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Damit hat Marianna nicht gerechnet, als sie ihrem Urlaubsflirt Ryan mit klopfendem Herzen die Folgen ihrer Liebesnacht gesteht: Statt sie zärtlich zu umarmen, wie sie es insgeheim erhofft hat, reagiert der sexy Australier ungerührt. Doch warum folgt er ihr dann kurz darauf auf das malerische Weingut ihrer Familie in der Toskana? Obwohl Marianna sich gegen jede Vernunft immer noch zu Ryan hingezogen fühlt, sollte sie ihm diesmal besser widerstehen. Denn sie will mehr als nur einen Vater für ihr Kind - viel mehr! Doch auf ein Zeichen der Liebe wartet sie vergeblich …


  • Erscheinungstag 31.01.2017
  • Bandnummer 0003
  • ISBN / Artikelnummer 9783733708085
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

An die Wand gelehnt, starrte Marianna Amatucci mit hämmerndem Herzen auf die Tür zu der Executive-Suite des Grande Plaza Hotels. Ein prüfender Blick über den Korridor verriet ihr, dass sie allein war. Hier, im obersten Stock des Luxushotels, herrschte eine gediegene, ruhige Atmosphäre.

Sie rieb sich über ihren revoltierenden Magen. Du wirst dich gefälligst benehmen. Um diese Uhrzeit hatte sich die morgendliche Übelkeit normalerweise verzogen.

Aber es lag wohl nicht an der Morgenübelkeit, dass ihr Magen rebellierte, sondern an den Nerven. Ein leichter Schweißfilm bedeckte ihre Stirn. Dabei hatte sie nichts zu befürchten. Hier ging es um Ryan, den blonden, braun gebrannten Surfer mit den lachenden grünblauen Augen.

Sie legte die Hand auf ihren Leib. Dein papá sieht wirklich umwerfend gut aus, mio topolino.

Natürlich würde die Neuigkeit ihn schockieren. Sie selbst hatte es ja auch noch nicht verarbeitet. Aber dann würde dieses wunderbare Lächeln auf sein Gesicht ziehen. Er würde sie in die Arme nehmen und ihr versichern, dass alles in Ordnung und ein Kind immer ein Geschenk des Himmels sei.

Das wird er doch, oder?

Marianna rieb sich über die Arme. Die Klimaanlage hielt es kühl hier oben. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie erschauerte. Oder lag es daran, dass sie sich nicht denken konnte, was Ryan in einer Executive-Suite zu suchen hatte? Das passte nicht zu dem Mann, dem sie vor zwei Monaten an einem Strand in Thailand begegnet war. Dieser Mann hatte Surfshorts und Flip-Flops getragen und ansonsten hauptsächlich viel nackte Haut. Was tat er in einem römischen Luxushotel, das der Elite vorbehalten war?

Dummes Ding! Was weißt du denn schon von ihm?

Sie hörte Angelos Stimme in ihrem Kopf. Nicht, dass er es je laut ausgesprochen hätte. Aber sie hatte es in seinen Augen lesen können, genau wie sie die Enttäuschung in Nicos Augen erkannt hatte. Und ihre beiden Brüder hatten da sicherlich einen Punkt getroffen.

Was weiß ich von Ryan? Sie wusste, dass er ein fantastischer Liebhaber war. Er hatte sie geliebt, als hätte er alle Zeit der Welt. Mit seiner Leidenschaft und Zärtlichkeit hatte er ihr Reaktionen entlockt, die sie sowohl berauscht als auch in Panik versetzt hatten. Diese eine Woche mit ihm würde sie nie vergessen. Eine Woche Urlaub, eine Woche Urlaubsflirt, die beste Woche ihres Lebens. Sie hatten nichts abgesprochen, hatten nicht geplant, sich wiederzusehen, da es viel zu kompliziert war, weil er in Australien lebte und sie in Italien. Aber … vielleicht war es ja Schicksal?

Oder vielleicht haben dir die Schwangerschaftshormone den Verstand vernebelt?

