Dreißig Nächte der Versuchung

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Dieser Mann soll sie beschützen? Dreißig Tage und dreißig Nächte? Die Unternehmertochter Kimberly Danforth erschauert lustvoll. Denn Zack Sheridan sieht verboten sexy aus. Statt sie zu beruhigen, versetzt er sie in prickelnd erotische Spannung. Kann das gutgehen?

Erleben Sie in der zwölfteiligen Danforth Serie die Geschichten des skandalträchtigen und steinreichen Danforth Clans. Folgende Titel gehören zur Serie:

1. Der Duft dieser Frau
2. Dreißig Nächte der Versuchung
3. Heiße Hochzeit in Las Vegas
4. Wie verführt man seine Feindin
5. Wer bist du, meine Schöne?
6. Im Bann des Scheichs
7. Darf eine Nanny sexy sein?
8. Liebe - bei Tag und bei Nacht
9. Riskante Affäre - verräterische Küsse
10. Gefährlich heiße Leidenschaft
11. Heiße Schwüre - wahre Liebe?
12. Küss mich, wenn uns keiner sieht


  • Erscheinungstag 08.10.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733765767
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Zack Sheridan sah mit finsterem Blick auf die Straßenlaternen hinaus, deren Licht durch die großen Fenster fiel. Dann drehte er sich gemächlich zu dem Mann um, der ihm in der Nische gegenübersaß.

„Sie beobachtet Fische?“ Danny Akiona, Vollblut-Hawaiianer und Navy-SEAL, Mitglied einer Spezialeinheit der US Navy, schaute seinen Freund an und lachte.

Du nervst, dachte Zack verärgert, musste sich aber eingestehen, dass er sich auch köstlich darüber amüsiert hätte, wenn nicht er, sondern Danny den Auftrag bekommen hätte.

Zack setzte die Bierflasche an und trank einen großen Schluck. Doch selbst der Alkohol konnte dem Spott seines Freundes nicht den Stachel nehmen. Er lehnte sich zurück und warf einen Blick auf die Menschen, die die Bar im Hafen füllten.

Paare saßen in den Nischen, Singles lungerten an der Bar herum und versuchten, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, egal von wem. Aus der alten Jukebox, die mit einem bunten Mix aus Oldies bis hin zu Hip-Hop-Songs bestückt war, ertönte Musik. Die Kellnerinnen in ihren kurzen hautengen schwarzen Lederröcken, roten bauchfreien Tops und roten Stöckelschuhen drängten sich mit ihren vollen Tabletts durch die Menge und servierten Getränke.

Zack seufzte, als sein Blick auf eine besonders reizvolle blonde Bardame fiel, die ihren üppigen Busen in ein zwei Nummern zu kleines Top gezwängt hatte. Wenn er ein freier Mann wäre, hätte er sich an sie rangemacht und mit ihr die erste Nacht seines Urlaubs genossen. Doch da ihm dreißig Tage pure Hölle bevorstanden, war ihm nicht danach.

„Oh Mann.“ Danny lachte und schüttelte den Kopf. „Das ist einfach zu komisch.“

Zack warf seinem Freund einen wütenden Blick zu. „Wie schön, dass wenigstens einer von uns darüber lachen kann.“

„Es ist perfekt, Mann.“ Dannys braune Augen blitzten vor Vergnügen, und ein breites Grinsen zog über sein braun gebranntes Gesicht. „Wir bekommen einen Monat frei, um uns auszuruhen und zu erholen, und du wirst dazu verurteilt, Babysitter für eine Wissenschaftlerin zu spielen.“ Er prostete seinem Freund gut gelaunt zu. „Auf die vielen Frauen, die ich jetzt erobern werde, weil du für eine ganze Weile ausfällst.“

Ich werde ausfallen, okay, dachte Zack missmutig. Dreißig lange Tage sollte er eine junge Frau beaufsichtigen, die mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden war und ein Faible für Fische hatte.

„Der Monat wird lang werden.“ Zack blickte durch das Fenster hinaus auf das muntere Treiben auf der Straße vor der Bar.

