Wie entführt man eine Prinzessin?

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Liebesmärchen oder Alptraum? Gerade noch war Briar eine unschuldige junge New Yorker Studentin. Da wird sie von einem unwiderstehlich attraktiven Fremden entführt, der ihr eröffnet: Sie ist eine lang verschollene Adlige – und ihm, Prinz Felipe, zur Frau versprochen!


  • Erscheinungstag 20.04.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751522106
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es war einmal …

Briar Harcourt wickelte ihren langen Wollmantel enger um sich, während sie die Madison Avenue hinuntereilte. Der Herbstwind blies ihr entgegen und schien ihr bis auf die Knochen zu gehen.

Es war ungewöhnlich kalt, was ihr eigentlich egal war, denn sie liebte die Stadt zu dieser Jahreszeit. Aber es herrschte auch immer ein eigenartiges Gefühl des Verlustes und der Nostalgie, das sich mit der frischen Luft vermischte, auch wenn sie nicht wusste, woher das kam.

Trotzdem würde es da sein, am Rande ihres Bewusstseins, nur einen Moment lang. Dann würde es weggeweht werden wie ein Blatt im Wind.

So viel wusste sie: Es hatte etwas mit ihrem Leben zu tun, bevor sie nach New York gekommen war. Aber sie war erst drei Jahre alt gewesen, als ihre Eltern sie adoptiert hatten, und an die Zeit davor konnte sie sich nicht erinnern. Da gab es nur Eindrücke, Gerüche, Gefühle. Und einen eigenartigen Schmerz in ihrem Bauch.

Das war komisch, denn sie liebte ihre Eltern. Und sie liebte ihre Stadt. Eigentlich sollte dieser Schmerz gar nicht da sein. Man konnte ja schlecht etwas vermissen, an das man sich nicht einmal erinnerte.

Und trotzdem passierte es manchmal.

Briar blieb stehen, denn ihr Nacken hatte zu prickeln angefangen. Das hing nicht mit der Kälte zusammen, schließlich trug sie einen Schal. Außerdem fühlte es sich irgendwie anders an als alles, was sie bisher erlebt hatte.

Sie drehte sich um. Die Menge hinter ihr teilte sich für einen Augenblick, und dann erblickte sie einen Mann. Sie wusste sofort, dass er der Grund für das Prickeln war. Er schaute sie an. Als er erkannte, dass sie seinen Blick erwiderte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

Es war, als wäre die Sonne hinter den Wolken hervorgekommen.

Er sah unglaublich gut aus, das konnte sie von hier aus erkennen. Sein dunkles Haar war vom Wind zurückgeweht, er trug einen Dreitagebart. Und etwas im Ausdruck seiner Augen ließ erahnen, dass er Geheimnisse hatte.

Er war … Nun ja, er war ein Mann. Nicht wie die Jungen, die sie in der Schule oder bei den Partys ihrer Eltern getroffen hatte. An Weihnachten in ihrem Stadthaus, im Sommer in ihrem Ferienhaus in den Hamptons.

Bestimmt würde er nicht herumstolpern und sich mit seinen Eroberungen brüsten oder damit, wie viel Bier er trinken konnte. Nein, nie im Leben. Aber natürlich hätte man ihr auch nicht erlaubt, mit ihm zu sprechen.

Zu behaupten, dass Dr. Robert Harcourt und seine Frau altmodisch seien, wäre eine Untertreibung gewesen. Aber schließlich war Briar auch ihr einziges Kind, das noch dazu spät in ihr Leben getreten war. Sie gehörten nicht nur einer anderen Generation an als die Eltern ihrer Freunde, sie hatten ihr auch immer zu verstehen gegeben, wie kostbar Briar für sie war. Ein unerwartetes Geschenk, auf das zu hoffen sie nicht mehr gewagt hatten.

Der Gedanke daran ließ sie lächeln, und der Schmerz löste sich auf.

Es war für Briar keine lästige Pflicht, alles für ihre Eltern zu tun und ihr Bestes zu geben für all das, was sie in ihre Erziehung gesteckt hatten. Sie hatte immer dafür gesorgt, dass sie glücklich über ihre Entscheidung waren. Hatte versucht, die Beste zu sein. Perfekt zu sein.