Indem sie hier stand und sich fragte, was Ryan in der Executive-Suite machte, würde sie keine Antwort erhalten. Fortuna meinte es immer gut mit Typen wie Ryan, Männer mit sonnigem Gemüt, stets ein Lächeln auf den Lippen, Herzlichkeit und Charme im Überfluss. Vielleicht hatte ihn eine Hotelangestellte, weil sie ihn so sympathisch fand, in ein besseres Zimmer eingebucht. Oder der Freund eines Freundes wollte ihm einen Gefallen tun … Irgendeine logische Erklärung gab es sicher. Hier draußen zu stehen und sich alle möglichen Szenarien auszudenken, war reine Verzögerungstaktik.

Wenn ich eines nicht bin, dann feige!

Marianna stieß sich von der Wand ab, strich die feuchten Handflächen an ihrem Rock ab, richtete noch einmal ihre Bluse und klopfte an.

Die Tür wurde aufgezogen. Nur langsam verzog sich der Nebel vor Mariannas Augen, und nur mit Mühe registrierte ihr Hirn, wer der Fremde war, der da in Maßanzug und Krawatte vor ihr stand.

„Ryan?“

Er stutzte, dann runzelte er die Stirn. „Marianna?“

Dieser Fremde war tatsächlich Ryan! Mariannas Puls klopfte härter, als sie den Blick über sein dunkelblondes Haar, die grün-blauen Augen und die sinnlichen Lippen wandern ließ. Es zuckte um diese Lippen, als wollten sie sich zu einem Lächeln verziehen, dann jedoch gerieten sie stattdessen zu einem dünnen Strich.

Marianna starrte auf diesen schmalen Mund, in die kühlen Augen. Ryan war so ganz anders. In ihrem Magen begann es zu brennen. Immerhin brachte sie das dazu, wieder Luft zu holen.

„Was willst du hier?“

Oh bitte, lächle doch! Sie krallte die Nägel in die Handballen.

Ihr stilles Flehen bewirkte nichts, höchstens, dass die Falte auf seiner Stirn noch tiefer wurde. Und noch immer brachte sie kein Wort über die Lippen.

Atme! Und übergib dich nicht auf seine Schuhe!

Er sah auf seine Armbanduhr. „Ich bin auf dem Weg zu einem Meeting.“

Ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken. Warum lächelte er nicht?

„Ich wünschte, du hättest vorher angerufen.“

Sie wankte, musste sich am Türrahmen abstützen. Er wiegelt mich ab?

Ryan hob den Arm mit der Uhr höher, sah ein weiteres Mal betont darauf. „Tut mir leid, aber …“

„Ich bin schwanger!“

Sie hatte nicht vorgehabt, es so herauszuposaunen, aber die Worte hatten sich mit der Macht eines Wirbelsturms Bahn gebrochen.

Alles an ihm versteifte sich. Seine Augen blitzten kalt wie blaues Eis. „Ich verstehe.“ Er zog die Tür weiter auf, auch wenn seine Miene deutlich besagte, dass er sie ihr lieber vor der Nase zugeschlagen hätte. „Du kommst besser herein.“

Den Rücken stocksteif, trat sie in den Raum. Innerlich bebte sie wie Espenlaub. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte ihm ihre Schwangerschaft behutsam beibringen, nicht ihn damit erschlagen wollen.

Mitten in dem riesigen eleganten Salon blieb sie stehen, eine Hand auf ihrem Leib. Ich mache das schon, mio topolino, keine Angst.

Sie reckte die Schultern und drehte sich zu Ryan um. Die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie sein Gesicht sah. Nein, er würde nicht lächeln, und erst recht würde er sie nicht in seine Arme ziehen. Aber kann er nicht wenigstens meine Hand nehmen und sich erkundigen, wie es mir geht?

Warum sollte er das tun, wenn sie hier stocksteif stand und ihn feindselig anfunkelte? Marianna schloss die Augen, sammelte sich. Sie setzte ein Lächeln auf und suchte nach Worten, die den Mann, den sie vor zwei Monaten kennengelernt hatte, herauslocken würden. „Mir ist schon klar, dass es unerwartet kommt …“

„Damit willst du wohl behaupten, das Kind wäre angeblich von mir?“

Der Ansatz ihres kümmerlichen Lächelns erstarb komplett. Dieser kalte, harte Fremde hatte nichts mit dem Mann von damals gemein. Seit sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, lebte sie in ständiger Furcht. Und jetzt hatte sie die Nase voll davon. Angst und Unsicherheit verwandelten sich in Ärger. „Natürlich ist es von dir!“ Wollte er etwa andeuten, sie wäre ein Flittchen? Falls ja, würde sie ihm die Augen auskratzen!

