Ein Abschiedskuss?

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Ehemann dringend gesucht! Samantha ist fest entschlossen, sich den netten James Crighton zu angeln. Doch dann erlebt sie in den Armen des attraktiven Liam den zärtlichsten Kuss ihres Lebens - und wird die Erinnerung an diesen Moment einfach nicht mehr los.


  • Erscheinungstag 15.12.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733769697
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Du hast am Wochenende wirklich toll gespielt, Sam. Ich hätte nie gedacht, dass die goldene Trophäe unserer Firma an eine Frau geht …“

„Sam ist keine Frau. Frauen sind klein, süß und kuschelig. Sie bleiben zu Hause und bringen Babys zur Welt … Sam … nicht einmal ihr Name ist fraulich …“

Samantha Miller richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Mit einem Meter und achtzig überragte sie den Mann, der sie gerade so unverschämt kritisiert hatte, um fast zehn Zentimeter.

„Du weißt, was dein Problem ist, nicht wahr, Cliff“, sagte sie gelassen zu ihm. „Du bist kein richtiger Mann. Sonst hättest du nämlich keine Angst vor selbstbewussten Frauen. Und was das Kinderkriegen betrifft …“ Sie machte eine Pause, und sämtliche Kollegen im Großraumbüro sahen sie gespannt an. „Ich bin Frau genug, um ein Kind zu bekommen, wann immer ich es will.“

Erst jetzt war ihr anzusehen, wie sehr Cliffs Worte sie verletzt hatten. Ihre Augen funkelten, und ihre Stimme zitterte leicht.

„Du und ein Kind?“, bemerkte ihr Gegner spöttisch, noch bevor sie weitersprechen konnte. „Wer würde wohl mit einer Frau wie dir ein Kind haben wollen? Niemand. Wenn du eins bekommst, dann nur aus einer Samenbank …“

Die meisten der Umstehenden lachten.

Eine andere Frau wäre in dieser Situation vielleicht in Tränen ausgebrochen, aber nicht Sam. Sie setzte ein falsches Lächeln auf. „Es ist wirklich schade, dass du ein so schlechter Verlierer bist, Cliff. Na ja, wenn ich ein so miserabler Golfspieler wäre wie du, wäre ich vielleicht auch sauer. Und was das Kinderzeugen angeht … Wie oft hast du am achten Loch vergeblich versucht, den Ball zu versenken?“

Dieses Mal ging der Punkt an Samantha, als die anderen lachten. Ohne Cliff eine Gelegenheit zur Erwiderung zu geben, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging erhobenen Hauptes davon.

Ihr war klar, was geschehen würde, sobald sie außer Hörweite war. Das ganze Büro würde sich über sie lustig machen, über die Amazone, die noch nie in männlicher Begleitung zu einer Betriebsfeier gekommen war. Über die einzige Frau in dieser von Männern dominierten Firma, die mit ihren wenigen Kolleginnen nie über ihr Privatleben sprach.

Samantha war dreißig, und sie war sich absolut bewusst, dass sie sich bald entscheiden musste, welche Richtung ihr zukünftiges Leben nehmen sollte. Beruflich und privat. In ihrem Alter sollte sie langsam daran denken, einen Mann kennenzulernen. Einen Mann, in den sie sich verlieben konnte, mit dem sie alt werden wollte und von dem sie die Kinder bekommen würde, die sie sich so sehr wünschte. Denn mit jedem Jahr wurde die Chance, diesen Mann zu finden, geringer.

Natürlich gab es genügend Männer. Männer, die sich nicht binden wollten … die keine Kinder wollten … die zwar Kinder, aber keine Frau wollten … die schon verheiratet waren … die … Oh ja, die Liste der Männer, die nicht infrage kamen, war lang genug und wurde noch länger, wenn man so wählerisch war wie Samantha.

„Warum gehst du nicht wenigstens mal mit ihm aus?“, hatte ihre Zwillingsschwester Roberta sie bei ihrem letzten Besuch in England gefragt. Ihre Mutter hatte sich bei Bobbie, wie die Familie Roberta nannte, darüber beschwert, dass Sam sich noch immer nicht mit einem besonders hartnäckigen Verehrer verabredet hatte.

