Der Cowboy mit den blauen Augen

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Vom Stetson bis zu den Westernstiefeln ist Logan Crawford ein gefährlich attraktiver Cowboy. Als er sie mit funkelnden Augen anschaut, ist Sarah gewarnt. Denn eine Affäre kommt für die Single Mom nicht infrage – und sie ist davon überzeugt, dass Logan nicht zu mehr bereit ist!


  • Erscheinungstag 23.01.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536349
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Als Sarah Turner aus dem winzigen Büro im hinteren Bereich des ehemaligen Bahndepots trat, blickte Vivienne Dalton sie erwartungsvoll an.

„Und?“

Sarah bemühte sich um einen heiteren Ton. „Also ich bin das Ganze nochmal gründlich durchgegangen …“

„Bitte sag, dass du eine Lösung gefunden hast.“

Schön wär’s, dachte Sarah.

„Wir kriegen das hin, oder?“, fragte Viviennes Geschäftspartnerin Caroline Clifton hoffnungsvoll. Die beiden Frauen saßen an dem riesigem Werktisch, der mit Stoffen, offenen Musterbüchern und Projektmappen vollgepackt war.

Wenn Sarah eins an ihrem Job hasste, dann war es, Klienten sagen zu müssen, dass es schlecht um ihre Firma bestellt war. Das war in Chicago so gewesen, wo sie bei einem renommierten Wirtschaftsprüfer gearbeitet hatte, und jetzt in Rust Creek Falls, Montana, nur dass es in dieser Kleinstadt, wo alle sich kannten, noch unangenehmer war. Und Sarah mochte diese beiden Powerfrauen, die vor Kurzem sogar eine zweite Filiale in Thunder Canyon eröffnet hatten.

Dabei lief das Geschäft der beiden Hochzeitsplanerinnen sehr gut. Nur leider war das alte Bahndepot nicht in bestem Zustand, genauso wenig wie das angrenzende Backsteinlagerhaus, wo die meisten Hochzeitsfeiern ausgerichtet wurden. Beide Gebäude brauchten neue Dächer, und zwar nicht nur neue Schindeln – der komplette Dachstuhl war marode. Auch an den Gebäuden selbst gab es noch einiges zu renovieren. Leider hatten Viv und Caroline ihr Kreditlimit bereits ausgeschöpft, woher also das Geld nehmen?

Sarah versuchte, es den beiden möglichst schonend beizubringen. „Tut mir leid“, sagte sie. „So wie es aussieht, müsst ihr entweder einen neuen Kredit beantragen oder euch einen Investor suchen.“

Viv schüttelte den Kopf. „Unmöglich, die Bank gibt uns keinen Kredit mehr. Und ich will auf keinen Fall meine Schwiegereltern um Geld bitten.“ Viv war mit Cole Dalton verheiratet, und die Daltons waren reiche Grundbesitzer. „Sarah, du weißt, unser Geschäft läuft gut, wenn es auch auf schwachen Füßen steht. Aber da müssen wir durch. Jedenfalls habe ich mich nicht selbstständig gemacht, um mir von einem Investor vorschreiben zu lassen, wie ich meinen Laden zu führen habe.“ Vivs grüne Augen funkelten kampflustig.

„Das muss nicht unbedingt sein, es gibt auch Investoren, die nur stille Teilhaber sein wollen und …“

Die Türglocke bimmelte, und eine imposante Gestalt erschien im Türrahmen. „Guten Morgen, Ladys“, dröhnte eine tiefe männliche Stimme. Der Mann nahm seinen schwarzen Stetson vom Kopf und kam näher. „Ich bin Maximilian Crawford.“ Eine dichte silbergraue Mähne umrahmte sein markantes, freundliches Gesicht, und mit seinem gepflegten grauen Bart wirkte er wie ein Gentleman-Cowboy aus einem alten Western. „Ich bin auf der Suche nach Vivienne Dalton, der Hochzeitsplanerin“, verkündete er.

