Rache kann so sexy sein

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14 Jahre ist es her - und jetzt hat Willow endlich die Gelegenheit zur langersehnten Rache! Jack Crown hält sich noch immer für einen fantastischen Liebhaber. Ganz zu recht, wie sich Willow eingestehen muss: Diese eine Nacht vor langer Zeit hat sie nie vergessen. Genauso wenig wie den Schmerz, als Jack sie am Morgen verließ. Sie wird den Spieß umdrehen und ihn fühlen lassen, wie es ist, nur benutzt zu werden. Doch gerade, als sie Jacks Küsse zurückweisen will, meldet sich ihr dummes Herz - und das wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie in seinen Armen versinkt …


  • Erscheinungstag 08.04.2014
  • Bandnummer 1814
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720360
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Meistens konnte Willow Stead von sich behaupten, dass sie ihren Job liebte. Sie war sehr glücklich darüber, praktisch ihr eigener Chef zu sein. Heute jedoch nicht.

Alles hatte vor ein paar Monaten begonnen, als irgendein Network-Boss seine Beziehungen spielen ließ und den zweitbeliebtesten Fernsehmoderator Amerikas für Willows Show verpflichtete. Eigentlich eine tolle Sache, sollte man meinen.

Allerdings nicht, wenn es sich bei diesem Mann um Jack Crown handelte.

Zugegeben, er sah gut aus und war charmant. Doch hinter dem Zahnpasta-Lächeln verbarg sich ein Schurke. Während ein solcher Charakter im Fernsehen oder in einem Liebesroman noch geläutert werden konnte, war das in der Realität nicht möglich. Willow wusste es aus erster Hand, schließlich hatte ihr genau dieser Mann das Herz gebrochen, als sie sechzehn Jahre alt war.

„Einen Drink, Willow, mehr schlage ich doch gar nicht vor.“ Jack zeigte ihr sein sexy Lächeln, das keinen Zweifel daran ließ, wieso er es die letzten vier Jahre in Folge auf die Liste der „Sexiest Men Alive“ des Magazins People geschafft hatte.

Aber Willow war gegen diesen Mann immun … Jedenfalls versuchte sie, sich das einzureden. Doch genügte nicht einmal die Erinnerung an seine Kaltschnäuzigkeit – er hatte sie am Abend des Abschlussballs einfach sitzen lassen –, um sich davon abzuhalten, Gefühle für ihn zu entwickeln.

Sie hatte sich alle Mühe gegeben, auf Abstand zu ihm zu bleiben. Aber nachdem sie sechs Monate lang als Produzentin der in New York angesiedelten Reality-Serie Sexy & Single eng mit ihm zusammengearbeitet hatte, stand ihr jetzt der Sinn danach, seine Einladung auf einen Drink anzunehmen.

„Du hast immer noch nicht Nein gesagt“, stellte er fest. In einem verführerischen Flüsterton sprach er weiter: „Das heißt wohl, ich muss dich nur noch ein bisschen überreden. Ist es das, was du willst?“

„Ich will nur, dass du aufhörst, mich so zu behandeln, als würde ich zu deinem Harem gehören“, gab Willow zurück und bemühte sich um einen abfälligen Tonfall. „Ich bin nicht so wie die Frauen, die dir zu Füßen liegen.“

„Oh, das hat wehgetan.“ Jack drückte beide Hände auf seine Brust, dorthin, wo sich bei anderen Menschen das Herz befand.

„Wohl kaum“, meinte sie. „Aber ich nehme die Einladung an, weil wir ein paar Dinge über die Sendung besprechen müssen.“

„Ach, Willow, gib dir nicht solche Mühe, begeistert zu klingen“, konterte er. „Es gab mal Zeiten, da hat dir meine Gesellschaft Spaß gemacht.“

Demonstrativ rümpfte sie die Nase, weil es ihr nicht gefiel, an ihre Schwärmerei aus Schultagen erinnert zu werden. „Ich habe mich eben verändert.“

„Das glaube ich dir nicht. Ich sehe immer noch dein altes Ich durchschimmern. Allerdings nie, wenn du mit mir zusammen bist. Wie kommt das? Ich muss dich irgendwie verletzt haben, wenn du dich so verhältst.“

