Heiße Liebesnacht auf der Ranch

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Er hat eine Ranch in Wyoming geerbt? Cash Outlaw schmiedet einen Plan: Er beschließt, eine Ferienranch für Pferdeliebhaber zu eröffnen. Doch dafür braucht er das Land, das seine Mutter ihrer Haushälterin vermacht hat, der aufregend schönen Brianna Banks. Als er ihr ein Kaufangebot macht, verblüfft ihn Brianna maßlos: Sie sagt Ja – wenn Cash mit ihr eine Liebesnacht verbringt! Denn sie wünscht sich etwas süßes Kleines, das man mit Geld nicht kaufen kann. Soll Cash für seinen Plan wirklich so weit gehen?


  • Erscheinungstag 09.11.2021
  • Bandnummer 2211
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503921
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Was ist los, Cash?“

Cashen Outlaw ließ sich in den Sessel vor dem Schreibtisch seines Bruders Garth fallen. „Bart hat gerade angerufen. Ellen ist gestorben.“

Garth Outlaw beugte sich vor. „Das tut mir leid, Cash.“

Cash nickte wortlos. Ihr Vater Bart war fünf Mal verheiratet gewesen, daher hatte jeder seiner Söhne eine andere Mutter. Ellen war Barts dritte Frau und Cashs Mutter gewesen. Bei jeder Scheidung war es Bart gelungen, das Sorgerecht für den Sohn zu bekommen, der der jeweiligen Ehe entsprungen war.

Cash erinnerte sich kaum an seine Mutter. Er besaß nur ein einziges Foto von ihr, das über die Jahre hinweg vergilbt war. Sie war die einzige der fünf Frauen gewesen, die vor Gericht um das Sorgerecht gekämpft hatte. Doch sie hatte verloren, und Cash hatte nie wieder von ihr gehört. Keine Geburtstagskarte, kein Anruf oder sonst irgendein Lebenszeichen. Es war, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden.

Er hatte oft erwogen, sie zu suchen, hatte es dann aber gelassen, weil er befürchtet hatte, dass es ihm wie Garth ergehen könnte. Dieser hatte seine Mutter gefunden, war aber von ihr abgewiesen worden. So etwas wollte Cash sich nicht antun. Wenn seine Mutter ihn sehen wollte, wusste sie, wo sie ihn finden konnte, hatte er sich irgendwann bewusst gemacht. Er lebte schließlich immer noch mit seiner Familie in Fairbanks, Alaska, dem Sitz von Outlaw Freight Lines, einem Multimillionen-Dollar-Logistikunternehmen.

„Wann ist denn die Beisetzung? Ich gebe Sloan, Maverick und Jess sofort Bescheid. Charm kommt ja erst nächsten Monat aus Australien zurück, aber wir vier werden auf jeden Fall für dich da sein.“

Die fünfundzwanzigjährige Charm war die einzige Frau unter den Geschwistern und zugleich das Nesthäkchen. Charms Mutter Claudia war die einzige Frau, die Bart jemals wirklich geliebt hatte, und sie war auch die einzige, die er nicht geheiratet hatte – nicht, dass er es nicht versucht hätte.

„Das ist nicht nötig. Ellen wollte keinen Gedenkgottesdienst, und es wird auch keine Trauerfeier geben. Nach allem, was Bart mir gesagt hat, hat Ellen ihren Körper der Wissenschaft gespendet. Ihr Anwalt hat mich aber zur Testamentseröffnung am Freitag einbestellt. Es überrascht mich ehrlich gesagt, dass ich in dem Testament überhaupt erwähnt werde.“

„Wo findet das Ganze denn statt?“, fragte Garth.

„In einem Ort namens Black Crow in Wyoming.“

„Soll Regan dich im Firmenjet hinfliegen? Ich kann gern zur moralischen Unterstützung mitkommen, wenn du möchtest.“ Regan war die Pilotin der Firma und außerdem Garths Frau. Sie waren seit fast zehn Monaten verheiratet.

