Das sinnliche Geheimnis der Prinzessin

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Prinzessin Bella Montoro weiß leider nur zu gut: Ihr süßes Partyleben ist vorbei, denn ihr Vater besteht darauf, dass sie eine langweilige Vernunftehe mit Will Rowling eingeht. Den sie nur vom Foto kennt - bis sie ihm am Strand buchstäblich in die Arme fällt. Hey, der ist ja heiß! Es knistert sofort, und Bella denkt an hundert freche Dinge, die sie gern mit ihm machen würde. Aber dann erfährt sie: Dieser Traummann ist nicht Will, sondern sein Zwillingsbruder James, das schwarze Schaf der Familie. Und der letzte Mann im ganzen Königreich, in den sie sich verlieben darf …


  • Erscheinungstag 12.07.2016
  • Bandnummer 1932
  • ISBN / Artikelnummer 9783733723002
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Bella Montoro riss die Augen auf. Das Gekrächze der Papageien direkt vor ihrem Fenster hatte sie unsanft aus dem Schlaf geholt. Ausgerechnet heute.

Ein ganzer Schwarm dieser schönen blau-goldenen Vögel lebte in dem Baum, der vor ihrem Schlafzimmerfenster des elterlichen Anwesens Coral Gables stand. In Miami und Umgebung waren sie nicht selten.

Normalerweise beobachtete Bella sie mit Vergnügen und störte sich nicht an ihrer unmelodischen Ausdrucksweise.

Aber heute war es anders. Leider hatte sie am Vorabend etwas zu viel Champagner getrunken und deshalb einen dicken Kopf. Verzweifelt presste sie sich das Kissen auf die Ohren, aber das half auch nichts. Selbst das Piepsen einer Maus hätte sie genervt.

Stöhnend richtete sie sich auf. Sie musste sowieso aufstehen. Ein Blick nach draußen – klar, es war Buttercup, ihr Lieblingspapagei, der direkt vor dem Fenster saß. „Guten Morgen“, flüsterte Bella, öffnete aber nicht, da sie den Vogel nicht verjagen wollte. Buttercup und ihr Lebensgefährte Wesley waren zwar wild, liebten es aber, sich direkt vor ihrem Fenster zu putzen.

Wehmütig betrachtete sie das Pärchen. Heute musste sie nach Europa fliegen, auf die Insel Alma, und würde Buttercup und Wesley lange nicht sehen. Alma … Bellas königliche Vorfahren stammten daher, hatten aber vor gut siebzig Jahren vor dem Diktator Tantaberra fliehen müssen. Er und seine Nachkommen hatten das kleine Land mit harter Hand regiert, bis sie von einem Aufstand des Volkes wieder vertrieben worden waren. Damit hatte keiner der Montoros gerechnet. Ebenso wenig damit, dass die Bürger des Landes die parlamentarische Monarchie wieder einführen wollte – mit den Montoros als königlicher Familie!

Eigentlich stand ihrem Vater Rafael die Krone zu. Aber da er geschieden war, wurde er nach den strengen Gesetzen Almas von der Thronfolge ausgeschlossen. Dann hatte ihr Bruder Rafe auf den Thron verzichtet, weil er bald Vater wurde und seine Verlobte Emily Florida nicht verlassen wollte.

Daraufhin blieb ihrem anderen Bruder Gabriel gar nichts anderes übrig, als sich für die Krone zur Verfügung zu stellen. Bella bewunderte ihn dafür, denn eigentlich war er der Bad Boy der Familie gewesen. Nun stand seine Krönung kurz bevor, bei der sie natürlich anwesend sein musste.

Sie seufzte leise. Alma war ein attraktiver kleiner Staat, aber Bella liebte Florida. Schließlich war sie hier aufgewachsen, alles war ihr vertraut, und sie hing mit ganzer Seele an Miami. Wo würde ab sofort ihr Hauptwohnsitz sein? Wahrscheinlich doch in Alma, wo die Familie ursprünglich herkam. Keine schöne Aussicht!

