Sanfte Wellen – süße Küsse

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Gerade erst hat sie ihn kennengelernt und schon entführt ihr Traummann Tristan Marco sie zu einem Dinner auf seine Luxusjacht! Gemma könnte im siebten Himmel schweben, aber Tristan umgibt ein Geheimnis - und sie muss unbedingt herausfinden, was er verbirgt …


  • Erscheinungstag 25.08.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751515375
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Mit einem Holzlöffel rührte Gemma Harper den Teig für den Kuchen, mit dem sie das Ende ihrer selbst auferlegten sechsmonatigen Enthaltsamkeit von jeglichen Rendezvous feiern wollte.

Passenderweise war der Kuchen süß und sauer zugleich – aus weißer Schokolade und mit einem Guss aus Zitrone und Limone. Für sie waren die sechs Monate schön gewesen, weil sie keine Beziehungsprobleme gehabt hatte, aber auch schwierig, weil sie sich manchmal einsam gefühlt hatte. Doch sie war jetzt stärker und klüger und entschlossen, nicht mehr in ihr altes Verhaltensmuster zu verfallen und sich immer die falschen Männer auszusuchen. Die, die einem das Herz brachen.

Von jetzt an wird alles anders, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie würde sich nicht mehr von einem attraktiven Gesicht und breiten Schultern blenden lassen. Sie würde sich nicht mehr Hals über Kopf in eine Beziehung stürzen, weil sie in jemanden verliebt zu sein glaubte, den sie nicht einmal richtig kannte.

Und sie würde viel tougher sein. Weniger nachsichtig. Und keinem verlogenen Herzensbrecher eine letzte Chance nach der anderen geben. Sie war achtundzwanzig und wollte heiraten und Kinder bekommen, ehe sie zu alt dafür war.

„Mit der schlechten Männerkenntnis ist ein für alle Mal Schluss“, sagte sie laut.

Sie konnte ruhig Selbstgespräche führen, denn sie war ganz allein in der großen Industrieküche in der ehemaligen Lagerhalle in Alexandria, dem Vorort von Sydney, in der sich die Zentrale von Partyqueens befand. Die erfolgreiche Firma gehörte ihr und ihren beiden Geschäftspartnerinnen Andie Newman und Eliza Dunne. Sie war für das Catering zuständig, Andie fürs Styling und Eliza für die Finanzen.

Nachdem sie mehrere Jahre als Köchin und danach bei verschiedenen Zeitschriften als Redakteurin im Kochressort gearbeitet hatte, hatte sie nun ihren Traumjob gefunden. Sich mit Andie und Eliza selbstständig zu machen war die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen. Und sich kopfüber in die Arbeit zu stürzen war das Beste, um nicht an Männer zu denken.

Gemma füllte den Teig in eine hohe Form und stellte diese anschließend in den Backofen. Später würde sie den fertigen Kuchen mit Kokosglasur überziehen und mit kandierten Zitronenscheiben und geriebener Limonenschale dekorieren. Am Nachmittag wollte sie sich ihn mit ihren Freundinnen und Partnerinnen schmecken lassen, und gleichzeitig war er ein Probelauf für einen Hochzeitskuchen für eine Kundin.

Als Gemma sich aufrichtete und sich zu dem Tresen in der Mitte umwandte, stellte sie fest, dass sie nicht mehr allein war. Ein großer, breitschultriger Mann stand auf der Schwelle. Sie trug noch pinkfarbene Ofenhandschuhe und fasste sich erschrocken ans Herz.

„Wer sind Sie, und wie sind Sie hier reingekommen?“, fragte sie in einem Anflug von Panik.

Obwohl sie schockiert war, registrierte sie jedoch, dass der Eindringling mit den markanten Zügen und dem hellbraunen Haar sehr attraktiv war. Genau ihr Typ. Nein. Jetzt nicht mehr. Schnell nahm sie den Holzlöffel von der Arbeitsfläche, um sich notfalls zu verteidigen. Teig tropfte ihr dabei auf den Arm, doch sie nahm es kaum wahr.