„Oh, nur weil ich dir dein öffentliches Image nicht abkaufe, muss das nicht wer weiß was bedeuten“, sagte Willow. „Von Gail habe ich genug über PR gelernt, um zu wissen, dass du im wahren Leben bestimmt nicht Amerikas Liebling bist.“

Gail Little zählte zu Willows engsten Freundinnen. Sie hatte Willow auf die Idee gebracht, den Network-Bossen ihre Serien-Idee von Sexy & Single zu verkaufen. Schon die ersten Episoden von Sexy & Single wurden auf Anhieb ein Quotenrenner. Sie zeigten, wie Gail vor laufender Kamera ihre Erfahrungen mit einer Partnerschaftsvermittlung machte. Ihre Treffen mit dem neuseeländischen Milliardär und Playboy Russell Holloway hatten die Zuschauer in ihren Bann gezogen.

„Vergiss mein Image, schließlich kennst du mich“, sagte Jack. „Wie denkst du wirklich über mich?“

Das wollte er ganz sicher nicht wissen, und sie würde dieses Thema auch nicht zur Sprache bringen. „Ich kenne dich eigentlich überhaupt nicht“, sagte Willow darum diplomatisch. „Du verbringst die meiste Zeit damit, kreuz und quer durchs Land zu fliegen, um all deine anderen Sendungen zu moderieren. Hier am Set hältst du dich immer nur kurz auf. Aber das ist auch nicht weiter wichtig. Also, was ist jetzt mit den Drinks?“

Er verdrehte die Augen. „Ich spendiere dir dazu auch noch ein Abendessen, wenn du aufhörst, dich vor einer Antwort auf meine Frage zu drücken. Wir arbeiten jetzt seit einem halben Jahr zusammen, und du zeigst mir immer noch die kalte Schulter. Ich muss wohl eine andere Erinnerung an die Zeit auf der Highschool haben als du, denn ich dachte, wir wären Freunde.“

„Muss wohl so sein“, gab sie zurück. „Können wir überhaupt irgendwo essen gehen, ohne von den Heerscharen deiner Fans aufgespürt zu werden?“

„Nein, aber mein Apartment ist hier ganz in der Nähe. Was hältst du davon, wenn wir dort hingehen?“

Sie konnte es sich gerade noch verkneifen, den Kopf zu schütteln. Sie wollte sehr wohl mit ihm zu Abend essen, da sie darauf hoffte, dass er sich ernsthaft für sie interessierte. Denn dann würde sie ihn so sitzen lassen, wie er es mit ihr am Abend des Abschlussballs gemacht hatte. Dass es gehässig von ihr war, wusste sie, und es gefiel ihr eigentlich nicht, so zu sein. Aber das ließ sich nicht ändern. Immerhin hatte sie lange darauf gewartet, sich an ihm zu rächen. So wie es aussah, war dieser Zeitpunkt nun nach gerade mal vierzehn Jahren gekommen. Und da sollte noch jemand behaupten, dass sich Geduld nicht auszahlte.

„Okay, einverstanden“, sagte sie.

„Gut. Wie lange brauchst du hier noch?“, fragte er.

„Ungefähr zwanzig Minuten. Ich muss noch mit den Kameraleuten reden, da gab es gestern Abend wohl irgendein Problem. Schreib mir einfach deine Adresse auf, dann komme ich hin“, schlug sie vor.

„Du machst jetzt keinen Rückzieher, oder?“

„Ich sagte, ich komme hin.“

„Gut. Ich hatte dich auch als Mädchen in Erinnerung, das Wort hält“, sagte er auf diese natürliche, selbstbewusste Art, die ihn so attraktiv machte. Zu schade, dass ihr genau das zuwider war. Sie wollte ein paar Risse in der Fassade von Amerikas Liebling sehen.

„Jack?“

„Ja?“

„Frauen mögen es nicht, wenn man sie als Mädchen bezeichnet.“

„Wie böse von mir“, meinte er und zwinkerte ihr zu.

„Wenn du das noch mal machst, wirst du dein blaues Wunder erleben“, rief sie ihm nach, als er sich lachend zum Gehen wandte. Gegen ihren Willen wanderte ihr Blick zu seinem verlockenden Hintern.

„Na, da scheinen sich aber auf einmal zwei ganz besonders zu mögen“, sagte Nichole Reynolds, die plötzlich hinter ihr auftauchte.