In Miami ließ sie auch ihre Großtante Isabella zurück, die schwer krank war. Sicher, Rafe würde sich um sie kümmern, und Bella konnte sie anrufen, aber das war nicht das Gleiche. Tante Isabella hatte immer ein freundliches Wort für ihre Großnichte, die nach der geliebten Tante benannt worden war. Außerdem konnte Bella mit allem zu ihr kommen. Sie wusste immer Rat, drängte sich aber nie auf.

Wieder beobachtete Bella Buttercup, die sorgfältig ihre Federn putzte. Wann würde sie die Vögel, wann das geliebte Haus wiedersehen, in dem sie aufgewachsen war? Zu lange hatte sie den Gedanken verdrängt, von allem Abschied nehmen zu müssen, was ihr lieb und vertraut war. Doch jetzt war es so weit.

Sie war Amerikanerin. Obwohl sie immer stolz darauf gewesen war, eine Montoro zu sein und einen adeligen Stammbaum zu haben, hatte sie nie daran gedacht, dass das auch Verpflichtungen mit sich brachte. Aber sie hatte man sowieso nicht gefragt. Ihr Vater hatte beschlossen, mit der Familie nach Alma zu ziehen, und damit basta.

Rums! Mit Schwung kam das Hausmädchen Celia durch die Tür. Bella verzog schmerzverzerrt das Gesicht und hielt sich die Ohren zu. Zu spät!

Tadelnd blickte Celia auf das zerknüllte Abendkleid am Boden. „Es gibt noch jede Menge Bügel zu kaufen, Miss Bella. Nur, falls Sie keine mehr haben.“

„Ich weiß.“ Bella blickte sie an und lächelte schuldbewusst. Celia arbeitete schon lange für die Familie und war einer der wenigen Menschen, dem sie vollkommen vertraute. „Ich hatte nur keine Lust, morgens um drei auch noch meine Sachen aufzuhängen.“ Sie gähnte herzhaft.

Celia schüttelte den Kopf. „Tja, wenn man in wenigen Stunden nach Europa fliegen muss, sollte man vielleicht etwas früher ins Bett gehen.“

„Aber es war doch meine letzte Nacht in Miami. Und ich musste zu so vielen Partys und mich von unglaublich vielen Menschen verabschieden.“

„Und deine vielen Freunde um ein paar Schecks erleichtern, meinst du wohl.“

Celia gehörte zu den wenigen Eingeweihten, die wussten, dass ihr Engagement für die Umwelt mehr war als nur ein hübsches Hobby für eine Tochter aus reichem Hause. Bella setzte sich leidenschaftlich für den Erhalt der Natur ein und nutzte ihre guten Verbindungen aus.

„Das sagst du so, als sei es etwas Schlechtes“, schmollte Bella. Sie beobachtete Celia, die im Schrank nach einem passenden Outfit suchte, etwas herausnahm und sie fragend ansah. „Nein, das nicht. Lieber den blauen Hosenanzug mit der kurzen Jacke.“

„Okay.“

Beide Frauen gingen durch den Raum und sammelten die Sachen zusammen, die Bella wahllos verstreut hatte. Es sah aus, als wäre ein Orkan durch den Raum gewirbelt. In ihrer Familie war man der Meinung, Bella sei so unordentlich, weil sie während eines Hurrikans geboren worden war.

Während Bella sich im Bad fertig machte und anzog, packte Celia ihren Koffer, wie sie es schon viele Male getan hatte. Diesmal aber wusste sie nicht, ob und wann sie ihre kleine Miss wiedersehen würde. Und je näher die Stunde der Abreise rückte, desto einsilbiger wurde auch Bella. „Ich wünschte, du könntest mit mir nach Alma kommen“, stieß sie schließlich hervor – und brach in Tränen aus.

