Die Westmorelands - Romane 1-6

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WENN EIN WÜSTENPRINZ IN LIEBE ENTBRENNT

"Seien Sie ein artiger Prinz, tragen Sie mein Gepäck!" Scheich Jamal verschlägt es die Sprache: Delaney Westmoreland ist nicht nur unverschämt selbstbewusst, sondern auch aufregend schön. Jede Berührung ist eine Provokation, jeder Kuss Feuer …

ICH WILL DICH WIEDER SPÜREN

Lange Beine, sinnliche Lippen und dieser Blick … Als Shelly sein Büro betritt, erwacht in Dare Westmoreland sofort wieder das Verlangen. Wie damals will er sie spüren, sie zur Ekstase bringen! Da erfährt er, was sie ihm verschwiegen hat…

SIEBEN NÄCHTE IN SEINEM BETT

Nur unter einer Bedingung wird Thorn Westmoreland für Taras Charity-Kalender posieren: Sie muss eine Woche lang das Bett mit ihm teilen. Allerdings ist eine Affäre mit dem überaus attraktiven Rennfahrer nicht nur verlockend, sondern auch gefährlich …

LOCKRUF DER VERSUCHUNG

Bestsellerautor Stone Westmoreland genießt sein Singleleben. Doch als die verführerische Madison sich im Flugzeug ängstlich an ihn klammert, will er sie nicht mehr loslassen. Sie weckt verbotene Gefühle in ihm! Verliebt sich Stone etwa in sie?

VERFÜHREN VERBOTEN!

Der sexy Feuerwehrmann Storm Westmoreland ist wie gemacht für heiße One-NightStands ohne Versprechungen. Nur eine Frau war und ist tabu für ihn: Jayla, Tochter seines Ex-Bosses. Aber sie ist anziehender denn je. Storm vergisst alle Regeln...

EIN EROTISCHER GEFALLEN

"Ich bin Ihnen etwas schuldig." Dana meint es aufrichtig. Doch als der attraktive Jared Westmoreland sie kurz darauf bittet, seine Verlobte zu spielen, fragt sie sich, wohin sie dieser "kleine" Gefallen bringt … in sein Bett?


  • Erscheinungstag 09.09.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733772789
  • Seitenanzahl 768
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Brenda Jackson

Die Westmorelands - Romane 1-6

IMPRESSUM

WENN EIN WÜSTENPRINZ IN LIEBE ENTBRENNT erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2002 by Brenda Streater Jackson
Originaltitel: „Delaney’s Desert Sheikh“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1617 - 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Ute Launert

Abbildungen: Nadezda Korobkova / Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733742812

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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JULIA, BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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Brenda Jackson

Wenn ein Wüstenprinz in Liebe entbrennt

1. KAPITEL

Jamal Ari Yasir atmete tief ein, bevor er unter dem Tisch hervorkam, aufstand und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Nach mehr als einer Stunde hatte er immer noch nicht herausgefunden, warum der Tisch wackelte.

„Ich bin Scheich und kein Handwerker“, murmelte er schließlich frustriert und verstaute das Werkzeug wieder im Koffer. Eigentlich war er in das Ferienhaus gekommen, um ein wenig auszuspannen – stattdessen hatte er sich in einem fort gelangweilt. Dabei war heute erst der zweite Tag – und achtundzwanzig weitere musste er noch herumbekommen.

Es war einfach nicht seine Art, nichts zu tun. In seiner Heimat wurde ein Mann danach beurteilt, was er leistete. Obwohl Jamal der Sohn eines der einflussreichsten Scheiche der Welt war, arbeitete er genauso hart wie die Menschen, die er regierte.

In den vergangenen drei Monaten hatte Jamal als Unterhändler sein Land Tahran in Verhandlungen mit den Nachbarreichen vertreten. Nachdem die Gespräche zur Zufriedenheit aller Beteiligten abgeschlossen worden waren, hatte Jamal sich nach etwas Ruhe und Erholung gesehnt und war dankbar auf Philips Vorschlag eingegangen. Seinem früheren Zimmergenossen von Harvard gehörte dieses einsame Ferienhaus in den Bergen North Carolinas, und er hatte Jamal angeboten, seinen geplanten Urlaub in Ruhe und Abgeschiedenheit doch einfach hier zu verbringen.

Das Geräusch einer zuschlagenden Autotür riss Jamal aus seinen Überlegungen. Philip konnte es nicht sein. Er hatte vor Kurzem geheiratet und verbrachte jetzt seine Flitterwochen in der Karibik.

Neugierig ging Jamal in das Wohnzimmer. Wer mochte das wohl sein? In diese einsame Gegend verirrte sich sonst niemand. Als er aus dem Fenster sah, blieb ihm fast die Luft weg. Eine bemerkenswert schöne Frau war aus einem alten Auto gestiegen und beugte sich gerade über den Kofferraum, was ein überaus erregender Anblick war.

Jamal sah sie zwar nur von hinten, aber das genügte, um unanständige Gedanken in ihm zu wecken. Fasziniert musterte er die Fremde, die ihn in ihren Bann gezogen hatte.

Die engen Shorts der Frau betonten den knackigsten Po, den Jamal je gesehen hatte – und er hatte schon einige gesehen. Unwillkürlich malte er sich aus, wie es wohl wäre, hinter dieser Frau zu schlafen, ihren Po an sich geschmiegt zu fühlen. Die Frage war bloß: Konnte man neben einem solchen Wahnsinnskörpers auch nur eine Sekunde an Schlaf denken?

Für einen Moment stand Jamal wie angewurzelt da und konnte den Blick nicht von der Frau wenden, während sie zunächst einen großen und dann einen kleineren Koffer aus dem Auto hervorholte. Er musste unbedingt wissen, wie ihr Gesicht aussah.

Kaum hatte Jamal den Gedanken zu Ende geführt, klappte sie den Kofferraum zu und drehte sich um. Ihm wurde heiß, als er sah, was für eine außergewöhnliche Schönheit da vor dem Haus stand und sich mit ihren Gepäckstücken abmühte.

Bewundernd musterte er ihr dunkles, gelocktes Haar, das auf ihre bloßen, gebräunten Schultern fiel. Ein sanft gerundetes Kinn und volle, sinnliche Lippen vervollständigten ihre exotische Schönheit. Langsam ließ er seinen Blick von ihrem faszinierenden Gesicht über den schlanken Hals und das aufregende Dekolleté bis zu den formvollendeten Beinen schweifen.

Diese Frau war die Versuchung in Person.

Leicht benommen schüttelte Jamal den Kopf. Wie bedauerlich, dass sie sich offenbar verfahren hatte und dieses Haus fälschlicherweise für ihr Ziel hielt. Er beschloss, auf die Veranda hinauszugehen, und hoffte inständig, dass ihm seine Erregung nicht allzu sehr anzusehen war.

„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte er sich betont gelassen bei der langbeinigen Schönheit.

Delaney Westmoreland sah überrascht hoch. Ihr Herz begann zu klopfen, als sie den Mann auf der Veranda bemerkte. Entspannt lehnte er an der Eingangstür. Und was für ein Mann das war! Wenn sie jemals einen Vertreter der männlichen Gattung als schön bezeichnen würde, dann diesen hier.

Der sanfte Schein der Spätnachmittagssonne verlieh seinem bronzenen Teint eine faszinierende Schönheit. Überhaupt gab seine Erscheinung den Worten groß und gut aussehend eine vollkommen neue Bedeutung.

Zwar waren Delaneys Erfahrungen in Bezug auf Männer eher gering, aber man brauchte wirklich keine Expertin zu sein, um zu sehen, dass dieses Exemplar zweifellos eine Sünde wert war.

Delaney schätzte ihn auf fast ein Meter neunzig. Seine Kleidung war vermutlich maßgeschneidert. Eigentlich waren das weiße Hemd und die dunkle Hose viel zu elegant für diese einsame Bergregion – aber gut sah der Typ darin trotzdem aus. Sein schwarzes, dichtes Haar reichte bis knapp über den Kragen des Hemdes, und die dunklen, intelligent blickenden Augen waren auf sie gerichtet.

Sie merkte, dass sie ihn unverwandt ansah und blinzelte einige Male, um sicherzugehen, dass er keine Fata Morgana war. Als er daraufhin immer noch auf der Veranda zu sehen war, schaltete sich ihr Verstand wieder ein.

„Wer sind Sie?“, fragte sie erstaunt.

Einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Eigentlich sollte ich Sie das fragen“, behauptete der Mann und kam die Stufen hinunter.

Atemlos sah Delaney ihm dabei zu und versuchte, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen. Immerhin war er ein Fremder, und sie waren vollkommen allein mitten im Nirgendwo. Eine törichte Stimme in ihr versuchte ihr einzureden, dass nichts schlimm daran sein konnte, eine so gut aussehende Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen. Ihr gesunder Menschenverstand setzte sich aber durch und mahnte zur Vorsicht.

