Eine letzte Nacht der Leidenschaft

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Eine letzte schicksalhafte Nacht verbringt Maverick Outlaw mit seiner Affäre, der faszinierenden Sapphire, bevor sie zu ihrer Familie zurückkehrt. Der Abschied fällt ihm schwer, denn mit ihr erlebt er nicht nur spektakulären Sex, sondern er vertraut ihr auch seine dunkelsten Geheimnisse an. Als sich herausstellt, dass ihre Liebesnacht unerwartete Folgen hat, wird Maverick klar, dass er Sapphire endgültig für sich gewinnen muss – bevor sie einen anderen heiratet!


  • Erscheinungstag 24.10.2023
  • Bandnummer 2313
  • ISBN / Artikelnummer 9783751515849
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Maverick Outlaw grinste breit, als er zusah, wie sein Bruder Jess seine frisch angetraute Frau Paige, geborene Novak, stürmisch in die Arme zog. Keiner der Gäste schien überrascht über die zur Schau gestellte Leidenschaft zu sein, nicht einmal ihr Vater Bart.

Seine Anwesenheit hier hatte viele schockiert. Dabei hätte es das Natürlichste der Welt sein sollen, schließlich war es einer seiner Söhne, der vor den Traualtar trat. Alle Outlaws wussten, dass er ein grantiger alter Knochen war. Es hätte bestimmt noch andere Bezeichnungen für ihn gegeben, aber keine wäre sonderlich nett gewesen.

Doch heute wollte Maverick nicht darüber nachdenken. Er war einfach nur froh, dass sein Vater gekommen war und dass er sich bemühte, halbwegs nett und zivilisiert zu erscheinen. Vielleicht lag das aber auch an der Frau an seiner Seite: Claudia Dermotte, denn sie war die Freundlichkeit in Person.

Ein paar Stunden nachdem alle Fotos gemacht worden waren und das Hochzeitsessen vorbei war, verschwanden Jess und Paige, um sich umzuziehen. Sie wollten noch am Abend in die Flitterwochen starten, die in Dubai beginnen sollten.

Maverick konnte sich nicht daran erinnern, Jess je so glücklich erlebt zu haben. Für einige Menschen schien die Ehe offenbar genau das Richtige zu sein – ihn natürlich ausgenommen, denn er liebte sein Leben genau so, wie es war. Er genoss die Freiheiten des Junggesellendaseins, und so sollte es erst einmal bleiben. Vielleicht sogar für immer, da er sich keine Sorgen um die Fortführung des Stammbaums der Outlaws zu machen brauchte. Dafür sorgten schon seine Brüder.

„Mir ist aufgefallen, dass du wie wir alle das Familienoberhaupt im Blick behältst.“

Maverick sah zu seinem Bruder Sloan hinüber und nickte. „Dabei ist das eigentlich vollkommen überflüssig, wenn Claudia dabei ist, denn bei ihr hat er sich immer im Griff.“

„Das stimmt – womit wieder einmal bewiesen wäre, dass er ein ganz zivilisierter Mensch sein kann, wenn er es will.“

Maverick hätte die alte Redensart anführen können von den Hunden, die bellen, aber nicht beißen. Doch es ließ sich nicht beschönigen: Bart Outlaw bekam immer, was er wollte, und dafür war ihm jedes Mittel recht.

Maverick nippte an seinem Champagner und sah zu ihrem Vater hinüber. Claudia hatte ihre Hand in Barts geschoben, als sie auf die Jungvermählten zuging, die gerade zurückgekehrt waren. Natürlich war sie es, die die beiden als Erste zum Abschied umarmte. Maverick sah zu, wie auch Bart Jess und anschließend Paige umarmte. Hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er es nicht für möglich gehalten. Seit wann umarmte Bart irgendjemanden außer Claudia und ihre Schwester Charm?