Celia nahm sie in die Arme und wiegte sie tröstend. Als Bellas Mutter Adela beschlossen hatte, sich von ihrem kalten, gefühllosen Mann zu trennen, war Bella gerade achtzehn geworden. Celia war diejenige, die ihre Trauer aufgefangen und versucht hatte, ihr in manchem die Mutter zu ersetzen. Zwar ließ sie sich nichts sagen, was Celia ziemlich schnell gemerkt hatte. Aber sie war da, wenn Bella sie brauchte.

„Beruhige dich. Das Leben dort wird dir bestimmt gefallen. Dein Lieblingsbruder ist da, und um dich als Prinzessin wird sich jeder reißen. Du wirst gar nicht merken, dass ich nicht da bin.“

„Das stimmt nicht!“, protestierte Bella und schniefte. „Gabriel hat als König bestimmt keine Zeit für seine kleine Schwester. Außerdem muss er doch die Hochzeit mit Serafia vorbereiten. Wenn sie mich nun irgendwohin abschieben …“.

Hoffentlich kam ihr Vater nicht auf die Idee, sie irgendwo im Palast einzusperren oder sie nur in Begleitung ausgehen zu lassen. Das sähe ihm ähnlich, wo er doch immer so tat, als lebten sie noch im Mittelalter! Über das letzte Foto von ihr in der Zeitung hatte er sich fürchterlich aufgeregt, dabei konnte sie nun wirklich nichts dafür.

Wie hätte sie ahnen sollen, dass sich Paparazzi hinter den Büschen versteckt hatten, die Nicoles Pool umstanden? Alle Freundinnen hatten ihre Bikinis ausgezogen, aber natürlich hatten die Reporter ihre Kameras nur auf sie gerichtet.

Rafael Montoro war davon nicht gerade begeistert gewesen. Denn nicht nur die Geschäftspartner ihres Vaters, auch alle Bürger von Alma konnten sich die Nacktfotos der Prinzessin herunterladen. Was für Gabriel als zukünftigem König nicht angenehm sein dürfte. Dass sie dabei das Opfer gewesen war, schien keinen zu interessieren.

„Das glaube ich nicht. Dein Vater will bestimmt, dass die ganze Familie den Sohn bei seiner neuen Aufgabe unterstützt. Du bist die einzige Prinzessin. Auf dich und deine Auftritte in der Öffentlichkeit werden sie auf keinen Fall verzichten. Das Volk wird dich lieben, genau wie dein Verlobter. Dein Vater kann dich schließlich nicht verbannen und trotzdem erwarten, dass du den Mann heiratest, den er für dich ausgesucht hat.“

„Erinnere mich bloß nicht daran“, stöhnte Bella. Was hatte ihr Vater sich dabei nur gedacht? Bei dem Gedanken an diesen Verlobten dröhnte ihr Kopf noch mehr. Wenn sie doch gestern nicht so viel getrunken hätte! Aber sie hatte diese Geschichte mit der arrangierten Ehe vergessen wollen, wenigstens für einen Abend. Ihr Vater hatte sich doch bis jetzt auch nicht viel um seine Tochter gekümmert, warum dann jetzt?

Die Antwort konnte sie sich selbst geben. Er würde alles dafür tun, damit sich die neue Monarchie in Alma festigte und von den führenden Familien unterstützt wurde. Seine Tochter in eine dieser Familien einheiraten zu lassen, hielt er für eine blendende Idee. Wie ungerecht! Gabriel und Rafe waren nicht gezwungen worden, sondern hatten sich ihre Frauen selbst ausgesucht. Aber von ihr verlangte der Vater, dass sie Will Rowling heiratete, den Sohn des wohl reichsten Geschäftsmanns von Alma.

Bella schüttelte sich innerlich. Heiraten, was für ein Albtraum! Wenn es ihr in Alma nicht gefiel, würde sie nach Florida zurückkehren, auch wenn der Vater tobte. Sie würde bald Tante werden, und sie liebte Key West, wo Rafe und Emily wohnten. Über ihr Leben bestimmte immer noch sie selbst und kein anderer.

