Der Duke, der mich küsste

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"Sir, bitte bedecken Sie sich!" Von ihrem Versteck aus hat Anna frivolerweise den Anblick des muskulösen Gentlemans genossen, der ein Bad im See nehmen will. Aber nun droht er die letzte Hülle fallen zu lassen. Das muss Anna verhindern! Doch als er seine Lippen auf ihre presst, vergisst sie alle moralischen Bedenken …


  • Erscheinungstag 31.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734732
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Ende Juni 1815

Northamptonshire, England

Sir, sind Sie sich bewusst, dass Sie unbefugt das Anwesen des Duke of Northamptonshire betreten haben?“

Rufus Drake, bei dem es sich um besagten Duke of Northamptonshire handelte, war soeben von seinem Pferd abgestiegen. Er hatte sich bis auf die Pantalons ausgezogen, um an diesem warmen Julitag nackt in dem Teich im Wald auf dem herzoglichen Anwesen baden zu gehen. Nach den letzten beiden anstrengenden Tagen, die er auf staubigen Wegen von London hierhergeritten war, hatte er gehofft, sich so etwas Abkühlung verschaffen zu können.

Bei dem Klang der Frauenstimme, die wie aus dem Nichts zu kommen schien, hörte er unvermittelt damit auf, seine Beinkleider aufzuknöpfen. Stattdessen schaute er aus zusammengekniffenen Augen um sich, um die Fremde mit jener angenehm heiseren Stimme ausfindig zu machen.

„Ich bin hier oben, Sir. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich etwas anziehen könnten, bevor wir unsere Unterhaltung fortführen!“

Rufus ließ den Blick über die Bäume in seiner Umgebung schweifen und zog die dunklen Brauen über seinen strahlenden grünen Augen hoch, als er ein Paar Frauenbeine entdeckte, die vom Ast einer nahe gelegenen Rosskastanie baumelten. Vollkommen entblößte und überaus schön geformte Frauenbeine.

Er verwarf sein Vorhaben, sich weiter auszuziehen, zog sich jedoch auch kein Hemd über und ging zu dem Baum, um sich darunterzustellen. Leicht überrascht blickte er hoch in die sonnengesprenkelten grünen Zweige und erblickte das junge, hübsche Gesicht von der Frau, zu der diese Beine gehörten. Sie saß auf einem Ast knapp über seinem Kopf und hatte sich ihre Strümpfe und hellbraunen Schuhe auf die Oberschenkel gelegt.

An ihren dünnen Fingern, mit denen sie den Ast umgriff, waren keinerlei Ringe zu sehen, was darauf hindeutete, dass sie unverheiratet war. Auch konnte Rufus nirgendwo eine Anstandsdame oder einen Begleiter ausmachen. Das bedeutete, dass sie hier im Wald ganz allein war.

Mit ihm.

Riesige blaue Augen schauten aus ihrem geröteten, herzförmigen Gesicht auf ihn herab. Sie hatte eine Stupsnase, und ihre Lippen waren überraschend voll und sinnlich. Sie hatte unbändige blonde Locken, die sie hochgesteckt trug, doch ein paar feuchte Strähnen fielen ihr über die cremefarbenen Schultern, über denen sie ein weißes Musselinkleid mit winzigen grünen Blättern trug.

Anscheinend hatte sie sich mit dem Kleid an einem Ast seitlich hinter ihr verfangen. Zumindest versuchte sie vergeblich, den Stoff freizubekommen, um ihre Beine bedecken zu können. Als sie sich vorbeugte, klaffte das geöffnete Oberteil ihres Kleides auseinander, sodass ihre vollen, cremefarbenen Brüste zu sehen waren.

Die spärliche Bekleidung und die feuchten, gelockten Haarsträhnen an ihrem Hals und Nacken ließen darauf schließen, dass sie zuvor der Versuchung, ein kühlendes Bad im Teich zu nehmen, ebenfalls nicht hatte widerstehen können.

Genussvoll schaute Rufus sie von oben bis unten an, bevor er den Blick wieder auf ihr Gesicht richtete, in dem offenkundiges Unbehagen stand. „Es sieht so aus, als wären Sie fast genauso spärlich bekleidet wie ich“, sagte er gedehnt.

Ihre Wangen liefen noch dunkler an. „Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie aufhören könnten zu gaffen, Sir!“

Ungerührt grinste er sie an, während er sie weiterhin mit sinnlichem Blick musterte. „Sind Sie vielleicht eine Waldnymphe?“, fragte er neckend.

