Miami - heiße Küsse, wilde Nächte

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Ihr sexy Lachen, ihre Lockenmähne, ihre heißen Kurven: War Maria immer schon so unverschämt aufregend? Oder liegt es nur an Miamis prickelnder Atmosphäre, dass Diplomat Alex Ramon seine schöne Assistentin plötzlich mit ganz anderen Augen sieht? Zusammen sind sie hierhergeflogen, um die Königsfamilie Montoro zur Rückkehr nach Europa zu bewegen. Doch als bei einem Gespräch über die Zukunft des Königreichs ausgerechnet Prinz Gabriel Montoro heftig mit Maria flirtet, spürt Alex brennende Eifersucht! Auf keinen Fall wird er zulassen, dass dieser adelige Playboy sie verführt …


  • Erscheinungstag 31.05.2016
  • Bandnummer 1926
  • ISBN / Artikelnummer 9783733722159
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Alex Ramon biss die Zähne zusammen und stöhnte leise vor sich hin. Er presste die Fäuste gegen die Schläfen, um durch den Druck die bohrenden Kopfschmerzen zu lindern.

In den letzten Wochen war er viel unterwegs gewesen, und diese Reaktion auf Jetlag und wenig Schlaf wunderte ihn eigentlich nicht. Momentan aber stand ein weiterer Stressauslöser nur wenige Meter von ihm entfernt: eine langbeinige Blondine in einem auf die Haut geschneiderten Etuikleid und superhohen High Heels.

Maria Ferro. Siebenundzwanzig Jahre alt. Glattes, langes, honigfarbenes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Doch gerade heute Abend sollte er sich nicht von ihrer verführerischen Schönheit ablenken lassen. Denn es stand einiges auf dem Spiel.

Nur zögernd wandte er den Blick von seiner Kollegin ab und schaute in den Saal. Die Party war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Die Wirtschaftsdelegation aus Alma, einer europäischen Inselnation, war in ein lebhaftes Gespräch mit Mitgliedern der Familie Montoro vertieft. Alle schienen sich gut zu unterhalten, ja, sogar zu amüsieren.

Der Ballsaal lag im Parterre eines der besten Hotels von Miami in Florida. Eine Saalseite bestand nur aus Glas, sodass man direkt auf das tiefblaue Meer hinaussehen konnte. Kostbare Kronleuchter warfen ihr funkelndes Licht auf die Gesellschaft. Davon abgesehen waren der Saal und das Hotel eher modern eingerichtet. Alles zeugte von exquisitem Geschmack. Den konnte man den reichen Montoros wirklich nicht absprechen.

Alex versuchte, seinen Kragen mit dem Zeigefinger zu weiten. Er wunderte sich selbst über seine Nervosität, denn Partys der High Society waren für ihn nichts Besonderes. Aber heute kam es darauf an. Denn als Almas Wirtschaftsminister hatte er den Löwenanteil der Überzeugungsarbeit zu leisten.

Würde es ihm gelingen, die Montoros zu veranlassen, wieder in ihr Heimatland Alma zurückzukehren und den Thron für sich zu beanspruchen, den sie vor vielen Jahren hatten aufgeben müssen?

Viel hing von dem heutigen Abend und den nächsten Tagen ab. Diese Abendgesellschaft war erst der Anfang, um die Delegation mit den Montoros bekannt zu machen, deren Vorfahren Alma regiert hatten. Leider war die junge Generation mehr an ihrem beruflichen Erfolg und einem spannenden gesellschaftlichen Leben interessiert als daran, Thronansprüche durchzusetzen und ein Volk zu regieren.

Ein dunkles Lachen ließ Alex aufhorchen. Ganz offensichtlich fühlte sich Maria mit ihrem Gesprächspartner sehr wohl. Kein Wunder, denn Gabriel Montoro, der attraktive Sohn von Raphael III. und Bad Boy der Familie, wirkte amüsant, etwas zynisch und war schwer einzuschätzen. So gern Alex ihn auch als oberflächlichen Blender abgetan hätte, er musste zugeben, dass Gabriel ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann war. Der südamerikanische Zweig von Montoro Enterprises, für den Gabriel verantwortlich war, arbeitete außerordentlich gewinnträchtig.

