Unzähmbares Verlangen nach dem sexy Feind

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Sie muss Atlas Othonos unbedingt davon abbringen, das malerisch gelegene Resort zu verkaufen! Für Managerin Hermione ist die exklusive Anlage auf der kleinen griechischen Insel das einzige Zuhause, das sie kennt. Doch der attraktive Hotelerbe hat eigene Pläne. Was soll Hermione nur tun? Und wie soll sie das unzähmbare Verlangen bekämpfen, das Atlas in ihr weckt, obwohl er ihr doch alles nehmen will? Nach einer verbotenen Liebesnacht mit dem sexy Feind gerät sie in einen Strudel der Gefühle …


  • Erscheinungstag 09.08.2022
  • Bandnummer 162022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509886
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Große Veränderungen kündigten sich an.

Solche, die für die unmittelbare Zukunft nichts Gutes verhießen.

Hermione Kappas wollte zwar optimistisch bleiben, aber im Moment war sie einfach zu müde dafür. Sie war die Managerin des exklusiven Ludus Resorts. Als sie den Job angenommen hatte, war sie noch davon ausgegangen, dass ihr Leben endlich friedlich und vorhersehbar verlaufen würde – zwei Dinge, die sie sich schon seit ihrer Kindheit sehnlichst wünschte. Für eine Weile hatte das auch geklappt … aber nun veränderte sich wieder alles.

An diesem Montagabend war es früh dunkel geworden. Gähnend packte sie ihre Sachen zusammen. Sie hasste es, so spät noch zu arbeiten. Zum Glück kam es selten vor.

Auf dem Weg zu ihrem Auto blieb sie kurz in der großzügigen Lobby des Resorts stehen. „Wie geht es dir, Titus?“

Der Nachtportier an der Rezeption sah hoch. Sein Blick wanderte dabei über den Rand seiner Lesebrille. Dann hellte sich das Gesicht des älteren Mannes auf, und der graue Schnurrbart hob sich über einem freundlichen Lächeln. „Es ist wieder ein ruhiger Abend, so wie ich es mag.“ Er nahm seine Brille ab. Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen. „Sie haben in letzter Zeit viel zu lange gearbeitet.“

Sie nickte. „Hoffentlich ist das ab heute Abend vorbei.“

Alle nötigen Informationen für die unabhängigen Wirtschaftsprüfer waren endlich fertig zusammengestellt. Nach dem unerwarteten Tod der Besitzerin war die Zukunft des Resorts nun ungewiss, und deswegen wurde ein Audit durchgeführt.

Sie war nicht in die Einzelheiten der Testamentseröffnung eingeweiht worden, doch sie wusste, dass sie die Befugnis hatte, das Anwesen vorübergehend in Betrieb zu halten, was auch immer das für die Zukunft bedeutete. Sie tat einfach, was von der Rechtsabteilung des Resorts angewiesen wurde.

Titus nickte verständnisvoll. „Ich werde unsere abendlichen Plaudereien vermissen, aber ich bin sicher, Sie wünschen sich wieder einen normalen Alltag, richtig? Seien Sie vorsichtig da draußen. Es ist eine hässliche Nacht.“

„Das mache ich. Gute Nacht.“

An der gläsernen Doppeltür blieb sie stehen und starrte in den strömenden Regen hinaus. Da es Winter war, sehnte sie sich nach etwas Schnee. Im Norden Griechenlands, wo sie aufgewachsen war, schneite es manchmal im Februar, aber hier im Süden musste sie sich mit Regen begnügen.

Aber egal. Schließlich war sie nicht aus Zucker, darum stieß sie entschlossen die Tür auf. Als sie nach draußen trat, fuhr der Wind sofort in ihre geöffnete Jacke. Hastig packte sie das Revers und hielt es fest geschlossen. Dann rannte sie zum nahe gelegenen Parkplatz.

Die großen, schweren Tropfen durchnässten ihr Haar und ihre Kleidung. Nass und zerzaust rettete sich Hermione auf den Fahrersitz ihres Autos und wischte sich mit ihrem Schal das Gesicht trocken. Der Regen prasselte laut auf das Blechdach.