Ungeduldig verdrehte sie die Augen. „So etwas wie Waldnymphen gibt es nicht.“

„Nein?“

„Natürlich nicht“, versicherte sie ihm mit einer Sachlichkeit, die in vollkommenem Gegensatz zu ihrer heiseren, verführerischen Stimme stand.

„Sie sind keine Waldnymphe und offenkundig sind Sie auch nicht der Duke of Northamptonshire persönlich. Dann haben Sie das Gelände also selbst unbefugt betreten“, stellte er fest.

Wieder schüttelte sie ihre unbändigen goldenen Locken. „Ich verfüge über die Erlaubnis des Dukes höchstpersönlich, durch … durch diesen Wald zu laufen.“

Rufus zog eine Augenbraue hoch, die unter seinem tiefschwarzen Haar, das ihm in die Stirn fiel, verschwand. „Tatsächlich?“

„Ja.“ Sie nickte energisch.

Da Rufus in seinen ganzen zweiunddreißig Jahren diese bezaubernde Frau noch nie zu Gesicht bekommen hatte, wusste er, dass zumindest er ihr in seiner Funktion als Duke of Northamptonshire die Erlaubnis nicht erteilt hatte.

Natürlich hätte es einer seiner beiden Vettern oder davor vielleicht deren Vater – sein Onkel väterlicherseits – gewesen sein können.

Als einziges Kind des zweitgeborenen Sohnes vom vorvorletzten Duke of Northamptonshire hätte Rufus nie damit gerechnet, einmal selbst den Titel zu erben. Doch sein Vater war kurz nach Rufus’ Geburt plötzlich aus dem Leben geschieden, und unglücklicherweise waren in den vergangenen drei Jahren sowohl sein Onkel als auch seine beiden Vettern gestorben. Ersterer an einem Herzleiden, der ältere Vetter an der Influenza und der jüngere war zwei Tage nach der Schlacht bei Waterloo seinen Verletzungen erlegen.

Zudem hatte keiner seiner Vettern je geheiratet und einen Erben gezeugt. Die Neigungen des Älteren gingen in eine gänzlich andere Richtung, und er hatte es schlichtweg abgelehnt, sich eine Ehefrau zu nehmen. David, der Jüngere, hatte vorgehabt, zu heiraten, starb jedoch, bevor die Hochzeit stattfinden konnte.

Daher war Rufus der einzige noch lebende Drake, der den Titel und das Anwesen von Northamptonshire erben konnte.

Das war ein verdammt seltsames Gefühl, nachdem er all die Jahre Mr. Rufus Drake gewesen war, den man in der ganzen Stadt als berüchtigten Herzensbrecher und ungemein vermögenden Geschäftsmann kannte. Als titelloser dritter Enkel eines Dukes hatte er für sein Vermögen selbst sorgen müssen. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass ihm das mithilfe einer kleinen Erbschaft, die ihm seine Großmutter mütterlicherseits hinterlassen hatte, überaus gut gelungen war. Mittlerweile gehörte er zu den wohlhabendsten Männern Englands.

Zachary Black, der Duke of Hawksmere und Rufus’ Vetter mütterlicherseits, hatte hemmungslos gelacht, als er erfuhr, dass Rufus jetzt der Duke of Northamptonshire war. Hauptsächlich weil Rufus seinen Vetter über die Jahre hinweg gnadenlos damit aufgezogen hatte, dass Zachary eines Tages den Black-Titel ihres Großvaters erben, wohingegen Rufus sein unbeschwertes Leben frei von Pflichten weiterführen können würde.

Nachdem Hawksmere sich allerdings wieder gefasst hatte, fragte er Rufus, ob er als Ehrenmitglied zu den Durchtriebenen Dukes stoßen wolle – einer exklusiven Gruppe von Gentlemen, die aus Zachary und seinen vier engsten Freunden bestand. Neben dieser Ehrenmitgliedschaft bot er Rufus ebenfalls an, mit ihnen als Geheimagent für die britische Krone zu arbeiten. Dies war der Hauptgrund, weshalb sich Rufus überhaupt in Northamptonshire aufhielt.

