Krönung der Leidenschaft

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Wer ist die blonde Schönheit mit den leuchtend blauen Augen? König Juan Carlos wird von heftigem Begehren erfasst, als sie ihm während seiner Krönungszeremonie verführerisch zuzwinkert. Kurz darauf wird Portia ihm vorgestellt - und er kann sein Glück kaum fassen. Denn sie ist nicht nur bildschön, sexy und klug, sondern auch noch adelig. Also die ideale Frau, um an seiner Seite auf dem Thron von Alma zu sitzen! Eine leidenschaftlich heiße Affäre beginnt. Bis zufällig Portias Familiengeheimnis ans Licht kommt und mit einem Schlag alle Zukunftsträume nichtig erscheinen lässt …


  • Erscheinungstag 09.08.2016
  • Bandnummer 1936
  • ISBN / Artikelnummer 9783733723040
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Juan Carlos Salazar II. stand vor dem Altar der Kathedrale Santa Lucia, bereit, zum König von Alma gekrönt zu werden.

Dass er dazu ausersehen war, die Monarchie nach vielen Jahrzehnten wieder nach Alma zurückzubringen, hätte er sich nie träumen lassen. Da er schon als Kind beide Eltern verloren hatte, war er bei seinem Onkel Rafael Montoro III. zusammen mit dessen drei Kindern aufgewachsen.

Juan Carlos hatte immer vorgehabt, etwas aus seinem Leben zu machen, und er hatte hart dafür gearbeitet. Aber König von Alma?

Das ist völlig verrückt, dachte er bei sich.

Und doch war es so. Er hielt bereits den goldenen Reichsapfel und das Zepter in den Händen. Premierminister Rivera hatte in seiner Rede seine Hoffnung ausgedrückt, dass nach Jahrzehnten der brutalen Herrschaft unter dem Diktator Tantaberra jetzt wieder Frieden und Wohlstand einziehen würden.

Das Volk der kleinen Inselnation Alma hatte sich mit großer Mehrheit für die Wiedereinführung der parlamentarischen Monarchie ausgesprochen und blickte voll Zuversicht auf den neuen König.

Nun legte Erzbischof Santiago Juan Carlos den Königsmantel um die Schultern. Juan Carlos nahm auf dem Thron Platz, und der Erzbischof setzte ihm die prächtige Krone von Alma auf den Kopf. Damit war die Krönungszeremonie abgeschlossen, und Juan Carlos Salazar II. war König von Alma. Er sprach den Treueeid und gelobte, dem Land mit seiner ganzen Kraft zu dienen.

Da er wusste, dass viel von ihm erwartet wurde, war er froh, mit der Unterstützung seiner Cousins Gabriel und Rafe und seiner Cousine Bella rechnen zu können. Auch in diesem wichtigen Augenblick lächelten sie ihn an und nickten ihm zu, Bella mit Tränen in den Augen.

In der Reihe hinter den Geschwistern saß eine Frau, die Juan Carlos schon vor der Krönung aufgefallen war. Mit ihren leuchtend blauen Augen und dem weißblonden Haar erinnerte sie ihn an die Schneekönigin aus dem Märchen. Als er jetzt den Gang hinunterschritt, begegneten sich kurz ihre Blicke und …

Was war das? Hatte sie ihm tatsächlich zugezwinkert?

Unwillkürlich musste er lächeln, wurde aber schnell wieder ernst, denn Lächeln war in dieser Situation nun wirklich nicht angemessen. Aber sein Herz schlug schneller, diesmal nicht wegen der Zeremonie, sondern wegen einer Frau …

Als er aus der Kathedrale trat, empfing ihn lauter Jubel der Bevölkerung. Die königliche Garde geleitete ihn zu dem offenen Wagen, und auf dem Weg zum Palast winkte Juan Carlos der begeisterten Menge lächelnd zu. Vor dem Palast hielt er dann seine erste Rede als König von Alma.