„Mach dich nicht lächerlich!“

Ah ja, ich bin also lächerlich? Sie kniff die Augen zusammen, krümmte die Finger. „Ich bin in der achten Woche schwanger. Vor acht Wochen war ich …“

„Am Strand in Thailand!“ Er drehte sich ab, marschierte durchs Zimmer, wirbelte zu ihr herum. Blass und mit sprühenden Augen zeigte er mit einem ausgestreckten Finger auf sie. „Schwangerschaft gehörte nicht zum Plan!“

„Es gab einen Plan?“ Sie warf die Hände in die Luft. „Niemand hat mir etwas von einem Plan gesagt!“

„Tu nicht so begriffsstutzig!“

Erst lächerlich und jetzt auch noch begriffsstutzig?

„Wir wollten nur … nur Spaß haben. Entspannen, Urlaub machen, mehr nicht.“ Breitbeinig stand er da und zeigte wieder mit dem ausgestreckten Finger auf sie. „Wir waren uns einig.“

„Du glaubst, ich hätte das geplant?“

Er schwieg, aber sein Blick sagte alles. Ihre Brüder hielten sie für ein verantwortungsloses dummes Ding. Herauszufinden, dass Ryan ebenso dachte, raubte ihr für einen Moment die Sprache.

Vielleicht haben sie ja alle recht.

Vielleicht aber auch nicht!

„Hör zu, ich weiß, es ist ein Schock, und es war ganz sicher nicht geplant, aber es ist Tatsache, dass ich schwanger bin, und zwar von dir.“ Was Ryan von ihr hielt, war egal, sie musste an ihr Baby denken. „Ich habe auch lange gebraucht, bis ich es akzeptiert habe, aber jetzt …“ Ihre Stimme erstarb.

Wie konnte sie ihm begreiflich machen, dass sie dieses Baby nach dem ersten Schock als Segen ansah, als Quelle aufgeregter Vorfreude, wenn er sie so entsetzt ansah? „Oh Ryan!“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Ist diese Nachricht denn wirklich so schrecklich für dich?“

„Ja.“

Die Antwort kam prompt und überzeugt, und Marianna wich zurück. Nur gut, dass ihr Baby die Antwort des Vaters noch nicht begreifen konnte.

Ryans Gesicht war eine steinerne Maske, aber der deutlich sichtbar hämmernde Puls an seinem Hals verriet ihn. Er war keineswegs so ungerührt, wie er sie glauben machen wollte.

Das reichte ihr als Ermunterung. Sie stürzte auf ihn zu, packte ihn beim Revers seines sicherlich sündhaft teuren Jacketts und schüttelte ihn. Sie brauchte irgendeine Reaktion von ihm, damit sie den Mann von früher wiedererkannte. „Wir bekommen ein Baby, Ryan. Davon geht die Welt nicht unter. Wir finden eine Lösung.“ Er stand da wie versteinert, und Panik stieg in ihr auf. Allein würde sie das nicht schaffen. „Herrgott. Sag endlich etwas.“

Er löste ihre Finger von seiner Jacke und trat zurück. „Ich weiß nicht, was du jetzt von mir erwartest.“

In genau diesem Moment fiel die alberne Fantasie, an die sie sich geklammert hatte, in sich zusammen.

Du bist so unfassbar naiv, Marianna.

Geräuschvoll stieß sie die Luft aus. „Du willst dieses Baby nicht, richtig?“

„Richtig.“

„Toilette …“, wisperte sie erstickt.

Er zeigte nur stumm auf die Tür. Sie ergriff die Flucht, bevor sie die Cracker, die sie zum Frühstück hinuntergewürgt hatte, hier auf dem Teppich verteilte.

Sie drückte die Spülung und setzte sich dann auf den geschlossenen Toilettendeckel. Als sie sicher war, dass ihre Beine sie wieder tragen würden, stand sie auf, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und spülte sich den Mund aus.

Im Spiegel über dem Waschbecken starrte sie sich an. Dumme Gans, schrie es laut in ihrem Kopf, immer und immer wieder.

Den Mann jenseits der Badezimmertür kannte sie nicht. Eine Woche lang hatte sie sich von Hormonen und romantischen Vorstellungen blenden lassen, und jetzt hatte sie sich selbst erniedrigt und in der Executive-Suite vom Grande Plaza ihr Frühstück wieder abgegeben!