Sie hatte sich an alle Benimmregeln und jegliche Etikette gehalten. Hatte als Debütantin an Bällen teilgenommen, obwohl es ihr nicht besonders gefallen hatte. Sie war auf eine Schule in der Nähe gegangen und hatte die Wochenenden immer mit ihren Eltern verbracht, damit sie sich keine Sorgen um sie machten. Keine Sekunde lang hatte sie daran gedacht, sich gegen sie aufzulehnen. Wie konnte man gegen Menschen rebellieren, die sich für sie entschieden hatten?

Allerdings hatte sie jetzt ein bisschen das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, fühlte sie sich doch unwiderstehlich zu dem Mann hingezogen, der sie noch immer mit diesem durchdringenden Blick anschaute.

Sie blinzelte, und genauso schnell, wie er erschienen war, war er auch wieder verschwunden, hatte sich in die Menge von schwarzen und grauen Mänteln aufgelöst. Sie spürte ein unerklärliches Gefühl des Verlustes. Das Gefühl, als hätte sie gerade etwas unglaublich Wichtiges verloren. Etwas Außergewöhnliches.

Du hättest doch gar nicht gewusst, ob es außergewöhnlich wäre. Schließlich hast du noch nie einen Mann geküsst.

Nein, und auch das war ein Nebeneffekt der Tatsache, dass ihre Eltern sie zu sehr beschützt hatten. Allerdings hatte sie auch gar kein Bedürfnis gehabt, Tommy Beer Pong oder einen seiner idiotischen Freunde zu küssen.

Hochgewachsene attraktive Männer auf einer belebten Straße waren natürlich eine ganz andere Sache.

Sie drehte sich um und setzte ihren Weg fort. Nicht, dass sie in Eile war. Briar hatte Ferien, und die Tage damit zu verbringen, im Stadthaus ihrer Eltern umherzuwandern, war nicht so wahnsinnig reizvoll. Deshalb hatte sie entschieden, heute ins Metropolitan Museum zu gehen, weil sie nie genug davon bekommen konnte, all die Bilder zu betrachten.

Doch plötzlich kamen ihr die Met und die ganze Kunst darin ziemlich langweilig vor. Jedenfalls verglichen mit dem Mann, den sie gerade erblickt hatte.

Das ist ja lächerlich.

Sie schüttelte den Kopf und ging weiter.

„Laufen Sie vor mir weg?“

Sie blieb stehen, und ihr Herz fing wie wild zu pochen an. Dann wirbelte sie herum und wäre fast mit dem Objekt ihrer Begierde zusammengestoßen. „Nein“, stieß sie atemlos hervor.

„Sie sind aber sehr schnell gegangen, schnell und zielstrebig.“

Oh, seine Stimme. Er hatte einen Akzent. Spanisch oder so etwas in der Richtung. Sexy und genau wie die Dinge, die ihr nachts im Bett durch den Kopf gingen, wenn sie nicht schlafen konnte und an ihren Traummann dachte, den sie bestimmt nie finden würde.

Von Nahem sah er sogar noch besser aus. Geradezu atemberaubend. Als er lächelte, zeigte er seine perfekten Zähne. Wie gebannt sah Briar ihn an, war fasziniert von der Form seiner Lippen.

„Nein“, erwiderte sie. „Ich war nur … “

„Sie sind stehen geblieben“, erinnerte er sie. „Weil Sie mich anschauen wollten?“

„Ich dachte, Sie hätten mich angeschaut.“

„Na, bestimmt sind Sie daran doch gewöhnt, oder?“

Wohl kaum. Jedenfalls nicht auf die Art und Weise, wie er meinte. Niemand möchte anders sein als die anderen, so war es auch für Briar. Aber sie war nun mal wesentlich größer als die meisten ihrer Freundinnen, und auch das gefiel ihr an ihm – er überragte sie mindestens um zehn Zentimeter, was höchst ungewöhnlich war.

Jedenfalls war sie sehr groß und sehr schlank. Außerdem ließen sich ihre Locken nie zu den weichen Wellen wie die der anderen Mädchen bändigen, wie sie es gern gehabt hätte.