„Ich bin Delaney Westmoreland, und Sie befinden sich auf privatem Eigentum“, erwiderte sie.

Der Traum von einem Mann blieb so dicht vor ihr stehen, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm hochzusehen. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in ihrem Magen aus. Aus der Nähe betrachtet wirkte er sogar noch schöner, falls das überhaupt möglich war.

„Ich bin Jamal Ari Yasir. Dieses Ferienhaus gehört einem guten Freund von mir, und ich glaube, dass Sie diejenige sind, die sich hier unbefugt aufhält.“

Delaney blinzelte skeptisch und fragte sich, ob er wirklich ein Freund von Reggie war, wie er behauptete. Hatte ihr Cousin etwa vergessen, dass er das Haus bereits einem anderen Freund versprochen hatte?

„Und wie heißt Ihr Freund?“, wollte sie wissen.

„Philip Dunbar.“

„Philip Dunbar?“, wiederholte sie erstaunt.

„Ja, kennen Sie ihn etwa?“

Sie nickte. „Klar, Philip und mein Cousin Reggie waren mal Geschäftspartner. Dieses Haus gehört ihnen gemeinsam.“

„Sind Sie denn schon mal hier gewesen?“

„Ja, einmal. Und Sie?“

Jamal schüttelte lächelnd den Kopf. „Das ist mein erster Besuch.“

Sein Lächeln ließ Delaney den Atem anhalten, ebenso wie der Blick, mit dem er sie bedachte. Sie mochte es nicht, das Objekt seiner unverhohlenen Neugierde zu sein. „Müssen Sie mich denn so anstarren?“, fragte sie ungehalten.

Überrascht zog er eine Augenbraue hoch. „Ich habe nicht gemerkt, dass ich starre.“

„Das tun Sie aber“, entgegnete sie, während sie ihn ihrerseits musterte. „Wie jemand aus der Gegend hier sehen Sie ja nicht gerade aus. Woher kommen Sie denn?“

„Aus Tahran“, erwiderte er lächelnd. „Haben Sie schon mal davon gehört? Das ist ein kleines Reich im Nahen Osten.“

„Nein, aber Erdkunde ist auch nie meine Stärke gewesen. Sie sprechen unsere Sprache übrigens ziemlich gut.“

„Man hat mich seit meiner Kindheit in Englisch unterrichtet“, erwiderte Jamal achselzuckend. „Mit achtzehn habe ich dann begonnen, in Harvard zu studieren.“

„Sie haben in Harvard studiert?“, wiederholte Delaney überrascht.

„Ja.“

„Und womit verdienen Sie ihren Lebensunterhalt?“ Vielleicht arbeitete er ja für die Regierung, überlegte Delaney.

Jamal verschränkte die Arme vor der Brust, als wunderte er sich darüber, warum sie so viele Fragen stellte. „Ich helfe meinem Vater dabei, unser Volk zu regieren.“

Ihr Volk?

„Ja, mein Volk. Ich bin ein Scheich und gleichzeitig der Prinz von Tahran. Mein Vater ist der Amir des Landes.“

Delaney hatte schon mal gehört, dass ein Amir so etwas wie ein König war. „Wenn Sie ein Königssohn sind, was machen Sie dann ausgerechnet hier in dieser verlassenen Gegend? Als Prinz könnten Sie sich doch auch was anderes leisten.“

Jamal runzelte die Stirn. „Das hätte ich, wenn ich gewollt hätte. Aber Philip hat mir sein Haus angeboten, und es wäre unhöflich gewesen abzulehnen. Er hat gewusst, dass ich eine Weile ungestört verbringen will. Immer, wenn ich in Ihrem Land bin, werde ich von den Presseleuten verfolgt. Philip dachte, ein Monat in dieser Abgeschiedenheit würde mir guttun.“

„Ein Monat?“

„Ja. Und wie lange wollen Sie bleiben?“

„Einen Monat.“

„Da wir unmöglich zusammen hier bleiben können, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ihr Gepäck wieder in das Auto verfrachten und diesen Ort verlassen könnten“, erklärte Jamal.

Wütend stemmte Delaney die Hände in die Hüfte. „Und warum soll ausgerechnet ich gehen?“

„Weil ich als Erster da war.“

Dagegen ließ sich nichts einwenden, aber Delaney wollte nicht kampflos das Feld räumen. „Aber Sie können sich auch einen anderen Urlaub leisten. Ich hingegen nicht. Reggie hat mir diesen Monat für mein bestandenes Examen geschenkt.“

„Examen?“, fragte er nach.

„Ja, seit vergangenem Freitag bin ich Ärztin, und die vergangenen acht Jahre habe ich wirklich hart dafür studiert. Reggie dachte, ein Monat Ruhe wäre jetzt genau das Richtige für mich.“

„Stimmt. Das wäre es sicher gewesen.“

Delaney seufzte unüberhörbar. Es sah ganz danach aus, als würde dieser Mann Schwierigkeiten bereiten. „Wir können das auf demokratischem Wege klären“, schlug sie vor.

„Ach ja?“

„Ja. Was wollen Sie lieber? Eine Münze werfen oder Strohhalme ziehen?“

Er lächelte. „Nichts von beidem. Ich schlage vor, ich helfe Ihnen jetzt einfach dabei, das Gepäck wieder im Kofferraum zu verstauen.“

Delaney atmete wütend ein. Was glaubte er eigentlich, wer er war, ihr zu sagen, was sie tun sollte? Sie war als einziges Mädchen mit fünf Brüdern aufgewachsen und hatte schon früh gelernt, sich von keinem Mann der Welt herumstoßen zu lassen. Sie würde diesem hier genauso begegnen wie allen anderen auch: mit unerschütterlicher Sturheit.

„Ich gehe nicht“, betonte sie und sah ihn herausfordernd an.

„Doch, das werden Sie“, erwiderte er vollkommen unbeeindruckt.

„Nein, werde ich nicht.“

Plötzlich verhärteten sich seine Gesichtszüge. „In meinem Land machen Frauen, was man ihnen sagt.“

„Dann herzlich willkommen in Amerika, Eure Hoheit“, gab Delaney verärgert zurück. „In diesem Land dürfen Frauen sagen, was sie denken. Wir können sogar einem Mann sagen, wohin er sich scheren soll.“

„Wohin denn?“, fragte Jamal verwirrt.

„Zur Hölle.“

Irgendetwas an ihrer Antwort schien Jamal zu amüsieren, denn er lachte leise. „Seien Sie doch vernünftig“, forderte er sie auf. Anscheinend hoffte er, sie auf diesem Weg zum Rückzug bewegen zu können.

Delaney warf ihm einen wütenden Blick zu. „Ich bin vernünftig. In meiner Lage ist die Aussicht auf einen Monat kostenlosen Urlaub in einem einsamen Haus am See sehr vernünftig. Ich habe mir das immer gewünscht, es ist ein Traum, der für mich in Erfüllung geht. Sie sind nicht der einzige Mensch, der im Augenblick die Einsamkeit sucht.“

Seit sie die Medizinprüfung bestanden hatten, kam jeder in ihrer Familie mit seinen Wehwehchen und Beschwerden zu ihr. Sie würde sich niemals erholen können, solange ihre zahlreichen Verwandten wussten, wo sie sich aufhielt. Lediglich ihren Eltern hatte sie mitgeteilt, wo sie ihre Tochter im Notfall erreichen konnten – und dabei sollte es auch bleiben. Obwohl Delaney ihre Familie über alles liebte, brauchte sie jetzt unbedingt eine Verschnaufpause.

„Warum zieht es Sie in die Einsamkeit?“, wollte der Prinz wissen.

„Das ist meine Sache“, erwiderte Delaney ungehalten.

„Sind Sie verheiratet?“, fragte er unverblümt.

„Nein. Und Sie?“, gab sie die Frage ungerührt zurück.

„Noch nicht“, entgegnete er. „Aber noch vor meinem nächsten Geburtstag werde ich es sein.“

„Wie schön für Sie. Seien Sie jetzt ein artiger Prinz und tragen Sie mein Gepäck ins Haus. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es hier drei Schlafzimmer mit separaten Bädern, sodass für uns beide genügend Platz und Privatsphäre da sein sollte. Und weil ich vorhabe, viel zu schlafen, werden Sie mich so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen.“

„Und wenn Sie nicht schlafen?“, fragte Jamal und starrte sie an.

„Dann tun Sie einfach so, als ob Sie mich nicht sehen würden“, erwiderte sie achselzuckend. „Natürlich steht es Ihnen jederzeit frei zu gehen, wenn Sie mit der Situation nicht klarkommen. Und überhaupt“, sie sah sich um. „Wo ist eigentlich Ihr Auto?“

Jamal seufzte. „Mein Sekretär hat es. Er wohnt in einem Motel nicht weit von hier, falls ich etwas brauchen sollte.“

„Es scheint ja einige Vorteile zu haben, der Sohn eines Königs zu sein“, entgegnete Delaney ironisch.