„Ach, halt die Klappe“, knurrte Willow ihre beste Freundin an. Nichole Reynolds war Klatschreporterin für die landesweit erscheinende Tageszeitung America Today und schrieb ein Blog über die Geschehnisse hinter den Kulissen der Serie.

„Ich meine ja nur. Außerdem solltest du netter zu mir sein, immerhin werde ich bald Mutter.“ Nichole tätschelte ihren beachtlichen Bauch.

Vor Kurzem hatte sie Conner MacAfee geheiratet. Dem Unternehmer gehörte die im Mittelpunkt der Reality-Serie stehende Partnervermittlungsagentur. Nichole hatte mit Conner wirklich das große Los gezogen, und Willow freute sich sehr für ihre Freundin. „Ich muss nett zu dir sein, nur weil du schwanger bist?“

„Schaden würde es jedenfalls nicht. Also, hab ich das richtig verstanden? Du willst mit Jack Crown zu Abend essen? Ich dachte, du sinnst immer noch auf Rache“, sagte Nichole.

„Das tue ich auch“, gab Willow zu. „Aber es ist nur ein Abendessen. Nicht mal ich bin so unwiderstehlich, dass ein Mann mir so schnell mit Haut und Haaren verfällt.“

„Ach, Willow, er ist doch jetzt schon an dir interessiert, oder merkst du das nicht?“

„Im Augenblick ist er das, allerdings nur, weil ich ihn links liegen lasse. Ich wette mit dir, wenn ich heute Abend Interesse an ihm vortäusche, verliert die Sache für ihn ihren Reiz.“

„Die Wette nehme ich an“, erwiderte Nichole.

„Was?“

„Ich wette, er wird nicht das Interesse an dir verlieren. Was willst du einsetzen?“

„Gar nichts, weil ich keine Wette eingehe, was Jack betrifft.“

„Wieso nicht? Du bist überzeugt davon, dass er oberflächlich ist. Dann kannst du deine Wette doch gar nicht verlieren“, forderte Nichole sie gut gelaunt heraus.

Aber meinen Stolz. Was, wenn sie sich ein zweites Mal in ihn verliebte und er sie erneut sitzen ließ, überlegte Willow. Sie wollte nicht zweimal als Verliererin aus einer Begegnung mit Jack Crown hervorgehen. „Ich hab das nur so dahingesagt“, murmelte sie.

„Nein, hast du nicht. Komm schon, mein Einsatz ist ein Tag im Elizabeth Arden Red Door Spa.“

„Das ist nicht fair, du weißt, wie gern ich da hingehe.“ Willow runzelte die Stirn. „Warum bestehst du darauf?“

Nichole legte ihr einen Arm um die Schultern. „Du vertraust keinem Mann, nur weil es damals diesen einen Zwischenfall mit Jack gegeben hat. Ich möchte, dass du dieses Kapitel endlich abschließt, damit du einen Mann findest und so wie Gail und ich eine Familie gründen kannst. Wir sind sehr glücklich, und wir wollen, dass du es auch bist.“

Willow erwiderte die Umarmung und dachte darüber nach, wie recht Nichole hatte. Ja, sie wollte auch glücklich sein. „Ich möchte nur, dass er den gleichen Schmerz spürt, den er mir damals zugefügt hat.“

„Mir ist es egal, wie die Geschichte ausgeht Hauptsache ist, dass du endlich nach vorn schauen kannst.“

„Okay, die Wette gilt. Aber du wirst verlieren, und ich werde den Tag genießen“, meinte Willow grinsend.

„Ich hätte nichts dagegen. Aber ich glaube, dass Jack ernsthaft an dir interessiert ist, und dann gewinne ich. Ich werde mir den Beauty-Tag aufsparen, bis das Baby da ist.“

„Ich gönne dir deine Träume“, sagte Willow ironisch. „Zu dumm für dich, dass es Träume bleiben werden, denn ich werde mich nicht in Jack verlieben.“

„Red dir das nur immer wieder ein“, konterte Nichole im gleichen Tonfall. „Dann kann ich meinen Triumph umso mehr genießen.“

Der November in New York war von einer ganz besonderen Atmosphäre geprägt. Nicht dass es der Stadt jemals an Energie gefehlt hätte, aber der November war der Monat, in dem sich jedermann langsam auf Weihnachten einstellte.