„Wozu denn? Ich weiß bereits, dass er nicht der Richtige ist“, hatte Sam erwidert. „Du hast ihn für dich gefunden. Und wenn ich sehe, wie glücklich du mit Luke bist, wie könnte ich mich da mit weniger begnügen?“

„Oh, Sam.“ Bobbie umarmte sie. „Es tut mir leid. Du hast ja recht, das solltest du nicht. Aber ich hoffe, du findest auch bald den Richtigen. Oje …“ Sie lächelte entschuldigend. „Ich bin so müde.“

„Kein Wunder“, meinte Sam mit einem wehmütigen Blick auf den runden Bauch ihrer schwangeren Schwester.

Bobbie war der Blick nicht entgangen. „Hast du denn noch nie jemanden getroffen, in den du dich verlieben konntest, Sam? Hast du noch nie jemanden geliebt?“

Samantha schüttelte den Kopf. Anders als ihre Schwester trug sie das Haar kurz und lockig. Es umrahmte ihr anmutiges Gesicht und ließ ihre Augen noch größer als Bobbies wirken und deren Blau noch intensiver.

„Nein. Es sei denn, du zählst meine Schwärmerei für Liam dazu. Du weißt doch, damals, als er bei Dad anfing. Ich war vierzehn, und Liam hatte kein Interesse an einem Teenager mit Zahnspange und Zöpfen.“

Roberta lachte. Liam Connolly war der wichtigste Mitarbeiter ihres Vaters, und die ganze Familie wusste, dass Stephen Miller ihn als seinen Nachfolger für das Amt des Gouverneurs ausersehen hatte.

„Na ja, ein einundzwanzigjähriger Mann, noch dazu einer, der so gut aussieht wie Liam, findet es vermutlich nicht so toll, von einer Vierzehnjährigen angebetet zu werden.“

„Er fand es überhaupt nicht toll“, bestätigte Sam. „An Thanksgiving hat er allen Frauen einen Kuss auf die Wange gegeben, nur mir nicht. Und dabei war ich die Tochter seines Chefs …“

„Sehr vernünftig von ihm“, meinte Bobbie. „Was meinst du, was Dad gesagt hätte, wenn erfahren hätte, dass einer seiner Mitarbeiter mit seiner Tochter …“

„Hmm … Liam ist immer ehrgeizig gewesen. Sein Beruf geht ihm über alles.“

Bobbie zog die Stirn kraus, sagte aber nichts.

„Komm schon, Bo. Er hat eine Freundin nach der anderen, aber selbst Dad ist aufgefallen, dass es nie etwas Ernstes ist. Jedenfalls nicht ernst genug, um sie bei sich einziehen zu lassen.“

„Vielleicht sucht er noch nach der Richtigen?“

Samantha hatte mit der Zunge geschnalzt. „Kann sein, aber bis er sie gefunden hat, vergnügt er sich mit jeder Menge Falschen!“

Mit einem Kopfschütteln brachte sie sich in die Gegenwart zurück und eilte zum Fahrstuhl. Ihre Mittagspause begann zwar erst in über einer Stunde, aber sie brauchte frische Luft nach diesem unangenehmen Wortwechsel mit Cliff Marlin. Sie wusste, warum er so gemein zu ihr war. Sie spielte nicht nur besser Golf als er, vor sechs Wochen hatte sie genau die Beförderung bekommen, die er sich erhofft hatte.

Zum Glück würde sie bald einen vierwöchigen Urlaub machen, und sie hatte vor, den größten Teil davon bei ihrer Schwester in England zu verbringen. Die Amtszeit ihres Vaters war leider noch nicht ganz zu Ende, sonst hätten ihre Eltern sie begleitet.

Sam hatte sich an die ernste, förmliche Art ihres englischen Schwagers erst gewöhnen müssen. Schnell hatte sie allerdings erkannt, dass er im Grunde ein geistreicher, manchmal sogar recht humorvoller Mensch war. Sicher, er hatte ihre Schwester auf die andere Seite des Atlantiks entführt, aber Bobbie war glücklich und freute sich riesig auf ihr zweites Kind mit Luke Crighton. Außerdem gehörten sie und Sam nicht zu den Zwillingen, die nichts taten, ohne einander vorher um Rat zu fragen. Dennoch gab es Zeiten, in denen Sam ihre Schwester brauchte.