„Black Crow liegt ganz in der Nähe von Laramie. Ich werde meine eigene Maschine nehmen. Es sind keine fünf Stunden Flug von hier aus.“

Cash und seine Geschwister hatten jeder einen Flugschein. Da die Straßenverhältnisse in Alaska oft sehr prekär waren, war ein Flugzeug dort das sinnvollste Verkehrsmittel. Es hieß, dass mehr Einwohner von Alaska ein Flugzeug besaßen als ein Auto.

„Okay, aber falls du deine Meinung änderst, lass es mich wissen.“

„Das mache ich.“

Zwei Tage später landete Cash auf dem Laramie Regional Airport. Er hatte einen Leihwagen vorbestellt, der bereits auf ihn wartete. Während er seine Tasche auf den Rücksitz warf, setzte er das Gespräch mit seiner Schwester Charm am Handy fort. Sie hatte ihn angerufen, um ihm ihr Beileid auszudrücken.

Sie begleitete gerade Garths besten Freund Walker Rafferty und dessen Frau Bailey, die Baileys Schwester Gemma in Australien besuchten.

„Danke, Charm, aber du kennst ja die Umstände. Es ist schließlich nicht so, als hätten Ellen und ich ein enges Verhältnis gehabt. Wie ich Garth schon gesagt habe, wundert es mich, dass sie mich in ihrem Testament überhaupt erwähnt.“

Cash warf den Motor an. Er würde in einem Hotel übernachten und sich am nächsten Morgen um elf Uhr mit dem Anwalt treffen. Danach wollte er direkt zum Flughafen fahren und nach Fairbanks zurückfliegen.

„Ich muss jetzt Schluss machen, Charm, sonst verfahre ich mich noch auf dem Weg nach Black Crow. Wir sprechen uns später.“

Während der Fahrt musste Cash an das Gespräch mit seinem Vater zurückdenken. Obwohl seine sechs Kinder inzwischen alle erwachsen waren, nahm Bart sich immer noch das Recht heraus, seine Nase in ihre Angelegenheiten zu stecken.

Cash hatte ihm am Morgen die Meinung gesagt, als sein Vater versucht hatte, ihm einzureden, er müsse alles fordern, was seiner Mutter gehört habe. Das sei schließlich sein gutes Recht. Cash hatte ihm daraufhin klipp und klar gesagt, dass er überhaupt nichts haben wollte. Er hatte sogar erwogen, gar nicht zur Testamentseröffnung zu erscheinen, denn was ihn betraf, war es für Ellen zu spät, um irgendetwas wiedergutzumachen. Er war nur hierhergekommen, um mit der Sache abzuschließen.

Die Fahrt von Laramie nach Black Crow dauerte weniger als eine Stunde. Cash fragte sich, wann seine Mutter nach Wyoming gezogen war. Bart hatte ihm immer erzählt, dass sie Fairbanks vor vierunddreißig Jahren verlassen hatte, um nach New York zu gehen.

Er näherte sich dem Ortsschild von Black Crow. Er rief sich in Erinnerung, was er am Vorabend im Internet über die kleine Stadt gelesen hatte. Sie war ursprünglich von Ureinwohnern vom Stamm der Crow gegründet worden, einer Untergruppe der Sioux, und hatte von ihnen ihren Namen erhalten. Gegenwärtig lebten hier nicht einmal zweitausend Menschen. Sie bemühten sich allerdings, den Charakter der alten Stadt zu erhalten. Alle, die fanden, der Ort sei nicht progressiv genug, wurden aufgefordert, weiterzuziehen, aber es gingen nur sehr wenige. Die meisten lebten schon seit Jahren hier. Es war also eine eingeschworene Gemeinschaft.

Er hielt an einer Ampel und beobachtete die Fußgänger. Sein Blick fiel auf eine Frau, die gerade aus einem Eiscafé kam. Eine echte Schönheit. Sofort registrierte er, wie sie an ihrem Eis leckte – und sah sie im Geiste dasselbe mit seinem Körper tun.