„Die bin ich.“ Vivienne erhob sich und wollte auf ihn zugehen, doch da stand der Mann schon vor ihr, ergriff ihre ausgestreckte Hand und beugte sich galant darüber. Dann wandte er sich an Caroline und Sarah und begrüßte sie auf die gleiche Weise.

Viv verbarg ihr Erstaunen über die ungewohnte Geste und stellte rasch die beiden anderen Frauen vor. „Das ist Caroline Clifton, meine Geschäftspartnerin, und Sarah Turner von Falls Mountain Accounting.“

„Freut mich, Sie alle kennenzulernen, und bitte nennen Sie mich Max. Meine Söhne und ich haben vor Kurzem die Ambling A Ranch nicht weit von hier erworben. Wir kommen aus Texas, aber wir haben Verwandte in Rust Creek Falls. Deshalb sind wir hergezogen.“

„Herzlich willkommen in der Stadt, Max.“ Viv lächelte ihn liebenswürdig an. „Was können wir für Sie tun?“

„Ich habe ein wichtiges Anliegen, und ich bin sicher, dass Sie dafür die Richtige sind, Vivienne.“

„Nun, falls es eine Hochzeit ist, sind Sie hier tatsächlich an der richtigen Adresse. Sind Sie der Bräutigam?“

Max warf seinen silbergrauen Kopf zurück und lachte dröhnend. „Nein, nicht ich, ich habe für alle Zeiten genug von der Ehe. Aber meinen Jungs muss ich ein bisschen auf die Sprünge helfen. Es sind sechs – gut aussehende, anständige Kerle, aber ein bisschen zögerlich in Liebesdingen. Das muss sich ändern. Wird Zeit, dass sie unter die Haube kommen.“

Caroline sah ihn halb erstaunt, halb amüsiert an. „Heißt das, es gibt schon Anwärterinnen?“

Max lachte bedauernd auf. „Leider nicht. Die entsprechenden Bräute müssen noch gefunden werden. Und genau deshalb bin ich hier. Viv und Caroline, ich möchte, dass Sie für meine Jungs passende Ehefrauen finden. Das Honorar spielt keine Rolle.“

Ein langes Schweigen folgte. Sarah hatte sich etwas abseits gestellt, um den Hochzeitsplanerinnen die Konversation zu überlassen. Sie fragte sich, ob das wirklich ein ernstzunehmender Auftrag war, es klang einfach zu unglaubwürdig. Vivs und Carolines Mienen drückten dieselbe Empfindung aus.

Andererseits könnten die beiden eine Finanzspritze gut gebrauchen. Dumm nur, dass Maximilian Crawford etwas verlangte, was sie nicht leisten konnten.

„Tut mir leid, Max“, sagte Viv mit ruhiger Stimme, „aber wir sind keine Heiratsvermittlung, wir planen Hochzeiten.“

„Gehört das nicht irgendwie zusammen?“, wandte Max ein. „Heiratsvermittlung ist ein Beruf wie jeder andere, und ein lukrativer dazu. Dann ist das eben Ihr erster Auftrag.“

Viv schüttelte den Kopf. „Tut mir wirklich leid, aber …“

Max schnitt ihr das Wort ab. „Eine Million.“

Die drei Frauen schnappten nach Luft. „Sie haben richtig gehört. Eine Million Dollar. Finden Sie Frauen für meine sechs Jungs, und das Geld gehört Ihnen.“

„Aber Max.“ Viv gab ein hilfloses Lachen von sich. „Das ist doch verrückt.“

„Ganz im Gegenteil. Mit sogenannten verrückten Ideen habe ich mein Geld gemacht. Meine Devise ist: Man kann alles erreichen, wenn man nur will.“

Sarah zog sich noch weiter zurück. Diese Ansicht teilte sie ganz und gar nicht. Für sie waren Regeln wichtig. Und sosehr sie Viv und Caroline einen lukrativen Auftrag wünschte, Schaumschlägern konnte man nicht trauen. Das wusste sie aus leidvoller Erfahrung.

