Verbotene Liebesschwüre unter tausend Sternen

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Sinnlich und unwiderstehlich! Als Prinz Kasim überraschend in ihrem Atelier auftaucht, gerät die berühmte Modedesignerin Angelique Sauveterre in Panik. Denn seit einem dramatischen Ereignis in der Vergangenheit ist sie misstrauisch Fremden gegenüber. Bei Kasims Anblick jedoch fühlt sie zum ersten Mal die Macht heißen Begehrens. Ihm folgt sie sogar in sein fernes Wüstenreich, wo der mächtige Scheich ihr Nächte unendlicher Erfüllung schenkt. Doch dann zerbricht ihr Liebestraum in tausend Scherben, denn sie erfährt: Kasim wird heiraten …


  • Erscheinungstag 15.08.2017
  • Bandnummer 2297
  • ISBN / Artikelnummer 9783733708566
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Angelique Sauveterre seufzte leise auf. Gerade hatte einer ihrer Leibwächter sie darüber informiert, dass Kasim ibn Nour, der Kronprinz von Zhamair, eingetroffen sei und sich augenblicklich mit ihr treffen wollte.

Müde lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Nach dem anstrengenden Tag heute wollte sie eigentlich nur noch ihre Ruhe haben.

„Natürlich. Bitte bringen Sie ihn in mein Büro“, befahl sie. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als den ungebetenen Gast zu empfangen.

Hasna hatte zwar angekündigt, dass ihr Bruder ihr einen Besuch abstatten würde, wenn er in Paris war, aber gerade heute?

Angelique wusste nicht, warum Kasim sich überhaupt mit ihr treffen wollte. Schließlich war sie nur die Designerin, die Hasnas Brautkleid entworfen hatte, doch sie nahm an, dass er mit ihr über ein Überraschungsgeschenk sprechen wollte. Wahrscheinlich würde dieses Treffen nicht lange dauern und sicher ganz angenehm werden. Ihr Tag mit Prinzessin Hasna und ihren Angehörigen war jedenfalls komplikationslos verlaufen.

Auch wenn es sie noch immer anstrengte, von zu vielen Menschen umgeben zu sein. Sie lebte lieber zurückgezogen, doch die Vergangenheit hatte sie dazu gezwungen, ihre Schüchternheit zu überwinden. Inzwischen konnte sie sich sogar in der Öffentlichkeit behaupten, auch wenn ihr jeder Auftritt Herzklopften bereitete.

Sie sehnte sich nach dem Tag, an dem ihre Schwester Trella bereit war, das Werbegesicht von Maison des Jumeaux zu werden. Ein ironischer Gedanke, da ihre Zwillingsschwester das gleiche Gesicht hatte wie sie selbst. Während sie ihren Lippenstift nachzog, wurde Angelique bewusst, wie sehr sie sich wünschte, Trella könnte jetzt an ihrer Stelle sein, um sich mit dem Bruder der Braut zu treffen.

Sie wünschte sich so sehr, dass es ihrer Zwillingsschwester endlich besser ging.

Aber sie würde sie nicht drängen. Trella hatte große Fortschritte gemacht, ihre Ängste zu überwinden, besonders im letzten Jahr. Sie war fest entschlossen, an Hasnas und Sadiqs Hochzeit teilzunehmen, und es sah so aus, dass sie es tatsächlich schaffen würde.

Angelique stand auf und drehte sich prüfend vor dem großen Standspiegel hin und her, der in der Ecke des Büros stand. Sie trug eine schwarze, weich fallende Hose, eine helle Jacke mit besticktem Revers und eine silberfarbene Bluse, die ihr Gesicht leuchten ließ. Das Make-up war noch nahezu perfekt, doch ihre Frisur löste sich langsam auf.

Schnell zog sie die Nadeln aus ihren Haaren und fuhr sich mit den Fingern durch die brünetten Locken, die ihr um die Schultern fielen. Zu lässig?

In diesem Moment klopfte der Wachposten, der vor der Tür stand, sodass ihr keine Zeit mehr blieb, ihr Haar zu richten. Sie ging zur Tür und öffnete.

Angelique war wie geblendet. Der Prinz sah wirklich umwerfend aus. Dunkle braune Augen, die beinahe schwarz wirkten. Ein ebenmäßiges Gesicht mit gerader Nase. Und sein Mund – die Oberlippe hatte definitiv etwas Erotisches.

