Heiße Hochzeit in Las Vegas

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Er hat ein Kind - Jacob Danforth ist schockiert! Wie konnte Larissa ihm die Folge ihrer einzigen Liebesnacht vorenthalten? Spontan schlägt er ihr eine Scheinehe vor. Regel Nummer eins: kein Sex! Nicht leicht, wenn man in Las Vegas heiratet und die Braut so sinnlich ist …

Erleben Sie in der zwölfteiligen Danforth Serie die Geschichten des skandalträchtigen und steinreichen Danforth Clans. Folgende Titel gehören zur Serie:

1. Der Duft dieser Frau
2. Dreißig Nächte der Versuchung
3. Heiße Hochzeit in Las Vegas
4. Wie verführt man seine Feindin
5. Wer bist du, meine Schöne?
6. Im Bann des Scheichs
7. Darf eine Nanny sexy sein?
8. Liebe - bei Tag und bei Nacht
9. Riskante Affäre - verräterische Küsse
10. Gefährlich heiße Leidenschaft
11. Heiße Schwüre - wahre Liebe?
12. Küss mich, wenn uns keiner sieht


  • Erscheinungstag 15.10.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733765910
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Larissa Nielsen hatte sich das Wiedersehen mit Jacob Danforth schon oft ausgemalt. Dass sie dabei ihre älteste Leggings und ein Batik-T-Shirt trug, hatte nicht zu dieser Vorstellung gehört. Der Anruf von Jasmine Carmody früh am Morgen, einer Journalistin bei den „Savannah Morning News“ ließ ihr aber keine andere Wahl. Sie musste mit ihm sprechen, bevor Jasmine der Welt berichtete, wer der Vater ihres Sohnes war.

Jetzt saß sie in ihrem Wagen vor Jakes Stadthaus und kam sich wie eine verrückte Ex vor, die ihrem Verflossenen auflauerte. Sie wünschte, sie würde gerade erst in ihrem Haus in Riverside aufwachen. Sie wünschte, ihre morgendliche Routine wäre nicht gestört worden, und sie und ihr dreijähriger Sohn Peter säßen auf der Terrasse mit Blick auf den Savannah-River und begrüßten dort den Tag. Stattdessen musste sie gleich ein Gespräch führen, das schon vor langer Zeit fällig gewesen wäre.

Mit der kleinen Taschenlampe aus dem Handschuhfach leuchtete sie auf die Seiten des Buches auf ihrem Schoß. Die Gedichte von Robert Frost waren schon immer ihre Rettung gewesen, wenn Chaos sich in ihrem Leben breitmachte. Sie las sie, wenn sie der Realität entfliehen wollte. Auch an diesem Morgen, während sie darauf wartete, dass die Zeit verging, ermöglichten sie ihr das verzweifelt benötigte Entkommen.

Jemand klopfte an die Seitenscheibe ihres Wagens und schreckte sie auf. Sie blickte von ihrem Gedichtband hoch und erkannte die verschwommenen Konturen eines Mannes. Er beugte sich herunter, und sie schaute in dunkelbraune Augen, die sie nie vergessen würde. Seine abweisende Miene wurde freundlicher und er lächelte einladend, als er sie erkannte – es war Jake. Sie entriegelte die Tür, und er zog sie auf.

Larissa war normalerweise weder schüchtern noch ängstlich, doch plötzlich fühlte sie sich wie der feige Löwe aus dem Film „Der Zauberer von Oz“. Es war nicht so etwas wie der schwebende, gigantisch große grüne Kopf eines mächtigen Zauberers, der ihr Angst einjagte. Es war dieser Mann, den sie kannte und von dem sie wusste, dass er stinksauer sein würde, wenn sie ihm beichtete, dass er einen dreijährigen Sohn hatte.

Peter schlief friedlich in seinem Autositz. Larissa versicherte sich noch einmal, dass er seine Schmusedecke fest ans Kinn gedrückt hatte, und stieg aus. Es war frisch an diesem frühen Morgen im März. Sie fröstelte und rieb sich die Arme, dabei hoffte sie, dass die getönten Scheiben ihren Sohn so lange verbargen, bis sie die Chance gehabt hatte, Jake von dem Jungen zu erzählen.

