Riskante Affäre mit dem Playboy

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Wagemutig nimmt Melody als ungebetener Gast an der Hochzeit des Jahres auf Nantucket teil. Unbedingt will sie Senator Dare Bisset, dem Cousin der Braut, Informationen entlocken, die ihrer eigenen Karriere helfen könnten. Aber der Champagner fließt, und zwischen ihnen knistert es so heiß, dass Melody mit Dare im Bett landet. Als sie sich in Washington wiedersehen, spürt Melody: Sie hat sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Doch jetzt sind sie beruflich erbitterte Rivalen, und Melody muss sich entscheiden – Liebe oder Karriere?


  • Erscheinungstag 22.11.2022
  • Bandnummer 2264
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509299
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Erwischt.“

Melody Conner hob eine Augenbraue und musterte den großen, gut aussehenden Mann, der eine Hand auf ihren Arm gelegt und sich vorgebeugt hatte, um ihr die Sicht auf die Osborn-Williams-Hochzeitsfeier zu versperren.

„Wobei glauben Sie mich erwischt zu haben?“, fragte sie. Es war immer besser, nicht zu viele Informationen preiszugeben.

„Sie sind eine Hochzeits-Crasherin“, sagte er knapp. „Sind Sie von einem Boulevardblatt?“

„Nein.“

„Aber eine Journalistin?“

„Wieder nein. Und was jetzt?“, fragte sie.

Sie hatte sich in der Hoffnung, genau diesen Mann zu treffen, auf den Empfang gemogelt. Dare Bisset. Ältester Sohn von August Bisset und Cousin der Braut. Er war US-Senator und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, der einen Gesetzentwurf zur kostengünstigen Medikamentenabgabe vorbereitete.

Deshalb war Melody auch auf dieser exklusiven Hochzeit in Nantucket. Sie hatte gerade eine Stelle als Assistentin in der Kanzlei von Johnny Rosemond angetreten, einem prominenten Anwalt, der für die Pharmalobby arbeitete und derzeit damit beauftragt war, diese Gesetzesvorlage zu blockieren. Johnny hatte sie mit der Aufgabe betraut, Argumente für den Fall zu recherchieren, darum hielt sie es für eine gute Idee, den Senator zu beobachten und herauszufinden, wie Dare Bisset tickte. Da sie ohnehin gerade mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder im Haus der Familie auf Martha’s Vineyard in den Ferien war, hatte es wie Schicksal gewirkt, dass die Hochzeit ganz in der Nähe stattfand. Aber der Senator hatte sie in dem Moment entdeckt, als sie den Ballsaal betrat.

„Kommt darauf an, warum Sie hier sind“, sagte er. „Sind Sie sicher, dass Sie nicht von der Presse sind?“

„Gott, nein.“

Er lachte. „Das ist ein Pluspunkt für Sie. Toby-Osborn-Fan?“

„Sehe ich aus, als wäre ich über fünfzig?“, scherzte sie. Ihre Mutter war ein großer Toby-Osborn-Fan und hatte ihr von der Hochzeit erzählt.

„Definitiv nicht“, antwortete er. „Also …?“

„Also?“

Sie war sich nicht sicher, ob er ahnte, wer sie war, oder gar wusste, dass er in D.C. mit ihr zu tun haben würde. Doch sie war hier, um Informationen zu beschaffen, und hatte nicht vor, aufzugeben, solange er es nicht herausfand.

„Hören Sie auf, Spielchen zu spielen. Warum sind Sie hier?“, fragte er. „Adler und Nick hatten dieses Wochenende schon genug Überraschungen und ich werde nicht zulassen, dass ihnen jemand den Empfang vermasselt.“

Natürlich hatte sie die Nachrichten über den Bräutigam, Nick Williams, gelesen. Am Hochzeitswochenende war bekannt geworden, dass er der uneheliche Sohn von August Bisset war. Was fast schon ironisch war, denn Nick war von Augusts erbittertstem Geschäftsrivalen aufgezogen worden. Als wäre das nicht genug, stellte sich heraus, dass Dares Bruder Logan in Wahrheit Nicks Zwillingsbruder war. Das hätte jeden umgehauen. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, was das für die Braut, Adler Osborn, den Society-Liebling und Star der Hochzeit des Jahres, bedeutete hatte.