„Bürger von Alma, als euer neuer König verspreche ich euch, unser Land immer an die erste Stelle zu setzen und mich voll und ganz dafür einzusetzen. Gemeinsam mit unserem Parlament werde ich dafür sorgen, dass die demokratischen Prinzipien wieder fest in unserer geliebten Nation verankert werden. Nie wieder darf es geschehen, dass unser Land und seine Bewohner geknechtet werden. Es leben die freien Bürger von Alma!“

Alle jubelten. „Hoch! Hoch! Es lebe der König!“

Noch dreimal wurde Juan Carlos in seiner Rede von Applaus unterbrochen. Dann stieg er unter Jubelrufen die Stufen zum Palast empor, voller Hoffnung, dass er seine neuen Landsleute nicht enttäuschen würde. Sie hatten ihn, den Fremden, den Amerikaner, akzeptiert, und er als ihr König würde sie nicht im Stich lassen.

Kurz dachte er an die feierliche Krönungszeremonie und hatte unwillkürlich die blonde Schönheit wieder vor Augen. Hier in der Menge vor dem Palast hatte er sie nicht gesehen. Schade. Dass sie ihm zuzwinkerte, hatte ihm gutgetan. Für einen Augenblick hatte er den Königsmantel als nicht so schwer empfunden.

Wer sie wohl war?

„Muss ich in Zukunft Majestät zu dir sagen?“, fragte Rafe grinsend, als er ihm die Hand schüttelte.

Juan Carlos und sein Cousin standen am Rand des festlich geschmückten Saals, in dem der große Krönungsball stattfinden sollte.

„Du meinst, im Gegensatz zu Idiot, Trottel und Esel, wie du mich als Kind beschimpft hast?“, scherzte Juan Carlos.

„Jetzt übertreibst du aber. So schlimm war ich nicht.“

„Na ja, du warst ein Jahr älter und fühltest dich wohl im Recht.“

„Ich gebe zu, das war nicht nett. Dafür kannst du mich heutzutage zum Tode verurteilen.“

Juan Carlos lachte. „Glücklicherweise nicht. So viel Macht habe ich dann doch nicht.“ Er schlug Rafe auf die Schulter. „Bleib bei Juan Carlos oder Cousin, das ist mir ganz egal. Majestät ist wirklich nur in sehr formellen Situationen angebracht.“

Als würde er plötzlich begreifen, was sein Vetter mit der Krone auf sich genommen hatte, wurde Rafe ernst. „Ehrlich, Juan Carlos, ich möchte dir herzlich gratulieren. Wir sind alle sehr stolz auf dich. Du bist wirklich der Einzige, der für diesen Job geeignet ist. Und du erfüllst den Wunsch von Großtante Isabella, dieser alten Monarchistin.“

Gedankenverloren nickte Juan Carlos. Dass er zum König gekrönt worden war, hatte er eher einem Zufall zu verdanken.

Seine Cousine Bella hatte alte Briefe gefunden, aus denen hervorging, dass ihr und damit auch Rafes und Gabriels Großvater Rafael Montoro II. nicht der leibliche Sohn von Rafael Montoro I. gewesen war. Die Frau des ersten Montoro-Königs, die Königin, hatte ein Verhältnis mit einem anderen Mann gehabt, und der Großvater von Rafe, Gabriel und Bella war dessen Sohn gewesen. Also war die Thronfolge auf Isabella übergegangen, die leibliche Tochter von Rafael Montoro I. – daher erbte nun ihr direkter Enkel Juan Carlos den Thron.

„Danke, Rafe“, sagte Juan Carlos. „Ich habe in den letzten Wochen viel an meine Großmutter gedacht und bin sicher, dass sie über diese Entwicklung glücklich gewesen wäre. Ich hoffe sehr, dass ich …“

Er stockte, als er plötzlich aus dem Augenwinkel die blonde Schönheit entdeckte, und wandte den Kopf. Das war sie, das musste sie sein! Also gehörte sie zu den zweihundert geladenen Gästen.