Und sie war auch ein bisschen neidisch. Natürlich gönnte sie Bobbie ihr Familienglück, aber sie wünschte sich nun einmal ein eigenes Kind. So sehr, dass es fast schmerzte. Sam fühlte sich unvollkommen und litt darunter, dass ihre von Natur aus starke mütterliche Seite so unerfüllt war. Aber wie konnte sie ein Kind bekommen, wenn es keinen Mann in ihrem Leben gab?

Oben im Büro hätte sie fast den Fehdehandschuh ergriffen, den Cliff ihr hingeworfen hatte. Schlagfertigkeit und Trotz hatten ihr schon als kleines Mädchen oft Ärger eingebracht. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie ihm beweisen würde, wie schnell und mühelos sie einen Partner finden und ein Baby von ihm bekommen konnte. Die Versuchung war gewaltig gewesen, aber zum Glück hatte sie ihr widerstanden. Für eine Frau, die in der knallharten Computerbranche Karriere machen wollte, war es gefährlich, sich von Gefühlen leiten zu lassen.

Und auch als Tochter des Gouverneurs musste sie ihre Hitzköpfigkeit zügeln. Selbst ihre Abstammung hatte Cliff ihr vorgeworfen. Sie hatte zufällig mitbekommen, was er zu einem Kollegen gesagt hatte, als man ihr die Stelle anbot, auf die er gehofft hatte.

„Wenn ihr Vater nicht Gouverneur wäre, hätte sie keine Chance gehabt“, hatte er behauptet. „Man weiß doch, wie das läuft. Die Firma braucht Staatsaufträge und will sich mit dem Gouverneur gut stellen. Also befördert sie einfach seine Tochter …“

Sam wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte sich die Beförderung ehrlich verdient. Sie war ganz einfach die Bessere für die Stelle und hatte Cliff das auch in aller Deutlichkeit gesagt. Und dass sie ihn beim alljährlichen Golfturnier der Belegschaft besiegt hatte, hatte ihm dann den Rest gegeben.

Dass sie gewonnen hatte, war Liam zu verdanken. Er war ein ausgezeichneter Spieler und hatte sie nicht einmal als Teenager gegen ihn gewinnen lassen, sondern ihr geduldig gezeigt, was sie falsch machte. Und ebenso gut spielte er Schach. Und Poker, was ihn in den Augen ihres Vaters zu einem erstklassigen Gouverneur machen würde.

Genau darüber hatten ihre Eltern gesprochen, als sie Anfang der Woche zusammen zu Abend gegessen hatten.

„Wenn er zu deinem Nachfolger gewählt wird, ist er der jüngste Gouverneur, den es in diesem Staat je gegeben hat“, hatte ihre Mutter bemerkt.

„Hmm … Zugegeben, mit siebenunddreißig ist er wirklich noch ziemlich jung.“

„Siebenunddreißig und unverheiratet“, murmelte Sarah Jane. „Mit einer Frau an seiner Seite hätte er bessere Chancen. Sieh mich nicht so an“, sagte sie, als Stephen Miller die Augenbrauen hochzog. „Du weißt genau, dass es so ist. Die Wähler wollen einen glücklich verheirateten Gouverneur. Es gibt ihnen ein sicheres Gefühl.“

„Nun, an geeigneten Kandidatinnen fehlt es Liam ja nicht“, hatte Samanthas Vater erwidert und verlegen gelächelt, als seine Frau ihn erstaunt ansah.

„Stephen Miller, du beneidest ihn doch nicht etwa?“

„Natürlich nicht, Liebes“, beteuerte er sofort. „Ich habe die beste Frau, die ich mir wünschen kann“, fügte er so zärtlich hinzu, dass Samanthas Augen feucht wurden.

Wie konnte sie sich je mit weniger zufriedengeben, wenn sie in ihrer eigenen Familie miterleben konnte, wie glücklich nicht nur Bobbie und Luke, sondern auch ihre Eltern verheiratet waren?

Warum war es nur so schwer, den Mann zu finden, der ihr die Kinder schenken konnte, die sie sich so sehr wünschte?

Wie gern würde sie eines Tages ins Büro schlendern und allen Kollegen nicht nur einen Mann an ihrem Arm, sondern auch ihren wohlgerundeten Bauch präsentieren.

