Ein skandalöser Weihnachtswunsch

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Brennendes Verlangen, unbändige Sehnsucht: Das Wiedersehen mit seiner schönen Ex Leslie weckt in Sloan Outlaw heiße Gefühle! Auch wenn sie ihm damals das Herz gebrochen hat, will er sie noch immer. Als er erfährt, dass ihrem Kosmetik-Unternehmen eine feindliche Übernahme droht, ist Sloans Stunde gekommen: Er bietet Leslie finanzielle Unterstützung an – für einen gemeinsamen Winterurlaub in seiner einsam gelegenen Luxus-Blockhütte. Sex inklusive! Wie wird sie auf seinen skandalösen Weihnachtswunsch reagieren?


  • Erscheinungstag 06.12.2022
  • Bandnummer 2267
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509329
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Sloan Outlaw fuhr herum. Ein paar Dinge vergaß man nie, und dazu zählte auch die Stimme der Frau, die ihm vor zehn Jahren das Herz gebrochen hatte. Unwillkürlich huschte sein Blick über die anwesenden Hochzeitsgäste, und innerhalb von Sekunden entdeckte er sie.

Leslie Cassidy.

Da stand sie, elegant und wunderschön wie immer mit ihren braunen Augen und der dunklen Haut. Ihre kurzen Haare betonten ihre hohen Wangenknochen und vollen Lippen. Sloan blinzelte. Kurze Haare? Was war mit ihren herrlichen, langen Locken passiert? Mit der Mähne, in der er so gerne seine Finger vergraben hatte, wenn sie miteinander schliefen? Oder wenn sie kuschelten – und auch sonst eigentlich zu jeder Gelegenheit. Er musste jedoch zugeben, dass der freche, modische Schnitt ihr wirklich gut stand und sie erwachsener wirken ließ. Irgendwie machte er sie sogar noch anziehender.

Sloan musterte sie von oben bis unten. Leslie war schon immer extrem attraktiv gewesen und zog offensichtlich auch hier die Blicke aller Männer auf sich. Solche Beine hatte er noch bei keiner anderen Frau gesehen, und er konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, wenn Leslie sie um seine Hüften schlang. Das sexy knielange Kleid umschmeichelte dazu noch ihre perfekten Kurven.

Er hätte wissen müssen, dass sie hier sein würde. Immerhin war sie ebenfalls seit ihrer gemeinsamen Collegezeit an der University of Alaska in Anchorage mit Braut und Bräutigam befreundet. Und doch war es Sloan nie in den Sinn gekommen, dass sie einander auf der Hochzeit begegnen würden. Er hatte Leslie während der letzten Jahre bewusst aus seinen Gedanken verbannt. Dass ausgerechnet sie dieser Lüge über ihn geglaubt hatte, darüber würde er wohl nie hinwegkommen.

Statt ihm eine Chance zu geben, sich zu verteidigen, hatte sie das College verlassen und ihm nur eine E-Mail geschickt. Noch heute tat es weh, wenn er daran dachte. „Ich hasse dich“, hatte die erste Zeile gelautet. Leslie war auf die Lügen ihrer Mitbewohnerin reingefallen. Der Frau, die sie für ihre beste Freundin hielt. Der Frau, die sich hinter Leslies Rücken an Sloan rangemacht hatte. Wenn ihn eine Schuld traf, dann weil er nicht mit Leslie über Sarah Olsens Verhalten gesprochen hatte. Andernfalls wäre sie vielleicht auf die Lügen vorbereitet gewesen. Doch so hatte Leslie das Schlimmste von ihm gedacht.

Inzwischen trafen immer mehr Hochzeitsgäste ein, und der Ballsaal des Hotels in Juneau füllte sich zunehmend, sodass er Leslie aus den Augen verlor. War wohl auch besser so. Aber Tyler hätte ihn trotzdem warnen können. Darüber musste er mit seinem alten Collegefreund noch mal ein ernstes Wort reden.