Seufzend lehnte sie ihren Kopf gegen den Sitz und schloss die Augen, bis sich ihre Muskeln ein wenig entspannten. Seit dem frühen Morgen hatte sie am Schreibtisch gesessen und Akten geprüft, und inzwischen schmerzte ihr ganzer Körper.

Sie atmete noch einmal kurz durch, startete den Wagen und machte sich auf den Weg zum Hafen. Die nächste Fähre zum Festland würde in einer halben Stunde ablegen, und sie konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen. Im Kühlschrank befand sich noch etwas Pastete, also musste sie nicht einmal umständlich ein Abendessen vorbereiten. Sie konnte sich sogar mit einem Tablett ins Bett kuscheln! Der verlockende Gedanke ließ sie stärker aufs Gaspedal treten.

In diesem Moment zuckte vor ihr ein gigantischer Blitz auf. Der ganze Himmel wurde erleuchtet, als wäre es wieder Tag. Ein Donnergrollen dröhnte durch das Auto, und schlagartig regnete es noch heftiger. Hermione musste langsamer fahren und kniff die Augen zusammen, um die Fahrbahn besser erkennen zu können.

Automatisch umklammerte sie das Lenkrad fester und beugte sich vor, als ein verschwommenes weißes Licht sie blendete. Diesmal war es kein Blitz. Es wurde heller. Scheinwerfer? Kam da ein Fahrzeug auf sie zu? Sie trat auf die Bremse.

Das Wetter war wirklich genauso mies wie seine Stimmung.

Atlas Othonos bremste, als vor ihm ein Ast auf die Fahrbahn krachte. Zum Glück war die Straße von der Fähre bis zum Ludus Resort menschenleer. Vorsichtig lenkte er um das zerborstene Holz herum und setzte seinen Weg fort. Der starke Wind drückte seitlich gegen den Wagen, als wollte er ihn von der Straße drängen.

Warum hatte er nicht die Wettervorhersage gecheckt, bevor er entschieden hatte, ausgerechnet heute sein nagelneues Auto abzuholen? Er stöhnte frustriert. Sollte es auf griechischen Inseln nicht das ganze Jahr über sonnig und warm sein?

Die Wahrheit war, dass er gar nicht hier sein wollte, obwohl ihm durch eine ironische Wendung des Schicksals plötzlich ein Paradies gehörte. Er besaß eine Insel – einen exklusiven Spielplatz der Reichen und Schönen. Aber er wollte sie nicht! Je früher er sich davon befreien konnte, desto besser.

Seine entfremdete Mutter Thea, wie er sie nannte, war vor fast zwei Monaten gestorben. Er hatte sie seit seiner Jugend nicht mehr gesehen, daher verbot er sich jeglichen Anflug von Trauer. War das verkehrt? Vielleicht.

Da Theas Anwälte eine Weile gebraucht hatten, um ihn in den Staaten aufzuspüren, war die Beerdigung bereits erfolgt, bevor er Bescheid wusste. Besser so. Aber die Tatsache, dass sie ihm ihren gesamten Besitz hinterlassen hatte, war eine Katastrophe.

Seine Anwälte hatten ihn gewarnt: Je länger er brauchte, um das Resort zu verkaufen, desto schlechter war es für sein Business. Der einzige Haken beim Verkauf war nur, dass er sich selbst darum kümmern musste.

Auch wenn es ihm zutiefst missfiel, er würde die nächsten zwei Wochen auf der Insel verbringen müssen, um die persönlichen Finanzen und Habseligkeiten seiner Mutter durchzusehen.

Genervt kniff Atlas die Augen zusammen und versuchte, im strömenden Regen den Straßenverlauf zu erkennen. Plötzlich wurde es taghell. Ein Blitz? Nein, definitiv Scheinwerfer. Und sie kamen direkt auf ihn zu. Viel zu schnell.

Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Er wich aus und trat auf die Bremse. Die Reifen rutschten über die nasse Fahrbahn nach vorn, dabei riss Atlas das Lenkrad hart nach rechts. Das Auto reagierte nicht. Es war zu viel Wasser auf der Straße. Sein Herz blieb vor Schreck fast stehen, und er bereitete sich instinktiv auf den Zusammenstoß vor.

Sein Wagen rutschte von der Fahrbahn und eine kleine Böschung hinunter. Dort kam er zum Stillstand. Während sich die Scheibenwischer noch hektisch hin- und herbewegten, starrte er schockiert in die Dunkelheit. Wo war das andere Auto geblieben?

Er legte den Rückwärtsgang ein und gab Gas, kam jedoch nicht voran. Anschließend versuchte er es vorwärts, wieder ohne Erfolg. Ein Stöhnen drang aus seiner Kehle. Er steckte fest. Ohne Hilfe würde er sein neues Männerspielzeug nicht aus diesem Schlamassel bekommen.

Plötzlich klopfte es gegen die Scheibe, und er entdeckte die Umrisse einer Person, die eine Taschenlampe in der Hand hielt. Hastig kurbelte er das Fenster herunter.

„Geht es Ihnen gut?“, rief eine weibliche Stimme über das Tosen von Wind und Regen hinweg.

Er blinzelte in den Lichtstrahl, und sie senkte die Lampe.

„Alles okay, aber mein Auto braucht Hilfe. Könnten Sie einen Abschleppdienst rufen?“

Sie richtete sich auf und überprüfte ihr Handy. „Ich habe leider kein Netz.“

Ein weiterer Blitz, gefolgt von einem Donnerschlag, unterbrach sie. Besorgt sah Atlas zu den hohen Bäumen um sie herum. Dies war kein guter Ort für ein Gewitter. Sie sollten schleunigst verschwinden.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte sie: „Kommen Sie mit! Ich parke da drüben.“

Er zögerte. „Ich kann nicht einfach …“

„Sicher können Sie. Was wollen Sie heute Abend sonst unternehmen, solange der Sturm tobt. Sind Sie Gast im Ludus Resort?“

„Allerdings.“

„Gut. Dann los!“ Sie drehte sich um und rutschte in ihrer Eile im Schlamm aus. Auf allen vieren landete sie im Dreck.

„Haben Sie sich verletzt?“

Bevor er aussteigen konnte, war sie schon wieder auf den Beinen und winkte ungeduldig ab. Also schnappte er sich seine Reisetaschen vom Beifahrersitz und stieg aus. Es regnete so stark, dass er sofort durchnässt war. Gemeinsam kletterten sie vorsichtig die Böschung hinauf. Konnte dieser Abend eigentlich noch schlimmer werden?

Erst als sie in ihrem Wagen saßen, sprach er sie auf den Beinaheunfall an. „Wieso sind Sie eigentlich mitten auf der Straße gefahren?“

„Und wieso waren Sie bei diesem Wetter viel zu schnell unterwegs“, konterte sie und konnte dabei ihre Empörung nicht verbergen.

„Ich bin …“ Abgelenkt gewesen, wollte er sagen, doch das ging sie gar nichts an.

Verärgert saß er da und starrte geradeaus in den Regen, der auf die Windschutzscheibe prasselte. Als sie endlich das Tor zum Resort erreichten, betrachtete er neugierig die Lichter am Straßenrand, die den Weg zum Haupthaus erhellten.

Erst als sie parkten, warf Atlas der Frau neben sich einen genaueren Blick zu. Ihr langes Haar hing in nassen Wellen über die Schultern. Und ihre großen Augen hatten eine hypnotische Wirkung auf ihn, doch sie wandte sich ab, bevor er ihre Schönheit voll würdigen konnte.

Schweigend stieg sie aus, und er beeilte sich, dasselbe zu tun. Die großen Glastüren glitten auf, und sie betraten den glänzenden Marmorboden der Eingangshalle. In der Mitte der geräumigen Lobby befand sich eine Wasserfontäne, deren Wassertropfen das extra darauf abgestimmte Umgebungslicht reflektierten. Drum herum waren kleine Gruppen hellblauer Polsterstühle angeordnet.

