Rasante Affäre – betrügerische Küsse

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Sein Blick blieb an ihrem Mund hängen. "Das einzige Dessert, das ich möchte, ist der Geschmack deiner süßen Lippen." Ein riskanter Plan: Die hübsche Eventplanerin London McCaffrey und ihre zwei Freundinnen wollen es den Männern heimzahlen, die sie betrogen haben. Londons Ziel: Tristan Crosby, einer der einflussreichsten Männer von Charleston. Aber unerwartet wird dessen Bruder Harrison ein sexy Hindernis. Der umschwärmte Rennfahrer weckt in London ein gefährliches Verlangen. Ihre Leidenschaft für Harrison brennt heißer als der Wunsch nach Rache! Dabei weiß London genau, dass ihre rasante Affäre beendet ist, wenn Harrison von ihrem Pakt erfährt …


  • Erscheinungstag 19.02.2019
  • Bandnummer 2069
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724801
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

„Wir müssen es Linc, Tristan und Ryan heimzahlen und ihnen eine Lektion erteilen.“

Als Everly Briggs sich entschlossen hatte, dem Event für fabelhafte Führungsfrauen beizuwohnen, hatte sie zuvor Recherchen über die Teilnehmerinnen angestellt. Sie hatte sich für zwei Frauen entschieden, von denen sie glaubte, sie überzeugen zu können, einen hinterhältigen Plan zu unterstützen, um drei der einflussreichsten Männer aus Charleston, South Carolina, zu Fall zu bringen.

Allen drei Frauen war großes Unrecht widerfahren. Linc Thurston hatte die Verlobung mit London McCaffrey aufgelöst. Zoe Crosby hatte gerade eine knallharte Scheidung hinter sich. Doch was Ryan Dailey Everlys Schwester Kelly angetan hatte, war bei Weitem das Schlimmste.

„Ich bin mir bei dieser Sache nicht so sicher“, sagte London und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Wenn ich mir Linc vorknöpfe, wird mir das alles um die Ohren fliegen.“

„Sie hat recht.“ Zoe nickte. „Alles, was wir versuchen, würde es am Ende nur schlimmer für uns machen.“

„Nicht wenn sich jede von uns einen Mann der anderen vorknöpft“, hielt Everly dagegen und lächelte verschwörerisch, als ihre Gefährtinnen hoffnungsvoll nickten. „Denkt mal darüber nach. Wir sind Fremde auf einer Cocktailparty. Wer würde uns jemals miteinander in Verbindung bringen? Ich knöpfe mir Linc vor. London kümmert sich um Tristan, und Zoe, du knöpfst dir Ryan vor.“

„Was genau meinst du mit vorknöpfen?“, fragte Zoe zögerlich.

„Jeder hat eine Leiche im Keller. Insbesondere einflussreiche Männer. Wir müssen nur rausfinden, wo sich die schlimmsten verstecken und sie dann ans Licht zerren.“

„Ich bin dabei“, sagte London. „Linc verdient es, ein bisschen zu leiden – dafür, dass er unsere Verlobung auf diese Weise beendet hat.“

Zoe nickte. „Ich mache auch mit.“

„Fabelhaft.“ Ein wenig schadenfroh hob Everly ihr Glas zu einem Toast. „Lassen wir sie zahlen.“

„Und zahlen“, wiederholte London.

„Und zahlen“, schloss Zoe.

1. KAPITEL

Die Feier zum zehnjährigen Bestehen der Dixie-Bass-Crosby-Stiftung war in vollem Gange, als Harrison Crosby unter dem Kronleuchter aus Kristall und Messing hindurchging, der an der fünf Meter hohen Decke der restaurierten Vorkriegsvilla hing. Er schnappte sich ein Glas Champagner von einer der umherlaufenden Kellnerinnen und schritt von der geräumigen Eingangshalle mit dem weißen Marmorfußboden und den großen Pfeilern hinüber in den Ballsaal, wo in einer Ecke ein Streichquartett spielte.