Wieso fiel Maria, die doch normalerweise sehr vernünftig war, auf so einen Mann herein? Alex runzelte die Stirn. Sicher, Gabriel sah gut aus mit seinen grünen Augen und dem dunklen Haar, dazu war er braun gebrannt und durchtrainiert. Aber das war doch alles nur äußere Fassade. Das musste sie doch sehen!

Alex schüttelte den Kopf. Er war nicht eifersüchtig, ganz bestimmt nicht. Das wäre auch albern. Maria und er waren nur Kollegen, nichts weiter. Aber er war ein paar Jahre älter als sie und fühlte sich irgendwie für sie verantwortlich.

Er kannte sie schon aus der Zeit, als er im Exil in London gelebt hatte. Damals hatte sie für seine Familie gearbeitet. Als sich dann die politischen Verhältnisse in Alma änderten und die Ramons wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten, war Maria mit ihrer Mutter mitgekommen.

Mit Genugtuung hatte Alex beobachten können, wie Maria in der neuen Umgebung und unter den neuen Anforderungen Karriere machte. Als Marketingfrau und PR-Expertin war sie gerade für seine neuen Pläne von großer Bedeutung. Er bewunderte und respektierte sie. Und sie war einfach zu nett, als dass man sie einem Playboy wie Gabriel Montoro überlassen sollte.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Montoros gewaltsam von einem Diktator gestürzt worden. Die königliche Familie war nach Florida geflohen und hatte sich dort ein weltweites Logistikimperium und Handelsunternehmen aufgebaut. Die Montoros fühlten sich in Miami wohl und spielten aufgrund ihres Reichtums und ihres Ansehens eine wichtige Rolle in der High Society. Würde es genügen, an ihr Pflicht- und Ehrgefühl zu appellieren? Würden sie sich dazu bewegen lassen, nach Alma zurückzukehren und wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen?

Davon war Alex noch keineswegs überzeugt, aber er würde es versuchen. Und so machte er seine Runde, sprach mit diesem und jenem, stellte Gäste einander vor und glänzte durch charmanten Small Talk.

Auf diesen Abend hatte er sich sehr genau vorbereitet. Über jeden der Anwesenden hatte er sich informiert, um für alle Situationen gewappnet zu sein. Genau das war seine Arbeitsmethode. Fehler waren nicht vorgesehen.

Schließlich hatte er die Nische erreicht, in die sich Maria und Gabriel zurückgezogen hatten. Erstaunt hob er die Augenbrauen, als er sah, dass Maria ein Glas Wein in der Hand hielt. Normalerweise trank sie so gut wie keinen Alkohol. Sie lachte. Gabriel Montoro schien sie mit ironischen Bemerkungen über die anderen Partygäste zu unterhalten.

Alex trat neben Maria und sah Gabriel freundlich lächelnd an. „Guten Abend, Mr. Montoro. Ich bin Alex Ramon.“

Gabriel schüttelte ihm die Hand. „Ich weiß. Mein Vater hält sehr viel von Ihnen. Ich muss Ihnen allerdings sagen, dass Ihre Bemühungen umsonst sind. Wir Montoros sind nicht besonders daran interessiert, uns mit Krone und Purpurmantel zu verkleiden und wieder in dieses antiquierte System einzutauchen, das sich nun wirklich überlebt hat.“

Diese unverblümte Offenheit hatte Alex nicht erwartet, und so strich er sich kurz übers Kinn und versuchte, die Sache mit Humor zu nehmen. „So, und was halten Sie wirklich von dem Ganzen?“, fragte er lächelnd.

Gabriel zuckte kurz mit den Schultern. „Nicht viel. Und ich weiß nicht, was Sie alle sich davon versprechen.“

Maria warf Alex einen warnenden Blick zu, aber er achtete nicht darauf. Das Gespräch lief anders, als er geplant hatte, und das irritierte ihn. Er wurde ernst. „Das Land befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Die parlamentarische Monarchie würde strukturellen Halt geben. Das Volk ist sehr dafür. Durch die Ölvorkommen auf See ist Alma reich geworden, aber wir brauchen Stabilität. Eine königliche Eheschließung mit nachfolgenden Erben wäre das Beste, was dem Land passieren könnte.“