„Unfassbar!“ Auch Sloan hatte den Abschied offensichtlich verfolgt. „Etwas steif, aber immerhin. Er hat sie umarmt!“

„Ich glaube, das Drama um Cash und Brianna hat ihm wirklich einen Schock versetzt“, meinte Maverick und dachte daran, wie ihr Vater versucht hatte, das Paar auseinanderzubringen. „Ihm ist klar geworden, dass er fast einen seiner Söhne verloren hätte.“

„Das stimmt.“ Sloan nickte. „Vielleicht hat er deswegen auch nichts weiter gesagt, als ich ihm erklärt habe, dass ich Leslie heiraten will.“

Maverick hatte vier Brüder und eine Schwester namens Charm, und alle waren zu der Feier gekommen. Er wusste, dass einige Menschen es erstaunlich fanden, dass die sechs Outlaw-Geschwister sich so nahestanden, weil jeder von ihnen eine andere Mutter hatte. Mit fünf der Frauen war Bart verheiratet gewesen. Seine Anwälte hatten dafür gesorgt, dass er nach jeder Scheidung das Sorgerecht für den Sohn zugesprochen bekam, der der Beziehung entsprungen war. Maverick war mit zweiunddreißig der jüngste von ihnen.

Garth war vierzig und damit der älteste. Er und seine Frau Regan waren die stolzen Eltern eines inzwischen sieben Monate alten Sohnes, den sie Garrison getauft hatten. Regans Vater hatte über vierzig Jahre lang als Pilot für die Outlaws gearbeitet. Als er sich zur Ruhe gesetzt hatte, übernahm Regan seine Position, so wie Garth als CEO für Outlaw Freight Lines eingestiegen war, als Bart sich zurückgezogen hatte. Oder besser gesagt: als der Aufsichtsrat der Firma Bart gedroht hatte, ihn aus der Firma zu klagen, wenn er nicht freiwillig ging.

Jessup – oder vielmehr Jess, wie er sich nannte – war achtunddreißig und der Politiker der Familie. Vor vier Jahren war er als Senator für Alaska nach Washington gegangen. Alle freuten sich für ihn und Paige, eine Schauspielerin aus Hollywood. Sie war gleichzeitig auch die Schwester der Frau ihres Cousins Dillon Westmoreland. Paige war heute neunundzwanzig geworden. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, an ihrem Geburtstag zu heiraten.

Cashen, der sich Cash nannte, war Barts drittältester Sohn. Er war sechsunddreißig und mit Brianna verheiratet. Sie waren die stolzen Eltern von zweijährigen Zwillingsjungen. Cash und seine Familie hatten ihr Zuhause auf einer Ranch in Wyoming gefunden, die er von seiner Mutter geerbt hatte.

Sloan war der vierte Bruder. Er hatte vor fünf Monaten geheiratet. Er und seine Frau Leslie teilten ihr Leben zwischen Wasilla und Fairbanks, Alaska auf. Sloan hatte sich nicht gescheut, seine Familie am Tag der Hochzeit wissen zu lassen, dass seine Frau zu Weihnachten schwanger sein sollte. Da das bereits in einem Monat war, konnte sich Maverick nur zu gut vorstellen, wie das Paar den Großteil seiner freien Zeit verbrachte.

Zu guter Letzt war da noch seine Schwester, die siebenundzwanzigjährige Charm. Sie war das jüngste von Barts Kindern, und als einziges Mädchen war sie natürlich der Liebling des Vaters. Claudia, Charms Mutter, war die einzige Frau, die Bart je wirklich geliebt hatte – und die einzige, die sich nicht von ihm herumkommandieren ließ. Alle anderen Mütter seiner Kinder hatte er geheiratet, doch sie nicht. Nicht, dass er es nicht gewollt hätte.