Atlas begutachtete seine nasse Kleidung und die schmutzigen Schuhe. Er konnte es kaum erwarten, seine Suite zu beziehen und sich dort frisch zu machen. Allerdings war niemand an der Rezeption, da stand bloß eine Tischglocke. Ohne zu zögern, schlug er darauf, wieder und wieder. Der Service hier ließ wirklich zu wünschen übrig!

Die fremde Frau bedeckte seine Hand mit ihrer eigenen, und die unerwartete Berührung riss ihn aus seinen Gedanken. Es fühlte sich an, als ob ein elektrischer Strom zwischen ihnen floss, der seinen Arm hinaufraste und seinen ganzen Körper zum Kribbeln brachte.

Ihre Blicke trafen sich, und da erst bemerkte er die Farbe ihrer Augen: braun mit goldenen Flecken. Und gerade jetzt strahlten sie knisternde Erregung aus.

„Stopp“, sagte sie leise, aber mit fester Stimme.

Er blickte hinunter zur Klingel, und sie zog abrupt ihre Hand wieder zurück.

Eine Seitentür hinter dem Tresen wurde geöffnet, und ein älterer Mann stürzte heraus. Als er Atlas erblickte, weiteten sich seine Augen hinter der schwarz umrandeten Brille. Und dann nahm der Mann mit wachsendem Entsetzen den derangierten Zustand seines Gastes wahr.

„Es hat einen Unfall gegeben“, bot Atlas eine Erklärung an.

Der Blick des Angestellten wanderte von Atlas zu der Frau und dann wieder zurück. „Ist jemand verletzt worden?“

„Nur mein neuer Wagen. Er steckt da draußen im Schlamm. Jemand muss ihn bergen, und ich würde jetzt gern einchecken.“

„Jawohl. Gern. Und ich kann auch einen Abschleppdienst rufen.“ Der Mann zögerte, als wüsste er nicht, was er zuerst tun sollte. Offenbar entschied er sich für die Werkstatt, denn er griff zum Hörer. „Da geht niemand ran“, verkündete er wenig später.

Atlas fragte sich, wie es ein Fünf-Sterne-Resort an einem Ort geben konnte, der keinen 24-Stunden-Werkstattservice anbot.

„Morgen früh haben wir bestimmt mehr Glück.“

Morgen? Das war inakzeptabel. Der Angestellte hatte keine Ahnung, wie wertvoll das Auto war!

Atlas öffnete den Mund, um es zu erklären, als die Frau dazwischenging. „Das wird schon, Titus. Vielleicht sollten wir den Herrn zuerst einchecken lassen.“

„Oh. Ja, das kann ich machen.“ Der Mann schluckte nervös. „Haben Sie eine Reservierung?“

„Allerdings.“

Der Angestellte tippte etwas in den Computer ein. „Nachname?“

„Othonos.“

„Vorname?“

„Atlas.“

Er wartete und fragte sich, ob der Mann den Namen erkannte. Minuten vergingen. „Da sind Sie ja.“ Die Finger des Mannes bewegten sich nun schneller über die Tastatur. „Sie haben eine unserer feinsten Suiten – die Dschungelsuite.“

„Klingt faszinierend.“ Atlas stellte fest, dass die Frau sich Richtung Ausgang bewegte. Wollte sie etwa weg? „Sie wollen doch da nicht wieder rausgehen?“, rief er ihr zu.

„Ich muss nach Hause.“

„Die Fähre hat gerade abgelegt. Es war die letzte heute Abend“, verkündete Titus.

Zögernd kam sie zurück. „Was soll ich denn jetzt machen?“

„Ein Zimmer für die Nacht nehmen“, schlug Atlas vor.