Sloan nippte an seinem Champagnerglas. Ihm war vollkommen bewusst, dass er mehr als schlecht auf eine Begegnung mit der einzigen Frau vorbereitet war, die er je geliebt hatte.

„Und, hast du ihn schon gesehen?“

Leslie Cassidy drehte sich zu ihrer besten Freundin Carmen Golan um. Carmen war ihre Mitbewohnerin gewesen, nachdem Leslie an die Howard University in Washington gewechselt war, um näher bei ihrer Tante Ella zu wohnen, der einzigen Schwester ihres Vaters. Das war zumindest der Grund, den sie allen genannt hatte.

Carmen war ein unglaublich optimistischer Mensch, und ihre positive Lebenseinstellung und Freundschaft hatten Leslie durch die schwere Zeit nach der Trennung von Sloan geholfen.

„Nein, und ich suche auch nicht nach ihm, Carmen.“

„Solltest du aber. Du schuldest ihm eine Entschuldigung.“

Manchmal wünschte Leslie, dass Carmen bei dem Ausflug nach L. A. vor drei Jahren nicht dabei gewesen wäre. In einem Klub waren sie ausgerechnet ihrer alten Mitbewohnerin Sarah Olsen über den Weg gelaufen. Sarah war ganz offensichtlich betrunken gewesen und prahlte damit, dass sie es geschafft hatte, Leslie und Sloan auseinanderzubringen. Sie machte sich vor allen über Leslie lustig, weil diese dumm genug gewesen war, Sarahs Lügen zu glauben. In diesem Moment hatte Leslie begriffen, dass nichts von dem stimmte, was sie Sloan unterstellt hatte.

„Wir werden uns schon noch über den Weg laufen, aber ich werde nicht nach ihm suchen. Hier sind einige hundert Gäste.“ Die Worte ihres Anwalts, mit dem sie kurz vor Verlassen des Hotelzimmers telefoniert hatte, beschäftigten sie gerade deutlich mehr als die Tatsache, dass sie sich bei Sloan entschuldigen musste. Aber das würde sie Carmen nicht erzählen.

„Ich würde ja nach ihm Ausschau halten, wenn ich wüsste, wie er aussieht.“

Leslie war froh, dass Carmen das nicht wusste, weil sie sich sonst ganz sicher auf die Jagd nach Sloan gemacht hätte. „Vielleicht ist er gar nicht da.“

Die Enttäuschung in Carmens Blick machte Leslie direkt ein schlechtes Gewissen. Ihre Freundin glaubte fest daran, dass man jede Chance nutzen musste, um ein Unrecht wiedergutzumachen. Außerdem war Carmen eine hoffnungslose Romantikerin. Das war einer der Gründe, warum Leslie sie als ihre Begleitung dabeihaben wollte. Hochzeiten waren einfach Carmens Ding. Ihrer Meinung nach war es außerdem die perfekte Gelegenheit für Leslie, sich bei Sloan zu entschuldigen.

So wie Leslie ihre Freundin kannte, hoffte Carmen wohl auch darauf, dass Leslie und Sloan wieder zusammenfanden, weil sie sich ihrer Meinung nach nie hätten trennen sollen. Doch mittlerweile waren zehn Jahre vergangen, und gerade war es Leslie deutlich wichtiger, ihre Firma vor Martin Longshires gierigen Fingern zu bewahren, als sich Sloan wieder anzunähern.

„Hat die Braut nicht gesagt, dass Sloan seine Teilnahme bestätigt hat?“

Ja, das hatte Keosha gesagt. „Könnte ja was dazwischengekommen sein.“ Doch tief im Inneren wusste Leslie, dass sich Sloan Outlaw irgendwo in der Menschenmenge befand. Sie konnte seine Gegenwart spüren.

