Es fühlt sich an wie Liebe

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Wie es sich wohl anfühlt, von diesem Mann geküsst zu werden? Renee kann an nichts anderes mehr denken, seit sie Teagan Elliot begegnet ist. Auch wenn ihre erotischen Fantasien wohl niemals wahr werden, denn sie und den erfolgreichen New Yorker Verleger trennen Welten ...


  • Erscheinungstag 24.02.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733766887
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Miss Williams, Mr Teagan Elliott möchte mit Ihnen sprechen.“

Renee Williams holte tief Luft, nahm ihre Lesebrille ab und schob den Arztbericht über Karen Elliott zur Seite, um mit dem Sohn der Frau zu sprechen, der, wie sie gehört hatte, Probleme machte.

Seit er von der Brustkrebserkrankung seiner Mutter erfahren hatte und versuchte, Karen bei dem ganzen Papierkram für die bevorstehende Operation zu helfen, eckte er ständig beim Krankenhauspersonal an, weil er meinte, wegen seines Namens Druck ausüben zu können.

Sie drückte die Taste ihrer Gegensprechanlage und sagte: „Schicken Sie ihn bitte herein, Vicki.“

Renee betete, dass die Auseinandersetzung mit ihm gut ausging. Sie erinnerte sich nur ungern an das letzte Mal, als sie Widerstand gegen einen Mann geleistet hatte, der meinte, sein Nachname würde ihm alle Türen öffnen.

In ihrem Job als Sozialarbeiterin im Manhattan University Hospital musste sie jedem helfen und dafür sorgen, dass er fair behandelt wurde, ungeachtet seines wirtschaftlichen, schulischen oder kulturellen Hintergrundes.

Ein Klopfen lenkte Renees Gedanken zurück auf das bevorstehende Gespräch. „Herein.“

Sie stand auf und setzte ein Lächeln auf, als Teagan Elliott von Elliott Publication Holdings, einem der größten Zeitschriftenimperien der Welt, ihr Büro betrat. Er war gekleidet, als hätte er gerade für ein Fotoshooting des Männermagazins GQ Modell gestanden. Renee musste zugeben, dass er ein sehr attraktiver Mann war. Eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit mit ausdrucksvollen Augen, einem symmetrischen Gesicht, einer geraden Nase und einem kantigen Kinn.

Sie ging um ihren Schreibtisch herum ihm entgegen und schüttelte ihm die Hand. „Mr Elliott?“

„Ja, und Sie sind vermutlich Miss Williams.“

Er sprach die gepflegte, kultivierte Sprache des Nordens, die auf alten Geldadel schließen ließ. „Ja, ganz richtig. Nehmen Sie doch bitte Platz, damit wir die Angelegenheit Ihre Mutter betreffend besprechen können.“

Er runzelte die Stirn. „Ich will mich nicht setzen, um über irgendetwas zu diskutieren. Sagen Sie mir einfach, was für sie getan wird.“

Renee zog eine Augenbraue hoch, als sie in die kalten blauen Augen blickte, die sie unverwandt ansahen. Er wollte also Probleme bereiten. Okay, er würde schnell herausfinden, dass sie nicht zu unterschätzen war, wenn es darum ging, mit schwierigen Menschen umzugehen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Sie lieber stehen bleiben wollen, meinetwegen, aber ich hatte einen langen, anstrengenden Tag und setze mich lieber.“

Damit nahm sie ihren Platz wieder ein. Sein Blick war unbezahlbar, und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, dann hätte sie die Lippen zu einem Lächeln verzogen. Offensichtlich setzten sich nicht viele Menschen, während er stehen blieb.

„Zu Ihrer Mutter“, sagte Renee, nachdem sie einen Schluck von ihrem Kaffee getrunken hatte, der mittlerweile kalt geworden war. „Die Operation ist vorgesehen für …“

„Ich glaube, ich muss mich entschuldigen.“

Renee blickte auf, stellte ihre Tasse ab und schaute ihn an. Seine Augen waren nicht länger kalt, sondern leuchteten in einem klaren Blau. „Müssen Sie das?“

„Ja.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Lippen, die wunderschön geformt waren, wie Renee fand.

„Normalerweise bin ich ein netter Mensch, aber ich werde nur schwer damit fertig, was meine Mutter im Moment durchmachen muss. Ich wollte nicht wie ein arroganter Idiot herüberkommen. Ich wollte nur dafür sorgen, dass sie die bestmögliche Behandlung bekommt“, sagte er und nahm Renee gegenüber Platz.