„Ich war nur neugierig. Ich wohne hier im Hotel und mein Freund hat mich dieses Wochenende sitzengelassen, also war ich allein. Ich hörte die Musik und dachte mir, ich schleiche mich rein und amüsiere mich ein bisschen“, log sie. „Ich habe nur gehofft, mein Wochenende in Nantucket irgendwie zu retten.“

Er starrte auf sie hinunter, sein Blick intensiv. Wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob sie log. Aber sie war gut im Bluffen, das hatte sie während ihres Jurastudiums perfektioniert. Sie war zwar erst sechsundzwanzig, hatte aber das Gefühl, dass sie älter wirkte.

„Ich bin nicht überzeugt, dass das die Wahrheit ist.“

„Was muss ich tun, um Sie zu überzeugen?“, fragte sie.

„Trinken Sie mit mir etwas, während wir auf die Braut und den Bräutigam warten“, schlug er vor.

„Sie wollen mich also in der Nähe behalten?“, fragte sie.

„Allerdings. Man sollte seine Freunde bei sich halten und seine Feinde noch näher. Das habe ich schon immer beherzigt.“

„Haben Sie viele Feinde?“

„Mehr als mir lieb sind“, sagte er und wies ihr den Weg zur Bar.

Als sie beide ihre Drinks hatten, zögerte er. „Ich nehme an, Sie haben keinen festen Platz?“

„Nein. Ich wollte mich eigentlich im Hintergrund halten.“

„Dann setzen Sie sich mit mir an den Tisch meiner Familie, damit ich Sie im Auge behalten kann. Da ist noch ein Platz frei, denn ich wollte eigentlich ein Date mitbringen, sie musste aber in letzter Minute absagen.“

„So ähnlich wie bei mir“, meinte sie, ganz in der Rolle, die sie sich vorhin zurechtgelegt hatte.

„Ja. Aber Cami ist nicht meine Freundin. Sie ist nur meine Begleitung bei Veranstaltungen, wenn ich gerade zwischen zwei ….“

Melody lachte, als er seinen Satz abbrach. Sie wusste bereits, dass der achtunddreißigjährige Senator ein Playboy war, der den Ruf hatte, kurvige, intelligente Frauen zu mögen. Durchschnittlich dauerten sein Beziehungen drei Monate, bevor er sie beendete.

Sie hatte ihn analysiert, um ein Profil für ihr Team zu erstellen, aber in der Realität war er viel dynamischer als auf dem Papier. Sie hatte gewusst, dass er dunkles Haar und hellblaue Augen hatte, aber in natura waren seine Augen beinahe schillernd und wechselten je nach Lichteinfall zwischen Blau und Grau. Sein Lächeln war breit und freundlich und ließ ihr Herz höherschlagen.

In Dare Bisset steckte mehr, als sie geahnt hatte. Und nur die Tatsache, dass sie nicht gerne verlor und obendrein ihren neuen Chef beeindrucken wollte, veranlasste sie dazu, gegen die Anziehung anzukämpfen, die sie spontan für ihn empfand. Sie hatte nicht vor, sich von ihren Hormonen leiten zu lassen und ihre Arbeit zu ruinieren. Sie war jung und hatte noch ihre ganze Karriere vor sich und er war einfach nur ein Typ. Allerdings ein heißer, sexy Typ, aus dem sie schlau werden musste, damit sie ihn ausstechen konnte, wenn sie beide wieder in D.C. waren.

Er hob sein Champagnerglas. „Auf Hochzeits-Crasher.“

„Und auf Hochzeits-Aufpasser“, sagte sie.

Er warf den Kopf zurück und lachte, was in ihrem Bauch Schmetterlinge aufsteigen ließ.

„Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte er. Er mochte sie. Sie war lustig und er glaubte nicht, dass sie hier war, um Ärger zu machen. Aber er wollte auch kein Risiko eingehen. Jeder einzelne Tag, den sie auf Nantucket verbracht hatten, hatte eine weitere böse Überraschung mit sich gebracht und er wünschte sich, dass seine Cousine wenigstens einen Tag ohne Skandale erlebte.

„Melody“, antwortete sie.