Abwehrend hob der Mann die Hände. „Tristan Marco. Ich habe einen Termin bei Eliza Dunne. Sie hat mich angerufen, weil sie im Stau steht, und mir den Code für die Tür gegeben.“

Er war ungefähr in ihrem Alter und hatte einen vornehmen englischen Akzent, in dem noch etwas anklang, das sie nicht ergründen konnte. Nicht zuletzt wegen seiner Kleidung – weißes Hemd, hellbraune Leinenhose und stylishe Schuhe – wirkte er wie ein Europäer.

„Sie können Ihre Waffe jetzt weglegen“, sagte er mit einem amüsierten Unterton.

Gemma errötete, als sie den Löffel wieder auf die Arbeitsfläche legte. Was hätte sie damit auch gegen einen Mann von über eins neunzig ausrichten können? Sie atmete tief durch, weil ihr Herz wie wild pochte. „Sie haben mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Warum haben Sie nicht geklingelt?“

Nun kam er herein und blieb auf der anderen Seite der Kochinsel stehen. Seine Augen waren blau, sein Teint gebräunt, und er hatte strahlend weiße Zähne.

„Es tut mir leid, dass ich Ihnen Angst eingejagt habe“, sagte er mit jenem faszinierenden Akzent. „Ms. Dunne hat mir nicht gesagt, dass jemand hier ist.“

Gemma zog die Handschuhe aus und legte sie ebenfalls auf den Tresen. „Ich habe mich nur erschrocken. Ich bin allein, und … Eliza müsste bald hier sein.“

„Ja, das sagte sie“, bestätigte er lächelnd.

Er sieht wirklich fantastisch aus, schoss es ihr durch den Kopf. Aber ich werde die Fehler von damals nicht wieder machen.

„Ich bin Gemma Harper – eine von Elizas Geschäftspartnerinnen.“ Sie ging um die Kochinsel herum und gab ihm die Hand.

„Sie sind also auch eine Partyqueen?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„Ja, ich bin fürs Essen zuständig.“ Nicht zum ersten Mal wünschte sie, sie hätten einen seriöseren Namen gewählt. Zu Anfang war es hauptsächlich ein Spaß gewesen, aber nun, anderthalb Jahre nach der Gründung, gehörten sie zu den gefragtesten Partyplanerinnen in Sydney.

„Wollten Sie … eine Party buchen?“, erkundigte Gemma sich vorsichtig. Soweit sie wusste, gab es momentan keinen Mann in Elizas Leben.

„Ja, ich plane einen Empfang mit ihr.“

„Einen Hochzeitsempfang, meinen Sie?“

Die Guten sind immer vergeben, dachte sie unwillkürlich und verdrängte die aufsteigende Enttäuschung. Dieser Mann war schließlich ein Fremder und dazu noch ein Kunde. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass sie sich nicht nur wegen seines Äußeren zu ihm hingezogen fühlte. Vielleicht weil er irgendwie … anders wirkte.

„Nein, keine Hochzeit.“ Seine Miene schien sich zu verfinstern. „Wenn ich heirate, werde ich die Feier nicht organisieren. Vielleicht ist Empfang nicht das richtige Wort. Mein Englisch …“ Wieder zuckte er die Schultern.

Sie mochte breite Schultern bei Männern.

„Ihr Englisch klingt perfekt“, sagte sie Gemma, neugierig geworden. „Meinen Sie einen Firmenempfang?“

„Ja und nein. Ich habe Eliza gesagt, dass ich eine Party gebe, um australische Geschäftsfreunde meiner Familie kennenzulernen. Sie soll am Freitagabend stattfinden.“

Nun wusste sie Bescheid. „Natürlich!“, rief sie. „Die Cocktailparty im Parkview Hotel.“ Heute war Montag, und die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren.

„Richtig.“

„Wir arbeiten mit dem Cateringteam des Hotels zusammen und haben auch das Menü gemeinsam erstellt. Ich glaube, Sie werden mit dem Essen sehr zufrieden sein.“

„Ich denke, ich bin in guten Händen“, erwiderte er.

