Leidenschaft an Bord!

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In Tashas erotischen Träumen spielt Matt die Hauptrolle. Aber er scheint in ihr nur die Mechanikerin seines Luxus-Bootsverleihs zu sehen. Bis sie herausfinden müssen, wer hinter der Sabotage seiner Jachten steckt. Mit jeder Seemeile knistert es heißer zwischen ihnen …


  • Erscheinungstag 13.05.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751506861
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Tasha Lowell schreckte hoch, als jemand laut an die Tür ihrer Wohneinheit in den Personalunterkünften des Whiskey Bay Jachthafens klopfte. Es war Mitternacht, und sie hatte kaum eine Stunde geschlafen.

„Tasha?“ Die Stimme von Matt Emerson, dem Besitzer des Jachthafens, weckte sie endgültig auf. Tasha hatte von ihm geträumt.

„Was ist los?“, fragte sie, vom Schlaf noch ganz heiser und leise. Wahrscheinlich hatte er ihre Stimme gar nicht gehört. „Was?“, rief sie lauter und stieg aus dem Bett.

„Die ‚Orca’s Run‘ hatte vor Tyree in Oregon eine Panne.“

„Was ist passiert?“, fragte sie automatisch und ging barfuß zur Tür. Eine alberne Frage. Matt Emerson – wohlhabend und weltgewandt – konnte wahrscheinlich nicht einmal eine Einspritzpumpe von einer Lichtmaschine unterscheiden. Sie öffnete die Tür und stand dem Hauptdarsteller ihres Traums gegenüber. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass dieser Traum nicht gerade jugendfrei gewesen war.

„Der Motor ist ausgefallen. Laut Captain Johansson liegen sie in der Bucht vor Anker.“

Das war gar nicht gut. Tasha war erst seit knapp zwei Wochen die Chefmechanikerin des Whiskey Bay Jachthafens, und Matt hatte gezögert, sie überhaupt zu befördern. Es war sein gutes Recht, sie dafür verantwortlich zu machen, wenn mit dem Motor der „Orca’s Run“ etwas nicht stimmte.

„Ich habe den Motor kurz vor der Abfahrt noch gewartet.“ Dieser Kunde war besonders wichtig für die Firma, das wusste sie. Die „Orca’s Run“ war mit knapp dreißig Metern Länge Matts zweitgrößte Jacht, und sie war von Hans Reinstädt gechartert worden, einem einflussreichen Geschäftsmann aus München. Für die Firma wäre es eine Katastrophe, wenn der Aufenthalt der Reinstädts dadurch getrübt würde und sie möglicherweise ihren Freunden davon erzählten.

Tasha zog sich schnell eine Bluse und Cargo-Hosen an, ohne vorher ihren Pyjama auszuziehen, und setzte dann eine Baseball-Kappe auf. Dreißig Sekunden später hatte sie auch Socken und Arbeitsstiefel angezogen und war fertig.

Matt starrte sie perplex an. „Das war’s?“

„Was?“ Sie verstand die Frage nicht.

„Du musst dich nicht weiter fertig machen?“

Sie sah an sich hinunter und schaute dann zurück in ihr Zimmer. „Ich bin fertig.“ Alles, was sie brauchte, war in den Reißverschlusstaschen ihrer Hose verstaut.

Er lächelte schief. „Na dann los.“

„Was ist so lustig?“, fragte sie und ging neben ihm her.

„Nichts.“

Sie liefen den Steg zum Pier des Whiskey Bay Jachthafens hinunter.

„Du lachst doch über irgendetwas.“

„Nein, überhaupt nicht.“

„Du lachst über mich.“

„Ich lächle. Das ist nicht dasselbe.“

„Ich habe dich wohl irgendwie amüsiert.“ Tasha konnte es nicht ausstehen, wenn man sich über sie lustig machte. Sie wollte ernst genommen werden, besonders von Männern – und vor allem von ihrem Boss.

