Nur eine Hollywood-Affäre?

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"Wir hatten Sex? Du bist schwanger?" Hollywoodstar Dylan McKay kann sich nach einem Unfall an nichts erinnern. Aber er vertraut Emma und macht ihr deshalb kurzerhand einen Antrag. Dann kehrt sein Gedächtnis zurück - und er kann sich immer noch nicht erinnern!


  • Erscheinungstag 08.04.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733739881
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Emma Rae Bloom war keine Frau für eine Nacht.

Sie war gewissenhaft, fleißig, ehrgeizig und kein bisschen abenteuerlustig. Sie wich nie vom Weg ab und war geradezu langweilig vernünftig. Nur ein einziges Mal war sie aus ihren Gewohnheiten ausgebrochen, letzten Monat, auf der Geburtstagsparty ihres Nachbarn Eddie im Havens auf dem Sunset Strip. In dieser Nacht, in der es zu einem inzwischen legendären Stromausfall in Los Angeles gekommen war, hatte sie ausgelassen und wild gefeiert. Sie hatte alle Hemmungen über Bord geworfen und war schließlich mit dem Bruder ihrer besten Freundin im Bett gelandet, dem berühmten Hollywoodstar und Herzensbrecher Dylan McKay.

Schon seit ihrem zwölften Lebensjahr hatte sie heimlich für Brookes großen Bruder geschwärmt. Nicht zu fassen, dass sie nun an die gemeinsame Nacht mit ihrem Idol so gut wie keine Erinnerung hatte. Das war mal wieder typisch. Da hatte sie ihren allerersten One-Night-Stand mit dem absolut heißesten Kerl des Planeten, und ihr Verstand war so vernebelt wie ein Wintertag in London. Das passiert, wenn man zu viele Mojitos trinkt.

Brooke und Emma standen an der Reling von Dylans Yacht, als er auf sie zukam. Sein Kopf war bandagiert, und in seinem Gesicht lag ein Ausdruck tiefer Traurigkeit. Dem strahlenden Sonnenschein zum Trotz war dies ein düsterer Tag für sie alle.

Roy Benjamin war tot. Der erfahrene Stuntman war bei einem entsetzlichen Unfall während der Dreharbeiten zu Dylans aktuellem Film umgekommen. Die Tragödie hatte ganz Hollywood erschüttert und sogar die Meldung vom Stromausfall, der am Vorabend die ganze Stadt lahmgelegt hatte, aus den Nachrichten verdrängt. Doch es war nicht nur Roys Tod, der die Schlagzeilen beherrschte, sondern auch Dylan McKays Gedächtnisverlust, verursacht durch denselben Unfall, bei dem sein Freund gestorben war.

Dylan trat zwischen sie und Brooke und legte ihnen die Arme um die Schultern. „Ich bin froh, dass ihr beide heute bei mir seid.“

Emmas Nerven lagen blank. Sie hatte Dylan seit der Nacht des Stromausfalls nicht mehr gesehen. Er streichelte sanft über ihren Oberarm, und seine Berührung jagte ein heißes Kribbeln durch ihren Körper. Für einen Augenblick vergaß sie zu atmen und klammerte sich Halt suchend an die Reling.

„Natürlich sind wir hier“, sagte Brooke. „Roy war schließlich auch unser Freund, nicht wahr, Emma?“

Sie schenkte Dylan ein kurzes Lächeln. Roy war Dylans Stunt Double gewesen, aber auch ein enger Freund der Familie McKay. Es war eine Tragödie, dass ein so starker und vitaler Mann so jung sterben musste.

Dylan lächelte traurig zurück. „Er fehlt mir jetzt schon.“

Als sie aus dem Liegeplatz ausfuhren, schwankte das Boot, und er zog Emma fester in seine Arme.

Ihr Herz pochte. Sie stand Schulter an Schulter mit einem der Topstars in Hollywood. Sein ein Meter neunzig großer Körper war vom täglichen Fitnesstraining gestählt. Sein blondes Haar wehte im Wind. Dylan McKay war klug, gut aussehend und ein sehr talentierter Schauspieler.