Viv fiel ebenfalls nicht darauf herein. „Sie wollen also, dass wir sechs Ehen arrangieren? Nein, das machen wir definitiv nicht.“

„Wer spricht denn von arrangieren?“ Max schnaubte beleidigt. „Da würden meine Jungs niemals mitmachen. Sie werden ihre zukünftigen Ehefrauen selbst aussuchen. Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie heiratswillige Frauen finden.“

Viv lachte trocken auf. „Nichts leichter als das.“

„Liebe kann man doch nicht erzwingen“, mischte Caroline sich in ruhigem Ton ein. „Sie muss sich auf natürliche Weise entwickeln und …“

Max tätschelte ihre Schulter. „Meine Liebe, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Sie brauchen wirklich nichts zu arrangieren. Ich habe viel von Rust Creek Falls gehört. Die Liebe soll hier ja förmlich in der Luft liegen, und nirgends soll der Anteil an hübschen Mädchen so hoch sein wie hier. Sie bringen einfach meine Jungs mit den Frauen zusammen, und sie werden sich verlieben. Da bin ich sicher.“

Sarah fühlte sich extrem unwohl bei dieser Vorstellung. Dem Kerl war doch nicht zu trauen. Einem, der seine eigenen Regeln aufstellte.

Als ob Max ihr Misstrauen spürte, drehte er sich zu ihr um. „Was halten Sie davon, meine Liebe?“

Sarah straffte die Schultern. „Meine Meinung ist hier unerheblich.“

„Vielleicht sind Sie ja auf der Suche nach dem Richtigen.“

Eine völlig abwegige Idee. „Wollen Sie mich etwa mit einem Ihrer Söhne verkuppeln?“

„Warum nicht?“ Max zwinkerte ihr zu. „Sie würden es nicht bereuen.“

„Tut mir leid, aber ich bin nicht … käuflich.“

„Bestimmt gibt es schon jemanden in Ihrem Leben.“

„Nein, aber ich habe nicht das geringste Interesse.“

Max seufzte theatralisch. „Das ist wirklich jammerschade. Sie sind eine schöne, intelligente Frau. Sie wären genau die Richtige für …“

„Dad, was machst du eigentlich hier?“

Der Klang einer zweiten männlichen Stimme ließ Sarah herumwirbeln.

„Ganz ruhig, Logan“, erwiderte Max. „Lass mir noch ein paar Minuten Zeit.“

„Was willst du bei einem Hochzeitsplaner? Willst du etwa heiraten? Xander und ich hocken die ganze Zeit im Auto und warten auf dich.“

Sarah gab sich Mühe, den Mann, der an der Tür stand, nicht zu auffällig anzustarren. Leicht war das nicht, denn er sah einfach umwerfend aus – groß und schlank, mit dichtem braunem Haar und einem Mund, der eine Frau von langen, heißen Küssen träumen ließ.

Hinter ihm erschien ein zweiter recht ansehnlicher Mann. „Was immer du vorhast, Dad, lass es.“

Max lachte nur. „Kommt her, Jungs. Wollt ihr nicht diese netten Damen begrüßen?“ Mit strahlendem Lächeln wandte er sich an die drei Frauen. „Ladys, darf ich vorstellen – mein ältester Sohn Logan und der Dritte in der Reihe, Xander.“ Dann stellte er seinen Söhnen zuerst Viv und Caroline vor, ehe er sich zu Sarah umwandte, die etwas abseits stand.

Der mit Logan Angesprochene sah sie an, wie vom Donner gerührt. „Hallo Sarah“, sagte er mit tiefer, sonorer Stimme. Es klang beinahe intim, als wären sie allein im Raum. Dann kam er auf sie zu, und ihr stockte der Atem. Von Nahem sah er noch unwiderstehlicher aus. Solche unverschämt blaue Augen müssten verboten werden.

Mit einem entzückten Schauer, der ihr etwas unangenehm war, ergriff sie seine ausgestreckte Hand. Und als seine kräftigen, warmen Finger sich um ihre Hand schlossen, rieselten neue Schauer an ihrem Arm hoch und breiteten sich in ihrem ganzen Körper aus.