„Ich bin Dare.“

„Nur Dare?“

„Sie wissen, wer ich bin“, sagte er. „Wie steht es mit Ihnen, kein Nachname?“

„Nein, ich finde, das macht das Ganze etwas geheimnisvoller.“

„Tut es“, bestätigte er. Ihm gefiel die Idee, es locker zu halten. „Aber es macht mich auch ein wenig misstrauisch Ihnen gegenüber. Meine Familie kann an diesem Wochenende wirklich keinen Ärger mehr gebrauchen. Also frage ich Sie noch einmal: Warum sind Sie hier?“

Er war in der Stimmung, seine Deckung fallen zu lassen und heute Abend etwas Spaß zu haben. Doch im Moment war sie die einzige potenzielle Bedrohung auf dieser Feier. Melody. Ihr Name passte zu ihr. Sie war süß, klug und heiß.

„Ich habe in meinem Zimmer gesessen und mich selbst bemitleidet und mein schlechtes Urteilsvermögen in Bezug auf Männer gehasst. Dann hörte ich die Musik und dachte, es wäre schön, einfach etwas zu trinken und zu tanzen und das richtige Leben für eine Weile zu vergessen.“

Er musterte sie, betrachtete ihr Gesicht, um zu sehen, ob es etwas preisgab. Denn nach den Ereignissen der vergangenen Tage war er nicht geneigt, irgendjemandem einfach zu vertrauen.

„Ich werde das akzeptieren. Für den Moment.“

„Ah ja. Also stimmen wohl die Gerüchte, dass Sie ein harter Verhandlungspartner sind.“

„Die Berichterstattung über meine Arbeit ist nicht gerade das Schönste an meinem Job“, erklärte er. Als Senator, der sich mit einem wichtigen Gesetzentwurf für die pharmazeutische Industrie befasste, stand er enorm in der Schusslinie. Aber das war das Letzte, worüber er heute Abend nachdenken oder sprechen wollte. „Was machen Sie?“

„Ich arbeite für einen Thinktank in D.C.“, antwortete sie. „Mein erster Job nach dem Jurastudium.“

„Ihr erster Job? In einem Thinktank? Beeindruckend“, meinte er. „Mein erster Job war ein Praktikum bei Bisset Industries.“

„Ist Ihr Vater ein so harter Arbeitgeber, wie ich gehört habe?“, fragte sie.

„Ja, Dare, ist er das?“

Dare warf einen Blick über die Schulter und erblickte seine Eltern. Sein Vater war eine ältere Version von ihm selbst, nur dass sein Haar grau war. Seine Mutter war wunderschön und würdevoll gealtert, sah aber immer noch wesentlich jünger aus, als sie war. Und obwohl sie nur die Tante der Braut war, hatte sie die Rolle der Brautmutter übernommen. Sie hatte Adler praktisch aufgezogen, da ihr Vater oft unterwegs gewesen war. Die einzige Schwester seiner Mutter war gestorben, als Adler noch ein Baby gewesen war.

„Ja, ist er“, bestätigte Dare und drehte sich um, um seine Mutter auf die Wange zu küssen. „Aber es macht ihm nichts aus, diesen Ruf zu haben. Mom und Dad, das ist Melody. Melody, das sind meine Eltern, August und Juliette Bisset.“

„Schön, Sie kennenzulernen“, sagte Melody.

„Sind Sie eine Freundin von Nick oder Adler?“

Dare warf einen Blick auf Melody, die zu überlegen schien, was sie antworten sollte, und legte ihr dann die Hand auf den Rücken. „Sie ist mit mir hier, Mom. Sie ist aus D.C.“

„Oh, tut mir leid, das war mir nicht bewusst. Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen“, sagte seine Mutter, lenkte das Gespräch schnell auf Melody und fragte sie, wie ihr die Zeremonie gefallen habe.

Er beobachtete, wie seine Mutter in ihre Rolle als Gastgeberin schlüpfte. Sie verfügte über enorme soziale Fähigkeiten und war ein absoluter Profi, wenn es darum ging, der Welt eine Fassade zu präsentieren. Für alle auf der Feier schienen seine Eltern das sympathische Paar zu sein, das sie immer waren, als ob die Lügen und Geheimnisse von vor dreißig Jahren, die an diesem Wochenende ans Licht gekommen waren, keinen Keil zwischen sie getrieben hätten. Er bewunderte ihre Ruhe.

