Sie sind meine Rettung, Mylord!

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Was für ein unfreundlicher Kerl! Der düstere Lord Quinn ist so gar nicht der Typ Mann, den die lebhafte Serena sich als zukünftigen Ehemann vorstellt. Auch er scheint von ihr nicht sonderlich angetan zu sein. Deshalb verbannt sie die Begegnung mit ihm schnell aus ihren Gedanken und widmet sich wieder der Suche nach einem Ehemann, der sie nicht nach wenigen Minuten langweilt. Das bringt sie allerdings in eine gefährliche Situation, aus der sie ausgerechnet der Mann rettet, den sie nie wiedersehen wollte: Lord Quinn. Ist er vielleicht doch viel aufregender, als sie vermutet hat?


  • Erscheinungstag 03.08.2021
  • Bandnummer 614
  • ISBN / Artikelnummer 9783751502610
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

London 1816

Serena trat auf die Terrasse hinaus. Es war eine warme Nacht, der Regen hatte aufgehört, nur ein paar Wolken zogen noch über den Himmel. Sie zögerte, ihr Herz schlug schnell. Sie wusste, sie setzte ihren Ruf aufs Spiel, aber wie sollte sie wissen, ob Sir Timothy der richtige Mann für sie war, so lange sie ihn nicht geküsst hatte? Leichtfüßig lief sie die Stufen am Ende der Terrasse hinunter, wo ein Weg vom Haus weg zu einem blätterbewachsenen Durchgang zwischen hohen Hecken führte. Ein leichter Wind spielte mit ihren Röcken, und sie fröstelte ein wenig, als sie durch den Bogen trat. Eine kleine Umarmung konnte doch sicher nicht gefährlich sein?

Der Rosengarten sah anders aus als noch vor ein paar Tagen, als sie mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin, Lord und Lady Hambridge, hier gewesen war. Henry war begierig darauf, die Gemälde zu sehen, die Lord Grindlesham verkaufte, und während die Gentlemen zur Galerie gingen, hatte seine Frau Serena und Dorothea die Gärten gezeigt. Jetzt im Mondlicht schimmerten die Wege in hellem Silber, und die Farben der Rosen schienen von Blaugrau bis beinahe Schwarz zu reichen. Aber wenn auch die Blumen ihre Farben verloren hatten, so war doch ihr Duft stärker als zuvor, und während Serena den Weg entlangschritt, atmete sie diesen Duft tief ein. Aber als sie die Wegbiegung erreichte, bemerkte sie noch etwas außer dem Rosenduft in der Nachtluft. Ein leichter Geruch nach Tabak.

Vor sich sah sie eine Laube aus Kletterrosen, und ihr Herz schlug noch schneller. Dort im Schatten bemerkte sie die unverkennbare Gestalt eines Mannes. Sein Oberkörper war verborgen, aber die übereinandergelegten Beine in den hellen Kniehosen und die weißen Seidenstrümpfe waren im Zwielicht deutlich zu erkennen. Serena hatte erwartet, dass ihr Verehrer auf und ab schritt und ungeduldig auf ihre Ankunft wartete, aber da saß er, völlig entspannt. Sie unterdrückte den leichten Anflug von Enttäuschung und eilte lächelnd auf ihn zu.

„Verzeihung, ich wurde aufgehalten. Ich …“ Erschrocken verstummte sie und spähte in die Dunkelheit. „Sie sind nicht Sir Timothy.“

„Nein, der bin ich nicht.“

Die Antwort war kaum mehr als ein verärgertes Gemurmel. Der Mann erhob sich, und Serena machte einen Schritt zurück. Jetzt bemerkte sie, dass er Sir Timothy Forsbrook ganz und gar nicht ähnlich sah. Zunächst einmal war dieser Mann weit größer, obwohl sein Oberkörper so breit war, dass seine Größe nicht sehr auffiel. Während Sir Timothy seine schimmernden schwarzen Locken sorgfältig frisiert trug, war das Haar dieses Fremden heller und zu lang, um modisch zu sein. Und als er vortrat, erschien er ihr ganz und gar nicht gut aussehend. Im Licht des Mondes wirkte sein markantes Gesicht abweisend, als würde er sie finster ansehen.

Er blickte auf sie hinunter, und sie wich einen weiteren Schritt zurück.

„Entschuldigen Sie …“ Sie wollte sich abwenden, aber seine nächsten Worte ließen sie innehalten.

„Es war ein Bursche hier, aber er ist gegangen.“

„Gegangen?“

„Ja. Er besaß die Unverschämtheit, von mir zu verlangen, den Platz zu räumen, also habe ich ihm einen Tritt gegeben.“

Sie schluckte. „Wirklich?“

Er zuckte mit den Schultern. „Nein. Es war mehr ein Anrempeln, aber er wollte sich lieber zurückziehen, als meine Faust im Gesicht zu haben.“

Empört holte sie Atem. „Das ist ein abscheuliches Verhalten. Sehr unhöflich.“

„Ich nehme an, Ihnen wäre es lieber gewesen, ich wäre verschwunden. Aber warum sollte ich? Ich bin hierhergekommen, um in Ruhe einen Zigarillo zu rauchen. Sie beide müssen sich einen anderen Ort für die Liebe suchen.“

Sein Tonfall klang verächtlich. Serena wurde tiefrot vor Verlegenheit.

„Wie können Sie es wagen! So ist es überhaupt nicht!“

„Nicht?“

Das Wissen, dass sie im Unrecht war, änderte nichts an Serenas Unmut. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sagte wütend: „Sie sind schrecklich unhöflich!“

„Wenn Sie Liebesworte hören wollen, schlage ich vor, Sie suchen nach Ihrem Liebhaber.“

„Oh, ich werde gehen“, erklärte sie mit zitternder Stimme. „Und er ist nicht mein Liebhaber.“

Jetzt grinste er, und seine Zähne schimmerten im Mondlicht. „Nicht nötig, meinetwegen die Keusche zu spielen, Madam.“

Serena holte tief Luft. „Oh, Sie – Sie …“

Er verschränkte die Arme und sah sie an. „Ja?“

Einen Moment lang funkelte sie ihn an, ballte die Hände zu Fäusten und versuchte, ihren Zorn zu kontrollieren. Es wäre äußerst würdelos, auf ihn loszugehen. Sie unterdrückte den Impuls, mit dem Fuß aufzustampfen, drehte sich um und ging davon. Dabei murmelte sie Beleidigungen vor sich hin, die sie diesem abscheulichen Menschen viel lieber ins Gesicht geschleudert hätte.

Serena eilte zurück in den Ballsaal. Der Raum war halb leer, die meisten Gäste waren zum Abendessen gegangen. Die verbliebenen Besucher standen in kleinen Gruppen zusammen und plauderten, und sie hoffte, dass niemand ihr Eintreten bemerkt hatte, denn die Aufregung musste ihr noch anzusehen sein. Sie schlüpfte hinaus und in das kleine Zimmer, das für die Damen reserviert war, wo sie zuvor ihren Umhang und ihre Überschuhe abgelegt hatte. Der Spiegel zeigte ihr, dass ihre Wangen noch immer gerötet waren und ihre braunen Augen vor Zorn blitzten. Sie tat so, als würde sie sich das Haar richten, obwohl all ihre honiggoldenen Locken perfekt an Ort und Stelle saßen.