„Hey“, stieß Rafe leise hervor. „Verrenk dir nicht den Hals.“

„Sie ist hier.“ Juan Carlos ließ die Frau nicht aus den Augen.

„Was ist denn, Mann? Wer ist hier?“

„Diese Frau … Ich habe sie bei der Krönung gesehen, und seitdem geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf.“

„Die muss ich sehen! Jede Frau, die dich an einem solchen Tag aus der Fassung bringt, muss etwas ganz Besonderes sein. Wo ist sie?“ Rafe blickte sich um.

„Sie ist leicht zu finden. Such einfach nach der schönsten Frau im Saal.“

„Aber Emily steht da vorn und unterhält sich mit Bella.“

Juan Carlos lachte. „Typisch jung verheiratet! Ich gebe ja zu, Emily sieht super aus. Nein, die Frau, die ich meine, ist blond und trägt ein blaues Kleid.“

Wieder sah Rafe sich suchend um. „Ich glaube, das da hinten muss sie sein. Hellblond, tolle Figur und große blaue Augen.“

„Ja, das ist sie. Weißt du, wer das ist?“

„Nein. Aber sie scheint mit Alex und Maria Ramon bekannt zu sein. Die beiden haben sie eben sehr freundlich begrüßt.“

„Okay, dann sollte ich mich wohl mal um Alex kümmern. Schließlich ist er unser Wirtschaftsminister. Bis später.“ Juan Carlos durchquerte den Saal.

Als Alex ihn kommen sah, lächelte er ihm entgegen. „Majestät.“ Er neigte grüßend den Kopf.

„Mr. Ramon, ich freue mich, dass Sie kommen konnten.“ Juan Carlos reichte ihm die Hand.

Maria strahlte ihn an. „Ich bin so froh, dass wir diesen Tag miterleben können, Majestät. Alma braucht jemanden wie Sie.“

„Ich danke Ihnen.“ Juan Carlos nickte ihr lächelnd zu und wandte sich dann an die Blondine. Bei ihrem Anblick überlief es ihn heiß. Diese Augen! Von einem unglaublichen Blau …

Maria hatte sein Interesse bemerkt. „Darf ich Ihnen Portia Lindstrom vorstellen, Prinzessin von Samforstand?“

Prinzessin? Juan Carlos streckte die Hand aus, und wieder schlug sein Herz schneller, als ihre Hände sich berührten. „Sehr angenehm. Ich freue mich, dass Sie zur Krönung kommen konnten, Prinzessin. Ich hoffe, dieser schöne Tag ist ein gutes Omen für die Zukunft.“

„Davon bin ich überzeugt. Und, bitte, sagen Sie Portia zu mir.“

„Nur wenn ich für Sie Juan Carlos bin.“

Sie lächelte leicht verlegen. „Das geht nicht.“

„Warum nicht?“

„Sie sind schließlich der König.“

„Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Bis vor wenigen Monaten lebte ich in Florida und leitete ein großes Unternehmen. Ich fühle mich Amerika immer noch sehr verbunden, und das Wort König gehört nicht unbedingt in den Wortschatz dort. Es sei denn, es geht um Elvis.“

Sie lachte. „Ich lebe auch in Amerika, momentan allerdings an der Westküste. Meine Familie kommt ursprünglich aus einem kleinen Land in Skandinavien.“

„Dann verbindet uns ja eine ganze Menge. Alma ist auch nicht gerade groß.“

Maria und Alex tauschten schnell einen Blick. Der König schien sie vergessen zu haben. Also verabschiedeten sie sich kurz und zogen sich zurück.

Juan Carlos merkte es kaum. „Eins verstehe ich nicht“, fuhr er fort, ohne Portia aus den Augen zu lassen. „Sie weigern sich, mich bei meinem Vornamen zu nennen. Und doch haben Sie mir während der Krönung zugezwinkert.“

Erschrocken sah Portia den König an. Glaubte er tatsächlich, sie habe ihm bewusst ein Zeichen geben wollen? Dabei war es nur dieses nervöse Augenzucken gewesen, das sie nicht kontrollieren konnte.