Cash atmete mehrmals tief durch. Die Frau sah wirklich gut aus in ihrem Sweater und der Jeans. Falls Black Crow noch mehr von ihrer Sorte zu bieten hatte, sollte er vielleicht doch noch einen Tag oder zwei hierbleiben.

Er lachte leise über sich selbst. Er hatte wirklich Besseres zu tun, als irgendwelchen Frauen nachzulaufen. Wahrscheinlich war sie ohnehin vergeben, denn eine Frau, die so aussah, konnte an jedem Finger zehn Männer haben.

Der Fahrer hinter ihm hupte ungeduldig. Rasch sah er noch einmal zum Eiscafé hinüber, aber die Frau war verschwunden.

Brianna Banks betrat die Anwaltskanzlei. „Guten Morgen, Lois.“

Die ältere Frau sah hoch und lächelte sie an. „Guten Morgen, Brianna. Du bist aber früh dran.“

„Ist Mr. Cavanaugh schon da?“

„Ist er, und da wir nur dich und diesen Mr. Outlaw brauchen, kann die Testamentseröffnung sofort losgehen, sobald der Mann da ist.“ Lois Inglese beugte sich über den Tisch und raunte: „Ich wusste gar nicht, dass Ellen einen Sohn hatte. Wusstest du davon?“

Brianna atmete tief durch. Sie mochte Lois, die in ihren Fünfzigern war, und kannte sie schon ihr ganzes Leben lang. Deshalb wusste sie auch, dass Lois eine Neigung zum Klatsch hatte. Schon mehr als ein Mal war sie mit Mr. Cavanaugh aneinandergeraten, weil sie vertrauliche Dinge ausgeplaudert hatte.

„Wenn du nichts dagegen hast, setze ich mich einfach dort drüben hin und warte.“

Brianna nahm am Fenster Platz, das einen Ausblick auf den Eagle Bend River bot. Sie hatte von Ellens Sohn gewusst, aber Lois war der letzte Mensch, mit dem sie darüber reden wollte, denn Mutter und Sohn hatten ein angespanntes Verhältnis gehabt – oder besser gesagt gar keines. Das war vielleicht auch der Grund, warum sie dem Mann mit Vorbehalten begegnete, obwohl sie ihn überhaupt nicht kannte. Mit etwas Glück kam er gar nicht zum Termin.

Sie nahm sich eine Zeitschrift. Letzten Endes konnte es ihr egal sein, ob der Mann kam oder nicht. Sie war dankbar dafür, dass Ellen sie genügend wertgeschätzt hatte, um sie in ihrem Testament überhaupt zu erwähnen.

Brianna erwartete keine Gegenleistung für das, was sie für Ellen getan hatte. Ellen war die Besitzerin der Blazing Frontier Ranch gewesen, auf der Brianna aufgewachsen war. Ihre Mutter hatte die Ferienranch gemanagt, und ihr Vater war der Vorarbeiter gewesen.

Brianna sah auf, als ein großer, attraktiver Mann die Kanzlei betrat. Sie erkannte ihn sofort, denn sie hatte einmal ein Foto von ihm gesehen, auf dem er ungefähr zehn Jahre jünger gewesen war als jetzt. Schon damals hatte sie ihn gut aussehend gefunden. Die letzten Jahren hatten ihm eine gewisse Reife verliehen, sodass er noch besser aussah. Sie war sicher, noch nie einen derart attraktiven Mann gesehen zu haben.

Das war also der Sohn von Ms. Ellen, Cashen Outlaw.

Er trug einen perfekt geschnittenen dunklen Anzug. Hier in Black Crow sah man nur selten einen Mann im Anzug, da die meisten gar keinen besaßen. Das hier war eine Stadt für Jeans und Westernhemden.

Der Mann mochte gut einen Meter achtzig groß sein und weckte Gefühle in Brianna, die sie schon seit Monaten – wenn nicht seit Jahren – nicht mehr gehabt hatte. Sie konnte nicht verstehen, was er zu Lois sagte, aber es war offensichtlich, dass diese wie gebannt an seinen Lippen hing.

