Gefährlich heiße Leidenschaft

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

FBI-Agentin Dana Aldrich weiß viel über den steinreichen, skandalumwitterten Danforth-Clan. Aber als sie den Job als Bodyguard von Marc Danforth annimmt, lernt sie noch etwas dazu: Marc ist sexy, clever, ein toller Lover - und er schwebt in Lebensgefahr!


  • Erscheinungstag 03.12.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733765989
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Teufel auch, sie würde sich von diesem Knaben nicht sagen lassen, wie sie ihren Job zu erledigen hatte!

Dana Aldrich hatte nicht die Absicht, sich vom Assistenten eines Assistenten noch länger ruhig anzuhören, dass sie sich „angemessener“ kleiden sollte. Soweit es sie betraf, waren Jeans genau richtig für diesen Auftrag. Dieses Greenhorn könnte etwas Sinnvolleres tun … wie … wie … endlich verschwinden. Er nervt.

„Hören Sie, Special Agent Aldrich“, fuhr der Neuling unbekümmert fort. „Ihre Verdachtsperson ist daran gewöhnt, mit Models auszugehen. Wenn Sie ihn zum Reden bringen wollen, sollten Sie besser wie eins aussehen.“

Bevor sie den Mund öffnen und ihm sagen konnte, was sie von seinen Vorschlägen hielt, wurde die Bürotür aufgerissen, und ein Mann trat ein, dessen Meinung sie über alles schätzte. Special Agent-In-Charge, kurz SAC, Steve Simon, der momentan die Geschäftsstelle in Atlanta leitete.

„SAC Simon, gut, dass Sie da sind.“ Ihrer Stimme hörte man die Freude über das Wiedersehen mit dem alten Freund nicht an.

„Gibt es ein Problem, Special Agent Aldrich?“

„Überhaupt nicht, Sir.“ Sie richtete sich auf. „Ich bereite mich gerade auf meinen neuen Auftrag vor, und dieser Hinterwäldler will mir erzählen, wie …“

„Würden Sie uns bitte einen Moment allein lassen, Mr Renuart.“

Steve bedeutete ihr mit einem kurzen Blick zu schweigen, während der Verwaltungsassistent sich verabschiedete.

„Beschäftige dich nicht mit Nebensächlichkeiten“, sagte er, nachdem die Tür geschlossen worden war. „Dein Auftrag ist politisch sehr sensibel. Marcus Danforths Vater ist ein bedeutender Unternehmer. Und er kandidiert für das Amt des Senators.“

„Das ist mir klar“, erwiderte sie. „Trotzdem steht auch der jüngste Sohn von Daddy Abraham Danforth nicht über dem Gesetz. Das sollte Marcus Danforth oder Marc, wie er von allen genannt wird, eigentlich wissen – angesichts der Tatsache, dass er Jurist im Familienunternehmen ist.“

„Der organisierten Kriminalität beschuldigt zu werden und schuldig zu sein, sind zwei verschiedene Paar Schuhe, Dana, das weißt du.“

Sie wusste das sehr genau, aber ihr war auch klar, dass Kinder aus wohlhabenden Familien oft verwöhnt heranwuchsen. Vielleicht wollte Marcus Danforth beim Geldverdienen mit seinen älteren Brüdern mithalten. Und vielleicht war es ihm so wichtig, dass ihm die Mittel zum Zweck egal waren.

„Bisher haben wir aber keine Beweise gegen das Kartell gefunden, obwohl wir von Informanten wissen, dass die Kaffeelieferungen an diesen Importeur in der Stadt nur Fassade sind. Sie nutzen diese Geschäfte zur Geldwäsche. Wahrscheinlich setzen sie sogar ihre Transportunternehmen ein, um Drogen ins Land zu bringen, aber wir können ihnen nichts nachweisen.“

Steve nickte. „Jedes Mal, sobald wir nah dran sind, kommt unser Informant durch einen dubiosen Unfall ums Leben. Das macht es nicht einfach, andere dazu zu überreden, uns ihr Wissen preiszugeben.“