Renee fragte sich, ob es jemals eine Zeit gegeben hatte, in der ein Elliott nicht das Beste von allem bekommen hatte. „Dafür bin ich hier, Mr Elliott. Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass nicht nur Ihre Mutter, sondern jeder Patient in dieser schweren Phase der Krankheit die Unterstützung bekommt, die notwendig für die Genesung ist.“

Er nickte, und sein Lächeln wurde breiter. „Haben Sie meine Mutter kennengelernt?“

Renee erwiderte sein Lächeln. Irgendwie wurde sie davon angezogen. „Ja, ich hatte vor ein paar Tagen die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sie ist eine wunderschöne und sehr liebenswerte Frau.“

„Ja, das ist sie.“

Renee spürte, wie sehr Teagan seine Mutter liebte. Bei ihrem Gespräch mit Karen Elliott hatte Renee erfahren, dass die Frau drei Söhne und eine Tochter hatte. Teagan war mit seinen neunundzwanzig Jahren der Drittälteste und jüngste von den Söhnen und Nachrichtenredakteur bei einem der Magazine des Familienunternehmens, Pulse. Renee hatte während der Unterhaltung festgestellt, dass Karen von all ihren Kindern zu Teagan die engste Beziehung hatte.

„Also, was können wir tun, Miss Williams?“

Teagans Frage unterbrach ihre Gedanken. „Nachdem Ihre Mutter aufgrund der Diagnose die Entscheidung getroffen hat, sich operieren zu lassen, braucht sie all Ihre Liebe und Unterstützung, bevor sie dann mit der Chemotherapie beginnt. Es gibt keine Anzeichen, dass sich schon Metastasen in den Lymphknoten gebildet haben. Auch wenn wir noch vorsichtig mit der Prognose sein müssen, so bin ich dennoch optimistisch, dass alles gut ausgehen wird, da der Knoten früh entdeckt worden ist.“

„Wissen Sie, wann sie operiert wird?“, fragte er.

„Die Operation ist für nächsten Dienstag vorgesehen.“

Teagan stand seufzend auf. „Ich weiß wirklich zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir zu erklären, was wir als Familie tun können. Und ich möchte mich noch einmal für mein unmögliches Verhalten entschuldigen.“

Renee erhob sich lächelnd. „Schon verziehen. Ich verstehe vollkommen, dass eine solche Diagnose selbst einen von Natur aus friedlichen Menschen aus der Bahn werfen kann.“

Er lachte. „Ich habe gesagt, dass ich normalerweise ein netter Mensch bin. Ich habe aber nichts davon gesagt, dass ich von Natur aus friedlich bin.“

Renee grinste. Es hatte ihr auch niemand gesagt, dass er ein ausgesprochen attraktiver Mann war, doch das war er. Mit seinen ein Meter achtzig, der athletischen Figur, den schwarzen Haaren und blauen Augen hatte er eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Pierce Brosnan in jungen Jahren. Ob ihm das schon einmal jemand gesagt hatte? Er war es wert, dass man zweimal hinsah. Aber mehr als hinsehen würde sie nicht. Männer mit einem Vermögen, wie die Elliotts es besaßen, fingen nichts mit einer Frau an, die nicht aus ihrer Gesellschaftsschicht kam.

„Hier ist meine Karte, Mr Elliott. Als Betreuerin Ihrer Mutter bin ich jederzeit auch für Sie da. Rufen Sie mich einfach an, wann immer Sie mich brauchen.“

Teagan nahm die Karte und steckte sie in seine Jackentasche. „Vielen Dank. Heute Abend kommt die Familie zusammen, und dann werde ich von unserem Gespräch berichten. Im Moment sind die Gesundheit meiner Mutter und ihre psychische Verfassung das Wichtigste. Danke für alles.“

Renee sah ihm nach, als er sich umdrehte und ihr Büro verließ.

Teagan trat in den Fahrstuhl. Froh, allein zu sein, stieß er einen tiefen Seufzer aus. Was zum Teufel war mit ihm in Renee Williams’ Büro passiert? Die Frau war eine absolute Schönheit und besaß eine Ausstrahlung, die ihn buchstäblich umgehauen hatte. So etwas war ihm noch nie passiert. Keine Frau hatte bisher diese Wirkung auf ihn ausgeübt.