Vor dreißig Jahren hatte Harrisons Onkel Jack Crosby die historische Groves Plantage gekauft. Dort, auf dem vierzig Hektar großen Grundstück, das etwa sechzig Kilometer außerhalb der Stadt Charleston lag, wollte er die Hauptverwaltung von Crosby Motorsports gründen. Zu dieser Zeit befand sich die Villa aus den 1850er-Jahren in einem schrecklichen Zustand, und sie waren kurz davor, sie komplett abzureißen, bis Virginia Lamb-Crosby und Dixie Bass-Crosby – Harrisons Mutter und Tante – sich dagegen aufgelehnt hatten. Stattdessen steckte die Familie Crosby haufenweise Geld in die vorschriftsmäßige Denkmalsanierung, um das Anwesen wieder bewohnbar zu machen. Das Ergebnis war ein Kunstwerk.

Obwohl Harrison über die Jahre an dutzenden Wohltätigkeitsveranstaltungen der Familienstiftung teilgenommen hatte, langweilte ihn das gesellschaftliche Tamtam. Er hätte das Geld lieber einfach gespendet und auf Glanz und Gloria verzichtet. Trotz des Reichtums der Crosbys und der alten Familienbande, auf die sich seine Tante und Mutter berufen konnten, hatte Harrison nichts mit Charlestons High Society zu tun. Er bevorzugte die Pferdestärken unter der Motorhaube seines Fords, nicht auf dem Polofeld.

Deshalb hatte er sich vorgenommen, seine Familie zu begrüßen, so wenig Smalltalk wie möglich zu machen und dann, so schnell es ging, zu verschwinden. Diese Saison gab es nur noch drei Rennen, und Harrison musste sich auf die Vorbereitungen konzentrieren. Schließlich brauchte er so viel geistige und körperliche Kondition wie möglich.

Er erspähte seine Mutter und machte sich auf den Weg zu ihr. Sie war in ein Gespräch mit einer jüngeren Frau vertieft, die er nicht kannte. Doch als er sich ihnen näherte, wurde ihm klar, dass dies ein Fehler war. Die attraktive Blondine neben seiner Mutter trug keinen Ring am Finger. Immer wenn seine Mutter eine geeignete Kandidatin traf, versuchte sie, ihn zu verkuppeln. Sie verstand nicht, dass seine Rennfahrerkarriere all seine Zeit und Energie forderte. Oder sie verstand es, hoffte aber, dass Ehefrau und Familie ihn vielleicht überzeugen würden, all das aufzugeben und endlich sesshaft zu werden.

Harrison wollte sich gerade abwenden, als Virginia ihn bemerkte und triumphierend lächelte.

„Da ist ja mein Sohn“, rief sie und zog Harrison zu sich heran. „Sawyer, das ist Harrison. Harrison, ich möchte dir Sawyer Thurston vorstellen.“

„Sehr erfreut“, sagte Harrison und runzelte die Stirn, als er versuchte, ihren Namen einzuordnen. „Thurston …“

„Linc Thurston ist mein Bruder“, erklärte Sawyer. Offensichtlich war sie es gewohnt, ihre Verbindung zu Linc, einem Profi-Baseballer, zu erklären.

Harrison nickte. „Verstehe.“

Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, schaltete sich seine Mutter wieder ins Gespräch ein. „Sawyer ist Mitglied der Denkmalschutzgesellschaft von Charleston, und wir haben gerade über die Historic Home Holiday Tour gesprochen. Sie möchte wissen, ob ich das Jonathan-Booth-Haus dieses Jahr zur Verfügung stelle. Was denkst du darüber?“

Das war genau die Art von Unsinn, in die er nicht involviert werden wollte. Egal, was er oder jemand anderes darüber dachte, Virginia Lamb-Crosby würde ihr eigenes Ding durchziehen.