Doch es ließ sich nicht leugnen – sie war das genaue Gegenteil der blonden Schönheiten, die sie auf den teuren Privatschulen kennengelernt hatte, auf die ihre Eltern sie geschickt hatten.

Sie hob sich von den anderen ab. Und wenn man ein Teenager war, war das das Letzte, was man wollte.

Jetzt allerdings, mit Anfang zwanzig, fing sie langsam an, sich mit sich selbst zu versöhnen. Trotzdem ging sie immer noch davon aus, dass Leute sie anstarrten, weil sie ungewöhnlich aussah.

„Nein, keineswegs“, erwiderte sie daher auf seine Frage.

„Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte er. „Dafür sind Sie viel zu schön. Bestimmt können Sie sich nicht vor Männern retten, die hinter Ihnen her sind.“

Ihre Wangen röteten sich, und ihr Herz schlug noch schneller. „Ich … Also, eigentlich sollte ich mit Fremden gar nicht sprechen.“

Er schmunzelte. „Nun, dann sollten wir etwas tun, damit wir nicht länger Fremde bleiben, finden Sie nicht auch?“

Sie zögerte. „Briar. Ich heiße Briar.“

Ein eigenartiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Ein schöner Name. Irgendwie anders.“

„Allerdings.“ Sie wusste, dass es so war. Noch etwas, worin sie sich von den anderen unterschied.

„José“, sagte er und streckte die Hand aus.

Sie starrte einen Moment lang darauf und erwiderte dann nach kurzem Zögern seinen Händedruck.

Es war, als wäre sie vom Blitz getroffen worden. Die Elektrizität war so stark, dass sie sofort ihre Hand zurückzog und einen Schritt nach hinten machte. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt. Und sie war sich nicht sicher, ob sie es noch einmal erleben wollte.

„Ich muss gehen.“

„Nein, müssen Sie nicht“, beharrte er.

„Oh doch. Ich war auf dem Weg zu … zum Friseur.“ Das war zwar eine Lüge, aber sie wollte ihm nicht sagen, dass sie auf dem Weg ins Museum gewesen war. Denn dann hätte er ihr möglicherweise angeboten, sie zu begleiten.

„Ach, wirklich?“

„Ja, ich muss los.“ Sie drehte sich um und machte ein paar hastige Schritte.

„Halt! Ich weiß ja gar nicht, wie ich Sie kontaktieren soll. Geben Sie mir wenigstens Ihre Telefonnummer.“

„Nein, das geht nicht.“ Briar marschierte weiter.

„Warten Sie!“

Aber das tat sie nicht. Sie eilte weiter, bis plötzlich ein gelbes Taxi direkt auf sie zufuhr.

Wärme durchströmte sie. Ihre Glieder fingen an zu prickeln, und sie hatte das Gefühl, körperlos in einem dunklen Raum zu driften.

Allerdings war es gar nicht so dunkel. Es gab Licht. Wände aus Marmor. Weiße Wände. Mit goldenen Verzierungen. Es war ein Ort, den sie noch nie gesehen hatte.

Langsam, ganz langsam kehrte sie in die Wirklichkeit zurück.

Zuerst konnte sie ihre Fingerspitzen bewegen. Und dann fielen ihr noch andere Dinge auf. Wie die Quelle der Wärme.

Es waren Lippen auf ihren Lippen. Jemand küsste sie.

Sie riss die Augen auf und erkannte sofort den dunklen Kopf, der über ihren gebeugt war.

Es war der Mann von der Straße.

Die Straße. Sie hatte die Straße überquert.

War sie denn immer noch dort? Sie konnte sich nicht daran erinnern, was passiert war. Doch sie fühlte sich … angebunden.

Sie öffnete die Augen noch weiter und sah sich um. Direkt über ihr strahlte ein helles Licht auf sie herab. Und sie war an irgendetwas gefesselt.

Briar ballte die Hände zur Faust und spürte einen leichten Stich.

Sie sah auf ihren Arm und erblickte die intravenöse Injektionsspritze.

Doch dann kehrte ihre Aufmerksamkeit zurück zu dem Umstand, dass sie gerade geküsst wurde. Offensichtlich in einem Krankenhausbett.