„Unmöglich. Das Resort ist ausgebucht.“ Titus warf der Frau einen entschuldigenden Blick zu. „Es tut mir leid.“

„Schon okay. Ich verstehe.“ Ein Aufflackern von Emotionen spiegelte sich in ihren Augen wider, aber sie blinzelte es sofort weg.

Eigentlich sollte Atlas froh sein, ein profitables Unternehmen geerbt zu haben, aber das würde er erst sein, wenn er den Kaufvertrag unterzeichnet hatte. Ihm konnte es nicht schnell genug gehen.

Zudem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil diese Frau seinetwegen die Fähre verpasst hatte. Und jetzt war nicht einmal ein Zimmer für sie frei. Also beschloss er, ihr auch einen Gefallen zu tun. „Sie können gern bei mir unterkommen.“

„Ich kenne Sie nicht einmal“, widersprach sie sofort.

Er kam auf sie zu und streckte seine Hand aus. „Hi. Mein Name ist Atlas Othonos. Ich bin der Geschäftsführer von Atlas Securities. Das dürfen Sie gern überprüfen, und …“ Im letzten Moment hielt er sich davon ab zu erwähnen, dass seine Mutter dieses Resort besessen hatte. Dieses Thema musste er nicht ausgerechnet heute Abend besprechen.

Sie musterte ihn nachdenklich. „Vielen Dank für das Angebot. Aber nein, danke.“ Damit wandte sie sich an den Rezeptionisten. „Könntest du ein Zustellbett und Bettwäsche in mein Büro schicken lassen?“

Titus nickte eifrig. „Natürlich.“ Und dann wandte er sich an Atlas. „Wenn Sie mir Ihre Schlüssel geben, Sir, werde ich dafür sorgen, dass man sich um Ihr Auto kümmert.“

Atlas zögerte, bevor er die Autoschlüssel übergab. „Danke schön.“ Er wandte sich wieder der Frau zu. „Sie wollen doch nicht so die Nacht verbringen, oder?“

Ihre verdreckten Kleider klebten an ihr, und sie hatte eine sichtbare Gänsehaut an den Armen. Ihr Gesicht und die Lippen wirkten unnatürlich blass.

„Ich komme schon zurecht“, meinte sie und zitterte leicht.

„Sieht mir nicht danach aus. Sie brauchen eine heiße Dusche und trockene Kleidung. Wenn Sie nicht über Nacht in meiner Suite bleiben wollen, dann zumindest lange genug, um zu duschen und sich aufzuwärmen. Also gehen wir!“

Obwohl sie jetzt stärker zitterte, schüttelte sie den Kopf.

„Ich kann auch hier unten in der Lobby warten, während Sie meine Dusche benutzen, falls Ihnen das lieber ist.“

Ihre Augen weiteten sich überrascht. „Das würden Sie wirklich tun?“

„Sicher.“

„Eigentlich gibt es in Ihrer Suite zwei Schlafzimmer, sodass Sie nicht warten müssen, bis Sie an der Reihe sind.“

Seine Gedanken nahmen plötzlich eine erotische Wendung. „Ich hatte nicht geplant, meine Dusche zu teilen, aber wenn Sie es anbieten?“

„Das tue ich nicht!“ Ihre Wangen nahmen einen rosigen Farbton an. „So war das nicht gemeint.“

Tiefes Gelächter brach aus ihm heraus. Ein ungewohntes Gefühl. Seine Belustigung führte dazu, dass sie ihre feinen Brauen zu einem Stirnrunzeln zusammenzog.

„Es tut mir leid“, sagte er versöhnlich. „War ein wirklich langer Tag, und ich verspreche, ein perfekter Gentleman zu sein.“

„Ich weiß nicht.“

„Gut, ich bleibe hier drüben sitzen, bis Sie zurückkommen.“ Er ging auf einen der Stühle in der Lobby zu.

„Moment“, rief sie ihm hinterher. „Das ist doch albern. Wir gehen zusammen hoch.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ er sie vorangehen. Eine heiße Dusche würde sich herrlich anfühlen. Er war an diesem Morgen extra früh aufgestanden, um zum Flughafen zu fahren, und mittlerweile hundemüde. Vielleicht war er nach etwas Schlaf auch weniger gereizt.