Mit übermenschlicher Anstrengung riss Marianna sich zusammen. Sie mochte impulsiv sein und manchmal sicher auch stur, aber eines konnte sie noch tun: das Gesicht wahren. Ihr Baby verdiente so viel mehr, als der Mann da auf der anderen Seite der Tür zu geben hatte.

Ein paar Mal in die Wangen gekniffen, damit ihr Gesicht wieder etwas Farbe bekam, nickte sie ihrem Spiegelbild zu, riss die Badezimmertür auf … und wäre fast gegen Ryan geprallt. Er stand mit erhobener Hand vor der Tür, als hätte er gerade anklopfen wollen. Und als sie zu taumeln drohte, hielt er sie instinktiv fest und stützte sie.

„Alles in Ordnung mit dir?“

Sie nickte nur knapp, und er ließ sie abrupt los, als hätte er Angst.

Ryan ging wieder in den Salon. „Kann ich dir etwas bestellen? Tee? Wasser? Etwas zu essen?“

„Nein, danke.“ Sie wollte nur noch weg von hier. Je schneller, desto besser. „Ich werde …“

„Da du hier bist, um mich in Kenntnis zu setzen, nehme ich an, du willst das Kind behalten?“

„Korrekt.“

„Hast du an andere Möglichkeiten gedacht? Abbruch? Adoption?“

Das hatte sie, aber es ergab alles keinen Sinn für sie. „Das scheint die typisch männliche Lösung zu sein – das Problem schlicht loswerden.“

Er schwang zu ihr herum. „Wir haben doch immer verhütet.“

Hatten sie. Nur … waren ihre Antibabypillen aufgebraucht gewesen, und sie hatte bis zu ihrer Rückkehr nach Italien warten wollen, um sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen. Also hatten sie Kondome benutzt … aber die waren offensichtlich nicht unfehlbar.

Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe von eins sechzig auf, auch wenn das unmöglich Eindruck auf einen durchtrainierten Mann von eins achtzig machen konnte. „Es war eine Fehleinschätzung von mir herzukommen. Ich dachte …“

Was habe ich überhaupt gedacht? Plötzlich flammte der Ärger wieder auf. „Was hat das überhaupt alles zu bedeuten?“ Marianna zeigte auf seinen Anzug und die italienischen Schuhe, wütend über seinen pompösen Aufzug und die eigene Dummheit. „Ich dachte, du wärst …“

„Du dachtest, ich wäre irgendein einfältiger Beachboy.“

Sie hatte ihn für einen Weltenbummler gehalten, der sich vom Leben treiben ließ, und sie hatte ihn darum beneidet. „Es gab genügend Gelegenheiten, dieses Missverständnis aufzuklären.“

Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht und schüttelte den Kopf. „Diese eine Woche in Thailand … war eine Ausnahme.“

„Eine Ausnahme?“ Innerlich begann sie wieder zu zittern.

„Warum hast du nicht angerufen?“

„Habe ich. Aber da man mich in die Executive-Suite durchstellen wollte, habe ich sofort wieder aufgelegt. Es schien mir auch nicht die Art Neuigkeit zu sein, die man übers Telefon weitergibt.“ Eine Neuigkeit, die sie überhaupt nicht hätte weitergeben sollen. Der Trip hierher war völlig umsonst gewesen. „Ich dachte, du würdest es wissen wollen und fand, du hast das Recht, es zu erfahren. Aber wie ich sehe, ist ein Kind das Letzte, was du willst.“

„Und du willst es?“

Seine Fassungslosigkeit tat nicht einmal weh, weil ihr die Antwort so glasklar vor Augen stand. „Am besten, wir vergessen, dass dieses Gespräch je stattgefunden hat. Vergiss, dass ich hier war. Um genau zu sein, vergiss die ganze Woche, die du mit mir verbracht hast. Schließlich war es ja sowieso nur eine Ausnahme.“

Marianna wandte sich zum Gehen. Sie würde nach Hause fahren, nach Monte Calanetti. Dort würde sie für sich und ihr Kind ein wunderbares Leben aufbauen, und alles würde gut werden. Doch, ganz großartig!