Wirklich, dachte sie verstimmt, es ist äußerst niederschmetternd. Sie wollte nichts mehr als einen interessanten Ehemann finden, einen, der sie nicht innerhalb einer Woche zu Tode langweilen würde, wie die unerträglich korrekten Verehrer, die ihre Halbbrüder ihr präsentierten. Diese respektablen Gentlemen sollten während des ganzen Abends ihre Tanzpartner sein, was der Grund war, aus dem Henry und Dorothea es für sicher gehalten hatten, ins Kartenzimmer zu gehen und Serena aus den Augen zu lassen. Aber eine kurze Unterbrechung des Tanzes hatte Serena die Möglichkeit verschafft sich hinauszuschleichen und jemanden zu treffen, von dem sie wusste, dass er ein Schürzenjäger und deswegen umso interessanter war.

Serena blieb im Ruhezimmer, bis ihre Empörung verflogen war, dann strich sie ihre Röcke glatt, und schritt hoch erhobenen Hauptes nach unten ins Speisezimmer, wo sie ihren Bruder und ihre Schwägerin sah, die am anderen Ende des Raumes ein leichtes Mahl zu sich nahmen. Mehr in ihrer Nähe befanden sich Elizabeth Downing und ihr Bruder, die an einem der größeren Tische bei einer lebhaften Gruppe standen. Elizabeth winkte, und Serena ging zu ihr. Sofort sprang Jack Downing auf und holte für sie einen Stuhl heran, dann ließ er nicht locker, bis Serena mit einem Teller voll Köstlichkeiten und einem Glas Wein versorgt war.

Nach dem Zwischenfall im Rosengarten war so viel Aufmerksamkeit Balsam für Serenas Seele. Mr. Downing war ein ernsthafter junger Mann, den sie insgeheim steif fand, aber wenigstens war er nicht grob. Jetzt bedankte sie sich freundlich bei ihm und erlaubte ihm, sie ins Gespräch zu ziehen, bis die Musiker wieder ihre Instrumente zu stimmen begannen und alle zurückströmten in den Ballsaal.

Der Tanz begann, und Serena sah sich nach Sir Timothy um. In Anbetracht seines rätselhaften Verschwindens aus dem Rosengarten überraschte es sie nicht zu erfahren, dass er nach Hause gegangen war, aber sie empfand kein Mitleid für ihn. Sie wünschte, es wäre zu Handgreiflichkeiten mit dem unhöflichen Fremden gekommen, sodass er ihn niedergeschlagen hätte, anstatt davonzugehen und sie einer äußerst unangenehmen Begegnung zu überlassen. Doch wenn sie daran dachte, wie groß der Fremde gewesen war, bezweifelte sie, dass Sir Timothy ihn besiegt hätte.

Der Abend erwies sich als außerordentlich langweilig, und nach ein paar Tänzen entschuldigte Serena sich und begab sich auf die Suche nach ihrer Schwägerin.

„Was – du willst gehen, ehe der Tanz zu Ende ist?“ Lady Hambridge stieß das laute, irritierende Lachen aus, das darauf hinwies, dass sie an diesem Abend zu viel Wein getrunken hatte. Kopfschüttelnd sah sie Serena an und sagte heiter: „Das sieht dir gar nicht ähnlich, Serena! Nein, nein, wir können noch nicht gehen, denn es ist noch ein Tanz mit Lord Afton reserviert. Ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich dich weghole, ehe er mit dir getanzt hat.“

Viscount Afton war der Junggeselle mit dem höchsten Rang auf diesem Ball. Serena fand ihn langweilig, aufgeblasen und alt genug, um ihr Großvater zu sein, aber es war nicht ratsam, das zu ihrer Schwägerin zu sagen, deswegen setzte sie ein Lächeln auf, als der Zeitpunkt gekommen war, und ging davon, um die Quadrille zu tanzen. Als der Tanz vorbei war, entdeckte sie eine vertraute Gestalt. Sie berührte Lord Afton am Arm.

„Sagen Sie, Mylord, kennen Sie den Gentleman dort, den großen Mann, der mit Lord Grindlesham spricht?“

„Was denn, meine Liebe?“ Der Viscount sah sich um und gab ein verächtliches Schnauben von sich. „Meinen Sie diesen Bären von einem Mann? Das ist Lord Quinn. Verdammt unangenehmer Bursche. Niemand mag ihn.“

Sie war froh, dass Lord Afton ihre Meinung über den Fremden aus dem Rosengarten teilte, aber sie war auch neugierig.

„Wenn es so ist, warum hat man ihn dann eingeladen?“

„Ist so reich wie Krösus“, lautete die knappe Antwort. „Er zeigt nicht oft sein Gesicht in der Stadt, aber Grindlesham verkauft seine Kunstsammlung, und das wird der Grund sein, warum er gekommen ist. Rufus Quinn wird allgemein als Kenner eingeschätzt, glaube ich.“ Er lachte verächtlich. „Nun, er kann es sich leisten.“

Im Tonfall des Viscounts schwang ein bitterer Unterton mit, aber es war allgemein bekannt, dass Lord Afton kein großes Vermögen besaß, insofern wunderte das Serena nicht. Als er sie zurück zu Dorothea und Henry brachte, nutzte sie die Gelegenheit, um Lord Quinn aus sicherer Entfernung zu beobachten. Im Schein der Kerzen war es unübersehbar, dass er sich nicht für Mode interessierte. Sein Rock aus dunkelblauem Tuch saß passgenau an seinen breiten Schultern, aber er brauchte keinen Diener, der ihm hineinhalf, und der schlichte Knoten seines Halstuchs würde bei keinem Dandy Neid erregen. Das braune Haar trug er nicht kunstvoll zerzaust, es war einfach nur unordentlich. Er hatte herbe Gesichtszüge, seine Nase war nicht ganz gerade, und sein Blick war finster. Er wirkte ungeduldig, und dass er schlechte Manieren hatte, wusste sie schon. Alles in allem, befand Serena, war er kein Mann, der ihrer Aufmerksamkeit wert war.

Endlich war der Abend vorbei, und Serena begleitete ihren Bruder und die Schwägerin in die Halle. Dort war es laut und überfüllt, und die Dienstboten, die verkündeten, wessen Kutsche vor der Tür wartete, mussten das Geplauder der Gäste übertönen. Es gab viel Gedränge und Geschubse, und Henry geleitete seine Damen an die Seite, weg von der Menschenmenge.