Normalerweise war Portia an Adeligen nicht besonders interessiert. Schließlich hatte sie mit ihren achtundzwanzig Jahren genügend Prinzen und Prinzessinnen kennengelernt. Viele davon hatten sie sehr schnell gelangweilt. Aber dieser Juan Carlos Salazar war irgendwie anders. Er sah nicht nur fantastisch aus, sondern wirkte vollkommen normal und natürlich. Doch bevor sie ihm die Sache mit dem Zwinkern erklären konnte, stimmte das Orchester einen Walzer an.

Juan Carlos verbeugte sich. „Darf ich um diesen Tanz bitten, Prinzessin?“

„Tut mir leid, aber Walzer tanzen kann ich nicht.“

„Ich auch nicht. Aber irgendwie kriegen wir das schon hin, nur Mut.“

„Okay.“ Sie lachte leise und ließ sich von ihm auf die noch leere Tanzfläche führen. Er war so ganz anders als ihre übrigen adeligen Bekannten. Und er war ein sehr viel besserer Tänzer, als sie gedacht hatte.

„Alle starren uns an“, flüsterte sie.

„Na und?“ Er grinste und sah ihr unentwegt in die Augen, als sei sie die einzige Person hier im Saal. „Keine Angst. Nach dem ersten Tanz des Königs kommen auch die anderen auf die Tanzfläche. So ist es Tradition.“

„Dann ist es eine große Ehre für mich, dass Sie mich ausgewählt haben.“

Er lachte. „Nachdem Sie mir zugezwinkert haben, konnte ich doch gar nicht anders.“

Wie peinlich. „Es war ein nervöses Zucken. Ich hatte etwas im Auge.“

„Ich möchte aber lieber glauben, dass es Absicht war.“

„Sehr wohl, Majestät.“

Lachend zog er sie an sich und führte sie mit leichten, schnellen Schritten über die Tanzfläche. Endlich war der Walzer zu Ende. Immer noch hielt Juan Carlos ihre Hand.

„Würden Sie mit mir einen kleinen Spaziergang machen?“, fragte er.

„Sie wollen Ihr eigenes Fest verlassen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Es war ein langer, anstrengender Tag. Ich könnte eine kurze Auszeit gebrauchen.“

Das konnte Portia schlecht ablehnen. Ein bisschen frische Luft würde auch ihr guttun.

Normalerweise hasste sie solche Bälle, zu denen sie nur wegen ihres Titels eingeladen wurde. Aber ihre Großmutter hatte ihr immer wieder gesagt, der größte Wunsch ihrer verstorbenen Eltern sei es gewesen, dass ihre Tochter nie ihre Herkunft vergaß. Obwohl Portia beruflich sehr erfolgreich war und schon lange allein lebte, hatte sie darum im Gedenken an ihre Eltern immer wieder Einladungen zu Adelsbällen angenommen.

„Gut, ich komme mit“, sagte sie.

Juan Carlos legte ihr die Hand auf den Rücken und geleitete sie von der Tanzfläche zu einer Glastür, die in den Garten führte.

„Dort gibt es auch Bänke“, sagt er und öffnete die Tür. Portia zuckte leicht zusammen, als sie die kühle Herbstluft auf der Haut spürte. Ohne zu zögern zog Juan Carlos seine Smokingjacke aus und legte sie ihr um die Schultern. „Besser?“

„Ja, danke.“ Seine Berührung hatte sie bis in die Zehenspitzen gespürt, und ihr Herz klopfte so stürmisch wie schon lange nicht mehr.