„Wie ich sehe, ist mein Bruder gerade angekommen. Ich muss mit ihm über einige Änderungen im Vorstand sprechen“, erklärte August und drückte Juliette einen Kuss auf die Wange, bevor er Dare in die Augen sah. „Entschuldige mich, mein Sohn. Melody, es war schön, Sie kennenzulernen.“

Sein Vater verließ sie und wenige Augenblicke später wurde seine Mutter gerufen, um sich um eine Angelegenheit mit den Caterern zu kümmern. Dare drehte sich wieder zu Melody um. Sie hatte langes blondes Haar, das gut zu ihrer gebräunten Haut passte. Ihr Gesicht war herzförmig und ihr Mund voll. Er wusste, dass er seinen Blick nicht auf ihren Lippen verweilen lassen sollte, obwohl es ihm schwerfiel, es nicht zu tun. Er war bei seinen Beziehungen sehr vorsichtig, aber die letzten Tage hatten ihn beeinflusst. Dass seine Brüder sich auf einmal das nahmen, was sie wollten, und aus den strengen Rollen ausbrachen, denen sie immer gefolgt waren, hatte ihn nachdenklich gestimmt. Melody reizte ihn und ein Teil von ihm wollte wissen, wie es wäre, diese vollen Lippen zu küssen.

„Wow, Ihre Eltern sind … so gut in gesellschaftlichen Situationen“, sagte sie nach einer Pause.

„Was meinen Sie damit?“

„Ich habe in den Nachrichten gelesen, was in Ihrer Familie gerade passiert. Wenn meine Eltern an ihrer Stelle wären, würde meine Mutter meinem Vater die kalte Schulter zeigen. Und wenn er es wagen würde, sie zu berühren oder auf die Wange zu küssen, würde sie ihm wahrscheinlich einen Ellenbogen in die Magengrube rammen.“

Dare konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Ich verstehe, woher Sie Ihre Verwegenheit haben.“

„Sie haben recht, ich bin genau wie Mom. Ich hasse diese Art von Täuschungen.“

„Gibt es denn eine, die Sie mögen?“, fragte er.

„Nun ja, manchmal muss man sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, um Ergebnisse zu erzielen. Damit kennen Sie sich wahrscheinlich besser aus als die meisten anderen Menschen“, sagte sie. „Meine Mutter duldet es zum Beispiel nicht, dass mein Bruder und ich versuchen, uns gegenseitig zu übertrumpfen, also müssen wir subtil vorgehen.“

„Konkurrieren Sie häufig?“, fragte er. Was sie über ihren Bruder sagte, erinnerte ihn an seine Beziehung zu seinen Geschwistern.

„Ständig. Ich glaube, wenn unsere Familie ein Motto hätte, würde es lauten: Der Gewinner bekommt alles und der Zweitplatzierte ist ganz einfach der Verlierer.“

„Das ist hart.“

„Es ist realistisch. Mein Vater sagt immer, dass man gleich zu Beginn einer Beziehung die Erwartungen definieren sollte. Ich gewinne gern und ich entschuldige mich nicht dafür.“

Offenbar waren ihre Väter sich sehr ähnlich. Wegen August hatte Dare sich für eine Karriere in der Politik entschieden, anstatt seinem Vater ins Familienunternehmen zu folgen. Die Politik war wohl der einfachere der beiden Wege, da er nicht Augusts Regeln befolgen und in seinem Schatten leben musste.

„Verstehe ich“, sagte er. Der DJ bat die Gäste, ihre Plätze einzunehmen, und bevor Dare Melody zu ihrem Tisch geleitete, nahm er sie kurz zur Seite. „Da ich Sie gerade als mein Date vorgestellt habe, sollten wir uns besser duzen. Sonst fliegen wir noch auf.“

Melody nickte nur, doch sie fragte sich, wann sie auffliegen würde.

Während des Essens unterhielten sie sich angeregt mit Dares Bruder Zac und dessen Freundin Iris. Juliette verstand es ausgezeichnet, die Konversation in Gang zu halten und für gute Stimmung zu sorgen. Als die Gäste sich erhoben, um zur Tanzfläche zu gehen, wandte sich Juliette an Dare und Melody.