Alles andere an ihm wirkte kühl und geschliffen wie ein Diamant. Auch wenn sein Land dafür bekannt war, ultrakonservativ zu sein, kam er ohne Kopfbedeckung auf seinen schwarzen, kurz geschnittenen Haaren. Er trug einen perfekt geschnittenen Anzug, und ihr geschultes Auge erkannte, dass er eine athletische Figur hatte.

Sie schluckte. Schalte dein Hirn ein, Angelique.

„Eure Hoheit. Angelique Sauveterre. Willkommen. Treten Sie bitte ein.“

Sie hielt ihm nicht die Hand hin, weil das für eine Frau in seiner Heimat Zhamair ein Fauxpas wäre.

Er hingegen streckte ihr die Hand entgegen, und es durchzuckte sie, als er seine starke Hand um ihre schmalen Finger schloss. Hitze färbte ihre Wangen, was er zu bemerken schien und sie noch mehr erröten ließ. Sie hasste es, so leicht durchschaubar zu sein.

„Hallo.“ Kein Danke, dass Sie sich mit mir treffen oder Nennen Sie mich Kasim.

„Danke, Maurice“, murmelte sie dem Wachmann zu. „Sie können jetzt gehen.“

Sie war sehr vorsichtig, wenn es darum ging, mit Männern allein zu sein, die sie nicht kannte. Übrigens auch bei Frauen. Doch seine Verbindung zu Hasna und Sadiq ließen den Prinzen vertrauenswürdig erscheinen. Wenn ein Mann in seiner Position sich etwas zuschulden kommen ließe, würde die ganze Welt davon erfahren. Zudem würde sie sowieso kein Risiko eingehen.

Außerdem hatte sie den verborgenen Notfallknopf an ihrem Amulett.

Jetzt hatte sie beinahe das Gefühl, in Panik zu geraten. Ihr Herz schlug schneller, und ihr Magen verkrampfte sich. Eben noch war sie erschöpft gewesen, jetzt fühlte sie sich von neuer Energie erfüllt, aber seltsam wehrlos.

Sie war nervös wie ein Schulmädchen, was völlig untypisch für sie war. Ihre beiden sehr eigensinnigen Brüder hatten sie gelehrt, sich gegen starke männliche Energie zu behaupten.

Aber so etwas wie jetzt hatte sie noch nie erlebt. Es fühlte sich gefährlich an, sich mit dem exotischen Prinzen in ihrem Büro einzuschließen. Dabei ging es nicht um eine äußere Gefahr, der sie gelernt hatte, aus dem Weg zu gehen, sondern um eine in ihr selbst. Als läge ihre Seele entblößt vor ihm.

„Bitte setzen Sie sich“, lud sie ihn ein und deutete auf die Sitzgruppe. Auch wenn das Büro keine Außenfenster hatte, hielt sie sich in diesem Raum sehr gerne auf, weil sie so die Welt ausschließen konnte. Sie verbrachte viel Zeit auf ihrer Seite des Schreibtisches und an dem Skizzentisch.

Trellas Platz auf der anderen Seite war leer, da sie sich auf das Familienanwesen in Spanien zurückgezogen hatte. Doch sie arbeiteten hier oft zusammen in einvernehmlichem Schweigen.

„Ich habe gerade frischen Kaffee gemacht. Möchten Sie eine Tasse?“

„Ich werde nicht lange bleiben.“

Das sollte eigentlich eine gute Nachricht sein, denn sie reagierte zu stark auf ihn. Trotzdem war sie enttäuscht. Sehr seltsam! Dabei achtete sie streng darauf, sich nicht auf andere Menschen einzulassen und Distanz zu wahren.

Da er sich offenbar nicht setzen wollte, presste sie ihre zitternden Hände gegen die Rücklehne eines Sessels, den sie immer benutzte, wenn sie Besuch von Kunden hatte. „Ich nehme an, dass Sie etwas wegen der Hochzeitsvorbereitungen mit mir besprechen möchten?“

„Nur, dass Sie mir Ihre Rechnung schicken sollen.“ Er trat vor und legte eine Karte auf Trellas Schreibtischseite.

Fasziniert folgte sie seinen Bewegungen. Wer war wohl sein Schneider? Dieser Anzug war perfekt designet.