„Da sind wir schon.“

Die Frau blieb neben einer massiven Holztür stehen, die er für sie öffnete. Sein Blick folgte ihr ins Zimmer. Sie war absolut einzigartig, und er mochte alles Einzigartige: von Autos bis hin zu Frauen.

Der heutige Abend hatte eine ungewöhnliche Wendung genommen.

Unschlüssig stand Hermione in der Suite und hatte keine Ahnung, wie sie sich ihrem unbestreitbar gut aussehenden Gastgeber gegenüber verhalten sollte. Sie rieb sich die Oberarme, in der Hoffnung, die Kälte zu vertreiben, die sie ergriffen hatte. Dabei beobachtete sie unauffällig seine markanten Gesichtszüge und seinen sinnlichen Mund. Die Augen waren hellblau und von dunklen Wimpern und Brauen umrahmt. Genauso stellte sie sich einen griechischen Gott vor.

Warum checkte ein sexy Mann wie er ganz allein im Resort ein? Im Ludus passierte das nicht oft. Am häufigsten beherbergte die Anlage Paare und Familien. Dieser Ort war nicht gerade als Single-Hotspot bekannt.

Atlas fuhr sich mit der Hand über seinen glatt rasierten Kiefer. „Habe ich irgendetwas im Gesicht?“

Hitze stieg in ihre Wangen. „Ähm, nein. Entschuldige, du erinnerst mich nur an jemanden.“

„Du? Sind wir schon beim Du? Denn ich glaube nicht, dass du dich schon vorgestellt hast.“ Und dann schenkte er ihr ein freches Lächeln, das ihr Inneres zum Schmelzen brachte.

„Ich … bin Hermione Kappas.“ Bloß nicht stottern!, ermahnte sie sich. Und sie merkte, dass sie ihn wieder einmal anstarrte. Schnell wandte sie ihren Blick ab.

„Sehr nett, dich kennenzulernen.“ Er hielt ihr die Hand hin, doch sie zögerte.

Was hatte er nur an sich, das sie derart aus der Fassung brachte? Auf keinen Fall durfte er merken, wie toll sie ihn fand! Und wie sehr er ihre Libido in Wallung brachte.

Sie legte ihre Hand in seine, und seine schmalen Finger schlossen sich um ihre. Seine Berührung war warm und sandte einen elektrischen Strom durch ihren Arm, der ihr Herz heftiger klopfen ließ. Sofort kam sie zu dem Schluss, dass dieser Mann äußerst gefährlich für ihren Seelenfrieden war. Sie sollte so schnell vor ihm weglaufen, wie ihre schlammbedeckten Absätze sie tragen konnten.

Er ließ sie los. „Danke für die Hilfe heute Abend.“

„Das habe ich gern getan.“

In diesem Moment beschwerte sich ihr Magen lautstark über das versäumte Abendessen. „Tja, ich sollte mal duschen gehen.“ Ihr Blick wanderte zwischen den beiden Schlafzimmertüren hin und her. „Bevorzugst du ein bestimmtes Zimmer?“

Er schüttelte den Kopf. „Such dir eines aus. Und ich kann dir etwas Trockenes zum Anziehen leihen.“ In Windeseile holte er Shorts mit Kordelzug und ein T-Shirt aus seiner Tasche und warf ihr beides zu.

Sie zögerte. Aber der Gedanke an warme, trockene Kleidung war zu reizvoll, um zu widerstehen. „Danke schön.“

Warum war er so bemüht, nett zu ihr zu sein? Das machte sie misstrauisch. Vielleicht lag es daran, dass sie seit ihrem siebzehnten Lebensjahr – seit dem Tod ihrer Mutter – auf sich allein gestellt war. Sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass die einzige Person, auf die sie sich verlassen konnte, nur sie selbst war.