„Aber, Bella, so schlimm ist das doch gar nicht“, versuchte Celia sie zu trösten. „Dein Vater hat nur gesagt, dass du Will kennenlernen und ihm eine Chance geben solltest. Du weißt doch, warum.“

Allerdings, das hatte man ihr nun oft genug eingebläut. „Als eine Montoro ist es deine Pflicht, deinen Bruder bei seiner neuen Aufgabe zu unterstützen“, machte sie die tiefe Stimme ihres Vaters nach.

Celia lachte, und Bella hatte beinahe ihre gute Laune wiedergefunden. Plötzlich musste sie an Drew Honeycutt denken. Wegen ihm war sie ganz froh, aus Miami herauszukommen. Wie hätte sie auch ahnen können, dass Drew sich Hals über Kopf in sie verlieben würde, sodass er ihr schon nach zwei Monaten einen Heiratsantrag machte. Den er dann auch noch wiederholte, indem er auf zwanzig Werbeflächen quer durch die Stadt Plakate mit ihrem Foto kleben ließ. Und damit nicht genug. Er hatte eins der kleinen Werbeflugzeuge gemietet, das ein Banner mit dem Schriftzug „Willst du mich heiraten, Bella Montoro?“ hinter sich herzog – und das sechs Stunden lang über South Beach!

Das war besonders peinlich gewesen, weil sie gerade mit Ramone auf dem Balkon gesessen hatte, einem neuen Freund, der daraufhin natürlich nichts mehr von sich hören ließ. Dabei mochte Bella ihn wirklich gern, vor allem, weil er versprochen hatte, ihre Organisation zur Rettung der Natur sehr großzügig zu unterstützen …

Drew hingegen gab nicht auf. Er folgte ihr auf jede Party und tauchte immer da auf, wo sie gerade war. Leider konnte sie ihn nicht wirklich in die Schranken weisen, da Honeycutt Logistics ein wichtiger Geschäftspartner von Montoro Enterprises war.

Das war irgendwie ihr Schicksal – und hatte vielleicht auch mit ihrer Geburt während eines Hurrikans zu tun. Männer verliebten sich zu leicht in sie, während sie durchs Leben wirbelte und eigentlich nur ihren Spaß haben wollte. Also war es vielleicht ganz gut, dass sie für eine gewisse Zeit aus Miami verschwand.

Tatsächlich schaffte Celia es, Bella mitsamt ihrem Gepäck pünktlich in die große Limousine zu setzen. Als die Tore sich öffneten, winkte Bella Buttercup und Wesley noch einmal zum Abschied zu und blickte wehmütig auf das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Doch je weiter sie sich von dem Anwesen der Montoros entfernte, desto besser wurde ihre Laune. Celia hatte recht, das Ganze war auch ein großes Abenteuer.

Als sie schließlich in dem Privatjet der Montoros saß, sich angeschnallt hatte und ein Glas Sekt mit Orangensaft vor ihr stand, freute sie sich auf das, was vor ihr lag. Sie lächelte Jane an, die die Familie schon seit vielen Jahren als Flugbegleiterin betreute und die ihr früher Malbücher und bunte Kreiden gebracht hatte. Wie lang war das her? Zögernd zog Bella das Foto von Will Rowling aus der Tasche, das ihr Vater ihr geschickt hatte.

Eigentlich sah er ganz gut aus, mit seinem ordentlich gescheitelten Haar und seinem freundlichen Gesicht. Allerdings blickte er ziemlich ernst, und das gefiel Bella nicht so sehr.

Aber sie sollte erst ein Urteil über ihn fällen, wenn sie ihn kennengelernt hatte. Für Alma begann jetzt ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes. Und auch Will hatte eine Chance verdient. Vielleicht war er ja charmant und hatte Spaß am Leben.