Jamal überhörte ihren Sarkasmus. „Ja, einige. Asalum kümmert sich um mich seit dem Tag meiner Geburt.“

Delaney entging die Zuneigung in seiner Stimme nicht. „Bestimmt kein schlechtes Leben, was Sie da führen.“

Doch er ging nicht weiter darauf ein. „Sind Sie sicher, dass Sie hier bleiben wollen?“ Plötzlich war sein Tonfall nicht mehr ganz so feindselig. Unverwandt sah er sie mit seinen schwarzen Augen an. In seiner Frage schwang eindeutig eine erotische Andeutung mit, und Delaney dachte nach.

Nein, sicher war sie nicht, aber gehen wollte sie auch nicht. Vor allem nicht, nachdem sie sieben Stunden lang hierhergefahren war. Vielleicht würde sie ihre Meinung ja ändern, nachdem sie geduscht und ein ausgiebiges Nickerchen gemacht hatte.

Delaney erschauerte beinahe unter der Intensität von Jamals Blick. Erneut spürte sie einen Funken Verlangen in sich aufglimmen. Mit fünfundzwanzig war sie erwachsen genug, um zu wissen, dass dafür lediglich überaktive Hormone verantwortlich waren. Sie wusste, dass man sie kontrollieren konnte und nicht jeder Versuchung nachgeben musste. Ein Verhältnis mit einem chauvinistischen Prinzen war wirklich das Letzte, was sie wollte und jetzt gebrauchen konnte.

Delaney hielt seinem bohrenden Blick stand und hob trotzig das Kinn. „Ich bleibe“, erklärte sie bestimmt.

Diese Frau ist wirklich stur, dachte Jamal. Während er an einem Türpfosten in der Küche lehnte, sah er Delaney dabei zu, wie sie ihre Lebensmittelvorräte auspackte.

„Danke fürs Reintragen“, sagte sie, als alles verstaut war, und drehte sich zu ihm um.

Erneut überkam ihn brennendes Verlangen, und er ahnte, dass ihr das nicht entgangen war. Nervös befeuchtete sie die Lippen und sah von ihm fort. Auch sie musste die erotische Spannung spüren, die sich zwischen ihnen aufbaute.

„Vielleicht ändern Sie ihre Meinung ja noch …“, begann er.

„Vergessen Sie’s!“, unterbrach sie ihn und warf ihm einen wütenden Blick zu.

Jamal war über ihre Offenheit verwundert. Ihm war nicht entgangen, dass die Frauen hierzulande nicht lange um den heißen Brei herumredeten. Im Gegensatz zu den Frauen in Tahran, die schon von Kindesbeinen an lernten, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. „Wie Sie wollen“, entgegnete er ruhig.

„Ja, genau.“ Delaney kam auf ihn zu und sah zu ihm auf. „Und ich rate Ihnen, keine Tricks zu versuchen, um mich wegzuekeln. Ich gehe, wenn ich gehen will und nicht eine Sekunde früher.“

Je mehr sie sich aufregte, umso schöner erschien sie Jamal. „Ich bin ein Gentleman und würde mich niemals so verhalten“, verteidigte er sich.

„Ich nehme Sie beim Wort.“ Delaney wandte sich zum Gehen.

Als sie die Küche verlassen hatte, blieb Jamal alleine mit ihrem betörenden Duft. Tief atmete er ein. Er konnte sich einfach nicht gegen das Verlangen zur Wehr setzen, das in ihm aufstieg. Eins war jedenfalls sicher: Von jetzt an würde Langeweile ein Fremdwort für ihn sein.

Mit einem tiefen Seufzer strich Delaney sich durchs Haar und lehnte gegen die geschlossene Schlafzimmertür. Von Kopf bis Fuß war sie erfüllt von den erregenden Nachwirkungen, die Jamals Blick in ihr wachgerufen hatte.

In welche Lage hatte sie sich da gebracht? Was für ein lächerlicher Einfall, das Ferienhaus mit einem Mann zu teilen, den sie noch nicht einmal kannte. Immerhin hatte sie, während der Prinz ihre Koffer ins Haus getragen hatte, Reggie angerufen und sich vergewissert, dass Jamal wirklich Philips Freund war.

Mit Reggie verband Delaney seit ihrer frühesten Kindheit eine tiefe Freundschaft. Nach seinem Abschluss am Business Administration College in Atlanta hatte Reggie eine eigene Unternehmensberatung gegründet. Cousin und Cousine waren gleich alt und hatten so gut wie keine Geheimnisse voreinander.

Reggie hatte das Missgeschick mit der doppelten Belegung des Ferienhauses ehrlich bedauert. Und er hatte Delaney vor Jamal gewarnt, denn er hatte den Prinzen vor einigen Jahren über Philip kennengelernt und wusste um seine intolerante Einstellung westlichen Frauen gegenüber.

Nach diesem Gespräch war Delaney klar, dass sie sich kein Stück für Jamals seltsame Ansichten interessierte. Auf gar keinen Fall würde sie sich von ihm sagen lassen, was sie zu tun hatte. Sie hatte sich ihre dreißig Tage Urlaub redlich verdient, und zum Donnerwetter, sie würde diesen Urlaub in vollen Zügen genießen.

Sie durchquerte den Raum, um sich in einen Schaukelstuhl fallen zu lassen. Als sie das Gepäck am Fußende des Bettes sah, stöhnte sie innerlich. Vor Müdigkeit konnte sie sich kaum rühren, und das Verstauen der Lebensmittel hatte ihre letzten Kraftreserven aufgebraucht. Zumal Jamal ihr die ganze Zeit dabei auf die Finger gesehen hatte.

Obwohl er kein Wort gesagt hatte, war sie sich seiner Aufmerksamkeit bewusst gewesen, beinahe so, als ob er sie mit seinem Blick liebkosen würde. Zweifellos versuchte er, sie auf diese Weise aus der Ruhe zu bringen.

Aber da hatte er sich geschnitten – ihre Haut war dicker, als er dachte. Im Vergleich zu ihren Brüdern Dare, Thorn, Stone, Chase und Storm war der süße Prinz keine wirkliche Herausforderung.

Ihre Wangen wurden heiß, als sie überlegte, ob er in jeder Hinsicht so süß war, wie sie annahm. Allein bei seinem Anblick durchfuhr es sie siedend heiß. Noch nie hatte sie so stark auf einen Mann reagiert.

Kopfschüttelnd beschloss sie, dass sie umgehend eine kalte Dusche benötigte. Gleichgültig, wonach ihr Körper verlangte, sie brauchte keinen Mann. Alles, was sie jetzt brauchte, war Schlaf.

2. KAPITEL

Wie gebannt starrte Delaney auf die ansehnlichen Männerbeine in den makellos gebügelten Jeans, die unter dem Küchentisch hervorragten. Seit ihrer Ankunft vor vier Tagen sah sie Jamal heute erst zum dritten Mal, denn wie angekündigt, hatte sie eine Menge Schlaf nachholen müssen. Ihre Ruhezeiten hatte sie nur durch gelegentliche Mahlzeiten unterbrochen. Ansonsten hatte sie friedlich wie ein Baby geschlummert.

Abgesehen von dem einen Mal, als Jamal irgendeine geräuschvolle Kampfsportübung vor ihrem Schlafzimmerfenster abgehalten hatte. Müde hatte Delaney sich aus den Decken geschält und war zum Fenster geschlurft, um nach der Ursache für den Lärm zu sehen.

Jamal hatte an jenem Tag einen teuren Trainingsanzug getragen, der seinen muskulösen Körper voll zur Geltung brachte. Fasziniert beobachtete sie ihn dabei, wie er eine Reihe von Tritten und Schlägen trainierte. Sie konnte nicht anders, als die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen, seine Kraft und seine Disziplin zu bewundern. Kaum konnte sie den Blick von ihm wenden.

Aber ein Mann wie Jamal war wie ein starker Drink, den man besser nur in kleinen Schlucken genoss. Um ihren Hormonhaushalt nicht zu sehr aus dem Gleichgewicht zu bringen, war sie schließlich, wenn auch nur widerwillig, wieder ins Bett zurückgegangen.

„Mist!“

Der herzhafte Ausruf Jamals riss Delaney in die Gegenwart zurück, und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Verglichen mit den Flüchen, die sie von ihren Brüdern gewöhnt war, war dieser hier recht harmlos. Offenbar war Jamal auf manchen Gebieten doch nicht so vertraut mit dem Englischen wie ein Muttersprachler.

„Brauchen Sie Hilfe?“, fragte sie und spähte unter den Tisch.

Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass noch jemand außer ihm in der Küche war, denn er verharrte überrascht mitten in der Bewegung.

„Nein, ich komme schon klar“, erwiderte er ungehalten.

„Sind Sie sicher?“

„Ja, bin ich!“, lautete die barsche Antwort.