Nervös schob sie sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, um von ihrer Röte abzulenken.

„Ihre Majestät hat das gleiche Angebot gemacht, also hätten Sie sich nicht herbemühen müssen. Aber das Kleid ist ein Hochzeitsgeschenk für Sadiq und die Prinzessin.“

Kasim entging nicht, wie selbstverständlich sie Sadiqs Vornamen benutzte. „Das hat Hasna mir auch gesagt. Ich ziehe es aber vor zu bezahlen.“

Sein Blick wirkte streitlustig und verwandelte das Gespräch in eine Konfrontation.

Warum war er so unnachgiebig?

Ach du lieber Himmel! Glaubte er vielleicht, sie und Sadiq hätten etwas miteinander?

Natürlich musste er auf diesen Gedanken kommen. Glaubte man den Schlagzeilen, ging sie mit halb Europa ins Bett. Wenn sie nicht gerade Drogen nahm oder sich mit ihren Models herumstritt.

„Sadiq ist ein alter Freund der Familie.“ Sie zog sich hinter die kühle Maske zurück, die sie der Welt zeigte, war aber entsetzt, dass er diese schrecklichen Dinge über sie glauben könnte. „Wir tun das gern für ihn.“

„Wir.“ Sein Blick wurde schmal.

„Ja.“ Von ihrer Schwester würde sie nichts sagen oder davon, was ihre Familie Sadiq schuldete, weil er ihnen Trella zurückgebracht hatte. Dass er für seine Heldentat nie den Ruhm hatte einstreichen wollen, war der Grund, warum er ihnen ein so wertvoller Freund war. „Wenn das alles ist …“ Bewusst gab sie vor, das letzte Wort zu diesem Thema zu haben. „Ich muss jetzt nämlich die letzten Vorbereitungen für Ihre Schwester treffen.“

Kasim musste seinem zukünftigen Schwager für seinen Geschmack gratulieren. Angelique Sauveterre war von einem süßen Mädchen zu einer atemberaubenden jungen Frau herangewachsen.

Ihre langen brünetten Haare fielen ihr in einem schimmernden Vorhang über die Schultern, und ihre Augen, die im Internet von einem nichtssagenden Grau waren, leuchteten tatsächlich in einem faszinierenden grünlichen Braun. Sie war groß und schlank, gebaut wie ein Model, obwohl sie diejenige war, die Models einkleidete. Ihre Haut hatte einen Goldton, der sicher von den spanischen Vorfahren ihrer Mutter stammte.

Die Kameras fingen sie selten mit einem Lächeln auf, und wenn doch, ähnelte es dem der Mona Lisa: distanziert und indifferent.

Auch jetzt hatte sie diesen Blick, obwohl sie ihn bei der Begrüßung offen angelächelt hatte. Sie war so verlockend schön, dass Kasim einen Moment vergessen hatte, warum er gekommen war.

Vielleicht war ihre fesselnde Art der Grund dafür, warum Sadiq ihr verfallen war.

„Ist heute alles gut verlaufen?“ Soweit er wusste, hatte an diesem Tag die letzte Anprobe für Hasnas Brautkleid und die der Brautjungfern in diesem Haus stattgefunden. Außerdem waren weitere Kleider für Hasna vorgeführt worden. Sobald die letzten Handgriffe erledigt waren, würde alles eingepackt und für die Hochzeit im nächsten Monat nach Zhamair verschifft werden.

„Alle Frauen schienen sehr zufrieden“, gab sie zurück.

Wie ihm zugetragen worden war, waren alle begeistert gewesen von den Kleidern, dem importierten Likör, den Sandwiches und dem Gebäck.

„Hasna scheint keine Beschwerden gehabt zu haben“, spielte er diese Tatsache herunter. „Deshalb will ich ihr den Ärger ersparen, all das zurückgeben zu müssen, was Sie ihr versprochen haben.“

Angelique war groß mit ihren High Heels. Zwar kleiner als er, aber größer als die meisten Frauen, die er kannte. Kerzengerade stand sie da, und ihre Lider flatterten, als würde sie über eine passende Antwort nachdenken.