„Ich bin bloß beeindruckt.“

„Davon, wie ich mich angezogen habe?“

„Davon, wie effizient du bist.“

Wie sollte sie darauf reagieren? Es war eigentlich nicht sexistisch … oder? Sie ließ das Thema fallen. „Welches Boot nehmen wir?“

„Die ‚Monty’s Pride‘.“

Überrascht sah sie ihn an. Die „Monty’s Pride“ war Matts größte Jacht, fünfunddreißig Meter lang und erst letztes Jahr generalüberholt worden. Seitdem war sie sehr luxuriös eingerichtet. Es war offensichtlich, was Matt vorhatte. „Glaubst du, wir müssen die Jachten austauschen?“

Tasha wäre lieber optimistisch gewesen und hätte gern stattdessen das Reparaturboot genommen. Die „Monty’s Pride“ würde auf dem Weg nach Tyree Unmengen an Treibstoff verbrauchen. „Es ist gut möglich, dass ich den Schaden reparieren kann.“

„Und was, wenn nicht?“

„Was hat der Captain denn gesagt?“ Sie wollte sich nicht geschlagen geben, bevor sie den Hafen überhaupt verlassen hatten.

„Dass der Motor ausgefallen ist.“

Das war wenig informativ. „Ist er ganz plötzlich ausgefallen? Oder ist die Jacht erst langsamer geworden? Hat er ein seltsames Geräusch gehört oder etwas Ungewöhnliches gerochen? Oder war vielleicht Rauch zu sehen?“

„Ich habe nicht weiter nachgefragt.“

„Wieso nicht?“, fragte sie vorwurfsvoll. Matt warf ihr einen ungeduldigen Blick zu – sie war eindeutig zu weit gegangen. Er war schließlich immer noch ihr Boss. „Ich finde ja nur, dass es eine ganz schöne Benzinverschwendung ist, mit der ‚Monty’s Pride‘ rauszufahren“, erklärte sie. „Wir könnten jede Menge Geld sparen, wenn sich der Schaden schnell reparieren lässt.“

„Es ist egal, wie lang die Reparatur dauert. Ich bringe die Passagiere und die Crew so oder so auf die ‚Monty’s Pride‘, während du den Motor wieder zum Laufen bringst.“

Es gefiel Tasha gar nicht, dass ihre Nachlässigkeit die Firma so viel Geld kosten würde. „Vielleicht könnte ich vorher per Funk mit dem Captain sprechen.“

„Wir haben keine Zeit zu verschwenden, Tasha.“ Am Eingangstor zu Matts Pier gab er den Sicherheitscode ein und ließ ihr den Vortritt.

„Ich will ja auch keine Zeit verschwenden. Ich finde nur, wir sollten unsere Möglichkeiten abwägen. Die ‚Monty’s Pride‘ verbraucht fast vierhundert Liter Treibstoff pro Stunde.“

„Die Kundenzufriedenheit steht an erster Stelle.“

„Egal, zu welchem Preis?“

„Ja.“

War er wütend auf sie? Er ließ es sich zumindest nicht anmerken. Sie wünschte, sie wäre wieder in ihrem Traum. Darin war Matt so nett gewesen. Er hatte Witze gemacht, ihr Haar gestreichelt, sie geküsst … Moment, nein! An so etwas sollte sie nicht einmal denken. Das war nicht das, was sie wollte, überhaupt nicht.

„Hans Reinstädt soll zufrieden nach Deutschland zurückkehren“, fuhr Matt fort. „Er soll seinen Freunden und Geschäftspartnern gegenüber davon schwärmen, wie toll der Service war, als es ein Problem gab. Es ist irrelevant, wie schnell oder langsam wir den Schaden beheben. Sie hatten eine Panne, und wir haben ihnen eine bessere Jacht zur Verfügung gestellt. Die Leute lieben das. Sie lieben es so sehr, dass sie den Grund, warum es so gekommen ist, gern unter den Tisch fallen lassen.“

Das klang zugegebenermaßen logisch. Teuer, aber logisch. Doch auch wenn Matt den finanziellen Rückschlag im Namen der Kundenzufriedenheit hinnehmen konnte, wäre es schlecht für ihren Ruf, wenn sie für den Schaden verantwortlich sein sollte.