Er lehnte sich vor, gab ihr einen Kuss auf die Wange und murmelte: „Ich denke, du solltest Vater fragen. Es ist schließlich auch sein Haus.“

Nachdem ein paar weitere Höflichkeiten ausgetauscht worden waren, tat Harrison so, als habe er einen Bekannten entdeckt, mit dem er sprechen musste, und verabschiedete sich. Während er durch den Ballsaal schlenderte und lächelnd diejenigen begrüßte, die er kannte, blieb sein Blick an einer wunderschönen Frau in einem tiefblauen Kleid hängen. Ihr langes honigfarbenes Haar fiel ihr über die Schulter und war auf einer Seite zurückgesteckt, um ihren funkelnden Ohrring zur Geltung zu bringen. In einem Raum voller schöner Frauen stach sie ihm ins Auge. Denn statt zu lächeln und sich zu amüsieren, hatte die Blondine mit den großen Augen und den zartrosa Lippen die Stirn gerunzelt. Sie schien ihrer mitteilsamen Begleitung, einer kleineren und fülligeren Brünetten von klassischer Schönheit und mit Schmollmund, kaum zuzuhören.

Ihr Interesse richtete sich anscheinend auf … Harrison folgte ihrem Blick und erkannte, dass sie seinen Bruder beobachtete, Tristan. Das hätte Harrison eine Warnung sein sollen. Am allerwenigsten wollte er sich auf eine Verflossene seines Bruders einlassen. Doch diese Frau erregte mehr als nur seine Aufmerksamkeit. Er spürte den augenblicklichen und starken Drang, mit ihr allein zu sein, um zu testen, ob ihre Lippen genauso süß waren, wie sie aussahen. So etwas war ihm schon viel zu lange nicht mehr passiert.

Er drehte der Schönheit den Rücken zu und machte sich auf den Weg zu seiner Tante, die gerade an einer Seite des Raums von Leuten umringt war. Neben ihr stand ein großer Fernseher, auf dem ein Werbespot über die Dixie-Bass-Crosby-Stiftung lief. Die Stiftung half nicht nur Familien mit kranken Kindern, sondern unterstützte auch Alphabetisierungskurse für Schüler aller Altersklassen. In den letzten zehn Jahren hatte seine Tante beinahe zehn Millionen Dollar gespendet, und ihre Familie war sehr stolz auf sie.

Doch selbst als Harrison ein paar Worte mit seiner Tante, seinem Onkel und den anderen wechselte, wurde seine Aufmerksamkeit wie magisch von der reizenden Blondine im blauen Kleid angezogen. Je länger er sie beobachtete, desto mehr schien sie sich von den Frauen, die er normalerweise attraktiv fand, zu unterscheiden. Ebenso schön, aber kein quirliges Partygirl. Eher zurückhaltend. Jemand, den seine Mutter gutheißen würde.

Je länger er sie ansah, desto verklemmter erschien sie ihm. Nicht in sexueller Hinsicht, so als wüsste sie nicht, was ein Orgasmus war. Aber auf eine Art, die zu sagen schien, dass sie ihr ganzes Leben als Zwangsjacke empfand. Wäre sie nicht so auf Tristan fixiert gewesen, hätte er sie vermutlich gar nicht bemerkt.

Er musste einfach herausfinden, wer sie war, deshalb machte er sich auf die Suche nach seinem anderen Onkel. Immerhin kannte Bennett Lamb wirklich jeden und handelte mit Klatsch und Tratsch wie andere Männer mit Aktien, Immobilien oder Sammlerstücken.

Harrison fand die Kultfigur Charlestons samt seiner Gefolgschaft neben der Bar. Mit der schwarzen Hose und dem cremefarbenen Smoking mit Wabenmuster sowie einer goldenen Fliege und Einstecktuch stellte Bennett viele der weiblichen Gäste in modischen Dingen in den Schatten.

„Hast du eine Sekunde?“, fragte Harrison und versicherte sich mit einem kurzen Blick, dass sein Objekt der Begierde nicht entkommen war.