Sloan wusste, dass er Tyler nicht mal für einen kurzen Moment beiseitenehmen konnte, weil sein Freund als Bräutigam gerade mit Hochzeitsfotos beschäftigt war. Also machte Sloan sich auf die Suche nach Redford St. James.

Tyler konnte er es nachsehen, dass er ihm nichts von Leslies Kommen gesagt hatte – er hatte gedanklich vermutlich voll in den Hochzeitsvorbereitungen gesteckt –, aber Redford hatte keine Ausrede. Wenn Tyler es gewusst hatte, dann auch Redford. Während ihrer Collegezeit waren sie alle drei unzertrennlich gewesen, und auch wenn sie inzwischen in unterschiedlichen Städten in Alaska lebten, schafften sie es immer noch, sich zweimal im Jahr zu treffen.

Sloan schlängelte sich durch die Menge aus bekannten und fremden Menschen. Redford zu finden, dürfte nicht besonders schwer sein – Sloan musste einfach überlegen, wo man hier wohl am besten einen Quickie haben könnte. So was hatte Redford schon am College ständig gemacht. Putzschränke, leere Seminarräume, unter der Treppe – das waren nur die Orte, die Sloan auf Anhieb einfielen.

Er verließ den Ballsaal und folgte einem schmalen Gang zum hinteren Teil des Gebäudes. Plötzlich kam ihm eine Frau entgegen und eilte zügig an ihm vorbei. Im Gehen richtete sie ihr Kleid und ihre Frisur. Redford St. James hatte wieder einmal zugeschlagen. Sein Freund hatte echt ein Problem damit, seine Hose anzubehalten.

Als Sloan eine angelehnte Tür erreichte, schob er sie vorsichtig auf und betrat den kleinen Konferenzraum dahinter. Redford stand mit dem Rücken zu ihm und zog sich gerade das Jackett wieder an.

„Hab ich’s mir doch gedacht, dass ich dich hier finde.“

Redford fuhr herum und warf Sloan einen finsteren Blick zu. „Verdammt, Sloan! Fast hätte ich einen Herzinfarkt bekommen. Ich dachte, da kommt der Freund von der Frau.“

Sloan zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Freund? Seit wann jagst du denn in fremden Revieren?“

Redford grinste lässig. „Seit sie mich ein paarmal angeschaut und sich dabei ganz bewusst über die Lippen geleckt hat. Sah aus, als würde sich ihr Typ nicht anständig um sie kümmern, also habe ich das übernommen. Die Gelegenheit war einfach zu günstig.“

„Wie du meinst“, erwiderte Sloan und schloss die Tür hinter sich. „Und warum hast du mir nicht gesagt, dass Leslie auch zur Hochzeit kommt?“

Redford verdrehte die Augen. „Hast du echt gedacht, dass sie nicht eingeladen wird? Leslie und Keosha waren auf dem College gut befreundet.“

„Ich wusste nicht, dass sie in Kontakt geblieben sind.“

„Es gab nichts, was dagegen gesprochen hätte, Sloan. Du bist der Einzige, der Leslie als Feindin betrachtet hat. Wenn ich dich daran erinnern darf: Du hast Tyler und mir ausdrücklich verboten, in deiner Gegenwart ihren Namen zu nennen, und daran haben wir uns gehalten. Hey Mann, wir haben dir doch gesagt, was du nach Sarahs Anmache hättest tun sollen. Das war doch nur eine Frage der Zeit, bis dir das auf die Füße fällt.“

„Okay, vielleicht hätte ich mit Leslie darüber reden müssen, aber sie hätte trotzdem mir vertrauen und nicht Sarah einfach so glauben sollen.“

„Na ja, die Lüge war schon ziemlich überzeugend. Sarah hatte sogar Beweise.“

„Leslie hätte es einfach besser wissen müssen. Ich hätte nie hinter ihrem Rücken Nachrichten an Sarah geschrieben, ganz egal, was da in den Chatverläufen stand.“

„Du hättest sie wegen Sarah warnen müssen, also bist du genauso an allem schuld.“

Es passte Sloan gar nicht, dass Redford ähnlich argumentierte wie seine Brüder. Sie hatten Leslie gemocht und waren Redfords Meinung gewesen, auch wenn Sarah versprochen hatte, dass sie so etwas nie wieder tun würde.