Es war absurd, Sarah Turner hatte keine Zeit für prickelnde Schauer. Nicht mehr. Nie wieder würde sie auf die bewundernden Blicke und die einschmeichelnde Stimme eines Mannes hereinfallen. Logan machte ihr diesen Vorsatz allerdings schwer. Er sah sie an, als wäre sie das bezauberndste Wesen, das ihm je vor Augen gekommen war.

Aber wieso? Es war ihr absolut unverständlich. Sie fühlte sich schon seit Längerem nur mäßig wohl in ihrer Haut. Genauer gesagt seit eineinhalb Jahren.

Sie machte sich kaum noch Gedanken über ihr Aussehen. Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel, benutzte kaum Make-up und kleidete sich eher nachlässig.

Max redete unbeirrt weiter auf seine Söhne ein. „Viv und Caroline planen nicht nur Hochzeiten, sie helfen auch bei der Partnersuche.“ Was für ein schamloser Lügner dieser Max ist, dachte Sarah. „Und Sarah ist nicht nur außerordentlich hübsch, sondern hat auch Sinn für Zahlen. Sie betreibt hier in der Stadt ein Finanzbuchhaltungsbüro, Falls Mountain Accounting. Richtig, Sarah?“

Logan hielt noch immer ihre Hand, und sie hatte absolut nichts dagegen, auch wenn das vielleicht keine gute Idee war. „Ja“, erwiderte sie, ohne den Blick von Logans blauen Augen zu lösen.

„Ich könnte gut eine Buchhalterin gebrauchen“, sagte der unwiderstehliche Mann ihr gegenüber mit seiner einschmeichelnden Stimme. „Und ich habe auch nichts gegen eine Partnervermittlung. Nehmen Sie mich bitte in Ihre Kartei auf, Viv. Ich gehe heute Abend mit Sarah essen.“

„Oh, okay …“ Sarah tat die Einladung mit einem Lachen ab, während ihr Herz wie wild zu klopfen anfing. Unmöglich, dachte sie. Lächerlich. Sie hatte keine Zeit für Dates. Sofern sie mal ein paar Stunden frei hatte, ging sie lieber früh ins Bett.

Max lächelte zufrieden. „Logan ist ein Selfmademan, Sarah. Er ist auf unserer Ranch in Texas aufgewachsen, aber schon früh von zu Hause weggegangen, um sich selbstständig zu machen. Hat in Seattle ein Vermögen als Immobilienmakler verdient.“

Logan lachte verlegen. „Sei still, Dad.“

Doch Max dachte gar nicht daran. „Geh doch inzwischen mit Sarah einen Kaffee trinken, dann könnt ihr euer Dinner heute Abend planen.“

Sarah öffnete den Mund, um den Vorschlag abzulehnen, als plötzlich im Hinterzimmer ein Baby zu schreien anfing.

„Oh.“ Max blinzelte überrascht. „Das hört sich nach …“

„Entschuldigt.“ Sarah befreite sich von Logans Händedruck und lächelte betont forsch. „Mein kleines Mädchen ruft nach seiner Mutter.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Hinterzimmer.

War sie enttäuscht, dass ihr Traummann nun garantiert sein Interesse an ihr verlor?

Vielleicht ein bisschen. Aber auch nicht allzu sehr.

Besser, er erfuhr es gleich.

Logan Crawford sah Sarahs wippendem Pferdeschwanz hinterher. Was faszinierte ihn so an dieser Frau? Ihre großen haselnussbraunen Augen, ihr glänzendes goldbraunes Haar? Ihr Lächeln, das schüchtern und kokett zugleich war, ihr Mund, der ihn zum Küssen verlockte?

Bei der ersten Gelegenheit würde er das ausprobieren.

Aber vielleicht war sie verheiratet.

Allerdings trug sie keinen Ring. Und warum sollten sie beide nicht trotz des Babys ein wenig Spaß miteinander haben? Ganz ohne Versprechungen, so wie er es mochte.