„Wie Sie meinen!“ Eingeschnappt ging Delaney zum Küchenschrank, um sich eine Schüssel für ihre Getreideflocken zu nehmen. Jamal schob sich unter dem Tisch hervor, um aufzustehen.

„Warum sind Sie denn ausgerechnet heute Morgen wach?“, fragte er, während er die Werkzeuge verstaute.

„Weil ich Hunger habe“, antwortete Delaney kurz angebunden, schüttete sich die Flocken ein und goss Milch darüber. Da der Küchentisch offensichtlich immer noch wackelte, nahm sie ihr Frühstück und ging auf die Veranda.

Obwohl der Tag erst begonnen hatte, war es schon heiß, und Delaney wusste, dass es noch sehr viel wärmer werden würde – ein typischer Sommertag in North Carolina. Glücklicherweise besaß das Ferienhaus eine Klimaanlage, die schwüle Hitze hätte sich sonst nur unbekleidet ertragen lassen. Seufzend setzte sich Delaney auf die Treppenstufe. Es wäre sicher keine gute Idee, in Jamals Gegenwart nackt umherzulaufen.

Sie hatte gerade zu frühstücken begonnen, als die Fliegentür hinter ihr aufgestoßen wurde. Allein das Wissen, dass Jamal nur wenige Schritte von ihr entfernt auf der Veranda stand, brachte ihr Blut in Wallung. Aus dem Augenwinkel sah sie ihn mit einer Tasse Kaffee in der Hand gegen das Geländer lehnen.

„Na, für heute genug den Heimwerker gespielt, Eure Hoheit?“, fragte Delaney ironisch.

Wie gewöhnlich überhörte er den Sarkasmus in ihrer Stimme. „Für heute ja. Aber bevor ich wieder abreise, werde ich noch herausfinden, was mit diesem Tisch nicht stimmt. Ich kann nichts kaputt zurücklassen.“

Delaney sah flüchtig zu ihm hinüber und wünschte sich augenblicklich, es besser nicht getan zu haben. Im Licht der Morgensonne wirkte Jamals Gesicht geheimnisvoll und atemberaubend attraktiv.

Bei ihrer Ankunft vor vier Tagen hatte Delaney noch gedacht, dass er mit seinen klassischen Zügen und dem eleganten Kleidungsstil überhaupt nicht in diese Umgebung passte. Heute jedoch sah er vollkommen anders aus: Mit bloßem Oberkörper, unrasiert und in Jeans stand er vor ihr und wirkte unbezähmbar, kraftvoll und wild. Durch und durch wie ein Raubtier auf der Jagd, und Delaney war fest davon überzeugt, dass er sie mit Haut und Haaren fressen würde, wenn er sie nur zu fassen bekam.

Als er den Kopf senkte, um einen Schluck Kaffee zu trinken, nutzte sie die Gelegenheit, ihn noch eine Weile länger unbemerkt zu beobachten. Seine Jeans saßen perfekt, als wären sie extra für ihn geschneidert worden. Die breiten Schultern, der durchtrainierte Bauch und die schmalen Hüften zeigten, dass der Prinz sich bestens in Form hielt.

Unwillkürlich stellte Delaney sich vor, diese Jeans über seine Hüften zu ziehen und ihre Beine um seine Taille zu schlingen. Und diese verführerische Brust! Delaney musste den Atem anhalten, so stark war ihr Verlangen, die nackte Haut seines Oberkörpers zu berühren. Alles hätte sie dafür gegeben, um herauszufinden, ob seine Muskeln tatsächlich so hart waren, wie sie aussahen. Mit klopfendem Herzen rief Delaney sich zur Ruhe. Was kam ihr denn da alles in den Sinn? Ohne Zweifel war sie dabei, ihre Selbstbeherrschung zu verlieren – zum ersten Mal in ihrem Leben.

Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals zuvor einen Mann so schamlos begehrt zu haben. Ganz im Gegenteil: Die meisten Männer, mit denen sie sich bisher getroffen hatte, hatten in ihr lediglich den Wunsch geweckt, das Date so schnell wie möglich wieder zu beenden. Und ihr einziges unbezähmbares Verlangen war bisher auf den Erdbeerkuchen ihrer Mutter beschränkt gewesen.

Weil Delaney nicht länger über ihr eher spärliches Sexleben nachdenken wollte, konzentrierte sie sich auf die Frage, die sie Jamal eigentlich hatte stellen wollen. „Was ist denn mit dem Tisch nicht in Ordnung?“

Jamal warf ihr einen Blick zu, als ob sie schwer von Begriff sei. „Er ist kaputt.“

„Ja, schon klar“, meinte sie. „Aber was genau ist kaputt?“

Er zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Er wackelt halt.“

„Wie? Das ist alles?“ Erstaunt zog Delaney die Augenbrauen hoch.

„Ein Tisch wackelt normalerweise nicht, Delaney“, belehrte er sie schulmeisterlich.

Und normalerweise sollte es mich auch nicht so erregen, wenn du meinen Namen aussprichst, fügte Delaney in Gedanken hinzu und starrte verlegen in ihre Müslischale. Das war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Vornamen genannt hatte – und wie sexy seine heisere Stimme klang! Delaney versuchte, ihre Aufmerksamkeit nicht auf Jamal, den Wolf, sondern auf Tony, den Tiger von der Cornflakespackung, zu richten. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, waren unnötige Komplikationen in ihrem Leben. Und sie war sich ziemlich sicher, dass eine Beziehung mit Jamal mehr als nur ein paar unnötige Komplikationen nach sich ziehen würde.

Zweifellos war er ein Meister der Verführung und Delaney in diesem Bereich haushoch überlegen. Sie lächelte zufrieden, als sie weiteraß und ihre Gefühle wieder im Griff hatte. Vorübergehend zumindest.

Jamal stieß einen tiefen Seufzer aus, als er das aufkeimende Verlangen in ihm zu unterdrücken versuchte. Seit dem Beginn der Verhandlungen um das Land zwischen Tahran und den Nachbarreichen hatte er enthaltsam gelebt, um sich voll und ganz auf seine bedeutende Aufgabe zu konzentrieren. Jetzt, nach dem Abschluss der diplomatischen Geschäfte, erinnerte ihn sein Körper allerdings mit aller Macht an seine vernachlässigten Bedürfnisse.

Jamal schalt sich selbst wegen dieser Schwäche. Zu was konnte dieses neu erwachte unstillbare Verlangen nach körperlicher Liebe schon gut sein? Wäre er nach Philips Hochzeit gleich nach Tahran zurückgekehrt und nicht in dieses einsame Ferienhaus gefahren, müsste er jetzt nicht diese Qualen durchleiden.

In Tahran lagen ihm die Frauen zu Füßen. Sie sahen es als ein Privileg an, ihrem Prinzen alle Wünsche von den Augen abzulesen. Seit seinem achtzehnten Geburtstag gab es genug Frauen, die ihn in seinem Palast aufsuchten, wann immer er es wünschte.

Außerdem gab es da noch die reizende Najeen, die seit drei Jahren seine offizielle Geliebte war. Jamal hatte ihr ein luxuriöses Häuschen nahe beim Palast geschenkt und Diener zur Verfügung gestellt, damit es ihr an nichts fehlte. „Erzählen Sie mir von Ihrem Land, Jamal.“

Überrascht von dieser Frage sah er Delaney an. Das Sonnenlicht ließ ihren gebräunten Teint geheimnisvoll schimmern. Obwohl sie kein Make-up trug, war sie umwerfend schön. Jamal schluckte hart, als sein Körper erneut in Flammen aufzugehen schien.

„Was wollen Sie denn wissen?“, stieß er heiser hervor.

Delaney stellte die leere Schüssel auf den Boden, stützte sich mit beiden Händen ab und lehnte sich zurück. „Alles, was Sie mir erzählen wollen“, erwiderte sie und sah Jamal dabei an. „Es ist doch bestimmt sehr aufregend bei Ihnen in Tahran.“

Die unverhohlene Neugier in ihrer Stimme brachte ihn zum Lächeln. „Aufregend ist es“, entgegnete er, „und wunderschön.“

Und nicht nur meine Heimat, sondern auch du …

Beherrsch dich, ermahnte Jamal sich selbst, bevor er weiterredete. „Tahran liegt nicht weit von Saudi Arabien, am Persischen Golf. Im Vergleich zu Kuwait oder Oman ist es relativ klein. Unsere Sommer sind heiß und die Winter kurz und kalt. Aber im Gegensatz zu anderen Ländern im Nahen Osten haben wir verhältnismäßig viel Niederschlag. Neben Öl ist unser Land reich an Meeresfrüchten und Erdgas. In den vergangenen Jahren haben wir in Frieden mit unseren Nachbarn gelebt. Unstimmigkeiten werden durch Verhandlungen aus der Welt geschafft – und daran beteilige ich mich.“

„Leben Ihre Eltern noch?“, wollte Delaney wissen.