Eigentlich war dies nicht der richtige Moment, sich um ihr eigenes Dilemma Gedanken zu machen. Trotzdem hatte Emma heute Morgen, als sie sich für Roys Trauerfeier angezogen hatte, geübt, was sie sagen wollte, falls Dylan sich an irgendetwas erinnern würde, das zwischen ihnen vorgefallen war.

Ich war nicht ich selbst in dieser Nacht. Seit meiner Kindheit habe ich schreckliche Angst vor der Dunkelheit, und der Stromausfall hat mich in Panik versetzt. Deshalb hatte ich dich gebeten, bei mir zu bleiben. Und dann ist es eben passiert …

Doch nun sah es so aus, als bliebe ihr dieses peinliche Geständnis erspart. Seine wundervollen tiefblauen Augen, die jetzt von Trauer überschattet waren, sahen sie an wie immer. Er betrachtete sie als die Freundin seiner kleinen Schwester, nichts weiter. Offensichtlich hatte er keinerlei Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht. Die Ärzte bezeichneten es als dissoziative Amnesie. Bei der Explosion, die seinen Freund das Leben gekostet hatte, war Dylan von einem Granatsplitter am Kopf verletzt worden. Er hatte das Bewusstsein verloren und war erst im Krankenhaus wieder aufgewacht. Möglicherweise würde er sich nie wieder an die Stunden und Tage vor dem Unfall erinnern können.

Doch würde Emma ihm die Wahrheit wirklich dauerhaft verschweigen können?

Möwen kreisten über ihren Köpfen, als das Boot langsam aus dem Hafen schipperte. Einer der Vögel ließ sich auf einer Boje nieder und sah zu, wie die Yacht aufs offene Meer hinausfuhr.

„Ich schätze, es ist Zeit“, sagte Dylan, als sie weit genug draußen waren. Dieser Teil der Zeremonie war nur dem engsten Kreis vorbehalten. Später am Tag würde noch eine Trauerfeier in Dylans Haus am Moonlight Beach stattfinden, zu der auch Roys Freunde und Kollegen eingeladen waren. „Roy hat immer gesagt, falls er mal bei einem Sprung aus dem zehnten Stockwerk das Sicherheitsnetz verfehlt, solle ich seine Asche ins Meer streuen. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das jemals wirklich würde tun müssen.“

Brooke sah ihren Bruder mitfühlend an. Sie und Dylan waren in vielen Dingen sehr unterschiedlich, doch wenn es hart auf hart kam, waren sie immer füreinander da. Emma beneidete sie darum. Sie selbst hatte keine Geschwister. Abgesehen von ihren Pflegeeltern hatte sie überhaupt keine Familie gehabt. Was Eltern anging, hatte sie nicht gerade den Hauptgewinn gezogen. Im Gegensatz zu Brooke, die als kleines Mädchen von Dylans Eltern adoptiert worden war. Die McKays waren eine wundervolle Familie, bei der auch Emma mehr Geborgenheit erfahren hatte als bei den beiden, die die monatlichen Schecks für ihre Pflege eingestrichen und sie ansonsten sträflich vernachlässigt hatten.

Dylan sprach ein paar kurze Worte. Dann öffnete er die Urne, drehte sie um und ließ Roys Asche vom Wind über das Meer wehen. Als er sich wieder umdrehte, standen Tränen in seinen Augen, und sein Gesicht war schmerzerfüllt.

Seine Schwester trat zu ihm, nahm ihn in die Arme und flüsterte ihm tröstende Worte ins Ohr. Dylan hörte ihr schweigend zu. Nach ein paar Minuten wischte er sich die Tränen aus den Augen und schenkte Brooke sein wundervoll warmherziges Lächeln.

Dies war das erste Mal, dass Emma die verletzliche Seite von Dylan McKay gesehen hatte.

Und es hatte ihre Seele berührt.

Die Küche in Dylans Villa war größer als Emmas gesamtes Apartment. Hier hatte seine Haushälterin Maisey köstliche Leckereien für über fünfzig Gäste vorbereitet, die gekommen waren, um Roy Benjamin die letzte Ehre zu erweisen. Das ganze Team der Stage One Studios, vom Kabelträger bis zum Präsidenten, war da. Emma und Brooke, beide in schlichten schwarzen Kleidern, kümmerten sich nach der kleinen informellen Zeremonie um das Büffet, boten den Gästen Getränke an und standen Dylan als Gastgeberinnen bei der Trauerfeier zur Seite.