„Ich weiß nicht, was du von mir willst!“

Seine Worte hinter ihrem Rücken klangen wie ein Hilfeschrei. Sie ließ die Hand, die sie schon nach der Klinke ausgestreckt hatte, wieder sinken und drehte sich um. Seine Reglosigkeit war wie eine Ohrfeige für sie. „Jetzt? Nichts.“

Er baute sich vor ihr auf. „Worauf hattest du denn gehofft?“

Sie legte die Hand auf das kühle Metall der Klinke. „Ich hatte gehofft, du würdest dich freuen, mich in die Arme ziehen und mir versichern, dass wir eine Lösung finden.“ Ein Luftschloss! „Aber ich muss mich wohl damit zufrieden geben, dass du mich immerhin gefragt hast, ob alles in Ordnung mit mir ist. Diese Fantasie, die ich hatte … war ziemlich dumm, nicht wahr? Inzwischen frage ich mich, wie ich mir so etwas wünschen konnte – von jemandem wie dir. Jetzt will ich nur noch, dass du alles vergisst.“

„Und du glaubst, das könnte ich so einfach nach dieser Nachricht?“

„Oh, ich bin sicher, ein Typ wie du wird keine Schwierigkeiten damit haben.“

Sie griff nach der Vase auf dem Tischchen bei der Tür, holte aus und warf sie samt Blumen nach Ryan. Das Letzte, das sie sah, bevor sie zur Tür hinausstürmte, war der ungläubige Ausdruck auf seinem Gesicht, bevor er sich duckte, um dem Geschoss auszuweichen.

Ryan starrte auf die Scherben und die geknickten Blumen, die in der Pfütze vor ihm schwammen. Dieser verrückte Hitzkopf sollte die süße, lebenslustige Marianna sein? Die Frau, die seit zwei Monaten seine Träume beherrschte? Die Frau, die ihn mit ihrem Lachen und ihrer Sinnlichkeit von den Füßen gehauen hatte?

Unmöglich!

Er bückte sich, hob Scherben und Blumen auf, warf alles in den Abfallkorb und stolperte zum Sofa. Schwanger! Er stützte den Kopf in die Hände, während Schockwelle um Schockwelle ihn überlief. Im nächsten Moment sprang er auf und tigerte durch den Raum. Sie konnte nicht schwanger sein. Ein Kind passte nicht in seine Zukunftspläne. Würde nie in sein Leben passen.

Ich als Vater? Lachhafte Vorstellung. Schlimmer noch … es wäre eine Katastrophe.

Du kannst gehen.

Was für ein Mann wäre ich dann?

Ein kluger.

Mit meinem Hintergrund … was hätte ich einem Kind schon zu bieten?

Geld.

So schockiert, wie Marianna gewesen war, ihn hier in der Suite und im maßgeschneiderten Anzug zu sehen, stand zumindest fest, dass sie es nicht auf sein Geld abgesehen hatte. Sie hatte gedacht, er hätte keines.

Hat sie denn genug, um ein Kind zu versorgen? Sie hatte erwähnt, dass ihre Familie ein Weingut in der Toskana besaß. Das hieß aber nicht automatisch, dass sie wohlhabend war.

Ryan war aus allen Wolken gefallen, als Marianna vor der Tür gestanden hatte. Sein Herz hatte einen solchen Hüpfer gemacht, dass es ihn zu Tode geängstigt hatte. Darum hatte er sich hinter die nüchternde Fassade sachlicher Geschäftsmäßigkeit zurückgezogen. Für solche Gefühle war kein Raum in seinem Leben. Das war auch der Grund, weshalb er sich in Thailand für immer von ihr verabschiedet hatte. Aber …

Schwanger!

Er stellte sich ans Fenster und sah auf die Stadt, ohne deren Schönheit zu sehen. Habe ich sie wirklich gefragt, ob das Kind von mir ist? Kein Wunder, dass sie die Beherrschung verloren hat.

Sie hatte ihre Botschaft hektisch und harsch ausgestoßen, und es hatte ihn seine gesamte Willenskraft gekostet, stehen zu bleiben und nicht in Panik die Flucht zu ergreifen. Wer hätte geahnt, dass ich so feige bin? Aber das sollte ihn nicht verwundern, wenn er bedachte, wessen Gene er in sich trug.