Tristan Marco war also ihr geheimnisvoller Auftraggeber. Geheimnisvoll, weil man den Auftrag per Telefon und Mail aus der Ferne erteilt und die hohe Summe im Voraus bezahlt hatte. Zu dritt hatten sie spekuliert, wie der Kunde wohl wäre.

Nun kniff Tristan Marco die Augen zusammen. „Habe ich mit Ihnen gesprochen? Bestimmt hätte ich mich an Ihre Stimme erinnert.“

Und sie sich an seine.

Gemma schüttelte den Kopf. „Das war Eliza. Sie sind nicht, was wir …“ Schnell schlug sie die Hand vor den Mund. „Ich … was wir erwartet haben“, erwiderte sie zögernd.

„Was haben Sie denn erwartet?“

Gemma seufzte. Sie musste wirklich lernen, erst nachzudenken und dann zu reden. „Na ja, einen älteren Herrn. Nicht so groß. Fülliger. Mit Glatze und Schnurrbart.“

Nicht so einen umwerfenden Typen.

Zum Glück lachte er. „Dann sind Sie jetzt also enttäuscht?“

Plötzlich fühlte sie sich ganz atemlos unter seinem intensiven Blick. Er hatte die Arme ausgebreitet, als wollte er sie dazu auffordern, seinen muskulösen Körper zu bewundern, sein attraktives Gesicht mit den unglaublich blauen Augen, den sinnlichen Lippen und der Strähne, die ihm in die Stirn fiel.

„Überhaupt nicht“, brachte sie mühsam hervor.

„Das höre ich gern“, erwiderte Tristan Marco ernst, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Sie kennen mich nicht, aber ich wusste genau, was ich von Partyqueens zu erwarten habe.“

„Ach ja?“

„Mein Freund Jake Marlowe hat Sie mir empfohlen. Er sagte, Sie wären alle drei schön, talentiert und sehr clever.“

„Ach ja?“ Mehr fiel ihr leider nicht ein.

Der Milliardär Jake Marlowe war der Geschäftspartner von Andies Ehemann Dominic und auf der Hochzeit der beiden dessen Trauzeuge gewesen. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass er sich für sie und ihre Freundinnen interessierte.

„Jake hat sich sehr anerkennend über Ihre Firma geäußert“, fuhr Tristan Marco fort. Seine förmliche Wortwahl und sein charmantes Lächeln ließen sein Kompliment aufrichtig klingen.

Wieder spürte Gemma, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. „Es ist immer schön, so ein positives Feedback zu bekommen.“

„Ich habe mir nicht einmal andere Angebote eingeholt.“

„Wow! Ich … wir fühlen uns geschmeichelt, und ich verspreche Ihnen, dass wir Sie nicht enttäuschen werden. Das Hotel ist der perfekte Veranstaltungsort. Es liegt am Hydepark, ist exklusiv und verfügt über einen hervorragenden Service.“ Ihr war bewusst, dass sie zu schnell redete.

„Ja, ich habe es mir gleich nach meiner Ankunft in Sydney angesehen. Es ist eine gute Wahl.“ Nach einer Pause fuhr er fort: „Ich hätte eigentlich etwas Zwangloseres ausgesucht, aber das Protokoll schreibt etwas Formelles vor.“

„Das Protokoll Ihres Familienunternehmens?“, hakte sie nach.

Er nickte. „Richtig. Es muss sogar im Ausland gewahrt werden.“

„Sie sind in Australien zu Besuch?“ Die Anrufe waren alle aus Queensland gekommen, dem Bundesstaat nördlich von New South Wales. Wo Jake Marlowe lebte, wie ihr in diesem Moment bewusst wurde.

„Ja“, erwiderte Tristan Marco.

Noch immer konnte sie seinen Akzent nicht einordnen, was sie ärgerte. Sie hatte Französisch, Deutsch und Italienisch studiert und immer geglaubt, sie hätte ein gutes Ohr für Sprachen.