„All das, was wir für sie angefertigt haben“, verbesserte sie, und ihre Stimme klang scharf und gefährlich wie ein Degen. „Warum, in aller Welt, wollen Sie ihr das nicht zugestehen?“

„Ihre Empörung können Sie sich sparen“, riet er. „Es geht nicht darum, jemanden zu verurteilen. Ich habe selbst Geliebte gehabt. Irgendwann ist es an der Zeit, sie gehen zu lassen. Und Ihre Zeit ist jetzt gekommen.“

„Sie glauben, ich bin Sadiqs Geliebte. Und dass ich, als seine Geliebte, angeboten habe, das Brautkleid und die Aussteuer für seine Braut anzufertigen. Ziemlich großzügig von einer Geliebten, meinen Sie nicht?“

Sie spie die Worte aus, als sei sie tief beleidigt.

Er schob die Hände in seine Hosentaschen.

„Es ist jedenfalls sehr großzügig, für eine so große Gesellschaft eine private Modenschau in einem weltbekannten und exklusiven Modehaus in Paris zu arrangieren.“ Nicht nur seine Mutter und Schwester waren anwesend gewesen, sondern auch Sadiqs Mutter und Schwestern, außerdem Cousinen und Freundinnen von beiden Seiten.

Die Kosten für diesen Tag waren natürlich nicht so hoch, um seinen Reichtum zu gefährden. Auch die Familie des Bräutigams konnte es sich leisten. Und Angelique musste sicher ebenfalls nicht draufzahlen, wenn man bedachte, wie reich ihre Familie war.

„Wäre dieser Nachmittag der einzige Posten, den Sie zum Nulltarif angeboten haben, hätte ich nicht einmal mit der Wimper gezuckt“, erklärte er. „Aber das Kleid? Ich kenne den Geschmack meiner Schwester.“ Er konnte sich vorstellen, dass der Betrag mindestens sechsstellig war. „Und als Zugabe noch Kleider für den Rest der Gesellschaft? Einschließlich der Mutter der Braut und der des Bräutigams?“

„Sadiqs Eltern und seine Schwestern sind auch Freunde der Familie.“

„Plus eine gesamte Garderobe für Hasna für den Anfang ihrer Ehe“, vervollständigte er ungläubig. „Und all das ohne Bezahlung? Das ist mehr als nur ein Geschenk von einer ‚Freundin der Familie‘. Hätte ich eher davon gewusst, dann hätte ich schon vorher etwas unternommen, nicht erst heute.“

Hasna hatte zwar ununterbrochen über ihren großen Tag geplaudert, aber was interessierten ihn die genaueren Details? Er war froh, dass sie aus Liebe heiratete, und wollte, dass alles gut verlief. Aber Einzelheiten über das Essen, das Dekor oder welche Farbe man tragen sollte, waren nicht von Bedeutung für ihn gewesen. Bis ihm aufgefallen war, dass sie weit unter dem Budget lag – was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Erst da hatte er sie gefragt, wann sie die Rechnung für das Kleid erwarten würde.

„Wäre ich Sadiqs Geliebte, hätte ich doch auf einer fetten Provision bestanden. Ich hätte ihm gesagt, er solle seine Braut herschicken, als Ausgleich dafür, dass ich seine Unterstützung verliere – die ich nebenbei bemerkt nicht brauche.“ Die Schärfe in ihrer Stimme durchschnitt die Luft wie eine Klinge. „Aber so ist es nicht gewesen. Hasna wusste nicht einmal, dass Sadiq uns kennt. Sie dachte, er habe all das heimlich arrangiert, um sie zu überraschen. Wir sind diejenigen, die sich entschlossen haben, ihm nichts in Rechnung zu stellen.“

„Ja, schon komisch, dass er der Frau, die er vorgibt zu lieben, diese ach so enge Freundschaft verheimlicht“, gab er spöttisch zurück. „Ich hätte ja verstanden, wenn er Sie abgefunden hätte.“ Er hätte es zwar nicht gebilligt, nachdem Hasna so hart um diese Beziehung gekämpft und ihn schließlich davon überzeugt hatte, dass Sadiq ihre Gefühle erwiderte, aber zumindest hätte er den Grund für dieses lächerliche Arrangement verstanden.