Bevor Jamal antwortete, trank er einen weiteren Schluck Kaffee. „Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, und mein Vater hatte lange Zeit keine neue Frau. Aber dann kam Fatimah.“

„Fatimah?“

„Meine Stiefmutter. Sie und mein Vater haben geheiratet, als ich zwölf war.“ Jamal verschwieg wohlweislich, dass seine Eltern in einer arrangierten Ehe gelebt hatten, um Frieden zwischen zwei verfeindeten Ländern zu stiften. Sie hatten einander respektiert, aber sich nicht geliebt, und Jamal war das einzige Kind aus dieser Verbindung.

Doch mit Fatimah hatte sich sein Leben und das seines Vaters grundlegend verändert.

Obwohl auch die zweite Ehe des Königs aus Vernunftgründen geschlossen worden war, wurde schnell klar, dass sich zwischen der zweiundzwanzigjährigen ägyptischen Schönheit und ihrem älteren Ehemann eine ganz andere Art der Verbindung entwickelte.

Bald schon begann König Yasir glücklich zu lächeln und verließ das Land immer seltener. Auch wollte er nicht mehr, dass ihm andere Frauen Gesellschaft leisteten – von nun an begehrte er nur noch Fatimah. Ein Jahr nach ihrer Hochzeit wurde die kleine Arielle geboren, drei Jahre später ihre Schwester Johari.

Arielle war mittlerweile mit Prinz Shudoya verheiratet, und Johari wohnte noch zu Hause. Jamal lächelte bei dem Gedanken an seine reizende kleine Schwester. Von ihrem Vater wurde sie zwar nach Strich und Faden verwöhnt, aber sie war jedermanns Liebling.

Von seiner Stiefmutter wurde Jamal abgöttisch geliebt, und auch er verehrte sie sehr. Als er noch ein Kind gewesen war, war sie mehr als einmal bei seinem Vater für Jamals Interessen eingetreten.

„Verstehen Sie sich gut, Sie und Ihre Stiefmutter?“, erkundigte Delaney sich und schreckte ihn aus seinen Gedanken auf.

„Ja, wir stehen uns sehr nah.“

Delaney sah ihn verwundert an, als könne sie sich nur schwer vorstellen, dass ein stolzer Mann wie er einem anderen Menschen sehr nah stehen konnte. „Haben Sie Geschwister?“, fragte sie.

„Zwei Schwestern“, erwiderte Jamal nickend. „Arielle und Johari. Arielle ist neunzehn und mit einem Scheich aus einem Nachbarstaat verheiratet. Johari ist sechzehn und gerade erst mit der Schule fertig. Sie würde gerne in Amerika studieren.“

„Und wird sie das tun?“

„Natürlich nicht!“, erwiderte er bestimmt.

„Aber warum nicht? Was haben Sie dagegen, dass Ihre Schwester hier studiert. Sie haben es doch auch getan?“, wollte Delaney verblüfft wissen.

Jamal streckte das Kinn vor. „Bei mir war das etwas anderes.“

„So? Warum denn?“, fragte Delaney stirnrunzelnd.

„Ich bin ein Mann.“

„Das ist alles?“

„Ich weiß, dass es bei Ihnen hier keinen Unterschied macht. Hierzulande lassen sich die Männer von Frauen sogar Befehle geben.“

„Sie meinen also, dass Gleichberechtigung bedeutet, Frauen würden Männer kontrollieren?“, hakte Delaney mit finsterem Gesichtsausdruck nach.

„In gewisser Weise, ja. Männer sollten für ihre Frauen sorgen. In Ihrem Land werden die Frauen aber dazu erzogen, für sich selbst zu sorgen.“

„Und das ist Ihrer Meinung nach etwas Schlechtes?“

Jamal erinnerte sich nur zu gut daran, wie unverfroren sie ihm schon am ersten Tag erschienen war, und beschloss, sich nicht auf einen Streit einzulassen. Er hatte seine Ansichten und sie ihre. Wenn sie ihn aber nach seiner Meinung fragte, wollte er sie ihr auch sagen.

„In meinem Land würde so etwas nicht toleriert.“ Jamal verschwieg, dass Frauen in seinem Land trotzdem ihren Willen durchzusetzen verstanden. Seine Stiefmutter hatte diese Kunst perfektioniert: Sie hatte ihren Mann dazu gebracht, sie so sehr zu lieben, dass er ihr die Sterne vom Himmel holen würde, wenn sie ihn darum bäte. Nach einem weiteren Schluck Kaffee fand Jamal, dass es das Beste war, ihr Gespräch in andere Bahnen zu lenken. „Erzählen Sie mir doch von Ihrer Familie“, schlug er vor.

„Wir kommen aus Atlanta“, erklärte Delaney. „Ich bin die Jüngste und gleichzeitig auch das einzige Mädchen von sechs Geschwistern. Meine Brüder waren immer der Meinung, mich beschützen zu müssen. Sie haben jedem Jungen, der mir näher als zwanzig Fuß kam, das Leben zur Hölle gemacht. Als ich bis zu meinem achtzehnten Geburtstag immer noch kein Date hatte, habe ich meinen Brüdern dann einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

„Und wie haben Sie das angestellt?“, erkundigte er sich interessiert.

Ein hinterhältiges Lächeln huschte über ihre Lippen. „Tja, weil ich notgedrungen sehr viel freie Zeit hatte, habe ich sie dafür genutzt, mich in die Angelegenheiten meiner Brüder einzumischen. Plötzlich war ich ganz die neugierige Schwester. Ich habe ihre Telefonate mitgehört, ihre Freundinnen absichtlich mit falschen Namen angesprochen und bin grundsätzlich dann aufgetaucht, wenn sie mit ihren Mädchen alleine sein wollten“, erzählte Delaney amüsiert. „Ich glaube, ich bin der Albtraum einer kleinen Schwester geworden. Es hat nicht lange gedauert, bis sie mich in Ruhe gelassen haben. Gelegentlich machen sie den Fehler, sich in mein Leben einmischen zu wollen. Aber sobald ich sie auf die möglichen Folgen für ihr eigenes Liebesleben hinweise, verziehen sie sich normalerweise schnell wieder.“

Jamal empfand tiefes Mitgefühl für ihre Brüder und schüttelte den Kopf. „Ist denn keiner von ihnen verheiratet?“

Sie starrte ihn an, als ob er einen Witz gemacht hätte. „Machen Sie Scherze? Die haben viel zu viel Spaß an ihrem Singledasein. Dare ist fünfunddreißig und Sheriff in einem Vorort von Atlanta. Thorn ist ein Jahr jünger, baut Motorräder und fährt sie in Rennen. Stone wird nächsten Monat zweiunddreißig und schreibt unter dem Pseudonym Rock Mason Actionthriller.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und Chase und Storm sind wieder ein Jahr jünger. Sie sind Zwillinge, sehen sich aber gar nicht ähnlich. Chase hat ein eigenes Restaurant und Storm ist Feuerwehrmann.“

„Wie finden Ihre Brüder bei solchen Jobs noch die Zeit, auf Sie aufzupassen?“

„Sie wären überrascht“, entgegnete sie amüsiert. „Irgendwie bekommen sie es hin.“

„Leben Ihre Eltern noch?“, fragte Jamal.

„Ja. Sie sind jetzt seit über siebenunddreißig Jahren glücklich verheiratet. Meine Mutter hat die ganzen Jahre den Haushalt geschmissen und nichts anderes gemacht. Als ich dann aber weggezogen bin, hat sie zu studieren begonnen. Mein Daddy war natürlich nicht sehr begeistert von der Idee und hat wohl insgeheim gehofft, dass sie nicht lange durchhält. Aber sie hat es geschafft und vor drei Jahren einen Abschluss in Erziehungswissenschaften gemacht.“

Jamal stellte den leeren Kaffeebecher zur Seite. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie nicht ganz unschuldig an der Entscheidung Ihrer Mutter sind.“

„Stimmt auch“, gestand Delaney heiter. „Ich habe immer gewusst, dass sie clever ist – und dass sie all die Jahre ihr Potenzial verschwendet hat. Warum sollen nur Männer eine Chance bekommen, während Frauen zu Hause bleiben und Kinder kriegen?“

Kopfschüttelnd hoffte Jamal inständig, dass Delaney Westmoreland niemals für einen längeren Zeitraum sein Land besuchen würde. Vermutlich würde sie die Frauen Tahrans zu einer Frauenrechtsbewegung aufstacheln. Das Gespräch ermüdete ihn allmählich. Er streckte sich und versuchte zu ignorieren, dass Delaneys betörender Duft ihn fast um den Verstand brachte. Auch konnte er kaum den Blick von ihren halb nackten Beinen abwenden.

„Gibt es in Ihrem Land auch Ärztinnen?“ Delaney riss ihn erneut aus seinen Gedanken.

„Bei uns gibt es Hebammen.“

„Nur Hebammen?“, fragte sie, offensichtlich enttäuscht.