„Was für eine Art Unternehmen leitet Ihre Familie?“, erkundigte sie sich.

Der Anblick der süßen Rothaarigen, die pinkfarbene Ofenhandschuhe trug und einen Holzlöffel als Waffe schwenkte, hatte ihn so aus der Fassung gebracht, dass Tristan immer noch keinen klaren Gedanken fassen konnte. Sollte er ihr die Wahrheit sagen oder ihr dieselben ausweichenden Antworten geben wie allen anderen während seiner Reise? Er war seit vier Tagen hier, und niemand hatte ihn erkannt …

Nach Australien zu fliegen hatte auf seiner Liste der Dinge gestanden, die er machen wollte, bevor er dreißig wurde und nach Hause zurückkehren musste. Er hatte etwas Zeit bei Jake in Queensland verbracht. Doch in den letzten Tagen in Sydney hatte er es genossen, inkognito zu bleiben und einfach nur Tristan zu sein, ein ganz normaler junger Mann Ende zwanzig, der sich amüsierte. Es war etwas ganz Neues für ihn, denn selbst während seines Studiums in England hatten die anderen Studenten ihn immer erkannt. Trotzdem würde er sich Partyqueens gegenüber früher oder später zu erkennen geben und sagen müssen, um was für einen Empfang es sich handelte.

Mit ihrem rotbraunen Haar, dem herzförmigen Gesicht und den weiblichen Kurven, die die weiße Schürze nicht verbarg, war Gemma Harper wirklich schön. Er wollte sich noch eine Weile als Tristan mit ihr unterhalten. Wenn sie seine wahre Identität erfuhr, würde sie sich ihm gegenüber ganz anders verhalten. Das war immer so.

„Finanzen. Handel“, erwiderte er.

„Ach so.“

Er merkte ihr an, dass sie es langweilig fand. Doch sie sollte ihn nicht langweilig finden.

Aus dem Backofen stieg in diesem Moment ein verführerischer Duft. „Und Schokolade“, fügte Tristan hinzu. „Die beste Schokolade der Welt.“

Sofort leuchteten ihre schönen braunen Augen auf. „Schokolade? Das ist mein Lieblingsnahrungsmittel. Sie kommen also aus der Schweiz?“

Er schüttelte den Kopf.

„Aus Belgien? Frankreich?“

„Mein Heimatland ist Montovien. Ein kleines Fürstentum in der Nähe dieser Länder.“

Gemma neigte den Kopf zur Seite. „Sie sprechen von Schokolade aus Montovien?“

„Sie kennen die?“, fragte Tristan überrascht. Sein Land war vielmehr für seine Finanzdienstleistungen und als Steuerparadies bekannt.

Nun lächelte sie, und beim Anblick ihrer Grübchen stockte ihm der Atem.

„Natürlich“, erwiderte sie. „Schokolade aus Montovien gehört zu den besten. Hier ist sie schwer zu bekommen, aber ich habe sie entdeckt, als ich mit dem Rucksack durch Europa gereist bin. Damals hatte ich wenig Geld, deswegen habe ich mir immer nur ein kleines Stück gegönnt. Sind Sie Chocolatier?“

„Nein. Ich bin eher auf der … Führungsebene tätig.“ Das kam der Wahrheit ziemlich nahe.

„Sind Sie deshalb in Sydney? Um Ihre Schokolade zu promoten?“

„Unter anderem“, wich er aus.

Gemma nickte. „Das sind wohl vertrauliche Dinge, über die Sie nicht sprechen können?“

„Richtig.“ Er log nicht gern. Ausweichen – ja. Lügen – nein.

„Keine Sorge, wir sind sehr diskret“, versicherte sie und legte sich den Zeigefinger auf die Lippen. Dabei fiel ihm auf, dass sie keine Ringe trug.

„Hauptsächlich bin ich aber hier, um Urlaub zu machen“, erklärte er wahrheitsgemäß.