Für Jack war es der Beginn der hektischsten Zeit des Jahres. Er musste drei Weihnachtssondersendungen moderieren, die alle live gesendet wurden, und dann war da noch der Jahresrückblick für seine Serie Extreme Careers zu erledigen. Sein Agent saß ihm schon mit dem nächsten großen Job im Nacken, und Jack wusste, dass seine Karriere in eine neue Phase eingetreten war: Er musste nicht mehr jedem Engagement hinterherlaufen, sondern die Produzenten und die Sender traten inzwischen von sich aus mit Buchungsanfragen an ihn heran.

Da er gerade so viel zu tun hatte, überraschte es ihn nicht, dass Willow ausgerechnet jetzt seine Einladung zum Essen angenommen hatte. Es passte zu ihr, sein Leben noch ein bisschen chaotischer zu machen. Aber vielleicht hatte er sie ja auch gerade deswegen eingeladen.

Er sah sich in seinem Apartment um, weil er sicherstellen wollte, dass auch jedes Detail perfekt war. Nicht dass er nervös war. Schließlich war er Jack Crown – jede Frau wollte ihn haben. Aber hier ging es um Willow. Warum er so von ihr besessen war, wusste er selbst nicht. Womöglich lag es daran, dass sie ihn so behandelte, als würde er zu ihrer Crew gehören. Da war kein verführerisches Lächeln, auch kein Versuch, sich mit ihm unter vier Augen irgendwohin zurückzuziehen.

Er sollte sich davon nicht irritieren lassen, aber es war trotzdem so.

Von der Zeit an der Highschool wusste er nur noch, dass sie ihm Nachhilfeunterricht gegeben hatte, damit er die Prüfungen bestand und weiter Football spielen konnte, aber das war auch schon alles …

Damals war in seinem Leben nur Football wichtig gewesen. Er war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, und der Sport hatte für ihn die Fahrkarte raus aus der Armut bedeutet. Er war so gut gewesen, dass er sogar von den New York Giants unter Vertrag genommen worden war. Alles sah nach einer großartigen Karriere aus, bis ein Foul diesen Traum beendete. Schnell war ihm klar geworden, dass er sich umgehend ein neues Betätigungsfeld suchen musste. Glücklicherweise wusste er sich vor der Kamera zu bewegen. Er bekam schon bald die Gelegenheit, sein neues Talent bei einem Fernsehsender unter Beweis zu stellen.

Ein lautes Summen ertönte, und er eilte zur Tür. Sein umgebautes Loft verfügte über ein hochmodernes Sicherheitssystem. Er tippte auf eine Taste, dann sah er auf einem kleinen Monitor, wie Willow vor seiner Haustür stand. Nachdem er den Türöffner betätigt hatte, sah er sich ein weiteres Mal um. Es musste alles makellos sein, denn mehr als diese eine Chance würde er nicht bekommen.

Es wurde an die Wohnungstür geklopft, und er musste lächeln, als er zur Tür ging. Sein Plan war, ihr Herz im Sturm zu erobern. Wenn sie sein Apartment wieder verließ, was vorzugsweise erst nach dem Frühstück der Fall sein würde, dann sollte sie sich danach verzehren, ihn wiederzusehen.

Willow besaß eine natürliche Sinnlichkeit, die bei ihm bewirkte, dass er sie auf einer sexuellen Ebene mit jeder Begegnung immer bewusster wahrnahm. Anfangs hatte er nur die einstige Freundschaft wiederaufleben lassen wollen, aber als sie ihn beharrlich ignorierte, war etwas Urtümliches in ihm erwacht. Eine Affäre mit Willow würde sich ganz sicher auf ihre berufliche Beziehung auswirken, doch seinem Ego war das längst egal. Er musste ihr und sich selbst beweisen, dass sie einen Fehler gemacht hatte, als sie ihn nicht beachtete.

Er öffnete die Tür und … sah in Willows finster dreinblickendes Gesicht. Sie wirkte so müde und abgekämpft, wie er sie bislang weder auf dem Set noch im Schneideraum jemals gesehen hatte. Wenn sie sich bewegte, strahlte sie normalerweise diese ungeheure Energie aus, von der heute Abend jedoch nichts zu entdecken war.

Das war nicht gerade die Stimmung, die er für seinen Plan gebrauchen konnte. Aber er war mit einer alleinerziehenden Mom groß geworden, und so hatte er schon früh gelernt, wie man einen anderen Menschen aufmuntern konnte. Also griff er zu seinen bewährten Mitteln.