Allerdings war es schon seltsam und sprach gegen ihn, dass er sich auf eine arrangierte Ehe einließ, und das im einundzwanzigsten Jahrhundert. Irgendetwas musste mit ihm nicht in Ordnung sein. War er selbst nicht dazu in der Lage, Frauen für sich zu interessieren? Wenn das der Fall war, war er nichts für sie, davon war Bella überzeugt.

Wieder bekam James Rowling eine Ladung Sand ins Gesicht. Mussten die Leute denn so dicht an ihm vorbeilaufen? Er wollte fluchen, presste aber noch rechtzeitig die Lippen zusammen. Bloß nicht auffallen! Am liebsten wäre er unsichtbar, so unsichtbar, wie es jemandem möglich war, der Alma gerade fürchterlich blamiert hatte. Denn jeder Bürger von Alma hatte gesehen, wie er das Siegtor verpatzt hatte.

Mit der großen dunklen Sonnenbrille und der tief in die Stirn gezogenen Baseballmütze hatte ihn bisher keiner erkannt. Das war auch gut so, denn Fragen danach, warum Real Madrid seinen Vertrag nicht verlängert hatte, konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Im Internet konnte sich sowieso jeder darüber informieren – und fand dann auch gleich noch Fotos, wie James mit einer Prostituierten eine Bar in Rio de Janeiro verließ. Allerdings hatte er nicht gewusst, dass sie als Prostituierte arbeitete, denn von Geld war nie die Rede gewesen.

Schlimmer noch wäre allerdings die Frage, ob er in Zukunft für Almas Fußballteam spielen müsste, ein Team, das bisher noch nicht einmal regional aufgefallen war. Nein, er würde bestimmt wieder von einem der großen Profivereine verpflichtet werden, vielleicht in England, wo er ursprünglich herstammte. Es musste einfach klappen. Fußball war sein Leben.

Er lockerte das T-Shirt ein wenig, das ihm an der Haut klebte, lehnte sich in dem niedrigen Strandstuhl zurück und streckte die langen Beine aus. Irgendwie musste er sein inneres Gleichgewicht wiederfinden, aber das würde in Alma schwierig sein, diesem spießigen kleinen Land, das sein Vater so gut wie beherrschte. Die Macht von Patrick Rowling war überall spürbar, zumindest für James, den die Missbilligung seines Vaters besonders hart traf.

Auch dass er sich hier an den Strand zurückgezogen hatte, ärgerte den Vater bestimmt. Aber James konnte nicht anders, als wäre ihm ein Gen eingepflanzt worden, das ihn immer das Gegenteil von dem tun ließ, was sein Vater von ihm verlangte.

„Autsch …!“ Etwas Schweres traf ihn genau auf die Brust. Sein wackeliger Strandstuhl kippte seitlich, und James landete auf etwas Weichem, das leise aufschrie. Doch es war kein Es, sondern eine Sie, eine Frau mit langem blondem Haar.

Verdutzt blickte er unter sich und blickte in die blauesten Augen, die er seit Langem gesehen hatte. Die Frau unter ihm lächelte und wirkte keineswegs erschreckt, sondern schien die Situation beinahe zu genießen. Er war ihrem herzförmigen Gesicht jetzt so nahe, dass er sie leicht hätte küssen können.

James spürte, wie sein Körper reagierte, und wusste, er musste runter von dieser verführerischen Person. Sonst wäre zu offensichtlich, was sie in ihm auslöste. Das wäre nicht nur peinlich, sondern könnte ihn auch in Schwierigkeiten bringen. Und davon hatte er momentan wirklich genug.