„Das ist wie auf einem Viehmarkt“, murmelte er. „Was hat Grindlesham sich nur dabei gedacht, so viele Leute einzuladen? Und das erinnert mich an etwas.“ Stirnrunzelnd sah er Serena an. „Ich habe gesehen, wie du vorhin mit Forsbrook gesprochen hast. Wer hat dich ihm vorgestellt?“

Serena spreizte die Finger. „Ich erinnere mich nicht genau, aber es ist unmöglich, solchen Bekanntschaften in der Stadt aus dem Weg zu gehen.“

„Vermutlich hast du recht“, stimmte Henry widerstrebend zu. „Aber er ist ein bekannter Don Juan, und du tust gut daran, dich von ihm fernzuhalten.“

„Das solltest du“, fügte Dorthea hinzu. „Er hat einen sehr schlechten Ruf.“

„Na und?“, entgegnete Serena. „Die meisten Gentlemen in London haben einen schlechten Ruf. Sogar bei Russ war es so, ehe er geheiratet hat.“

Henry runzelte die Stirn. „Das war etwas anderes. Forsbrook ist durch und durch ein Freigeist. Russ war so niemals.“

„Das Bedauerliche ist, dass solche Männer für viele unseres Geschlechts so attraktiv sind“, erklärte Dorothea.

„Nun, das müssen sie wohl“, sinnierte Serena. „Man kann daraus nur schließen, dass sie Experten darin sind, mit einer Frau Liebe zu machen.“

Henry verschluckte sich, und Dorothea sagte empört: „Serena, leise! So etwas kannst du nicht sagen – das ist ganz und gar nicht ladylike!“

Serena bat um Verzeihung und verzichtete auf weitere unpassende Bemerkungen. Ganz bestimmt wäre es unpassend gewesen zuzugeben, dass sie einen solchen Mann mit Vergnügen heiraten würde. Vor zwei Jahren hatte sie ihr Debüt gehabt und war noch immer unverheiratet. Oh, sie hatte Anträge bekommen – aber all die Männer, die in Henrys und Russ’ Augen akzeptabel waren, waren so schrecklich langweilig. Tatsächlich empfand Serena das Leben in der Stadt überhaupt als langweilig.

Als sie bei Russ gewohnt hatte, war es nicht so schlecht gewesen, denn obwohl er zehn Jahre älter war als sie, waren seine Frau und er lebhaft und geistreich. Aber Russ und Molly waren nach Norden gefahren, wo sie die Geburt ihres zweiten Kindes abwarten wollten, und jetzt wohnte Serena in der Bruton Street bei Henry, der ihr Vormund und ältester Halbbruder war. Nachdem Dorothea und er ihre eigene Tochter vor zwei Jahren sehr vorteilhaft verheiratet hatten, waren die beiden begierig darauf, auch für Serena einen respektablen Ehemann zu finden.

Den Grund dafür verstand sie vollkommen. Die Familiengeschichte der Russingtons war voller Skandale, und sie waren ängstlich bemüht, keine neuen hinzuzufügen. Die Herkunft aus guter Familie wurde als essentiell betrachtet, ein Titel als Vorteil, aber Ansehen wurde als wertvoller erachtet als Vermögen, und Serena wurde von allen Gentlemen ferngehalten, deren Ruf anders als makellos war, mit dem Ergebnis, dass sie noch keinen Mann getroffen hatte, dessen Gesellschaft sie länger als für einen Augenblick genossen hatte. Natürlich wünschte sie sich einen Ehemann, der gut aussah, aber er sollte auch intelligent und geistreich sein. Ein gebildeter Mann mit Sinn für Humor, mit dem sie interessante Gespräche führen könnte.

Und schließlich sollte er noch gut darin sein, einer Frau Vergnügen zu bereiten. Nicht dass sie viel darüber wusste, was im Ehebett so passierte, denn junge Damen sollten sich für so etwas nicht interessieren. Was sie aber darüber wusste, war ausgesprochen verwirrend. Wenn man Dorothea Glauben schenken sollte, dann war es die Pflicht einer Ehefrau, die Aufmerksamkeiten ihres Mannes tapfer zu erdulden, während Molly ihr erzählt hatte, dass die Vereinigung absolut wundervoll sein konnte, wenn Mann und Frau einander wahrhaft liebten. Wie es schien, war Liebe die Antwort, aber keiner der Verehrer, die Serena vorgestellt wurden, hatte auch nur den Hauch von Neugier in ihr geweckt. Daher hatte sie beschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ehe Russ Molly geheiratet hatte, hatte er als Schürzenjäger gegolten, und Serena war der Meinung, ein solcher Mann würde gut zu ihr passen.

Deshalb suchte sie auf jedem Ball, bei jedem Frühstück oder Treffen, nach den Schürzenjägern und Gentlemen mit zweifelhaftem Ruf, wann immer sie den wachsamen Blicken Henrys und Dorotheas entkommen konnte. Das Problem bestand darin, dass es so schwierig war, mit irgendeinem Gentleman in der Stadt allein zu sein. Ihr Flirt mit dem schneidigen Lord Fyfield zum Beispiel, war gut gegangen, bis eine von Dorotheas Busenfreundinnen sie in Green Park gesehen hatte, und Serena sehr schnell erklären musste, warum sie mit einem Gentleman allein gewesen war. Die Nachricht von diesem Rendezvous hatte bald die Bruton Street erreicht, und Henry hatte keine Zeit verloren und Lord Fyfields Ambitionen ein Ende gesetzt, ehe dieser sie auch nur geküsst hatte.

Es war alles äußerst unbefriedigend, und Serena rebellierte gegen so viele Einschränkungen. Sie wollte heiraten, aber keinen der Weichlinge, die ihr die Familie zudachte. Nein, sie wollte einen Mann, der ihr Interesse wachhielt. Einen, der wusste, wie man eine Frau liebte. War das zu viel verlangt? Ihre Betrachtungen endeten, als ein Dienstbote Lord Hambridges Wagen ankündigte.

„Endlich“, sagte Henry. „Kommt, meine Lieben, gehen wir nach Hause.“

Serena folgte ihm, als er zur Tür ging, mit einem Wort hier und dort, um ihnen den Weg frei zu machen. Eine große, dominierende Gestalt stand ihnen im Weg. Serena konnte nur den Rücken sehen, aber sie erkannte sofort Lord Quinns zerzaustes Haar. Ein Wort von Henry, und er trat beiseite, aber ohne Lächeln oder ein Wort der Entschuldigung. Seine Miene war wie versteinert, und obwohl er den Blick über Serena hinweggleiten ließ, hatte sie den Eindruck, er blickte durch sie hindurch. Dennoch bemerkte sie, dass diese Augen, aus denen er sie im Rosengarten so unverschämt angelacht hatte, von einem warmen Braun waren, der Farbe frischer Haselnüsse.

Serena beschloss, Sir Timothy von ihrer Liste möglicher Ehemänner zu streichen, aber auf der Party bei den Downings am darauffolgenden Tag kam er zu ihr um sich für seine Abwesenheit im Rosengarten der Grindleshams zu entschuldigen. Er bat um eine Gelegenheit, sein Versäumnis wiedergutzumachen, und Serena beschloss, dass sie sich zumindest anhören wollte, was er zu ihrer Unterhaltung im Sinn hatte. Schließlich war er sehr elegant und sah gut aus, mit den schwarzen Locken und dem griechischen Profil, und dass er etwas Gefährliches an sich hatte, ließ sich nicht leugnen. Sie beschloss, ihm noch eine Chance zu geben.

Sein Vorschlag, sie sollte ihn nach Vauxhall begleiten, wenn es für die Saison öffnete, war zu verlockend, um ihm zu widerstehen. Er malte ein zu verführerisches Bild, wie sie beide, maskiert und in langen Umhängen, durch die Gärten spazierten und die mechanischen Ausstellungsstücke bewunderten und den berühmten Wasserfall.