Gabriel grinste. „Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein eingefleischter Monarchist sind, Mr. Ramon.“

„Darüber sollte man keine Witze machen. Leben und Wohlergehen von Tausenden von Menschen hängen davon ab. Die Geschichte Ihrer Familie hat die Identität des Landes wesentlich geprägt. Und die Montoros könnten Stolz und Stabilität wieder zurückbringen.“

„Das überrascht mich. Schließlich hat man uns aus dem Land gejagt wie Schwerverbrecher.“

Verärgert schob Alex die Hände in die Hosentaschen. „Nicht Sie sind verjagt worden“, sagte er, sehr um einen gleichmütigen Tonfall bemüht. „Sie waren damals noch gar nicht geboren. Und nicht das Volk ist schuld daran, dass Ihre Familie fliehen musste. Sie haben doch sicher gehört, was für ein Typ Tantaberra war. Ein brutaler Diktator, der vor nichts zurückschreckte.“

Wieder zuckte Gabriel mit den Schultern. „Wie auch immer. Falls Sie meine Familie und mich dazu überreden wollen, irgendwelche Verpflichtungen für diese gottverlassene Insel zu übernehmen, sind Sie auf dem Holzweg. Wir sind gern in Miami. Warum sollten wir unser gutes Leben hier aufgeben? Für ein unbedeutendes Fleckchen Erde am Rande der Welt?“

Jetzt mischte sich Maria ein. Ihre blaugrünen Augen funkelten. „Alma hat sich sehr verändert, Mr. Montoro. Es ist keineswegs so hinter dem Mond, wie Sie vielleicht glauben. Dank modernster Kommunikationsmittel sind wir mit der ganzen Welt verbunden, unsere Wirtschaft gedeiht. Und neben der natürlichen Schönheit des Landes gibt es noch vieles mehr, was das Leben dort lebenswert macht.“

Gabriel schüttelte störrisch den Kopf. „All das finde ich auch hier in den USA. Und noch vieles mehr.“

Alex blieb noch ein letzter Trumpf. „Aber denken Sie doch an Ihre Tante. Sie wissen genau, was sie sich wünscht.“

Das endlich schien Gabriel in seiner Selbstgewissheit zu erschüttern.

Mit ihren dreiundsiebzig Jahren war Isabella die älteste der noch lebenden Montoros. Alle wussten, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als dass ihre Enkel, Großnichten und Großneffen in ihre angestammte Heimat zurückkehrten und die Familienehre wiederherstellten.

Isabella Montoro war todkrank, sie hatte Parkinson im letzten Stadium. Aber sie besaß auch den zähen Willen durchzuhalten, bis die Familie wieder ihren Platz auf dem Thron von Alma einnehmen würde.

Gabriel leerte sein Glas und nahm sich ein zweites von dem Tablett, das ein Kellner gerade vorbeitrug. „Tante Isabella lebt in der Vergangenheit. Leider müssen wir alle auf irgendetwas verzichten. So ist das nun einmal.“

„Ja, leider.“

Maria nickte lächelnd, zweifellos in der Absicht, die Stimmung etwas aufzulockern. Aber Alex war nicht bereit, darauf einzugehen. Gabriel Montoro regte ihn auf. Der Mann war reich und mächtig, sah gut aus und war als Casanova verschrien. Man erzählte sich, dass die Frauen ihm Tag und Nacht die Tür einrannten. Maria würde doch nicht so naiv sein, auf ihn hereinzufallen?

Gabriel nippte an seinem Drink. „Bei mir stoßen Sie auf Granit. Aber vielleicht kommen Sie bei meinem Vater weiter. Er hat ein Faible für die alten Zeiten.“

Alex presste die Lippen zusammen und schwieg, während Maria Gabriel kurz die Hand auf den Arm legte und leise sagte: „Wahrscheinlich wissen Sie das nicht, aber Ihr Vater kann den Thron nicht besteigen.“

„Was? Warum denn nicht?“

„Weil er geschieden ist.“ Alex hatte sich wieder gefangen. „Nach dem Gesetz von Alma disqualifiziert ihn das für den Thron.“

