Wie erobert man seinen Chef?

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Wieso hat ihn seine Assistentin Kim auf der Wohltätigkeitsveranstaltung ersteigert? Sie sieht ihn doch täglich im Büro! Aber als Justin in Kims leuchtende Augen schaut, ahnt der reiche Manager, dass es in dieser Nacht in seinem Appartement nicht um Geschäfte gehen wird …...


  • Erscheinungstag 11.07.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733768959
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Wo ist er?“

Kimberly Lindgren nahm den Blick vom Monitor, als Tara Connelly Paige in das Büro stürmte. „Mrs. Paige“, sagte sie und sprang schnell auf, um die Besucherin aufzuhalten, die sichtlich wütend war. „Ich glaube nicht, dass Ihr Bruder Sie erwartet.“

„Oh nein, ganz sicher nicht. Er wird trotzdem mit mir sprechen müssen.“

Nach mehr als zwei Jahren als Assistentin in der Geschäftsleitung von Connelly Corporation war Kim Expertin darin, die erregten Gemüter der Connellys zu besänftigen. Etwas in den Funken sprühenden dunkelblauen Augen dieser Connelly sagte ihr allerdings, dass es dieses Mal nicht so einfach werden würde. Doch sie musste es zumindest versuchen. „Justin telefoniert gerade.“ Kim stellte sich vor die Bürotür ihres Chefs. „Nehmen sie doch bitte einen Moment Platz. Ich sage ihm, dass Sie hier sind.“

„Danke, aber das sage ich ihm selbst.“

Kim rührte sich nicht vom Fleck. „Das halte ich für keine gute Idee, Mrs. Paige. Ihr Bruder hatte einen ziemlich harten Vormittag.“ Was eine absolute Untertreibung ist, dachte Kim. Der Tag hatte sich zu einer Katastrophe entwickelt – und sie fühlte sich teilweise verantwortlich dafür. Zumindest war sie der Auslöser dafür gewesen. Sie hatte die explodierenden Kosten bei der neuesten Werbekampagne der Firma entdeckt, und das nur einen Monat, bevor sie lanciert werden sollte.

„Wenn Sie mir damit sagen wollen, dass Justin schlechter Stimmung ist“, sagte Tara, „dann weiß ich die Warnung zu schätzen. Wirklich. Zufällig aber bin ich auch sehr schlecht gelaunt, und Justin ist der Grund dafür. Ich werde mit ihm sprechen, Kim. Die Frage ist nur, ob sie freiwillig zur Seite gehen und mich vorbeilassen oder ob ich mir mit Gewalt Zutritt zu seinem Büro verschaffen muss.“

Kim war sprachlos, doch sie zweifelte keinen Moment daran, dass Tara es ernst meinte.

„Sie haben die Wahl, Kim. Also …“

„Lassen Sie uns gemeinsam hineingehen“, schlug Kim vor, da sie keine Alternative sah. Da Justin tatsächlich telefonierte, klopfte sie an die Tür und trat ein, ohne die Antwort abzuwarten. Und wie jedes Mal, wenn sie Justin an seinem Schreibtisch vor der atemberaubenden Skyline von Chicago sitzen sah, schlug ihr Herz höher. Nur sein finsterer Blick machte sie nervös. Sie sah an ihm vorbei durch das Panoramafenster und bemerkte die Sturmwolken, die sich draußen zusammenbrauten. Hoffentlich war das kein schlechtes Omen.

„Hör zu, Marsh, es ist mir egal, wie sehr dich die Hochzeitsvorbereitungen in Anspruch nehmen. Ich will noch heute Abend das überarbeitete Budget und Kopien deiner Korrespondenz mit Schaeffer auf meinem Schreibtisch haben. Haben wir uns verstanden?“

Justins scharfer Ton ließ Kim zusammenzucken. Besorgt beobachtete sie, wie er sich den Nacken rieb. Ein sicheres Zeichen für seine Anspannung. Er hat schon wieder viel zu hart gearbeitet, dachte sie. Vor sechs Monaten hatte sein Bruder Daniel die Leitung der Marketingabteilung an ihn übergeben und war als Thronfolger nach Altaria gegangen. Seither arbeite Justin für zwei.