Die heimliche Eskapade sprach Serenas abenteuerliche Natur an, und sie ignorierte die leise Stimme, die sie zur Vorsicht mahnte. Sie musste Sir Timothy erlauben, sie zu küssen, einmal nur, denn wie sonst sollte sie wissen, ob er ihr als Ehemann gefallen würde? Und nach allem, was sie gehört hatte, gab es keinen besseren Ort für ein romantisches Zwischenspiel als Vauxhall mit seinen schattigen Lauben und dunklen Wegen mit bunten Lichtern.

Serena wusste, dass es eine Sache war, einem hoffnungsvollen Gentleman zu gestatten, im dämmerigen Alkoven eines privaten Balls einen Kuss zu stehlen – was sie ein oder zweimal getan hatte – und etwas anderes, mit einem Gentleman nach Vauxhall davonzulaufen, aber Elizabeth hatte ihr schon gesagt, dass sie und ihre Familie an jenem Abend die Gärten besuchen würden, und wenn es ganz schrecklich schiefging und sie feststellte, dass es ihr kein Vergnügen bereitete, geküsst zu werden, oder Sir Timothy unverschämt war, würde sie zu ihnen gehen und sie um ihren Schutz bitten. Das wäre demütigend, und wenn Henry davon erfuhr, würde er sie vermutlich für den Rest der Saison aufs Land verbannen, aber man musste bereit sein, auf der Suche nach einem Ehemann alles zu riskieren. Alles, was sie jetzt tun musste, war, einen Weg zu finden, sich aus dem Haus ihres Bruders zu schleichen, ohne Verdacht zu erregen.

Zwei Tage später, beim Frühstück, nahm ihr Plan Gestalt an, als der Butler die Post brachte und Serena einen Brief reichte. Dorothea sah auf.

„Was hast du da – ist das vielleicht ein Liebesbrief von einem deiner Verehrer?“

Dorotheas Tonfall klang scharf, denn Serena wusste ganz genau, dass jede Korrespondenz zwischen ihr und irgendeinem Gentleman, der nicht mit ihr verwandt war, höchst ungehörig war. Doch sie antwortete ruhig und vollkommen ehrlich: „Er ist von Mrs. Downing. Sie lädt mich zu ihrer Party in Vauxhall morgen Abend ein.“

„Vauxhall?“ Henry, der gerade seine eigene Post durchging, sah auf. „Das ist ganz und gar kein Ort für eine junge Dame, vor allem nicht morgen, denn es ist der 1. Mai, da wird jede Menge gewöhnliches Volk unterwegs sein, um zu feiern. Ich zweifle nicht, dass unter den Maskierten auch welche mit schlechtem Ruf sein werden.“

„Mrs. Downing sieht nichts Schlimmes daran“, erwiderte Serena. „Mr. Jack Dowing wird auch dabei sein.“ Sie warf einen Blick auf ihre Schwägerin, auf die dieser Name wie ein Magnet wirkte.

„Henry, mein Lieber, ich sehe nicht, welcher Schaden dabei entstehen sollte, wenn sie mit den Downings zusammen ist. Und ich glaube, Madame Saqui tritt auf. Ich gestehe, ich würde sie selbst gern sehen. Ich habe gehört, dass sie in der vergangenen Saison ihre Vorstellung damit beendete auf dem Seil zu balancieren, während um sie herum das Feuerwerk explodierte.“ Dorothea nahm ihre Kaffeetasse. „Vielleicht sollten wir auch hingehen, ich glaube nicht, dass wir bei einer so späten Zusage noch ein Essen bekommen, aber wir könnten die Vorstellung genießen.“

Serena hielt den Atem an. Ihre eigenen Pläne für den folgenden Abend würden sich drastisch ändern müssen, sollten Dorothea und Henry beschließen, Vauxhall ebenfalls einen Besuch abzustatten.

„Den ganzen Weg auf sich nehmen und dann nicht einmal beim Essen bequem sitzen?“ Henry verzog das Gesicht. „Schlimm genug, dass wir uns unter weiß der Himmel welche Leute mischen, aber wenn wir nicht einmal in der eigenen Loge zu Abend essen können, wäre das unerträglich. Außerdem bin ich schon verabredet, morgen bei White’s zu dinieren.“

„Ich kann euch von Madame Saquis Auftritt erzählen“, schlug Serena vor. „Dann könnt ihr entscheiden, ob sich der Aufwand ein anderes Mal lohnen würde.“

Henry warf einen wohlwollenden Blick auf seine Halbschwester. „Eine ausgezeichnete Idee, Serena. Ich bin sicher, wenn die Seiltänzerin gut ist, wirst du sie noch einmal sehen wollen.“

Sie schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln. „Das werde ich in der Tat, Henry. Und vielleicht wirst du die Kutsche bestellen, damit sie mich morgen Abend zum Haus der Downings bringt. Da sie in der Nähe wohnen, möchte ich ihnen keine Umstände bereiten, indem ich sie bitte, mich abzuholen.“

Nachdem das geklärt war, stieß Serena einen Seufzer der Erleichterung aus. So weit verlief alles nach Plan. Ihre Andeutungen Elizabeth gegenüber am Abend zuvor hatten zu der rechtzeitigen Einladung der Downings geführt, die niemanden Verdacht schöpfen ließ. Jetzt musste sie eine Nachricht aufsetzen, die morgen Abend zugestellt werden sollte, in der sie zu ihrem Bedauern wegen eines Unwohlseins absagen musste. Sie nippte an ihrem Kaffee. Ein Unwohlsein namens Sir Timothy Forsbrook. Es fiel ihr nicht leicht, ihre Freunde zu hintergehen, aber es musste sein, wenn sie dauerhaftes Glück finden wollte.

Am folgenden Abend kleidete Serena sich sorgfältig an. Sie hatte sich für ein Abendkleid mit hoch angesetzter Taille entschieden, aus gelbem Satin mit einem Überkleid aus weißer Gaze. Wie es sich für eine anständige junge Lady gehörte, verdeckte sie den tiefen Ausschnitt mit einem zarten weißen Spitzenfichu. Dazu trug sie zitronengelbe Schuhe, weiße Handschuhe und einen Fächer aus weißem Krepp sowie einen Kaschmirschal, dessen breiter Saum mit Akanthusblättern bestickt war. Sir Timothy hatte versprochen, einen Domino und eine Maske für sie mitzubringen, denn wenn Serenas Bruder oder dessen Frau Serena mit derlei verdächtigen Dingen erwischt hätten, hätte das nur zu unangenehmen Fragen geführt.

Es wurde schon dunkel, als die Kutsche der Hambridges vor dem Haus der Downings in der Wardour Street hielt. Serena stieg aus und sagte dem Kutscher, er müsse nicht warten. Sie stand auf dem Bürgersteig und beschäftigte sich umständlich mit ihrem Retikül, bis die Kutsche außer Sichtweite war, dann machte sie kehrt und lief rasch zu dem Wagen, der weiter unten an der Straße stand. Als sie sich näherte, sprang Sir Timothy heraus.