Selbst an einem kalten Abend im Februar wimmelte es in Savannah vor Touristen. Mit der Kamera um den Hals, einen Reiseführer unter den Arm geklemmt wie eine Bibel, bummelten die Besucher durch die engen Straßen und das Hafenviertel. Die Souvenirläden brummten das ganze Jahr über, die Einheimischen zählten sorgfältig ihre Pennys und warteten sehnsüchtig auf den Sommer, wenn noch mehr Touristen das Städtchen bevölkerten.

Savannah war eine kleine, aber ungemein geschäftige Südstaatenstadt. Sie hatte einen bedeutenden Hafen, wunderbare alte Häuser und viele wirklich großartige Bars. Normalerweise hätte Zack sich auf ein paar freie Tage an diesem Ort gefreut. Er wäre durch die Stadt gewandert und hätte ein paar Südstaatenschönheiten aufgerissen. Doch sein Aufenthalt hier war dieses Mal rein dienstlich.

Man konnte ihn auch als Strafe bezeichnen.

„Es kam nicht überraschend“, sagte Danny und lenkte damit Zacks Aufmerksamkeit wieder auf das Thema. „Verdammt, du hast gewusst, dass du die Hucke vollkriegst, sobald wir nach Hause kommen.“

Zack zog sein Glas durch die Wasserringe, die es auf dem lackierten Holztisch hinterlassen hatte. Er sah seinen Freund an und fragte: „Hätte ich deiner Meinung nach anders handeln sollen?“

„Verdammt, nein.“ Danny richtete sich auf dem roten Ledersitz auf und legte beide Arme auf den Tisch. „Wenn du nicht wegen Hunter zurückgegangen wärst …“ Er verstummte und schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Wir mussten ihn holen. Befehl oder nicht.“

„Genau.“ Sie prosteten sich zu.

Zack wusste, dass er das Richtige getan hatte – das Einzige, was er hätte tun können. Doch es tat gut zu wissen, dass sein Freund ihn in dieser Sache bestätigte. Die Regeln waren einfach, und er lebte danach. Ein Navy-SEAL ließ keinen Mann zurück. Wenn ein Team von sechs Mann loszog, dann kamen verdammt noch mal auch sechs Männer wieder zurück. Tot oder lebendig, jeder SEAL kehrte nach Hause zurück. Immer.

Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf. Kurze Augenblicke blitzten auf, wurden lebendig und verblassten wieder. Er erinnerte sich ganz deutlich an alles. Die Mission vor zwei Wochen war von Anfang an schlecht gelaufen. Sein Team hatte den Auftrag gehabt zu unterwandern, einzudringen, zu retten, dann zu verschwinden. Schnell.

Doch irgendjemand hatte falsche geheime Informationen verbreitet. Die Geisel war nicht dort gewesen, wo sie sein sollte. Als Zack und die anderen ihren Mann endlich gefunden hatten, war nicht mehr viel Zeit geblieben. Ihre Tarnung war aufgeflogen, und auf Hunter Cabot war geschossen worden. Zack und der Rest des Teams hatten mit der Geisel schon das Schlauchboot erreicht, als sie gemerkt hatten, dass Hunter fehlte.

Zack hatte Bericht erstattet und den Befehl erhalten, Hunter zurückzulassen und schnellstens aus Dodge zu verschwinden. Allein der Gedanke daran, mit welcher Leichtfertigkeit das Leben eines SEALs weggeworfen werden sollte, machte ihn schon wieder wütend. Zack umklammerte seine Bierflasche. Niemals hätte er einfach einen Mann aus seinem Team zurückgelassen. Also hatte er den Befehl missachtet, seinem Team befohlen, die Geisel zu bewachen, und war allein zurückgegangen, um Hunter zu suchen.

Jetzt erholte sich Hunter in einem Krankenhaus, umgeben von heißen Krankenschwestern, und Zack war dazu verurteilt worden, Kindermädchen für eine Fachidiotin, einen Fisch-Nerd zu spielen.

Das Leben war unfair.