Dazu kamen Probleme, die über das Alltagsgeschäft hinausgingen – angefangen von einem Mordanschlag auf seinen Bruder, gefolgt von einem Computercrash vor ein paar Wochen und jetzt dem Fiasko mit der Marketingkampagne. Dass Robert Marsh, Justins Schwager in spe, Urheber des Desasters war, kam sicherlich erschwerend hinzu.

„Ich meine es ernst, Marsh. Wenn ich heute Abend nicht alle Unterlagen auf meinem Schreibtisch habe, dann kannst du deine Sachen packen.“ Justin knallte den Hörer auf die Gabel. Erst dann blickte er auf. „Kim, ich …“ Er sah an ihr vorbei, und als er seine Schwester entdeckte, machte er ein noch finsteres Gesicht. „Ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte.“

„Ich weiß, und es tut mir leid“, begann Kim. Sie wusste nur zu gut, dass Tara zu keinem schlechteren Zeitpunkt hätte erscheinen können. „Aber Ihre Schwester möchte Sie sprechen, und ich dachte, Sie hätten vor dem nächsten Meeting vielleicht einen Moment Zeit.“

„Mutter hat recht, Kim. Sie sind wirklich eine Diplomatin“, schaltete Tara sich ein, bevor sie an Kim vorbeipreschte und sich direkt vor Justins Schreibtisch aufbaute. „Kim hat alles getan, um mich abzuwimmeln, aber …“

„… du hast ihr Nein natürlich nicht akzeptiert“, stellte Justin fest.

„Natürlich nicht. Das habe ich von dir gelernt, Bruderherz. Und ich kann dir versichern, dass ich auch jetzt kein Nein akzeptieren werde.“

Kim hielt den Atem an. Sie fühlte sich plötzlich wie ein Eindringling. „Ich lasse Sie beide jetzt allein.“

„Sie können ruhig bleiben“, sagte Justin, noch bevor sie den ersten Schritt tun konnte. „Es wird nicht lange dauern, und wir beide müssen noch ein paar Dinge besprechen, bevor ich gehe.“ Er blickte auf seine Uhr. „Okay, Tara. Ich habe fünf Minuten Zeit. Also sag mir endlich, warum du so wütend bist.“

„Ich bin wütend, mein lieber Bruder, weil du glaubst, du hättest es mit deinen faulen Ausreden geschafft, nicht an der Junggesellenversteigerung diese Woche teilnehmen zu müssen, obwohl du es versprochen hast.“

Justin seufzte. „Es ist keine faule Ausrede. Ich schaffe es zeitlich einfach nicht.“

„Warum nicht? Und jetzt komm nicht mit der lahmen Entschuldigung, die du Jennifer aufgetischt hast. Unerwartete geschäftliche Probleme. Dass ich nicht lache!“

Kim stockte der Atem, als sie den Zorn in Justins braunen Augen aufblitzen sah.

„Es ist keine Entschuldigung, sondern die Wahrheit. Ob du es glaubst oder nicht, überlasse ich dir.“

„Nun, ich glaube dir nicht“, erwiderte Tara.

„Wie du meinst.“ Justin nahm einen Bericht von seinem Schreibtisch. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest. Ich muss arbeiten.“

„Ich entschuldige dich nicht, Justin Connelly“, fauchte Tara. „Und zieh bei mir nicht die Nummer vom ach-so-beschäftigten Geschäftsmann ab. Hast du vergessen, wie wichtig diese Wohltätigkeitsveranstaltung ist? Dass die Spenden den Familien von Polizisten helfen sollen, die im Einsatz ums Leben gekommen sind?“

Familien wie Jennifers, dachte Kim, doch das musste Tara nicht hinzufügen. Sie alle wussten, dass Jennifer und ihre kleine Tochter bis zu ihrer Heirat mit Chance Connelly zu diesen Familien gehört hatten. Dass auch Justin sich daran erinnerte, war seinem düsteren Gesichtsausdruck anzusehen.