„Haben Sie das mit Sadiq besprochen?“, fragte sie frostig, die Arme vor der Brust verschränkt. „Denn damit beleidigen Sie nicht nur ihn, sondern auch mich.“

„Sadiq ist schlicht nicht fähig, das zu tun, was nötig ist. Ich werde ihm nachträglich dazu raten.“

„Ich schlafe nicht mit Sadiq!. Und ich schlafe auch nicht mit Männern, die verheiratet sind, oder verlobt.“

„Sicher haben Sie damit aufgehört, nachdem die Verlobung verkündet worden ist. Ich habe genaue Kenntnis darüber, wo er sich seitdem aufgehalten hat.“

„Weiß er, dass Sie ihn beobachten lassen? Oder von diesen schrecklichen Verdächtigungen?“

„Ich verurteile nicht, dass er vorher Geliebte hatte. Das ist ja üblich.“

Obwohl es ihn ärgerte, dass sein zukünftiger Schwager gerade mit dieser Frau geschlafen hatte. Warum ihn das wurmte, wollte Kasim nicht genauer ergründen. Oder sich überlegen, wie ein so sanfter Mann es geschafft hatte, sie zu verführen. Kasim hatte Sadiq immer als ernsten und in sich gekehrten Menschen empfunden, der beinahe so naiv war wie Hasna.

Diese Frau hingegen war überraschend mutig und würde einen Mann wie Sadiq dominieren.

Was erklärte, warum sein zukünftiger Schwager nicht in der Lage gewesen war, diese Sache endgültig zu beenden.

„Und … was mache ich?“, wollte sie wissen. „Ihn beschwatzen zu bleiben, indem ich seine zukünftige Frau ausstatte. Ihre Logik ist mangelhaft, Eure Hoheit.“

Ihre Impertinenz überraschte ihn, da er ein solches Verhalten nicht gewohnt war. Nur seine Schwester war bisher frech zu ihm gewesen, hatte ihre Worte aber so gewählt, als würde sie ihn aufziehen.

Angeliques Unverschämtheit fand er stimulierend, aber auch anstrengend und ärgerlich. Offensichtlich war ihr nicht klar, mit wem sie es zu tun hatte.

„Warum widersprechen Sie mir? Ich biete Ihnen an, Sie für Ihre Arbeit zu bezahlen. Und wenn Sie sich weiter weigern, die Wahrheit zuzugeben und zu versprechen, ihn nicht mehr zu sehen, verliere ich sicher irgendwann die Geduld und ziehe bei diesem ganzen Arrangement den Stecker. Und zum Teufel mit Hasnas Tränen.“

„Das würden Sie Ihrer Schwester antun?“ Fassungslos starrte sie ihn an.

Sie hatte keine Ahnung, wie weit er gehen würde – und schon gegangen war –, um seine Familie zu schützen.

Aber er würde deshalb nicht wieder mit sich ins Gericht gehen. Es zog ihm immer noch das Herz zusammen, wenn er daran dachte, besonders da Hasna immer noch so oft weinte. Doch er hatte getan, was getan werden musste. Rücksichtslos.

Und er würde es wieder tun.

Aber er würde nicht zusehen, wie seiner Schwester erneut das Herz gebrochen wurde. Sie liebte Sadiq, und er würde der treue Ehemann sein, den sie sich wünschte. Wenn das bedeutete, schnellstens ein neues Brautkleid aufzutreiben, dann sollte es eben so sein.

Statt einer Antwort musterte er sie nur schweigend.

„Also müsste ich nur sagen, dass ich Sadiqs Geliebte bin, und dieses Problem löst sich in Luft auf?“

„Plus Sie schicken mir die Rechnung und treffen sich nie wieder mit Sadiq.“

„Ich kann Ihr Geld einer Wohltätigkeitsorganisation geben“, erklärte sie.

„Das können Sie. Wichtig ist nur, dass Sadiq nicht mehr in Ihrer Schuld steht.“

„Ach, jetzt weiß ich endlich, warum ich das machen soll“, meinte sie amüsiert. „Und ich dachte schon, dass ich die dümmste Geliebte bin, die es auf der Welt gibt.“

„Ach was, ich bewundere Ihre Intelligenz, Angelique.“

Dass er sie beim Vornamen nannte, ließ ihr Herz noch schneller schlagen.

„Sind wir jetzt schon beim Vornamen, Kasim?“ Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Sie hatte Jahre gebraucht, um ein Schutzschild gegen die Welt zu errichten, und er schob es beiseite, als wäre es eine Spinnwebe.