„Kommt mit, ihr beiden“, sagte sie. „Nach dem ersten Tanz ist der Familientanz geplant.“

„Wir kommen sofort“, antwortete Dare.

Melody schluckte ein wenig bei dem Gedanken, dabei mitzumachen. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr diese Art von Betrug nicht verzeihen würde. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie sich entschuldigen und einfach verschwinden sollte.

„Ich hatte eine John-Travolta-Nummer aus Saturday Night Fever vorbereitet, aber jetzt, wo du hier bist … werde ich wohl nicht allein tanzen.“

Sie wusste, dass sie nicht gehen konnte. Da war etwas in seinem Ton, das ihn … na ja, menschlicher machte. Nicht nur irgendjemand, der ihrer Karriere dienlich war.

Juliette ging auf die Tanzfläche zu, als Toby Osborn mit seiner Band den DJ ablöste. Plötzlich wurde Melody klar, dass er live auftrat. Ihre Mutter würde das sicher gerne hören.

„Meinst du, ich könnte das auf Video aufnehmen und meiner Mutter schicken? Oder ist das unpassend?“, fragte sie Dare.

„Du kannst es ruhig für deine Mutter filmen. Komm, lass uns näher rangehen. Ich glaube, er spielt ein Lied, das er speziell für Adler geschrieben hat.“

Das tat er. Es war eine herzzerreißende Ballade, bei der kein Auge trocken blieb. Selbst Dare blinzelte ein paar Mal. Nick und Adler tanzten miteinander, während Toby darüber sang, wie er sein kleines Mädchen heranwachsen sah und wie stolz er auf die Frau war, die sie geworden war. Es war so persönlich, dass Melody sich fast wünschte, sie hätte es nicht aufgenommen. Aber ihre Mutter würde es lieben.

Als er fertig war, brachen alle in Beifall aus. Toby ging zu Adler hinüber und küsste sie. Es war ein so zarter, intimer Moment, dass Melody bei dem Gedanken erschauderte, dass sie unter einem falschen Vorwand hier war. War es richtig gewesen, herzukommen, um Dare auszuspionieren?

Der DJ kündigte den Familientanz an und We Are Family ertönte.

„Willst du das senden, bevor wir tanzen?“, fragte Dare und deutete auf ihr Handy.

„Auf keinen Fall. Ich will deine Saturday Night-Moves sehen“, erwiderte sie, nahm seine Hand und führte ihn neben Zac und Iris auf die Tanzfläche.

Zac lächelte ihr zu und sie tanzten alle im Kreis, bald gefolgt von seinen anderen Brüdern und den Williams-Geschwistern. Sie fand es interessant zu sehen, dass sie alle einträchtig miteinander tanzten, denn sie wusste, dass zwischen den Familien Williams und Bisset erbitterte Rivalität herrschte. August und Juliette tanzten mit dem Brautpaar und Nicks Eltern ebenfalls in der Runde. Die beiden Männer sahen ein wenig unbeholfen aus, als würden sie darum wetteifern, wer sich geschickter bewegen konnte.

„Oh, um Himmels willen“, sagte Dare. „Dad versucht, Tad zu übertrumpfen.“

„Und er gewinnt“, warf eine umwerfende Frau ein, die mit der Familie des Bräutigams tanzte. „Ich bin übrigens Olivia Williams. Nicks Schwester. Mein Dad tanzt wirklich fürchterlich.“

„Ich sehe keinen Unterschied zu unserem Dad“, meinte Zac. „Wir sollten sie retten gehen.“

„Einverstanden“, sagte Iris.

Die Geschwister der beiden Familien gingen auf ihre Eltern zu und Melody beobachtete, wie sie sorgfältig darauf achteten, dass es so aussah, als wären sie alle eine große, fröhliche, zusammengewürfelte Gruppe. Aber es war klar, dass die Väter nicht die einzigen waren, die versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Das taten auch die Kinder, was sie in Bezug auf die Gründe für ihre Anwesenheit ein wenig beruhigte.