„Was machst du morgens um sieben vor meiner Tür?“

Jake trug Laufshorts und ein ärmelloses T-Shirt, das Schweißflecken aufwies. Er musste das Haus verlassen haben, bevor sie angekommen war. Larissa glättete ihr Haar und wünschte, sie hätte sich die Zeit genommen, sich etwas hübscher zurechtzumachen.

Er sah genauso gut aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Würde er sich auch noch so gut anfühlen? Sie war überzeugt davon, auch wenn fast vier Jahre vergangen waren, seit sie Sex mit ihm gehabt hatte. Widerstrebend löste sie ihren Blick von seiner muskulösen Brust und sah ihm ins Gesicht.

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Etwa vier Jahre lang?“

„Du hast ja keine Ahnung.“

„Okay, dann machen wir es uns gemütlich. Komm mit ins Haus, ich koche uns einen Kaffee. Du weißt, ich bin berühmt für meinen Kaffee.“

Sie musste lächeln. Selbst zu der Zeit, als sie gute Freunde gewesen waren, hatte Jake es immer geschafft, sie zum Lachen zu bringen. Mit ihm ins Haus zu gehen war aber unmöglich. Sie konnte den schlafenden Peter nicht allein im Wagen zurücklassen.

„Ich muss dir etwas sagen.“

„Und das kannst du nicht bei mir drinnen tun?“

„Nun … nein.“

Sie lehnte sich an die Fahrertür und suchte nach den richtigen Worten, gab sich schließlich einen Ruck und gestand: „Es ist schwerer, als ich gedacht habe.“

„Ich würde dir ja gern helfen, Larissa, aber ich habe keine Ahnung, was du zu sagen versuchst.“

Sie schüttelte den Kopf, denn sie musste sich konzentrieren. Schließlich war sie für ihren Pragmatismus bekannt. „Erinnerst du dich an die Nacht nach dem Alumni-Treffen?“

„Wie könnte ich die vergessen?“

Er strich mit einer Fingerspitze über ihre Wangen. Ein Kribbeln schoss durch ihren Körper. Jake hatte immer diese Reaktion bei ihr ausgelöst, selbst wenn es ungewollt war.

„Ich habe sie auch nicht vergessen“, sagte sie.

„Bist du deshalb hier?“

Er beugte sich näher zu ihr, und sie spürte die Wärme seines Körpers und nahm seinen erdigen Geruch wahr. Seine dunklen Augen waren auf ihre Lippen gerichtet, und sie erschauerte. Ohne nachzudenken, leckte sie sich die Lippen, und er verfolgte die Bewegung mit seinem Blick. Verdammt! Die Situation geriet außer Kontrolle. Sanft strich er mit dem Daumen über ihre Unterlippe.

„Larissa Nielsen an meiner Haustür. Mir ist aber nicht klar, warum. Wieso gerade jetzt? Warum bist du hier, Larissa?“

„Eine Journalistin hat mich anlässlich der Kandidatur deines Onkels zum Senator kontaktiert.“ Ihr war klar, dass der einzige Weg zur Wahrheit über die Schilderung dessen führte, was passiert war, denn der Grund, weshalb sie Peters Existenz vor ihm geheim gehalten hatte, war immer noch derselbe. Hätte Jasmine Carmody sie nicht angerufen, wäre sie jetzt in ihrem Haus in Riverside und würde bei einer schönen Tasse Kaffee aus D&D’s spezieller Mischung den Sonnenaufgang genießen.

„Diese verdammten Journalisten. Sie lassen keinen von uns in Ruhe.“

Jake strich sich durch sein dichtes lockiges Haar. Eine Geste, die sie auch bei ihrem Sohn beobachten konnte, kurz vor einem Trotzanfall.

„Tut mir leid.“ Larissa wusste, dass Jake seine Privatsphäre über alles ging.

„He, Baby, es ist nicht deine Schuld. Also, warum bist du hier?“

„Sie weiß von unserem One-Night-Stand“, stieß sie hervor.

„Ich wünschte, du würdest es nicht so nennen. Ich wollte dich wiedersehen.“

Er hatte sie mehrere Male angerufen, doch sie hatte seine Anrufe abgewiesen. Schließlich war sie mit einer Kommilitonin nach Atlanta gezogen, damit Jake nicht erfuhr, dass ihre gemeinsame Nacht nicht ohne Folgen geblieben war.