„Sie sind gekommen!“

„Natürlich, haben Sie daran gezweifelt?“ Sie lachte, als er ihr beim Einsteigen half. „Heute Morgen habe ich mich bei den Downings mit einem Brief entschuldigt. Sie werden vor gut einer halben Stunde nach Vauxhall aufgebrochen sein.“

„Es weiß also niemand, wo Sie sind. Mein kluger, bewundernswerter Engel.“ Sir Timothy versuchte, sie in seine Arme zu ziehen, aber sie hielt ihn von sich weg.

„Noch nicht, jemand könnte uns erkennen.“

Er ließ sie los und warf sich gegen das Sitzpolster. „Bei dieser schwachen Beleuchtung besteht kaum ein Risiko. Aber es gibt keinen Grund zur Eile.“ Er hob ihre Finger an seine Lippen. „Wir haben die ganze Nacht. Erzählen Sie mir stattdessen, was Sie seit unserem letzten Treffen alles gemacht haben. Ich möchte jedes Detail wissen.“

Als Rufus Quinn London verließ, wurde es bereits dunkel. Das Treffen bei der Royal Society hatte länger gedauert, als er erwartet hatte, aber er konnte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, mit Miss Caroline Herschel zu sprechen, der berühmten Astrologin, die nur selten nach London kam. Danach hatte er das Mondlicht genutzt, um nach Hause zu fahren, anstatt noch eine weitere Nacht in der Stadt zu verbringen. Für die Gesellschaft hatte er keine Zeit, jeder nahm sich dort selbst viel zu wichtig. Und wenn die Leute nicht nach Überheblichkeit strebten, dann versuchten sie, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Quinn hasste das, und er hatte sich nur deshalb zum Ball der Grindleshams locken lassen, weil er den Tizian haben wollte. Bei der Gelegenheit hatte Quinn Grindlesham gebeten, ihm einen Preis zu nennen, dann hatte das Gemälde ihm gehört. Einen ganzen Abend hatte er damit vergeudet, die aufgeblasenen Gecken im Ballsaal zu beobachten, während er doch zu Hause ein Glas seines ausgezeichneten Rotweins bei einem guten Buch hätte genießen können.

Selbst als er nach draußen geflohen war, um einen Zigarillo zu rauchen, war er von einem unerträglich überheblichen Burschen gestört worden, der verlangt hatte, er solle weggehen. Quinn hatte ihn schnell seiner Wege geschickt, aber dieser Kerl hatte sich doch einfach aus dem Staub gemacht, ohne einen Gedanken an seine Geliebte zu verschwenden! Ein Lächeln umspielte seine Lippen, wenn er sich an ihre Reaktion erinnerte, als sie endlich auftauchte. Ein lebhaftes kleines Ding, wie sie sich so gegen ihn behauptet hatte. Keine Tränen, keine Zustände. Sie hatte ihn an seine Barbara erinnert, mochte Gott ihrer Seele gnädig sein. Seine gute Stimmung löste sich in Luft auf, aber er schüttelte die drohende Düsternis ab und schob sie auf seine Erschöpfung.

Gewöhnlich schaffte Quinn die Reise nach Hertfordshire ohne einen Zwischenstopp, aber an diesem Abend fühlte er sich unangenehm müde. Er gähnte noch einmal. Er musste den Tatsachen in die Augen sehen und anhalten, wenn er nicht über den Leinen einschlafen wollte. Er seufzte zufrieden, als er Hitchin erreichte und den Swan mit seinen erleuchteten Fenstern vor sich sah. Er lenkte sein Gespann in den gepflasterten Hof, in dem Fackeln brannten, und Bedienstete kamen angelaufen, um sich um ihn zu kümmern. Der Wirt erschien und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab.

„Guten Abend. Probleme mit dem Gespann, Mylord?“

„Nein, Jennings, aber ich brauche eine kurze Pause.“ Er sah, dass der Wirt an ihm vorbeiblickte, und ahnte, wie die nächste Frage lauten würde. „Meinen Diener habe ich in der Stadt gelassen. Clem kommt morgen in der Kutsche nach mit Shere, meinem Kammerdiener. Sie haben eine ziemlich wertvolle Fracht bei sich.“

„Haben Sie wieder Bilder gekauft, Mylord?“ Der Wirt schenkte ihm ein väterliches Lächeln. „Ich denke, was Sie jetzt brauchen, ist ein Happen zum Essen und einen Krug Selbstgebrautes, Sir, damit Sie weiterfahren können.“

„Ja, Sie haben recht. Gehen Sie voraus, Jennings. Suchen Sie mir einen Tisch und eine ruhige Ecke zum Sitzen.“

„Kein Problem, Sir. Es ist ziemlich still hier, dafür, dass es Maifeiertag ist. Die Nachtpost kommt später noch, aber die Passagiere haben nie genügend Zeit, um auszusteigen. Nein, die einzigen anderen Gäste, die ich heute erwarte, ist ein Paar auf Hochzeitsreise, die beiden kommen aus London.“ Er zwinkerte und tippte sich an die Nase. „Ein Diener ist vorausgeritten und hat gesagt, sie würden erst spät eintreffen und dass sie ein kaltes Abendessen auf dem Zimmer einnehmen würden.“

Es war nach Mitternacht, als Quinn das Gasthaus verließ, erfrischt und bereit für den letzten Abschnitt seiner Reise. Es war sehr still, und der Hof war leer, abgesehen von dem Stallburschen, der seinen Wagen und das Gespann bewachte. Als er über den Hof ging, hörte Quinn einen erstickten Schrei.

Der Bursche sah zur Galerie hinauf und grinste. „Hört sich an, als hätte jemand viel Spaß, Mylord.“

Quinn murmelte etwas. Das ging ihn nichts an. Er wollte nur in sein eigenes Bett. Er blieb stehen, um sich die Handschuhe anzuziehen und die beiden Grauen einer kritischen Musterung zu unterziehen. Sie waren gut genug ausgeruht und würden ihn in weniger als einer Stunde nach Hause bringen. Gerade wollte er auf den Bock steigen, als ein schriller Schrei die Luft durchdrang. Er wurde beinahe sofort erstickt, aber das Entsetzen in der Stimme war unverkennbar.

Quinn zögerte nicht. Er eilte ins Haus zurück und die Treppe hinauf. Hinter der ersten Tür, die er erreichte, war etwas zu hören, aber die Tür war abgeschlossen. Quinn warf sich dagegen, die Tür zersplitterte mit einem Krachen und gab nach. Der entstandene Luftzug ließ die Kerzen auf dem Tisch flackern, aber er erfasste die Szene auf den ersten Blick. Die Speisen, die auf dem Tisch standen, schienen nahezu unangetastet zu sein, aber die beiden Stühle waren umgeworfen, und hauchzarte weiße Gaze lag auf dem Boden, wie ein Geist.

Vom Bett erhob sich ein Mann, der sich nun auf Quinn stürzte. Fäuste flogen, aber ein Hieb gegen das Kinn schickte den Mann zu Boden. Quinn stand noch über ihm, die Hände zu Fäusten geballt, aber sein Gegner war bewusstlos.