Gabriel stieß ein zynisches Lachen aus. „Du liebe Zeit, was ist denn das für ein hinterwäldlerisches Gesetz! Seien Sie froh, dass ich mich nicht für den Job interessiere. Wenn eine Persönlichkeit wie mein Vater nicht infrage kommt, hätte ich sowieso keine Chance.“

„Nehmen Sie es nicht persönlich, Mr. Montoro. Diese Regelungen entsprechen lediglich der Tradition und den Wünschen unseres Volkes.“

„Was ich nicht verstehe, Sie beide haben doch vor und während Tantaberras Regime gar nicht in Alma gelebt. Weshalb liegt Ihnen dann das Land so am Herzen?“

Wieder schwieg Alex, unfähig, Worte zu finden zu einem Thema, das ihn gefühlsmäßig so sehr berührte.

Glücklicherweise dachte Maria in dem Punkt etwas nüchterner. „Alex’ Familie hat das gleiche Schicksal erlitten wie Ihre“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Auch sie wurde aus ihrem Heimatland vertrieben, ging allerdings nach London und baute sich dort ein neues Leben auf. Doch nach Tantaberras Sturz kehrte die Familie sofort wieder nach Alma zurück. Für Alex’ Vater war das eine Selbstverständlichkeit und das einzig Richtige.“

Gabriel trank das zweite Glas Champagner in einem Zug aus. „Offenbar bin ich von getreuen Staatsbürgern umgeben, für die so etwas wie Pflichterfüllung wichtiger ist als das, was man wirklich will.“ Er lachte kurz. „Wie gut, dass mich das Ganze nur indirekt angeht. Mein älterer Bruder ist dran. Sie haben Glück. Er ist ein sehr anständiger und ehrenwerter Mann. Ob er allerdings Interesse am Thron hat, kann ich nicht sagen.“

Alex nahm Maria beim Ellbogen. „Danke für die Information, Mr. Montoro. Aber jetzt müssen wir weiter und uns um die anderen Gäste kümmern. Auf Wiedersehen.“

Gabriel blickte sie mit einem beinahe bedauernden Lächeln an. „Ja, wir werden uns bestimmt wiedersehen. Wie viel Zeit haben Sie denn eingeplant? Ich meine, um uns Montoros an unserer königlichen Familienehre zu packen?“

„Ungefähr einen Monat. Es gibt noch viel zu tun. Almas offizielle Anfrage an die Montoros erwarten wir in den nächsten Tagen.“

„Und ich bereite eine Pressekonferenz vor“, ergänzte Maria. „Außerdem Informationen für die Öffentlichkeit. Wir hoffen auf eine positive Reaktion.“

„Und wenn meine Familie nun nicht will?“ Gabriel musterte sie mit scharfem Blick.

„Sofern wenigstens Ihr Bruder bereit ist, nach Alma zurückzukehren, können die anderen Mitglieder Ihrer Familie tun, was sie wollen. Allerdings wird es für ihn einfacher sein, wenn Sie ihn bei seinen neuen Aufgaben nach Kräften unterstützen.“ Alex gab Gabriels Blick kühl zurück.

„Ja, denn es wird für ihn eine große Umstellung sein, Mr. Montoro“, fügte Maria hinzu.

„Sagen Sie Gabriel zu mir“, warf er schnell ein. „Und Sie auch, Alex. Ich hasse Förmlichkeiten.“

„Gut, dann eben Gabriel.“ Maria nickte lächelnd. „Wir nehmen unsere Aufgabe sehr ernst. Und ich hoffe, wir haben Gelegenheit, Sie umzustimmen.“

„Wer weiß?“ Gabriel grinste.

Erleichtert atmete Alex einmal tief durch. Dass Gabriel die ganze Sache jetzt mehr sportlich nahm, war gut. Denn ein Mitglied der königlichen Familie zu verärgern, würde sie ihrem Ziel nicht näher bringen. „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Gabriel. Und ich würde unser Gespräch zu gegebener Zeit gern fortsetzen.“

Maria ließ sich von Alex zum Buffet führen. Sie sah ihn fragend an. Zum ersten Mal seit ihrer Zusammenarbeit wurde sie aus ihm nicht schlau. Er wirkte ausgesprochen schlecht gelaunt.

„Sie haben doch sicher noch nichts gegessen“, stieß er brummig hervor.