Er war damals noch nicht bereit für eine Vaterschaft gewesen. Er und sein Cousin Adam hatten die Coffeeshop-Kette D&D’s gegründet und sie waren dabei, mit ihrem Unternehmen überregional zu expandieren. Jake verhielt sich damals, als wäre er noch immer auf dem College und gab den charmanten Kerl, der samstagmorgens Fußball spielte und das Leben einfach genoss. Aus bitterer Erfahrung wusste Larissa, dass eine Frau, die einen so freiheitsliebenden Mann an sich binden wollte, zu einer Last für ihn wurde. Sie hatte sich vor langer Zeit geschworen, niemals solch eine Last zu sein.

„Ich hatte meine Gründe, weshalb ich dich nicht in Cancun getroffen habe.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Jetzt sag es ihm.

„Die eine Nacht, die wir zusammen verbracht haben, ist für die Presse eigentlich nicht interessant, Honey. Mach dir darüber keine Sorgen.“

„Doch, sie ist es“, widersprach sie.

„Warum? Gibt es Fotos davon?“

Jake setzte ein vieldeutiges Grinsen auf, das ihr jedes Detail ihrer Begegnung wieder lebhaft vor Augen brachte. Es war eine schwüle Sommernacht gewesen, und in seinen Armen hatte sie sich wie die schönste Frau der Welt gefühlt, nicht wie das farblose Mädchen, das sie immer gewesen war.

„Ja, aber nicht von uns.“

„Von wem dann?“, fragte er leicht gereizt.

Oh Gott. „Von unserem Sohn.“

Jake wich überrascht zurück. „Hast du Sohn gesagt?“

„Ja. Er heißt Peter, Peter Jacob, und er ist drei Jahre alt.“

Jake wollte die hintere Wagentür aufreißen, doch sie war noch verschlossen.

„Mach sie auf.“

Larissa entriegelte sie, er öffnete die Tür und blickte hinab auf seinen schlafenden Sohn. Peters Lockenkopf hatte dieselbe dunkle Farbe wie Jakes Haare. Er streckte eine Hand aus und strich so behutsam über Peters Kopf, dass Larissa schlagartig begriff. Es war ein Fehler gewesen, ihm nicht früher von dem Kind zu erzählen.

Alle Entschuldigungen, in die sie sich während der letzten drei Jahre geflüchtet hatte, klangen plötzlich lahm, und als Jake zu ihr aufblickte, wusste sie, dass er es genauso empfinden würde.

„Mein Sohn“, sagte er bewegt und schaute wieder auf Peter hinab. In seinem Blick lag eine Fülle von Emotionen, mehr als Larissa bei ihm erwartet hätte.

Mein Sohn. Jake konnte es immer noch nicht glauben. Die Vorstellung, Vater zu sein, war ihm absolut fremd.

„Hol ihn aus dem Wagen“, bat er Larissa. Seine Hände zitterten. Er war Vater.

Sie drückte sich an ihm vorbei. Ihr schlanker Körper hatte sich in den Jahren, seit sie sich aus den Augen verloren hatten, nicht verändert. Ihre klaren blauen Augen waren für ihn die ehrlichsten gewesen, in die er je geblickt hatte – bis heute.

Sie legte eine Hand an seinen Rücken und beugte sich in den Wagen. Ihre Brust streifte ihn, und ein erregender Hitzestrahl schoss wie ein Blitz durch seinen Körper. Er spürte die Wärme ihrer Hand durch sein T-Shirt. Liebevoll zerzauste sie Peter das Haar.

„Guten Morgen, Schlafmütze.“

„Guten Morgen, Mama.“

Jake spürte die innige Beziehung zwischen Mutter und Sohn. Eine Bindung, die er selbst nie gewollt hatte, um die er Larissa jetzt aber beneidete. Vielleicht war dies genau das, was er suchte. Vielleicht würde das die innere Leere füllen, die er seit einiger Zeit verspürte, ein Gefühl, das weder seine Arbeit noch die verschiedensten Partys zu ändern vermochten.

Jake streckte die Arme nach seinem Sohn aus. Der Junge schreckte zurück und zog seinen struppigen Teddybär und die ramponierte Decke fester an sich, nahm einen Deckenzipfel in den Mund und blickte zu Larissa.

„Schon gut, Schatz. Jake ist ein Freund.“

Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Lippen waren voller, als er sie in Erinnerung hatte, und ihr Atem streifte sein Gesicht.