„Das mit ihrem Vater hast du mitbekommen, oder?“, riss Redford ihn aus seinen Gedanken.

Sloan runzelte die Stirn. „Nein, was ist denn mit ihm?“

„Er ist vor drei Monaten gestorben.“

Das hatte Sloan tatsächlich nicht gewusst. „Tut mir sehr leid. War er krank?“

„Ein plötzlicher Herzinfarkt.“

Er konnte sich vorstellen, wie hart das Leslie getroffen haben musste. Sie und ihr Vater hatten sich nahegestanden. Ihre Mutter war gestorben, als Leslie noch ein Teenager gewesen war.

„Wer führt jetzt die Firma?“ Leslies Vater war der Gründer und CEO von Cassidy Cosmetics gewesen, einem Unternehmen mit Sitz in Alaska, das seine Kosmetikprodukte in Geschäften im ganzen Bundesstaat direkt vermarktete.

„Leslie hat jetzt das Sagen, aber ich weiß nicht, wie lange noch.“

„Wie meinst du das?“, wollte Sloan stirnrunzelnd wissen.

„Darüber würde ich lieber nicht reden, weil dich das eigentlich nichts angeht. Lass uns mal langsam wieder zurückgehen, bevor Tyler sich fragt, wo wir sind.“

„Jetzt machst du dir auf einmal Gedanken darüber? Tyler wird es egal sein, er hat nur Augen für Keosha. Also, was ist bei Leslie los, was mich nichts angeht, Redford? Was verschweigst du mir?“

Redford seufzte, gab aber nach. „Martin Longshire will die Firma übernehmen. Er und Leslies Vater waren Erzfeinde, und da ihr Vater nun tot ist, will er sich an Leslie rächen. Ich habe vor zwei Wochen mit einer Frau geschlafen, die für Longshire arbeitet, und sie hat mir davon erzählt. Offensichtlich kann keiner der Angestellten ein Geheimnis für sich behalten – oder es ist dem Kerl völlig egal, wer davon weiß.“

„Hast du es ihr gesagt?“

„Nein, noch nicht. Aber ich habe es Tyler und Keosha erzählt, und Keosha wollte Leslie warnen. Ich denke nur nicht, dass das viel bringen wird. Jeder weiß, was Martin Longshire für ein Arschloch ist. Wenn er was gegen Leslies Vater hatte, wird er sie mit Sicherheit dafür büßen lassen.“

Sloan schwieg, während er mit Redford in den Ballsaal zurückkehrte. Im Stillen ermahnte er sich, dass ihn Leslies Angelegenheiten nicht zu kümmern brauchten.

„Bin gleich wieder da“, sagte Redford. „Das mit Longshire hinterlässt einen fiesen Nachgeschmack. Ich brauche einen ordentlichen Drink.“ Damit ging er zügig in Richtung Bar.

Sloan schaute seinem Freund hinterher, doch plötzlich richteten sich seine Nackenhärchen auf. Er wusste ganz genau, wer gerade hinter ihm stand, noch bevor sie ihn ansprach.

„Hallo Sloan.“

Er drehte sich um und sah sich Leslie gegenüber.

2. KAPITEL

„Wie geht’s dir, Leslie?“

Selbst in ihren High Heels reichte Leslie nicht mal an das Kinn des Mannes heran. Aber seine Größe war es nicht, was ihren Puls zum Rasen brachte.