Bennett hob eine perfekt gezupfte Augenbraue. „Selbstverständlich.“

Die beiden Männer traten ein paar Schritte zur Seite, und Harrison deutete auf die Frau, der sein ganzes Interesse galt. „Weißt du, wer das ist?“

Erheiterung blitzte in den Augen seines Onkels auf, als er in die von Harrison gezeigte Richtung blickte. „Maribelle Gates? Sie hat sich kürzlich mit Beau Shelton verlobt. Gute Familie. Konnten trotz schockierend schlechter Ratschläge von Roland Barnes an ihrem Reichtum festhalten.“

Stumm verfluchte Harrison den Begriff verlobt. Wieso war sie so an Tristan interessiert, wenn sie vergeben war? Vielleicht betrog sie ihren Verlobten. Bevor sein Onkel den Verdacht bekam, dass er sich für eine vergebene Frau interessierte, fragte er: „Und die Brünette?“

„Maribelle Gates ist die Brünette.“ Bennett verstand die Absichten seines Neffen und schüttelte den Kopf. „Ach, du warst an der Blondine interessiert. Das ist London McCaffrey.“

„London.“ Der Klang ihres Namens gefiel ihm. „Wieso klingelt da was bei mir?“

„Sie war zwei Jahre lang mit Linc Thurston verlobt.“

„Ich habe gerade seine Schwester getroffen.“

Während Harrison London nicht aus den Augen ließ, redete sein Onkel weiter. „Er hat die Verlobung unlängst aufgelöst. Niemand weiß genau, warum, aber man munkelt, er schläft mit …“ Bennetts Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. „… seiner Haushälterin.“

Ein Bild der stämmigen fünfzigjährigen Frau, die das Haus seiner Eltern in Schuss hielt, tauchte unvermittelt vor Harrisons geistigem Auge auf. Er verzog das Gesicht und fragte sich, welcher Wahnsinn Linc gepackt hatte, dass er die gertenschlanke Blondine hatte ziehen lassen.

„Er scheint mir nicht der Typ zu sein, der seiner Haushälterin nachstellt.“

„Bei manchen Leuten weiß man nie.“

„Und warum ist jeder davon überzeugt, dass er mit ihr schläft?“

Überzeugt ist vielleicht ein bisschen übertrieben“, erwiderte sein Onkel. „Sagen wir einfach, dass es irgendwann erste Spekulationen gab. Linc war mit niemandem aus, seit er und London sich getrennt haben. Niemand hat auch nur den Hauch einer neuen Romanze auf dem Radar. Und wie ich gehört habe, ist sie eine junge Witwe mit Kleinkind.“

Harrison hörte dem Klatsch nicht weiter zu und widmete sich wieder dem Objekt seiner Begierde. Je mehr Bennett über Linc Thurstons Gründe für die Auflösung der Verlobung spekulierte, desto weniger gefiel Harrison Londons Interesse an seinem Bruder. Sie verdiente etwas Besseres. Tristan hatte Frauen schon immer schlecht behandelt, wie sein kürzliches Verhalten während der Scheidung bewies. Tristan hatte seine Frau nicht nur die ganzen acht Jahre ihrer Ehe über betrogen, nein, er hatte auch einen gnadenlosen Scheidungsanwalt engagiert. Zoe war mit beinahe nichts zurückgeblieben.

„Also, wenn du eine Freundin suchst, meine Empfehlung wäre …“

Harrison hörte seinem Onkel nicht mehr zu, sondern rätselte weiter über London McCaffrey. „Hat sie im Moment einen Freund?“, unterbrach er ihn.