„Hast du gesehen, was Callista anhat?“, flüsterte Brooke, während sie ein Tablett mit Himbeertörtchen auf einem Tisch im Wohnzimmer abstellte.

Emma ließ ihren Blick kurz über die Gäste schweifen, die sich dort versammelt hatten. Callista Allen, die Tochter des Studiobosses, hing an Dylans Arm und folgte jedem seiner Worte. Sie trug Versace. Das wusste Emma, weil sie gehört hatte, wie die Blondine ungeniert damit geprahlt hatte. Das Kleid war aus silbernem Glitzerstoff, und an Callistas Hals und Ohren funkelte auffälliger Diamantschmuck. „Ja, ich sehe es.“

„Ich will ja nicht Modepolizei spielen, aber hier geht es schließlich nicht um sie.“

Emma grinste. „Mit dir spricht sie wenigstens. Ich bin Luft für sie.“ Eine Freundin von Dylans Schwester stand auf Callistas sozialer Rangliste nicht hoch genug, um auch nur die geringste Notiz von ihr zu nehmen.

„Sei dankbar dafür.“ Brooke seufzte. „Es geht mich zwar nichts an, aber ich finde, dass Dylan diese On-Off-Beziehung mit ihr nicht guttut.“

Emma beobachtete die Szene. Callista hatte eine Hand besitzergreifend auf Dylans Arm gelegt, während sie mit der anderen seine verletzte Stirn berührte. Doch er war so in das Gespräch mit ihrem Vater vertieft, dass er ihre Aufdringlichkeit gar nicht zu bemerken schien.

Emma kämpfte ihre aufsteigende Eifersucht nieder. Es war ohnehin verrückt, zu glauben, sie hätte irgendeine Chance bei ihm. „Er ist ein großer Junge, Brooke.“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich bin wirklich froh, dass mein Bruder so bindungsscheu ist. Diese Frau jedenfalls ist in jeglicher Hinsicht die falsche.“ Brooke winkte resigniert ab. „Aber wie gesagt, es geht mich nichts an.“

Dylan trat in diesem Moment zu ihnen. „Habt ihr kurz Zeit für mich?“, fragte er leise.

Brooke und Emma folgten ihm in die Küche, außer Hörweite der Gäste.

„Ihr beiden wart wundervoll heute, und ich danke euch. Aber ich muss euch noch um einen Gefallen bitten.“ Er sah recht hilflos aus. „Bitte sagt mir die Wahrheit. Callista und ich … läuft da gerade wieder was?“

Emma hielt den Atem an. Dylan wirkte so verletzlich und unglücklich, und seine Frage weckte sofort ihr Schuldbewusstsein. Sie hätte ihm auch eine Wahrheit zu erzählen, und vielleicht würde die ihm sogar helfen, seine Erinnerung wiederzufinden. Andererseits könnte es die Dinge zwischen ihnen auch ziemlich unangenehm werden lassen, und das war das Letzte, was sie wollte.

Brooke musterte ihn aufmerksam. „Erinnerst du dich wirklich nicht daran?“

„Nein. Aber sie benimmt sich gerade so, als stünden wir kurz vor dem Traualtar. Soweit ich mich erinnere, war das nicht der Fall, oder irre ich mich?“

„Nein, du irrst dich überhaupt nicht“, versicherte Brooke ihm. „Vor dem Unfall hast du mir gesagt, dass du dich endgültig von ihr getrennt hättest.“

„Wirklich? Ich weiß es tatsächlich nicht mehr.“ Dylan hob den Blick und schaute aus dem Fenster hinaus übers Meer, als suche er dort nach einer Antwort. Wie schwer es für ihn sein musste, sich nicht einmal an seine eigenen Gefühle erinnern zu können.

„Wenn sie behauptet, es wäre anders gewesen, sei vorsichtig, Dylan“, warnte Brooke. „Sie versucht womöglich, deine Amnesie auszunutzen, um sich wieder in dein Be…“ Erschrocken unterbrach sie sich.