„Ja, hauptsächlich“, bestätigte er.

Missbilligend spitzte sie die Lippen. „Ihr Land ist ja viel ärmer dran, als ich dachte.“

„Das denken aber auch nur Sie. Die Menschen in Tahran sind glücklich.“

„Das ist traurig“, meinte sie kopfschüttelnd.

„Was ist traurig?“, fragte Jamal mit hochgezogenen Augenbrauen.

Sie hielt seinem Blick stand. „Dass Sie denken, die Menschen wären glücklich.“

Jamals Laune verschlechterte sich schlagartig. Wenn Delaney ihm die Gelegenheit dazu gegeben hätte, hätte er ihr erzählt, dass nicht alles so war, wie es schien. Die Dinge hatten sich dank Fatimah bereits zu ändern begonnen. Die Frauen Tahrans genossen nun wesentlich mehr Bildung, besuchten sogar Universitäten und konnten Karriere machen, wenn sie es wünschten.

Fatimah engagierte sich stark in politischen und sozialen Fragen – aber sie zwang die Reformen nicht herbei, sondern nutzte ihren Einfluss auf König Yasir aus, um die Veränderungen einzuläuten.

Jamal stieß sich vom Geländer ab. Es war Zeit für sein Kickboxtraining. Vorher musste er allerdings einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen, um den Ärger wieder loszuwerden, der sich in ihm angestaut hatte. Vielleicht konnte er auf diesem Wege auch etwas gegen diese verdammte Erregung tun, in die sein Körper geraten war.

„Ich gehe für eine Weile zum See. Bis später.“

Delaney rutschte auf den Stufen zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Gerade wollte sie ihm hinterherrufen, er solle sich ruhig Zeit lassen mit seiner Rückkehr, als ihr Blick auf seinen knackigen Po fiel. Verwirrt schluckte sie ihre Bemerkung herunter.

Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, wurde ihr heiß. Jetzt erst verstand sie, was ihre Zimmergenossin Ellen Draper auf dem College gemeint hatte, als sie von unwiderstehlicher erotischer Anziehungskraft gesprochen hatte.

Delaney stand auf und streckte sich. Heute wollte sie die Gegend rund um das Ferienhaus erkunden und später wieder schlafen. Endlich konnte sie sich so richtig vom Prüfungsstress erholen. Und je weniger sie von Jamal Yasir sah, desto besser.

Jamal hatte den See bereits eine Meile hinter sich gelassen, aber er beschloss, noch weiterzulaufen, um wieder zu sich zu kommen. Die Wut über Delaneys Bemerkung, dass sein Volk nicht glücklich sein konnte, war bereits verraucht. Was geblieben war, war diese seltsame Erregung.

Schließlich blieb er stehen, um die Landschaft zu betrachten. Seitdem er im Ferienhaus angekommen war, hatte er noch keinen Ausflug in die nähere Umgebung gemacht. Die Aussicht auf die Berge North Carolinas war atemberaubend schön, ganz so, wie Philip es versprochen hatte.

Jamal dachte an Delaney und fragte sich, ob ihr dieser Platz genauso gut gefallen würde. Er bezweifelte, dass sie schon hierhergekommen war, da sie seit ihrer Ankunft das Schlafzimmer kaum verlassen hatte.

Er lehnte sich an einen Baum, als sein Handy klingelte. „Ja, Asalum, was gibt es?“, fragte er, als er das Gespräch annahm.

„Ich wollte mich nur danach erkundigen, ob Eure Hoheit mit allem zufrieden ist oder ob ich etwas für Euch tun kann“, fragte sein Sekretär.

„Mir geht es gut“, erwiderte Jamal. „Aber ich habe unerwarteten Besuch bekommen.“

„Von wem?“ Sofort wurde Asalum hellhörig. Er war nicht nur Jamals persönlicher Sekretär, sondern auch bis zu dessen achtzehntem Geburtstag sein Leibwächter gewesen.

Jamal erzählte ihm von Delaney.

„Wenn diese Frau Euch Ärger bereitet, kann ich sie vielleicht davon überzeugen, dass sie wieder gehen soll.“

„Das ist nicht nötig, Asalum“, seufzte Jamal. „Sie schläft sowieso die meiste Zeit.“

„Und warum schläft sie so viel?“, wollte Asalum wissen. „Ist sie etwa krank?“

„Sie hat vor Kurzem ihre medizinische Abschlussprüfung an der Universität bestanden.“

„Das ist alles? Sie kann wohl nicht viel ab, wenn ein Studium sie so sehr erschöpft“, urteilte Asalum ungnädig.

„Das kann man wohl nicht gerade behaupten“, verteidigte Jamal sie und wusste selbst nicht, warum er das tat. „Sie ist ziemlich stark … besonders, wenn es darum geht, ihre Meinung durchzusetzen.“

„Das klingt ganz nach einer typischen westlichen Frau, Eure Hoheit.“

„Ja, das kann man laut sagen“, erwiderte Jamal und rieb sich mit der Hand sein Gesicht. „Und außerdem ist sie sehr attraktiv.“

„Seid vorsichtig“, riet Asalum.

Jamal dachte an das Gefühlskarussell, dass Delaney bei ihm ausgelöst hatte. Schon bei dem Gedanken an sie signalisierte sein Körper ein unbändiges Verlangen. „Deine Warnung kommt zu spät“, gestand er.

„Und wie soll ich das verstehen?“

„Ich bin ihr längst verfallen.“

Nach einer ganzen Woche im Ferienhaus hatte Delaney endlich alle Sachen ausgepackt, die sie mitgebracht hatte. Zufrieden trat sie ans Fenster, um den wundervollen Blick auf den See zu genießen.

Seit ihrem morgendlichen Gespräch mit Jamal vor einigen Tagen hatte sie das ihrer Meinung nach einzig Richtige getan und den Prinzen wie die Pest gemieden. Dennoch ging er ihr einfach nicht aus dem Kopf.

Delaneys besonderes Talent bestand darin, sich vollständig auf eine einzige Sache zu konzentrieren, weswegen sie ihr Medizinstudium so erfolgreich abgeschlossen hatte. Jetzt, da die Universität hinter ihr lag, stand auf einmal Jamal im Mittelpunkt ihres Interesses.

Ihre Gefühle für ihn waren erstaunlich intensiv. Eigenwillig. Und erotisch. Eigentlich überraschte sie das nicht sonderlich, denn Jamal war der Typ Mann, der auf Frauen eben diese Wirkung hatte. Dennoch wurmte es sie, dass sie sich vor Sehnsucht nach ihm geradezu verzehrte.

Sie hatte keine Zeit für eine intime Beziehung zu einem Mann, denn schließlich musste sie noch zwei Jahre Facharztausbildung absolvieren, und der würde ihre ungeteilte Aufmerksamkeit gelten müssen.

Verärgerte schüttelte Delaney den Kopf, wie um die Gedanken an Jamal loszuwerden. Vielleicht würde ein Spaziergang ihr wieder zu einem kühlen Kopf verhelfen.

Entschlossenen Schrittes lief sie aus dem Schlafzimmer in die Küche – und prallte gegen Jamal. Als sie ins Taumeln geriet, fasste er nach ihren Schultern, um sie vor einem Sturz zu bewahren.

Delaney spürte seinen nackten Oberkörper und rang nach Luft. Unter seinem durchdringenden Blick schienen ihre Knie plötzlich weich zu werden, und Verlangen flammte in ihr auf. Atemlos spürte sie, wie seine Hände zärtlich über ihre Schulter und ihren Hals glitten.

In der Ferne erklang ein Donnerschlag und riss sie aus dem Bann, der sie beide gleichermaßen gefangen gehalten hatte. Langsam ließ Jamal die Hände sinken. Der Blick in seinen Augen verriet ihr, dass er dieselbe unwiderstehliche Anziehungskraft empfunden hatte.

„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht umrennen“, flüsterte er heiser.

Delaney hörte, wie ihr Blut in den Ohren zu rauschen begann. „Ist schon okay, es war meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst“, erwiderte sie atemlos und versuchte, ihren wilden Herzschlag zu zähmen.

Als sie seinen Blick auf ihren Shorts und dem figurbetonenden Top ruhen spürte, kam sie sich plötzlich nackt vor, und heißes Verlangen wallte erneut in ihr auf.

„Delaney?“ Zärtlich sprach er ihren Namen aus und sah ihr unverwandt in die Augen, bevor er sich zu ihr herunterbeugte.

Er war viel zu nah und gleichzeitig nicht nah genug. Als der Hauch seines warmen Atems ihren Hals streifte, flüsterte sie erregt: „Ja?“

„Es fängt gleich an zu regnen“, entgegnete er heiser, wobei sein Blick verriet, dass er an alles andere dachte, nur nicht an das Wetter.

„Hört sich ganz danach an“, stieß sie mühsam hervor und befeuchtete ihre trockenen Lippen.