Als sie ihn dann mit diesen herrlichen Augen verletzt und verwundet angesehen hatte, hatte er sich zusammenreißen müssen, um sie nicht an sich zu ziehen und ihr die Sterne vom Himmel zu versprechen. Aber das war nicht die richtige Antwort. Es würde niemals funktionieren. Er hatte sie schon genug verletzt.

Ryan rief beim Empfang an. „Ist Marianna Amatucci Gast in Ihrem Haus?“

„Nein, tut mir leid, Signor White, unter dem Namen ist niemand registriert.“

Verdammt. Mit einem knappen Danke legte Ryan den Hörer auf, eilte zur Tür, riss sie auf …

Was habe ich vor? Durch Rom laufen und darauf hoffen, zufällig Marianna zu finden? Er knallte die Tür wieder zu und sah auf seine Uhr. Viel zu spät. Verdammt. Er rief seine Assistentin an, wies sie an, ihn bei dem Vormittagsmeeting zu entschuldigen. Dann schüttelte er das Jackett ab und lockerte die Krawatte. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander, nur einer stach überdeutlich heraus: Du wirst Vater. Er wollte nicht Vater werden, aber dazu war es jetzt wohl zu spät.

Moment, Marianna hat doch gesagt, ich soll alles vergessen, sie erwartet nichts von mir. Er konnte still und heimlich verschwinden. Oder noch besser … er überließ ihr eine großzügige Summe und verabschiedete sich dann.

Plötzlich stieg das Bild seiner Großmutter in ihm auf. Sie hatte ihn gerettet, vor seinen Eltern und vor sich selbst. Ihretwegen hatte er sich zusammengerissen und etwas aus sich gemacht, bevor er zum jugendlichen Delinquenten geworden wäre. Wenn er jetzt Marianna und seinem Kind den Rücken kehrte, wäre das eine Enttäuschung für seine Großmutter, die er nie wiedergutmachen konnte.

Was für ein Leben erwartete dieses Kind? Würde es geliebt werden und sich sicher und geborgen fühlen? Oder wäre es ein Außenseiter? Wenn es Marianna zu viel wurde, würde sie das Kind dann beiseiteschieben und …

Nein! Ryan sprang auf, aufgewühlt von Gefühlen, die er nicht verstand. Das würde er nicht zulassen. Er hatte nie Vater werden wollen, aber jetzt trug er eine Verantwortung gegenüber diesem Kind. Er würde nicht erlauben, dass es zur Seite geschoben und ignoriert wurde.

Sein Puls raste. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, wie man Vater war, aber er wusste, wie es sich anfühlte, ein ungewolltes Kind zu sein. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, neue Partner geheiratet und neue Familien gegründet. Für ihn war in diesem Szenario kein Platz gewesen. Er war nur eine unangenehme Erinnerung an diesen … diesen Fehler von einer ersten Ehe gewesen. Das war seine Erfahrung mit Familie. Seinem Kind sollte kein solches Schicksal widerfahren!

Ryan rief seine Assistentin an. „Besorgen Sie mir bitte einen Mietwagen. Morgen werde ich nach Monte Calanetti fahren. Informieren Sie alle Kunden darüber, dass ich per Konferenzschaltung zur Verfügung stehe, oder sprechen Sie neue Termine mit ihnen ab. Das Treffen mit Signor Conti heute Nachmittag nehme ich noch wie geplant wahr.“

Den größten Deal seines Lebens würde er sich von Mariannas Bombe nicht ruinieren lassen. Er hatte zu viel Arbeit in den Vertrag mit Conti investiert, ein Vertrag, der ihn endgültig an die Spitze bringen würde. Conti Industries war einer der führenden italienischen Hersteller für Autoersatzteile, der seine IT-Präsenz jetzt in Cloud Computing bündelte. Damit würde jede Phase im Produktionsprozess von einem System aus zugänglich sein. Alle Autofirmen der Welt warteten gespannt auf die Transition – was bedeutete, dass die Automobilindustrie ihn im Moment genauestens unter die Lupe nahm. Wenn ihm dieser Auftrag gelang, würden sie alle an seine Tür klopfen. Dann konnte er sich seine Kunden aussuchen. Sein Name würde zum Synonym für Erfolg werden, und er hätte bewiesen, dass das Vertrauen seiner Großmutter in ihn berechtigt gewesen war.

Und inzwischen … Ryan fuhr seinen Laptop hoch und gab „Monte Calanetti“ in die Suchmaschine ein.