In diesem Moment ging die Tür zum Büro des Anwalts auf und Henry Cavanaugh kam heraus. Er hatte bereits als Jurist gearbeitet, bevor Brianna geboren worden war. Als er sie entdeckte, lächelte er ihr zu. „Hallo, Brianna.“ Er schüttelte ihr die Hand, bevor er sich an den jungen Mann wandte und sich vorstellte.

In diesem Moment sah Cashen zu ihr herüber und nahm sie zum ersten Mal wahr. Briannas Knie wurden weich, als sich ihre Blicke trafen. Er hatte mandelbraune Haut, dunkle Augen und perfekt geschnittenes Haar. Dazu ein markantes Kinn und volle Lippen. Die Krönung waren allerdings die Grübchen, die sich zeigten, wenn er lächelte.

Er hatte den Körper eines Adonis und duftete unvorstellbar gut. Sie war sich sicher, dass der erregende Duft im Raum von ihm ausging und nicht von Mr. Cavanaugh.

„Ich möchte Sie beide als Erstes miteinander bekanntmachen“, sagte der Anwalt und lenkte sie damit von ihren Gedanken ab. „Cashen Outlaw – Brianna Banks. Sie ist die andere Person, die im Testament Ihrer Mutter bedacht wird.“

Falls die Erklärung den Mann überraschte, ließ er es sich nicht anmerken. Er reichte Brianna die Hand. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Brianna.“

„Ganz meinerseits, Cashen.“

„Bitte, einfach nur Cash.“

„Cash“, wiederholte sie und konnte dabei den Blick nicht von ihm abwenden. Er hielt immer noch ihre Hand in seiner und schien sie gar nicht mehr loslassen zu wollen.

„Bitte kommen Sie doch in mein Büro“, bat der Anwalt.

„Nach Ihnen, Brianna.“ Cash trat beiseite.

„Danke.“

Sie folgte Mr. Cavanaugh, und Cash betrat als Letzter den Raum. Sie musste nicht zu Lois hinübersehen, um zu wissen, dass diese sie nicht aus den Augen gelassen hatte. Doch im Moment war es Brianna egal, denn sie musste sich davon abhalten, Cash Outlaw hemmungslos anzuschmachten.

2. KAPITEL

Sie war es!

Brianna Banks war die Frau, die Cash am Vortag vor dem Eiscafé gesehen hatte und die ihm seither nicht mehr aus dem Kopf ging. Sie hatte Ellen gekannt? Da sie zur Testamentseröffnung hier war, hoffte er, dass sie keine Schwester von ihm war, von der er nichts gewusst hatte. Doch das würde er bestimmt bald erfahren.

Sie saßen vor dem Schreibtisch des Anwalts. Henry Cavanaugh hatte eine Akte geöffnet und blätterte ein paar Papiere durch. Brianna sah einfach nur geradeaus, sodass Cash sie ungestört mustern konnte. Er hätte sich auch gar nicht davon abhalten können, selbst wenn er es gewollt hätte.

Sie trug keinen Ring!

Er fand sie noch genauso atemberaubend wie am Vortag. Alles an ihr war einfach nur sexy, sei es das dunkle gelockte Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel, ihre attraktiven Gesichtszüge oder ihr langer, königlicher Hals.

Sie schien seinen Blick zu spüren, denn plötzlich sah sie zu ihm hinüber, und ihre Blicke trafen sich. Sie hatte schöne dunkle Augen, eine zierliche Nase und glänzende Lippen, die voll und sexy waren. Sie passten perfekt zu ihrem Gesicht … waren perfekt für das Eis gewesen … und auch für …

„Okay, Cash und Brianna, dann fangen wir an.“

Die Worte des Anwalts bewegten Cash dazu, den Blick von Brianna zu lösen.