„Nun, wenn Marcus Danforth irgendetwas weiß, dann finde ich es heraus.“ Es war ihr Job, Informanten auszuhorchen und ihnen einen Deal anzubieten. „Steht meine Tarnung?“

„Dein Ausweis und die passende Hintergrundgeschichte liegen auf Renuarts Schreibtisch. Ich habe dir den Zugang verschafft, den du brauchst, um in Marcs Nähe zu bleiben.“ Steve legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sei vorsichtig, Dana. Ich befürchte nicht, dass er gewalttätig wird, aber sein Leben könnte in Gefahr sein. Politik und Drogen sind eine tödliche Mischung.“ Er lächelte sie an. „Und ich will nicht meine cleverste Undercoveragentin verlieren.“

„Keine Sorge.“ Sie nahm ihre Jacke. „Solange niemand von mir verlangt, dass ich in Stöckelschuhen herumlaufe, kann mich nichts davon abhalten, Danforth zum Reden zu bringen. Das ist mein Job, und ich bin die Beste darin.“

Marc Danforth, Kind reicher Eltern und Harvard Absolvent, sollte sich bloß vorsehen.

1. KAPITEL

„Mann, Adam, ich brauche unbedingt eine Dusche.“ Marc Danforth verließ in Begleitung seines Bruders das Chatham County Gefängnis Richtung Parkplatz.

„Wir sind ja gleich zu Hause.“ Adam reichte ihm sein Jackett. „Es ist ganz schön kalt geworden. Tut mir leid, dass ich so weit entfernt parken musste.“

Marc fand, dass die Luft für Anfang Oktober wunderbar war. Besser als alle Luft, die er jemals eingeatmet hatte, denn sie schmeckte nach Freiheit, und er sog sie tief ein.

„Kein Problem. Ich bin froh, dass ich etwas laufen kann.“ Er schlüpfte in das Jackett. „Ich hätte nie gedacht, dass ein paar Stunden im Gefängnis so schlimm sein können. Danke, dass du mich abholst.“

Da er fröstelte, schob er die Hände in die Hosentaschen. In einer steckte noch die Seidenkrawatte, die er am Tag zuvor getragen hatte – genau dort, wo er sie hingetan hatte. Die Vollzugsbeamten waren zumindest ehrlich.

„Gern doch“, sagte Adam. „Dad war auch fast die ganze Zeit hier, aber als die Presse auftauchte, habe ich ihn überredet zu verschwinden.“

„Ich wette, dass er ziemlich sauer auf mich ist. Meine Verhaftung könnte sich negativ auf seinen Wahlkampf auswirken.“

„Ian ist im Moment bei ihm.“ Adam nahm den Autoschlüssel aus der Tasche. „Es ist der ganzen Familie klar, dass die Geschichte ein abgekartetes Spiel des Drogenkartells ist. Ian kämpft seit fast einem Jahr gegen diese Gangster. Zuerst die Drohungen, dann die Explosion in einem unserer Lagerhäuser und jetzt das. Dad weiß, dass es nichts mit seinem Wahlkampf zu tun hat.“

Marc nickte und stieß einen Seufzer aus. Seit Langem schon spielte in seinem Leben nichts mehr eine wirklich wichtige Rolle. Nur die Familie bedeutete ihm viel.

Familie. Er dachte an die hübsche junge Frau, die er einen Tag zuvor im Büro seines Bruders kennengelernt hatte. „Weiß Selene von meiner Verhaftung?“

Adam lächelte schief. „Ich war mit ihr zusammen, als Dad anrief.“

„Oh, verflucht.“ Es war klar, was das bedeutete. „Tausend Entschuldigungen sind wohl nicht genug, was?“

„Nicht annähernd.“

Fast hätte er gelacht. Fast. Bis ihm plötzlich ein neuer Gedanke kam. „Könnte es sein, dass Selenes Vater in diese Geschichte involviert ist?“

Adam schüttelte den Kopf. „Van Gelder hat zwar seine schäbigen Momente, und schmutzige Politik scheint sein Lebensinhalt zu sein, aber selbst er würde nicht so tief sinken, um eine Wahl zu gewinnen.“

Nach kurzem Nachdenken kam Marc zu dem Schluss, dass Adam recht hatte, obwohl sein Verstand im Moment nicht besonders klar arbeitete. Er bemühte sich zwar, zuversichtlich zu bleiben, dass seine Unschuld bewiesen wurde, aber seine Karriere, sein ganzes Leben stand auf dem Spiel.