Ihre samtweiche Stimme hatte seine männliche Seele gestreichelt und seine Sinne liebkost. Und als ihre Hände sich beim Händedruck berührten, hatte es ihn große Mühe gekostet, sie nicht in seine Arme zu ziehen. Sie musste ohne Pumps etwa einen Meter fünfundsechzig groß sein, und ihr Outfit, ein orangerotes Kostüm, hatte ihre Kurven betont.

Dann ihre Hautfarbe, ein cremiger Ton, der ihn an köstliches Karamell erinnerte. Dazu die langen, schwarzen Haare, die sanft ihre Schultern umflossen, und die dunkelbraunen Augen, die Mitgefühl, Intelligenz und Vitalität ausstrahlten.

Er musste lachen, als er daran dachte, was sie gesagt hatte, als er sich anfänglich weigerte, sich zu setzen. Ja, sie hatte Temperament, und er würde alles dafür geben, sie besser kennenzulernen. Aber er wusste, dass das unmöglich war. Für eine Romanze hatte er im Moment absolut keine Zeit. Seit sein Vater richtigerweise entschieden hatte, dass es wichtiger war, die Tage mit seiner Frau statt im Büro zu verbringen, war Teagan im Verlag arbeitsmäßig ausgelasteter denn je. Und dann war da noch dieser verdammte Konkurrenzkampf, den sein Großvater Patrick Elliott zwischen EPH’s vier Top-Magazinen ausgelöst hatte.

Die Redaktionen der einzelnen Zeitschriften wurden von jeweils einem von Patricks Kindern geleitet. Pulse, ein Nachrichtenmagazin, von Teagans Vater Michael; Snap, eine Zeitschrift mit Promi-News, von Teagans Onkel Daniel; sein Onkel Shane war der Chef von The Buzz, das sich auf Klatsch im Showbusiness konzentrierte, und seine Tante Finola war verantwortlich für Charisma, ein Modemagazin.

Letzte Woche hatte Patrick entschieden, in den Ruhestand zu gehen, und der Leiter oder die Leiterin des Magazins, das am Ende des Jahres den größten Erfolg zu verzeichnen hatte, sollte Chef der gesamten Firma Elliott Publication Holdings werden.

Der Fahrstuhl hielt gerade im Erdgeschoss, da freute Teagan sich schon auf den Tag, an dem sich seine und Renee Williams’ Wege wieder kreuzten.

„Jetzt wisst ihr, was Moms Betreuerin im Wesentlichen gesagt hat“, sagte Teagan am Abend beim Dinner zu seinen Geschwistern. Die vier hatten sich in einem Restaurant in Manhattan getroffen, nicht weit vom Verlagshaus entfernt. Der dreiunddreißigjährige Gannon war der Stellvertreter seines Vaters bei Pulse; der einunddreißigjährige Liam arbeitete gegenwärtig in der Finanzabteilung des Unternehmens, und Bridget, achtundzwanzig, war Bildredakteurin bei Charisma.

„Bist du sicher, dass diese Sozialarbeiterin weiß, wovon sie spricht?“, fragte Bridget und trank einen Schluck Wein. Sie machte ein besorgtes Gesicht. „Mom hat in letzter Zeit Entscheidungen getroffen, die nicht zu ihr passen. Sie geht ins Extreme.“

Teagan nickte. Er konnte den Standpunkt seiner Schwester nachvollziehen, besonders, was die Entscheidung ihrer Mutter betraf, eine beidseitige Mastektomie durchführen zu lassen. Aber nach seinem heutigen Treffen mit Renee Williams war er sicher, dass die Frau genau wusste, wovon sie sprach. Sie war kompetent und professionell … und hübsch. Letzteres schien sich in seinem Kopf festgesetzt zu haben. Es ließ ihn nicht los. Selbst jetzt musste er ständig an das Lächeln denken, das er ihr entlockt hatte, nachdem er sich für sein Benehmen entschuldigt hatte.

„Ja, sie weiß, wovon sie spricht“, beantwortete er schließlich Bridgets Frage. „Aber ich wurde heute auch daran erinnert, dass es eine Entscheidung war, die Mom ganz allein treffen musste. Was sie jetzt braucht, ist unsere Liebe und Unterstützung.“

Teagan und seine Geschwister hatten immer eine enge Beziehung gehabt, und schwierige Zeiten wie diese schweißten sie noch enger zusammen. Nachdem er der Kellnerin für die Speisenkarten gedankt hatte, wandte er sich an seinen älteren Bruder Gannon. Gannon hatte sich kürzlich verlobt, und Teagan freute sich wie alle Geschwister sehr für ihn. Erika war genau die Frau, die er brauchte, ganz zu schweigen davon, dass sie als Redakteurin eine Bereicherung für Pulse war.