„Was für Fische, denkst du?“

„Wie bitte?“ Zack blickte Danny finster an.

„Ich meine“, sagte sein Freund, „vielleicht sind es ja so interessante Tiere wie Haie. Zu Hause habe ich mal einen Hai gesehen. Der war groß genug, um …“

„Bitte.“ Zack hob abwehrend die Hände. „Verschon mich heute mit deinen hawaiianischen Märchen, okay?“

Danny liebte nichts so sehr, wie von Hawaiis Schönheit zu schwärmen, den hohen Wellen, tollen Frauen und davon, wie viele dieser Frauen verrückt nach Danny Akiona waren. Heute war Zack nicht in der Stimmung, sich solche Geschichten anzuhören.

Danny grinste. „Schön. Wann triffst du die Fischfrau?“

„Bis morgen früh um acht Uhr bin ich ein freier Mann.“

„Aber hallo, brudda“, Danny benutzte das hawaiianische Wort für Bruder und fuhr dann mit seiner melodischen Stimme fort: „… dann bleibt uns ja die ganze Nacht.“

Zack lächelte. Er fühlte sich schon etwas besser. Acht Uhr lag in weiter Ferne. Im Gefängnis war er erst, wenn die Tür hinter ihm zuschlug. Noch war er ein freier Mann und konnte tun und lassen, was er wollte. „Du hast recht.“

„Auf jeden Fall.“ Danny bestellte die nächste Runde Bier, dann sah er Zack an. „Ich würde sagen, wir suchen uns ein paar heiße Ladys und amüsieren uns. Es ist für einen Monat deine letzte freie Nacht, brudda, also lass uns etwas daraus machen.“

Eine Nacht. Das hatten sie schon früher getan. Egal, in welchem Land oder in welcher Stadt sie gewesen waren, Danny und er hatten oft die Nacht zum Tag gemacht, Frauen aufgerissen und das Leben einfach genossen. Warum sollte er also nicht am Abend vor seinem neuen Auftrag auf Sauftour gehen?

Wie auch immer Kimberly Danforth – was für ein großkotziger Name – sein mochte, er musste diesem Fisch-Nerd erst morgen früh gegenübertreten. Und jeder SEAL lebte nach dem Motto: Lebe den Augenblick, denn du weißt nicht, ob es der letzte ist.

„Ich habe es schon einmal gesagt, aber ich wiederhole es gern noch einmal.“ Zack lehnte sich entspannt zurück und beschloss, den Rest des Abends zu genießen. „Hula“, er benutzte den Spitznamen, den das Team Danny gegeben hatte, „ich mag deine Art.“

Kim Danforth starrte auf den Telefonhörer in ihrer Hand, dann nahm sie ihn wieder ans Ohr. Sie war frustriert, und das Gefühl, diesen Kampf zu verlieren, wurde immer stärker. „Dad, das ist schlichtweg lächerlich. Ich will keinen Wachhund, und vor allem brauche ich keinen.“

Abraham Danforths kräftige, befehlsgewohnte Stimme dröhnte durch die Leitung. „Kimberly, akzeptier es für mich einfach. Diese Drohungen können wir nicht ignorieren.“

Die Angst um die Sicherheit ihres Vaters milderte ihren Frust etwas. „Dad, es hat nur eine Drohung gegeben, und sie war gegen dich gerichtet, nicht gegen mich.“

Eine lange Pause entstand, und sie hörte, wie er tief einatmete. Sie zählte bis zehn, wusste, dass er dasselbe tat. Abraham wog seine Worte immer sorgfältig ab und rühmte sich für seine Selbstbeherrschung. Sogar innerhalb der Familie überlegte er genau, was er sagte, dachte nach, bevor er sprach. Das war nur einer der Gründe dafür, dass er ein ausgezeichneter Kandidat für das Amt des Senators war.