Nach ein paar Minuten wies Juan Carlos auf eine Bank. „Möchten Sie sich setzen?“

„Ja, gern.“ Portia setzte sich, und er ließ sich neben ihr nieder. Er war sehr groß, mit breiten Schultern, und Portia war sich seiner Nähe nur zu bewusst. Sie spürte die Wärme seines Körpers und nahm den Duft seines Rasierwassers wahr. Ihr wurde der Mund trocken. Dieser König mit seinen dunklen Augen und dem gewinnenden Lächeln war einfach ein bisschen zu charmant.

„Es ist schön hier“, stieß sie leise hervor. „So ruhig. Sie sind doch sicher sehr erschöpft.“

„Ja, aber auch irgendwie beflügelt. Falls Sie wissen, was ich meine.“

„Ja, ich glaube schon. Wenn ich für einen Kunden wegen eines bestimmten Kunstwerks unterwegs bin, bin ich oft total aufgekratzt, wenn ich es nach langer Suche endlich gefunden habe.“ Auf seinen fragenden Blick hin fügte sie schnell hinzu: „Ich bin Kunstexpertin und helfe meinen Kunden, ihre Sammlungen auszubauen.“

„Das hört sich sehr eindrucksvoll an. Arbeiten Sie von Ihrem Land aus?“

„Nein, meistens bin ich in Los Angeles oder in New York.“

„So war das früher auch bei mir. Ich hatte Büros in Miami und New York. Aber nun werde ich auf Dauer in Alma bleiben. Das wird eine Umstellung sein, aber das Land ist wunderschön. Der Wechsel wird mir nicht schwerfallen.“

„Pardon, Majestät …“ Ein Diener stand vor ihnen.

„Ja, was ist?“

„Entschuldigen Sie die Störung, aber Kanzler Benoit wird zu einem wichtigen Termin erwartet und möchte sich von Ihnen verabschieden. Er wartet im Salon.“

„Danke. Bitte sagen Sie ihm, dass ich gleich komme.“

Der Mann verneigte sich kurz und ging.

„Die Pflicht ruft.“ Leise seufzend stand Juan Carlos auf. „Aber reservieren Sie mir bitte noch einen Tanz heute Abend, Portia. Ich möchte mehr über Sie und Ihren Beruf erfahren.“

„Gut.“ Portia nickte mit glühenden Wangen. Sie verstand selbst nicht, warum sie so auf ihn reagierte. Sie hatte ihn doch gerade erst kennengelernt und wusste nichts über ihn. Und dennoch fühlte sie sich zu ihm hingezogen …

Sie stand auf, und gemeinsam betraten sie den Ballsaal. Nachdem er sie wieder zu Alex und Maria Ramon gebracht hatte, hob er entschuldigend beide Hände.

„Tut mir leid, ich muss gehen. Aber ich komme wieder.“ Er nickte ihnen zu und verschwand in der Menge.

„Donnerwetter“, flüsterte Maria. „Den hat’s aber erwischt!“

„Er ist nur freundlich, Maria.“ Portia fühlte sich unbehaglich bei dieser Anspielung. Schließlich hatte ihre Freundin ihr die Einladung zu diesem Ball verschafft. Hatte sie dabei etwa Hintergedanken gehabt?

„Er ist ein toller Mann“, schwärmte Maria.

„Ja, ideal für Alma. Aber nicht für mich“, stellte Portia klar, obwohl Juan Carlos sie nicht kaltließ. Jede einigermaßen normal fühlende Frau würde so empfinden. Aber sie hatte gerade mit Mühe das Ende einer Beziehung verarbeitet, die für ihre Karriere nicht gerade positiv verlaufen war.

Travis Miles, der bekannteste Talkshow-Gastgeber von Los Angeles, hatte seine Liebesaffäre mit einer Prinzessin mit Vorliebe vor seinem Publikum ausgebreitet. Als es dann hässlich wurde, als er Portia vernachlässigte und es andere Frauen gab, hatte sie sehr gelitten – und so auch ihre Karriere. Denn die Kunden fingen an, ihre Kompetenz zu hinterfragen, und nur mit Mühe hatte sie ihr Vertrauen wiedergewinnen können. Seitdem war sie ganz in die Kunstwelt abgetaucht und hatte sich geschworen, nie wieder etwas mit jemandem anzufangen, der im Licht der Öffentlichkeit stand.