Raschelnde Seide lenkte seinen Blick zum Bett, von dem eine Gestalt wegkroch und sich in eine Ecke presste. In dem Zwielicht konnte er nicht viel erkennen außer blondem Haar und einem hellen Kleid, und die Tatsache, dass die Frau unkontrolliert zitterte.

Von einem der Stühle nahm er einen Umhang, einen großen Kaschmirschal, schwer und teuer. Diese Frau war nicht für eine Nacht aus dem Rotlichtviertel gekommen. Er schüttelte den Schal aus und näherte sich der Frau, die versuchte, ihr zerrissenes Mieder zuzuhalten.

„Hier, lassen Sie mich Ihnen das umlegen.“ Sie antwortete nicht, wich aber auch nicht zurück, als er ihr den Schal um die Schultern legte. Behutsam half er ihr auf und führte sie ins Licht. „Sind Sie verletzt?“

„N…nein, nicht wirklich. Ich – er …“ Ihr versagte die Stimme, und er fing sie auf, als sie schwankte.

„Seinetwegen müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen“, sagte er. „Kommen Sie, ich bringe Sie hier raus.“

Er begleitete sie aus dem Zimmer, einen Arm um ihre Schulter gelegt, für den Fall, dass sie stolperte. Der Wirt kam ihnen an der Treppe entgegen.

„Die Burschen sagten, es hätte Ärger gegeben, Mylord.“

„Die Lady ist – äh – in Not.“

„Ah.“ Jennings nickte weise. „Hatte einen Streit mit dem Ehemann, was?“

„Ist es das, was er Ihnen erzählt hat?“ Es überraschte Quinn, die Frau sprechen zu hören. Die Stimme, die hinter einem Vorhang aus wirrem Haar ertönte, klang ruhig, aber fest. „Er ist nicht mein Ehemann.“

Der Wirt sah sie missbilligend an, und Quinn zog die zierliche Gestalt schützend fester an sich.

„Ich bin der Lady zu Hilfe geeilt, um ihre Ehre zu verteidigen.“ Sein Tonfall warnte Jennings davor, der Tatsache zu widersprechen, dass sie eine respektable Dame war. Der Wirt sah ihm in die Augen, überlegte und schüttelte dann den Kopf.

„Sie braucht eine Frau, die sich um sie kümmert, Mylord, und seit meine Frau gestorben ist …“ Hilflos hob er beide Hände. „Ich werde eine Kutsche rufen, die sie nach Hause bringt …“

Quinn warf einen Blick auf die gebeugte Gestalt, die neben ihm stand. Sie war jetzt ruhiger, aber er bezweifelte, dass sie die lange Fahrt nach Hause durchhalten würde.

„Gibt es ein Dienstmädchen, das sie begleiten könnte?“

„Nein, Mylord. Wie ich schon sagte, sie sind alle ausgegangen, weil es der Maifeiertag ist.“

„Dann werde ich sie nach Melham Court bringen und sie in die Obhut meiner Haushälterin übergeben.“ Quinn führte sie zu seinem Wagen und hob sie, die keinerlei Widerstand leistete, auf den Sitz. Als er neben ihr Platz genommen hatte, warf er einen Blick hinauf zur Galerie. „Ihr Begleiter ist im Moment bewusstlos, aber wenn er aufwacht …“

„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Mylord. Mit dem werden wir schon fertig. So etwas dulde ich in meinem Haus nicht.“

„Und – Jennings.“ Quinn ergriff die Leinen. „Die Lady ist niemals hier gewesen.“

Der Wirt nickte. „Meine Burschen werden tun, was ich ihnen sage.“

Damit trieb Quinn sein Gespann an, und der Wagen rumpelte in die Nacht hinaus.

2. KAPITEL

Quinn fuhr sehr ruhig, aber als die Kutsche um die erste Ecke bog, spürte er, wie die Gestalt neben ihm schwankte, und er legte ihr einen Arm um die Schultern.

„Ganz ruhig. Ich möchte nicht, dass Sie auf die Straße fallen.“

„Nein, natürlich nicht.“ Sie klang entspannt und machte keine Anstalten, seinen Arm abzuschütteln. „Ich bin nicht ganz bei mir.“

„Das ist verständlich.“ Er runzelte die Stirn. Ihre Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er konnte sie nicht zuordnen.

„Nein, was ich meine, ist – in meinem Kopf dreht sich alles. Er hat mich von dem Wein trinken lassen. Er hat versucht, mich betrunken zu machen.“

„Ist es ihm gelungen?“

„Nicht ganz.“ Eine lange Pause entstand. „Sie müssen mich für sehr dumm halten.“

„Ja, das tue ich. Aber Sie sind nicht die Erste.“

„Ich hätte es besser wissen müssen. Molly – meine Schwägerin – ist Vorsitzende von Prospect House, einem Zufluchtsort für Frauen, die …“ Sie erschauerte. „Ich habe einige von ihnen getroffen und ihre Geschichten gehört, aber ich dachte, mir könnte das niemals passieren. Ich dachte, ich wüsste es besser.“

Sie sprach ganz natürlich, als wären sie alte Freunde, aber Quinn vermutete, dass das am Schock lag. Das würde nicht so bleiben. Irgendwann würde die Reaktion einsetzen, und darauf musste er vorbereitet sein. Jetzt war das Gespräch eine Möglichkeit, sie von dem abzulenken, was sie durchgemacht hatte.

„Unter jungen Leuten“, sagte er, „ist die Vorstellung verbreitet, über alles erhaben zu sein.“

„Wohin bringen Sie mich?“

„Nach Melham Court. Meine Haushälterin wird sich um Sie kümmern. Ich bin Quinn, nebenbei bemerkt.“

„Ich weiß. Man hat Sie mir auf dem Ball bei den Grindleshams gezeigt.“

Das ist es also! Er erschrak. Das Haar, die Stimme – jetzt konnte er sie zuordnen, die zornige Schönheit aus dem Rosengarten. Nun, wie energisch sie auch immer sein mochte, es war offensichtlich, dass sie sich in eine Situation gebracht hatte, die ihr über den Kopf gewachsen war.

Jetzt sagte sie: „Man hat mir gesagt, Sie wären der unhöflichste Mann in ganz London.“

„Was genau Ihrer Meinung entsprach, als wir uns im Garten begegneten.“

„Ah ja. Möchten Sie, dass ich mich dafür entschuldige?“

„Nein, ich gebe zu, ich war tatsächlich unhöflich zu Ihnen.“ Er blickte sie an. „Sie sind mir gegenüber im Vorteil. Ich kenne Ihren Namen nicht.“

„S…serena Russington. Ich bin Lord Hambridges Mündel. Aber ich hoffe, Sie geben ihm nicht die Schuld an meiner gegenwärtigen misslichen Lage.“

„Nein, das tue ich nicht. Ich bin sicher, Sie haben ihm irgendeinen Unsinn erzählt, sodass Sie sich heute Abend davonschleichen konnten.“

Sie erstarrte und sagte kühl. „Ich denke, Sie sollten mich loslassen. Es ist höchst unschicklich, dass Sie so Ihren Arm um mich gelegt haben.“

„Unschicklich vielleicht, aber notwendig. In der Dunkelheit werden Sie nicht vorbereitet sein auf die Kehren und Windungen der Straße. Mein Gespann allerdings ist mit dieser Strecke vertraut und braucht nur wenig Führung von mir.“

„Sie können mit einer Hand lenken?“ Ihre Empörung verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war. „Ich bin beeindruckt. Nicht, dass Sie den Wunsch hätten, mich zu beeindrucken, oder, Lord Quinn? Sie halten mich für ein dummes Kind.“

„Nein, ich halte Sie nur für dumm.“ Der erstarrte Körper neben ihm sank spürbar zusammen, und er sprach in sanfterem Ton weiter. „Vielleicht sollten Sie mir erzählen, wie es dazu kam, dass Sie heute Abend im Swan waren. Und wer war Ihr Begleiter?“

Zuerst dachte er, sie würde nicht antworten. Dann begann sie mit leiser, gepresster Stimme zu sprechen.

