen Termin?“ Er wischte über das Display, um den Kalender zu aktivieren.

„Ähm …“ Rebekah legte den Kopf schräg. Auf einmal war sie nicht sicher, ob sie es ihm wirklich sagen sollte. Leider hatte er ihr mehr oder weniger den Vorwurf gemacht, ihm ihre Schwangerschaft verheimlichen zu wollen. Dabei wollte sie keineswegs bei ihm den Eindruck entstehen lassen, sie habe etwas zu verbergen. Und womöglich blieb er gar nicht lange genug in der Stadt, um sie zu begleiten. Wenn er es denn tatsächlich wollte. „Nächsten Donnerstag.“

„Mhm.“ Er tippte in sein Handy. „Wie viel Uhr?“

„Grant, du hast doch nicht wirklich vor, mich zum Arzt zu begleiten?“

Erneut schaute er ihr tief in die Augen. Sein Misstrauen war zurückgekehrt. „Natürlich komme ich mit. Hast du etwa geglaubt, ich lasse dich dabei allein?“

Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, denn im Grunde hatte sie genau damit gerechnet. Und eigentlich wäre es ihr auch lieber gewesen. „Musst du denn nicht nach Jacksonville zurück – zur Arbeit oder …“

Seine Finger wischten über das Handydisplay. Dann begann er, etwas einzutippen. „Heute Abend, nachdem ich bei meinen Tanten nach dem Rechten gesehen habe, fliege ich zu einer Marketing-Konferenz nach San Francisco. Ich buche nur den Rückflug um, damit ich auf dem Rückweg noch mal hier vorbeikommen kann.“

In Rebekahs Ohren rauschte es. Sie hörte nur das Wort „Tanten“, und ihr wurde mulmig. „Du kannst deinen Tanten doch nichts davon erzählen.“

„Wovon?“ Er war vollkommen auf sein Handy fokussiert – glücklicherweise, denn so bemerkte er die Schweißperlen auf ihrer Stirn nicht. Sie widerstand dem Drang, nach einem der Berichte des Tierarztes auf ihrem Schreibtisch zu greifen und sich Luft zuzufächeln.

„Von mir. Von uns.“ Sie zeigte von ihm zu sich, ehe sie die Hand auf ihren noch flachen Bauch legte. „Und schon gar nichts von dem Baby.“

Er schaute von seinem Handy auf. In seinem Blick lag kein Misstrauen mehr. Stattdessen so etwas wie … Begierde. Plötzlich wurde ihr ganz warm ums Herz.

Autor

Christy Jeffries
<p>Christy Jeffries hat einen Abschluss der University of California in Irvine und der California Western School of Law. Das Pflegen von Gerichtsakten und die Arbeit als Gesetzeshüterin haben sich als perfekte Vorbereitung auf ihre Karriere als Autorin und Mutter erwiesen. Mit zwei Energiebündeln von Söhnen, der eigenwilligen Großmutter und einem...
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Fellnasen für immer