Alles um sie herum schien zu verblassen, und nur schwach nahm sie das Geräusch der ersten schweren Regentropfen auf dem Dach wahr. Auch die plötzliche Kühle, die von draußen in das Haus drang, fiel ihr kaum auf. Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit war auf den Mann vor ihr gerichtet, und sie setzte sich nicht zur Wehr, als er sie zärtlich an sich heranzog.

Los, lass dich küssen, flüsterte ihre innere Stimme eindringlich. Lass es zu und dann ist alles wieder in Ordnung. Dann könnt ihr euch wieder wie Menschen benehmen, und nicht wie brünstige Tiere. Nur ein Kuss, und du kannst wieder klar denken.

Delaney glaubte, vor Verlangen zu vergehen. Sicherlich würde ein Kuss tatsächlich genügen, um wieder zu Sinnen zu kommen. Die Anziehungskraft zwischen Mann und Frau war etwas ganz Normales. Es war gesund und erfüllend.

Noch nie zuvor hatte sie Gelegenheit gehabt loszulassen, aber jetzt war sie dazu bereit. Jetzt, mit Jamal, schien es ihr regelrecht notwendig. Das war das Letzte, was sie dachte, als seine Lippen ihren Mund berührten.

Jamal küsste sie voller Verlangen. Unmöglich konnte er dem Drang widerstehen, Delaney zu schmecken und ihre Zunge zu einem erotischen Tanz aufzufordern. Doch das genügte ihm nicht, er wollte mit jedem Atemzug alles von ihr in sich aufnehmen, immer inniger mit ihr verschmelzen.

Langsam schob er seine Hand hinter ihren Kopf, um sie noch näher an sich heranzuziehen. In seinem Leben hatte er schon viele Frauen geküsst, aber nie hatte er den Wunsch verspürt, einer Frau so nahe zu sein, jedes Molekül von ihr schmecken zu wollen.

Intimität und Sex waren ein natürlicher Bestandteil seines Lebens. Aber das hier war etwas anderes – das konnte nicht normal sein. Er konnte sie nicht erfüllend genug küssen, nicht annähernd so viel von ihr schmecken, wie er es ersehnte.

Er presste sich fest an sie, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie begehrte. Sie sollte wissen, dass er es nicht bei dem Kuss belassen wollte. Nein, ihm verlangte nach mehr – viel mehr. Und er würde es bekommen.

Begehrlich liebkoste er ihren Rücken. Als er spürte, wie sich ihre Brustknospen unter ihrem Top an seiner nackten Brust aufrichteten, steigerte sich seine Spannung süß und unerträglich.

Kaum konnte er sich beherrschen. Wenn er dem drängenden Pulsieren nicht nachgab, würde er noch verrückt werden. Mit jedem Millimeter seines Körpers wollte er Delaney an seiner Erregung teilhaben lassen und zog sie dichter an seine Hüfte. Als sie durch sein Haar strich und seinen Kuss ungehemmt erwiderte, war er sicher, dass seine unmissverständliche Botschaft bei ihr angekommen war.

Plötzlich erklang ein Donner so nahe, dass der Boden unter ihren Füßen bebte und sie sich erschrocken voneinander trennten. Schwer atmend machte Delaney einen Schritt zurück. Als sie Jamals glutvollem Blick begegnete, spürte sie die männliche Anziehungskraft wie einen Sog.

Wie hatte sie nur glauben können, dass ein Kuss ausreichen würde, um ihn sich ihr aus dem Kopf zu schlagen? Schlagartig wurde ihr klar, dass sie sich zurückziehen musste, bevor es zu spät war.

Aber vielleicht war sie jetzt schon hoffnungslos an ihn verloren.

„Wir hätten das nicht tun sollen“, sagte sie mit zittriger Stimme.

Jamal hingegen schien anderer Meinung zu sein. „Ganz im Gegenteil. Schon seit einer Woche wohnen wir jetzt gemeinsam in diesem Haus“, entgegnete er heiser. „Das hätten wir längst schon tun sollen.“

„Warum?“, erkundigte sie sich. Aber als sie erneut die Begierde in seinem Blick aufflammen sah, wünschte sie sich, nicht danach gefragt zu haben.

Die Art und Weise, wie er sie ansah, ließ sie vor Leidenschaft erschauern. Und Delaney bezweifelte, jemals dazu imstande sein zu können, mit diesen wilden Gefühlen klarzukommen.

„Weil wir einander begehren und deswegen auch miteinander schlafen sollten“, beantwortete er ihre Frage offen heraus.

Delaney begann zu zittern. Jamal schien vollkommen unverkrampft mit solchen Dingen umzugehen. Sie hatte sich zwar schon mit vielen Männern getroffen, doch keiner von ihnen hatte in ihr den Wunsch geweckt, mit ihm zu schlafen. Bei Jamal war das anders – er wäre der Richtige, davon war sie überzeugt. Aber etwas hielt sie zurück.

„Ich bin keine Frau, die mit jedem Mann ins Bett geht“, sagte sie sanft, aber bestimmt. Um keinen Preis sollte er ihr anmerken, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft darüber nachdachte, ihre Meinung zu ändern.

„Wir müssen es ja nicht in einem Bett machen“, erwiderte er. „Suchen Sie sich etwas aus: Tisch, Sofa, Boden – Sie haben die Wahl. Ich bin mehr als bereit.“

Delaney war sich der Bedeutung seiner Worte mehr als bewusst. Sie holte tief Luft. „Ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden“, entgegnete sie. „Ich habe gemeint, dass ich nicht leichtfertig mit einem Mann schlafe.“

„Sie meinen, Sie würden nicht mit einem Mann schlafen, nur um Spaß daran zu haben?“, wollte er wissen.

Sex nur um Spaß zu haben? Von ihren Brüdern wusste sie, dass sie sozusagen wahre Experten auf diesem Gebiet waren, denn keiner von ihnen hatte ernsthaft vor zu heiraten. „Ist das nicht eher das, was Männer antreibt?“, entgegnete sie. „Tun es Männer nicht immer nur, um Spaß zu haben?“

„Ich glaube nicht“, erwiderte Jamal lächelnd, und bevor sie etwas erwidern konnte, füllte er sie erneut mit seinem begierigen Kuss aus. Sanft berührte er sie zwischen den Beinen.

Sie zitterte, als er den Reißverschluss ihrer Shorts aufzog und langsam über ihren Slip strich. Ein Teil von ihr wollte diesen Mann wegstoßen, aber der neugierige Teil von ihr war bis zum Zerreißen gespannt auf das, was noch folgen würde – jetzt, da Jamal das Feuer in ihr entfacht hatte.

Ihr Atem wurde so unregelmäßig wie seiner, als er sie dort zu streicheln begann, wo sie noch nie ein Mann zuvor berührt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Körper schlagartig in Flammen aufging, so stark war das Verlangen, dass seine Berührung in ihr weckte. Nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares empfunden wie in diesem Moment, in dem er gleichzeitig ihre empfindlichste Stelle herausfordernd neckte und mit seiner Zunge ihre Lippen umwarb. Ein Gefühl von Ohnmacht überkam sie. Ein Gefühl von Empörung. Und von grenzenlosem Vergnügen.

Ein weiterer heftiger Donnerschlag brachte Delaney wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie stieß Jamal von sich und sank nach Atem ringend gegen die Wand.

Kaum zu glauben, was gerade zwischen ihnen beiden vorgefallen war! Wie hatte sie ihm nur erlauben können, sie derartig zu berühren? Wie hatte sie in seinen Armen so willenlos dahinschmelzen können? Fast war es, als hätten sie seine Berührungen in eine andere Frau verwandelt.

Glücklicherweise hatte sie gerade noch verhindern können, einen Narren aus sich zu machen. Jamal war der geborene Verführer, wie sie bereits vermutet hatte. Er wusste genau, wie er zu küssen, welche empfindlichen Stellen er zu streicheln hatte, um sie ihre Vorsicht vergessen zu lassen. Das würde ihr nicht noch einmal passieren.

Dieser Mann war es gewohnt, seinen Willen zu bekommen. Er brauchte nur mit den Fingern zu schnippen oder ein Glöckchen zu läuten oder was immer ein Prinz tat, damit seine Wünsche erfüllt wurden.

Wenn er denkt, auf diese Art in Amerika Erfolg zu haben, dann hat er sich geschnitten, dachte Delaney wütend. Sie war kein Teil seines Harems. Es ärgerte sie, dass sie ihm so ein leichtes Spiel geliefert hatte.

„Ich nehme jetzt eine kalte Dusche. Die würde Ihnen übrigens auch gut tun“, empfahl sie streng.

Jamal lächelte. „Ich glaube kaum, dass eine kalte Dusche hilft, Delaney“, meinte er.

„So?“ Delany versuchte, möglichst souverän zu klingen, was ihr gründlich misslang.