Sam schloss die Augen und versuchte sich vorstellen, wie sie die Zwillinge bekam, die bei den Crightons Tradition waren. Trotz der zahlreichen Hochzeiten in den letzten Jahren hatte von ihren vielen Cousins und Cousinen ersten, zweiten sowie dritten Grades noch niemand für die nächste Zwillingsgeneration gesorgt.

Sam malte sich aus, wie sie sich auf den starken Arm ihres geliebten Mannes stützen musste, weil in ihr gleich zwei Babys ungeduldig darauf warteten, auf die Welt zu kommen.

„Sam!“

Der warnende Unterton in Bobbies Stimme war so deutlich zu hören, so wirklich, dass sie fast glaubte, neben ihrer Schwester zu stehen.

Verwirrt öffnete sie die Augen und stellte fest, dass tatsächlich jemand mit ihr gesprochen hatte. Aber dieser Jemand war nicht Bobbie.

Verlegen blickte sie auf und sah direkt in die silbergrauen Augen von Liam Connolly. Sie musste regelrecht nach oben sehen, denn Liam war gute zehn Zentimeter größer als sie.

„Hallo … Liam.“ Warum, um alles in der Welt, stammelte sie wie ein Kind, das mit der Hand in der Keksdose erwischt worden war?

Liam zeigte auf die viel befahrene Straße vor ihnen. „Ich weiß, du bist eine Powerfrau, aber du solltest es nicht beweisen, indem du mit geschlossenen Augen eine Hauptverkehrsstraße überquerst. Außerdem ist das in diesem Staat verboten.“

Sam seufzte. Sie verstand beim besten Willen nicht, warum Liam ihr immer das Gefühl gab, eine anstrengende Vierzehnjährige zu sein.

„Dad hat erzählt, dass du dich zu seinem Nachfolger als Gouverneur aufstellen lässt“, versuchte sie das Thema zu wechseln.

„Hmm …“ Liam warf ihr einen forschenden Blick zu, und sie fragte sich, wie seine Augen manchmal so unglaublich sexy und verführerisch und dann wieder kühl und streng blicken konnten.

„Findest du das nicht gut?“

„Du bist siebenunddreißig. New Wiltshire County regiert sich praktisch von allein. Ich hätte gedacht, du würdest dir eine größere Herausforderung suchen“, entgegnete sie.

„Was zum Beispiel? Die Präsidentschaft?“, erwiderte er trocken. „New Wiltshire County mag dir nicht sonderlich viel bedeuten, aber glaub mir, für unseren Staat spricht eine ganze Menge. Ist dir klar, dass wir mit einem neuen Gesetz dafür sorgen werden, dass unsere Bürger ihre Schusswaffen freiwillig abgeben? Wusstest du, dass wir eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten im ganzen Land haben? Und dass bei uns mehr Kinder einen Highschool-Abschluss machen als in den meisten anderen Staaten? Und dass unser Sozialsystem als eins der fortschrittlichsten …“

„Ja, das weiß ich alles“, unterbrach sie ihn. „Ich lebe hier, und mein Vater ist der Gouverneur. Ich dachte nur, du findest es hier vielleicht ein wenig zu … provinziell. Schließlich verbringst du eine ganze Menge Zeit in Washington.“

„Mit deinem Vater“, entgegnete Liam. „Aber wenn ich geahnt hätte, dass du mich vermisst …“

„Fang nicht wieder davon an.“ Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. „Das ist lange her, und ich bin keine vierzehn mehr. Mir ist unbegreiflich, was all diese Frauen, mit denen du ausgehst, an dir finden.“

„Ja?“ Er lächelte belustigt. „Soll ich es dir zeigen?“

Sam spürte, wie sie errötete, und ärgerte sich darüber. Sie wusste genau, dass Liam sich nur über sie lustig machen wollte. Das tat er schon lange.

„Nein, danke“, erwiderte sie. „Ich möchte meine Männer exklusiv für mich. Exklusiv und mit braunen Augen. Ja, ein Mann mit braunen Augen … das hat was.“

„Braune Augen … Hmm … Ich könnte meine geschlossen halten … oder Kontaktlinsen tragen. Woran hast du gedacht, als ich dich gerade noch rechtzeitig aufgehalten habe?“

„Woran ich gedacht habe?“, wiederholte Sam, um Zeit zu gewinnen. Sie wusste nur zu gut, was er von ihr halten würde, wenn sie ihm die Wahrheit gestand.