„Kimberly, wer auch immer dahinterstecken mag, weiß mit Sicherheit, dass er mich am schwersten trifft, wenn er meiner Familie etwas antut.“

Kim seufzte. Ihr Vater hatte nie viel Zeit für die Familie gehabt. Als Geschäftsmann hatte er all seine Energie in das Wachstum des Wohlstandes der Danforths gesetzt, statt Zeit mit seinen fünf Kindern zu verbringen. Aber er liebte seine Kinder, und Kim wusste, dass er sich vor allem um sie sorgte, sein jüngstes Kind und einzige Tochter.

Sie wusste allerdings ebenfalls, dass er die Situation auch nutzte, um jetzt der Vater zu sein, der er gern gewesen wäre, als sie aufgewachsen war. Die Drohungen, die per E-Mail an Abraham geschickt worden waren, richteten sich nicht gegen seine Familie. Kim wusste genau, dass sie eigentlich nicht in Gefahr war – was den Gedanken an einen Bodyguard noch weniger akzeptabel machte. Aber sie brachte es nicht übers Herz, ihrem Vater eine Abfuhr zu erteilen und ihm einen weiteren Grund zur Sorge zu geben.

Außerdem hatte Harold, der jüngere Bruder ihres Dads, sie gebeten, auf die Bitte ihres Vaters einzugehen. Uncle Harold hatte gesagt, die ganze Familie wäre erleichtert, wenn sie Kim in Sicherheit wüsste.

„Bitte, hör einmal auf deinen alten Dad.“

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Wahl. Gegen ihren Vater und ihren Onkel kam sie nicht an, und das wusste sie. Harold Danforth war für sie und ihre Brüder eine Art Ersatzvater gewesen. Da er das Danforth-Unternehmen nicht verantwortlich leiten musste, hatte er Zeit für seine und Abrahams Kinder gehabt.

„Okay“, sagte sie. „Er kann mich beschützen. Aber er wird hier nicht wohnen.“

„Du hast Platz genug“, entgegnete Abraham kurzangebunden. „Bring ihn einfach in deinem Gästezimmer unter.“

„Dad, ich lasse keinen Fremden in meinem Haus wohnen.“

„Er ist kein Fremder. Er ist der Sohn von …“

„Deinem alten Kumpel von der Navy, ich weiß“, unterbrach sie ihren Vater, bevor sie erneut die alten Kriegsgeschichten anhören musste. Der einzige Krieg, der sie zurzeit interessierte, war der Privatkrieg um ihre Unabhängigkeit.

„Zack müsste jeden Moment da sein“, sagte ihr Vater gerade. „Ich erwarte, dass du kooperierst.“

„Dad …“

„Ich muss jetzt los.“

Das Freizeichen beendete das Telefonat. „War nett, mit dir gesprochen zu haben, Dad“, sagte sie und wünschte, sie hätte wenigstens einmal das letzte Wort gehabt.

Als es einen Augenblick später an der Tür klingelte, war Kim noch auf Kampf programmiert.

Sie öffnete die Tür einem Mann mit grimmigem Gesicht und dunkler Brille. Die ohnehin kleine Veranda vor ihrer Haustür mit den hübschen Blumenkübeln wirkte plötzlich noch kleiner. Sollte dieser Navy-SEAL etwa ihr Beschützer sein? Sahen die Männer vom Militär nicht gepflegter aus? „Ja?“

Der Mann blickte sie finster an und rieb sich die Stirn. „Müssen Sie so schreien?“ Seine Stimme klang kratzig, gedämpft.

„Ich habe nicht geschrien.“

„Sie schreien immer noch.“ Widerwillig nahm er seine Sonnenbrille ab und kniff die Augen gegen das grelle Tageslicht zusammen. „Scheiß-Morgen.“

Kim sah zu ihm auf. Der Mann war groß, mindestens einen Meter neunzig, hatte breite Schultern, eine schmale Taille und unglaublich lange Beine. Sein braunes Haar war militärisch kurz geschnitten, seine alten Jeans waren an den Knien abgewetzt und verwaschen. Der Kragen seines roten Hemdes war an einer Seite aufgestellt, die andere Seite nach innen geschlagen. Darüber trug er ein dunkelblaues Sweatshirt, das genauso verwaschen war wie seine Jeans. Seine Füße steckten in Turnschuhen. Er hatte grünblaue Augen, die jetzt rot unterlaufen war. Wahrscheinlich das Ergebnis einer durchzechten Nacht.