Es ging schlicht und einfach um körperliche Anziehung, und die war von seiner Seite aus immens.

Sein Dad redete noch immer mit den beiden Frauen, während Xander danebenstand und sich offenkundig unwohl in seiner Haut fühlte.

Logan hingegen hatte sich schon lange nicht mehr so vital gefühlt. In letzter Zeit hatte sein Interesse an Frauen nachgelassen. Seit Monaten hatte er kein Date mehr gehabt.

Diese Sarah Turner hatte mit einem Schlag alles verändert.

Bitte lass sie Single sein, flehte er im Stillen.

Sie erschien wieder im Laden, bepackt mit einer Windeltasche an der einen Schulter, einer großen Ledertasche an der anderen und einem Tragesitz in der Hand, in dem ein pausbackiges, schmollendes Baby lag. „Ich muss mich leider verabschieden. Auf Wiedersehen.“

Oh nein, so einfach würde Logan sie nicht gehen lassen. Mit zwei Schritten war er bei ihr. „Ich helfe Ihnen.“ Das Baby steckte die Faust in den Mund und sah ihn mit großen Augen an.

„Nicht nötig“, wehrte Sarah verlegen ab und wurde tatsächlich ein wenig rot. „Ich bin daran gewöhnt.“

Er ignorierte ihren Einwand und nahm ihr die Windeltasche von der Schulter, danach die Ledertasche. „Wie heißt die Kleine?“

„Sophia.“

„Hübscher Name. Und wie alt ist sie?“ Er lächelte das Baby an und wackelte dabei mit den Augenbrauen.

„Fünf Monate.“

Die Kleine nahm kurz die Faust aus dem Mund und verkündete „Ah-da!“, bevor die Faust wieder halb in ihrem Mund verschwand.

Hinter ihm meldete sein Dad sich wieder zu Wort. „Das tut mir wirklich leid, Sarah. Sie tragen keinen Ring, und deshalb dachte ich …“

„Sie haben richtig gedacht, ich bin nicht verheiratet.“

Super, freute sich Logan. „Aber Sie haben sicher einen Partner“, bemerkte er etwas hinterhältig.

„Auch nicht. Es gibt nur mich und Sophia. Und wir mögen es so.“ Zur Zustimmung ließ das kleine Mädchen ein fröhliches Glucksen hören.

Sie war ungebunden, nur das zählte für Logan.

Aber da mischte Max sich wieder ein. „Lass Sarah gehen, mein Junge.“

Auf keinen Fall. „Nur noch einen Moment, Dad.“ Er drehte sich um und folgte Sarah zur Tür.

„Ich muss wirklich gehen“, sagte sie.

Aber Logan ließ sich nicht davon abhalten, ihre Taschen zu tragen und weiterhin mit ihr und dem Baby zu flirten.

„Im Ernst, Logan. Ich habe keine Zeit zum Ausgehen.“

Er nickte. „Das verstehe ich. Aber lassen Sie mich trotzdem die Sachen zu Ihrem Auto tragen.“

„Also gut. Danke.“

Er ging neben ihr zu ihrem weißen Honda und wartete, bis sie das Baby auf dem Rücksitz angeschnallt hatte, bevor er ihr die beiden Taschen reichte, die sie auf den Beifahrersitz stellte.

Sie schloss die beiden Seitentüren und ging zur Fahrerseite. Rasch kam er ihr zuvor und öffnete ihr die Tür.

Sie lächelte ihn charmant an. „Also dann, alles Gute mit der Ranch und mit allem.“

„Danke. Fahren Sie vorsichtig.“

Sie stieg ein und klappte die Tür zu. Beim Wegfahren winkte sie kurz, während er in der warmen Junisonne stehenblieb und dem Auto nachsah, bis es um die Ecke verschwand.

Er würde ihr guttun, da war er sich ganz sicher. Sie brauchte etwas Abwechslung, ein wenig Spaß in ihrem Leben.