Er rollte schnell zur Seite, stand auf, reichte der jungen Frau die Hand und zog sie hoch. „Entschuldigung. Alles in Ordnung?“

Sie klopfte sich den Sand ab. „Aber ja …“ Ihre leise, raue Stimme beschleunigte seinen Puls. „Das war absolut meine Schuld“, fuhr sie fort. „Ich hatte mich ganz auf dieses Ding hier konzentriert, und dann bin ich gestolpert und genau neben Ihren Stuhl gefallen.“ Dabei kickte sie mit ihrem nackten Fuß eine Frisbee-Scheibe zur Seite, die direkt neben James’ Stuhl lag.

Ach so, dann war ihm wohl dieses Frisbee gegen die Brust geknallt. Das hatte er schon wieder ganz vergessen. Was auch kein Wunder war, wenn man auf einer hübschen Blonden in einem superknappen Bikini landete. „Ich mag Frauen, die man auf eine unvergessliche Art und Weise kennenlernt.“

So etwas war selbst ihm noch nicht passiert. Dabei hatten die Damen wirklich schon sehr viel Fantasie aufgewendet, um mit ihm in Kontakt zu kommen. Zimmerschlüssel, die ihm in einem Drink serviert wurden, den eine Gruppe von kichernden Groupies für ihn bestellt hatte. Einmal hatte er sogar zwei nackte Frauen in seinem Hotelbett vorgefunden. Keine Ahnung, wie sie ins Zimmer gekommen waren. Aber darüber hatte er dann nicht weiter nachgedacht, sondern die Situation genutzt …

„Ich wollte Ihre Bekanntschaft gar nicht machen“, sagte die Blonde verlegen. Sie war sogar rot geworden. „Ich habe Sie einfach nicht gesehen. Mit Ihrem hellen Hemd und den Shorts heben Sie sich kaum vom Sand ab.“

„Wollen Sie mir meine englische Blässe vorhalten? Sie sind auch nicht gerade braungebrannt“, zog er sie auf.

Sie lachte und warf mit einer schnellen Bewegung das Haar zurück, sodass es nicht mehr ihre Brüste bedeckte. Danke. Das winzige Bikinioberteil verbarg kaum etwas, und unwillkürlich starrte James darauf. Dieser Anblick war das Beste, was ihm in der letzten Woche begegnet war, nein, das Beste, seit er in Alma gelandet war.

Vielleicht war es doch nicht so schlecht, hierzubleiben, bis Gras über seine letzte Blamage gewachsen war und hoffentlich ein renommierter Fußballclub an seine Tür klopfen würde.

„Nein, natürlich nicht“, sagte sie lachend. „Ich würde Ihnen Ihre Schwächen doch nie schon bei unserer ersten Begegnung vorhalten.“

Aha, sie flirtete gern … James neigte den Kopf und sah ihr tief in die Augen. „Aber bei unserem zweiten Date hätten Sie keine Hemmungen mehr?“

Betont züchtig schlug sie die Augen nieder und lächelte kokett. „Vielleicht lieber beim dritten.“

Also war sie nicht abgeneigt, sich mit ihm zu treffen. Was für eine Frau! Faszinierender als jede andere, die er bisher in Alma kennengelernt hatte, diesem elenden Fleckchen Erde, das er als sein Zuhause bezeichnen musste. Wenigstens vorübergehend. Die Erinnerung an ihren verführerischen Körper unter sich war noch so frisch, dass er hart wurde. Und sie wusste genau, wie sie auf ihn wirkte … „Ich habe das Gefühl, dass sich das Warten lohnen würde“, entgegnete er.

Mit einem leisen Lachen trat sie ein paar Schritte zurück. Plötzlich wusste er, dass und wo er sie schon gesehen hatte. Im Fernsehen, und das nicht nur einmal. Auch die Zeitungen waren voll von Bildern und Berichten über die neue Prinzessin.

Er setzte die Mütze und die Brille wieder auf. Beides hatte er bei dem Sturz im Sand verloren. Wie sollte er sie anreden? Ms. Montoro? Prinzessin Bella? Ihre Königliche Hoheit? Aber ihr Bruder war doch noch gar nicht gekrönt worden. Wie auch immer, er gehörte nicht zu ihren Kreisen und sollte besser die Finger von ihr lassen.