So wie der König von Alma.

„Ich frage mich, ob er nicht doch etwas für dich ist.“ Maria gab nicht auf.

„Aber ich nicht. Außerdem muss ich mich in wenigen Tagen mit einem wichtigen Kunden in Los Angeles treffen.“

„In wenigen Tagen kann viel passieren“, meinte Maria und lächelte geheimnisvoll.

Bevor Portia darauf antworten konnte, verbeugte sich jemand vor ihr, der sich als Verteidigungsminister vorstellte, und zog sie auf die Tanzfläche. Sie warf noch einen Blick zurück. Tatsächlich, der König war bereits zurück und stand neben Maria!

Er war also wie versprochen gekommen, um noch einmal mit ihr zu tanzen.

Juan Carlos hatte Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. Seit er zurück war, hatte Portia bereits mit drei Männern getanzt. Immer wenn sie von der Tanzfläche kam und er sie auffordern wollte, sprach ihn jemand an. Und da er eigentlich hier war, um die Würdenträger des Landes kennenzulernen, musste er zusehen, wie seine Schneekönigin jedes Mal mit einem anderen davontanzte.

Bei der ersten Gelegenheit ging er zum Orchester, ordnete eine Pause an und trat an den Tisch, an dem sich Portia gerade niedergelassen hatte. „Hallo, Portia.“

Mit ihren großen blauen Augen sah sie ihn ernst an. „Hallo.“

„Ich freue mich, dass Sie sich gut amüsieren.“

„Danke. Wollen Sie sich nicht setzen?“

„Nein, ich habe eine bessere Idee.“

„So? Was denn?“

Er streckte die Hand aus. „Sie werden schon sehen. Kommen Sie mit.“

„Wohin?“

Ihr Zögern machte ihn ganz nervös. „Haben Sie Vertrauen zu mir. Ich zeige es Ihnen.“

Sie stand auf, und Hand in Hand gingen sie durch den Ballsaal. Misstrauisch sah sie ihn von der Seite her an. Aber sie hatte keinen Grund, ängstlich zu sein. Er würde sich nie schlecht benehmen.

„Hier hinein.“ Er öffnete eine Tür und zog Portia in ein dunkles Büro.

Zuerst konnte er kaum etwas sehen, obwohl der Mond durch das Fenster schien. Aber dann gewöhnten sich seine Augen an das dämmerige Licht. Er trat auf Portia zu und nahm sie in die Arme.

Kurz versteifte sie sich, aber er sah sie ernst an, und als er begann, sich nach der Musik zu bewegen, die durch die geschlossene Tür zu hören war, entspannte sie sich, warf den Kopf zurück und lachte.

„Das ist doch nicht Ihr Ernst!“

„Oh, doch. Nur so kann ich endlich mit Ihnen tanzen, ohne ständig unterbrochen zu werden.“

„Eine geniale Idee, Majestät. So haben wir eine Tanzfläche ganz für uns.“

„Wollen Sie nicht endlich Juan Carlos zu mir sagen? Heute möchte ich für Sie nur der Mann und nicht der König sein.“

„Ich will es versuchen. Aber nach all den Hochrufen des Volkes, nach den Paraden und Galas Ihnen zu Ehren fällt mir das nicht leicht.“

Das konnte er sich vorstellen, aber dennoch … Er zog sie vorsichtig an sich. Obwohl er sie am liebsten eng an sich gepresst hätte, um ihren Körper ganz zu spüren, hielt er etwas Abstand. Schließlich wollte er sie nicht verschrecken und nichts übereilen. Aber es fiel ihm schwer. Noch nie war er von einer Frau so verzaubert worden. „Wie lange werden Sie in Alma bleiben?“