2. KAPITEL

Ryan sah auf die Adresse, die er sich aufgeschrieben hatte, und dann wieder zu dem Schild: Vigneto Calanetti. Das war das Amatucci-Weingut.

Er bog in den Weg ein. Überall auf den Hügeln zogen sich endlose Rebstöcke in geraden Linien, schimmerten in Grün- und Goldtönen in der warmen Frühsommersonne. Ryan ließ das Seitenfenster herunter, atmete tief die würzige Luft ein. Die Aromen und die warme Luft gaukelten ihm ein Urlaubsgefühl vor, das wohl kaum eine Chance bekäme, sich zu realisieren.

Am Ende der Auffahrt bremste er den Wagen vor der einladenden und imposanten Villa ab. Das war Mariannas Zuhause? Auch die Nebengebäude waren perfekt unterhalten. Überhaupt strahlte alles hier den diskreten Eindruck von Reichtum aus.

Seine Anspannung milderte sich etwas. Er hatte nicht an Mariannas Versicherung gezweifelt, dass sie auf eigenen Beinen stehen konnte, aber wenn sie auf das alles hier zurückgreifen konnte, wäre es leichter für sie.

Und er wünschte sich, dass sie es so einfach wie nur möglich hätte.

Ein Arbeiter grüßte ihn und fragte, ob er zu einer Weinprobe gekommen sei.

„Nein, ich suche Signorina Amatucci – Marianna Amatucci“, erwiderte Ryan. Marianna hatte zwei Brüder erwähnt, aber vielleicht hatte sie ja auch noch Schwestern. Der Arbeiter zeigte auf das Haus, und Ryan nickte. „Grazie.“

Jede Faser in ihm war angespannt, als er auf die breite Veranda stieg. Er musste Marianna davon überzeugen, ihn nicht aus dem Leben seines Kindes auszuschließen.

Die Haustür stand offen, als wären Besucher hier immer willkommen. Er zog an der Klingel und trat in die kühle Eingangshalle. Wenige Augenblicke später erschien eine große Gestalt mit der lässigen Selbstsicherheit eines Mannes, der hierher gehörte.

„Kann ich Ihnen helfen?“

Ryan richtete sich gerader auf. „Ich würde gern mit Marianna Amatucci sprechen.“

Die Lässigkeit schwand innerhalb eines Sekundenbruchteils, das gebräunte Gesicht verdüsterte sich. „Sie sind der Mistkerl, von dem sie schwanger ist!“

Die Familienähnlichkeit war nicht zu leugnen. Das musste einer von Mariannas Brüdern sein. Ein fürsorglicher Bruder dazu. Ryans Spannung ließ weiter nach. Sehr gut. Sie war also von Menschen umgeben, die sie liebten und unterstützten.

Keine Sekunde später schluckte er. Fürsorglich war gut, aber der Typ war auch wütend und angriffslustig.

Die beiden Männer musterten sich abschätzend. Ihr Bruder war einen halben Kopf größer als er, aber Ryan zweifelte nicht daran, dass er sich behaupten könnte, sollte es hart auf hart kommen. Nur wäre eine Prügelei weder vernünftig noch sehr produktiv. Die Erinnerung, wie Marianna die Vase nach ihm geschleudert hatte, war noch frisch. Vermutlich lag das hitzige Temperament in der Familie. Er tat also gut daran, auf der Hut zu bleiben.

„Haben Sie nichts zu sagen?“

„Sehr viel sogar … zu Marianna.“

Der Bruder bleckte die Zähne. „Sie leugnen es also nicht?“

„Ich leugne überhaupt nichts. Aber jetzt würde ich gern mit Marianna sprechen.“

„Ist das vereinbart?“

Ryan überlegte kurz, ob er lügen sollte, entschied sich aber dagegen. „Nein.“

„Und wenn sie Sie nicht sehen will?“

„Und wenn sie mich sehen will?“

Autor

Michelle Douglas
Das Erfinden von Geschichten war schon immer eine Leidenschaft von Michelle Douglas. Obwohl sie in ihrer Heimat Australien bereits mit acht Jahren das erste Mal die Enttäuschung eines abgelehnten Manuskripts verkraften musste, hörte sie nie auf, daran zu arbeiten, Schriftstellerin zu werden. Ihr Literaturstudium war der erste Schritt dahin, der...
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