Er bemühte sich immer noch darum. Maverick und seine Geschwister bekamen jedes Mal einen Kick, wenn sie beobachteten, wie Bart Claudia den Hof machte. Sie gingen davon aus, dass sie ihn deswegen nach wie vor nicht erhörte, weil sie sich nicht sicher war, ob er seine Art, Menschen zu manipulieren, wirklich abgelegt hatte. Falls sie mit dieser Vermutung richtiglagen, würde es nie eine Hochzeit geben, denn weder Maverick noch seine Brüder konnten sich vorstellen, dass ihr Vater sich jemals ändern würde. So wie ein Leopard seine Flecken nicht ablegte, konnte auch Bart seinen Charakter nicht einfach ändern.

Sloan ging weiter, und Maverick blieb wieder allein zurück. Zumindest für den Moment. Wirklich allein sein konnte er nicht, wenn die Westmoreland-Cousins da waren. Es waren einfach zu viele. Davon einmal abgesehen hatten die Hochzeit und die anschließende Feier in einem Teil von Denver stattgefunden, den die Einheimischen Westmoreland Country nannten.

Dillon, der älteste der Westmorelands, hatte dieses riesige Gebäude gebaut und es Westmoreland House genannt. Es nahm problemlos bis zu dreihundert Menschen auf und war für besondere Anlässe und Familienfeiern gedacht.

Laute Ooohs und Aaahs waren jetzt zu hören. Mehrere Verwandte bewunderten die drei Monate alten Babys seines Cousins Bane. Es waren die zweiten Drillinge, die er und seine Frau Crystal bekommen hatten. Alle sechs Kinder waren perfekte Kombinationen ihrer Eltern, aber alle besaßen die braunen Augen ihres Vaters.

Mavericks Handy machte sich durch ein Vibrieren bemerkbar. Er hatte den Ton während der Zeremonie ausgestellt und fragte sich, wer ihn jetzt anrief. Die meisten seiner weiblichen Bekannten hatten nur die Nummer seines Prepaid-Telefons, und alle, die ihm wichtig waren, waren hier auf der Hochzeit seines Bruders.

Alle, außer Phire.

Sein Puls ging unwillkürlich schneller, als er sah, dass der Anruf tatsächlich von ihr kam: Sapphire Bordella, die Frau, mit der er über Jahre hinweg eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen gepflegt hatte.

Sie hatten sich vor drei Jahren in Paris kennengelernt, als er geschäftlich dort zu tun gehabt hatte. Sie hatten sich sofort zueinander hingezogen gefühlt. Er hatte schnell herausgefunden, dass sie eine Frau war, mit der er reden und seinen Spaß haben konnte, im Schlafzimmer und auch außerhalb. Sie wurden beste Freunde – mit Zusatzbonus, wie sie es nannten. Zu dieser Zeit hatte keiner von ihnen eine feste Beziehung gewollt. Eines hatten sie gemeinsam – sehr dominante Väter. Maverick wusste, wie er mit seinem umgehen musste, aber Phire hatte es noch nicht gelernt. Er war überzeugt davon, dass ihr Vater seine Mitmenschen ebenso manipulierte wie Bart. Vielleicht sogar noch mehr.

Vor einem Jahr hatte Phire beschlossen, dass sie nun reif für eine feste Beziehung war. Sie beschloss daher, ihr Verhältnis zu beenden. Es war bei gelegentlichen Telefonaten geblieben, die aber zunehmend seltener wurden. Wahrscheinlich hatte sie jemanden kennengelernt, und es war ernst geworden. Da war es nur natürlich, dass er für sie in den Hintergrund trat.

„Phire?“

„Ja, ich bin’s.“

Maverick hörte die Anspannung in ihrer Stimme. „Alles in Ordnung?“

„Nein.“

Er war augenblicklich alarmiert. Phire gab sonst nie zu, wenn es ihr nicht gut ging. Unwillkürlich suchte er nach einem Raum, in dem er ungestört war. Er landete in dem riesigen Spielzimmer, das Dillon für die Jüngsten der Familie eingerichtet hatte. Der Raum sah aus wie ein ins Haus verlegter Spielplatz.

„Was ist los, Phire?“, fragte er, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte.