Sie hob die Hand, strich ihm leicht über die Wange, und er zog sich zurück.

Querida, du bist wach.“ Er sah erleichtert aus und überhaupt nicht wie ein Fremder. Und die Tatsache, dass er sie küsste, sprach auch nicht für einen Fremden.

„Ja. Wie lange war ich … Wie lange habe ich geschlafen?“ Sie stellte die Frage an die Krankenschwester, die direkt hinter ihm stand. Es war komisch, dass er sie geküsst hatte. Aber es war noch komischer, wie desorientiert sie sich fühlte.

„Sie haben das Bewusstsein verloren. Etwa für eine Stunde.“

„Oh.“ Sie versuchte sich aufzurichten.

„Sei vorsichtig“, sagte er. „Es kann sein, dass du eine Gehirnerschütterung hast.“

„Was ist denn passiert?“

„Du wolltest die Straße überqueren und bist direkt in ein Taxi gelaufen. Ich konnte dich nicht mehr aufhalten.“

Sie erinnerte sich noch vage daran, dass er ihr nachgerufen hatte, sie jedoch weitergegangen war. Und sich dabei irgendwie unwohl gefühlt hatte. Logisch, denn ihre Eltern hatten sie von Anfang an zu sehr behütet. Sie hatten ihr immer wieder eingeimpft, dass es gefährlich sein konnte, mit einem Fremden zu sprechen. Aber das war ihr schon immer ein bisschen übertrieben vorgekommen.

Sie hatten ihr gesagt, dass sie besonders vorsichtig sein müsste, weil Robert ein profilierter Mediziner war, der oft mit Politikern zusammenarbeitete und ihnen bei der Ausarbeitung von Gesetzen zur Gesundheitspflege half, was ihn zu einem Ziel für Angriffe machte. Der andere Grund bestand in ihrem Reichtum.

Vielleicht hatte sie deshalb als Kind jeden Unbekannten schräg angeschaut. Aber wenigstens hatte diese Vorsichtsmaßnahme dafür gesorgt, dass ihr nichts passiert war. Bis sie ihn getroffen hatte und vor ein Auto gelaufen war.

Ihre Eltern. Briar fragte sich, ob jemand ihnen Bescheid gesagt hatte. Sie erwarteten sie nicht vor heute Abend zurück.

„Entschuldigen Sie mich …“ Aber die Krankenschwester hatte das Zimmer bereits verlassen, wahrscheinlich, um einen Arzt zu holen. Aber warum hatte sie sie nicht untersucht?

„Mein Vater ist Arzt“, sagte sie und sah José an. Das war der Name, den er ihr genannt hatte.

„Gut zu wissen“, erwiderte er mit einem Hauch von Schärfe, den sie vorher nicht in seiner Stimme vernommen hatte.

„Wenn man ihn nicht schon angerufen hat, sollte ihn jemand kontaktieren. Er wird bestimmt etwas zu meiner Behandlung sagen wollen.“

„Es tut mir leid“, sagte José und richtete sich auf.

Plötzlich wirkte sein Gesicht ganz anders – schärfer und härter. Ihr Herz fing zu pochen an, Angst schoss durch ihren Körper wie ein Pfeil.

„Was tut Ihnen leid?“

„Es wird nicht möglich sein, dass dein Vater etwas zu deiner Behandlung sagt. Du wirst nämlich verlegt werden.“

„Wirklich?“

„Ja. Es scheint, dass du stabil bist, was meine Krankenschwester auch bestätigt hat.“

„Ihre Krankenschwester?“

Er seufzte ein wenig und sah auf seine Armbanduhr. „Ja, meine Krankenschwester“, wiederholte er ungeduldig, als würde er zu einem kleinen Kind sprechen. „Du musst dir keine Sorgen machen. Sobald wir in Santa Milagro gelandet sind, wird sich mein Arzt um dich kümmern.“

„Santa …? Wo ist das denn?“

„Du weißt nicht, wo Santa Milagro ist? Hast du das nicht in der Schule gelernt? Es tut mir leid für dich, dass du in den Staaten aufgewachsen bist, Talia.“