„Nein, dass habe ich nicht vergessen. Ich habe mich auch bei Jennifer für meine kurzfristige Absage entschuldigt. Aber ich habe an dem Nachmittag ein wichtiges Meeting in New York, und es ist mir unmöglich, rechtzeitig zurück zu sein.“

„Dann sorg dafür, dass das Meeting vormittags stattfindet. Oder einen Tag früher, oder nächste Woche.“

„Glaubst du nicht, dass ich das täte, wenn ich es könnte?“ Er fuhr sich durchs Haar. „Es war schon schwer genug, diesen Termin zu bekommen, und es geht um etwas, das nicht warten kann. Wenn du dir Sorgen wegen der fehlenden Einnahme machst, so kann ich dich beruhigen. Ich habe Jennifer bereits eine großzügige Spende zugesagt.“

„Und wie willst du den Verlust wettmachen, den wir beim Kartenverkauf haben werden, wenn bekannt wird, dass Justin Connelly, Chicagos begehrtester Junggeselle und der Besuchermagnet für dieses verdammte Event, nicht kommt? Ganz zu schweigen von der Summe, die wir erzielen könnten, wenn dein Hintern auf dem Versteigerungspodest zu sehen ist.“

Justin blickte seine Schwester finster an. „Das klingt, als wäre ich ein Stück Vieh.“

Tara setzte sich auf die Ecke von Justins Schreibtisch. „Ja, in gewisser Weise trifft es das ganz gut.“

„Vielen Dank.“

Tara zuckte mit den Schultern. „Kann ich etwas dafür, dass manche Frauen bereit sind, viel Geld für einen Abend mit dir zu zahlen? Machen wir uns doch nichts vor, du bist eine heiß begehrte Ware. Du bist nicht nur der Bruder eines Fürsten, sondern auch einer der Erben des Connelly-Vermögens. Außerdem finden dich die Frauen attraktiv und sexy. Nach dem, was ich so gehört habe, möchten sie alle nur zu gern mit dir in die Kiste springen.“

„Um Himmels willen, Tara. Hör endlich auf.“ Justin erhob sich mit hochrotem Kopf, ging ans Fenster und starrte hinaus in den Regen.

„Das gibt es doch nicht … Ich habe meinen Bruder in Verlegenheit gebracht!“

Justin wirbelte herum und warf ihr einen bösen Blick zu. „Ja, das hast du. Und Kim auch“, fügte er hinzu. „Seit wann sprichst du mit deinen Freundinnen über Männer, als seien sie … als seien sie …“

„Sexobjekte?“, schlug Tara vor.

Justin starrte sie an.

Tara lachte. „Hör doch auf, Justin. Glaubst du wirklich, dieses Privileg stände nur Männern zu?“

„Du bist meine kleine Schwester!“

„Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt, Mutter und Witwe“, erinnerte ihn Tara. Ihre Stimme klang plötzlich ernst. „Ob du es glaubst oder nicht, ich weiß, was Sex ist.“

Justin stöhnte. „Es reicht.“ Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und griff nach dem Bericht, der vor ihm lag. „Ich muss arbeiten. Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht kommen kann, aber ich verspreche, einen ansehnlichen Scheck zu schicken.“

„Und die Versteigerung?“

Er seufzte wieder. „Tara, ich habe dir bereits erklärt, dass ich es auf keinen Fall schaffe. Ich gebe ja zu, dass ich von Anfang an nicht wild darauf war, bei der Auktion mitzumachen. Ich habe nur Jennifer und Mutter zuliebe zugestimmt, und weil es für einen guten Zweck ist. Und so ungern ich sie jetzt hängen lasse, ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.“

Kim war genauso wenig begeistert von der Vorstellung gewesen, dass Justin einen romantischen Abend mit einer schönen Society-Lady verbrachte, wie ihr Chef. Und sie war insgeheim erleichtert gewesen, als er die Auktion abgesagt hatte. Doch als sie jetzt Taras Enttäuschung sah, beschlich sie ein schlechtes Gewissen. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, platzte sie heraus: „Es gibt eine Möglichkeit, beide Termine zu schaffen.“

Zwei Augenpaare sahen sie überrascht an. „Wie?“, fragte Tara.

Kim schluckte. „Ein paar Dinge müssten erst geklärt werden, aber grundsätzlich ist es möglich.“

„Was kann ich tun?“, fragte Tara.

„Zuerst müssten Jennifer und Sie es so arrangieren, dass Justin bei der Auktion als Letzter angekündigt wird.“

„Kein Problem“, versicherte Tara ihr. „Was sonst noch?“

„Justins Meeting am Freitagmorgen mit unserer Marketingabteilung müsste auf nächste Woche verschoben werden.“

„Das dürfte auch kein Problem sein, oder?“, fragte Tara ihren Bruder.