Er kam aus einer sehr wettbewerbsorientierten Familie, in der man seine Rivalen nicht einmal bei etwas so Trivialem wie einem Familientanz gewinnen ließ. Und je länger der Abend dauerte und je mehr sie mit Dare feierte, desto klarer wurde ihr, dass er der Anführer der Gruppe war.

Sie konnte nicht anders: Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Je mehr Champagner sie trank, desto mehr verflüchtigten sich all die Gründe, die dafür sprachen, ihm nicht zu nahe zu kommen. Und schon bald erschien es ihr nur logisch, dass es der perfekte Abschluss dieses Abends sein würde, mit ihm zu schlafen.

2. KAPITEL

„Möchtest du ein bisschen frische Luft schnappen?“, fragte Dare, nachdem die Braut und der Bräutigam gegangen waren. Die Feier war schön gewesen und sie war eine gute Begleiterin, aber er war angespannt und hatte das Gefühl, eine Zigarette zu brauchen, obwohl er seit über zehn Jahren nicht mehr rauchte. Dass Melody ihn zum Lachen brachte, musste nichts bedeuten. Verdammt, er war mindestens zehn Jahre älter als sie und obwohl er zum ersten Mal seit Tagen das Gefühl hatte, wieder atmen zu können, konnte es nicht mehr als diesen Abend geben.

Das wusste er, aber dann sah sie ihn mit diesen großen Augen an und er spürte ein pulsierendes Verlangen.

„Liebend gern. Ich könnte eine Pause vom Tanzen gebrauchen“, sagte sie.

Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie von der Tanzfläche und dem Lärm weg auf die Terrasse, von der aus man die Gärten hinter dem Hotel überblickte. Sie fanden eine Bank, die eine wunderbare Sicht in den Abendhimmel bot.

Diese Anziehung, die er für sie empfand, konnte gefährlich werden. Er hielt sich für klug genug, um aus den Fehlern seines Vaters zu lernen, und die letzten Tage hatten ihm gezeigt, dass er auf keinen Fall so sein wollte wie August. Anziehung war etwas Gefährliches. Als ein Bisset und als Senator war er sich dessen sehr bewusst. Trotzdem würde er lügen, wenn er sich vormachte, dass er sie nicht wollte.

Vorhin auf der Tanzfläche hatte sie ein Haargummi aus ihrer Handtasche gezogen und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz hochgesteckt. Nun kräuselten sich ein paar Strähnen an den Seiten ihres Gesichts und verliehen ihr ein weicheres Aussehen. Im Moment wirkte sie zu jung, um etwas im Schilde zu führen. Aber Jugend war keine Garantie für Unschuld. Wahrscheinlich hätte er Melody gar nicht angesprochen, wenn sie am Beginn des Abends so unschuldig ausgesehen hätte. Vorhin wirkte sie professionell und berechnend, als hätte sie ein bestimmtes Ziel vor Augen. Sie hatte gesagt, sie gehöre zu einem Forschungsteam. Das konnte alles Mögliche bedeuten.

Vielleicht war er durch das Leben in D.C. einfach zynisch geworden. Aber natürlich standen die Bissets an diesem Wochenende im Rampenlicht, also hatte er angenommen, dass ein ungebetener Gast ein ruchloses Motiv haben würde.

„Es hat gut getan zu feiern und mich von meinem Freund abzulenken, der mich abserviert hat. Er dachte wohl, es sei zu früh für ein gemeinsames Wochenende. Ich schätze, er hatte recht. Aber man kann doch auch einfach ein Wochenende lang Spaß haben“, sagte sie und blickte in die Ferne.

Er spürte, dass sie ihm etwas verheimlichte. Vielleicht bedeutete der Typ, der sie versetzt hatte, ihr mehr, als sie zugeben wollte. Die Liebe war schon seltsam. Dare hatte diesem Gefühl nie getraut.

„Finde ich auch. Manchmal will man einfach etwas Zwangloses am Strand“, sagte er leichthin.