Sie zögerte kurz, bevor sie sagte: „Ich weiß, wir sind nicht mehr zusammen, aber ich muss dich sehen, Maverick.“

Er warf einen Blick auf die Uhr. „Ich bin gerade in Denver auf der Hochzeit meines Bruders, aber ich könnte in ein paar Stunden in Paris sein …“

„Ich bin nicht in Paris, ich bin in Texas.“

„Du bist zu Hause?“

„Ich habe dir doch gesagt, dass diese Ranch schon seit Jahren nicht mehr mein Zuhause ist, Maverick.“

„Ich bin mit meiner Maschine hier. Gib mir nur Zeit zum Auftanken, und ich komme nach Texas.“

„Es tut mir leid, dass du meinetwegen die Hochzeit versäumst.“

„Die Feier ist fast zu Ende. Jess und Paige verschwinden bald in die Flitterwochen.“

„Wenn es dir wirklich nichts ausmacht …“

„Kein Problem. Ich kann den Flughafen in Austin anfliegen und …“

„Nein, ich würde einen anderen Ort vorziehen.“

„Welchen?“

„Dallas. Ich kann von hier aus in ein paar Stunden dort sein.“

„Gut, dann treffen wir uns dort. Ich arrangiere alles und schicke dir die Details.“

„Danke, Maverick.“

„Keine Ursache. Bis bald.“

Nachdem er das Gespräch beendet hatte, warf er einen Blick auf die Uhr. Er hoffte, in ein paar Stunden zu wissen, was los war.

„Wohin, junge Dame?“

Phire sah nicht auf. Sie war gerade dabei, einige Sachen in ihre Tasche zu werfen. Unter gar keinen Umständen sollte ihr Vater erfahren, dass sie sich mit Maverick treffen wollte. Nur gut, dass sie seine Identität in den letzten Jahren vor ihrem Vater geheim gehalten hatte.

Vor einigen Tagen hatte er sie in Paris angerufen und ihr befohlen, auf der Stelle nach Hause zu kommen. Auf der Ranch hatte sie den Grund dafür dann sehr schnell erfahren: Er hatte einen Mann gefunden, den sie heiraten sollte.

Phire war zwölf gewesen, als ihre Mutter starb. Ein knappes Jahr später hatte ihr Vater, Simon Bordella, Anwalt und Rancher, sie zu seiner älteren Schwester nach Paris geschickt. Nicht einmal während der Ferien hatte er sie nach Hause kommen lassen. Phire hätte nicht gewusst, was sie tun sollte, hätte sie ihre Tante nicht gehabt. Lois Priestly hatte sich als wahrer Segen für sie erwiesen.

Als Phire älter wurde, waren ihr zwei Dinge klar geworden. Ihre Tante Lois verlor nie ein schlechtes Wort über ihren Vater … aber auch kein gutes. Ganz eindeutig hatte es einen Bruch in ihrer Beziehung gegeben. Sie waren altersmäßig zwar vierzehn Jahre auseinander, aber dennoch war die Tiefe des Risses zwischen ihnen erstaunlich.

Mehr als einmal hatte sie versucht, ihre Tante zum Reden über diesen Punkt zu bringen, aber ohne Erfolg. Tante Lois hatte sich auf die ominöse Bemerkung beschränkt, alles Dunkle werde eines Tages ans Licht kommen. Phire konnte sich nicht vorstellen, was sie damit meinte. Nur in einem war ihre Tante mehr als deutlich gewesen: sie hatte sie gewarnt, ihren Vater nicht gegen sich aufzubringen.

Als Phire mit siebzehn die Schule abgeschlossen hatte, hatte ihr Vater sie wissen lassen, dass sie ihre weitere Ausbildung in den Staaten machen sollte. Doch sie beschloss, nach dem College nach Paris zurückzukehren. Sobald sie einundzwanzig war, würde ihr Vater ihr keine Vorschriften mehr machen können. Sie erinnerte ihn daran, dass sie jetzt erwachsen war und alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Außerdem: wieso sollte er sie bei sich haben wollen, wenn er all die Jahre über keinen Kontakt zu ihr gesucht hatte?