„Wirklich? Wer macht denn Urlaub von Schokolade aus Montovien?“ Wieder strahlte sie. „Scherz beiseite. Eine Auszeit tut immer gut, egal, wie sehr man seinen Job liebt.“

„Sydney ist ein toller Ort, um dort Urlaub zu machen“, sagte Tristan.

Und noch besser gefiel ihm die Stadt, seit er Gemma Harper begegnet war, denn sie hatte etwas an sich, das ihn sofort angesprochen hatte. Ihre offene, freundliche Art, das Lachen in ihren Augen, die Grübchen, ihr kläglicher Versuch, Furcht einflößend zu wirken, als sie den Holzlöffel geschwungen hatte. Gemma interessierte ihn.

„Der März ist die schönste Zeit in Down Under“, informierte sie ihn. „Dann beginnt der Herbst. Es ist immer noch warm, aber nicht zu heiß. Das Meer hat die perfekte Temperatur zum Schwimmen. Die Ferien sind vorbei und die Restaurants nicht mehr so überfüllt. Ich hoffe, Sie genießen es hier.“ Erneut lachte sie. „Ich klinge wie eine Fremdenführerin, stimmt’s? Aber im Ernst, Sie können sich wirklich glücklich schätzen, dass Sie zu dieser Jahreszeit hier sind.“

Ja, die Stadt war genauso, wie er sie sich vorgestellt hatte. Nun wurde ihm allerdings klar, dass ihm noch etwas fehlte, damit er sie in vollen Zügen genießen konnte – weibliche Gesellschaft. Das Leben, das er gewählt hatte – nein, das Leben das man für ihn gewählt hatte, brachte viele einsame Momente mit sich.

„Sie können sich glücklich schätzen, weil Sie in einer so schönen Stadt leben“, erklärte Tristan.

„Stimmt, aber Montovien ist sicher auch sehr schön. Wenn ich an Ihre Schokolade denke, stelle ich mir schneebedeckte Berge und Seen vor. Liege ich damit richtig?“

„Ja.“ Gern hätte er ihr mehr über seine Heimat erzählt, fürchtete allerdings, er könnte dabei die Unwahrheit sagen.

„Ich muss gestehen, dass ich nicht viel über Ihr Land weiß.“

„Das tun nicht viele Leute außerhalb Europas, wie ich festgestellt habe“, meinte er und zuckte die Schultern. Das war ihm nur recht, weil man ihn deshalb nicht erkannt hatte. „Aber vielleicht macht unsere Schokolade uns hier bekannt.“

„Ja. Ich glaube …“ Gemma verstummte und runzelte die Stirn. „Wir müssen auf Ihrem Empfang ein anderes Dessert servieren, und zwar eins mit Schokolade aus Montovien. Ich kümmere mich sofort darum.“ Erneut schlug sie die Hand vor den Mund. „Entschuldigung. Ich meine natürlich, wenn Sie es möchten.“

„Natürlich. Ich hätte eigentlich selbst darauf kommen können.“

„Prima. Ich werde Ihnen einige Vorschläge unterbreiten.“

Er wollte ihr gerade sagen, dass sie sich darüber keine Gedanken machen sollte, als er innehielt. Er wollte sie doch wiedersehen. „Bitte tun Sie das“, erwiderte er deshalb.

„Eliza müsste eigentlich bald kommen. Darf ich Sie in unseren Wartebereich führen? Dort ist es gemütlicher als hier.“

„Ich mag Ihre Küche“, erklärte er, weil er nicht in einem anderen Raum sein wollte. Und obwohl Edelstahl in der Küche vorherrschte, schien diese Gemmas Wärme widerzuspiegeln. „Außerdem duftet es hier sehr gut.“

Gemma blickte auf ihre Uhr. „Ich probiere gerade ein neues Rezept aus. Ich weiß nicht, wie lange Ihre Besprechung mit Eliza dauert, aber der Kuchen ist frühestens in einer Stunde fertig …“

„Ich glaube, es dauert nicht lange. Außerdem möchte ich noch etwas Sightseeing machen. Ich habe ein Jetboot am Hafen gebucht. Vielleicht kann ich Ihren Kuchen ein andermal probieren?“