„Nein, ich war viel zu aufgeregt.“

Er drückte ihr einen Teller in die Hand. „Wir haben wirklich eine Auszeit verdient. In den letzten Wochen haben wir einfach zu viel gearbeitet.“

„Stimmt.“ Maria musterte das üppige Buffet. Krabben und Hummerschwänze, Austern im Überfluss, dazu jede Menge Salate, Käse und Brotsorten – die Entscheidung fiel schwer. Schließlich folgte sie Alex zu einem kleinen Zweiertisch.

Sie setzte sich und strich ihren engen Rock glatt. Alex war nicht gut drauf, das war offensichtlich. Wahrscheinlich hatte er wieder Kopfschmerzen. Schnell öffnete sie ihr winziges Täschchen, das lediglich ihren Lippenstift und ein Tablettendöschen enthielt, und reichte Alex dann zwei Schmerztabletten auf der flachen Hand. „Sie haben Kopfschmerzen. Hier, nehmen Sie.“

Er zog die dunklen Brauen zusammen, tat aber, was sie sagte. Männer hatten im Allgemeinen Schwierigkeiten, Schwächen und Schmerzen einzugestehen, das wusste Maria. Und Alex ganz besonders. Dass er die Tabletten nahm, war ein Zeichen, dass es ihm wirklich schlecht ging.

Die nächsten Minuten vergingen schweigend. Das beunruhigte Maria normalerweise nicht weiter, aber heute Abend machte es sie nervös. Dass sie ein bisschen in Alex verknallt war, war kein Wunder. Er sah extrem gut aus, so groß, schlank und muskulös, wie er war. Selbst in den maßgeschneiderten Anzügen war seine körperliche Präsenz spürbar. Mit dem schwarzen Haar und den dunkelbraunen Augen wirkte er sehr männlich und sexy.

Anfangs hatte sie in London für ihn als Sekretärin gearbeitet. In Alma hatte sie sich weitergebildet und war bald befördert worden. In ihrer Stellung als Medienkontakt und PR-Frau arbeitete sie für das Wirtschaftsministerium, war aber Alex nicht direkt unterstellt. Bei diesem Auftrag jetzt war sie ihm zugeteilt worden, und genau das war das Problem. Denn je länger sie mit ihm zusammen war, desto leichter könnte er herausfinden, was sie für ihn empfand.

Das Ganze hatte keine Zukunft, da machte sie sich nichts vor. Alex war der erstgeborene Sohn einer der ältesten Adelsfamilien von Alma. Sicher würde er eines Tages eine Frau aus seiner Gesellschaftsschicht heiraten. Und nicht jemanden wie sie, deren Mutter als Wäscherin den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdient hatte.

Maria war pragmatisch und ehrgeizig. Sie würde aus eigener Kraft Karriere machen, davon war sie überzeugt. Und doch träumte sie hin und wieder davon, mit Alex zu schlafen, seinen sexy Körper zu liebkosen … Ein heißer Schauer überlief sie, und sie sah kurz hoch. Glücklicherweise hatte Alex nichts bemerkt.

Von seinem Liebesleben wusste sie nichts, in dem Punkt war er sehr diskret. Sie hatte bemerkt, dass er sie von der anderen Seite des Saals her missbilligend gemustert hatte, aber sie wusste nicht, warum. Nach Miamis Maßstäben war ihr Kleid ausgesprochen zahm. Doch irgendetwas passte ihm nicht. Vielleicht war ihr Dekolleté zu tief oder ihr Rock zu kurz? So aufregend der Mann auch war, manchmal kam er ihr direkt ein bisschen spießig vor. Wenn er nicht so grimmig ausgesehen hätte, hätte sie ihn damit gern ein wenig aufgezogen.

Im Laufe des Essens schien Alex sich zu entspannen. Wahrscheinlich hatten auch die Pillen geholfen. Warum war er nur Gabriel gegenüber so kurz angebunden, ja, beinahe unhöflich gewesen? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

Sie nippte an ihrem Chablis und sah sich dabei im Saal um. Rafael Montoro III. war eindeutig der Partymittelpunkt. Er wirkte jünger als seine gut fünfzig Jahre und schien sich blendend zu amüsieren.