„Hast du darüber nachgedacht, einen profilierten Anwalt zu engagieren?“, fragte Adam. „Ich meine, dein Freund von der Anwaltskammer war okay, als es um die Kaution ging, aber um diese Sache zu gewinnen, brauchst du einen gewieften Strafverteidiger.“

Marc strich sich durch das fettige Haar und seufzte. „Das Einzige, was ich im Moment genau weiß, ist, dass ich mich nicht selbst vertreten werde. Ich bin ein sehr guter Firmenanwalt, aber mit Strafrecht kenne ich mich nicht aus. Selbst wenn ich Strafrechtler wäre, würde ich es nicht selbst tun.“

„Dad kann dir die eine oder andere gute Kanzlei nennen. Du hast noch ein paar Tage Zeit, um Kraft zu sammeln, bevor du dir Gedanken über einen Anwalt machen musst.“

„Den Teufel werde ich tun.“ Marc blieb mitten auf dem Parkplatz stehen und fixierte seinen Bruder. „Ich will den Beweis für meine Unschuld finden, und zwar schnell.“

In dem Moment bog ein Wagen mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz ein und kam auf sie zu. Sie sprangen zur Seite, um ihn vorbeizulassen, doch er wurde abgebremst und hielt direkt neben ihnen. Die viertürige Limousine älteren Jahrgangs sah aus wie ein Zivilfahrzeug der Polizei. Marc seufzte und bereitete sich auf weiteren Ärger vor.

Da die Fahrerseite von ihnen abgewandt war, konnten sie den Fahrer nicht sehen. Während der Motor weiter im Leerlauf lief, wurde die Tür geöffnet und eine große, schlanke Frau stieg aus. In ihrer Jeans, den Stiefeln und der Jeansjacke wirkte sie ernsthaft und zupackend – abgesehen von der schwarzen Lockenpracht, die ihr bis auf den Rücken fiel.

Wenn das eine Polizistin war, hätte er nichts dagegen, wenn sie ihn wegen seiner strafbaren Gedanken gleich wieder festnähme.

Er malte sich aus, wie es wäre, ihre wilden Locken zu berühren, wie er die Hände in die seidige Pracht schob und das Gesicht hineinschmiegte, als wäre es ein Kissen schwarz wie Ebenholz. Sie war aber ganz sicher nicht gekommen, um seine Fantasien Wirklichkeit werden zu lassen.

„Marcus Danforth?“, fragte sie und offenbarte eine Whiskeystimme.

Er nickte. „Das bin ich. Und das ist mein Bruder Adam.“

Die Frau kam um den Wagen herum und streckte ihm zur Begrüßung die Hand hin.

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Dana Aldrich.“

Während sie auch seinem Bruder die Hand schüttelte, spürte Marc noch immer ihren festen Händedruck. Er fragte sich, wie eine Frau, die so nüchtern und geschäftsmäßig wirkte, so erotisch sein konnte.

„Sind Sie bei der Polizei?“, erkundigte Adam sich.

„Nein.“

Sie lächelte Adam an, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht.