„Ich denke nein.“ Er sah Kim argwöhnisch an. „Was ist mit Schaeffer?“

„Ihr Meeting in New York könnte um ein paar Stunden vorverlegt werden. Treffen Sie sich mit Schaeffer zum Lunch, dann zieht sich der Termin nicht bis in die Abendstunden.“

„Wieso glauben Sie, Schaeffer könnte damit einverstanden sein? Es war schwer genug, überhaupt einen Termin zu bekommen.“

„Ich werde mal mit Mr. Schaeffers Sekretärin telefonieren“, sagte Kim. „Sie arbeitet eng mit ihm zusammen. Ich glaube, ich kann sie dazu bringen, ihn davon zu überzeugen, wie … wie vorteilhaft ein früher Termin und damit freie Zeit am Abend wäre.“

„Verstehe“, sagte Justin.

„Sie könnten sogar mehr Zeit für das Meeting mit Schaeffer einplanen. Hauptsache, Sie sind um fünf oder halb sechs am Flughafen. Der Flug dauert drei Stunden, und wenn wir von O ’Hare International Airport zum Hotel eine halbe Stunde Fahrzeit rechnen, dann könnten Sie spätestens um neun Uhr auf der Auktion sein.“

„Ich sorge dafür, dass ein Fahrer dich vom Flughafen abholt und zum Hotel bringt“, entschied Tara. Sie klatschte in die Hände und lächelte. „Bitte, Justin, sag, dass du einverstanden bist.“

„Mir bleibt ja keine andere Wahl. Gegen euch zwei habe ich keine Chance.“

Tara drehte sich strahlend zu Kim. „Kimberly Lindgren, Sie haben etwas gut bei mir!“

„Schon gut. Ich freue mich, dass ich helfen konnte.“

„Sie haben mehr getan, als nur geholfen.“ Tara wandte sich wieder an Justin. „Diese Frau ist nicht nur eine Diplomatin, sie ist ein Genie, Justin. Weißt du eigentlich, wie glücklich du dich schätzen kannst, sie zu haben?“

„So langsam wird mir das klar.“

Irgendetwas in Justins Stimme und in der Art, wie er sie anblickte, ließ Kims Puls schneller schlagen. Damit er nicht merkte, was sie für ihn empfand, wandte sie sich zum Gehen. „Ich erledige jetzt die Telefonate.“

„Und ich muss los, damit ich pünktlich zu meinem Termin komme.“ Justin packte die notwendigen Unterlagen in seine Aktentasche.

„Wir müssen noch besprechen, was wir den Teilnehmerinnen der Show für das Date mit dir in Aussicht stellen“, erinnerte ihn Tara, als er seine Aktentasche schloss und nach seinem Jackett griff. Sie folgte ihm zur Tür. „Wir sollten uns wirklich etwas Besonderes einfallen lassen.“

„Besprich das mit Kim“, sagte er. „Ihr wird bestimmt etwas einfallen.“

„Ich denke, ein Dinner und Karten fürs Theater wären schön“, schlug Kim ein paar Minuten später vor.

„Schön, aber nichts Besonderes“, entgegnete Tara. „Wenn eine Frau ein Date mit Justin zum Höchstpreis ersteigert, dann muss das Erlebnis, das ihr winkt, etwas wirklich Aufregendes sein.“

Für mich wäre allein ein einfaches Date mit Justin aufregend genug, dachte Kim. Allerdings war sie ja auch schon seit Monaten in ihn verliebt. Natürlich ahnte Justin nichts davon, und dafür war sie dankbar. Schließlich gab es kein gängigeres Klischee als das einer Sekretärin, die sich in ihren Chef verliebt – einen Chef, der nicht einmal ihre Existenz bemerkte.