Schon vor zehn Jahren hatte Sloan Outlaw unfassbar gut ausgesehen – und das hatte sich seitdem nicht geändert, im Gegenteil. Anzüge standen ihm besser als jedem anderen Mann, den sie kannte, und sogar während der Collegezeit hatte er immer Wert auf einen gepflegten Kleidungsstil gelegt. Das Jackett betonte seine maskulinen Schultern und die breite Brust.

Leslies Blick fiel auf seinen Schritt. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie oft sie den Reißverschluss seiner Hose geöffnet hatte. Sloan mochte es genauso sehr wie sie, wenn sie ihn auszog. Den Sex hatte sie nie bereut … außer als sie dachte, Sloan hätte sie mit Sarah betrogen.

Nach Sarahs betrunkener Prahlerei hatte Leslie ernsthaft überlegt, sich bei Sloan zu entschuldigen. Ihn ausfindig zu machen, wäre keine große Sache gewesen, da seine Familie ein erfolgreiches Frachtunternehmen in Alaska betrieb. Aber wenn sie das Ende ihrer Beziehung bedachte – wie sie ohne Abschied die Stadt verlassen und Sloan dann auch noch eine böse E-Mail geschickt hatte –, dann war sie wohl die letzte Person, von der Sloan etwas hören wollte, wahrscheinlich nicht mal eine Entschuldigung.

Sie hatte in den sozialen Medien nach ihm gesucht. Sloan Outlaw war nicht nur immer noch attraktiv, sondern auch erfolgreich. Er arbeitete im Multimillionen-Dollar-Unternehmen seiner Familie und hielt dazu noch Beteiligungen an mehreren seiner eigenen Unternehmen, darunter eine Stiftung, die er vor ein paar Jahren gegründet hatte. Er steckte viel Zeit und Geld in diese Stiftung, also war er immer noch der großzügige, fürsorgliche Mann, in den Leslie sich mit neunzehn verliebt hatte.

Sie hatte auch gesehen, dass er nicht allein geblieben war. Auf einer Reihe von Fotos war er mit schönen Frauen an seiner Seite auf prestigeträchtigen Veranstaltungen abgelichtet. Verheiratet war er jedoch nicht. Schwer zu glauben, dass ihn sich nicht schon längst eine Frau gekrallt hatte. Allein die wohlgeformten Lippen und seine dunklen Augen machten Leslie das Atmen schwer. Diese Wirkung hatte er von Anfang an auf sie gehabt.

„Danke, bestens, Sloan. Du siehst gut aus“, erwiderte sie schließlich mit fester Stimme.

Es entging ihr nicht, dass er sie ebenfalls von oben bis unten musterte. „Du auch.“

Der Klang seiner Stimme schickte heiße Blitze durch ihren Körper. Überraschte sie das? Es war doch nie anders gewesen.

„Ich freue mich für Tyler und Keosha“, sagte sie, schaffte es jedoch nicht, den Blickkontakt mit ihm zu unterbrechen, obwohl es besser gewesen wäre.

„Die haben echt lange genug gebraucht.“

Leslie unterdrückte ein Lächeln, denn er hatte recht. Tyler und Keosha waren schon auf der Highschool zusammengekommen und hatten nicht in unterschiedlichen Städten studiert, wie ihre Eltern vorschlugen. Stattdessen landeten sie gemeinsam an der University of Alaska in Anchorage.

Ihre Beziehung hatte die gesamte Collegezeit überstanden. Danach waren die beiden nach Juneau zurückgekehrt, wo sie nun in den Unternehmen ihrer Familien arbeiteten. Mit dem Heiraten hatten sie es – sehr zum Leidwesen ihrer Eltern – nicht eilig gehabt. Sie hatten immer gesagt, dass sie sich liebten und kein Stück Papier brauchten, um das zu beweisen. Doch jetzt waren sie bereit, als Mann und Frau eine Familie zu gründen.