Dylan zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was wolltest du gerade sagen?“

„Um sich wieder in dein Herz zu schleichen“, beendete Emma den Satz für sie.

„Sehr diplomatisch, Emma. Aber ich glaube nicht, dass es das war, was Brooke sagen wollte.“ Dylan grinste. „Ich glaube, ich hab’s verstanden.“

Er warf einen Blick in Callistas Richtung, die von ein paar jungen Schauspielern umringt wurde. Sie unterhielt sich angeregt, trotzdem warf sie Dylan bei jeder Gelegenheit verstohlene Blicke zu, als wolle sie seinen Wert taxieren und ihre Ansprüche anmelden.

„Ihr seid die Einzigen, denen ich vertrauen kann“, sagte er und rieb sich die Stirn. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie bizarr sich das anfühlt. Manche Dinge sehe ich ganz klar vor mir, andere sind im besten Falle verschwommen. Und dann muss es noch eine ganze Menge geben, woran ich mich gar nicht erinnern kann. Und eben weil ich mich nicht erinnern kann, weiß ich nicht, wie groß diese Menge ist.“

Emma schenkte ihm eine Zitronenlimonade ein. „Hier, trink das.“

„Danke“, sagte er. „Ich könnte allerdings etwas Stärkeres gebrauchen.“

„Kein Alkohol, solange du noch Medikamente gegen die Schmerzen nimmst“, sagte Brooke streng.

„Ein Drink wird mich nicht gleich umbringen.“

„Das wollen wir lieber nicht ausprobieren, okay? Ich habe mir in letzter Zeit genug Sorgen um dich gemacht. Und Mom ist gerade erst nach Hause abgereist. Wenn du wieder im Krankenhaus landest, bekommt sie noch einen Herzinfarkt.“

Dylan verdrehte die Augen. „Siehst du das, Emma? Sie weiß genau, wie sie mir Schuldgefühle einreden kann.“

Emma lachte. „Ich kenne Brookes Tricks nur zu gut. Ich arbeite mit ihr.“

„Hey“, rief Brooke. „Du solltest eigentlich auf meiner Seite stehen.“

„Wie ich schon sagte, Emma ist eben eine Diplomatin. Danke für den Drink.“ Er stellte das Glas beiseite. Dann drehte er sich um und verließ die Küche, um sich wieder unter die Gäste zu mischen.

„Er wird schon wieder“, stellte Brooke nüchtern fest. „Wir müssen nur für ihn da sein und ihm ein wenig unter die Arme greifen.“

Emma fühlte sich schrecklich. Sie hasste es, Geheimnisse vor Brooke zu haben. Normalerweise vertrauten sie einander alles an. Aber was sollte sie sagen? Ich habe in der Nacht des Stromausfalls mit deinem Bruder geschlafen, und alles, woran ich mich erinnere, ist sein heißer Atem auf meiner Haut und die sinnlichen Worte, die er mir ins Ohr geflüstert hat.

Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie im Bett gelandet waren oder wann er sie in dieser Nacht wieder verlassen hatte. Sie wusste nicht mehr, wie sie die Sache beendet hatten. Hatten sie sich eingestanden, einen großen Fehler begangen zu haben? Oder hatte er versprochen, sie anzurufen? Dylan wusste nicht, was vorgefallen war, und auch Emma konnte sich kaum an irgendetwas aus jener Nacht erinnern.

„Oje“, murmelte sie verzweifelt.

„Wie bitte?“, fragte Brooke.

„Ach, nichts. Gar nichts.“

„Brooke, das hast du heute wirklich wundervoll gemacht.“ Callista lehnte sich über die Kücheninsel, wobei sie ihr gewagtes Dekolletee und ihr perlweißes Lächeln präsentierte. Die Sonne stand schon tief, und alle anderen Gäste hatten das Haus bereits verlassen. „Du hast deinem Bruder sehr geholfen, diesen Tag zu überstehen.“

„Das war nicht nur ich, Callie“, erwiderte Brooke. „Emma hat ebenso ihren Beitrag dazu geleistet.“

Callista blickte in Emmas Richtung, als bemerke sie gerade erst ihre Anwesenheit. „Natürlich du auch, Emma.“ Sie sprach mit ihr wie mit einem kleinen Kind. „Das hast du toll gemacht.“

„Dylan ist ein ganz besonderer Mensch, und ich bin froh, dass ich helfen konnte.“

Callista warf ihr einen flüchtigen Blick zu, als wolle sie eine Konkurrentin abschätzen. Dann wandte sie sich sichtlich unbeeindruckt ab.