„In zwei Tagen fliege ich zurück in die Staaten. Ich habe einen wichtigen Termin.“

Schade. „Mit einem Kunden?“

„Ja, sogar mit einem ziemlich einflussreichen Kunden. Ich kenne ihn noch nicht, weil er neu in der Sammlerszene aufgetaucht ist. Ich bin gespannt, was für Interessen er hat.“

„Das glaube ich. Wie ist es eigentlich, hilft Ihnen Ihr Titel bei der Arbeit? Ich meine, zieht er Kunden an?“

„Ja, das schon. Aber letzten Endes kommt es auf mein Wissen an und darauf, dass ich mich in der Kunstwelt auskenne. Nur das schafft Vertrauen.“

„Ja, Vertrauen ist wichtig.“

„Momentan vertraut Ihnen ein ganzes Volk.“

„Stimmt.“ Juan Carlos seufzte leise. „Das kann auch belastend sein. Auf alle Fälle habe ich eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Ich vermute, Sie nehmen Ihre Verantwortung auch sehr ernst?“

„Ja, von meinem Ruf hängt viel ab. Deshalb achte ich sehr darauf, fast so wie eine Mutter auf ihr Kind.“

Er lächelte gedankenverloren, weil er unwillkürlich Portia als Mutter vor sich sah. Mit seinem Kind.

Du liebe Zeit, wo kam der Gedanke denn her? Es hatte ihn wirklich erwischt. Wie war das möglich? Er kannte Portia doch erst ein paar Stunden.

2. KAPITEL

Das Grandhotel in Del Sol, in dem Portia abgestiegen war, lag nur wenige Straßen vom Palast entfernt. Als sie morgens erwachte, schien die Sonne in das große Zimmer. Es duftete nach Rosen, die die Hotelleitung in ihr Zimmer gestellt hatte. Das Bett war weich und bequem, und dennoch hatte sie nicht gut geschlafen.

Als sich Juan Carlos gestern am späten Abend von ihr verabschiedet hatte, hätte er sie beinahe geküsst. Zumindest hatte sie das sichere Gefühl, dass er es getan hätte, wenn sie allein gewesen wären.

Immer wieder hatte sie während der Nacht an diesen Fast-Kuss denken müssen. Wie sich seine Lippen wohl anfühlten? Seit einem Jahr hatte sie kein Date mehr gehabt, und dass ein Kuss sie überwältigt hatte, war noch viel länger her. Denn das wäre geschehen, wenn er sie geküsst hätte, davon war sie fest überzeugt.

Glücklicherweise hatte er sich zurückgehalten. Eindeutige Fotos von ihr und dem König von Alma hätten ihr gerade noch gefehlt. Aber als er sie fragte, ob sie mit ihm zum Brunch gehen wolle, hatte sie sofort zugesagt. Um zehn Uhr wollte er sie abholen lassen.

Das Handy klingelte, und sie angelte es vom Nachttisch. Ihre Assistentin rief an, die zu ihrer engsten Freundin geworden war.

„Hallo, Jasmine.“

„Guten Morgen, Portia. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.“

„Nein, im Gegenteil. Ich wollte gerade aufstehen. Ich habe eine Einladung zum Brunch bekommen.“

„Dann hast du die Krönung überstanden? Ich weiß, du hattest eigentlich keine Lust.“

„So schlimm war es auch wieder nicht.“ Was für ein Mann, dieser neue König … „Und ich muss solche Termine nun mal hin und wieder wahrnehmen.“

„Tja, wenn man schon zum Hochadel gehört …“ Jasmine lachte leise. „Ich habe übrigens Videos von der Krönung im Internet gesehen.“

„Das ging ja schnell.“

„Kann man sagen. Aber ich rufe nicht deshalb an. Mr. Greenboro kann den Termin in der nächsten Woche nicht einhalten. Er verlässt die Staaten und wird erst in drei Monaten wiederkommen. Es tut ihm furchtbar leid, und er wollte gleich einen neuen Termin haben. Ich habe ihm natürlich einen gegeben. Ich hoffe, das ist dir recht.“