„Ivy? Ich denke nicht.“

„Nein“, sagte Harrison. Ihm wurde klar, dass er keinerlei Ahnung hatte, welche Weisheiten auch immer sein Onkel gerade vom Stapel gelassen hatte. „London McCaffrey.“

„Von der solltest du dich fernhalten“, warnte Bennett ihn. „Ihre Mutter ist das Allerletzte. Sie ist eine ehemalige Salonlöwin aus New York und denkt, dass sie mit einem Haufen Geld – und ich meine wirklich einen Haufen – ihr Ticket in die obersten Kreise von Charleston lösen kann. Ernsthaft, diese Frau ist eine Landplage.“

„Mit der Mutter will ich ja nicht ausgehen.“

„London ist genauso eine Opportunistin“, sagte Bennett, als wäre Harrison ein heilloser Trottel, der die Zusammenhänge nicht begriff. „Wieso hätte sie deiner Meinung nach sonst hinter Linc her sein sollen?“

„Offensichtlich kommt für dich nicht in Betracht, dass sie ihn geliebt hat“, gab Harrison trocken zurück.

Die elitäre Einstellung der alten Garde von Charleston war ihm keineswegs fremd. Seine eigene Mutter hatte die Familie enttäuscht, als sie einen Mann aus North Carolina geheiratet hatte, der nichts besaß außer großen Träumen und Ehrgeiz. Harrison hatte die undurchschaubaren Beziehungen zwischen seiner Mutter und ihrer Familie nie verstanden, und offen gesagt hatte es ihn auch nie wirklich interessiert. Solange er sich erinnern konnte, wollte er nur an Autos herumschrauben und Rennen fahren.

Sein Vater und sein Onkel hatten als Mechaniker angefangen, bevor sie in ihr erstes Geschäft für Autoteile investierten. Innerhalb von fünf Jahren hatten die beiden Männer mit ihrer Erfahrung und ihrem Tatendrang eine landesweite Kette aus dem Boden gestampft. Während Harrisons Vater Robert Crosby die Geschicke der Firma lenkte und expandierte, verfolgte sein Bruder Jack seinen Traum als Rennfahrer.

Als Harrison alt genug zum Fahren war, hatte sein Onkel aus Crosby Motorsports bereits ein Gewinnerteam gemacht. Und genau wie die Brüder vor ihnen war Tristan, der sich die Hände lieber nicht schmutzig machte, ins Familiengeschäft eingestiegen, während Harrison jedes bisschen Öl und Schmutz liebte, mit denen er in Berührung kam.

„Wieso interessierst du dich so für sie?“, fragte Bennett und unterbrach Harrisons Gedankengang.

„Ich weiß nicht.“

Er konnte seinem Onkel nicht erklären, dass Londons Interesse für Tristan ihn zugleich neugierig und nervös machte. In den letzten paar Jahren war Harrisons Sorge um die konsequent schlechter werdende Ehe seines Bruders mit Zoe stetig gewachsen. Trotzdem hatte er die Gerüchte über Tristans Affären ignoriert, selbst als er erkannte, dass sein Bruder eine dunkle Seite und eine skrupellose Ader hatte.

Die Tatsache, dass er Zoe aus den Augen verloren hatte, seit sie sich von Tristan getrennt hatte, nagte an Harrison. Am Anfang hatte er nicht in etwas hineingezogen werden wollen, das unweigerlich in einer schmutzigen Scheidung enden würde. Doch in letzter Zeit wünschte er sich, er wäre ein besserer Schwager gewesen.

„Weißt du, was London beruflich macht?“, fragte Harrison und lenkte seine Gedanken wieder zu der schönen Blondine.

Bennett seufzte. „Sie hat eine Eventagentur.“

„Hat sie diese Veranstaltung geplant?“ In Harrison begann eine Idee zu reifen.

„Nein. Die meiste Arbeit hat Zoe erledigt, bevor …“ Nicht einmal Bennett war es angenehm, über seine ehemalige Schwiegernichte zu reden.

„Ich denke, ich werde mich mal bei London McCaffrey vorstellen“, sagte Harrison.

„Sei aber nicht allzu überrascht, wenn sie nichts für dich übrighat.“

„Ich besitze einen halbwegs respektablen Stammbaum“, sagte Harrison mit einem Zwinkern.