Dies kann nicht der Mann sein, den mein Vater mir geschickt hat, dachte sie. Zack Sheridan war ein Navy – SEAL – kein Mann, der mit Kater und unrasiert bei ihr auftauchen würde.

Sie wünschte plötzlich, sie hätte eine Sicherheitstür aus Eisen.

„Was wollen Sie?“

„Gute Frage.“ Seine tiefe Stimme ging ihr durch und durch. „Was ich will“, sagte er, „ist ein Aspirin und ein abgedunkeltes Zimmer. Vor allem möchte ich irgendwo sein, nur nicht hier.“

„Sehr charmant.“ Sie war kurz davor, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. „Warum besorgen Sie sich nicht diese Dinge? Fangen Sie am besten mit dem Letzten an und verschwinden Sie von hier.“

Sie wollte die Tür schließen, doch er schob seinen Fuß dazwischen.

Kim starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Das Herz rutschte ihr vor Angst fast in die Hose. Natürlich ließ sie es sich nicht anmerken. „Nehmen Sie den Fuß weg, Mister, oder ich zerquetsche ihn.“

„Lassen Sie uns noch einmal ganz von vorn beginnen.“ Er bewegte seinen Fuß keinen Millimeter.

„Nein.“ Sie zog fester an der Tür.

Er kniff die Lippen zusammen. „Das tut weh.“

„Das soll es auch.“

Er seufzte. „Sind Sie Kimberly Danforth?“

„Glauben Sie, damit mein Vertrauen zu gewinnen? Weil Sie meinen Namen kennen?“ Sie stemmte sich mit ganzem Gewicht gegen die Tür und hatte das Gefühl, dass sie sich bewegte.

Er legte eine Hand an die Tür und drückte zurück. Ohne große Anstrengung schaffte er es, die Tür einen Spalt weiter zu öffnen.

„He, lassen Sie meine Tür los.“

„Ich bin Zack Sheridan.“

„Schön für Sie.“

„Ihr Vater hat mich geschickt.“

Sie ließ ein wenig von der Tür ab, und er drückte diese mit seiner kräftigen Hand so weit auf, dass sie gegen die Wand schlug.

„Verdammt, ist das laut“, fluchte er und legte die Hand wieder gegen die Stirn, als wollte er so verhindern, dass ihm der Schädel platzte.

Kim überdachte die ganze Situation. Dieser Mann hatte offensichtlich einen entsetzlichen Kater, was nicht gerade Vertrauen weckte. Er hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Pirat als mit einem Navy-SEAL. Gefahr ging von ihm aus, griff nach ihr und zerrte an ihren Nerven.

Allerdings drehte sich ihr der Magen nicht nur vor Angst um, sondern ihr war auch ganz flau, weil dieser Mann etwas unbeschreiblich Aufregendes ausstrahlte. Höchstwahrscheinlich war es besser, dieses Gefühl zu ignorieren.

Sicher, sie hatte der Bitte ihres Vaters zugestimmt. Doch beschlich sie das Gefühl, Abraham Danforth wäre – wenn er Zack in diesem Zustand sehen könnte – nicht begeistert von der Vorstellung, dass dieser Mann bei seinem kleinen Mädchen wohnte.

Also ließ sie sich von ihrem Instinkt leiten.

„Ich will Sie nicht hier haben.“ Kim hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Ich brauche Sie auch nicht, egal, was mein Vater glaubt.“

„Lady, ich nehme nur Aufträge entgegen.“

„Das kann jeder behaupten.“

„Häh?“ Er kniff die blaugrünen Augen zusammen.

„Hören Sie.“ Sie nahm die Brille, die sie in den V-Ausschnitt ihres blauen T-Shirts geklemmt hatte, und setzte sie auf. Sie brauchte die Brille nur zum Lesen, doch sie hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, dass ihr die Brille ein wenig Autorität verlieh. „Ich brauche Ihre Hilfe nicht, warum verschwinden Sie also nicht einfach?“

„Ich wünschte, ich könnte es.“ Er trat in ihr Haus und seufzte erleichtert, als er in das kühle Innere kam.