„An … nichts eigentlich …“, wich sie aus und sah, wie er die Stirn runzelte. Bevor er nachfragen konnte, verbesserte sie sich. „Ich habe an meinen Besuch bei Bobbie gedacht.“

„Du fliegst nach England?“

Seine plötzliche Schärfe verwirrte sie. „Ja, für vier Wochen. Bobbie freut sich schon, weil sie endlich einmal genug Zeit haben wird, den richtigen Mann für mich zu finden.“

„Bobbie sucht dir einen Partner?“

„Du kennst sie doch.“ Sam zuckte mit den Schultern. „Sie ist so glücklich mit Luke, dass sie mich unbedingt auch unter die Haube bringen will. Nimm dich in Acht, Liam“, scherzte sie. „Du bist sogar noch älter als ich. Wer weiß, vielleicht bist du ihr nächstes Opfer! Aber im Grunde hat sie recht. England ist ideal für die Partnersuche.“ Sie setzte eine schwärmerische Miene auf. „Engländer haben etwas ausgesprochen Attraktives.“

„Vor allem wenn sie braune Augen haben?“, fragte Liam und schien es überhaupt nicht lustig zu finden.

„Ja, besonders dann“, bestätigte Samantha amüsiert. Aber Liam schien das Thema viel ernster zu nehmen als sie, denn das Grau seiner Augen wirkte plötzlich dunkler als sonst.

„Wir reden nicht zufällig über einen bestimmten braunäugigen Engländer?“

„Einen bestimmten …“ Sie hatte keine Ahnung, was er meinte. „Na ja, ich glaube, einer würde reichen“, sagte sie mit Unschuldsmiene. „Jedenfalls für den Anfang …“ Sie wurde wieder ernst. „Worauf willst du hinaus, Liam?“

„Ich erinnere mich, wie Lukes Bruder dich auf Lukes und Bobbies Hochzeit angesehen hat“, erklärte er kühl. „Wenn ich mich nicht irre, waren seine Augen braun.“

„James …“ Samantha zog die Stirn kraus. Sie wusste nicht mehr, ob er braune Augen hatte. Aber James war sehr nett zu ihr gewesen. Er hatte gut ausgesehen und offen darüber gesprochen, wie gern er heiraten und eine Familie gründen würde. Der Mann hatte offensichtlich weder Bindungsängste noch Vorurteile gegenüber großen und im Beruf erfolgreichen Frauen.

„Hmm … stimmt, das waren sie.“ Sie lächelte abwesend. „Wir würden auch braunäugige Babys bekommen.“

„Was?“

Sam sah Liam an. Ihr war gerade eine großartige Idee gekommen. „Wenn ein Elternteil braune und das andere blaue Augen hat, dann bekommt das Baby braune, stimmt’s?“

„Sam, was redest du da für einen Quatsch?“ Liam packte ihren Arm.

Seufzend sah sie ihn an. „Liam, findest du, dass ich eine Frau bin, die niemals … die kein Mann jemals …“ Sie brach ab, da ihr fast die Tränen kamen. „Heute hat jemand zu mir gesagt, dass ich nicht Frau genug bin, um einen Mann zu finden, der mit mir … mich zur Mutter macht. Ich werde ihm beweisen, dass er sich irrt, Liam. Ich werde nach England fliegen und mir einen Mann suchen. Einen, der die wahre Frau in mir erkennt. Er wird mich lieben, und ich werde ihn so sehr lieben, dass …“

Sie versuchte seine Hand abzuschütteln. „Lass mich los, Liam. Meine Mittagspause ist gleich vorbei, und ich muss noch unendlich viele Dinge erledigen.“

„Samantha“, begann er, aber sie hatte sich bereits losgerissen und eilte davon.

Ohne es zu wollen, hatte ausgerechnet Liam sie in ihrem bislang nur vagen Entschluss bestätigt. In England würde sie die Liebe finden, genau wie ihre Schwester. Warum war sie erst jetzt darauf gekommen? Englische Männer waren anders, nicht wie Cliff. Engländer … Einer von ihnen würde sie so lieben, wie sie es sich ersehnte, und sie würde seine Liebe erwidern.