„Halbwegs respektabel wird ihr nicht genug sein.“

„Du bist wirklich zynisch“, gab Harrison lächelnd zurück. „Und außerdem muss sie erst mal mit mir fertig werden.“

London McCaffrey stand neben ihrer besten Freundin, Maribelle Gates, und fixierte den großen imposanten Mann, den sie versprochen hatte, in den nächsten Monaten zu Fall zu bringen. Zoe Crosbys Exmann war zwar attraktiv, doch sein unnahbarer Blick und der hämische Zug um seine Lippen ließen es London kalt den Rücken hinunterlaufen. Aufgrund der Recherchen, die sie in den letzten paar Wochen über ihn angestellt hatte, wusste sie, dass er es skrupellos auf seine Frau abgesehen und sie nach acht Jahren Ehe mit leeren Händen zurückgelassen hatte.

Tristan Crosby war Zoe nicht nur während ihrer gesamten Ehe fremdgegangen, er hatte auch Beweise gefälscht, denen zufolge sie ihm untreu gewesen war und den Ehevertrag verletzt hatte. Zoe hatte Zehntausende Dollar ausgeben müssen, um das zu widerlegen, was ihre Scheidungsvereinbarung erheblich geschmälert hatte. Eine Vereinbarung, die auf finanziellen Auskünften über ihren Mann beruhte, die angaben, dass er mit schweren Hypotheken belastet und hoch verschuldet war.

Zoes Anwalt vermutete, dass Tristan Briefkastenfirmen in Übersee gegründet hatte, um Geld zu verstecken und sich vor Steuerzahlungen zu drücken. Das war nicht unüblich oder illegal, aber belastende Unterlagen waren nur schwer zu finden.

„Himmel, dieser Mann hat sich ja wirklich rausgeputzt“, wisperte Mirabelle beeindruckt. „Und er guckt schon hier rüber, seit er reingekommen ist.“ Sie gab London einen Stups. „Wäre das nicht toll, wenn er an dir interessiert wäre?“

Mit einem entnervten Stöhnen wandte sich London ihrer Freundin zu. Sie wollte gerade noch einmal wiederholen, dass das Letzte, woran sie jetzt dachte, Romantik war, als sie den fraglichen Mann wiedererkannte: Harrison Crosby, Tristans jüngerer Bruder.

Dank seiner hochgewachsenen, schlanken Gestalt und seines attraktiven Gesichts war er der Liebling der Motorsportfans, doch in ihren Augen war er kaum mehr als ein hochgejubelter Jungspund. Zoe hatte ihr erklärt, dass ihr Exschwager schnelle Autos, schöne Frauen und jene Art von Dingen mochte, für die triebhafte amerikanische Männer in den Süden fuhren.

„Er ist nicht mein Typ“, erklärte London ihrer besten Freundin und fokussierte sich wieder auf ihr Zielobjekt.

„Süße, ich hab dich echt lieb“, fing Maribelle an und verfiel dabei in ihren gedehnten South-Carolina-Akzent. „Aber du musst aufhören, so wählerisch zu sein.“

Verärgerung stieg in London auf, doch sie bemühte sich geflissentlich, es nicht zu zeigen. Seit ihre Mutter sie auf der Party zu ihrem sechsten Geburtstag geohrfeigt hatte, weil sie bockig gewesen war, hatte London beschlossen, dass sie ihre Emotionen besser verbarg, wenn sie im Haus der McCaffreys überleben wollte. Es war nicht immer leicht gewesen, doch jetzt, mit achtundzwanzig Jahren, war sie beinahe unmöglich zu durchschauen.

„Ich bin nicht wählerisch, sondern einfach nur realistisch.“ Und da er nicht der Crosby-Bruder war, auf den sie es abgesehen hatte, war er ihre Zeit nicht wert.