„Bitte, kommen Sie doch herein“, sagte sie trocken.

Er blickte sich in dem Raum um, als hätte sie nichts gesagt. Kim folgte seinem Blick und betrachtete ihr Zuhause durch die Augen eines Fremden.

Das kleine Cottage mit den zwei Schlafzimmern war über hundert Jahre alt und vereinte den Charme und die Schwächen eines alten Hauses. Die Rohrleitungen entsprachen nicht dem aktuellen Standard, und das Badezimmer war erbärmlich klein, dafür gab es eingebaute Bücherregale, einen integrierten Geschirrschrank in der Küche, und in die Wände waren Nischen für Vasen mit Blumen geschlagen. Der Garten war winzig, doch der Baum vor dem Haus war achtzig Jahre alt und spendete im Sommer den notwendigen Schatten.

Das Wohnzimmer war wie der Rest des Hauses klein wie eine Puppenstube. Doch die hellblau gestrichenen Wände wirkten wie ein wolkenloser Sommerhimmel. Vor dem gekachelten Ofen stand ein blau-weißes Sofa, ein bunter Teppich lag auf dem glänzenden Holzboden. An den Wänden hingen gerahmte Fotos von ihren Reisen und einige Gemälde von einem Marinezeichner. Es war ein Zuhause. Ihr Zuhause. Und sie wollte es mit niemandem teilen.

Nicht einmal vorübergehend.

„Schöne Wohnung“, sagte er.

„Danke. Und wenn Sie jetzt bitte …“

„Lady …“ Er verschränkte die Arme vor seiner beeindruckenden Brust und blickte sie aus blutunterlaufenen Augen an. „Ob es Ihnen passt oder nicht, dies stehen wir gemeinsam durch.“

Der Raum wirkte plötzlich viel kleiner, und die Luft wärmer. „Mir passt es nicht.“

„Wenn Sie glauben, ich habe Lust, in meinem Urlaub einen Fisch-Nerd zu beaufsichtigen …“

„Wie bitte?“ Kim richtete sich zu ihren nicht besonders beeindruckenden einen Meter siebzig auf und versuchte, ihn von oben herab zu behandeln. Nicht einfach, wenn man den Kopf in den Nacken legen musste, um überhaupt seinem Blick zu begegnen. „Ich bin zufällig Doktor der Meeresbiologie.“

„Ja? Und?“

„Ich ziehe diese Bezeichnung der eines Fisch-Nerd vor.“

„Wer würde das nicht.“ Er lachte, verstummte aber sofort wieder, als er ihre Verärgerung bemerkte. „Also schön. Dr. Danforth …“

Sie nickte. „Schon besser.“

„Und jetzt kommen Sie endlich von ihrem hohen Ross herunter, denn die nächste Zeit werden wir beide die besten Freunde sein.“

Heiße Wut kochte in ihr hoch, doch da war auch noch etwas anderes, was sie aber besser ignorierte. „Ich werde nicht …“

Er neigte den Kopf und lächelte sie geduldig an. Ein Lächeln, das er sicherlich für kleine Kinder und Halbidioten reserviert hatte.

„Ich rufe meinen Vater an.“ Ein Bluff, doch etwas anderes fiel ihr nicht ein.

Er nickte. „Grüßen Sie ihn von mir.“

Kim wurde immer wütender. Sie hatte das Gefühl, gleich zu explodieren. Diesen Mann würde sie nicht dreißig Tage lang in ihrem Haus ertragen. „Ich rufe Ihren Vorgesetzten an und beschwere mich bei ihm.“

Zack ließ sich auf einen der Sessel fallen, seufzte und streckte die langen Beine aus, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, hier zu sein und es sich bequem zu machen. „Er wird sich freuen zu hören, dass ich meinen Dienst pünktlich begonnen habe.“

Kim verlor die Beherrschung. Sie glitt ihr durch die Finger wie das Band eines mit Helium gefüllten Luftballons an einem windigen Tag. Natürlich würde sein befehlshabender Offizier nicht auf sie hören. Dafür hatte ihr Vater bestimmt gesorgt.