Sie war gerade einmal ein Jahr zurück in Paris, als ihre Tante einen schweren Schlaganfall erlitt. Sie konnte nicht mehr sprechen und war gelähmt. Sie brauchte daher eine Vollzeitpflege. Als die Mittel ihrer Tante zu Ende gingen, hatte Phire keine andere Wahl gehabt, als sich Hilfe suchend an ihren Vater zu wenden. Sie war sich sicher gewesen, dass er seiner Schwester die Unterstützung nicht versagen würde.

Simon Bordella war bereit, das Geld für das Pflegeheim zur Verfügung zu stellen, aber nur unter einer Bedingung: Phire musste sich bereit erklären, irgendwann einen Mann seiner Wahl zu heiraten, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.

Zuerst hatte Phire das Ganze für einen Witz gehalten, doch als sie begriff, dass es ihm bitterer Ernst war, war sie entsetzt gewesen. Erst als die Ärzte Druck gemacht und ihr gesagt hatten, dass ihre Tante die professionelle Pflege dringend brauche, stimmte Phire der Bedingung ihres Vaters schließlich widerstrebend zu.

„Ich will wissen, wohin du willst, Sapphire!“

Sie drehte sich zu ihm um. „Ich muss in Ruhe nachdenken, und das kann ich hier nicht.“

„Worüber denn nachdenken? Ich habe mich an meinen Teil der Vereinbarung gehalten und die beste Pflege für Lois bezahlt. Nun musst du deinen Teil ebenfalls einhalten.“

Phire sah ihn bedrückt an. „Ich hatte gehofft, dass du mich damit nicht unter Druck setzt. Ich dachte, du kümmerst dich um Tante Lois, weil sie deine Schwester ist.“

„Dann hast du falsch gedacht. Lois und ich sind nie miteinander ausgekommen. Ich habe diese horrenden Kosten seit drei Jahren nur wegen unserer Abmachung bezahlt.“

„Warum, Dad? Wieso ist es dir so wichtig, wen ich heirate?“

„Der Grund spielt keine Rolle. Mit fünfundzwanzig wird es Zeit für dich, eine Familie zu gründen, und Jaxon Ravnell ist der perfekte Schwiegersohn.“

Phire runzelte die Stirn, als sie an den Mann dachte, den er ihr am Vorabend beim Essen vorgestellt hatte. „Wieso? Weil er reich ist und du glaubst, ihn in deinem Sinne lenken zu können?“

Ihr Vater lächelte spöttisch. „Jaxon hat so viel Geld, dass er gar nicht weiß, wohin damit. Wieso sollte ich ihm nicht helfen, es richtig zu investieren?“

Phire schwieg. Der zweiunddreißigjährige Jaxon war eindeutig ein attraktiver Mann. Er war der CEO mehrere IT-Firmen in Virginia und suchte gerade Land in Texas, um hierher zu expandieren. Ihr Vater hatte ihn vor einigen Wochen auf irgendeinem Treffen von Geschäftsleuten kennengelernt. Dort hatte man für Jaxon förmlich den roten Teppich ausgerollt.

Während des Essens am vergangenen Abend hatte ihr Vater sich bemüht, Jaxon schmackhaft zu machen, ein paar seiner Millionen in Land zu investieren. Vorwiegend in Land, das ihm gehörte und an die Ranch angrenzte.

Sie hatte schon immer ein gutes Gespür für Menschen gehabt, und ihr war im Gegensatz zu ihrem Vater sehr schnell klar geworden, dass Jaxon kein Mann war, den man manipulieren konnte. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass er ihrem Vater bewusst Sand in die Augen streute, indem er so tat, als könne er sich zu dem Geschäft überreden lassen. Das war interessant …

Was ihr Vater zuvor gesagt hatte, stimmte. Er hatte dafür gesorgt, dass ihre Tante in eines der besten Pflegeheime von Paris gekommen war. Er hatte sich an seinen Teil der Abmachung gehalten, und ihr blieb daher nichts anderes übrig, als es ebenfalls zu tun.