„Ich, Ellen Cashen Embelin, verteile hiermit meinen Nachlass wie folgt: Meinem Sohn Cashen Outlaw hinterlasse ich die Blazing Frontier Ranch und das dazugehörige Land mit allen Gebäuden. Außerdem überlasse ich ihm alle Tiere, Fahrzeuge und das übrige Inventar, und die Erträge aus meiner Lebensversicherung bei Mission Care Mutual und die Hälfte aller Beträge auf meinen Bankkonten sowie meine Aktien. Die andere Hälfte geht an Brianna Banks.“

Mr. Cavanaugh legte eine Pause ein, um eine neue Seite aufzuschlagen. „Für Brianna Banks“, las er dann vor. „Zusätzlich zu dem Vorgenannten überlasse ich dir das Haus, in dem deine Eltern gelebt haben und in dem du jetzt wohnst, neben allem Inventar und den zwanzig Hektar Land, die dazu gehören. Ich hinterlasse dir auch die zwanzig Hektar, die am Keystone River liegen und an die Blazing Frontier Ranch grenzen. Ich bitte euch beide, dich und Cash, meine persönlichen Dinge auf dem Dachboden durchzugehen und gemeinsam zu entscheiden, was damit geschehen soll. Dies ist allerdings keine Bedingung, sondern eine Bitte.“

Mr. Cavanaugh seufzte schwer und sagte dann: „Das ist alles. Sie erhalten hiermit beide eine Kopie des Testaments.“ Er reichte jedem von ihnen einen Umschlag. „Dazu gehört auch eine beglaubigte Urkunde über die Vermessung des Landes, das jetzt dir gehört, Brianna. Gibt es noch Fragen?“

Cash wusste immer noch nicht, in welcher Beziehung Brianna zu Ellen gestanden hatte. Während Cavanaugh das Testament verlesen hatte, waren ihr Tränen über die Wangen gelaufen. Seine Neugier gewann schließlich die Oberhand.

„Ich habe tatsächlich eine Frage“, sagte er.

„Ja, bitte?“ Der Anwalt sah ihn aufmerksam an, während er sich zurücklehnte.

„Meine Frage richtet sich an Brianna“, sagte er und wandte den Blick zu ihr. „In welcher Beziehung standen Sie zu meiner Mutter?“

Brianna war so gerührt von Ellens Vermächtnis, dass sie einen Moment brauchte, um die Sprache wiederzufinden.

„Meine Eltern haben auf der Blazing Frontier Ranch gearbeitet. Mein Vater war dort schon Vorarbeiter, bevor es eine Ferienranch wurde. Er war über vierzig Jahre dort beschäftigt, und meine Mutter hat fast dreißig Jahre als Managerin der Ranch gearbeitet. Als Teil des Lohns hatte Dad das Wohnrecht im Haus des Vorarbeiters. Das ist zugleich das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und das Ms. Ellen mir vererbt hat. Mom ist vor fünf Jahren gestorben, als ich noch im College war. Nach dem Abschluss bin ich hierher zurückgekommen und habe ihre Position als Managerin der Ranch übernommen.“

„Und was ist mit Ihrem Vater? Ist er immer noch der Vorarbeiter?“

„Nein, er ist im vergangenen Jahr gestorben.“

„Es tut mir leid, das zu hören.“

„Danke.“

Brianna fragte sich, ob er all das wissen wollte, weil er das Testament anfechten wollte. Denn das, was Ellen ihr vermacht hatte – die Hälfte ihres Barvermögens, das Haus und vierzig Hektar Land –, war viel zu großzügig.

Cash wandte sich wieder an den Anwalt. „Ich habe keine weiteren Fragen, aber es wäre eine große Hilfe für mich, wenn Sie mir einen guten Makler empfehlen könnten.“

Der ältere Mann hob fragend die Brauen. „Einen Makler?“

„Ja, denn ich möchte die Ranch so schnell wie möglich verkaufen.“

„Aber Sie haben sie doch noch gar nicht gesehen“, entfuhr es Brianna, obwohl das Ganze sie überhaupt nichts anging.