„Wie kommt Dad zurecht?“, fragte Teagan.

Gannon, der gerade die Karte studierte, blickte zu seinem jüngsten Bruder auf. „Ganz gut. Heute hat er ein wichtiges Meeting gecancelt und ist mit Mom nach Syracuse geflogen, um nach einer ihrer Wohltätigkeitsorganisationen zu sehen.“

„Es fällt mir schwer zu glauben, dass er tatsächlich beruflich kürzertritt.“ Liam schüttelte den Kopf. Sie wussten alle, was für ein Workaholic Michael Elliott war, aber sie wussten auch, was für eine gute Ehe ihre Eltern führten.

„Das zeigt einfach, wie viel Mom ihm bedeutet.“ Bridget blickte zu Teagan. „Diese Sozialarbeiterin, die du heute kennengelernt hast, was kannst du uns über sie sagen?“

Teagan lehnte sich zurück und lächelte. „Sie heißt Renee Williams, ist Afro-Amerikanerin und etwa in deinem Alter. Sie arbeitet sehr professionell und ist ausgesprochen kompetent. Und sie strahlt eine Ruhe aus, dass man sich sofort sicher und getröstet fühlt.“

Liam nickte. „Sie scheint genau der Mensch zu sein, den Mom jetzt braucht. Diese Krankheit macht sie depressiv, und das beunruhigt mich mehr als alles andere.“

Auch Teagan machte sich deswegen große Sorgen, doch er war überzeugt, dass Renee seiner Mutter helfen konnte, diese schwierige emotionale Phase zu überstehen. „Miss Williams ist außerdem sehr hübsch.“ Kaum waren die Worte über seine Lippen, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte, denn seine Geschwister horchten sofort auf.

Gannon zog eine Augenbraue hoch. „Ach, und das ist dir aufgefallen?“

Bridget und Liam lachten. Alle wussten, dass Teagan mehr Interesse an Geschäften als an Frauen und romantischen Beziehungen hatte.

Teagan lächelte. „Ja, ich habe es bemerkt.“ Er hatte jetzt wirklich keine Zeit, an eine Frau zu denken, vor allem nicht an eine so attraktive Frau wie Renee Williams, doch er konnte nicht anders. Sie hatte etwas an sich, das sie interessanter machte als alle Frauen, die er bisher kennengelernt hatte.

„Hmm, ich glaube, ich esse heute Abend Lachs.“

Teagan blickte zu seiner Schwester, die sich schon wieder der Speisenkarte widmete. Seine Brüder allerdings blickten ihn immer noch neugierig an. Es bereitete ihm Unbehagen, im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stehen, und er runzelte die Stirn. „Mann, es ist mir nur aufgefallen. Jetzt macht keine große Sache daraus.“

Gannon lachte. „Wenn du das sagst, Kleiner.“

2. KAPITEL

„Miss Williams? Das ist ja eine nette Überraschung.“

Renee blickte von dem Roman auf, den sie gerade las, und schaute in die freundlichen blauen Augen von Teagan Elliott. „Mr Elliott, wie geht es Ihnen?“ Sie lächelte und rückte ihre Lesebrille zurecht. „Und wie geht es Ihrer Mutter?“

Sie beobachtete, wie seine Augen einen besorgten Ausdruck annahmen. „Sie ist nicht so lebhaft wie sonst und spricht mit uns kaum über die bevorstehende Operation. Ich habe mit Dad gesprochen, und er sagt, bei ihm verhält sie sich genauso.“

Renee nickte. „Ihr Verhalten ist verständlich. Geben Sie ihr Zeit, die Situation in den Griff zu bekommen. Sie muss sich jetzt mit vielem auseinandersetzen.“

Teagan schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass Sie recht haben, trotzdem mache ich mir Sorgen.“

„Das ist verständlich. Aber Sie alle, auch Ihre Mutter, werden diese schwierige Zeit überstehen.“

Teagan erwiderte ihr Lächeln. Wie er seinen Geschwistern gesagt hatte, strahlte Renee Williams eine unglaubliche Ruhe aus. Schon bei ihrem ersten Treffen war ihm klar geworden, dass sie die perfekte Betreuerin für ihre Patienten war. Er wusste, dass seine Mutter Renee mochte und in höchsten Tönen von ihr sprach.