„Er fremdelt etwas“, sagte sie.

„Das Wort Dad ist ihm fremd“, stellte Jake fest, um sich in Erinnerung zu rufen, dass Larissa nicht mehr das süße Mädchen von damals war. Sie war die Frau, die sein Kind vor ihm geheim gehalten hatte.

„Er ist erst drei. Manche Dinge brauchen etwas Zeit.“

„Bei dir hat es offensichtlich auch etwas länger gedauert, bis du dich daran erinnert hast, dass ich sein Vater bin“, sagte er sarkastisch.

Jake liebte Frauen, und die Frauen liebten ihn. Er hatte nie Probleme mit ihnen gehabt, aber wie sollte er sich einer Frau gegenüber verhalten, die ihn hintergangen hatte?

Sie seufzte. „Wenn du mich jetzt so behandelst, wie ich es vielleicht verdient habe, dann bringe ich Peter nach Hause und komme allein zurück. Für ihn bist du ein Fremder, der wütend auf seine Mom ist.“

Er erkannte, dass sie recht hatte. Ob es ihm nun passte oder nicht, Peters Welt drehte sich um Larissa. Wenn sie seinetwegen weinte oder wütend wurde, würde das nicht dazu beitragen, dass sein Sohn ihn mochte. Er richtete sich auf und trat zwei Schritte vom Wagen zurück.

Larissa hob den Jungen heraus, hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Kopf und rieb über seinen Rücken, dann stellte sie ihn auf den Bürgersteig. Es war offensichtlich, wie sehr sie ihren Sohn liebte. Es überraschte Jake nicht. Sie hatte immer etwas sehr Liebevolles, Mütterliches an sich gehabt. Deshalb hatte er sich ursprünglich auch zu ihr hingezogen gefühlt.

Peter klammerte sich an Larissas Beine und beobachtete ihn mit derselben inneren Anspannung wie seine Mutter. Warum hatte sie ihm nicht genug vertraut, um ihm zu sagen, dass er einen Sohn hatte?

„Ist die Reporterin dir gefolgt?“, fragte er.

„Ich glaube nicht.“

„Lass uns ins Haus gehen, dort sind wir vor ihr sicher.“

Larissa nickte und beugte sich hinunter, um die kleine Hand ihres Sohnes von ihrem Bein zu lösen. Während Jake sie beobachtete, merkte er, dass die beiden auch ihn beobachteten und darauf warteten, was er tun würde. Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er mit der Situation im Moment völlig überfordert war.

Er ging in die Hocke und hielt seinem Sohn eine Hand entgegen. Peter zögerte, dann reichte er ihm seinen Teddy.

„Oh, er gibt dir Mr Bear. Das bedeutet, dass er dich mag.“

„Wie schön, dass wenigstens einer von euch mich mag.“

Larissa bedachte ihn mit ihrem seelenvollen Blick, und er fühlte sich wie ein gemeiner Fiesling. Er versuchte seine Wut zu überwinden, damit er sich an all die Gründe erinnern konnte, aus denen er sie mochte, doch er schaffte es nicht.

„Ach, Jake, es geht nicht darum, ob ich dich mag oder nicht“, sagte sie mit leiser Stimme.

Er blickte zu ihr auf. „Worum dann?“

„Darum, dass ich nicht die richtige Frau für dich bin.“

„Nun, ich tendiere tatsächlich zu einem anderen Typ Frau.“

„Ich weiß. Groß, blond und super Figur.“

„Du hast ja eine schöne Meinung von mir, Rissa, aber ich bin nicht so oberflächlich. Ich spreche von Ehrlichkeit. Ich mag Frauen, die ehrlich zu mir sind.“

Sie wurde rot. Er wusste, dass alles, was er in diesem Moment äußern konnte, gemein und sarkastisch wäre, doch sie mit seinem Sohn wegzuschicken, den er gerade erst kennengelernt hatte, war keine Option.

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, ging die Stufen zu seinem Stadthaus hinauf und schloss die Tür auf. Drinnen wandte er sich nach links und betrat den Wohnbereich. Das Wohnzimmer war sehr mondän eingerichtet. Klare Linien, glänzender Stahl, viel Glas und italienisches Leder. Bei der Stereoanlage handelte es sich um ein Spitzenprodukt, und den Großbildfernseher hatte er erst vor ein paar Tagen einbauen lassen.