Sie gingen auf die Anlegestelle der „Monty’s Pride“ zu. Eines der Crew-Mitglieder war an Deck, während ein weiteres auf der Landungsbrücke stand, bereit zum Ablegen.

„Benzinstand?“, fragte Matt den jungen Mann an Bord.

„Über elftausend Liter.“

„Das sollte reichen“, sagte Matt und ging die Landungsbrücke hinauf aufs Hauptdeck.

Tasha folgte ihm. Unter ihnen rumpelten die zwei Dieselmotoren der Jacht. „Ist mein Werkzeugkasten an Bord?“, fragte sie.

„Ist im Lagerraum.“

„Super, danke.“ In Gedanken ging sie die Inspektion der „Orca’s Run“ durch. Hatte sie etwas übersehen, einen losen Riemen oder Schlauch? Eigentlich hatte sie alles kontrolliert. Aber niemand war perfekt. „Es könnte nur ein loser Riemen sein“, sagte sie zu Matt.

„Das wäre gut.“ Er betrat die Brücke, Tasha dicht auf den Fersen.

Matt war bewusst, wie riskant es war, die „Monty’s Pride“ statt des Reparaturboots zu nehmen. Aber bisher sah es so aus, als wäre es die richtige Entscheidung gewesen. Zwei Stunden, nachdem sie abgelegt hatten, war selbst Tasha gezwungen gewesen zuzugeben, dass der Schaden sich wahrscheinlich nicht allzu schnell beheben lassen würde.

Tasha hatte sich von Captain Johansson per Funk genau beschreiben lassen, wie der Ausfall des Motors abgelaufen war, aber letzten Endes war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie den Motor selbst inspizieren musste. Während der nächsten drei Stunden blieb nichts zu tun, als weiter nach Tyree zu fahren. Tasha machte sich wegen der Panne ganz offensichtlich Vorwürfe, aber Matt sah das gelassen. Bisher wussten sie ja nicht einmal, was überhaupt passiert war. Es war also viel zu früh, die Sache irgendjemandem vorzuwerfen.

„Du solltest dich eine Weile hinlegen“, sagte er zu ihr. Sie sah müde aus, und es war wirklich nicht nötig, dass sie beide die Nacht durchmachten.

Sie hob das Kinn und sah hinaus in die sternenklare Nacht. „Mir geht’s gut.“

„Du musst mir keine Gesellschaft leisten.“ Die Route nach Tyree war nicht kompliziert, schon gar nicht mit einer so gut ausgestatteten Jacht wie der „Monty’s Pride“.

„Das ist wirklich kein Problem.“

„Tasha, du musst mir nichts beweisen.“ Seit ihrer Beförderung war sie anscheinend fest entschlossen, keine Fehler zu machen. Aber Schlafentzug gehörte nun wirklich nicht zu den Berufsanforderungen.

„Ich will ja auch gar nichts beweisen. Hast du überhaupt geschlafen? Möchtest du dich vielleicht hinlegen?“

„Nein, danke.“ Sie war zwar dazu qualifiziert, das Boot zu steuern, doch er hätte sich schuldig gefühlt, wenn er ihr die ganze Arbeit überlassen hätte.

„Wir müssen wirklich nicht beide wach bleiben“, sagte sie.

„Mein Date war ziemlich früh vorbei. Ich hatte schon ein paar Stunden geschlafen, als ich den Anruf bekam.“ Seit Matts Scheidung gingen er und sein Freund TJ Bauer regelmäßig aus. Die meisten Frauen, die sie trafen, waren sehr nett, doch es hatte bisher noch nicht gefunkt – auch nicht bei der Frau, die Matt heute Abend ausgeführt hatte.

„Du musst mir wirklich nicht von deinen Dates erzählen“, sagte Tasha.