Der letzte Mann, dem sie vertraut hatte, war ihr Ex-Freund Otis gewesen. Am Anfang war alles gut gelaufen. Er war bei ihr eingezogen, und sie hatte an eine gemeinsame Zukunft geglaubt. Liebe machte ja bekanntlich blind. Erst am Ende hatte sie Otis’ wahres Gesicht erkannt und ihn entschlossen rausgeschmissen.

Darum wollte sie sich keinesfalls auf Mr. Sexy einlassen. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie nicht neugierig auf diesen Mann war. Sie wollte alles über ihn wissen, von seiner Herkunft bis zu dem Grund, warum er auf der Insel war. Und noch etwas interessierte sie brennend … Ihr Blick wanderte zu seinen Händen. Kein Ring …

Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, als sein Telefon sich meldete. „Sorry, da muss ich rangehen.“

„Kein Problem. Ich gehe einfach duschen.“

Mit dem Handy am Ohr verschwand er im Nebenraum. Hermione betrat das andere Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Obwohl sie natürlich schon vorher in dieser Suite gewesen war, fühlte es sich anders an, sozusagen als Gast hier zu sein. Sie bewunderte die exotische Schönheit des Zimmers und freute sich darauf, den luxuriösen Komfort endlich einmal selbst in Anspruch nehmen zu können.

Außerdem, solange die Sache mit dem Testament nicht geklärt war, konnte sie als Managerin tun und lassen, was sie wollte. Basta! Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Badezimmer betrat und die riesige weiße Badewanne sah. Wirklich einladend! Und warum nicht, das war entspannender als eine Dusche.

Während sich die Wanne mit warmem Schaumwasser füllte, wickelte Hermione noch eine lila Badebombe aus und warf sie hinterher. Und wenige Augenblick später ließ sie sich nackt ins duftende Wasser gleiten.

Während sie tief durchatmete, wanderten ihre Gedanken zu Atlas. Sie stellte sich vor, wie er wohl später unter der Dusche aussah, und ihr Herz schlug schneller. Ach, was für ein Bild!

Seine breiten Schultern deuteten auf einen muskulösen Körperbau hin. Nicht einmal sein maßgeschneiderter Anzug konnte darüber hinwegtäuschen, dass er extrem trainiert war. Trotzdem war sie nicht interessiert. Kein bisschen. Okay, vielleicht ein kleines bisschen …

Doch in erster Linie musste sie jetzt über ihre Karriere nachdenken. Und da die Zukunft des Ludus in den Sternen stand, war sie wild entschlossen, um die Existenz ihrer Mitarbeiter zu kämpfen. Mit allen Mitteln.

2. KAPITEL

Diese besondere Frau war unvergleichlich schön.

Und ein Genuss, den er sich im Moment nicht leisten konnte. Schließlich war Atlas nicht zum Spaß im Ludus Resort. Er war hier, um ein Geschäft abzuwickeln. Denn genau als das betrachtete er den Nachlass seiner Mutter. Das Erbe ernster zu nehmen würde bedeuten, alte Wunden aufzureißen. Es würde bedeuten, Emotionen an die Oberfläche zu lassen, die er jahrelang tief in sich begraben hatte.

Der erste Eindruck von der Insel war denkbar schlecht gewesen. Grauenvolles Wetter, ein Autounfall und eine unbesetzte Rezeption. Aber auf den zweiten Blick hatte zumindest das Hotel selbst seinen ganz eigenen Reiz. Es kam ihm vor, als hätte er sich durch einen dunklen Tunnel bis hierher durchgekämpft, um sich nun von purem Luxus umfangen zu lassen.

Er hatte sich umgezogen, bereits Essen beim Zimmerservice bestellt und trat nun aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Interessiert sah er sich in der Suite um und begutachtete die Zimmerpalmen, die bis zur Decke ragten und gut mit der geschmackvollen Tapete im Dschungelprint harmonisierten. Wie wohl die anderen Zimmer des Hotels gestaltet waren? Oder Theas Privatwohnung? Nicht, dass er dort Zeit verbringen wollte! Am liebsten würde er gar nichts mit ihren Sachen zu tun haben.