Briar sah ihn verwirrt an. „Ich heiße nicht Talia.“

„Ach, nein, natürlich nicht. Briar“, setzte er mit einem sardonischen Lächeln hinzu. „Mein Fehler.“

„Wie dem auch sei, dass ich Santa Milagro nicht kenne, tut hier nichts zur Sache. Aber es kommt gar nicht infrage, dass ich mich von Ihrem Arzt untersuchen lasse. Sie sind nur irgendein Verrückter, den ich auf der Straße getroffen habe, mehr nicht.“

„Ein Verrückter? Nun, das ist Ansichtssache. Ich habe jedenfalls nicht vor, dich zu belügen.“

„José …“

„Mein Name ist nicht José. Ich bin Prinz Felipe Carrión de la Viña Cortez. Und du, meine liebe Briar, gehörst mir. Ich habe viele Jahre damit verbracht, nach dir zu suchen, und jetzt habe ich dich endlich gefunden. Du wirst mit mir kommen.“

2. KAPITEL

Prinz Felipe Carrión de la Viña Cortez war eigentlich meist mit sich im Reinen. Jedenfalls war er ein besserer Politiker als sein Vater, so viel stand fest.

Und er verbrachte keine unruhige Nacht damit, sich über die Umstände, wie Prinzessin Talia zu ihm gelangt war, Sorgen zu machen.

Na gut, dass sie von einem Taxi angefahren wurde, hatte er eigentlich nicht geplant. Aber es erleichterte ihm sein Vorhaben auch. Denn jetzt war sie ans Bett gefesselt und konnte sich nicht dagegen sträuben, dass er sie ins Flugzeug setzte.

Bisher war also alles gut verlaufen, wenn der Kuss vielleicht auch nicht nötig gewesen wäre. Aber er hatte ja funktioniert – danach war sie aus ihrer Ohnmacht aufgewacht.

Und sie sollte ihm dankbar sein, dass er derjenige war, der sie gefunden hatte. Denn wenn es sein Vater gewesen wäre …

„Sind Sie eigentlich verrückt?“, protestierte sie, während sie auf dem Krankenhausbett durch die leeren Flure gerollt wurde.

„Kann schon sein“, erwiderte Felipe grinsend, der ihr nicht von der Seite gewichen war.

Sie sah ihn zornig an, und trotzdem konnte er nur daran denken, wie schön sie war. Selbst in einem Nachthemd sah sie berückend aus, und das war wirklich eine Leistung.

Er würde sie natürlich einkleiden, wie es einer Königin gebührte. Ja, sie würde seine Königin sein – sobald sein Vater gestorben war und er den Thron besteigen konnte.

Er wusste, dass er den Rückhalt seines Volkes besaß und auch des Militärs. Da sein Vater schwer krank war, konnte es sich also nur noch um ein paar Monate handeln, bis er seinen Platz einnehmen würde.

Bis dahin würde er Talia im Palast unterbringen und seinen Vater vor vollendete Tatsachen stellen.

Er gab der Krankenschwester das vereinbarte großzügige Honorar, nachdem sie ihm dabei geholfen hatte, die Prinzessin in den Lieferwagen zu heben, den er gemietet hatte.

„Zum Flughafen“, sagte er zu dem Fahrer, und Briar versuchte sich aufzurichten.

„Zum Flughafen?“ Ihre Stimme war schrill vor Angst.

„Nun, wir werden wohl kaum nach Santa Milagro schwimmen. Jedenfalls nicht in deinem Zustand.“

„Ich komme nicht mit Ihnen.“

„Natürlich wirst du das tun. Obwohl ich deinen Mut bewundere. Denn schließlich liegst du noch in einem Krankenhausbett. Übrigens habe ich eine medizinische Untersuchung angeordnet, bevor wir abfliegen.“ Felipe zeigte auf den Arzt, der auf der anderen Seite ihres Bettes saß.

Dieser stand auf, nahm ihr Blut ab und sah ihr in die Augen. „Vielleicht sollten Sie eine Computertomographie machen lassen, wenn Sie wieder zu Hause sind“, sagte er gleichmütig. Er schien keinerlei Skrupel zu haben, bei einer Entführung mitzuwirken.

Kein Wunder, wenn man bedachte, wie viel Felipe ihm zahlte.