Sein ältester Sohn Rafael IV., auch Rafe genannt, war charmant, umgänglich und von erstaunlicher Selbstdisziplin, obgleich er noch nicht einmal dreißig war. Trotz seines Alters konnte man ihn sich durchaus als König von Alma vorstellen. Seine Schwester Bella ähnelte offenbar dem Vater. Sie liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, war hübsch und extrovertiert, aber gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt.

Zwischen Rafael und Bella gab es noch Gabriel, er war ein ganz anderer Typ als seine Geschwister. Und dann war da schließlich Juan Carlos, ein Cousin, der mit den Montoro-Kindern zusammen aufgewachsen war, nachdem seine Eltern gestorben waren. Weder Gabriel noch Juan Carlos spielten eine größere Rolle bei der anstehenden – erhofften – Wiedereinführung der Monarchie in Alma. Aber sie würden hoffentlich Rafael IV. unterstützen.

Die anderen Anwesenden waren weniger von Bedeutung. Maria stellte ihr Glas wieder ab. Ihre Aufgabe war es, für die Öffentlichkeit von Alma das Bild einer makellosen königlichen Familie zu entwerfen, stark, moralisch und von großer positiver Ausstrahlung. Sie seufzte leise. Gabriel war der Einzige, der ihr Schwierigkeiten machen konnte. Wer wusste schon, wie viele Leichen er im Keller hatte. Genau das musste sie versuchen herauszufinden, damit die Bombe nicht gerade kurz vor der Inthronisierung platzte.

Andererseits war er vielleicht besser als sein Ruf. Ein bisschen zynisch, bestimmt ein Spieler, doch sehr charmant. Diese Mischung wirkte auf Frauen immer sehr anziehend.

„Ich weiß wirklich nicht, wie das klappen soll.“

Maria fuhr zusammen und sah Alex erschrocken an. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie fast vergessen hatte, wo sie war. „Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte sie erstaunt. „Bisher haben Sie doch nie am Erfolg unserer Mission gezweifelt.“

Alex lächelte müde. „Sehen Sie sich die Montoros doch nur an. Hier in den Staaten spielen sie bereits eine herausragende Rolle. Weshalb sollten sie an einem kleinen Königreich interessiert sein? Würden wir an ihrer Stelle all das hier aufgeben?“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber jeder möchte wissen, woher er kommt. Schließlich haben die Montoros viele Jahrhunderte in Alma gelebt. Da könnte ich mir vorstellen, dass auch die jüngere Generation neugierig auf ihre Geschichte ist. Wir müssen sie nur wecken, diese Neugier.“

„Hoffentlich haben Sie recht.“

Auf der anderen Seite des Saales stimmte eine Band ihre Instrumente. Beim ersten Song streckte Alex die Hand aus. „Haben Sie Lust zu tanzen?“

Marias Herzschlag flatterte kurz. „Immer.“

Auf dem Weg zur Tanzfläche versuchte sie, sich zu entspannen. Wenn sie ihm jetzt verkrampft vorkam, wüsste er gleich, was mit ihr los war. Als er sie fest in die Arme nahm, war die Versuchung groß, sich an ihn zu schmiegen. Aber durfte sie das? Sie war doch eine starke unabhängige Frau …

Dennoch, beim Tanzen galten andere Regeln, da durfte sie sich dem Rhythmus überlassen. Und dem Mann, der sie führte.

Was für ein wunderbares Gefühl, in seinen Armen zu liegen, dachte Maria. Seine warme Haut duftete, sie spürte seine Muskeln. Ihr Herz schlug schneller, und die Knie wurden ihr weich. Noch nie waren sie sich körperlich so nah gekommen. In Alma hatten sie nie miteinander getanzt, auch wenn die Gelegenheit da gewesen war. Irgendwie hatte Alex sich verändert. Aber wie und warum?

Der erste Song war zu Ende. Als der zweite begann, machte Alex keine Anstalten, sie loszulassen. Maria war es nur recht. Sie hätte ewig so weitertanzen können. Zwar wusste sie, dass dies eine Ausnahmesituation war. Aber warum sollte sie sich nicht auch einem romantischen Augenblick hingeben?

Das Leben war ernst genug. Mal für einen Tanz Disziplin und Verantwortung hinter sich zu lassen, tat einfach gut. Zumal dann, wenn der Tänzer Alex Ramon war.