Sie hatten auch dem Druck der beiden Elternpaare nicht nachgegeben, die eine riesige, opulente Hochzeit wollten. Braut und Bräutigam hatten eine kleinere Hochzeit vorgezogen. Als ihnen die Vorbereitungen zu sehr auf die Nerven gegangen waren, hatten Tyler und Keosha die Sache spontan selbst in die Hand genommen und waren vor wenigen Tagen nach Las Vegas durchgebrannt.

Nun feierten sie also eine Hochzeitsparty ohne Heiratszeremonie.

„Na ja, die Zeit war wohl jetzt wirklich reif dafür. Sieh sie dir an.“

Sie schauten beide zum Brautpaar, das strahlend lächelnd für Fotos posierte.

„Sie sind glücklich“, stellte Sloan fest.

In dem Moment, als sich ihre Blicke wieder trafen, erinnerte Leslie sich an die Berührung von Sloans starken Händen. Wie es war, von ihnen gestreichelt zu werden. An Stellen, wo es ihr den Atem stocken ließ.

Ihre Kehle wurde eng. „Ja, das sind sie“, stimmte sie zu. Sie musste ihm sagen, was sie zu sagen hatte, bevor Carmen von der Tanzfläche kam. „Ich muss mit dir reden, Sloan.“

Ein angespannter Ausdruck trat auf sein Gesicht. „Du redest doch mit mir.“

Sie schluckte hart. Immerhin befanden sie sich in einem Teil des Raums, wo sich nicht so viele Leute tummelten, und hatten dadurch etwas Privatsphäre. „Ich habe Sarah vor drei Jahren zufällig getroffen, und sie hat mir die Wahrheit gestanden.“

„Von welcher Wahrheit reden wir?“

Leslie atmete tief durch. Sloan würde es ihr nicht leicht machen – und wenn sie ehrlich war, konnte sie es ihm nicht verübeln. „Dass du nicht mit ihr geschlafen hast.“

„Das hätte ich dir auch gesagt, wenn du mir die Gelegenheit dazu gegeben hättest.“

Ja. Aber sie hatte ohne ein Wort des Abschieds die Stadt verlassen und ihrem Vater verboten, Sloan mitzuteilen, wohin sie zog. Im Haus ihrer Tante in D. C. angekommen, hatte sie Sloan umgehend diese böse E-Mail geschickt. Und dann hatte sie aus Wut seine Antworten gelöscht, ohne sie zu lesen, und seine Anrufe blockiert.

„Ich schulde dir eine Entschuldigung, Sloan.“

„Ja, das tust du.“ Er sah sie unerbittlich an und verzog höhnisch die Lippen.

„Ich entschuldige mich.“

Sloan schwieg einen Moment lang. „Entschuldigung angenommen.“

An seinem harten Gesichtsausdruck änderte sich jedoch nichts. Wenn Leslie eins über Sloan wusste, dann, dass er nicht leicht verzieh. Verzeihen bedeutete für ihn nicht vergessen, eine Ausrede finden und sich wieder näherkommen. Er war ein Mann, der tief liebte und an Freundschaften festhielt, bis das Vertrauen zerstört war. Und genau das hatte Leslie mit ihrer Unterstellung getan.

„Danke, dass du meine Entschuldigung angenommen hast.“ Sie hatte das Gefühl, das sagen zu müssen, obwohl sie wusste, dass seine Worte nur ein Lippenbekenntnis gewesen waren.

„Ich habe das mit deinem Vater gehört. Mein Beileid. Ich mochte ihn sehr“, lenkte Sloan das Gespräch auf ein anderes Thema.

Dass Lester Cassidy ihn auch gemocht hatte, musste Leslie ihm nicht sagen. Als sie ihrem Vater damals erzählte, was passiert war, drängte er sie, sich Sloans Seite der Geschichte anzuhören. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte den Rat ihres Vaters befolgt.

„Wie geht es denn deiner Familie?“, fragte sie. Sie hatte ein Weihnachtsfest mit Sloans vier Brüdern, seiner Schwester und seinem Vater in seinem Elternhaus verbracht. Alles nette Leute, nur sein Vater war etwas reserviert gewesen.