Cash warf ihr einen kühlen Blick zu. „Ich muss sie auch nicht sehen, Brianna, denn mir liegt nichts an einer Ferienranch. Wird sie überhaupt noch betrieben?“

„Im Moment nicht.“ Brianna versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Es hätte sie nicht überraschen sollen, dass er kein Interesse an der Ranch hatte. „Sie wurde geschlossen, als es mit Ellens Gesundheit bergab ging, aber man kann das Geschäft jederzeit problemlos wieder aufnehmen, denn wir hatten immer lange Wartelisten von Gästen, die zu uns kommen wollten.“

Cash nickte nur. „Das ist ja alles sehr interessant, aber es ändert nichts daran, dass ich sie verkaufen werde.“

„Ich will Sie ja nicht drängen, aber ich habe in wenigen Minuten meinen nächsten Termin“, warf Henry Cavanaugh ein. „Sie können aber gern in eines meiner Besprechungszimmer gehen, wenn Sie das Gespräch fortsetzen möchten.“

Doch Brianna spürte, dass Cashs Entschluss gefallen war. Sie wollte gerade sagen, dass dies nicht nötig war, als Cash erwiderte: „Ja, ich würde das Gespräch sehr gern fortsetzen, aber dafür brauchen wir Ihr Besprechungszimmer nicht.“ Er wandte sich an Brianna. „Würden Sie mit mir zu Mittag essen?“

„Können Sie hier irgendein Restaurant empfehlen?“, fragte Cash, als sie das Büro des Anwalts verlassen hatten.

„Das Monroe’s. Dort gibt es sehr gute Hamburger und Pommes frites.“

Er lächelte. „Ich liebe Hamburger und Pommes.“

„Wir können zu Fuß gehen, es ist in der Nähe.“

Lois lächelte, als sie sich verabschiedeten. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

„Ich dir auch, Lois“, sagte Brianna, als Cash ihr die Tür aufhielt. Sie ahnte, dass bis zum Abend die ganze Stadt über Cash Bescheid wissen würde.

„Ist es hier immer so windig?“, fragte er und zog die Jacke fester um seinen Körper.

Auch Brianna schloss ihre Jacke. „Ja, und heute ist er sogar noch mild. Es liegt daran, dass sich die Stadt zwischen den Bergen befindet. Statt den Wind abzuhalten, beschleunigen die Berge ihn noch. Am schlimmsten ist es im Winter. Stellen Sie sich diesen Wind mal in Kombination mit Schnee vor.“

Er lachte leise. „Lieber nicht. Alaska hat allerdings seine ganz eigenen Wetterprobleme.“

„Und trotzdem leben Sie gern dort?“

„Es ist meine Heimat, und ich bin das Wetter gewohnt. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Während des Studiums war ich allerdings ein paar Jahre in Harvard in Massachusetts.“

„Was haben Sie studiert?“

„Ingenieurwesen.“ Er sah sie neugierig an. „Auf welchem College waren Sie, und was haben Sie studiert?“

„Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft von der Clark Atlanta University.“

Sie blieben kurz an einer Ampel stehen, bevor sie die Straße überquerten.

„Wie hat es Ihnen denn in Atlanta gefallen?“

„Es war eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich war bis dahin noch nie aus Wyoming herausgekommen. Ich habe eine Zeit lang sogar überlegt, mir dort einen Job zu suchen, aber dann ist Mom während meines Abschlussjahres gestorben, und der Flug zurück schien ewig zu dauern. Nach ihrer Beerdigung bin ich nur deshalb an die Universität zurückgekehrt, um meinen Abschluss zu machen. Seitdem bin ich wieder in Black Crow und nie wieder fortgewesen“, erzählte sie.

„Da sind wir.“ Sie hatten das Monroe’s erreicht.

Cash hielt Brianna die Tür auf. Das warme Feuer im Kamin des Restaurants war bei dem kalten Wind draußen wirklich einladend. Sie ging zu ihrem Lieblingstisch, und sie spürte, dass sie sofort Aufmerksamkeit erregten. Die meisten kannten sie, aber niemand wusste, wer Cash war. Zumindest noch nicht.