„Ganz genau. Was ist mit deiner Freundin?“

„Cami? Sie springt nur bei Familienfeiern ein, wenn ich ein Date brauche. Ich bin ein Workaholic. Da ich damit aufgewachsen bin, wie meine Mutter versucht hat, die Familie zu managen, während mein Vater immer gearbeitet hat, weiß ich genau, wie schwer das für eine Partnerin sein kann“, erklärte Dare. „Eine Frau, die mir wichtig ist, möchte ich nicht in diese Lage bringen.“

„Das ist wirklich vorausschauend. Die meisten Männer wollen nur Sex.“

„Na ja, das geht mir nicht anders“, gestand er. Dieses Gespräch bewegte sich auf gefährlichem Terrain. Sie waren sich im Grunde fremd. Er hatte diesen Funken zwischen ihnen gespürt, als sie tanzen, und wusste, dass es ihr genauso ging. Sie hatte ihn ein paar Mal angeschaut, als ob sie mehr wollte. Aber er war alt genug, um es besser zu wissen. Doch verdammt, nach dem Wochenende, das er hinter sich hatte, wollte er einfach nur loslassen und Spaß haben. Etwas erleben, das nicht in einem Skandal endete. Langsam wurde ihm klar, dass diese Frau seine Selbstbeherrschung auf die Probe stellen konnte.

„Also …?“, fragte sie.

Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte, als sie sich zu ihm drehte, sich an ihn lehnte und einen langen Seufzer ausstieß. Dann strich sie mit einem Finger über seine Lippen. „Du hast etwas an dir …“

„Vielleicht die Tatsache, dass ich dein Geheimnis kenne.“

Sie sah ihn mit großen Augen an. So nahe bei ihm war sie die leibhaftige Versuchung und er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, den Kopf zu senken und sie zu küssen. Irgendwie wurden die Gründe, die dagegensprachen, dass er sich nahm, was er wollte, immer unwichtiger.

„Vielleicht. Bist du auf einmal wieder misstrauisch mir gegenüber?!“

„Nein. Ich habe nur Bedenken, meinen Instinkten zu folgen, wenn es um dich geht.“ Sein Instinkt sagte ihm, er solle sie küssen, nicht mehr reden. Sein Bauchgefühl sagte, er solle seiner Bisset-DNA folgen und sich nehmen, was er begehrte, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Und es könnte welche geben. Sie war kompliziert. Sie war vielleicht noch nicht über den Kerl hinweg, der sie versetzt hatte. Er musste vernünftig sein. Aber es gab Zeiten, in denen es einfach nervte, vernünftig zu sein.

Und das hier war eine davon. Gerade wollte er viel lieber wie sein Vater oder Logan sein und sich einfach nehmen, wonach ihm war. Warum sollte er das nicht tun?

Er rutschte auf der Bank näher an sie heran und legte seinen Arm auf die Lehne, sodass er mit seiner Hand ihre nackte Schulter berühren konnte.

Sie zitterte leicht unter seiner Berührung und drehte ihren Kopf, bis sich ihre Blicke trafen. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, doch ihr Körper sendete klare Signale. Ihre Haut war gerötet, ihre Pupillen geweitet und ihre Lippen leicht geöffnet. Sie beugte sich näher zu ihm, sodass er den süßen Duft ihres Parfüms wahrnahm. Als sie ihre Hand auf seinen Oberschenkel legte, durchfuhr ihn ein Kribbeln. Er bewegte seine Beine ein wenig, als er hart wurde, und leckte sich über die Lippen.

„Ich will dich“, gab er zu. „Ich weiß nicht, was du für den restlichen Abend vorhast, und ich möchte dich in keiner Weise unter Druck setzen.“

„Weil du ein Senator bist und keinen Skandal willst?“

„Weil ich ein Mann bin, der Frauen respektiert“, erwiderte er. Skandale waren ihm nicht fremd, aber eine Frau zu behandeln, als schulde sie ihm etwas, lag nicht in seiner Natur.

„Ich mag dich, Dare. Mehr als ich sollte.“

„Ist das gut oder schlecht?“

„Weiß ich noch nicht.“

Er hielt ihren Blick fest und ließ seine Hand über ihre Schulter zu ihrem Nacken wandern. Langsam beugte er sich vor und sah, wie sie ihre Augen schloss. Dann strich er mit seinen Lippen über ihre und küsste sie lange und tief.

Sie schmeckte gut. Besser als gut. Und sie löste eine Kettenreaktion in ihm aus, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte.

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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