Larissa und Peter standen in der Tür, als hätten sie Angst, den Raum zu betreten. Wie alt war sein Sohn? Sie hatte es ihm gesagt, doch er war zu beschäftigt damit gewesen, die Tatsache zu verdauen, dass er Vater war, daher hatte er nicht zugehört. Die Nacht mit Larissa war vor fast vier Jahren gewesen, also musste Peter etwa drei Jahre alt sein. Womit beschäftigten sich Kinder in dem Alter?

„Sieht er fern?“

„Ja, aber nur bestimmte Programme.“

Es war klar, dass Larissa ihm nur pädagogisch wertvolle Sendungen erlaubte. Jake blickte auf den ernsten kleinen Jungen.

Mein Sohn. Er verspürte tief im Inneren eine Rührung, die seine Wut verblassen ließ. Dies war sein Sohn. Seine Zukunft war an diesen kleinen Jungen gebunden, und er wusste, dass er alles richtig machen musste. Er ging zu ihm und hockte sich vor ihn hin. Der Junge hatte die gleichen Augen wie er. Er betrachtete Peter, bis der Kleine eine Hand ausstreckte und seine Bartstoppeln berührte.

„Du kratzt.“

„Ich hatte noch keine Zeit, mich zu rasieren.“

Peter blickte zu Larissa auf. „Warum fühlst du dich nicht so an?“

„Mädchen haben keinen Bart.“

„Mädchen sind anders“, sagte Peter und wandte sich wieder ihm zu.

„Da hast du recht.“

„Ich habe Hunger.“

„Peter!“

„Schon okay. Komm, ich bereite uns ein Frühstück zu.“ Jake richtete sich auf und führte Peter die Diele entlang in die Küche. „Und dann müssen deine Mom und ich reden.“

Jake setzte seinen Sohn an den großen Tisch aus massivem Holz und sah sich bei seinen Vorräten nach etwas um, das ein kleiner Junge vielleicht gern aß. Er fand zwei Gläser mit Oliven und eine Packung Cracker. Im Kühlschrank lagerten einige Flaschen Weißwein, ein Sixpack Bier und eine offene Flasche Champagner. Möglicherweise hatte sein Freund Wes Eier im Kühlschrank. Er bewohnte das Apartment über ihm.

„Ich hätte besser einen Babysitter besorgt“, sagte Larissa.

Jake drehte sich zu ihr um. Peter war am Tisch mit einem Buch beschäftigt, das sie aus ihrer großen Tasche gezaubert hatte.

„Ich bin froh, dass du es nicht getan hast“, sagte er.

Sie stand so nah bei ihm, dass er den Duft ihres Shampoos wahrnehmen konnte. Sie war nicht geschminkt. Das tat sie selten, wie er sich erinnerte. Ihre Haut war glatt und zart und schimmerte seidig. Wogen der Lust durchfluteten ihn, und das machte ihn noch wütender. Er wollte Larissa nicht begehren.

Sie schluckte, und er wusste, dass sie immer noch unsicher war, ob es eine gute Idee gewesen war, ihm von seinem Sohn zu erzählen. Er fragte sich, inwieweit das auf seinen Ruf zurückzuführen war und inwieweit auf das, was ihr von ihm bekannt war.

Er hatte Verantwortung nie besonders ernst genommen. Jeder in der Familie wusste es, und wegen der Medienberichterstattung über die Kandidatur seines Onkels zum Senator wusste es auch der größte Teil der Öffentlichkeit. Er war ein lebenslustiger dreißigjähriger Millionär mit der Gabe des Midas, alles, was er anfasste, in Gold zu verwandeln. Larissa hätte trotzdem wissen müssen, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Sie hätte zu ihm kommen sollen, als sie merkte, dass sie ein Kind von ihm erwartete.

„Was möchtest du essen, Sportsfreund?“

„Pfannkuchen.“

„Hm … mal sehen, was sich machen lässt.“ Jake hatte keine Ahnung, wie Pfannkuchen zubereitet wurden. Er konnte Eier braten, doch es waren keine im Kühlschrank. „Ich laufe eben nach oben und frage Wes, ob er Eier hat.“

„Dein Zimmergenosse Wes?“

„Ja, du erinnerst dich an ihn?“

„Mach dir keine Umstände. Du hast sicher Cornflakes.“

„Choco Krispies und Crunchy Nut.“

„Dann lieber eine Scheibe Brot mit wenig Butter.“

„Pädagogisch wertvolle Fernsehsendungen und eine gesunde Ernährung. Larissa, darf unser Sohn auch mal Spaß haben?“

„Natürlich, aber ohne schlechte Einflüsse.“

„Hast du mich deshalb nie angerufen?“, fragte er.