„Der Mann war Sir Timothy Forsbrook. Er sagte, er würde mich nach Vauxhall mitnehmen, aber stattdessen hatte er vor, mich nach Schottland zu entführen. Ich habe diesen Betrug erst bemerkt, als wir London schon verlassen hatten.“ In bitterem Ton fügte sie hinzu: „Er hat mich schön überlistet! Er sagte, er glaubte, ich wolle mit ihm durchbrennen, deswegen hat er alles vorbereitet. Durchbrennen!“ Sie erschauerte. „Ich bin sicher, ich habe ihm keinen Grund zu dieser Annahme gegeben.“

„Und doch waren Sie einverstanden, ihn nach Vauxhall zu begleiten.“

Schweigen breitete sich aus, dann sagte sie: „Ja.“

„Und gehe ich recht in der Annahme, dass Ihre Mitgift – großzügig ist?“

„Natürlich. Jetzt weiß ich, dass das der Grund war, warum er mit mir durchbrennen wollte, aber z…zuerst wollte er das nicht zugeben. Als ich ihm sagte, dass ich das gar nicht will, hat er um Entschuldigung gebeten und gesagt, er hätte alles missverstanden, und wir würden zurückkehren, sobald wir die Pferde gewechselt hätten. Als wir den Swan erreichten, wollte ich im Wagen bleiben, aber nach uns fuhr die Nachtpost in den Hof ein, und er sagte, ich würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Er – er hätte einen Raum reserviert, wo ich mich allein ausruhen könnte.“

„Und Sie haben ihm das abgenommen?“ Er konnte nicht verhindern, dass sein Tonfall misstrauisch klang.

„Ich hatte keinen Grund zu befürchten, er würde meine Wünsche nicht respektieren. Er war so höflich, so voller Bedauern, dass ich ihm wirklich glaubte, er würde es ernst meinen, dass er wirklich meine Ehre beschützen wollte. Stattdessen hat er – hat er versucht …“

Sie begann zu zittern, ziemlich heftig, und er zog sie fester an sich.

„Genug. Den Rest kann ich mir denken.“

Mit Erleichterung sah er, dass sie sich dem Torhaus von Melham Court näherten, und er ließ die Pferde langsamer gehen. Die Brücke und der Torbogen, die in den Hof führten, waren schmal, aber wenigstens gab es keine engen Kurven, die er mit einer Hand nicht hätte meistern können. Vor der Tür brachte er das Gespann zum Halten, und ein Diener eilte herbei, um die Pferde zu übernehmen. Serena zitterte noch immer. Quinn hob sie hoch und trug sie ins Haus. Es dauerte nur einen Moment, aber zwei Dinge fielen ihm auf. Sie wog fast überhaupt nichts, und sie roch nach Sommerwiesen.

Falls es Dunnock ungewöhnlich erschien, dass sein Herr mit einer fremden Frau auf dem Arm auftauchte, so war er ein zu guter Butler, um sich etwas davon anmerken zu lassen. Quinn ging direkt in den Salon und verlangte nach der Haushälterin.

Es war seine Gewohnheit, wann immer er nach Melham zurückkehrte, eine Nachricht vorauszuschicken, damit die wichtigsten Räume vorbereitet wurden, daher war er nicht überrascht, im Kamin ein Feuer vorzufinden. Behutsam setzte er Serena in den Sessel neben dem Kamin, und sie schmiegte sich in ihren Schal und lehnte sich den Flammen entgegen. Ihn schien sie kaum wahrzunehmen.

Seine Haushälterin erschien, und ohne Vorbemerkung erklärte er alles.

„Ich habe Miss Russington im Swan gefunden. Sie ist sehr aufgeregt, und ich möchte, dass Sie sich um sie kümmern, Mrs. Talbot. Sie wird einen heißen Ziegelstein für ihr Bett brauchen.“ Er warf einen Blick auf die zerzauste Gestalt, die sich vor dem Feuer zusammengekauert hatte. „Und ein Bad.“

„Jawohl, natürlich, Mylord. Ich sorge immer dafür, dass heißes Wasser da ist, wenn Sie zurückerwartet werden, aber es ist nur genug für eine Person. Und …“ Sie hielt inne, und ihr freundliches Gesicht drückte Irritation aus.

„Ja?“

„Alles ist in Ihrem Ankleidezimmer aufgebaut, Mylord. Ich kann den Badezuber natürlich ohne Schwierigkeiten ins Gästezimmer bringen lassen, aber dort brennt noch kein Feuer, und es wird eine Weile dauern, bis es dort warm ist.“

„Dann baden Sie sie in meinen Räumen, während Sie das Gästezimmer vorbereiten lassen. Und sorgen Sie dafür, dass dort auch ein Bett für eines der Mädchen bezogen wird. Sie darf nicht allein bleiben – verstehen Sie mich? Ich werde hierbleiben, bis Sie fertig sind.“

„Sehr wohl, Mylord.“ Die Haushälterin wandte sich an Serena. „Dann kommen Sie mit, meine Liebe, und nehmen ein warmes Bad, dann werden Sie sich bald besser fühlen. Und vielleicht noch eine kleine Suppe danach, was sagen Sie dazu?“

Serena antwortete nicht, stand aber auf und ließ zu, dass Mrs. Talbot sie aus dem Zimmer führte. Quinn ließ sich auf den nun freien Sessel fallen. Das alles war verdammt lästig, aber was sollte er machen? Eine Mietdroschke hätte mehrere Stunden gebraucht, um sie in die Stadt zurückzubringen, und abgesehen von den Gefahren, die lauerten, wenn sie eine solche Fahrt allein unternahm und bei Nacht, konnte niemand sagen, wie verzweifelt sie sein würde, wenn sie ihr zu Hause erreicht hatte. Er war nicht bereit, das auf sein Gewissen zu laden.

Aber hierbleiben konnte er auch nicht. Sobald die Frauen in seinem Ankleidezimmer fertig waren, würde er eine Tasche packen und nach Prior’s Holt umziehen. Tony Beckford und seine Frau waren noch in London, aber das Personal kannte ihn gut und würde ihn nicht fortschicken, auch nicht um diese späte Stunde. Er schloss die Augen, zu müde, um noch über irgendetwas nachzudenken.

Eine Stunde später wurde Quinn von Mrs. Talbots taktvollem Husten geweckt.