„Brooke, weißt du, wo Dylan ist? Ich möchte mich von ihm verabschieden und ihm sagen, wie bewegend ich seine Trauerrede fand.“

„Ach ja, das hatte ich fast vergessen. Er bat mich, dir auf Wiedersehen zu sagen. Der Tag hat ihn ganz schön geschlaucht. Er ist schon schlafen gegangen.“

„Er ist schon im Bett? Vielleicht sollte ich nach oben gehen und ihm gute Nacht wünschen.“

„Er … äh … er braucht absolute Ruhe. Ärztliche Anweisung.“ Brooke zuckte bedauernd die Schultern.

„Ja, natürlich hast du recht. Er muss sich ausruhen, damit er so bald wie möglich wieder auf die Beine kommt.“

Die Dreharbeiten waren seit über zwei Wochen unterbrochen, und jeder Tag kostete das Studio ein Vermögen.

„Sag ihm bitte, dass ich ihn anrufe.“

„Natürlich, Callie. Ich bringe dich zur Tür.“

„Oh, ist nicht nötig“, sagte Callista.

„Das mache ich doch gern.“

Emma schmunzelte in sich hinein. Sie wusste, wie sehr Callista Allen es hasste, Callie genannt zu werden. Sie ließ es Brooke nur durchgehen, weil sie Dylans Schwester war.

Was für ein Tag. Emma war froh, dass er fast vorüber war, und hoffte, bald nach Hause fahren zu können. Nachdem sie all ihre Pflichten erledigt hatte und das Haus wieder sauber und aufgeräumt war, setzte sich Emma auf das weiße Ledersofa im Wohnzimmer. Sie lauschte dem Klang der Wellen, die sanft an den Strand rollten, und beobachtete fasziniert das Farbenspiel des Himmels über dem Meer. Die Sonnenuntergänge am Moonlight Beach waren wunderschön.

Brooke kehrte zurück. „Das wäre erledigt“, sagte sie zufrieden. „Sie ist weg.“

Emma lächelte. „Wer hätte gedacht, dass du so fürsorglich bist?“

„Normalerweise kann Dylan gut auf sich selbst aufpassen, aber im Moment braucht er ein wenig Hilfe von seiner kleinen Schwester.“

„Zum Beispiel, um hinterhältige Frauen von ihm fernzuhalten?“

„Ich versuche mein Bestes.“ Brooke setzte sich zu ihr und legte seufzend die Füße auf den Couchtisch. „Ich bin ganz schön aufgeregt wegen des Promi-Golfturniers übernächste Woche. Das ist unsere Gelegenheit, ganz groß ins Veranstaltungsgeschäft einzusteigen. Und wir haben den Auftrag ganz allein an Land gezogen, ohne dass Dylan nachgeholfen hätte. Er spielt ja nicht mal Golf.“

„Wie bitte? Ich spiele nicht Golf?“ Dylan trat überraschend ins Wohnzimmer und sah entzückend zerknautscht aus. Er trug eine schwarze Jogginghose und ein weißes T-Shirt. Sein Bartschatten, das zerzauste Haar und der Schlafzimmerblick aus seinen tiefblauen Augen sorgten umgehend für eine höhere Herzfrequenz bei Emma.

„Nein, tust du nicht“, sagte Brooke und beobachtete ihn misstrauisch.