2. KAPITEL

„Das ist keine gute Idee, Logan“, sagte sein Vater. „Vergiss diese Sarah Turner.“

Zu dritt saßen sie auf der Veranda vor dem Haus und genossen nach einem arbeitsreichen Nachmittag ihr Feierabendbier. Einer von ihnen sollte demnächst hineingehen und was zum Abendessen machen, aber es war gerade so schön draußen mit Blick auf die blauen Berge in der Ferne. „Ich mag sie, Dad. Und außerdem geht es dich nichts an. Was hast du eigentlich gegen sie? Sie ist hübsch, intelligent und unabhängig. Eine Frau, wie ein Mann sie sich nur wünschen kann.“

„Du hast recht. Außerdem ist sie sehr nett.“ Xander legte seine langen Beine auf das Verandageländer. „Ich verstehe deine Einwände überhaupt nicht, Dad. Du willst uns doch anscheinend verkuppeln. Wohlgemerkt für eine Million, wie ich mitbekommen habe. Also musst du doch froh sein, dass Logan schon jemanden gefunden hat.“

Eine Million Dollar? Sein Dad kam wirklich auf die absurdesten Ideen. Logan hatte überhaupt kein Interesse am Heiraten, dennoch stimmte er Xander zu. „Allerdings. Bevor das Baby angefangen hat zu schreien, warst du ganz versessen darauf, Sarah und mich zusammenzubringen.“

Max trank von seinem Bier. „Ich will, dass meine Söhne endlich heiraten. Aber wenn Kinder im Spiel sind, wird es kompliziert.“ Er deutete mit der Bierflasche auf Logan. „Ich will dir nur Unannehmlichkeiten ersparen, glaub mir. Viv wird jemand anders für dich finden, eine ohne Anhang.“

„Muss ich es noch öfters sagen, Dad? Ich mag Sarah, und ich will sie näher kennenlernen.“

„Aber …“

„Hör zu. Es wird keine Probleme geben, weil ich sie nicht heiraten werde. Ich werde überhaupt nicht heiraten. Was mich angeht, kannst du dir dein Geld sparen. Falls ich mich irgendwann in ferner Zukunft mal zur Ehe entschließen sollte, suche ich mir meine Zukünftige selbst, okay?“

„Damit platzt Dads schöner Deal“, bemerkte Xander süffisant. „Er will uns nämlich alle sechs unter die Haube bringen.“

„Eigentlich solltest du deine Söhne besser kennen, Dad. Keiner von uns wird sich vorschreiben lassen, wen er heiraten soll. Weder von dir noch von den beiden Hochzeitsplanerinnen.“

„Es geht doch nicht ums Vorschreiben“, wehrte Max ab. „Viv und Caroline werden euch nur mit ein paar jungen Frauen bekannt machen. Dafür solltet ihr dankbar sein. Schließlich sind wir erst hergezogen, und es ist nicht so leicht, soziale Kontakte zu knüpfen.“

„Soziale Kontakte“, knurrte Xander. „Das hört sich ziemlich beängstigend an, Dad.“

„Ich kapiere es nicht“, sagte Logan ärgerlich. „Jahrelang hast du uns gepredigt, die Ehe sei eine Falle, und jetzt willst du uns plötzlich alle unter die Haube bringen.“

„Wirklich, Dad, du solltest mit dem Quatsch aufhören.“ Die beiden starrten ihren Vater ärgerlich an.

Max machte eine gekränkte Miene. „Ihr geht mir auf den Sack, Jungs.“

Die Brüder wussten, dass es zwecklos war, ihn umzustimmen. Wenn Max Crawford sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich durch nichts und niemanden davon abbringen. Sie mussten unbedingt die anderen vier warnen.

In diesem Moment fuhr ein Pick-up vor dem Haus vor, und ein großer, gut gebauter Cowboy stieg aus. Unverkennbar ein Crawford – forscher Gang, energisches Kinn. Max schien ihn zu kennen und bot ihm ein Bier an.