„Das ist genau dein Problem“, beschwerte sich Maribelle. „Du bist immer realistisch. Wieso machst du dich nicht mal locker und hast ein bisschen Spaß?“

Aus Freundlichkeit und Sympathie für ihre langjährige Freundin erwähnte Maribelle nichts von ihrem letzten Fehlschlag beim sozialen Aufstieg in Charleston. Darüber hatte sie sich von ihrer Mutter schon mehr als genug anhören dürfen. Als London angefangen hatte, mit jemandem aus einer der ältesten Familien Charlestons auszugehen, hatte ihre Mutter das als den gesellschaftlichen Erfolg gewittert, nach dem sie schon so lange gesucht hatte. Die New Yorker Salonlöwin hatte den Restaurantleiter Boyd McCaffrey geheiratet und war nach Connecticut gezogen, wofür sie ihr geliebtes New York hatte zurücklassen müssen. Doch dann, als Londons Vater eine bessere Stelle angenommen hatte und mit seiner Familie nach Charleston gezogen war, wurde die Situation für Edie Fremont-McCaffrey wesentlich schlimmer.

Bei ihrer Ankunft hatte Edie angenommen, dass ihre New Yorker Beziehungen, ihr Reichtum und ihr Stil garantieren würden, dass Charlestons High Society ihr Tür und Tor öffnete. Stattdessen musste sie erkennen, dass Familie und Stammbaum hier mehr zählten als so etwas Gewöhnliches wie Geld.

„Es ist ja nicht so, dass ich keinen Spaß will“, fing London an. „Ich weiß nur nicht, ob ich Harrison Crosbys Art von Spaß möchte.“

Nun, machte sie das nicht zu genau der Art von oberflächlichem Snob, die den attraktiven und reichen Linc Thurston durch die Finger hatte gleiten lassen? Londons Herz zog sich zusammen. Auch wenn sie inzwischen nicht mehr glaubte, dass sie ihn liebte, war sie doch einmal bereit gewesen, ihn zu heiraten. Hätte sie es wirklich getan? Sie war sich nicht ganz sicher, wo ihre Beziehung nun stünde, wenn er sie nicht verlassen hätte.

„Woher weißt du, auf welche Art Spaß Harrison Crosby steht?“, fragte Maribelle und brachte London damit in die Gegenwart zurück.

Sie biss sich auf die Lippe. Schließlich konnte sie ihrer Freundin nicht erklären, warum sie Nachforschungen über die Crosby-Familie angestellt hatte. Es gab nur drei Personen, die von ihrem tollkühnen Plan wussten, sich an den Männern zu rächen, die ihnen Unrecht getan hatten. Was London, Everly und Zoe vorhatten, war nicht zwangsläufig illegal. Aber wenn sie erwischt würden, könnte die Vergeltung verheerend sein und großen Schaden anrichten.

„Er ist Rennfahrer.“ Als ob das alles erklärte.

„Und er ist umwerfend.“

„Ist er das?“

London dachte an all die Fotos, die sie von ihm gesehen hatte: lockige schwarze Haare, unrasierte Wangen … Oft trug er Jeans und T-Shirt oder seinen blauen Rennanzug, der von oben bis unten mit Aufnähern von Sponsoren beklebt war. Er hatte ein einnehmendes Lächeln und strahlte eine unbekümmerte Zuversicht aus, die auszudrücken schien, dass ihm die Welt zu Füßen lag.

„Wenn man auf ungepflegte und grobe Männer steht, wahrscheinlich“, murmelte London. Was sie nicht tat.

„Auf mich wirkt er ziemlich elegant und vornehm.“

Maribelles ironischer Tonfall weckte Londons Neugierde, und sie ließ den Blick vorsichtig in seine Richtung schweifen. Auf keinen Fall wollte sie den Verdacht wecken, dass sie sich auch nur im Geringsten für ihn interessierte. Deshalb sah sie ihn nicht direkt an, während sie seine Erscheinung auf sich wirken ließ.