„Ich rufe die Polizei an. Man wird Sie verhaften.“

Für einen kurzen Moment flackerte Hoffnung in seinen Augen auf. „Glauben Sie?“ Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, vergiss es, Darling.“

Sie verkrampfte sich. „Nennen Sie mich nicht Darling.“

Er setzte die Sonnenbrille wieder auf, legte den Kopf an die Rückenlehne des Sessels und seufzte. „Kein Darling. Verstanden.“

„Dies wird nicht funktionieren“, sagte Kim angespannt.

Er schob seine Sonnenbrille etwas tiefer und schenkte ihr über den Rand der Brille hinweg einen warmen Blick und ein Lächeln, das irgendetwas völlig Unerwartetes in ihr auslöste. „Baby, ich bin ein SEAL. Ich bekomme alles hin.“

2. KAPITEL

Zack beobachtete, wie sie mit staksenden Schritten, das Telefon am Ohr, durch das Wohnzimmer lief und den armen Menschen, der das Pech hatte, am anderen Ende der Leitung zu sein, mit einer Flut von Beschwerden überschüttete.

Sie war stinksauer.

Und verdammt, sie sah gut aus.

Er lächelte in sich hinein. Mit zusammengekniffenen Augen, um sich gegen das grelle Sonnenlicht zu schützen, das den Raum durchflutete, bewunderte er die Frau, die irgendwie anders war, als er erwartet hatte. Wer hätte gedacht, dass ein Fisch-Nerd so gut gebaut sein konnte.

Ihr himmelblaues T-Shirt mit V-Ausschnitt schmiegte sich an ihre kleinen Brüste wie die Hände eines Lovers. Ihre langen Beine waren unter einer kakifarbenen Tunnelzughose versteckt, die tief auf ihren Hüften hing und einen verführerischen Blick auf ihre zarte, gebräunte Haut freigab. Die langen glatten schwarzen Haare hatte sie zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden, der auf ihrem Rücken hin und her schwang, als sie wütend durch den Raum marschierte.

„Es interessiert mich nicht, dass er in einer Besprechung ist“, sagte sie gerade laut und aufgebracht. „Ich will meinen Vater sprechen. Sofort.“ Pause. Dann: „Okay, ich bleibe dran.“

„Es wird nicht klappen“, murmelte Zack.

Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. „Was soll nicht klappen?“

„Mich loszuwerden.“ Als ihr Gesichtsausdruck noch düsterer wurde und ihre großen grasgrünen Augen nur noch schmale Schlitze waren, hätte Zack fast gelacht. Wahnsinn, je wütender sie wurde, desto hübscher war sie. Und er war so unverschämt, die Show zu genießen. „Ich habe auch versucht, aus dieser Nummer herauszukommen. Keine Chance.“

„Sie haben es versucht?“

Ein kurzes, trockenes Lachen drang aus seiner Kehle. „Da können Sie sicher sein. Dachten Sie etwa, dies wäre meine Vorstellung von einer vergnüglichen Zeit?“

Nachdenklich legte sie die Hand über die Sprechmuschel des Telefons. „Warum haben Sie dann zugestimmt?“

„Lange Geschichte.“ Er faltete die Hände über seinem Bauch und trommelte mit den Fingern. Zack würde nicht die ganze traurige Geschichte von den unzähligen sinnlosen Malen erzählen, die er Widerstand gegen die Obrigkeit geleistet hatte. Es ging sie nichts an, und außerdem wollte er nicht daran denken. „Sagen wir mal so: Es war wesentlich besser als die Alternative.“

„Muss ja eine schöne Alternative gewesen sein.“

„Das können Sie mir glauben.“ Er gähnte. „Wenn ich diesen Auftrag abgelehnt hätte, hätte ich meinen Dienst quittieren können. Und dazu bin ich nicht bereit.“

Autor

Maureen Child
<p>Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal. Ihre liebste...
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