„Was?“

„Bin ich ein schlechter Einfluss für meinen Sohn?“

„Nein. Niemals.“

Sie trat zu ihm, hob eine Hand, um ihn zu berühren, ließ sie aber wieder sinken.

„Die Gründe dafür sind kompliziert. Lass uns zuerst Peter versorgen, anschließend können wir reden.“

Er nickte und wünschte, sie hätte ihn berührt, denn er sehnte sich danach, sie zu fühlen, und spürte plötzlich, dass er als Mensch verletzlich war.

Das Brot war in kurzer Zeit gebuttert und gegessen. Da die Morgensonne inzwischen hell schien, holte Jake einen Fußball aus dem Schrank, und sie gingen ins Freie. Peter schoss den Ball durch den Garten und jagte ihm hinterher.

Larissa und er setzten sich auf die Terrasse. Er beobachtete seinen Sohn, der auf seinen moppeligen Beinchen umherlief. Larissa hatte ihm etwas vorenthalten, das er nie zurückbekommen würde. Auch wenn er sich tief im Inneren eingestand, dass er vor drei Jahre für eine Vaterschaft wahrscheinlich nicht bereit gewesen wäre, fühlte er sich trotzdem betrogen.

Plötzlich dachte er an seinen Vater. Der alte Herr würde unglaublich enttäuscht sein, wenn er erfuhr, dass er einen dreijährigen Enkel hatte. Noch etwas, das der Sohn vermasselt hatte, der ihm sowieso nichts recht machen konnte.

Larissa sah noch genauso aus wie zu Collegezeiten. Süß und unschuldig, ein Mädchen, das eigentlich nicht an die Technische Hochschule passte. Er hatte sich mit ihr angefreundet, weil sie ihn an seine jüngeren Schwestern erinnerte und er sich wünschte, Victoria und Imogene fänden einen Jungen, der sich freundschaftlich um sie kümmerte.

All das verblasste, als er auf ihren gemeinsamen kleinen Sohn schaute. „Ich bin so wütend, dass ich dich am liebsten schütteln würde.“

2. KAPITEL

Larissa hatte gehofft, Jake würde einfach das Problem mit der Reporterin anpacken, doch sie hätte es besser wissen müssen. Er war ein Mann, der sehr genau war und alle Fakten kennen wollte, bevor er eine Entscheidung traf. Während des Studiums hatte er sie oft als Resonanzboden für seine Theorien und Ideen benutzt, bevor er damit an die Universitätsöffentlichkeit trat. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und trank einen Schluck Kaffee.

„Die Verzögerungstaktik baut meine Wut nicht ab“, sagte er.

„Ich weiß.“ Sie beobachtete, wie ihr kleiner Sohn mit dem Ball durch den Garten lief und überlegte, wie sie Jake erklären sollte, warum sie ihm nichts von Peter erzählt hatte. Sie hatte nicht gewollt, dass ihr Kind unter denselben Umständen aufwuchs wie sie.

Ihre Eltern hatten geheiratet, weil ihre Mutter schwanger geworden war. Seit frühester Kindheit wusste Larissa, dass sie das nicht getan hätten, wenn sie nicht unterwegs gewesen wäre.

Es war eine unglückliche Kindheit gewesen, und so hatte sie Zuflucht bei ihren Büchern gesucht und sich ihre Traumwelt aus den Geschichten gebaut, die sie las. Geschichten von der großen Liebe und siegreichen Helden. Doch in der realen Welt gab es diese großen Liebesgeschichten, von denen sie geträumt hatte, nicht so oft. Statt die holde Maid zu sein, die in ihrem Turm darauf wartete, gerettet zu werden, ereilte sie dasselbe Schicksal wie ihre Mutter.