„Netter Ausblick“, meinte Cash, als sie sich hingesetzt hatten. „Hier gibt es wirklich viele Seen.“

„Insgesamt sind es sechs, wenn man die in den Außenbezirken nicht dazuzählt. Nicht zu vergessen, der Keystone River. Die meisten, die das erste Mal hierherkommen, sagen, Black Crow ist definitiv der beste Geheimtipp in Wyoming.“

Nachdem die Kellnerin die Getränke gebracht und ihre Bestellung aufgenommen hatte, ertappte Brianna Cash dabei, dass er sie ungeniert anstarrte. Es war ein fast hypnotischer Blick. Sie wandte sich hastig ab, um sich nicht darin zu verlieren.

Er nahm das Gespräch wieder auf. „Sie waren also nie abenteuerlustig und wollten die Welt sehen?“

Sie zuckte mit den Schultern.

Sie hatte durchaus einmal geplant, Wyoming zu verlassen. Aber das war zu einer Zeit gewesen, als sie in der Highschool mit Alan Dawkins zusammen gewesen war. Er war ein Jahr vor ihr mit der Schule fertig gewesen und war zur Armee gegangen, und hatte ein Jahr später, wenn sie ebenfalls fertig war, nach Black Crow zurückkehren wollen. Dann hatten sie heiraten und eine Familie gründen wollen. Als Frau eines Soldaten hätte sie dann die Welt kennengelernt.

Doch es war alles anders gekommen. Als Alan in Deutschland stationiert war, hatte er jemanden kennengelernt. Ein Jahr später war er wie versprochen zurückgekehrt, aber er hatte seine deutsche Frau dabeigehabt. Zumindest hatte er den Anstand gehabt, ihr vorher zu schreiben und sie vorzuwarnen. Es war wochenlang das Thema Nummer eins in der Stadt gewesen. Alle hatten Mitleid mit ihr gehabt und Alans Verhalten skandalös gefunden. Ihre Eltern hatten sie ermutigt, sich einen Studienort zu suchen, der möglichst weit von Black Crow entfernt war, damit sie nicht permanent an das Fiasko erinnert wurde. Daher ihre Entscheidung in Atlanta in Georgia zu studieren.

„Vielleicht war es einmal anders“, sagte sie vage. „Aber ich bin darüber hinweggekommen.“

In diesem Moment brachte die Kellnerin ihr Essen.

3. KAPITEL

Cash genoss den Hamburger tatsächlich, aber noch mehr genoss er die Gesellschaft von Brianna. Er mochte den Klang ihrer Stimme, und auch, sie anzusehen. Er wusste nicht, was ihm besser gefiel: ihre Lippen oder ihre Augen. Diese strahlten eine Sinnlichkeit aus, derer sie sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst war. Denn sonst hätte sie ihn ganz bestimmt nicht so angesehen, wenn sie glaubte, er merke es nicht.

Während des Essens war ihr Gespräch kurz verstummt, aber jetzt, wo sie fast fertig waren, kam er wieder zu dem Grund zurück, aus dem er sie überhaupt eingeladen hatte. Er wollte mehr über sie erfahren.

Doch ehe er dazu kommen konnte, sagte sie: „Ich nehme an, Sie möchten gern alles über Ms. Ellen wissen.“

Ellen interessierte ihn eigentlich sehr viel weniger als sie, aber er konnte warten. „Sie haben Ellen Ihr ganzes Leben lang gekannt, nicht wahr? Wie lange ist das … seit dreiundzwanzig Jahren?“

„Ich werde in diesem Sommer achtundzwanzig.“

Das war erstaunlich, denn sie wirkte wesentlich jünger. Ihre kupferfarbene Haut war glatt, weich und makellos.