Sie lächelte und wirkte nicht im Mindestens gekränkt. „Ein Jetboot übt natürlich einen größeren Reiz aus als ein Kuchen. Was haben Sie denn bis jetzt von Sydney gesehen?“

„Die üblichen Touristenattraktionen. Die Oper, Bondi Beach, dann war ich auf der Harbour Bridge.“

„Ja, das muss man alles gesehen haben. Ich habe allerdings noch nie den Mut gehabt, auf die Brücke zu klettern. Es gibt aber auch ein unbekanntes Sydney. Ich empfehle …“

„Könnten Sie mir das zeigen? Ich würde mich sehr über Ihre Gesellschaft freuen.“

Erstaunt blickte sie ihn an und zögerte mit der Antwort. „Ich … frage mich, ob …“

Noch während er auf ihre Antwort wartete, kam eine schlanke, dunkelhaarige junge Frau in den Raum, die ihm sofort die Hand entgegenstreckte.

„Sie müssen Mister Marco sein. Es tut mir leid, dass Sie warten mussten – der Verkehr war ein Albtraum. Ich bin Eliza Dunne.“

Zuerst reagierte er nicht, weil er irritiert war. Dann fiel ihm ein, dass er seinen zweiten Vornamen als Nachnamen benutzte. Einen solchen besaß er nämlich nicht, weil man ihn nur als Tristan, Kronprinz von Montovien, kannte.

2. KAPITEL

Erleichtert schloss Gemma die Augen. Trotz ihres Vorsatzes war sie drauf und dran gewesen, Tristans Angebot anzunehmen. Das aber wäre ein großer Fehler gewesen, denn bei Partyqueens gab es die Regel, sich nicht mit Kunden zu verabreden. Dass Andie gegen diese verstoßen hatte, indem sie sich in den Milliardär Dominic Hunt verliebt und ihn geheiratet hatte, war nebensächlich. Sie, Gemma, wollte keine Ausnahme machen, denn dafür war ihr das Unternehmen zu wichtig.

Es ging jedoch nicht nur darum. Hätte sie Ja gesagt, hätte sie sich einreden können, dass sie nur nett war, aber dann hätte sie sich etwas vorgemacht. Und sich etwas vorzumachen, wenn es um Männer ging, war eine schlechte Gewohnheit von ihr, mit der sie brechen wollte.

„Danke, dass du dich Mr. Marcos angenommen hast“, sagte Eliza.

„Gemma hat sich sehr gut um mich gekümmert“, erklärte Tristan, woraufhin Gemmas Herz sofort schneller zu schlagen begann. „Dann probiere ich Ihren Kuchen vielleicht beim nächsten Mal“, fügte er charmant lächelnd an sie gewandt hinzu. „Und als Dankeschön könnte ich Ihnen Schokolade geben.“

Dieser Akzent. Diese blauen Augen. Die Schokolade aus Montovien. Ja! sagte ihr Körper. Nein! sagte ihr Verstand.

„Ja, vielleicht …“, erwiderte Gemma matt.

Zum Glück verwickelte Eliza ihn dann in ein Gespräch über die geplante Feier, und Gemma ging um die Kochinsel herum, um nach dem Kuchen zu sehen. Dank ihrer langjährigen Erfahrung konnte sie inzwischen am Duft erkennen, wie lange ein Kuchen noch brauchte. Dieser musste langsam backen.

Und genauso würde ihre Vorgehensweise bei der Suche nach einem Mann sein. Es würde ein langsamer Reifeprozess sein. Keine auflodernden Flammen. Keine wilde Verliebtheit. Sie würde nicht sofort mit ihm ins Bett gehen, sondern ihn erst richtig kennenlernen, bevor sie sich auf irgendeine Art von Beziehung einließ.

Leider war sie sich Tristans Gegenwart überdeutlich bewusst, und obwohl er sich angeregt mit Eliza zu unterhalten schien, verriet seine angespannte Haltung, dass es Tristan ähnlich ging. Dass sie für heiße Typen immer noch interessant war, beruhigte sie.