„Was bringt Sie nach Greenwich Village? Wohnen Sie in der Nähe?“, fragte er. Er war durch die Straße gelaufen und hatte sich einige Gemälde von verschiedenen Künstlern angesehen, als er Renee zufällig am Fensterplatz eines Cafés entdeckte. Zuerst war er nicht sicher gewesen, dass sie es war, aber dann hatte ihn die Reaktion seines Körpers überzeugt. Ob es ihm passte oder nicht, er fühlte sich zu dieser Frau hingezogen, und sie heute zu sehen machte die Sache nicht besser.

In ihrem Büro war die Atmosphäre eher professionell gewesen, doch hier, an einem Samstagmorgen in einem kleinen Café sitzend, in einem legeren Rock und Pullover, wurde ihm noch bewusster, wie schön sie war.

„Nein, ich wohne in Morningside Heights. Eigentlich war ich hier verabredet, doch in letzter Minute kam eine Absage. Ich habe dann beschlossen, trotzdem herzukommen.“

„Ah.“ Teagan fragte sich automatisch, ob die Person, mit der sie sich treffen wollte, ein Mann war, und ärgerte sich sofort, dass es ihn überhaupt interessierte. Aber war es ein Wunder? Er war ein Mensch, der Schönheit liebte, und Renee Williams war eine dieser Frauen, deren Schönheit nicht zu übersehen war. „Ich lasse Sie jetzt weiterlesen. Ich wollte Sie nicht stören.“

Sie neigte den Kopf und sah ihn unverwandt an. Und als sie die Lippen mit der Zunge befeuchtete, klebte sein Blick an ihrem Mund. „Sie haben mich nicht gestört. Im Gegenteil, ich freue mich, dass wir uns getroffen haben.“ Ihr heiseres Lachen wühlte sein Innerstes auf.

Er lächelte unsicher. „Dann haben Sie nichts dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“

„Nein, überhaupt nicht.“

Kaum hatte er den Stuhl hervorgezogen, kam ein Kellner, um die Bestellung aufzunehmen. „Was darf es für Sie sein, Mr Elliott?“

„Das Übliche, Maurice.“ Der Mann nickte und entfernte sich. Teagan merkte, dass Renee ihn mit unverhohlener Neugier betrachtete. „Stimmt irgendetwas nicht, Miss Williams?“

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Alles in Ordnung. Offenbar sind Sie hier Stammgast.“

Er verzog den Mund zu einem Lächeln. „Ja, ich habe eine Wohnung in Tribeca und komme sehr häufig hierher, eigentlich jeden Samstagmorgen. Ich liebe Kunst, und es gibt nichts Schöneres, als einem Künstler bei der Arbeit zuzusehen.“ Er sah, dass sie wieder lächelte, und fragte sich, ob sie eine Ahnung hatte, wie sexy dieses Lächeln war.

„Ich bin auch eine Anhängerin der schönen Künste. Ich versuche mich sogar manchmal selbst darin.“

„Wirklich?“

Sie lachte. „Ja, aber wenn ich sage, ich versuche mich darin, dann sind es wirklich nur ganz dilettantische Versuche. Ich habe nie Unterricht gehabt. Ich habe einfach ein Faible dafür. Vermutlich habe ich die Liebe zur Kunst von meiner Mutter geerbt. Sie war Kunstlehrerin und hat an einer Highschool in Ohio unterrichtet.

„Ohio? Kommen Sie daher?“

„Ja. Ich bin dort auch am College gewesen. Ohio State.“

Teagan lehnte sich zurück. „Was hat Sie nach New York geführt?“

Renee seufzte tief. Sie wollte nicht an Dionne Moore denken, den Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte. Nach ihrem Examen hatte sie einen Job an einem Krankenhaus in Atlanta angenommen. Dort hatte sie Dionne kennengelernt, einen Kardiologen. Sie hatte geglaubt, ihre Beziehung wäre etwas Besonderes, bis sie herausfand, dass Dionne hinter ihrem Rücken eine Affäre mit einer Krankenschwester hatte.