Andererseits war deutlich zu merken, dass sie an ihm interessiert war. Wenn er sich mit etwas auskannte, waren es Frauen und ihre Reaktion auf ihn. Auch wenn sie blaues Blut in den Adern hatte, musste sie für ihn doch nicht tabu sein. „Darf ich Sie Bella nennen, oder ist Ihnen irgendein Titel lieber?“, fragte er schmunzelnd.

„Sie meinen, so was wie Prinzessin?“ Sie rümpfte die kleine Nase. „Irgendwie habe ich mich noch nicht daran gewöhnt.“ Plötzlich lachte sie leise auf. „Und dazu sind wir uns eigentlich schon zu nahe gekommen, finden Sie nicht auch?“

Allerdings. Wieder erinnerte er sich an ihre weichen Kurven. „Ja, irgendwie schon. Förmlichkeiten sind sowieso nicht meine Sache. Also gut, dann Bella.“ Das hörte sich ziemlich intim an, aber James hatte nichts dagegen. Am liebsten hätte er ihren Namen immer und immer wieder laut ausgesprochen.

Bella lächelte und blickte zu Boden. „Das ist alles ein bisschen seltsam. Ich war nicht sicher, ob Sie wussten, wer ich bin.“

Verlegen versteckte er die Hände hinter dem Rücken. Irgendwie war er unsicher, ein Gefühl, das er schon als Vierzehnjähriger Frauen gegenüber abgelegt hatte. „Ich habe Sie von den Fotos her erkannt.“

„Kann ich mir vorstellen. Und ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier am Strand zu treffen. Sonst hätte ich mir etwas anderes angezogen.“

Dann weiß sie also, wer ich bin? Er sah sie prüfend an. Es wirkte beinahe so, als wäre er ihr nicht unsympathisch. „Wieso? Sie sehen fantastisch aus.“

Lachend blickte sie an sich herunter. „Na ja, für den Strand ist das wohl passend. Allerdings hatte ich mir unser erstes Treffen nicht so vorgestellt. Auf dem Foto, das mir mein Vater geschickt hat, wirkten Sie viel seriöser.“

„Äh … ja?“ Was meinte sie damit? Warum sollte ihr Vater ihr Fotos geschickt haben? Höchstens doch nur, um seine kostbare Prinzessin vor dem sprichwörtlichen Nichtsnutz zu warnen. Lass dich ja nicht mit dem jungen Rowling ein. Er macht dir nur Ärger.

Bei diesem Gedanken stieg wieder die kalte Wut in ihm auf, aber er beherrschte sich. „Ich bin genauso schlimm, wie Ihr Vater meint. Wahrscheinlich noch schlimmer. Wenn Sie ihn ärgern wollen, können Sie auf mich zählen.“

Nur zu gern würde er sie dabei unterstützen, sich gegen ihren Vater aufzulehnen. Wahrscheinlich hatte sie bisher immer alles getan, was Daddy wollte.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass Bella ihn mit großen Augen ansah. „Nein, Daddy hat mich nicht vor Ihnen gewarnt. Im Gegenteil, ich glaube, er würde es gern sehen, wenn wir uns besser kennenlernen. Um festzustellen, ob wir auch zusammenpassen.“

Nun verstand James gar nichts mehr. Ihr Vater wollte, dass sie sich anfreundeten? „Dann ist er ein Fußballfan, was?“

Sie schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Das glaube ich nicht. Ist das für Sie so wichtig, Will?“

„Will?“ Er starrte sie an und stöhnte dann laut auf. „Sie denken, ich bin Will?“ Das wurde ja immer schlimmer. Dann hatte ihr Vater ihr ein Bild von Will geschickt. Warum wohl?

Bestimmt nicht, damit sie heftig mit Wills Zwillingsbruder James flirtete, das stand schon mal fest. Dieses Missverständnis musste er leider sofort aufklären.