„Ich warte.“

Jakes Stimme klang ruhig und tief. Unterdrückte Emotionen schwangen in ihr mit. Larissa hatte Mitleid mit ihm, denn sie erinnerte sich daran, wie schwer es für ihn immer gewesen war, Gefühle zu zeigen. Nach außen war er der sorglose, lebenslustige Junggeselle, doch sie wusste, dass er nicht so oberflächlich war, wie er sich gab. Er war alles andere als sorglos.

Sie betrachtete Jakes Gesicht. Es war ihr so vertraut. Nicht nur wegen der Ähnlichkeit mit ihrem Sohn, sondern auch, weil sie es jede Nacht in ihren Träumen sah. Schon vor Peters Geburt war ihr klar, dass Jake der Mann war, den sie niemals vergessen würde.

Vielleicht wegen ihrer Freundschaft. Sie hatte die Jahre an der Technischen Hochschule dank ihm überlebt. Anders als die anderen männlichen Studenten, die geradewegs durch sie hindurchgesehen hatten, hatte er sie wahrgenommen und sie beachtet.

Er war ihr erster Freund gewesen. Der erste Mann, dem sie vertraut hatte. Der einzige Mann, bei dem sie sich wirklich wohlgefühlt hatte.

Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie ihm nicht von seinem Sohn erzählt hatte aus Angst, er könnte sie eines Tages für eine glamourösere Frau verlassen und vielleicht ihren gemeinsamen Sohn mitnehmen.

„Es ist kompliziert.“

Jake saß auf der Lehne ihres Sessels und berührte behutsam ihr Gesicht.

„Das muss es nicht sein. Rede einfach offen und ehrlich mit mir.“

Wenn er sie berührte, konnte sie nicht mehr klar denken. Ein Kribbeln schoss durch ihren Körper. Sie war sich seiner Ausstrahlung nie so bewusst gewesen wie in diesem Moment. Auch das Wissen, dass er wütend war, weil sie ihm Peter so lange verheimlicht hatte, verhinderte nicht, dass ihre Haut zu prickeln begann und ihre Brustwarzen sich aufrichteten. Sie war erregt und schloss die Augen. Doch so spürte sie seine Berührung nur noch intensiver. Die Welt schien auf sie beide und seine warmen Finger an ihrem Gesicht zusammenzuschrumpfen.

„Ich warte immer noch, Rissa.“

Rissa. Jake war der einzige Mensch, der sie mit diesem Kosenamen ansprach. Für die Welt war sie die ernsthafte Bibliothekarin, die alle Sachverhalte in Rekordzeit klärte, doch für Jake war sie immer …

Larissa wurde sich bewusst, dass sie nicht wusste, was sie für ihn gewesen war oder was sie jetzt war. Sie öffnete die Augen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sein Atem streifte ihre Wangen, und sie wusste, wenn sie sich nur ein bisschen zu ihm beugte, könnte er die Gelegenheit ausnutzen. Seine Lippen würde ihre berühren, und sie würde ihren Verstand ausschalten, um noch einmal den Zauber jener Nacht vor langer Zeit zu erleben.

Sie räusperte sich und rückte etwas von ihm ab. Er rieb die Finger, die gerade noch ihr Gesicht berührt hatten, und betrachtete sie mit Bedauern.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Die Gründe sind sehr vielschichtig und schwer zu erklären. Und du bist zu wütend, um mir wirklich zuzuhören.“

„Das wäre jeder Mann.“

„Ich habe nicht gesagt, dass du kein Recht dazu hast. Ich will nur nicht Opfer deiner Rachsucht werden.“

Er betrachtete sie einen Moment, dann sprang er fluchend auf. Sie erkannte, dass sie richtig gelegen hatte. Sie hätte es wissen müssen. Sie war nie mehr gewesen als eine Durchschnittsfrau, und Jake … nun, Jake war an tolle Frauen gewöhnt. Groß und schlank, mit endlos langen Beinen, üppigem Busen und makelloser Haut. Sie selbst hatte nur nach Peters Geburt eine große Brust gehabt, als die Milch eingeschossen war.

„Dann lass uns das Gespräch über unseren Sohn hinter uns bringen.“

Larissa holte tief Luft. Sie fühlte sich noch hilfloser als am Morgen, als sie vor seinem Haus vorgefahren war. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Meine Güte, du hast dein Examen an der Georgia Tech mit Auszeichnung gemacht. Wie kann es da schwer für dich sein, Worte zu finden?“

Autor

Katherine Garbera
<p>USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.</p>
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