„Irgendwelche Ideen?“

Kim riss sich zusammen. „Wie wäre es mit einer Dinner-Kreuzfahrt?“

„Hmm. Das wäre sicherlich romantisch. Doch mir schwebt da noch etwas anderes vor.“ Tara schlug die Beine übereinander und tippte sich mit ihrem gepflegten Nagel gegen das Kinn. Plötzlich hielt sie in der Bewegung inne, neigte den Kopf ein wenig und starrte Kim an. „Wenn Sie diejenige wären, die mit Justin ausgeht, was würden Sie dann gern unternehmen?“

Kim verkrampfte sich. Ahnte Tara, was sie für Justin empfand? „Ich?“

„Ja, Sie.“

„Wirklich, Mrs. Paige, ich glaube nicht …“

„Bitte, Kim, nennen Sie mich Tara. Ich denke, wir sind etwa gleich alt, und jedes Mal, wenn Sie mich ‚Mrs. Paige‘ nennen, fühle ich mich wie meine eigene Großmutter.“

Kim schmunzelte. „Sie geben keine überzeugende Großmutter ab.“

„Das hoffe ich.“ Tara lachte.

Die Frau war attraktiv, glamourös und weltgewandt. Alles, was ich nicht bin, dachte Kim. Und obwohl Tara nur ein Jahr älter war als Kim, war sie schon verheiratet gewesen, hatte ein Kind zur Welt gebracht und war nun Witwe. Unwillkürlich ging Kim durch den Kopf, dass das Leben an ihr vorbeizog.

„Also, was wäre für Sie ein amüsantes und aufregendes Date?“, fragte Tara.

„Ich glaube nicht, dass meine Vorstellung von einem aufregenden Date auf die Frauen übertragen werden kann, die auf der Auktion bieten.“

„Warum nicht?“

„Weil ich nicht wie sie bin“, antwortete Kim ehrlich.

„Sie sind eine Frau, oder?“

„Ich … ja.“

„Also wird das, was Ihnen gefällt, auch anderen Frauen gefallen.“

„Aber …“

„Kein Aber“, unterbrach Tara und stand auf. Sie nahm ihre Tasche und ihre Handschuhe. „Ich muss los. Stellen Sie ein Arrangement zusammen, das Ihnen gefallen würde.“

„Und was zum Beispiel?“

Tara zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Lassen Sie sich etwas einfallen, was Sie gern mit Justin unternehmen würden.“

„Aber was ist, wenn ich etwas völlig Falsches auswähle?“

„Das werden Sie nicht“, versicherte Tara ihr. „Vertrauen Sie Ihrem Instinkt, Kim. Egal, was Sie sich einfallen lassen, ich bin sicher, es wird ganz toll werden.“

„Hoffentlich haben Sie recht.“ Kim wünschte, sie hätte so viel Vertrauen in sich, wie Tara zu haben schien.

„Ganz bestimmt.“ Tara lächelte und wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Ach, das hätte ich fast vergessen. Haben Sie Freitagabend schon etwas vor?“

„Nein“, erwiderte Kim.

„Sehr schön. Ich habe mehrere Tische für die Sponsoren der Junggesellenversteigerung reserviert, deshalb habe ich noch Karten übrig. Darf ich Sie zu der Veranstaltung einladen?“

„Das ist sehr nett von Ihnen, Tara, aber das geht nicht.“

„Warum nicht? Sie haben doch gesagt, dass Sie noch nichts vorhaben.“

„Das habe ich auch nicht, aber …“

„Kein Aber. Sie haben nach der harten Arbeit etwas Spaß verdient, außerdem tun Sie mir damit einen Gefallen. Brauchen Sie eine Karte für einen Begleiter?“

„Nein. Das ist nicht nötig.“ Seit ihrem letzten Date waren Monate vergangen – sie wüsste gar nicht, wen sie bitten sollte, sie zu einer solchen Veranstaltung zu begleiten.

Tara strahlte sie an. „Okay. Ich sorge dafür, dass Ihnen die Karte gebracht wird.“

Bevor Kim noch sagen konnte, dass sie auf eine solche Veranstaltung nicht passe, war Tara schon fort.

„Verdammt!“ Justin warf den Bericht auf den Stapel zu den anderen. Am liebsten würde er Robert Marsh den Hals umdrehen. Zornig sprang er auf und trat ans Fenster. Normalerweise beruhigte ihn der Blick auf die Skyline und half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Doch heute fühlte er sich eher rastlos. Wahrscheinlich hatte sich das trübselige, dunkle Wetter auf sein Gemüt gelegt.

Und das Fiasko mit Schaeffer sorgte auch nicht gerade für gute Laune. Jetzt konnte ihnen nur noch ein Wunder helfen, die Kampagne rechtzeitig zu starten, ohne ein noch größeres Loch in das Budget zu reißen.