„Ich brauche dich in zwei Tagen wieder hier, Sapphire. Ich habe beim Essen bemerkt, dass Jaxon Interesse an dir hat. Er sagt, er wird mindestens sechs Monate in der Gegend bleiben. Ihr beiden solltet Zeit zusammen verbringen. Ich möchte, dass die Hochzeit spätestens im Frühling stattfindet. Verstanden?“

Als sie schwieg, fuhr er fort: „Nur für den Fall, dass du es noch nicht richtig begriffen hast: Ich habe Lois verlegen lassen.“

„Du hast was getan?“ Sie sah ihn entsetzt an.

„Du hast mich schon verstanden. Nur für den Fall, dass du versuchen willst, dich vor deinem Teil der Abmachung zu drücken. Keine Sorge, meine Schwester erhält immer noch die bestmögliche Pflege – nur eben an einem Ort, den ich dir nicht nennen werde. Oder besser gesagt: Ich werde ihn dir nennen – nach deiner Hochzeit mit Jaxon.“

„Das kannst du nicht machen!“

„Als ihr Vormund kann ich tun, was ich will. Mach dir keine Sorgen wegen deiner Tante. Konzentrier dich voll und ganz darauf, bis zum Frühling mit Jaxon vor dem Traualtar zu stehen. Alles andere muss dich nicht interessieren. Falls du jetzt das Gefühl hast, du müsstest allein sein – meinetwegen. Aber ich erwarte dich in zwei Tagen zurück, und zwar mit einem Lächeln auf dem Gesicht und bereit, Jaxon davon zu überzeugen, dass du das Beste bist, was ihm passieren kann.“

Maverick warf immer wieder nervös einen Blick auf die Uhr, während er im Hotelzimmer auf und ab ging. Er hatte nicht erwartet, vor Phire in Dallas zu sein, und hatte ihr alle nötigen Informationen geschickt, verbunden mit dem Hinweis, dass an der Rezeption ein Zimmerschlüssel auf ihren Namen hinterlegt war.

Er konnte sich denken, dass sich jetzt alle fragten, wieso er Denver so überstürzt verlassen hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt, zusammen mit seinen Brüdern noch zwei Tage in Westmoreland Country zu bleiben.

Sein Bruder Sloan hatte nur grinsend angemerkt, es müsse wohl etwas mit einer Frau zu tun haben. In diesem Punkt hatte er recht. Er irrte sich allerdings, wenn er glaubte, es handle sich um eine Bettgeschichte.

Denn Phire war für Maverick mehr als das.

Von ihrem ersten Treffen an war klar gewesen, dass sie anders war als alle Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Abgesehen von ihrer Schönheit hatte sie einen Geist und eine Persönlichkeit, die ihn magisch anzogen. Je besser er sie kennenlernte, desto wertvoller erschien ihm ihre Freundschaft. Sich auf eine Freundschaft mit Zusatzbonus einzulassen war ein Novum für ihn gewesen. Vor Phire hätte er so etwas nie auch nur in Erwägung gezogen.

Während er auf sie wartete, musste er an ihre erste Begegnung denken. Es war sein zweiter Abend mit Garth in Paris gewesen, und Maverick hatte beschlossen, das Nachtleben in einer Bar zu testen, die ihnen jemand empfohlen hatte. Da es ein schöner Frühlingsabend im April gewesen war, hatte er beschlossen, zu Fuß zu gehen.

Gedankenverloren sah Maverick aus dem Fenster seines Hotelzimmers, während er im Geiste bei seiner ersten Begegnung mit Sapphire Bordella war. Es war eine Nacht gewesen, die er niemals vergessen würde …

2. KAPITEL

Paris, Frankreich

Vor drei Jahren

„Willkommen im DuRands. Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte die Barkeeperin, während Maverick auf dem Hocker an der Bar Platz nahm.