„Alles in Ordnung. Garth und Cash sind verheiratet, Maverick ist immer noch glücklicher Single, und Charm ist immer noch Charm. Jess ist inzwischen US-Senator.“

„Ich weiß, ich habe für ihn gestimmt.“

Sloan zog eine Augenbraue hoch. „Du bist wohl schon eine Weile wieder in Alaska?“

„Ja. Ich bin vor zwei Jahren zurück nach Wasilla gezogen, um Dad mit der Firma zu helfen.“

Sloan nickte und schaute auf seine Uhr. „Es war schön, dich wiederzusehen, Leslie. Ich muss Redford, Tyler und Keosha Bescheid geben, dass ich losmuss. Ich fliege morgen früh zu einem Thanksgiving-Besuch.“

Wohin, sagte er ihr nicht, aber das ging Leslie ja auch nichts an. „Hat mich auch gefreut, Sloan.“

Sie sah zu, wie er zu Redford St. James hinüberging, der sich mit ein paar Männern unterhielt. Sich bei Sloan zu entschuldigen, war gut gewesen, und sie war dankbar für die Gelegenheit. Das bedeutete zwar einen Abschluss, aber nun musste sie noch akzeptieren, dass manche Dinge einfach nicht sein sollten.

„Was ist los mit dir, Sloan?“

Sloan schaute zu seinem ältesten Bruder Garth. Nachdem sie Thanksgiving auf der Ranch seines anderen Bruders Cash in Wyoming verbracht hatten, waren heute alle Familienmitglieder wieder im Büro.

„Was soll los sein?“

Garth lehnte sich lächelnd in seinem Stuhl zurück. „Das Meeting ist seit ein paar Minuten vorbei. Alle haben den Konferenzraum verlassen, nur du sitzt noch hier.“

Sloan blickte sich erstaunt im Raum um, grinste Garth dann aber frech an. „Du auch.“

„Nur weil ich dachte, dass du vielleicht reden willst.“

Sloan runzelte die Stirn. „Worüber?“

„Was immer du willst. Du warst an Thanksgiving auch nicht so gut drauf wie sonst. Ist alles okay mit deinem neuen Posten in der Firma?“

„Ja. Ich bin sehr zufrieden damit.“

„Freut mich zu hören. Wenn du Probleme hast, kannst du jederzeit zu mir kommen. Das schließt auch Stress mit Bart ein.“

Sloan lachte leise. Sie wussten alle, dass ihr Vater Bart Outlaw sehr anstrengend sein konnte und es auch meistens war. Garth leitete das Unternehmen nur, weil sie Bart gezwungen hatten, in Rente zu gehen.

Sloan zögerte kurz, entschied sich dann aber, mit Garth darüber zu sprechen, was ihm seit Tylers und Keoshas Hochzeit durch den Kopf ging. Er schaffte es einfach nicht, es zu verdrängen, also konnte er eine andere Perspektive auf das Problem gut gebrauchen.

„Ich habe Leslie Cassidy auf der Hochzeitsfeier von Tyler und Keosha getroffen.“

Garth nickte. „Wie ist es gelaufen?“

Seine ganze Familie wusste, wie viel ihm Leslie bedeutet und wie schwer Sloan die Trennung verkraftet hatte. „Es war okay. Sie hat irgendwann die Wahrheit herausgefunden und sich jetzt entschuldigt.“

„Besser spät als nie.“

„Ja, besser spät als nie.“

Garth musterte ihn. „Aber da ist noch mehr?“

Sloan nickte. „Sagt dir der Name Martin Longshire was?“

„Nicht, dass ich wüsste“, erwiderte Garth und schüttelte den Kopf. „Wer ist das?“

„Ein Dreckskerl.“ Sloan erzählte Garth von dem Gespräch mit Redford und konnte der Mimik seines älteren Bruders entnehmen, dass diesem nicht gefiel, was er da hörte.