Er zog Willow an sich, umarmte sie und rieb ihr über den Rücken, doch sie machte sich rasch wieder von ihm los. „Was soll denn das?“

„Na ja, du siehst aus wie jemand, der eine Umarmung gebrauchen könnte“, sagte er, machte einen Schritt zurück und ließ sie eintreten. Dieses Apartment war nicht so übermäßig luxuriös wie die Wohnung, in der man ihn vor ein paar Monaten für den Architectural Digest fotografiert hatte. Dort hätte er sich niemals wohlfühlen können, was vermutlich damit zusammenhing, dass er aus einer texanischen Kleinstadt stammte und sich in zu viel Luxus fehl am Platz vorkam.

Sein Loft war ein lang gestreckter, offener Raum, an einem Ende lag die Küche, am anderen eine Entertainment-Ecke, die kaum einen Wunsch offen ließ. Dazwischen befanden sich eine bequeme Sitzgruppe und ein großer Esstisch.

„Ich könnte was zu trinken gebrauchen“, sagte Willow.

„Wein, Bier oder etwas Stärkeres?“ Er verfügte über eine gut sortierte Bar, obwohl er selbst nicht viel für Alkohol übrig hatte. Er mochte es nicht, die Kontrolle über sich zu verlieren, was er gelernt hatte, als er nach seiner Knieverletzung ohne Aussicht auf einen anderen Job ein paar Mal zu oft zur Flasche gegriffen hatte.

„Was für einen Wein hast du denn da?“, fragte Willow.

„So ziemlich jede Sorte. Ich werbe für ein Weingut, und sie schicken mir in regelmäßigen Abständen ein paar Kisten mit allen Sorten, die sie im Angebot haben.“

„Stimmt, du bist eine gefragte Werbefigur. Ich hätte gern einen trockenen Weißwein.“

„Kommt sofort. Das Essen wird in gut zehn Minuten fertig sein. Willst du rausgehen auf den Balkon?“, erkundigte er sich.

„Es ist kalt draußen.“

„Ich habe diese Heizpilze. Dir wird nicht kalt werden.“

Sie nickte und drehte sich von ihm weg. Er beobachtete, wie sie sein Apartment durchquerte. Sie wirkte nervös und schien nicht in der Stimmung zu sein, den Abend mit ihm zu genießen. Ein anderer Mann hätte in diesem Moment wohl schon aufgegeben, aber er war daran gewöhnt, sich widrigen Umständen zu stellen und am Ende als Sieger dazustehen. Immerhin hatte man ihm nach dem jähen Ende seiner Football-Karriere prophezeit, er müsse nun nach Frisco, Texas, zurückkehren. Aber so weit war es nicht gekommen.

Er ging in die Küche, schenkte zwei Gläser Weißwein ein und folgte Willow hinaus auf den Balkon. Dank der Glaswände rund um den Patiobereich war es dort ruhig, und die Heizpilze sorgten für angenehme Wärme.

„Danke“, sagte sie. „Tut mir leid, dass ich heute so schnippisch war.“

„Kein Problem“, erwiderte er und hob sein Glas. „Auf einen Neuanfang.“

„Auf einen Neuanfang“, wiederholte sie. „Bezieht sich das auf heute Abend oder auf die Zeit, seit wir uns kennen?“

Etwas an der Art, wie sie das sagte, ließ ihn erkennen, dass der Schlüssel für das schwierige Verhältnis zwischen ihnen in der Vergangenheit zu finden war. „Es bezieht sich auf alles. Ich weiß, ich habe mich verändert, seit ich Frisco verlassen habe, und ich bin mir sicher, dass es dir genauso ergangen ist.“

„Ach, so sehr habe ich mich nicht verändert.“ Sie trank einen Schluck. „Ich begeistere mich immer noch für Football, und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich sonntags nicht zur Kirche gehe. Allerdings kann man die Baptistenkirche bei mir in der Nähe auch in keiner Weise mit Prestonwood vergleichen.“

Er lachte amüsiert. Kein Bundesstaat verstand sich so auf Religion wie Texas. „Ich komme durch meine Arbeit auch kaum noch in die Kirche.“

„Du bist ein Sünder, ein ganz ungezogener Junge“, tadelte Willow ihn mit einem breiten Grinsen.