2. KAPITEL

Falsch, ganz falsch …

Sobald Alex Maria in die Arme nahm, wusste er, dass er einen fatalen Fehler begangen hatte. Er hatte geglaubt, dass Tanzen in dieser Situation etwas ganz Normales war, ja, dass man es sogar von ihm erwartete. Eine gesellschaftlich akzeptierte Annäherung sozusagen.

Aber es war mehr, sehr viel mehr. Gesellschaftlich akzeptiert hin oder her, Tatsache war, dass Maria in seinen Armen lag, und er durch den dünnen Stoff ihres Kleids die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Unvermittelt überfiel ihn ein starkes sexuelles Verlangen, und er hatte Mühe, normal zu atmen. In den letzten Wochen hatte er so hart gearbeitet, dass er seine intimen Bedürfnisse erfolgreich unterdrückt hatte. Aber Enthaltsamkeit war keine gute Sache und rächte sich, zumindest bei einem Mann seines Alters. Und ganz besonders dann, wenn er eine so verführerische Frau im Arm hielt.

Seltsamerweise war ihm nie aufgefallen, dass Maria die ideale Größe für ihn hatte, ihre Wange lag genau an seiner Schulter. Er konnte sich einfach nicht von ihr trennen, und so blieb er auch für den dritten Tanz noch auf der Tanzfläche. Was vielleicht keine gute Idee war, denn sein Körper zeigte immer deutlicher, was er wollte.

Oh Gott, was sollte er tun?

Als Gabriel mit seiner zierlichen Schwester vorbeitanzte, fiel Alex wieder ein, was er Maria sagen wollte. „Maria …“

„Hm …“, reagierte sie mit einem so lustvollen kleinen Stöhnen, dass Alex zusammenzuckte.

Er räusperte sich. „Bei Gabriel Montoro müssen Sie vorsichtig sein.“

Sofort versteifte sie sich in seinen Armen und blieb stehen. „Wieso?“ Empört sah sie ihn an.

Er wollte sie wieder an sich ziehen, aber sie wehrte sich, drehte sich um und verließ die Tanzfläche.

Alex folgte ihr. „Er ist ein erfahrener Mann und mit allen Wassern gewaschen. Sie dagegen sind es nicht gewohnt, in diesen Kreisen zu verkehren. Ich möchte nicht, dass er das ausnutzt.“

Maria drehte sich um. Sie war weiß wie die Wand. „Wie rührend, dass Sie sich um mich Sorgen machen.“ Ihre Stimme klang eisig. „Aber das müssen Sie schon mir überlassen. Ich weiß, was ich tue, und habe nicht die Absicht, Gabriel aus dem Weg zu gehen. Im Gegenteil, ich muss herausfinden, wie er tickt, was er vorhat. Nur dann kann ich Schlimmeres verhindern. Außerdem bin ich kein Kind mehr, Alex. Und Ihre Unterstellung ist beleidigend.“

„Ich unterstelle Ihnen doch gar nichts. Aber ich habe bemerkt, wie er Sie ansieht.“

„Der Mann würde selbst mit einem Stück Holz flirten! Das weiß ich doch. Aber ich brauche weder Sie noch sonst jemanden, um mich vor dem großen bösen Wolf zu schützen!“

„Sie sind wütend.“

„Allerdings!“ Ihre Augen sprühten vor Zorn. „Man hatte mir angeboten, Teil der Wirtschaftsdelegation zu sein, und ich habe dieses Angebot angenommen. Ich mache meinen Job so gut ich kann. Denn unser Ziel ist für mich genauso wichtig wie für Sie. Also möchte ich Sie bitten, sich mit Ihren guten Ratschlägen zurückzuhalten.“

„Entschuldigung.“ Er machte eine knappe Verbeugung.

Maria starrte ihn unverwandt an. „War’s das, Mr. Ramon? Darf ich mich jetzt zurückziehen?“

„Übertreiben Sie es nicht, Maria“, stieß er leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Dies war ein anstrengender Tag, und wir haben noch einiges vor uns.“

„Das weiß ich. Vielleicht wäre es deshalb das Beste, unser Zusammensein ganz auf die Arbeit zu beschränken.“

„Okay, wenn Sie wollen.“ Gerade noch hatte sie sich zärtlich an ihn geschmiegt … Und nun hasste sie ihn? Wie war das möglich?