„Ich bin Privatdetektivin und arbeite für Michael Whittaker, den Bodyguard Ihres Vaters. Er hat mich beauftragt, Ihren Bruder bis zur Verhandlung zu bewachen.“

„Wie bitte?“ Marc hätte sich fast verschluckt. Diese Frau war definitiv nicht das, was er sich vorstellte, wenn jemand das Wort Bodyguard gebrauchte. „Ich will keinen Aufpasser. Fassen Sie es nicht als Beleidigung auf, Miss, aber Sie sehen auch nicht wie ein Bodyguard aus.“

Adam ignorierte die Bemerkung und sagte: „Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen?“

„Natürlich.“ Sie nahm eine Ledermappe aus ihrer Jackentasche. „Mag sein, dass ich nicht so aussehe, aber ich bin ein verdammt guter Bodyguard, wenn ich das von mir selbst sagen darf.“

Marc blickte Adam über die Schulter, während der das Foto im Führerschein mit dem auf ihrer Lizenz verglich.

„Ich möchte kurz mit meinem Bruder sprechen, Miss Aldrich. Ist das okay?“ Adam führte ihn ein Stück zur Seite. „Kaufst du ihr die Geschichte ab?“, fragte er, als sie außer Hörweite waren.

„Ich denke ja. Warum sollte sie lügen?“

„Dafür gibt es mehrere Gründe. Sie könnte eine Reporterin sein, die hinter einer Story her ist.“

„Möglich, aber mein Bauchgefühl sagt mir etwas anderes. Wenn du ihr nicht traust, dann ruf doch Michael an und frag, ob er sie geschickt hat. Es würde mich interessieren, wieso er meint, dass ich einen Bodyguard brauche, und weshalb er dafür eine Frau ausgewählt hat, die einfach umwerfend ist.“

Adam grinste. „Okay, ich frage ihn.“ Er nahm sein Handy aus der Gürteltasche. „Geh du zurück und unterhalt dich mit ihr.“

„Nichts lieber als das. Lass dir ruhig Zeit.“

Dana warf einen Blick nach hinten auf die Straße und schlug das Lenkrad links ein. Die Rushhour war zwar vorbei, es herrschte aber noch reger Verkehr.

„Haben Sie Hunger?“, wandte sie sich an Marc, der auf dem Beifahrersitz neben ihr saß. „Ich dachte, wir könnten irgendwo eine Kleinigkeit essen, bis nicht mehr so viel Betrieb auf der Straße herrscht.“

Sie entspannte sich etwas. Es war lächerlich einfach gewesen, Marcs Einverständnis zu bekommen, als sein Bodyguard zu fungieren. Sein Bruder Adam war etwas misstrauischer gewesen, doch er hatte nachgegeben, als Michael Whittaker ihre Geschichte wie geplant bestätigte.

Obwohl sie für diesen Auftrag eine Menge Nachforschungen über Marcus Danforth angestellt hatte, war sie nicht auf seine faszinierenden haselnussbraunen Augen vorbereitet gewesen. Auch nicht auf seine Stimme, ein verträumter Bariton, der aufregend sinnliche Gefühle in ihr weckte. Sie schüttelte den Kopf, um die befremdlichen, sehr erotischen Gedanken zu verdrängen.

Dieser Mann war ein Job, und sie arbeitete professionell.

„Ich bin halb verhungert“, erwiderte er lächelnd. „Glücklicherweise war ich nicht lange genug im Knast, um in den Genuss des Gefängnisessens zu kommen. Trotzdem möchte ich jetzt einfach nur nach Hause. Ich denke, im Kühlschrank findet sich etwas Essbares. Ich könnte uns ein paar Eier braten, nachdem ich geduscht habe.“

„Okay. Das klingt gut. Sie müssen mir nur erklären, wie wir zu Ihnen kommen.“

„Wir bleiben noch etwa zwanzig Meilen auf der Autobahn. Ich sage rechtzeitig Bescheid, wenn wir abfahren müssen.“

Trotz ihres kurzfristigen Abgleitens in lustgeprägte Schwärmerei für den Mann hatte ihre Tarnung gehalten. Offensichtlich hatte Steve seinen ehemaligen Militärkumpel Michael davon überzeugt, dass das FBI es nicht darauf angelegt hatte, Marc Danforth etwas anzuhängen. Die Ermittlungen könnten genauso gut seine Unschuld beweisen.