Irgendwie muss ich einen Weg finden, sagte Justin sich, ich muss einfach. Seine Familie zählte auf ihn. Seufzend kehrte er an seinen Schreibtisch zurück, entschlossen, das Wunder zu vollbringen.

Zwei Stunden später hob Justin den Kopf und seufzte zufrieden. Indem er Ausgaben verschoben und zurückgenommen hatte, war er vorangekommen und das, ohne der Seriosität der Kampagne zu schaden. Wenn er jetzt noch die restlichen Kosten in den Griff bekam, war das Ganze in trockenen Tüchern.

Er durchwühlte die Papiere auf seinem Schreibtisch auf der Suche nach der Mappe, in der die Gesamtkosten für die Kampagne aufgelistet waren. Als er sie nicht fand, versuchte er, sich zu erinnern, wo er sie zuletzt gehabt hatte. Ich habe sie Kim gegeben, damit sie einige Zahlen überprüft, fiel ihm ein. Vielleicht lag die Mappe noch auf ihrem Schreibtisch.

Justin verließ sein Büro, blieb aber abrupt stehen, als er Kim sah. Ausnahmsweise saß sie nicht wie sonst an ihrem Schreibtisch, wo sie in ihrem unauffälligen Kostüm und den nicht zu hochhackigen Schuhen das Bild einer tüchtigen Assistentin bot. Stattdessen stand sie in Strümpfen da, die Bluse am Hals geöffnet und die Augen geschlossen, und dehnte und streckte ihren Körper. Ihr Anblick ließ Justin die fehlende Mappe und das Geschäft völlig vergessen.

In den sechs Monaten, die er jetzt mit Kim zusammenarbeitete, war sie die perfekte Assistentin gewesen. Sie hatte nicht nur für einen nahtlosen Übergang gesorgt, als er die Aufgaben seines Bruders übernahm, auch ihre soziale Kompetenz war für ihn von unschätzbarem Wert. Sie war selbstsicher, nüchtern und sachlich und arbeitete sehr effektiv.

Jetzt aber bot sie ein völlig anderes Bild. Fasziniert von ihrem Anblick stand Justin da und beobachtete, wie sie sich mit der Anmut einer Ballerina bewegte. Als sie sich hinunterbeugte, rutschte ihr Rock hoch. Justin konnte den Blick nicht von ihren Beinen wenden. Komisch, dachte er, als Kim den Kopf erst gegen die eine Wade, dann gegen die andere drückte, er hatte nicht bemerkt, was für lange tolle Beine sie hatte. Und warum war ihm ihre schmale Taille nie aufgefallen? Und die verführerische Rundung ihrer Hüften?

Justin wurde heiß, als sie sich wieder aufrichtete und die Arme über den Kopf hob. Die weiße Seidenbluse spannte über ihren Brüsten. Ich muss blind gewesen sein, dachte er, dass ich Kims tolle Figur nie bemerkt habe. Er bemerkte sie jetzt – und er konnte nicht leugnen, dass ihn ihr Anblick sehr erregte.

Sag endlich etwas, Connelly. Mach dich bemerkbar.

Er öffnete den Mund. In dem Moment entfernte Kim die Spange aus ihrem Haar, und Justin hätte fast seine Zunge verschluckt, als die langen honigblonden Haare über ihre Schulter und um ihr Gesicht fielen.

Lieber Himmel, wie war diese sexy Haarpracht in dem strengen Knoten versteckt gewesen?

Verdammt! Er rieb sich übers Gesicht. Er hatte schon immer eine Vorliebe für Frauen mit langen blonden Haaren gehabt. Angefangen bei Miss Malone, seiner Kindergärtnerin. Justin unterdrückte ein Stöhnen. Neben Kim hatte Miss Malone allerdings nicht den Hauch einer Chance.

Ich muss verrückt sein, dachte Justin. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, das neue Bild von Kim zu vertreiben. Hatte er nicht schon genug am Hals? Noch immer wussten sie nicht, wer versucht hatte, seinen Bruder umzubringen, außerdem bereitete ihm die bevorstehende Hochzeit seiner Schwester Alexandra mit Marsh Sorgen. Dazu die Probleme im Geschäft und die Kopfschmerzen, die ihm sein Status als ‚begehrtester Junggeselle‘ bescherte. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, waren Komplikationen wegen einer Frau – vor allem einer Frau, mit der er täglich zusammenarbeitete.