Er setzte sich auf und sagte verstimmt: „Was gibt es denn?“

„Ich bitte um Verzeihung, Mylord, aber es geht um die junge Lady. Sie ist noch im Bad. Ich habe im Gästezimmer ein Feuer entfacht – und auch in Ihrem Schlafzimmer –, aber das Badewasser wird allmählich kalt. Ich habe auch einen meiner Hausmäntel für sie herausgesucht, aber sie rührt sich nicht. Ich fürchte, sie wird sich erkälten, wenn wir sie nicht bald trocknen.“

„Um Himmels willen, Frau, können Sie sie nicht aus dem Wasser holen?“

„Jedes Mal, wenn sich ihr jemand nähert, schreit sie aus Leibeskräften.“ Die Haushälterin rang die Hände. „Und sie schrubbt sich immerzu und murmelt vor sich hin, Sir. Ich weiß nicht, was ich jetzt am besten machen soll.“

Quinn unterdrückte einen Fluch und stand auf. „Also gut, ich sehe nach ihr.“

Die feuchte Wärme des Ankleidezimmers schlug Quinn ins Gesicht, als er eintrat. Serena saß in der Sitzbadewanne, mit dem Rücken zu ihm. Die glatte Haut ihres Nackens und ihrer Schultern schimmerte golden im Kerzenschein. Jemand hatte ihr die blonden Locken aufgesteckt, damit sie nicht nass wurden, und sie rieb sich die Arme mit dem Schwamm. Ein junges Hausmädchen stand dabei und beobachtete Serena mit ängstlicher Aufmerksamkeit. Man hatte einen Schirm aufgestellt, um das Bad vor dem zugigen Fenster zu schützen, und darüber hingen ein großes Handtuch sowie ein Bündel weißer Baumwolle, von dem er annahm, dass es sich um Mrs. Talbots Hausmantel handelte.

Die Haushälterin ergriff das Handtuch und sagte heiter: „Also, Miss, es ist Zeit, dass wir Sie in dieses schöne warme Tuch wickeln.“

„Ich bin noch nicht sauber.“ Serena rieb sich die Arme noch heftiger.

„Sie verletzen sich, wenn Sie so weitermachen, Miss. Kommen Sie mit.“

Serena begann zu schreien, und Mrs. Talbot wich zurück und drehte sich erschrocken zu Quinn um. Er nahm ihr das Handtuch ab.

„Lassen Sie uns allein, Sie beide.“

Das Mädchen ging hinaus, die Haushälterin folgte ihr langsamer, und Quinn ging um den Zuber herum, bis er Serena gegenüberstand. Auf einer Wange sah er eine Verletzung, und sie hatte sich die Arme so stark geschrubbt, dass sie ganz rot waren, aber am Hals und an den Armen sah er Male, die nicht von dem Schwamm stammten. Jetzt wünschte er, er hätte Forsbrook härter bestraft und ihn nicht nur mit einem einzigen Hieb bewusstlos geschlagen. Serena beachtete ihn nicht und malträtierte weiter ihren Körper. Er kniete neben ihr nieder.

„Miss Russington. Serena. Sie müssen jetzt aus dem Wasser und sich abtrocknen.“

„Nein, nein, nicht, ehe ich alles abgewaschen habe. Ich k…kann noch immer seine Hände auf mir fühlen.“

Sanft berührte Quinn sie an der Wange. „Hat er das gemacht?“

Sie wandte den Kopf ab und antwortete nicht. Stattdessen packte sie den Schwamm noch fester, mit dem sie sich die Haut schrubbte.

„Was hat er Ihnen getan, Serena? Sagen Sie es mir“, verlangte er.

Sie hielt inne, sah ihn aber nicht an. Ein Schauer überlief sie.

„Er hat mich g…geküsst. Als ich ihm sagte, er solle aufhören, hat er gelacht und mir das Kleid zerrissen. Dann hat er mich gepackt.“ Sie hielt sich die Arme vor die Brüste.

„Hat er sonst noch etwas getan, Serena?“

Er sprach im Befehlston, wollte eine Antwort hören, und sie schüttelte den Kopf.

„Er – er hat es versucht, aber ich habe ihn gekratzt und gebissen. Das war der Moment, in dem er mich geschlagen hat. Dann hat er versucht, mich zu würgen.“

Sie legte sich eine Hand an die Kehle, und Quinn spürte, wie der Zorn in ihm wuchs. Er unterdrückte ihn.

Dann sagte er ruhig: „Sie waren sehr mutig, Serena, aber Sie müssen noch einmal tapfer sein. Sie müssen raus aus dem kalten Wasser, sonst werden Sie sehr krank werden, und alle Kämpfe wären umsonst gewesen. Sie wollen doch nicht, dass das passiert, oder?“ Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit gewonnen. Sie sah ihn an. Er stand auf und hielt ihr eine Hand hin. „Kommen Sie.“

Er sah ihr in die Augen, um sie so zu zwingen, ihm zu gehorchen. Langsam nahm sie seine Hand und erhob sich aus dem Wasser. Er nahm eine weibliche Gestalt wahr, mit sanften Rundungen und cremeweißer Haut, aber er hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Sie befand sich am Rand der Hysterie, und der kleinste Fehler von seiner Seite her konnte sie zusammenbrechen lassen. Als sie aus dem Zuber trat, wickelte er sie in das Handtuch. Sie regte sich nicht, sondern sah ihn so voller Vertrauen an, dass er das Gefühl hatte, ein eisernes Band schnürte ihm die Brust zu. Panik erfasste ihn. Sie verließ sich darauf, dass er sich ehrbar verhielt, und einen Moment lang bezweifelte er, dass er die Fähigkeit dazu besaß.

Sie stand reglos da, während Quinn sie abtrocknete und sich darauf konzentrierte, nicht auf ihre Rundungen zu achten. Als er fertig war, nahm er den Hausmantel von dem Wandschirm.

„Ziehen Sie den an. Er gehört Mrs. Talbot, deswegen wird er viel zu groß sein, aber er wird Sie warm halten.“ Rasch half er ihr in den Hausmantel und verknotete den Gürtel. Dabei versuchte er, nicht an ihre schmale Taille zu denken oder daran, wie leicht er sie mit beiden Händen umfassen könnte.

„So, jetzt sind Sie …“ Er hatte anständig sagen wollen, aber das wäre unpassend gewesen. Und es hätte nicht gestimmt. Selbst in der voluminösen Robe, mit den geröteten Wangen und einzelnen Locken, die ihr Gesicht umrahmten, war sie zweifellos verlockend und begehrenswert. Er räusperte sich und trat zurück, wollte sich abwenden.

„D…danke.“ Sie verzog das Gesicht. „Alle waren so freundlich.“

Sie schluchzte auf, und Quinn konnte nicht anders. Er nahm sie in seine Arme, wo sie steif und starr verharrte.

Autor

Sarah Mallory
<p>Schon immer hat die in Bristol geborene Sarah Mallory gern Geschichten erzählt. Es begann damit, dass sie ihre Schulkameradinnen in den Pausen mit abenteuerlichen Storys unterhielt. Mit 16 ging sie von der Schule ab und arbeitete bei den unterschiedlichsten Firmen. Sara heiratete mit 19, und nach der Geburt ihrer Tochter...
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Saved from Disgrace