Vor wenigen Tagen hatte er einen Brief von seinem Gutsverwalter Matthew Turner erhalten. Rufus hatte Turner im vergangenen Monat persönlich eingestellt, damit er das Anwesen Banbury Hall leite. Der vorherige Gutsverwalter Jacob Harker hatte sich von einem Tag auf den anderen davongemacht, wie Rufus erfahren musste. Nach seiner Einstellung fand Turner heraus, dass Harker auch die Monatseinnahmen von Rufus’ Pächtern mitgenommen hatte. Der neue Gutsverwalter schlug in seinem Brief vor, dass Rufus sich vor Ort vielleicht lieber selbst ein Bild machen sollte.

Rufus ging es nicht um das bisschen Geld, das gestohlen worden war, sondern – nach allem, was ihm sein Vetter Zachary vor gut einer Woche erzählt hatte – um das plötzliche Verschwinden des früheren Verwalters.

Wie sich herausstellte, hatte es den Plan gegeben, den Prinzregenten zu töten und das Land somit ins Chaos zu stürzen. Es war herausgekommen, dass neben verschiedenen Dienern aus berühmten englischen Haushalten auch mehrere Regierungsbeamte in die Verschwörung verwickelt waren.

Rufus hatte beschlossen, dass es nun an ihm war, genauer zu prüfen, warum sein vorheriger Gutsverwalter so plötzlich abgetaucht war, und – wenn möglich – herauszufinden, ob er dem Kreis der feindlichen Spione angehörte.

Aus diesem Grund war Rufus gestern Morgen in aller Früh aufgestanden und hatte seinen Kammerdiener angewiesen, sicherheitshalber für einen monatelangen Aufenthalt zu packen und sich mit der Postkutsche auf den Weg nach Northamptonshire zu machen. Anschließend war Rufus alleine mit seinem Pferd nach Banbury Hall aufgebrochen.

Gestern hatte er eine lange Strecke zurückgelegt, und der Gasthof, in dem er die letzte Nacht verbracht hatte, konnte allenfalls als annehmbar bezeichnet werden. Nachdem Rufus den drückend warmen Vormittag wieder auf dem Pferd zugebracht hatte, wollte er bei seiner Ankunft auf dem Gut nichts lieber, als ein Bad in dem Teich zu nehmen, an den er sich noch lebhaft von seinen Besuchen aus der Kindheit erinnerte.

Ich habe den Umweg nicht nur genommen, weil ich mich abkühlen wollte, sondern auch weil ich meine Ankunft in Banbury Hall noch etwas hinauszögern wollte, gestand er sich ein.

War es möglich, dass die bezaubernde Nymphe im Baum die Tochter seines neuen Gutsverwalters war? Vage erinnerte er sich daran, wie Turner ihm erzählt hatte, dass er Witwer war, jedoch eine Tochter hatte. Allerdings hatte sich Rufus nicht nach dem Alter jener Tochter erkundigt. Vor einem Monat war er einfach nur erleichtert gewesen, jemand anderen mit der schweren Aufgabe, Banbury Hall zu verwalten, betrauen zu können.

Die junge, attraktive Dame, die jetzt über ihm saß, sah auf jeden Fall so aus, als könne sie die Tochter jenes ehrwürdigen Herrn sein. Ihr Kleid war zwar nicht aus dem edelsten Stoff, doch der neuesten Mode entsprechend geschneidert. Ihre goldblonden Locken waren sicherlich vor ihrem wagemutigen Aufstieg auf den Baum kunstvoll hochgesteckt gewesen. Auch waren die hellbraunen Lederschuhe, die unter ihr auf dem Boden lagen, zu hochwertig, als dass sie die Tochter von einem seiner Pächter getragen hätte.

„Dürfte ich mich nach Ihrem Namen erkundigen, Miss?“, fragte er mit belegter Stimme.

Sie sah leicht überrascht aus. „Wollen Sie sich vorher nicht etwas anziehen?“

Rufus musste ein Grinsen unterdrücken, weil sie so beharrlich darauf bestand, nicht länger seinen nackten Oberkörper ansehen zu müssen. „Ihr Name, Miss?“

„Ich … Ich heiße … Sie können mich Julia nennen“, verkündete sie erhaben.

Augenblicklich wusste Rufus, dass etwas mit ihrer Aussage nicht stimmte. Der Name passte zwar zu ihr – wenn man ihren erhöhten Platz in den Zweigen bedachte –, doch Rufus war gewiss nicht ihr ergebener Romeo – und auch nicht der irgendeiner anderen Frau! „Ist das Ihr richtiger Name?“, fragte er skeptisch.

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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