Logan hatte seinen Cousin Nate Crawford noch nie gesehen. Er schien ein einflussreicher Mann in Rust Creek Falls zu sein, ihm gehörte das Luxushotel Maverick Manor im Süden der Stadt. Logan fand, dass Nate ein wenig reserviert wirkte. Er fragte sich, ob er einfach ein verschlossener Typ war oder ob er einen gewissen Argwohn gegen Max hegte, der für seine autoritäre Art bekannt war.

Logan mochte seinen Vater, aber Max war beileibe kein Unschuldsknabe. Seinen Reichtum hatte er gewiss nicht nur mit sauberen Geschäften verdient. Trotzdem war er wegen seiner gewinnenden Art bei den meisten Menschen beliebt. Logan und seine Brüder verstanden sich gut mit ihm und hatten daher auch nicht lange gezögert, als Max den Vorschlag machte, nach Montana zu ziehen.

Logan hatte gerade ein Projekt in Seattle abgeschlossen und war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ihm gefiel die Vorstellung, gemeinsam mit seinen Brüdern etwas aufzubauen, und er war gespannt, was Max diesmal für Pläne ausgeheckt hatte. Dass dazu auch die abstruse Idee gehörte, seine sechs Söhne zu verheiraten, hatte Logan allerdings nicht erwartet.

Max schlug Nate auf die Schulter. „Freut mich, dass du vorbeigekommen bist. Weißt du, mir liegt daran, die Crawfords näher zusammenzubringen. Die Familie ist doch schließlich das Wichtigste. Und jetzt, wo wir hier sind, können wir uns alle endlich kennenlernen.“

„Genau deshalb wollte ich euch einladen“, sagte Nate. „Kommt doch am Samstagabend zum Dinner ins Maverick Manor, dann könnt ihr euch mit sämtlichen Crawfords in Rust Creek Falls bekannt machen.“

„Prima Idee“, freute sich Max. „Bis dahin sind auch meine anderen vier Jungs mit der Rinderherde hier. Wir kommen dann also zu siebt.“

„Ich freue mich.“ Nate hob seine Bierflasche und stieß mit Max an.

Punkt neun am nächsten Morgen betrat Logan das Büro von Falls Mountain Accounting.

Die Eingangstür war offen, aber es war niemand zu sehen, der Empfangstresen und der Wartebereich waren leer. Auf dem Tresen stand ein Schild. Florence Turner, Office Managerin. Er ging den kleinen Flur entlang. An einer der Türen las er Sarahs Namen, aber das Büro war leer. Da die Nachbartür geschlossen war, nahm er an, dass eine Besprechung stattfand.

Plötzlich hörte er unterdrücktes Stöhnen, dann eine weibliche Stimme: „Oh ja. Ja, mein Liebling. Ja, das ist gut!“

Unschlüssig stand Logan da. Sollte er gehen oder warten, bis die Tür sich öffnete? Aber was, wenn Sarah da drin zugange war?

Rasch setzte er sich auf einen der Stühle im Wartebereich, doch da hielt es ihn nicht lange. Er warf seinen Hut auf den Stuhl und marschierte im Flur auf und ab. Was war mit ihm los, dass sein Herz heftig pochte und er am liebsten auf jemanden einschlagen würde?

War es Eifersucht?

Niemals. Logan Crawford kannte keine Eifersucht.

Er war einfach … neugierig, versicherte er sich selbst und setzte sich wieder in den Wartebereich.

Die Geräusche hinter der geschlossenen Tür schwollen zu einem gedämpften Crescendo an, dann folgte Stille.

Kurz darauf erschien eine erhitzt aussehende Frau in mittleren Jahren, die Sarah sehr ähnlich sah. Ihr braunes Haar war zerzaust, und die Seidenbluse hing ihr halb aus dem Rock.

„Oh!“, sagte sie, als sie Logan entdeckte, und wurde noch röter. „Ich … ähm …“ Rasch stopfte sie ihre Bluse in den Rockbund und fuhr sich übers Haar. „Tut mir leid, wir sind gerade die Termine für heute durchgegangen. Ich bin Florence Turner, guten Tag.“

Logan unterdrückte ein Grinsen und erhob sich, während Florence mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam.

Autor