„Da gibt es ja auch nichts zu erzählen.“

„Das ist natürlich schade.“ Hörte er da einen neckenden Unterton? „Sonst hätten wir uns damit die Zeit vertreiben können.“

„Tut mir leid“, antwortete er grinsend. „Ich wünschte, ich könnte dich besser unterhalten. Wie steht es denn bei dir?“ Er war neugierig, was Tashas Liebesleben anging. Hatte sie einen Freund? Traf sie sich mit Männern? Sie gehörte so fest zum Inventar des Jachthafens, dass er sie bisher immer nur als hochgeschätzte Angestellte gesehen hatte.

„Was soll mit mir sein?“

„Gehst du manchmal aus?“

„Wie, aus?“

„Na aus, aus. Abendessen, tanzen …“

Sie lachte spöttisch.

„Ist das ein Nein?“

„Das ist ein Nein.“

„Warum nicht?“ Nun war seine Neugier erst recht geweckt. Sie trug zwar immer nur T-Shirts und Cargo-Hosen, aber unter dieser Verkleidung verbarg sich eine wirklich attraktive Frau. „Wirfst du dich nicht gern in Schale? Machst du dich überhaupt manchmal richtig schick?“ Soweit er sich erinnern konnte, hatte er sie noch nie in einem Kleid gesehen. Und er war sich ziemlich sicher, dass er das nicht so einfach vergessen hätte.

Sie drehte sich zu ihm um. „Was sollen die ganzen Fragen?“

„Ich dachte, wir könnten uns vielleicht mit deinen Dating-Geschichten ablenken, wenn wir das schon nicht mit meinen können.“ Er musterte sie, betrachtete ihre leuchtend grüne Augen und die dichten Wimpern. Ihre Wangenknochen waren hoch und ihre Nase schmal, beinahe zierlich. Dazu diese tiefroten Lippen, die untere ein wenig voller als die obere. Zu gern hätte er sie einmal geküsst.

„Da gibt es nichts zu erzählen“, sagte sie.

Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, und er wandte sich wieder der Windschutzscheibe zu. „Irgendwann musst du dich doch mal in Schale werfen.“

„Ich konzentriere mich lieber auf die Arbeit.“

„Wieso?“

„Weil sie mich glücklich macht.“

Das kaufte er ihr nicht ganz ab. Er besaß eine Firma und hatte trotzdem Zeit für ein Sozialleben. „Ich schaffe es doch auch, mich mit Leuten zu treffen, ohne deswegen die Arbeit zu vernachlässigen.“

Sie deutete mit der Hand in seine Richtung und schaute dabei einmal seinen ganzen Körper entlang. „Natürlich triffst du dich mit Frauen. Jemand wie du kann doch gar nicht anders.“

Was sollte das denn heißen? „Jemand wie ich?“

„Reich, gut aussehend, im heiratsfähigen Alter.“

„Gut aussehend?“ Es überraschte ihn, dass sie das dachte, und sogar noch mehr, dass sie es ausgesprochen hatte.

Sie verdrehte die Augen. „Das denken alle. Die ganze Welt hält dich für gut aussehend. Tu nicht so, als wäre dir das nie aufgefallen.“

Er hatte sich eigentlich immer für eher durchschnittlich gehalten. „Heiratsfähig bin ich jedenfalls wieder“, sagte er. Ob er allerdings wirklich als reich zu bezeichnen war oder nicht, war ebenfalls fragwürdig. Er war jedenfalls nicht wohlhabend genug gewesen, um seine Exfrau Dianne zufriedenzustellen. Und mit der Scheidung hatte er einen Großteil seines Vermögens verloren. Er hatte einen Kredit aufnehmen müssen, um sie auszahlen zu können, und musste die Jahre danach hart arbeiten, um sich wieder ein angenehmes finanzielles Polster aufzubauen.