Sie war allerdings davon überzeugt, dass dieser reiche Playboy und Anwalt irgendwie in die Geldwäsche des Drogenkartells involviert war.

Marc kam aus einer Familie, die genug Geld hatte, um die besten Anwälte und Privatdetektive zu engagieren, doch Dana war entschlossen, vor ihnen an Beweise zu kommen. Diese würde sie als Druckmittel einsetzen, um ihn zu überreden, sich gegen seine Komplizen aus dem organisierten Verbrechen zu stellen und FBI-Informant zu werden.

Sie konnte es schaffen, wenn sie ihre Konzentration auf den Auftrag richtete und nicht auf die faszinierenden braunen Augen ihres Verdächtigen.

Beim Blick in den Rückspiegel bemerkte sie denselben schwarzen Kombi, der ihr schon zuvor aufgefallen war. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn wir einen Umweg fahren. Halten Sie sich fest.“ Sie riss das Lenkrad herum und trat aufs Gaspedal.

„Was zum Teufel soll das?“

Marc starrte sie an, während sie aus dem fließenden Verkehr ausscherte und einen Wagen überholte, dann voll auf die Bremse trat und die nächste Ausfahrt nahm. Er hatte Mühe, auf dem Sitz das Gleichgewicht zu halten. Dana lenkte die kastenförmige Limousine die Ausfahrt hinunter und raste bei Rot über eine Kreuzung. Schließlich drosselte sie die Geschwindigkeit und sah sich um. „Haben Sie eine Ahnung, wo wir sind?“, fragte sie.

„Das war eine ordentliche Fahrstunde“, murmelte er. „Was sollte das?“

„Ich habe nur Ihren Hintern gerettet. Der Mann am Steuer des Wagens, der uns gefolgt ist, sah nicht nach einem Sonntagsfahrer aus.“

„Ein Auto ist uns gefolgt?“

Dana nickte, fuhr auf den Parkplatz eines Gemischtwarenladens und schaltete den Motor aus. „Wie ich gehört habe, sind Sie irgendwie in die Machenschaften eines Drogenkartells verwickelt. Ich bin keine Expertin, aber ich habe die Wagen gesehen, mit denen diese Kerle durch die Stadt fahren. Genau so einer war hinter uns, seit wir den Gefängnisparkplatz verlassen haben. Ich dachte, es sei an der Zeit, ihn loszuwerden.“

Macht sie Witze?

„Das Drogenkartell? Warum um alles in der Welt sollte ich von denen verfolgt werden?“

„Vielleicht haben sie Angst, dass Sie gegen Ihre Freunde aussagen werden. Hat die Polizei Ihnen schon einen Deal für Informationen angeboten?“

Marc strich sich über den Mund und dachte nach. „Ich bin den ganzen Morgen verhört worden, aber niemand hat irgendeinen Deal erwähnt. Ich hatte den Eindruck, dass sie viele Beweise gegen mich haben. Als ich dem Haftrichter vorgeführt wurde, klang es, als wäre der Staatsanwalt nicht an weiteren Informationen interessiert … oder an irgendwelchen Deals.“

Sein Herzschlag beruhigte sich langsam. „Haben Sie gerade gesagt, das Kartell könnte glauben, ich würde mich gegen meine Freunde wenden? Ich habe keine Verbindung zu Drogendealern. Ich kenne nicht einmal jemanden, der dazugehört. Wie kommen Sie darauf?“

„Sie sind wegen des Verdachts verhaftet worden, sich an organisierter Kriminalität zu beteiligen, oder?“

„Ja, aber ich bin unschuldig. Irgendjemand spielt ein falsches Spiel mit mir.“ Verdammt. Die Frau hatte die schönsten dunkelbraunen Augen, die er je gesehen hatte, aber sie glaubte ihm nicht. „Hören Sie, Dana. Wenn Sie mich für schuldig halten, dann sollten wir vielleicht diese Bodyguard-Geschichte noch einmal überdenken.“