Er grinste. „Ich mache nur Witze. Ich erinnere mich leider nur zu gut daran, wie lausig ich mit dem Golfschläger umgehe.“

„Was machst du überhaupt noch hier? Du wolltest dich doch hinlegen.“

Er rieb sich seufzend das Gesicht. „Ich kann nicht schlafen. Ich mache einen Spaziergang. Wir sehen uns später. Und nochmals danke für alles.“

Brooke wollte widersprechen, doch er war schon zur Hintertür hinaus, bevor sie ihn aufhalten konnte. „Verflixt. Er hat doch immer noch Schwindelanfälle. Würdest du ihn begleiten, Emma? Sag einfach, du hättest auch Lust auf einen Strandspaziergang.“

Emma zuckte zusammen. Sie war so kurz davor gewesen, endlich nach Hause zu entkommen. „Ich … äh …“

„Bitte, Emma. Auf mich hört er ja nicht, aber wenn du bei ihm bist, wird er wenigstens nicht auf die verrückte Idee kommen zu joggen. Ich weiß, wie sehr er sein Lauftraining vermisst. Und es ist schon fast dunkel am Strand. Wenn er zusammenbricht, würde es womöglich niemand bemerken.“

Brooke hatte recht. Der Arzt hatte gesagt, dass Dylan sich auf keinen Fall verausgaben durfte. „Okay, ich werde ihn begleiten.“

„Deshalb liebe ich dich so.“ Brooke klang erleichtert.

Emma schlüpfte aus ihren hohen Schuhen und stand vom Sofa auf. „Das solltest du auch“, sagte sie. „Ich laufe nicht jedem zuliebe gut aussehenden Filmstars hinterher.“ Mit diesen Worten verließ sie das Haus, stieg die Außentreppe zum Strand hinunter, sah sich nach Dylan um und begann zu laufen, als sie sah, wie weit er schon entfernt war.

„Dylan“, rief sie. „Warte auf mich.“

Er drehte sich um und drosselte sein Tempo.

„Hättest du etwas dagegen, wenn ich mitkomme?“, fragte sie atemlos, als sie ihn endlich eingeholt hatte.

„Lass mich raten, Brooke hat dich geschickt.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist mir einfach nur nach einem Spaziergang zumute.“

„Na klar, und ich bin der Kaiser von China.“ Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. „Okay. Lass uns zusammen gehen. Eigentlich freue ich mich über deine Gesellschaft.“ Er griff nach ihrer Hand und verschränkte die Finger mit ihren.

Wie … unerwartet. Emma stockte der Atem.

„Es war eine schöne Trauerfeier, nicht wahr?“, fragte er nach einer Weile und ging weiter.

„Ja. Und deine Ansprache war sehr berührend.“

„Er war ein großartiger Kerl, und es ist eine verdammte Tragödie. Roy war besessen von seinen Stunts. Er verbrachte jede freie Minute damit, sie zu perfektionieren. Er war der vorsichtigste Mann, den ich kenne. Es ergibt überhaupt keinen Sinn.“

„Sie sagen, es war ein unvorhersehbares Unglück.“

Dylan schnaubte verärgert. „Das sagen sie immer, wenn sie nicht wissen, was passiert ist.“

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Es war ein perfekter Abend für einen Strandspaziergang. Es wehte eine sanfte Brise. Emma hatte ihr Haar zu einem Knoten zusammengebunden. Jetzt löste sie das Haarband, und ihre langen dunkelroten Locken fielen bis über ihre Schultern hinab.

„Willst du mir erzählen, was in deinem Leben so los ist, Emma?“

Was für eine seltsame Frage. Dylan wusste so ziemlich alles über sie. Sie war Brookes Freundin und Geschäftspartnerin. Sie wohnte in einem winzigen Apartment, etwa zwanzig Minuten vom Moonlight Beach entfernt. Sie liebte ihre Arbeit und ging nicht oft aus.

Erinnerte er sich etwa doch? Das Blut wich aus ihrem Gesicht, während sie fieberhaft nach Anzeichen suchte, dass er wusste, was in der Nacht des Stromausfalls passiert war. Doch als sie zu ihm hinübersah, war sein Gesichtsausdruck unverändert neutral. Sie seufzte erleichtert. Ihr schlechtes Gewissen spielte ihren angespannten Nerven einen Streich. Vermutlich wollte er nur ein wenig Konversation machen.