„War ich das nicht schon immer?“

„Das kann man wohl sagen. Dann erzähl mal was über den neuen Jack Crown. Was kenne ich an dir noch nicht?“

Er setzte an, verstummte aber gleich wieder. Irgendwie erschien es ihm unpassend, ihr von seinen Fernsehshows und seinem Lebensstil zu erzählen, wenn er doch eigentlich mehr über sie wissen wollte. „Ach, das ist nicht so interessant. Lass lieber hören, was du so alles gemacht hast. Ich kann mich erinnern, dass du auf der Highschool Autorin werden wolltest.“

Er bemerkte den überraschten Ausdruck in ihren Augen, bevor sie es schnell überspielte. Sie drehte sich zur Seite, trank noch einen Schluck und räusperte sich. „Das ist richtig, das wollte ich damals. Aber dann habe ich festgestellt, dass ich besser darin bin, anderen Leuten zu sagen, was sie tun und lassen sollen.“

Er grinste, was sie mit ihrer Bemerkung wohl auch hatte erreichen wollen. Aber er war ein ehemaliger Spitzensportler, dem man die Fähigkeit genommen hatte, seinen Sport auszuüben. Daher wusste er, wie schwer es sein konnte, sich von seinen Träumen loszusagen, vor allem von jenen, die man schon so lange geträumt hatte. „Ich bin froh, dass es dir offenbar nicht schwergefallen ist, auf deinen Traum zu verzichten. Ich fand es nicht so einfach.“

„Du meinst, nach deiner Verletzung beim Football? Ich habe damals das Spiel gesehen, und trotz allem tat es mir sehr leid, was da passiert war.“

„Trotz allem? Wie soll ich das verstehen?“, hakte er nach.

„Ich will damit nur sagen, dass ich kein Fan der Giants war.“

Erneut hatte er das Gefühl, dass sie nicht mit der ganzen Wahrheit herausrückte. Aber es war das erste Mal, dass sie sich privat trafen, und da war ein solches Verhalten wohl völlig normal. Mit der Zeit würde er schon herausfinden, was sie verheimlichte.

Der Timer auf seinem iPod begann zu piepen, und Jack stand auf. „Das Essen ist fertig.“

„Ich will mir nur noch schnell die Hände waschen“, sagte Willow. „Wo finde ich das Badezimmer?“

„Links von der Videowand. Nach dem Essen zeige ich dir den Rest der Wohnung.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Was soll es denn da noch zu zeigen geben, ausgenommen dein Schlafzimmer? Ich kann von hier aus dein ganzes Apartment überblicken.“

„Mein Schlafzimmer“, gab er zurück, „werde ich dir erst zeigen, wenn du mich darum bittest.“

„Oh, da wirst du lange warten müssen.“

„Beim Abendessen kannst du mir ja erzählen, warum du so gereizt bist.“

„Du findest also, ich bin gereizt. Nur weil ich nicht vor Begeisterung in Ohnmacht falle, wenn ich höre, dass ich mir dein Schlafzimmer ansehen kann?“

„So in etwa. Aber es kommt mir auch so vor, als wärst du wütend auf mich, und ich habe keine Ahnung warum.“

„Oh, ich …“

„Nicht jetzt. Geh dir die Hände waschen, und beim Essen kannst du mir dann alles erzählen. Ich bin gut darin, Dinge wiedergutzumachen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Keine Chance.“

Als er hinter ihr hersah, war er wieder so verwirrt wie beim ersten Mal. Er wollte sie, und deshalb hatte er sich auch so darum bemüht, sich mit ihr zu verabreden. Aber nun war sie in seiner Wohnung, und ihm wurde klar, dass sie unglaublich viel verschwieg, was ihr Leben betraf – was ihn nur umso mehr faszinierte.

Er wollte die echte Willow mit all ihren Facetten kennenlernen. Es ging nicht einfach nur darum, sie zu verführen und ins Bett zu kriegen. Doch beides erschien ihm mit einem Mal viel schwieriger, als er bislang geglaubt hatte.

Es gab eindeutig etwas, womit er sie in ihrer gemeinsamen Vergangenheit über alle Maßen verärgert hatte. Allerdings hatte er nicht die geringste Ahnung, was das gewesen sein sollte, zumal er inzwischen nur noch selten über alte Zeiten nachdachte.