Wenn er schlau war, würde er sich in sein Büro zurückziehen und vergessen, dass er jemals diese Seite von Kim gesehen hatte. Genau das werde ich tun, beschloss Justin. Er warf einen letzten Blick auf das sinnliche Geschöpf, das nur wenige Meter von ihm entfernt stand, und wollte gerade zurück in sein Büro, als Kim die Augen öffnete und ihn ansah.

„Justin.“ Atemlos hauchte sie seinen Namen, was nicht gerade die erotischen Gedanken vertrieb, die ihm durch den Kopf schossen.

„Entschuldigung“, stieß er hervor. „Ich wollte Sie nicht stören.“

„Das tun Sie nicht. Stören, meine ich.“ Sie schlüpfte in ihre Schuhe. „Ich … ich habe nur ein paar Dehnübungen gemacht, um meine Schultern und meinen Nacken zu lockern.“

Sie klärte ihn über die Wichtigkeit dieser Übungen auf, doch die Worte erreichten ihn kaum, weil ihn ihr Versuch, ihre blonde Haarpracht wieder in einem Knoten zu bändigen, viel zu sehr faszinierte. Ein sinnloses Unterfangen in seinen Augen, denn immer wieder lösten sich einige dicke Strähnen und fielen neckisch über ihre Schultern. Kims Wangen waren gerötet. Justin konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sie nach einer heißen Liebesnacht aussah.

Kim holte Luft. „Egal, meine Muskeln waren etwas verspannt von der Arbeit am Computer, und … was erzähle ich hier eigentlich? Wollten Sie etwas von mir?“

Absolut unangebrachte Wünsche schossen ihm bei der harmlosen Frage durch den Kopf. „Nein, ich war nur …“ Verdammt, er konnte sich nicht einmal erinnern, was er eigentlich von ihr gewollt hatte.

„Justin, alles in Ordnung?“

Nein, er war absolut nicht in Ordnung. Er war immer noch erregt.

„Stimmt irgendetwas nicht?“

„Doch, doch, alles okay.“ Er atmete tief aus. „Es war ein langer Tag. Was machen Sie eigentlich um diese Zeit noch hier?“

„Ich wollte noch eine angefangene Akte abschließen.“

„Was immer es sein mag, das hat Zeit bis morgen. Sie hatten schon vor Stunden Feierabend“, sagte er barscher als beabsichtigt.

„Sie sind ja auch noch hier.“

„Meiner Familie gehört die Firma.“

„Ja, natürlich. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken … ich mache jetzt Feierabend“, murmelte sie und wandte sich ab.

Allerdings nicht so schnell, dass Justin nicht noch ihren gekränkten Gesichtsausdruck gesehen hätte. Verdammt, er fühlte sich, als hätte er gerade einen jungen Hund getreten. „Kim“, sagte er und trat neben sie. Er drehte sie zu sich und hob ihr Kinn an. „Tut mir leid. Es war nicht so gemeint, wie es klang. Ich habe kein Recht, meine schlechte Laune an Ihnen auszulassen.“

„Schon gut.“

„Nein, das ist es nicht.“ Er nahm die Hand, die sie zu einer Faust geballt hatte. „Wenn es Ihnen hilft, dann hauen Sie mir jetzt eine rein“, sagte er und hielt ihr sein Gesicht hin. „Ich habe es verdient.“

„Das stimmt nicht.“

„Doch. Ich habe mich wie ein Mistkerl verhalten. Ich habe Ihre Gefühle verletzt, und das tut mir leid.“

„Das haben Sie doch gar nicht …“

Justin brachte sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen. „Sie mögen wohl eine hervorragende Assistentin sein, Miss Lindgren, aber sie sind eine lausige Lügnerin.“

„Danke.“

Er lächelte sie an. „He, ich bin derjenige, der sich bedanken sollte. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie tun würde.“

Autor

Metsy Hingle
<p>Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Autorin Metsy Hingle behauptet, dass für sie überhaupt nichts anderes als das Schreiben von Liebesromanen in Fragen kommen konnte, denn schließlich stammt sie aus New Orleans, eine der romantischsten Städte der Welt. „Ich bin eine überzeugte Romantikerin, die fest daran glaubt, dass die Liebe zwischen...
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