„Ach, immer das Gleiche“, antwortete sie. „Arbeit, Arbeit, Arbeit.“

„Dann steht deinem Plan, deine erste Million zusammenzuhaben, bevor du dreißig bist, ja nichts mehr im Wege.“

Oje. Das musste Brooke ausgeplaudert haben. Wie peinlich. In ihrer Jugend war Geld immer knapp gewesen. Ihre Pflegeeltern hatten alles, was sie besaßen, immer nur für sich selbst ausgegeben. Emma hatte nie etwas anderes als Second-Hand-Kleidung getragen und schon als Teenager gewusst, dass sie es im Leben allein schaffen musste. Sie hatte hart gearbeitet, um ein Stipendium zu ergattern, und sie hatte sich geschworen, dass sie eines Tages finanziell unabhängig sein würde. Bis zu ihrem dreißigsten Geburtstag lagen zwar noch einige Jahre vor ihr, aber es gab berechtigte Hoffnung, dass Brooke und sie Partys-to-Go bis dahin zu einer sehr erfolgreichen Eventagentur aufgebaut haben würden.

„Deine Schwester hat übertrieben.“ Ihr Lachen klang ein wenig angespannt.

„Ich finde es gut, Ziele zu haben“, entgegnete er leise.

„Hochtrabende Ziele.“

„Erreichbare Ziele, und du arbeitest sehr hart, Emma.“

„Ohne deine Unterstützung hätten wir das Startkapital für unser Unternehmen nie aufbringen können.“

„Ich habe euch nur geholfen, auf die Beine zu kommen, und ihr habt in den vergangenen zwei Jahren unglaublich viel geschafft.“

„Wir schulden dir so viel, Dylan. Und wir wollen, dass du stolz auf uns bist.“

Dylan blieb stehen. Als er sich zu ihr umdrehte, lächelte er, und in seinen Augen spiegelte sich aufrichtige Anerkennung. „Ihr schuldet mir gar nichts, und ich bin sehr stolz auf euch. Ihr seid unglaublich fleißig, und ihr habt mir das Darlehen viel schneller zurückgezahlt, als ich es je erwartet hätte. Aber ich wollte dir noch etwas ganz anderes sagen, Emma. Ich bin so froh, dass Brooke dich an ihrer Seite hat. Als ihr beide von Ohio hierher nach Los Angeles gekommen seid, war ich zunächst skeptisch. Aber eure Geschäftsidee war goldrichtig. Und Brooke ist so glücklicher damit, ein Unternehmen zusammen mit ihrer besten Freundin zu führen. Ihr beide seid toll zusammen. Also … danke dafür, dass du … du bist.“

Dylan beugte sich vor. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Ihr Herz raste. Kein Wunder, dass seine weiblichen Fans in seiner Gegenwart regelmäßig den Verstand verloren. Er war umwerfend, sinnlich, atemberaubend. „Du bist wunderbar, Emma“, flüsterte er.

Ihr wurde schwindelig. „Bin ich das?“, fragte sie leise.

Als er näher kam, neigte er den Kopf zur Seite, und Emma entspannte sich wieder. Natürlich wollte er ihr nur einen brüderlichen Kuss auf die Wange geben.

Sie schloss die Augen, und seine warmen Lippen senkten sich … auf ihren Mund.

Wow. Das war neu. Und aufregend. Dylan McKay küsste sie. Und diesmal gab es keine Gedächtnislücken in ihrem benebelten Kopf. Diesmal war sie ganz und gar bei sich.

Aber irgendetwas war seltsam, auch wenn sie nicht recht sagen konnte, was es war.

Dylan beendete den Kuss. „Danke. Ich habe deine Nähe heute Abend wirklich gebraucht, Emma.“

Hatte sie wirklich geglaubt, er erinnere sich an ihre gemeinsame Nacht und wolle mehr? Nein, das war es nicht. Dylan suchte Trost. Vielleicht war das, was sie als überwältigend leidenschaftlichen Kuss empfunden hatte, für einen Mann wie ihn nichts weiter als eine freundliche Geste.

Freundschaft und Trost. Nun, wenigstens das konnte sie ihm geben.

„Gern geschehen, Dylan.“

Ihr Geheimnis war sicher.

Autor

Charlene Sands
<p>Alles begann damit, dass der Vater von Charlene Sands, ihr als Kind die schönsten, brillantesten und fantastischsten Geschichten erzählte. Er erfand Geschichten von plündernden Piraten, mächtigen Königen und Sagen von Helden und Rittern. In diesen Erzählungen war Charlene immer die Prinzessin, Königin oder Heldin um die gekämpft oder die gerettet...
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