Er nickte. „Danke, sobald wir in meinem Land sind, werde ich für weitere Untersuchungen sorgen. Schließlich möchte ich nicht, dass ihr etwas fehlt.“

Briar schien darüber nicht sehr erleichtert zu sein, was Felipe verwundert zur Kenntnis nahm.

„Wenn Sie irgendeine Art Integrität besitzen“, sagte sie zu dem Arzt und packte ihn am Ärmel, „dann sagen Sie mir jetzt, wo ich bin. Und was man von mir will.“

Der ältere Mann sah zur Seite, ihm war offensichtlich unbehaglich zumute.

„Talia“, sagte Felipe, „er ist viel zu gut bezahlt worden, um dir zu helfen.“

„Sie nennen mich immer Talia. Ich weiß aber gar nicht, wer das ist. Ich kenne keine Talia.“

Nun, das war auf jeden Fall eine interessante Entwicklung. „Ob du Talia nun kennst oder nicht – was ich bezweifle – auf jeden Fall bist du Talia.“

„Ich habe das Gefühl, Sie sind derjenige, der auf den Kopf gefallen ist“, erwiderte Briar.

„Das hier wurde vor langer Zeit geplant. Glaubst du etwa, es war ein Zufall, dass ich dich auf einer belebten Straße in New York City getroffen habe? Natürlich nicht. Die zufälligsten Begegnungen werden immer sorgfältig inszeniert.“

„Von einer Art höherer Macht?“, fragte sie spöttisch.

„Ja. Von mir.“

„Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind. Ich habe noch nie von Ihnen oder Ihrem Land gehört, deshalb kann ich mir nur vorstellen, dass es winzig sein muss.“

Er schmunzelte. „Wenn ich nicht so selbstsicher wäre, wäre ich jetzt bestimmt beleidigt, querida. Aber wie dem auch sei, ich glaube nun einmal an die Idee, dass die Größe eines Landes nichts zur Sache tut. Es geht mehr um … nun, zum Beispiel um den Cashflow. Oder die natürlichen Ressourcen. Und beides hat mein Land im Überfluss. Trotzdem machen wir gerade ein paar strukturelle Veränderungen durch, und dazu gehörst auch du.“

„Wie kann ich dazugehören? Ich bin nur eine Arzttochter. Und eine Studentin. Ich spiele auf der Weltbühne keine Rolle.“

„Genau in diesem Punkt irrst du dich. Aber wir werden dieses Gespräch jetzt hier nicht fortführen.“

Felipe hatte den Arzt für sein Schweigen bezahlt, aber das hieß noch lange nicht, dass er ihm vertraute. Denn wenn die Nachricht, dass Briar Harcourt entführt worden war, erst einmal in den Medien auftauchte, konnte es gut sein, dass er seine Geschichte zu Geld machen wollte.

Das bedeutete, dass die Details, über die hier im Wagen gesprochen wurden, auf ein Minimum beschränkt werden mussten.

Als sie kurz danach am Flughafen eintrafen, steuerte der Fahrer direkt auf Felipes Privatflugzeug zu.

„Müssen wir nicht erst durch den Zoll?“, fragte Briar verwirrt. „Ich habe … Ich habe meinen Pass gar nicht dabei.“

„Liebling, du reist doch mit mir. Ich bin dein Pass. Braucht sie die Infusion noch?“, fragte er den Arzt.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Dann entfernen Sie sie bitte.“

Nachdem dies geschehen war, beugte Felipe sich vor und hob Briar aus dem Bett. „Professionelle Unterstützung ist ja schön und gut, aber am Ende macht man doch besser alles selbst.“

Sie klammerte sich an ihn, als er sie aus dem Wagen trug und mit ihr auf das Flugzeug zuging. Doch dann fing sie an, sich zu wehren.“

Autor

Maisey Yates
<p>Schon von klein auf wusste Maisey Yates ganz genau, was sie einmal werden wollte: Autorin. <br/>Sobald sie mit einem Stift umgehen und ihre erste Worte zu Papier bringen konnte, wurde sie von der Leidenschaft fürs Schreiben gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. <br/><br/>Von da an konnte nichts und niemand...
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