Sie ließ den Motor wieder an und sagte: „Ich werde nicht dafür bezahlt, irgendetwas zu glauben. Mein Job ist es, Ihr Leben zu schützen.“ Sie parkte aus und sprach weiter, ohne ihn anzusehen: „Sie brauchen einen Bodyguard, und ich bin die Beste. Was ich denke, interessiert nicht.“

Er legte eine Hand auf ihren Arm neben ihm. „Mich interessiert es. Geben Sie mir zumindest die Chance, es Ihnen zu beweisen.“

Sie hielt an und blickte auf seine Hand. „Ich bin nur Ihr Bodyguard. Bis zur Verhandlung bleibe ich in Ihrer Nähe. Wenn Sie also an irgendwelche neuen Informationen kommen, werde ich dabei sein.“

Sie schaute auf, und für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein merkwürdiger Ausdruck auf ihrem Gesicht, dann schüttelte sie seine Hand ab. In dem Augenblick sah er eine völlig andere Gefühlsregung bei ihr. Anfänglich hatte er sie einfach nur für tough und wunderschön gehalten, aber da war noch mehr.

Tief verborgen hatte er etwas von einem verängstigten kleinen Mädchen gesehen. Ein Mädchen, das nach Liebe und Fürsorge suchte. Dieser Blick weckte seinen Beschützerinstinkt, und er hatte eine verrückte Vision, in der er sich schützend vor sie stellte, während Verbrecher ihre Pistolen auf sie richteten.

„Also, machen wir weiter“, sagte sie.

Der sexy Bodyguard war zurück. Genauso schnell verwandelte sich sein Beschützerinstinkt in etwas Elementareres. Visionen von Dana im Bett und in seinen Armen schossen ihm durch den Kopf.

„Ja, okay. Wir reden später darüber.“ Am besten dann, wenn er es geschafft hatte, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben – und auch die starken Impulse weiter unten in seinem Körper.

„Wenn ich diese Landstraße in Richtung Süden fahre, erreichen wir dann über Nebenstraßen Ihre Wohnung?“, fragte sie.

Er nickte, da ihm die Stimme versagte. Wow. Es war lange her, dass er überhaupt etwas gefühlt hatte, und jetzt empfand er Zärtlichkeit und heftiges sexuelles Verlangen nach einer Frau, die er gerade erst kennengelernt hatte.

Diese Emotionen waren vermutlich bedingt durch die Umstände rund um seine Inhaftierung. Das Adrenalin, das sein Körper im Kampf um die Freiheit ausgeschüttet hatte, könnte die Ursache sein. Er war einfach überstimuliert und musste scharf gegen diese starken Gefühle vorgehen. Sein Leben hing davon ab, dass er klar und konzentriert dachte.

Was wusste er schon von Dana Aldrich, abgesehen davon, dass sie eine unglaublich erotische Ausstrahlung und einen Körper hatte, der für Sex wie geschaffen schien? Irgendetwas passte nicht, und er war fest entschlossen, herauszufinden, was es war.

„Hier wohnen Sie?“ Dana war perplex. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie die letzte echte Überraschung erlebt hatte – die seltsame Versuchung vor einer Weile, Marc zu küssen, nicht dazugerechnet.

Hatte sie ihn wirklich nur küssen wollen? Sie hatte keine Ahnung, wohin ihre lustvollen Gedanken in der Realität führen könnten. Ihre Erfahrung in Sachen Sex war reichlich begrenzt, deshalb war die Vorstellung, einen Mann zu küssen, den sie gerade erst kennengelernt hatte, merkwürdig.

„Ja, das ist mein Zuhause. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, es wiederzusehen.“

Sie verdrängte die Gedanken an Küsse und blickte durch die Windschutzscheibe auf das eingeschossige Haus, das, umgeben von Rasen, auf einem mehrere Hektar großen, eingezäunten Grundstück stand. Es war viel kleiner, als sie erwartet hatte. Vor allem war es wesentlich kleiner als Crofthaven, das Anwesen seiner Familie.