Der Harrison Crosby, den sie sich vorgestellt hatte, sah ganz und gar nicht aus wie der kultivierte Gentleman im maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug, der die Aufmerksamkeit auf seine breiten Schultern und seine schmale Hüfte lenkte. Ihre Hormone reagierten mit einer schockierenden Wucht auf sein stilsicheres Erscheinungsbild. Heute Abend war er glattrasiert und wirkte so elegant, als sei er gerade von einem New Yorker Laufsteg hinabgestiegen. Während sie ihre Vorstellung eines ungeschliffenen Jungen aus gutem Hause im Rennanzug revidieren musste, bemerkte sie, dass sie sich verschätzt hatte, was die Wirkung eines selbstbewussten Mannes in seiner sportlichen Bestform betraf.

„Offensichtlich hat er sich rausgeputzt“, bemerkte London widerwillig und ließ den Blick weiter schweifen, um nicht dabei erwischt zu werden, ihn anzustarren.

„Er kommt hierher“, quietschte Maribelle aufgeregt.

Londons Puls kam auf Touren, als sie seine elegante Erscheinung wahrnahm. „Reiß dich zusammen“, murmelte sie verzweifelt, unsicher, ob sie mit sich selbst oder Maribelle sprach.

„Guten Abend, die Damen.“ Seine sonore Stimme klang wie das Schnurren einer Katze. „Ich bin Harrison Crosby. Dixie Bass-Crosby ist meine Tante.“

„Nummer fünfundzwanzig“, antwortete Maribelle in einem überraschend mädchenhaften Tonfall. London fiel die Kinnlade herunter. „Sie fahren eine großartige Saison dieses Jahr. Ich bin Maribelle Gates.“

Ein sexy Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Sie gucken Autorennen?“ Das Gleiche hatte sich auch London gefragt.

Während der Blick seiner meergrünen Augen weiterhin auf Maribelle gerichtet war, starrte London ihn fassungslos an. Ihr Körper reagierte auf verwirrende Weise auf seine Nähe.

„Das tue ich“, bestätigte Maribelle. „Und mein Verlobter auch. Wir sind riesige Fans.“

Als ihre beste Freundin ein überraschendes Wissen über Autorennen an den Tag legte, fühlte London sich langsam wie das fünfte Rad am Wagen.

„Oh!“ Maribelle blickte zu ihrer Freundin, als wäre ihr plötzlich aufgefallen, dass sie London ausgegrenzt hatten. „Wie unhöflich von mir, Sie so in Beschlag zu nehmen. Das ist London McCaffrey.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte London. So verstimmt, wie sie über sein vorheriges Desinteresse war, war sie sich allerdings nicht sicher, ob sie es auch so meinte.

„Die Freude ist ganz meinerseits.“ Harrison ließ den Blick zwischen beiden Frauen hin und her wandern. „Also, anscheinend wissen Sie bereits alles über mich. Was machen Sie denn so?“

„Ich plane gerade eine Hochzeit“, erklärte Maribelle und kicherte leicht dümmlich. London musste sich beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen.

Harrisons geschwungene Lippen formten ein gutmütiges Lächeln. „Ich kann mir vorstellen, dass das ein Vollzeitjob ist.“

London biss sich auf die Lippe, um nicht spöttisch aufzulachen. „Ich habe eine Eventagentur“, sagte sie ein wenig zu aggressiv. Als sie ihren Tonfall bemerkte, schoss ihr das Blut in die Wangen. Versuchte sie ernsthaft, mit ihrer verlobten Freundin um einen Mann zu buhlen, für den sie sich gar nicht interessierte?

„Planen Sie ihre Hochzeit?“

London warf ihrer Freundin einen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Nein.“

Autor

Cat Schield
<p>Cat Schield lebt gemeinsam mit ihrer Tochter, zwei Birma-Katzen und einem Dobermann in Minnesota, USA und ist die Gewinnerin des Romance Writers of America 2010 Golden Heart® für romantische Serienromane. Wenn sie nicht gerade neue romantisch-heiße Geschichten schreibt, trifft sie sie sich mit ihren Freunden um auf dem St. Croix...
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