„Du bist das doch auch“, sagte er zu Tasha. „Du bist klug und hübsch und ständig am Arbeiten. Du solltest wirklich mal ausgehen.“ Er konnte nicht anders, als sie mit den Frauen zu vergleichen, die er in letzter Zeit getroffen hatte – und wenn er ehrlich war, konnte keine von ihnen ihr das Wasser reichen. Es gab so vieles an Tasha, das absolut unwiderstehlich war. Seltsam, dass ihm das erst jetzt auffiel.

„Können wir bitte damit aufhören?“, fragte sie.

„Womit? Uns zu unterhalten?“

„Ich bin eine amtlich zugelassene Marine-Mechanikerin. Und als solche will ich auch ernst genommen werden.“

„Geht denn nicht beides gleichzeitig? Ausgehen und ernst genommen werden?“

„Meiner Erfahrung nach nicht.“ Sie erhob sich.

„Wo willst du hin?“ Er wollte nicht, dass sie ging.

„Ich folge deinem Rat.“

„Welchem Rat genau?“

„Ich lege mich eine Weile hin.“ Sie sah auf die Uhr. „Zwei Stunden ungefähr?“

„Ich wollte dich nicht vertreiben.“

„Hast du nicht.“

„Wir müssen uns nicht über Dates unterhalten.“ Doch dann fiel sein Blick auf ihre geschürzten Lippen. Er wollte sie am liebsten immer noch küssen. Woher kam dieser Impuls nur plötzlich?

„Ich habe eine Menge Arbeit vor mir, wenn wir ankommen.“

„Du hast recht. Schlaf ein wenig.“ Sie ging davon, und er dachte darüber nach, was es bedeutete, sich zu einer Angestellten hingezogen zu fühlen. Er konnte diesem Impuls nicht nachgeben. Vor allem sollte er das nicht. Er musste über sich selbst lachen; es war wirklich nicht so, als hätte sie ihn ermutigt – abgesehen von ihrer Aussage, sie fände ihn gut aussehend …

Sie hielt ihn für gut aussehend.

Breit lächelnd steuerte er die Jacht an der dunklen Küste entlang.

Tasha hatte kein Problem mit Männern im Allgemeinen. Sie hatte ein Problem mit dem Gedanken, wie es wäre, mit Matt auszugehen. Er war nicht ihr Typ. Ganz und gar nicht. Das wusste sie mit absoluter Sicherheit. Sie war früher mit Männern wie ihm ausgegangen – kompetent, selbstbewusst und absolut überzeugt davon, dass ihnen die Welt zu Füßen lag. Und doch konnte Tasha sich nicht davon abhalten, von ihm zu träumen.

Kurz nach Sonnenaufgang waren sie in Tyree angekommen und an Bord der „Orca’s Run“ gegangen. Matt hatte die Klienten begrüßt und sich bei der Familie für die Verzögerung entschuldigt, während Tasha sich im Hintergrund hielt und dafür sorgte, dass man ihren Werkzeugkasten an Bord brachte. Die Kunden waren hellauf begeistert von der Lösung, ihre Reise auf der „Monty’s Pride“ fortzusetzen, und Tasha hatte ihre Aufmerksamkeit dem Dieselmotor zugewandt.

Über eine Stunde später hatte sie festgestellt, dass der Wasserabscheider das Problem war, denn er war voll. Durch einen merkwürdigen Zufall war zusätzlich auch die Kontrollleuchte defekt – sonst wäre ihr sofort aufgefallen, dass der Wasserabscheider voll und dadurch die Treibstoffzufuhr unterbrochen war. Es war eigenartig, dass beides gleichzeitig auftrat.

Gegen Mittag hatte sie den Wasserabscheider dann ersetzt, nachdem Matt in Tyree die nötigen Ersatzteile gekauft hatte. Während der Arbeit erstellte sie eine Liste aller Personen, die Zutritt zu der Jacht gehabt hatten. Darunter war unter anderem die gesamte Crew von Matts Firma, doch die meisten der Crew-Mitglieder kannten sich nicht mit Motoren aus. Darüber hinaus gab es einige freiberufliche Mechaniker, die von Zeit zu Zeit für Reparaturen angeheuert wurden, und natürlich zahlreiche Kunden, die Zutritt zum Gelände hatten. War der Motor möglicherweise vorsätzlich beschädigt worden? Aber von wem? Und aus welchem Grund? Vielleicht war sie auch einfach nur paranoid.