„Wie lange war sie mit Van Embelin verheiratet?“

„Zehn Jahre, bis zu seinem Tod. Mr. Van war siebzehn Jahre älter als sie. Sie haben einander sehr geliebt. Meine Eltern haben geglaubt, dass Mr. Van sich durch sie wieder jung gefühlt hat. Sie gab ihm Kraft und Lebensfreude.“

Cash hob die Augenbrauen. „Hatte er die denn verloren?“

„Ja, als seine erste Frau an Krebs starb, hat er sich fast fünf Jahre lang zurückgezogen. Erst Ms. Ellen hat es geschafft, ihn wieder ins Leben zurückzuholen.“

„Hat Ellen Ihnen erzählt, wie lange sie mich nicht gesehen hat?“ Er redete sich ein, dass er rein aus Neugier fragte.

„Ich weiß nur, dass sie mit Ihrem Vater wegen des Sorgerechts vor Gericht war und dass sie verloren hat.“

„Das stimmt.“ Cash wollte nicht darüber sprechen, wie sein Vater diesen Prozess gewonnen hatte – und das noch dazu, zu einer Zeit, als die Gerichte durchweg zugunsten der Mutter entschieden hatten. Bart war dafür bekannt, sein Geld skrupellos einzusetzen, wenn es nötig war. Dennoch hätte Ellen irgendwann im Laufe der letzten vierunddreißig Jahre den Versuch machen können, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Sie hatte doch gewusst, wo er war. Zumindest hatte jemand nach ihrem Tod Bart benachrichtigt.

„War die Blazing Frontier immer eine Ferienranch?“, erkundigte er sich, um das Gespräch von sich abzulenken.

Brianna lächelte. „Nein, sie zu einer Ferienranch zu machen, war Ellens Idee. Zuerst war man in der Stadt dagegen, weil es etwas vollkommen Neues war, aber irgendwie hat Ellen schließlich alle davon überzeugt, dass es gut für die Wirtschaft wäre. Sie wollte es zunächst für ein Jahr ausprobieren, und hätte das Projekt einen negativen Einfluss auf die Stadt gehabt, wäre sie wieder zum normalen Ranchbetrieb zurückgekehrt.“

„Ich nehme an, das Experiment lief gut.“

„Besser, als alle es erwartet hatten. Es zog Leute an, die den alten Westen suchten und sich gern in diese Zeiten zurückversetzen wollten, und diese Touristen gaben natürlich auch in der Stadt ihr Geld aus.“ Sie legte eine kleine Pause ein, bevor sie hinzufügte: „Es war daher ein ziemlicher Schlag für alle, als die Ferienranch wegen Ellens Krankheit schließen musste. Den Einwohnern von Black Crow wäre daher sehr daran gelegen, dass der Betrieb wieder aufgenommen wird.“

Cash verstand sehr wohl, was sie ihm damit sagen wollte. Offenbar hatte er sich im Büro des Anwalts nicht klar genug ausgedrückt. „Dann hoffe ich, dass der neue Besitzer Interesse an einer Ferienranch hat. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt einen Kaufinteressenten.“

Brianna runzelte die Stirn. „Oh, Sie können mir glauben, den gibt es.“

Unter anderen Umständen hätte er sie gefragt, wen sie damit meinte, aber aus ihrem Tonfall schloss er, dass dieser Jemand, ihr nicht zusagte. Doch er wollte sich nicht in irgendwelche lokalen Probleme einmischen. Es war ihm egal, wer die Ranch kaufte, solange das Ganze nur schnell über die Bühne ging.

Die Kellnerin kam zurück, um das Geschirr abzuräumen. Als sie wieder allein waren, sagte Cash: „Mr. Cavanaugh hat mir keinen Makler genannt. Kennen Sie einen, an den ich mich wenden könnte?“

„Wollen Sie die Blazing Frontier wirklich verkaufen, ohne sie sich auch nur einmal angesehen zu haben? Es ist nämlich eine wunderschöne Ranch.“

„Das glaube ich Ihnen, aber ich brauche nun mal keine Ranch, weder eine Ferienranch noch sonst eine.“

„Sie machen einen Fehler, Cash.“

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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