„Brandy“, sagte er leichthin.

„Ein Glas oder eine Flasche?“

Maverick stimmte unwillkürlich in das leise Lachen der Frau ein. Dabei registrierte er, dass sie atemberaubend aussah. Er hatte ein Auge für weibliche Schönheit. Auf einer Skala von eins bis zehn hätte er ihr sofort eine Zwanzig Plus gegeben, und das wollte etwas heißen, denn er kannte viele schöne Frauen.

Sie trug nur ein leichtes Make-up. Die Masse ihrer dunkelbraunen Locken fiel weich um ihr Gesicht herum und passte perfekt zu ihrem hellbraunen Hautton. Er musste nicht auch die untere Hälfte ihres Körpers sehen, um zu wissen, dass sie ebenso sexy war. Dazu kam der dezente Duft, den sie verströmte. Bei den Meetings des Tages hatte er sich zu Tode gelangweilt, aber jetzt waren all seine Sinne geschärft. Bisher hatte er noch nie mit einer Barkeeperin geflirtet, aber es gab eben für alles ein erstes Mal.

„Sehe ich so gestresst aus, als bräuchte ich eine ganze Flasche?“ Während er grinste, registrierte er, dass sie keinen Ring an der linken Hand trug. Er hielt nichts davon, auf dem Terrain eines anderen zu wildern, und ein Mann, der nicht klug genug war, ihr einen Ring an den Finger zu stecken, war nicht von Bedeutung.

Die Frau musterte ihn nachdenklich. „Sie wirken nicht gestresst, aber so, als hätten Sie viel Zeit totzuschlagen.“

„Das stimmt, aber wenn ich mir jetzt eine Flasche gönne, müssten Sie mich wahrscheinlich später hinaustragen.“

„Ich habe kein Problem damit, Sie irgendwohin zu tragen, Mister“, kam es von ihr zurück. Dabei offenbarte sie die bezauberndsten Grübchen, die er jemals gesehen hatte.

Das Knistern zwischen ihnen war förmlich zu hören. Natürlich war es nichts Neues für ihn, dass Frauen mit ihm flirteten, aber diese Frau hatte etwas an sich, das jede Zelle seines Körpers zum Leben erweckte. Nur gut, dass er saß …

„Ich muss den Namen der Person wissen, die mich vielleicht aus dem Vollrausch retten muss.“ Es gefiel ihm, dass der Ausschnitt ihrer Bluse ein Paar beeindruckender Brüste verriet.

Sie lächelte erneut, und er spürte, wie sein Verlangen wuchs. „Ich bin Sapphire Bordella, aber meine Freunde nennen mich Phire.“

„Phire.“ Es gefiel ihm, wie leicht ihr Name über seine Lippen glitt. Er klang wie das englische Wort für Feuer – genau das, was ihm im Moment durch den Körper zu laufen schien.

„Und Ihr Name?“

„Maverick Outlaw.“

„Ist der Name Programm? Maverick, der Rebell? Outlaw, der Gesetzlose?“

Er lachte leise. „Meine Familie behauptet, ich sei beides. Danach zu urteilen, wie oft ich in Schwierigkeiten gerate, scheinen sie recht damit zu haben.“

„Dann werde ich doch mal ein Auge auf den gesetzlosen Rebellen halten.“

„Und Sie? Sind Sie ein kostbarer Saphir oder sind Sie so heiß, wie der Name Phire impliziert?“

Sie schenkte ihm ein Lächeln, das ihm durch und durch ging … und ihre Haut … Er war versucht, die Hand auszustrecken, um zu sehen, ob sie so weich war, wie sie aussah. „Ich plädiere für beides. Darüber können Sie ja nachdenken, bis ich mit Ihrem Drink zurück bin.“

Maverick sah ihr hinterher. Keine Frage, er würde sie auch im Auge behalten.