„Ja, selbstverständlich. Dennoch schade, ich habe mir extra die ganze nächste Woche für ihn frei gehalten. Schick mir eine SMS mit dem neuen Termin.“

„Mach ich. Immerhin musst du jetzt nicht gleich zurückhetzen. In dieser Woche ist sonst nichts los.“

„Ja, das stimmt.“

„In den letzten Monaten hast du wirklich viel gearbeitet. Wolltest du nicht sowieso ein paar Tage Urlaub machen? Das ist doch die ideale Gelegenheit.“

„Hm, schön ist es hier tatsächlich …“ Portia wurde nachdenklich.

„Ich habe Bilder von Alma gesehen. Diese Strände!“ Jasmine seufzte. „Ich wünschte, ich könnte jetzt bei dir sein.“

„Dann komm doch, und wir machen uns ein paar schöne faule Tage.“

„Das geht leider nicht. Meine Cousine heiratet Ende der Woche, da muss ich hin.“

„Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Wie blöd.“

„Aber deshalb kannst du doch bleiben“, sagte Jasmine eifrig. „Ich kann dir eine Suite im besten Hotel buchen. Direkt am Strand.“

„Lass mich noch mal darüber nachdenken. Ich ruf dich nachher an.“

„Okay, bis dann.“

Warum eigentlich nicht? dachte Portia, während sie unter der Dusche stand und das heiße Wasser auf sie herunterprasselte. Was für eine himmlische Vorstellung – ein paar Tage ohne Telefongeklingel und exzentrische Klienten. Jasmine hatte recht, sie musste mal ausspannen.

Wenig später zog sie sich ihr weißes Sommerkleid mit den roten Punkten an, das die Taille mit einem breiten roten Gürtel betonte, dazu blaue Ballerinas. Danach band sie sich das Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen. Etwas nervös blickte sie auf ihre Armbanduhr. In zehn Minuten würde Juan Carlos’ Wagen sie abholen. Schnell griff sie nach ihrer kleinen dunkelblauen Ledertasche und verließ ihr Hotelzimmer.

In der Lobby wurde sie bereits von einem uniformierten Chauffeur erwartet, der sie zu einer dunklen Limousine geleitete. Die Rolle der Prinzessin fiel Portia nicht schwer, aber sie würde sich eigentlich viel lieber in Jeans und T-Shirt mit Juan Carlos in einem Straßencafé treffen.

„Hoheit …“ Der Chauffeur verbeugte sich und öffnete die Tür zum Rücksitz.

Portia stieg ein – und stieß gegen Juan Carlos.

„Oh …“ Ihr stockte der Atem, und sie sah ihn mit großen Augen an.

„Guten Morgen, Portia.“ Er grinste fröhlich.

„Entschuldigen Sie, aber ich wusste nicht, dass Sie mich persönlich abholen“, stieß sie leise hervor.

„Das hatte ich zuerst auch nicht vor. Aber an diesem schönen Morgen habe ich Lust, Ihnen etwas von unserer Stadt zu zeigen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich unsere Brunchpläne geändert habe.“

„Natürlich nicht.“ Wie sollte sie, wenn ein Mann so atemberaubend gut aussah wie dieser Juan Carlos in seiner schwarzen Hose und dem weißen Seidenhemd mit offenem Kragen.

„Sehr gut. Sie sehen übrigens sehr hübsch aus heute Morgen.“

Autor

Charlene Sands
<p>Alles begann damit, dass der Vater von Charlene Sands, ihr als Kind die schönsten, brillantesten und fantastischsten Geschichten erzählte. Er erfand Geschichten von plündernden Piraten, mächtigen Königen und Sagen von Helden und Rittern. In diesen Erzählungen war Charlene immer die Prinzessin, Königin oder Heldin um die gekämpft oder die gerettet...
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