Als die Arbeit erledigt war, hatte sie sich in der Personaldusche frisch gemacht, eine der Uniformen aus dem Lagerraum übergezogen und sich die Treppe hinauf auf den Weg zur Hauptkabine gemacht. Ihre Gedanken kreisten weiter darum, wie der Schaden zustande gekommen sein konnte. In der Hauptkabine angekommen stellte sie überrascht fest, dass sie noch nicht wieder auf dem Rückweg waren. „Ist noch etwas schiefgelaufen?“, fragte sie Matt besorgt.

Matt war statt auf der Brücke in der Kombüse. Der Deckarbeiter, der sie begleitet hatte, war auf der „Monty’s Pride“ geblieben, da die größere Jacht ein weiteres Crew-Mitglied benötigt hatte. Matt und Tasha konnten die „Orca’s Run“ problemlos allein zurück nach Whiskey Bay bringen. „Nein, alles in Ordnung“, sagte Matt.

„Wieso sind die Motoren denn aus?“ Ihr Haar war noch feucht, und sie strich es sich hinter die Ohren, während sie zu der Theke ging, die den Wohnbereich von der Kombüse trennte.

„Hast du Hunger?“, fragte er und stellte eine Pfanne auf den Herd, ohne ihre Frage zu beantworten.

Sie war kurz vorm Verhungern. „Ja, aber ich kann auch unterwegs essen.“

„Kaffee?“

„Gern.“

Er nahm zwei Tassen aus einem der Schränke und schenkte den Kaffee ein. „Die ‚Monty’s Pride‘ ist auf dem Weg nach Süden. Sie schienen alle zufrieden zu sein.“

„Du hattest recht“, gab sie zu und umrundete die Theke. „Es war eine gute Idee, die ‚Monty’s Pride‘ zu nehmen. Wenn du willst, kann ich kochen, während du die Jacht steuerst.“ Er nickte nachdenklich. „Es tut mir leid, dass ich so dagegen war.“ Ihr war klar geworden, dass sie dabei nur an ihren Stolz und nicht an das Wohl der Firma gedacht hatte.

„Du solltest immer deine Meinung sagen.“

„Aber ich sollte auch zuhören.“

„Tust du das denn nicht?“

„Manchmal versteife ich mich ein wenig zu sehr auf meine Ansichten.“ Wieder dachte sie an ihre Theorie, dass sich jemand an dem Motor zu schaffen gemacht hatte.

Matt lächelte. „Du hast eine eigene Meinung. Das ist nichts Schlechtes. So bleiben die Gespräche mit dir wenigstens interessant.“ Er reichte ihr eine der Tassen, und sie nippte daran, dankbar für das Koffein. „Eigentlich ist mit dir fast alles interessant.“

Sie wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Seine blauen Augen waren sanft und dunkel; er sah wirklich unglaublich gut aus. Sein Kinn war kantig und unrasiert, doch ließ ihn das leicht verwegen wirken. Seine Lippen waren voll und luden zum Küssen ein. Peinlich berührt trat sie einen Schritt zurück. „Der Schaden war recht ungewöhnlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wasserabscheider voll ist und gleichzeitig die Kontrollleuchte ausfällt, ist ziemlich gering.“

Er runzelte die Stirn. „Und was bedeutet das?“

„Nun ja, es ist nur eine Theorie, und wir wissen ja, dass ich mich manchmal ein wenig verrenne, aber das Ganze erscheint mir sehr merkwürdig.“

„Willst du etwa sagen, dass jemand den Motor absichtlich beschädigt hat?“

„Nein.“ Ausgesprochen klang es noch absurder als in ihrem Kopf. „Ich will nur sagen, dass es ein wirklich seltsamer Zufall ist und ich gerade anscheinend eine echte Pechsträhne habe.“