Kurz stand so etwas wie Enttäuschung in ihrem Blick. Doch schnell hatte sie sich wieder gefangen und straffte die Schultern. „Dann bis morgen früh um zehn.“

Ihm sank das Herz, als er ihr hinterhersah und beobachtete, wie sie sich von den Mitgliedern der Delegation verabschiedete. Dann ging sie auf die Montoros zu. Erst die beiden Rafaels. Dann Bella. Und natürlich Gabriel … Alex sah, wie Gabriel sich vorbeugte und Maria etwas ins Ohr flüsterte. Sie lachte.

Sosehr es ihn auch ärgerte, er musste zugeben, dass Maria recht hatte. Sie musste gut mit Gabriel Montoro auskommen, damit sie notfalls rechtzeitig eingreifen konnte.

Warum störte ihn das so? In Alma hatte er mit Maria immer vollkommen problemlos zusammengearbeitet. Persönliche Gefühle hatten nie eine Rolle gespielt. Aber hier in Miami war es anders. War es die Wärme, das sorglose Miteinander der Reichen, die ihr Leben genießen wollten? Berufliches und Privates schienen durcheinanderzugeraten …

Ja, Maria machte ihren Job ausgezeichnet. Aber musste er deshalb ihre Methoden mögen?

Maria hatte schlecht geschlafen und wachte früh auf. Was hatte sie nur für ein wirres Zeug geträumt! Alma und Miami waren darin vorgekommen. Und natürlich Alex. Gabriel nicht, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Denn so attraktiv und unterhaltsam er auch war, er ließ ihr Herz nicht schneller schlagen. Er amüsierte sie. Er brachte sie zum Lachen. Und er gefiel ihr.

Aber er war nicht Alex.

Nachdem sie sich eine Viertelstunde lang hin und her gewälzt hatte, war klar, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. Sie kletterte aus dem Bett, zog ihren Badeanzug an, putzte sich die Zähne und band das Haar hoch. Nur früh am Morgen konnte man die Sonne genießen, später wurde es einfach zu heiß.

Ihr einteiliger Badeanzug hatte einen dezenten Ausschnitt. In Miami war man sicher anderes gewohnt, aber Maria kam aus Alma und richtete sich nach den Sitten des Landes. Auf keinen Fall wollte sie die Delegation in Verlegenheit bringen.

Auf ihrem Weg zur Hotellobby begegnete sie lediglich ein paar Angestellten. Sie liebte die frühen Morgenstunden. Der Tag war noch frisch und neu und voller Versprechungen. Alles war so friedlich.

Aber nicht mehr lange. Denn als sie aus der Hoteltür trat, stieß sie mit einem Mann zusammen, einem großen, durchtrainierten Mann. Fast hätte sie das Gleichgewicht verloren. Schnell griff sie nach ihrer Strandtasche, die ihr von der Schulter zu rutschen drohte, und richtete sich auf. „Alex!“

Er trug ein graues T-Shirt und dunkelblaue Joggingshorts. Diese Beine, lang und muskulös – noch nie hatte sie ihn mit nackten Beinen gesehen. Offenbar kam er von seinem Morgenlauf zurück, denn das enge T-Shirt hatte dunkle Schweißflecken.

„Hallo, Maria. Sie sind ja früh auf“, sagte er ruhig und freundlich, als hätten sie sich gestern nicht im Zorn getrennt.

„Ja. Ich bekomme leicht einen Sonnenbrand und wollte deshalb möglichst früh an den Strand gehen, wenn die Sonne noch nicht so brennt. Aber keine Sorge, ich bin ganz bestimmt rechtzeitig zu unserer Besprechung da.“

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Bin ich denn ein solcher Unmensch?“

Autor

Janice Maynard
Janice Maynard wuchs in Chattanooga, Tennessee auf. Sie heiratete ihre High-School-Liebe während beide das College gemeinsam in Virginia abschlossen. Später machte sie ihren Master in Literaturwissenschaften an der East Tennessee State University. 15 Jahre lang lehrte sie in einem Kindergarten und einer zweiten Klasse in Knoxville an den Ausläufern der...
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