Sie bereute, Liam so viel erzählt zu haben. Wann würde sie endlich lernen, ihre Zunge im Zaum zu halten? Außer Liam würde niemand von ihrem Plan erfahren, nicht einmal Bobbie. Die Suche nach dem Traummann, der ihr die lang ersehnten Kinder schenken sollte, würde ihr Geheimnis bleiben.

Ihre Augen leuchteten, als sie sich auf den Rückweg ins Büro machte.

2. KAPITEL

„Stell dir vor, nächste Woche bin ich schon bei Bobbie in Haslewich.“ Samantha schloss die Augen und lächelte voller Vorfreude. In diesem Moment glich sie eher dem jungen Mädchen, das für Liam geschwärmt hatte, als der weltgewandten Karrierefrau, die sie geworden war.

„Ich beneide dich, Liebling“, sagte ihre Mutter, die ihr an dem alten Mahagonitisch gegenübersaß, den die Familie mit in die Residenz des Gouverneurs gebracht hatte. Sarah Jane Miller lächelte. „Ich wünschte, dein Vater und ich könnten dich begleiten, aber das ist leider unmöglich.“

„Ich weiß. Aber dafür werdet ihr Weihnachten bei Bobbie verbringen. Bis dahin ist Dads Amtszeit zu Ende.“

„Hmm … Ich muss zugeben, dass es mir nicht leidtut“, antwortete ihre Mutter und warf Liam Connolly einen entschuldigenden Blick zu.

In den all den Jahren, in denen Liam für ihren Mann gearbeitet hatte, waren die beiden Männer gute Freunde geworden. Liam wusste, dass Sarah Jane sich schon lange darauf freute, die Residenz, in der auch Büros untergebracht waren, wieder gegen das elegante Landhaus der Familie in Neuengland einzutauschen.

Lachend schüttelte sie den Kopf. „Ich hoffe, du wirst eines Tages deine zukünftige Frau auf das vorbereiten, was sie hier erwartet.“

„Es steht keineswegs fest, dass ich zum Gouverneur gewählt werde“, wandte er ein.

„Oh, das will ich doch hoffen“, beharrte Sarah Jane. „Du bist eindeutig der beste Mann für das Amt.“

„Meine Frau hat recht“, mischte Sams Vater sich jetzt ein. „Und ich kann dir verraten, Liam, dass einige Damen der Gesellschaft hier in New Wiltshire und sogar in Washington schon die Siegesbankette planen.

Höflich stimmte Samantha in das belustigte Lachen ihrer Mutter ein, obwohl ihr gar nicht danach war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand sie die Vorstellung, dass die eleganten Ladys von Washington Liam hofierten, nicht so amüsant wie ihre Eltern.

„Aber es gibt etwas, worüber du dir Gedanken machen solltest“, fuhr der Gouverneur ernster fort. „Ich will nicht behaupten, dass deine Wahl davon abhängt, aber es ist eine Tatsache, dass du als verheirateter Mann bei den Wählern besser ankommen würdest.“

„Bis zur Wahl sind es nur noch ein paar Monate“, gab Liam zu bedenken. „Ich bezweifle, dass eine hastig und ganz offensichtlich aus PR-Gründen arrangierte Hochzeit die Wähler beeindrucken würde.“

„Bis du dein Amt antrittst, ist noch genug Zeit“, sagte ihr Vater. „Ich wusste schon nach wenigen Tagen, dass ich Sarah Jane heiraten wollte.“

Sams Eltern wechselten einen zärtlichen Blick, und Samantha schaute hastig fort. Manchmal ertrug sie es nicht, andere so glücklich zu sehen.

„Ich persönlich glaube nicht, dass eine Heirat mich zu einem besseren Gouverneur machen würde“, meinte Liam. „Wahrscheinlich hätte sie eher den gegenteiligen Effekt. Angeblich haben verliebte Männer nur ihre Angebetete im Kopf.“

Autor

Penny Jordan
<p>Am 31. Dezember 2011 starb unsere Erfolgsautorin Penny Jordan nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Penny Jordan galt als eine der größten Romance Autorinnen weltweit. Insgesamt verkaufte sie über 100 Millionen Bücher in über 25 Sprachen, die auf den Bestsellerlisten der Länder regelmäßig vertreten waren. 2011 wurde sie...
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