2. KAPITEL

„Dann sind Sie nicht Will Rowling?“ Bella starrte James fassungslos an. Er musste es sein. Sie hatte sich doch sein Bild sehr genau angesehen, nicht nur im Flugzeug, sondern auch noch nachts, als sie nicht hatte einschlafen können. Immer wieder ging ihr im Kopf herum, was ihr Vater sich wohl dabei gedacht hatte. Glaubte er wirklich, sie würde sich auf eine arrangierte Ehe einlassen? Und dann stolperte sie hier am Strand über den Mann, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte.

Der allerdings behauptete, er sei nicht Will Rowling. Dabei sah er doch genauso aus. Oder doch nicht? Verwirrt musterte sie ihn. Hatte sie sich tatsächlich geirrt?

„Nein, ich bin nicht Will.“ Er schüttelte lächelnd den Kopf.

Dieses Lächeln, diese grünblauen Augen … Ihr kribbelte die Haut, und sie konnte sich nicht von seinem Blick lösen. Wenn dies nicht Will war, konnte ein kleiner Flirt vielleicht nicht schaden?

Plötzlich schien die Sonne heller, und das Meer wirkte besonders blau. Während sie die Zehen in den warmen Sand grub, seufzte sie erleichtert auf und grinste James frech an. Das lief ja besser, als sie gehofft hatte. Und sie war kurz davor gewesen, an Liebe auf den ersten Blick zu glauben. Dass sie sich in Will verknallt hätte. Ihr Vater wäre begeistert gewesen und hätte sofort die Hochzeit vorbereitet. Entsetzliche Vorstellung. Denn eine Ehe, mit wem auch immer, kam für sie noch lange nicht infrage.

Aber wenn dieser sexy Mann nicht Will war… Bella musterte James langsam von oben bis unten, toller Körper … einfach ideal.

Nein, überhaupt nicht ideal. Denn sie sollte sich mit Will treffen, um herauszufinden, ob sie zusammenpassten. Stattdessen flirtete sie hier mit einem Fremden, der ihm verblüffend ähnlich sah. Und in dessen Blick sehr eindeutig stand, was er am liebsten mit ihr machen wollte. Sosehr sie es auch genießen würde, es durfte nicht sein.

Ihre Miene wurde ausdruckslos, was ihr nicht leichtfiel. „Ach so, dann habe ich mich getäuscht. Entschuldigung.“ Sie streckte die Hand aus. „Ich bin Bella Montoro. Aber das wissen Sie ja schon. Und wer sind Sie?“

Er lachte und ergriff ihre Hand mit beiden Händen. „Ja, leider bin ich nicht Will. Ich bin James. James Rowling, der andere Bruder.“

„Bruder?“ Dann ging ihr ein Licht auf. „Sie … Sie und Will sind Zwillinge?“

„Erraten.“ Er zwinkerte ihr fröhlich zu.

„Wie peinlich!“ Fieberhaft dachte sie nach, aber sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr Vater ihr etwas von einem Zwillingsbruder erzählt hatte.

„Das braucht Ihnen doch nicht peinlich zu sein. Wir werden immer wieder verwechselt. Ist vollkommen okay.“

Nein, nichts war okay, im Gegenteil. Denn dieser aufregende, sexy Mann, über den sie buchstäblich gestolpert war, war leider der Bruder von Will, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Das konnte nicht gutgehen.

Autor

Kat Cantrell
<p><em>USA Today</em>-Bestsellerautorin Kat Cantrell las ihren ersten Harlequin-Roman in der dritten Klasse und füllt ihre Notizbücher, seit sie Schreiben gelernt hat. Sie ist Gewinnerin des <em>So you think you can write</em>-Wettbewerbs und <em>Golden Heart</em>-Finalistin der <em>Romantic Writers Association</em>. Kat, ihr Mann und ihre beiden Jungen leben in Nordtexas.</p>
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