Seine Wimpern zuckten, als sie ihn beim Vornamen nannte.

Gut so.

„Ihre Unverschämtheit mir gegenüber ist beispiellos. Sie sollten vorsichtig sein, sehr vorsichtig, Angelique.“

Sie zwang sich, ruhig zu sprechen. „Sie glauben also, ich hätte das Ganze eingefädelt, damit Sadiq in meiner Schuld steht?“

„Vielleicht nicht finanziell. Seine Familie ist reich und hat großen politischen Einfluss. Sie haben es geschafft, das Ansehen meiner Schwester zu gewinnen. Also sieht Hasna Sie nicht als Bedrohung, falls Sie Sadiq weiterhin benutzen, zu was auch immer.“

„Dürfte ich fragen, wie Sie zu dem Schluss kommen, dass ich so kaltblütig bin?“

„Wäre Ihr Herz mit im Spiel, hätten Sie diesen Auftrag zurückgewiesen. Falls Sie sich für ein gebrochenes Herz rächen wollen, wären Sie nicht so sehr darauf aus, Hasna zu gefallen. Nein. Ich sagte bereits, dass ich selbst Geliebte gehabt habe. Ich kenne praktisch denkende Frauen. Das hier ist eine Investition in Ihre Zukunft. Was ich theoretisch akzeptiere, aber nicht dann, wenn das Glück meiner Schwester auf dem Spiel steht. Das kann ich nicht zulassen. Also.“ Er deutete mit dem Kopf auf seine Visitenkarte, die er auf den Schreibtisch gelegt hatte. „Schicken Sie mir die Rechnung. Und lassen Sie Sadiq in Ruhe.“

Es schien, als wollte er gehen.

„Moment!“ Sie sprang vor und umfasste seinen Arm.

Er erstarrte und sah auf ihre Hand, bevor er den Blick wieder hob. Seine Miene zeigte Empörung und noch etwas anderes, ausgesprochen Männliches.

„Sind wir jetzt schon so vertraut, Angelique?“ Er drehte sich ein wenig und umfasste dann ihren Arm.

Wie ein Raubvogel, der sich plötzlich herabstürzt und sein Opfer einfach packt, dachte Angelique.

Die Zeit schien stillzustehen. Ihr Herz hämmerte so stark, dass sie kaum atmen konnte.

„Unser G…Gespräch ist noch nicht beendet.“ Ihre Stimme klang entsetzlich dünn. Ihr war bewusst, dass sie ihn loslassen und zurücktreten sollte, doch das männliche Interesse, das nun in seinem Blick lag, nahm sie ganz gefangen.

Angelique wusste, dass sie schön war.

Daher gab es keinen Grund, warum sie auf die nackte Begierde gerade dieses Mannes reagieren sollte. Und doch war es so.

Hitze sammelte sich in ihrem Innern … ja, auch sie begehrte ihn. Er sah sie an, als fände er sie reizvoll. Für sie war er ein sehr attraktiver Mann. Unweigerlich ging ihr Blick zu seinem Mund, und Sehnsucht stieg in ihr auf.

Er verzog die Lippen.

Sie wusste, dass er gemerkt hatte, wie sie auf ihn reagierte, und fand es amüsant. Das nagte an ihr. Es war wie ein Fluch, dass sie nicht in der Lage war, ihre Gefühle zu verbergen. Er berührte sie auf allen Ebenen. Physisch, mental, emotional … Er hatte ihr ganzes Wesen verzaubert.

„Unser Gespräch ist beendet“, erklärte er, während er nun leicht ihre Hüfte berührte. Mit der anderen Hand zog er sie einen halben Schritt zu sich heran. „Aber wenn Sie etwas Neues beginnen wollen …“

Tu es nicht, befahl sie sich, doch es war zu spät. Sein Mund senkte sich schon auf ihre Lippen, und sie hieß ihn willkommen.

2. KAPITEL

Er küsste sie mit einer Heftigkeit, als hätte er jedes Recht dazu.

Sie wusste sofort, dass er sie bestrafen wollte, aber nicht auf gewaltsame Weise. Vielmehr wollte er, dass sie reagierte, dass sie dahinschmolz und sich ihm hingab, um zu beweisen, dass er sie und diese Situation beherrschte.

Und das tat er, indem er ihren Widerstand brach, bereit, sie zu erobern.