Als sie die gepflasterte Einfahrt entlangfuhren, vorbei an Zäunen und grasenden Schafen, versuchte sie, die Größe des Hauses abzuschätzen. Mit den klaren Linien und den Stuckverzierungen wirkte es fast spießig für den Sohn eines so reichen Mannes, und es sah neu aus. Sie vermutete, dass es drei oder vier Schlafzimmer hatte.

Aber, aber, ermahnte sie sich. Es stand ihr nicht zu, ein Haus mit drei Schlafzimmern als klein zu bezeichnen. Auch wenn es keine Villa war; verglichen mit dem von Ratten heimgesuchten vier mal vier Meter großen Raum in Atlanta, in dem sie aufgewachsen war, ging dieses Haus als Schloss durch.

„Was fangen Sie mit so viel Platz an?“ Sie nahm die weitläufige Rasenfläche vor dem Haus in Augenschein, die mit Maschendraht zwischen hübschen weißen Holzpfosten umzäunt war. Etwas nach hinten versetzt stand ein Gebäude, das eine Garage oder eine Scheune sein konnte.

Marc lachte über ihre Frage. „Es ist nicht viel, aber es ist eine Farm. Meine Farm.“

„Wollen Sie damit sagen, dass Sie hier irgendwas anbauen? Obst und Gemüse oder solche Sachen, die aus dem Boden kommen? Wirklich?“

Dana hielt vor dem Haus, stellte den Motor ab und sah Marc an. Ihr Herz schlug einen Purzelbaum, als sie bemerkte, dass er leise lachte.

„Ich habe ein paar Pfirsichbäume“, sagte er fröhlich. „Wahrscheinlich gehen die als Früchte durch. Letzten Sommer hatte ich Tomaten und Zucchini, und ich habe versucht, ein paar Stängel Mais anzupflanzen. Vielleicht könnte man das als Gemüseanbau bezeichnen.“

Er lachte erneut, aber dieses Mal schien er sich eher über sich selbst zu amüsieren.

„Hauptsächlich ziehe ich ein paar Schafe und Hühner auf. Es ist kein großer Betrieb, aber ich bin glücklich hier.“ Er stieg aus und streckte sich.

„Oh, eine Tierfarm also“, sagte sie und hatte das Gefühl, dümmlich zu klingen. Sie wusste so gut wie nichts über Landwirtschaft und wäre nie auf die Idee gekommen, dass ein so reicher Mann wie Marc das Landleben lieben könnte. Sofort sprang ihr Ermittlerinstinkt an, und sie fragte sich, was er wirklich hier draußen in der Wildnis tat.

Dana zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus. Die untergehende Sonne warf Schatten auf das Haus und die Büsche davor. Nervös und unsicher, da jemand in der Nähe sein könnte, verschloss sie den Wagen. In dem Moment hörte sie ein Geräusch hinter sich.

Bevor sie sich umdrehen und sehen konnte, was los war, schrie Marc: „Dana! Passen Sie auf!“

Sie fuhr herum und zog dabei blitzschnell ihre Pistole aus dem Holster.

„Nein! Um Himmels willen! Nicht schießen!“

Im nächsten Moment lag sie auf dem Boden und blickte in ein Hundemaul mit gefletschten Zähnen.

2. KAPITEL

„Laddie! Bei Fuß!“, befahl Marc seinem Collie. „Geh von ihr runter, du großer Trottel.“ Er zerrte den Hund zurück, und Dana stand auf, sicherte ihre Waffe und steckte sie zurück ins Holster. Indessen drängte der Riesenhund sich an ihn, wedelte mit dem Schwanz und keuchte schwer.

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Haben Sie sich wehgetan?“

„Nein, alles in Ordnung. Warum hat er mich angesprungen? Ist er ein Wachhund? Ich habe allerdings noch nie gehört, dass jemand einen Collie dafür nutzt.“

Autor

Linda Conrad
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Der Danforth Clan