„Du hast es repariert. Das würde ich kaum Pech nennen.“

„Bei dir ist das Glas wohl immer halb voll.“

„Du hast gute Arbeit geleistet, Tasha.“

„Es war nicht sonderlich kompliziert.“

Er sah sie neckisch an. „Weil du vielleicht einfach gut bist?“

„Die Ursache war ungewöhnlich.“ Sie hätte schwören können, dass sie den Wasserabscheider erst kürzlich gewartet hatte. „Aber die Reparatur war einfach.“

Sie schauten sich an und verfielen wieder in Schweigen. Der Regen prasselte gegen die Fenster, und ihr wurde von seinem Blick ganz warm. Wieder dachte sie an ihren Traum, daran, wie Matt sie umarmt und geküsst hatte. Sie errötete und zwang sich, an etwas anderes zu denken. „Es könnte zu viel Wasser im Treibstoff gewesen sein, vielleicht durch eine lose Abdeckung. Ich hatte das eigentlich überprüft … Glaube ich zumindest. Ich überprüfe es eigentlich immer.“ Sie hielt inne. „Ich hoffe, dass ich es überprüft hatte.“

Er stellte seine Tasse ab. „Bitte lass das.“

Was meinte er damit? Er kam einen Schritt auf sie zu.

„Du solltest dich nicht so hinterfragen.“

„Okay.“ Das schien die einfachste Antwort zu sein, vor allem, weil sie ein wenig den Faden verloren hatte. Er kam weiter auf sie zu, immer näher. In ihrem Kopf forderte sie ihn auf, Abstand zu halten, doch sie gab keinen Ton von sich. Sie wollte nicht, dass er auf Abstand blieb. Sie konnte seine Umarmung schon beinahe spüren. Er stand jetzt genau vor ihr.

Plötzlich donnerte es draußen. Eine Welle brachte die Jacht jäh zum Schwanken, und Tasha verlor das Gleichgewicht und stolperte gegen seine Brust. Sofort legte er die Arme um sie und fing sie auf.

Verzweifelt kämpfte sie gegen das Verlangen an, das ihre Gedanken vernebelte. „Entschuldige.“

„Da zieht wohl ein Unwetter auf“, sagte er ihr ins Ohr, die Brust fest an ihre gedrückt.

„Wir werden es nicht …“ Ihre Stimme versagte, als sie in seine blauen Augen blickte.

Er erstarrte, und seine Pupillen weiteten sich. „Tasha“, sagte er heiser.

Sie lehnte sich an ihn.

Er senkte den Kopf, kam näher und näher. Leicht strich er ihr mit dem Mund über ihre Lippen, küsste sie dann fester und öffnete leicht den Mund. Sie wurde von Verlangen durchflutet und legte ihm die Hände auf die Schultern, um nicht wieder ins Stolpern zu geraten. Sie sollte aufhören, doch sie wollte es nicht und würde es auch nicht. Alles, was zählte, war dieser Kuss.

Matt zog sich als Erster zurück. Er wirkte genauso verwirrt, wie sie sich fühlte, und atmete bebend aus. „Ich …“ Leicht schüttelte er den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Sie zwang sich, einen Schritt zurückzutreten. „Sag nichts.“ Ihr ging es genauso. „Sag einfach nichts. Es ist einfach … passiert. Und es war ein Fehler.“

Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Es war zumindest nicht geplant.“

„Wir sollten losfahren“, sagte Tasha. Sie musste sich unbedingt auf etwas anderes konzentrieren. Auf keinen Fall wollte sie den Kuss analysieren – oder zugeben, welche Auswirkung er auf sie gehabt hatte. Ihr Boss durfte niemals erfahren, dass sie ihn als Mann sah und nicht nur als ihren Vorgesetzten.