Angelique versuchte, ihren Selbstschutz zu aktivieren, denn sie hatte sich antrainiert, jeden Angriff mit einem eigenen Angriff zu erwidern.

Also erwiderte sie seinen Kuss mit all der Empörung, die er in ihr entfacht hatte, mit all der Frustration, weil er sie so stark berührte.

Seine Hitze drang durch ihre Kleidung bis auf die Haut. Sie knabberte an seiner Oberlippe und vergrub die Finger in seinen Haaren. Es sah ihr ganz und gar nicht ähnlich, so aggressiv vorzugehen. Doch dass er es wagte, sie einzuschüchtern, stachelte sie an.

Sie spürte, wie überrascht er war und dass seine Erregung immer stärker wurde.

Und sie reagierte in gleicher Weise, wurde überflutet von Begierde und bog sich ihm entgegen, sodass sich ihre Brüste gegen seinen muskulösen Oberkörper pressten und ihr Becken gegen seines, eine Berührung, die sie beide noch mehr entflammte.

Er schlang die Arme um sie und küsste sie noch härter. Seine Hände wanderten ihren Rücken hinunter, und er umfasste ihren Po.

Angelique keuchte auf, als er sein Becken noch fester gegen ihres drückte und ihr unmissverständlich klar machte, was er wollte.

Überwältigt von diesem Augenblick, ließ sie es zu. Sie war es gewohnt, entweder als Trophäe oder als Göttin behandelt zu werden, die hoch oben auf einem Podest stand. Doch noch kein Mann hatte sie geküsst, als sei sie eine Frau, die er nicht nur wollte, sondern nach der er sich auch sehnte.

Sie legte den Kopf zurück und ergab sich. Aber nicht ihm. Sondern dem Kuss. Und dem, was sich zwischen ihnen aufbaute.

Er murmelte etwas, was wie ein Zauberspruch klang, während er seine Lippen über ihr Dekolleté wandern ließ.

„Ja“, keuchte sie und wollte, dass er ihre Brüste entblößte und mit seinem Mund liebkoste. Doch als er seine Hand auf ihre Brust legte und sie streicheln wollte, zuckte sie zurück.

„Nicht“, versuchte sie zu sagen, doch er hatte bereits ihr silbernes Amulett umfasst, um es über ihre Schulter zu streifen.

Eben noch hatte Kasim sich in seiner Erregung verloren und sich vorgestellt, mit einer Frau von außergewöhnlichen Leidenschaft zu schlafen.

Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen und bewaffnete Männer platzten herein.

Sein Herz explodierte.

Instinktiv versuchte er, Angelique hinter sich zu ziehen, doch sie weigerte sich und rief: „Alles in Ordnung! Orchidee. Wegtreten!“

Sie hielt eine gespreizte Hand hoch, als könnte sie damit Kugeln abwehren, und versuchte, sich vor Kasim zu drängen, als wollte sie ihn mit ihrer schmalen Figur beschützen. Doch er schlang schützend seine Arme um sie, während er erst jetzt merkte, dass es die Wachmänner waren, die er auf seinem Weg hierher bereits gesehen hatte.

„Alles in Ordnung“, beteuerte Angelique mit zitternder Stimme. „Lass mich los“, sagte sie dann zu Kasim. „Damit ich die Sache regeln kann.“ Sie stieß mit der Hand gegen seine Schulter.

Kasim hielt sie so fest umklammert, dass er sich bewusst zwingen musste, seine Muskeln zu entspannen.

„Mir geht es gut“, versicherte sie den Wachmännern, während sie, sichtlich zitternd, zurücktrat. „Wirklich. Es war meine Schuld. Er hat sich meine Halskette angesehen. Ich hätte ihn warnen sollen, vorsichtig damit zu sein.“

Ihre Halskette angesehen? Ihr Lippenstift war verschmiert, und sie war rot bis unter die Haarspitzen. Ihre Wachmänner waren doch nicht dumm.

Autor

Dani Collins
<p>Dani Collins verliebte sich in der High School nicht nur in ihren späteren Ehemann Doug, sondern auch in ihren ersten Liebesroman! Sie erinnert sich heute immer noch an den atemberaubend schönen Kuss der Helden. Damals wurde ihr klar, dass sie selbst diese Art von Büchern schreiben möchte. Mit 21 verfasste...
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