Er holte das von seiner Haushälterin vorbereitete Essen aus dem Backofen und deckte den Tisch für zwei Personen. Willow war noch nicht aus dem Badezimmer zurückgekehrt, und er fragte sich, was wohl mit ihr los war. Gerade als er im Begriff war, zum Bad zu gehen und anzuklopfen, ging die Tür auf, Willow kam heraus und präsentierte ein strahlendes Lächeln, das eindeutig nur aufgesetzt war. „Das duftet aber gut. Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.“

„Kann ich auch nicht“, sagte er.

„Ach, schon wieder eine Illusion zerstört.“

„Ich habe nie behauptet, dass ich kochen kann.“

„Ich weiß“, entgegnete sie. „Bei dir hat man bloß immer den Eindruck, dass du alles kannst, mit all deinen Fernsehsendungen und deinem lockeren Charme. Dein Leben scheint es gut mit dir zu meinen.“

„Das tut es auch, aber das heißt nicht, dass es locker und lässig ist. Ich muss mich genauso durchbeißen wie jeder andere.“ Er rückte ihr den Stuhl zurecht, damit sie sich setzen konnte.

„Ich dachte, Jack Crown wäre nicht so wie jeder andere.“

„Ich hatte gehofft, dass du zu dieser Einsicht gelangst. Ich bin tatsächlich nicht so wie jeder andere Mann, den du kennst.“ Er setzte sich ihr gegenüber. „Obwohl ich glaube, dass du es gerade nicht als Kompliment gemeint hast. Also, was habe ich dir getan, dass du so wütend auf mich bist?“

Willow schluckte und sah ihn mit ihren großen dunkelbraunen Augen an. „Gar nichts. Aber ich habe mir in der Vergangenheit zu oft die Finger an Männern verbrannt, die zu toll waren, um wahr zu sein.“

„Lern mich besser kennen, dann wirst du sehen, dass ich exakt dem entspreche, was du siehst.“

„Der Schuss könnte nach hinten losgehen“, sagte sie. „Ich habe nämlich keinen guten Eindruck von dir.“

„Dann lass mich daran arbeiten“, gab er zurück. Er hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass sie ihm nichts Gutes zutraute, und wenn Willow eines war, dann ehrlich und direkt. „Wie würdest du mich beschreiben?“

„Viel charmanter, als es für dich gut ist“, antwortete sie ohne Umschweife.

„Charmant ist doch ein guter Start“, sagte er mit einem Schulterzucken.

2. KAPITEL

„Nicht bloß charmant“, stellte sie klar. „Sondern zu charmant.“

Willow hatte Jack eigentlich nicht verraten wollen, wie sie über ihn dachte, aber sie konnte einfach nicht anders. Natürlich wollte sie sich an ihm rächen, aber er sollte auch wissen, was sie wirklich empfand. Er sollte einen Eindruck davon bekommen, wie tief ihr Misstrauen ihm gegenüber war. Fast hätte sie ihm gesagt, sie könne ihn nicht leiden, doch das wäre gelogen gewesen.

„Zu charmant“, wiederholte er. „Hm, das kann alles Mögliche bedeuten. Findest du mich unwiderstehlich?“

„Absolut nicht. Es gibt Augenblicke, da denke ich, ich könnte dich sympathisch finden, aber dann kommt gleich wieder dein Ego zum Vorschein.“

„Tja, es ist nun mal schwer, bescheiden zu sein, wenn so viel für einen spricht.“

Willow brauchte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, dass er sie nur aufzog. Doch sie wollte nicht, dass er ihr sympathisch war. Es war vertretbar, hin und wieder etwas Menschliches bei ihm aufblitzen zu sehen, aber sie wollte nicht herausfinden, dass sich hinter dem strahlenden Lächeln und den perfekt gestylten Haaren ein echter Mann aus Fleisch und Blut befand.

„Ja, es spricht einfach alles für dich“, gab sie genauso ironisch zurück. „Ich weiß, du nimmst mich gerade auf den Arm, aber auf einen Außenstehenden wirkt es so, als würdest du ein wunschlos glückliches Leben führen. Warum solltest du dich ernsthaft für mich interessieren?“, fragte sie geradeheraus, weil sie es plötzlich hier und jetzt wissen wollte. Er konnte jede Frau haben, aber wieso wollte er sie?

„Vielleicht, weil du eine Herausforderung darstellst.“

Sie hatte diese Antwort erwartet, dennoch war sie enttäuscht. „Dann ist das für dich also nur ein Spiel?“

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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