„Wir fahren nirgendwo hin.“ Er sah hinaus in den Regen, der immer stärker wurde. Die Jacht schwankte erneut. Matt griff nach dem Funkgerät und hörte sich den Wetterbericht an. „Wir sollten irgendwo etwas essen“, sagte er. „Das zieht wahrscheinlich nicht allzu schnell vorüber.“

2. KAPITEL

Während sie das Ende des Sturms abwarteten, war Matt im Wohnbereich eingeschlafen. Vier Stunden später wachte er auf und machte sich auf die Suche nach Tasha. Sie war verschwunden.

Die Jacht schaukelte auf den meterhohen Wellen hin und her, und gegen die Fenster prasselte der Regen. Nachdem er die oberen Decks vergeblich nach ihr abgesucht hatte, fand er sie schließlich in den Maschinenräumen: Sie hatte die Frontblende von der Lichtmaschine entfernt und steckte bis zu den Ellbogen in den Kabeln.

„Was machst du da?“ Als sie seine Stimme hörte, erstarrte sie. Wahrscheinlich dachte sie an den Kuss zurück. Er fühlte sich schuldig dafür, dass er es dazu hatte kommen lassen – vor allem, weil er ihr Boss war. Aber ein Teil von ihm konnte einfach nicht aufhören, daran zu denken und sich zu wünschen, es wieder zu tun.

„Bloß eine kleine Inspektion“, antwortete sie, ohne sich umzudrehen.

Er lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. „Könntest du das weiter ausführen?“

„Ich habe die Elektronik überprüft und die Batterien gewartet. Ein paar von den Anschlüssen mussten gereinigt werden, aber die Schläuche und Riemen sehen alle noch gut aus. Nur der Ölfilter müsste mal wieder ausgetauscht werden.“

„Ich dachte, du schläfst.“ Was sie hier tat, ging wirklich weit über ihre Pflichten hinaus. Er hatte schon immer gewusst, dass Tasha engagiert war, was ihre Arbeit anging, aber erst jetzt erkannte er, wie weit ihr Engagement wirklich reichte.

Endlich drehte sie sich zu ihm um. „Ich habe geschlafen. Und dann bin ich aufgewacht.“

Irgendwo hatte sie einen Overall aufgetrieben. Er war ihr viel zu groß, aber sie hatte einfach die Ärmel und Hosenbeine hochgekrempelt. In diesem Aufzug und ölverschmiert wie sie war, hätte sie eigentlich nicht sexy sein dürfen, doch genau das war sie – und er wollte am liebsten weit mehr tun, als sie nur zu küssen. Frustriert schüttelte er den Gedanken ab. „Ich hätte an deiner Stelle höchstens die Bar inspiziert“, sagte er in dem Versuch, die Stimmung zu lockern.

Sie lächelte kurz. „Dann hast du ja Glück, dass deine Angestellten nicht genauso sind wie du.“

„Wohl wahr“, sagte er. „Aber ich weiß zufällig, dass da unter anderem eine Flasche guten Cognacs drin ist. Genau das richtige für einen verregneten Nachmittag.“

Statt darauf zu antworten, arbeitete sie einfach weiter. Ein paar Minuten sah er ihr dabei zu und kämpfte mit seinen Gefühlen. Irgendwie musste er ihre Beziehung wieder auf sicheren Boden bringen. Arbeit – er sollte etwas über die Arbeit sagen. „Versuchst du mich zu beeindrucken?“, fragte er.

„Ja.“

„Das hast du geschafft.“

„Gut.“

„Du solltest aufhören zu arbeiten.“

„Ich bin noch nicht fertig.“

„Ich fühle mich ganz schuldig, wenn ich dir so zusehe.“

Autor

Barbara Dunlop
<p>Barbara Dunlop hat sich mit ihren humorvollen Romances einen großen Namen gemacht. Schon als kleines Mädchen dachte sie sich liebend gern Geschichten aus, doch wegen mangelnder Nachfrage blieb es stets bei einer Auflage von einem Exemplar. Das änderte sich, als sie ihr erstes Manuskript verkaufte: Mittlerweile haben die Romane von...
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