Das Traurige an der Geschichte war, dass einige andere Ärzte – Freunde von Dionne – es gewusst und Wetten abgeschlossen hatten, wann sie es herausfinden würde. Als sie es tat, war der Skandal perfekt und tagelang Gesprächsthema Nummer eins.

Die Sache war ihr so peinlich gewesen, dass sie sich geschworen hatte, nie wieder in eine solche Situation zu kommen. Um den Kummer zu vergessen und Abstand zu gewinnen, hatte sie die Gelegenheit genutzt und war nach New York gezogen, als Debbie Massey, ihre beste Freundin aus Studienzeiten, ihr von einer freien Stelle im Manhattan University Hospital erzählte. Das war vor fast zwei Jahren gewesen, und seitdem war sie meist für sich geblieben und hatte auf Dates ganz verzichtet.

„Es war ein Jobangebot, das ich nicht ablehnen konnte. Und ich bedaure nicht, hierhergekommen zu sein“, sagte sie schließlich. „Ich liebe New York.“

„Ich auch.“

In dem Moment wurden sie von dem Kellner unterbrochen, der Teagan eine Flasche Bier brachte. Teagan setzte die Flasche an die Lippen, dann stellte er sie auf den Tisch und sah Renee an. „Also, Miss Williams wie sind Sie …“

„Es wäre mir lieber, Sie würden mich Renee nennen.“

„Okay“, antwortete er langsam. „Und ich bin Teagan.“

„Einverstanden. Dann also Teagan.“

Er blickte auf ihr Glas. Es war fast leer. „Möchten Sie noch etwas trinken?“

„Nein, danke. Der Fruchtpunsch hier ist köstlich, aber zu kalorienreich. Ich werde viel laufen müssen, um die Kalorien wieder abzubauen.“

„Tut mir leid, dass Ihre Verabredung nicht gekommen ist.“

Renee lachte. „Das muss es nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass Debbie in letzter Minute abgesagt hat. Wenn die Pflicht ruft, dann muss man hören. Sie ist eine Freundin von mir und arbeitet beim Time Magazine.“

„Autsch, das ist der stärkste Konkurrent von Pulse.“

„Ja, habe ich gehört.“

„Aber wir sind definitiv besser.“

Renee legte den Kopf zurück und lachte. „Warum überrascht es mich nicht, dass Sie das jetzt sagen?“

Teagan trank noch einen Schluck Bier. Renees Lachen klang rauchig und sinnlich, und er verspürte sofort heftiges Verlangen.

Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal diese Regung zugelassen hatte. Auf jeden Fall nicht mehr, seit sein Großvater diesen Wettbewerb initiiert hatte. Doch jetzt drehten sich seine Gedanken ausnahmsweise um etwas anderes als die Arbeit. Sie drehten sich um eine Frau. Eine ganz spezielle Frau. Wenn schon ihre Nähe diese Wirkung auf ihn ausübte, dann wollte er gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn er sie berührte. Sie küsste. Oder noch besser, mit ihr schlief.

Das Bild schoss ihm durch den Kopf, ließ seine Gehirnzellen knistern und erwärmte langsam jeden Teil seines Körpers.

„Ich denke, es wird Zeit für mich zu gehen und die Geschäfte zu durchstöbern“, sagte sie in seine Gedanken hinein.

Er wollte nicht, dass ihre Wege sich schon trennten. „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mitkomme? Es gibt einige Galerien, in denen heute nicht-öffentliche Ausstellungen stattfinden, die Sie interessieren könnten.“

Renee begegnete seinem Blick. Was er nicht gesagt hatte, war, dass sie diese Ausstellungen nur mit ihm besuchen konnte. Der Name Elliott hatte Gewicht. Sie seufzte. Sie hatte von diesen privaten Gemäldeausstellungen gehört und wusste, dass dies jetzt ihre Chance war, eine zu besuchen. Warum zögerte sie also? Es sprach nichts dagegen, mit Teagan die Geschäfte zu durchstöbern und ein oder zwei Ausstellungen zu besuchen, solange sie die Dinge nüchtern betrachtete. Sie war die Betreuerin seiner Mutter, und er war sehr nett. Ende der Diskussion.

Sie trank ihr Glas leer, bevor sie sagte: „Sind Sie sicher, dass Sie mich wirklich mitnehmen wollen?“

Er stellte seine Bierflasche ab. „Ja, ganz sicher. Ich würde gern noch etwas Zeit mit Ihnen verbringen.“

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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