„Hattest du Gelegenheit, mit Leslie darüber zu sprechen?“, fragte Garth.

„Nein. Es geht mich ja eigentlich nichts an.“

„Von wegen“, gab Garth wie aus der Pistole geschossen zurück. „Wenn es stimmt, was Redford dir erzählt hat, ist das vollkommen daneben. Niemand sollte eine Frau ins Visier nehmen, nur weil er einen Streit mit ihrem Vater hatte. Du hast recht. Longshire ist ein Dreckskerl.“

Ein Lächeln breitete sich auf Sloans Gesicht aus. „Was hältst du von der Sache, Garth?“

Garth schwieg eine ganze Weile. „Cassidy Cosmetics hat seinen Hauptsitz immer noch in Wasilla, richtig?“

„Ja, wieso?“

„Nur eine Frage.“ Garth zögerte. „Willst du dir immer noch den Dezember freinehmen?“

Da Sloan dieses Jahr noch keinen Urlaub genommen hatte, war Garth’ Vorschlag ein komplett freier Dezember gewesen. Normalerweise war die Zeit um die Feiertage für das Frachtunternehmen die arbeitsreichste, aber dank Cashs Zweigstelle und wegen des guten Wetters lief der Transport auf der Straße ziemlich reibungslos. Alle Trucks lieferten ihre Ware für die Weihnachtssaison früher als geplant aus.

„Ja, das ist der Plan. Ich werde ein oder zwei Wochen in der Hütte auf Kodiak Island verbringen, bevor ich mit euch bei unserer Westmoreland-Verwandtschaft Weihnachten feiere. Aber das kann ich umplanen, wenn ich hier gebraucht werde.“

Garth schüttelte den Kopf. „Nein, kein Problem. Aber nach dem, was Redford dir über Leslies Firma erzählt hat, wirst du vielleicht anderswo gebraucht.“

Sloan hielt dem Blick seines Bruders stand. Er wusste genau, worauf Garth anspielte. „Warum sollte es mich interessieren, was mit Leslie oder ihrer Firma passiert?“

Anstatt etwas darauf zu erwidern, stand Garth auf und verließ den Konferenzraum. Das wunderte Sloan nicht sonderlich – in Garth’ Augen bedurfte diese Frage keiner Antwort.

3. KAPITEL

Leslie blickte von den Papieren auf ihrem Schreibtisch auf, als sich ihre Assistentin durch die Gegensprechanlage meldete. „Ja, Beverly?“

„Mr. Longshire möchte Sie sprechen, Ms. Cassidy.“

Leslie runzelte die Stirn. Dieser Mann war die letzte Person, die sie gerade sehen wollte. Erst an diesem Morgen hatte ihr Unternehmensanwalt Stan Middlebury sie über Longshires Vorhaben auf den neuesten Stand gebracht. Der Mann wollte ihr die Firma wegnehmen.

Sie war dabei, alles wegzuarbeiten, was sich wegen der Hochzeit von Tyler und Keosha aufgestaut hatte. Carmen war gestern nach D. C. zurückgeflogen und Leslie vermisste sie jetzt schon.

„Mr. Longshire hat laut meinem Kenntnisstand keinen Termin. Ich habe leider keine Zeit für ihn, Beverly.“

„Ich richte es ihm aus.“

Bevor Leslie sich wieder ihren Dokumenten zuwenden konnte, hörte sie Beverlys laute Stimme durch die Tür hindurch. „Warten Sie! Sie können nicht einfach in Ms. Cassidys Büro hineinplatzen.“ Leslies Tür flog auf, und Martin Longshire betrat den Raum.

„Soll ich den Sicherheitsdienst verständigen, Ms. Cassidy?“, wollte Beverly Neal aufgeregt wissen, die jahrelang schon die persönliche Assistentin von Leslies Vater gewesen war.

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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