Er dachte an seine Sicherheitsfirma. Arbeiten war für ihn so wichtig wie das Atmen. Sein Unternehmen war der Grund, warum er morgens aufstand. Im Gegensatz zu Menschen ließ es ihn niemals im Stich. Es war jeden Tag für ihn da und lenkte ihn von seinen Grübeleien ab.

Um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken, beantwortete er ein paar E-Mails und beschloss, seinem alten Freund Krystof eine SMS zu schicken:

Bin angekommen. Das Resort sieht vielversprechend aus. Schicke bald Bilder.

Die Antwort kam prompt:

Freut mich. Kann es kaum erwarten, es persönlich zu sehen.

Mach dich auf den Weg! Es wird dir gefallen.

Kann nicht. Spiele Karten in Monaco.

Krystof stürzte sich immer von einer Herausforderung in die nächste. Er war ein Nomade, ähnlich wie sein Kumpel Atlas. Aber er war auch der einzige Mensch, dem Atlas genug vertraute, um ihm dieses Anwesen zu verkaufen.

Dann so bald wie möglich!

Ich check meinen Kalender. Vielleicht nächste Woche. Bis dann.

Atlas steckte das Handy in die Tasche. Danach ließ er sich auf eine dunkelgrüne Ledercouch fallen und fand sie überraschend bequem. Während seiner vielen Businessreisen hatte er festgestellt, dass die meisten Hotelmöbel zwar gut aussahen, aber am Ende schrecklich unpraktisch waren. Im Ludus Resort war das anscheinend anders.

Hatte Thea hier ihre Kreativität entfaltet? Na ja, im Grunde war das egal. Außerdem …

Ein Klopfen bewahrte ihn vor weiteren Erinnerungen an seine Mutter. Warum sie ihm diese Insel hinterlassen hatte, war ihm schleierhaft und seiner Meinung nach lediglich ein grausamer Scherz.

Als er die Tür öffnete, schob ein Kellner in schwarz-weißer Uniform einen weißen, leinenbezogenen Karren herein und servierte das mit silbernen Hauben abgedeckte Essen auf dem Tisch neben dem Fenster. Danach verabschiedete sich der junge Mann diskret.

Atlas drehte sich um und stellte fest, dass Hermione in der Verbindungstür stand. Ihr langes Haar fiel ihr noch immer feucht über den Rücken, und sein weites Shirt verhüllte ihre zierliche Gestalt. Trotzdem sah sie bezaubernd aus.

„Möchtest du dich setzen?“ Er deutete auf einen leeren Stuhl. „Ich habe genug Essen für zwei bestellt.“

Zögernd nahm sie Platz und hob den Deckel von ihrem Teller. Beim Anblick von dem überbackenen Sandwich mit frischem Salat lief ihr das Wasser im Mund zusammen. „Dank eschön.“

Schweigend aßen sie, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, und starrten in die Nacht hinaus, wo sich grelle Blitze gegen den dunklen Himmel abzeichneten.

Ohne den Sturm hätte Atlas Hermione nicht kennengelernt. Sie war anders als die Frauen, die er kannte. Nicht sehr gesprächig. Sie hatte ihm nicht gleich in den ersten fünf Minuten ihre halbe Lebensgeschichte erzählt.

Stattdessen kommunizierte sie mit Blicken. Ihre wachsamen Augen ließen ihn wissen, dass in ihrem Kopf viel vor sich ging, aber sie behielt die meisten ihrer Gedanken für sich. Und je stiller sie wurde, desto mehr wollte er von ihr wissen, was ihm ziemlich paradox vorkam.

„Hat es dir geschmeckt?“, wollte er wissen.

Sie nickte. „Sehr.“ Und dann sah sie ihn zum ersten Mal richtig interessiert an, und ihm wurde ganz warm ums Herz. „Kommt noch eine Begleitung von dir hierher?“, fragte sie unverblümt.

Autor

Jennifer Faye
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