Es dauerte nicht lange, und sie war mit seinem Brandy zurück. Ihre Finger berührten sich, als sie ihm das Glas reichte. Da war es wieder, dieses Knistern zwischen ihnen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich an einen Tisch zu setzen, um die Band zu genießen, aber nun fand er es verlockender, hier an der Bar zu bleiben und Phire besser kennenzulernen. Bisher kannte er nur ihren Namen, aber wenn es nach ihm ging, würde sich das bald ändern.

Sein Bruder Sloan hatte ihn einmal eine männliche Wanderdüne genannt, was er mit einem Lachen hingenommen hatte. Er mochte Frauen, und sie mochten ihn. Er hielt nichts davon, mehr als ein paar Nächte bei einer zu bleiben. Frauen, die sich an ihn klammerten oder die glaubten, eine heiße Nacht zwischen den Laken gäbe ihnen gewisse Rechte, waren ihm ein Gräuel.

„Sind Sie Amerikanerin oder Französin?“ Er meinte nämlich, beide Akzente bei ihr entdeckt zu haben, wusste aber nicht, welcher überwog.

„Amerikanerin. Geboren im Herzen von Texas. Ich nehme an, Sie sind Amerikaner, auch wenn Sie einen Akzent haben, den ich nicht unterbringen kann.“

„Ich bin in Alaska geboren und lebe immer noch dort. Ich bin erst nach der Highschool zum ersten Mal in die Staaten gekommen. Damals hatte ich gerade mein eigenes Flugzeug bekommen und bin selbst geflogen.“

„Sie besitzen eine Maschine und können sie auch fliegen?“

Er hörte das Erstaunen in ihrer Stimme. Diese Information war der perfekte Gesprächsöffner. Sie weckte jedes Mal das Interesse. „Ja, in Alaska sind viele Gegenden noch unerschlossen, und da ist das Fliegen die übliche Fortbewegungsart.“

„Das ist ja interessant.“

„Seit wann leben Sie schon in Paris?“ Er nippte an seinem Brandy.

„Ich bin hierhergezogen, als ich zwölf war … kurz nach dem Tod meiner Mutter. Ich nehme an, mein Vater fühlte sich mit der Erziehung einer Tochter überfordert, deswegen hat er mich zu seiner älteren Schwester geschickt. Ich habe bei Tante Lois gelebt, bis ich mit siebzehn meinen Schulabschluss gemacht habe. Dann wollte er, dass ich das College in Texas besuche.“

„Wo?“

„An der University of Texas in Austin. Am Tag nach dem Abschluss bin ich aber wieder hierher zurückgekehrt.“

Maverick fand ihre Geschichte äußerst interessant. Ihr Vater hatte sie mit zwölf fortgeschickt, während sein Vater kein Problem damit gehabt zu haben schien, fünf Söhne allein aufzuziehen. „Leben Sie noch bei Ihrer Tante?“

„Nein, sie hatte Anfang des Jahres einen schweren Schlaganfall. Sie lebt zurzeit in einem Pflegeheim.“ 

„Es tut mir leid, das zu hören.“

„Danke. Bitte entschuldigen Sie, ich muss mich um einen Gast kümmern.“

Er nickte und beobachtete, wie sie mit dem Mann sprach, der soeben eingetroffen war. Der Begrüßung nach zu urteilen, kannten die beiden sich. Wahrscheinlich ein Stammkunde. Das ließ sich auch daraus schließen, dass sie ihn nicht fragte, was er wollte. Sie wusste es.

Sie blieb am anderen Ende der Bar und unterhielt sich mit dem Mann. Maverick war irgendwie pikiert. Er runzelte die Stirn. Bisher hatte es ihm noch nie etwas ausgemacht, wenn eine Frau ihn nicht beachtete. Wieso also jetzt? Vielleicht, weil sie ihn ignorieren konnte, er sie aber nicht. Dieses lockige Haar und die herrlichen dunklen Augen hatten ihn in ihren Bann gezogen.

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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