Während sie aufräumte, betrachtete Gemma ihn gelegentlich verstohlen: seine breiten Schultern, die schmalen Hüften und die langen, offenbar durchtrainierten Beine. Als er ihrem Blick begegnete, lächelte er. Gemma lächelte ebenfalls, und einen Moment lang sahen sie sich in die Augen, bevor sie widerstrebend den Blick abwandte und fortfuhr, die kandierten Zitronen für die Dekoration zu zerkleinern.

Gut, sie befand sich nicht mehr im Dating-Exil und konnte ein wenig flirten. Doch sie hatte sechs Monate lang geübt, um potenziellen Liebeskummer zu erahnen. Dieser attraktive Fremde hatte jedoch etwas an sich, das sie alarmierte. Seine förmliche Sprechweise und seine ausgesuchten Manieren deuteten auf ein Geheimnis hin. Es war nicht das, was er gesagt hatte, sondern das, was er nicht gesagt hatte.

Ich muss wachsam sein, und deshalb werde ich mich nicht in den erstbesten tollen Typen verlieben, der in mein Leben tritt, nahm sie sich vor. Durch ihre Beziehung mit Alistair hatte sie einige schmerzliche Lektionen gelernt. Es war bei ihnen beiden Liebe auf den ersten Blick gewesen – zumindest hatte Gemma das geglaubt. Die darauffolgenden achtzehn Monate hatten sich allerdings als Achterbahn der Gefühle erwiesen. Blind vor Verlangen, Liebe oder was es auch gewesen sein mochte, hatte sie nur gesehen, was sie sehen wollte und die Warnsignale ignoriert.

Schon bevor sie mit ihm ausgegangen war, hatte sie Gerüchte über Alistair gehört. Doch er hatte ihr versichert, dass er kein Kokain mehr nahm und auch mit dem Glücksspiel aufgehört hatte. Bei jedem Rückfall hatte sie ihm verziehen und ihm noch die eine Chance gegeben, um die er gebettelt hatte. Und dann noch eine.

Den endgültigen Stoß hatte er ihr versetzt, als sie ihn in flagranti auf einer Party mit einer sogenannten gemeinsamen Freundin im Badezimmer erwischte – beim Sex und unter Drogen. Den Anblick würde sie vermutlich nie vergessen.

In dem Moment war für sie Schluss gewesen. Sie hatte die vergangenen sechs Monate damit verbracht, herauszufinden, warum sie sich offenbar immer in die falschen Männer verliebte. Ein Fiasko hatte sich an das andere gereiht, doch keins war so schmerzlich und erniedrigend gewesen wie das mit Alistair.

Als Eliza ihm nun vorschlug, ihr ins Büro zu folgen, wandte Tristan sich an Gemma. „Ich würde vorher gern noch einmal mit Ihnen sprechen“, erklärte er in einem autoritären Tonfall, woraufhin Eliza ihr einen forschenden Blick zuwarf.

„Klar“, erwiderte Eliza. „Mein Büro ist gleich um die Ecke. Ich warte dort auf Sie.“

Nachdem diese gegangen war, klopfte Gemma das Herz bis zum Hals. Ihr Mund wurde ganz trocken, als Tristan auf die gegenüberliegende Seite der Kochinsel trat und Gemma in die Augen sah.

„Und, Gemma, zeigen Sie mir jetzt Ihre Heimatstadt?“

Sie atmete tief durch. „Es tut mir leid, Tristan. Aber ich … kann nicht.“

Er wirkte irritiert, als wäre er es nicht gewohnt, ein Nein zu hören. „Sind Sie sicher?“

Autor

Kandy Shepherd
<p>Kandy Shepherd liebte das Schreiben schon immer. Um ihrer Leidenschaft auch beruflich nachzukommen, wandte sie sich dem Journalismus zu, arbeitete für angesehene Frauenmagazine und machte sich in dieser Branche als Redakteurin schnell einen Namen. Sie mochte ihren Job – doch noch lieber wollte sie Geschichten schreiben! Also ließ sie den...
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