„Weil wir jetzt beide auf den Geschmack gekommen sind“, erwiderte er seelenruhig. „Und wenn Sie es vor Verlangen nicht mehr aushalten, werde ich Ihnen geben, was Sie wollen, und Ihnen jeden ihrer geheimsten Wünsche von den Augen ablesen.“

Noch bevor sie die Möglichkeit hatte, darauf etwas zu erwidern, drehte er sich um und verließ den Raum.

In ihrem Schlafzimmer ging Delaney eine Weile auf und ab, bevor sie sich auf die Bettkante setzte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so verwirrt und enttäuscht gewesen war – und gleichzeitig so wild vor Verlangen. Unruhig sprang sie auf und begann erneut, durch das Zimmer zu laufen.

Du musst wieder einen klaren Kopf bekommen, ermahnte sie sich. Wie konnte es sein, dass ein einziger Mann sie in ein solches Gefühlschaos zu stürzen vermochte? Noch immer glaubte sie, seine Lippen, seine Hände auf ihrer Haut und seine heiße Erregung spüren zu können.

Am liebsten hätte sie jetzt einen ausgedehnten Spaziergang unternommen, aber es regnete in Strömen. Und vermutlich würde selbst der Gewittersturm, der draußen tobte, nicht ausreichen, um die Erinnerungen an Jamals leidenschaftliche Küsse von ihren Lippen zu spülen. Ob er im Augenblick die gleichen Qualen durchlitt wie sie?

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als standhaft zu bleiben. Und damit ihr das gelang, musste sie in Zukunft um jeden Preis Jamal Ari Yasir aus dem Weg gehen.

3. KAPITEL

„Na, wohin soll’s denn gehen?“

Delaney blieb wie angewurzelt auf dem Weg zur Haustür stehen. Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass Jamal bereits schlief. Nach ihrer Begegnung vor einigen Tagen war sie ihm bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen. Aber irgendwann hatte sie es vor Anspannung nicht mehr in ihrem Schlafzimmer ausgehalten.

Ständig musste sie an ihre letzte Begegnung denken, und sie fühlte, was sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Ruhelosigkeit. Angespanntheit. Begierde.

Weil es die vergangenen zwei Tage unentwegt geregnet hatte, waren sie gezwungen gewesen, im Haus zu bleiben. Immer, wenn der Hunger Delaney in die Küche getrieben hatte, hatte Jamal dort am wackeligen Küchentisch gesessen und gezeichnet. Doch sobald sie eintrat, hatte er seine Aufmerksamkeit ganz auf sie gerichtet – fast wie ein Wolf, der seine Beute im Blick behielt.

Heute Nacht trug er eine weiße Pyjamahose, und im silbrigen Mondlicht wirkte er wie ein Prinz aus 1001 Nacht. Zwar hatte Delaney ihre Brüder unzählige Male in Schlafanzughosen gesehen, aber keiner von ihnen hatte darin so gut ausgesehen wie Jamal.

Seit ihrem Kuss kostete es Delaney alle Kraft, seinem Blick standzuhalten. Wenn sie nur an ihn dachte, stockte ihr der Atem. Es war auch nicht gerade hilfreich, dass ihr mittlerweile immer mehr schöne Dinge an ihm auffielen. Seine Hände, die perfekt geformt waren. Die langen, kräftigen Finger, die ihre Wange berührt hatten, ihre Lippen, ihre empfindlichste Stelle. Seine perfekt geformten Augenbrauen. Sein verführerischer Blick.

„Delaney, ich habe Sie gefragt, wohin Sie wollen“, wiederholte Jamal, als sie nicht antwortete.

Sie schluckte. „Zum Laden“, erwiderte sie schließlich. „Ich will ein paar Sachen einkaufen.“

„Um diese Zeit? Mitten in der Nacht?“, fragte er stirnrunzelnd.

Delaney hielt seinem Blick stand. „Ja, um diese Zeit“, erwiderte sie. „Haben Sie ein Problem damit?“

Für einen langen Augenblick starrten sie einander herausfordernd an, keiner von beiden wollte nachgeben. Jamal erinnerte sie viel zu sehr an das überbesorgte Gehabe ihrer Brüder. Das war wirklich das Letzte, was sie sich jetzt gefallen lassen wollte.

„Nein, kein Problem“, meinte er. „Aber ich mache mir Sorgen. Es kann gefährlich sein für eine Frau, nachts alleine unterwegs zu sein.“

Die Ruhe, mit der er antwortete, und die Art, wie er sie ansah, gingen ihr mehr unter die Haut, als ihr lieb war. Sie hatte Abstand gesucht, deswegen hatte sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen. Aber kaum stand sie ihm wieder gegenüber, pochte ihr Herz fast bis zum Hals, und das Blut rauschte in ihren Ohren.

„Ich bin es gewohnt, allein zu leben, Jamal“, entgegnete sie. „Und ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich habe es mir während des Studiums angewöhnt, nachts Einkaufen zu gehen.“

„Könnten Sie mich in Ihrem Wagen mitnehmen? Ich könnte auch ein paar Sachen gebrauchen.“

Brauchte er wirklich etwas oder war das nur eine Ausrede, um mitzukommen? Falls er nur nach einem Vorwand suchte, sich ihr zu nähern, dann konnte er sich das getrost sparen. „Und was würden Sie machen, wenn ich nicht hier wäre?“, fragte sie herausfordernd.

„Ich würde Asalum anrufen“, antwortete Jamal schulterzuckend. „Es macht ihn glücklich, für mich einzukaufen. Aber ich erledige das lieber selbst. Außerdem ist es nach Mitternacht, und er schläft sicher schon.“

Delaney fand es rührend, dass ein Prinz sich um das Wohl seiner Angestellten Gedanken machte. „Okay“, nickte sie ihm zu. „Dann kommen Sie eben mit.“

Jamal lachte sein heiseres, tiefes Lachen, das ihre Haut kribbeln ließ. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ist irgendwas komisch?“

„Ja, es klingt beinahe so, als wäre es eine Belastung für Sie, Zeit mit mir zu verbringen.“

Delaney sah zur Seite. Wenn er wüsste … „Ich hatte eigentlich geplant, meinen Urlaub hier alleine zu verbringen“, versuchte sie, sich herauszureden.

Jamals Gesichtszüge wurden weich, und augenblicklich vergaß sie ihren Ärger. „Mir geht es ähnlich“, gestand er mit seiner wohlklingenden Stimme und kam langsam auf sie zu. „Es war aber Ihre Entscheidung, hierzubleiben. Denken Sie nicht, wir sollten damit aufhören, uns aus dem Weg zu gehen, und stattdessen das Beste daraus machen?“

Delaney versuchte, die unmissverständlichen Reaktionen ihres Körpers auf seine Nähe zu ignorieren. „Wir können es versuchen, schätze ich.“

„Was haben wir schon zu verlieren?“

Du meine Güte, dachte sie, da könnte ich dir eine Menge Dinge nennen. Sie ließ seine Frage jedoch unbeantwortet und ging weiter zur Tür. „Sie werden ja sicher etwas anderes anziehen wollen. Ich warte im Wagen auf Sie.“

„Haben Sie alles bekommen, was Sie brauchen?“, fragte Delaney, als sie nach dem Einkauf zum Auto zurückgingen. Nachdem sie den durchgehend geöffneten Supermarkt betreten hatten, war Jamal wie vom Erdboden verschluckt gewesen.

„Ja. Was ist mit Ihnen?“

„Ich habe sogar mehr gekauft, als ich eigentlich wollte“, erwiderte sie und dachte an den Liebesroman, an dem sie einfach nicht hatte vorbeigehen können. Sie wusste schon gar nicht mehr, wann sie das letzte Mal ein Buch einfach zum Vergnügen gelesen hatte.

Schweigend fuhren sie zum Ferienhaus zurück. Obwohl Delaney aufmerksam auf die Straße sah, entging ihr nicht, wie Jamal sie musterte.

„Was für eine Ärztin sind Sie eigentlich?“, erkundigte er sich nach ein paar Meilen.

Unwillkürlich musste sie lächeln, denn sie liebte es, über ihren Beruf zu reden – und darüber, dass sie die einzige Ärztin in ihrer Familie war. „Wenn ich in zwei Jahren meine Facharztausbildung beendet habe, bin ich Kinderärztin.“

„Mögen Sie Kinder?“

„Ob ich sie mag?“, entfuhr es ihr. „Ich liebe sie.“

„Ich auch.“

Seine Bemerkung überraschte sie. „Wirklich?“ Die meisten ledigen Männer, die sie kannte, hätten das nicht so offen zugegeben.

„Ja. Eines Tages möchte ich heiraten und eine Familie gründen.“

„Ich auch“, stimmte sie zu. „Ein ganzes Haus voll Kinder wäre toll.“

Jamal lachte leise. „Wie viele sind das Ihrer Meinung nach?“, erkundigte er sich neugierig.

Ohne darüber nachzudenken, antwortete Delaney: „Wenigstens sechs.“

„Sie haben sich ganz schön viel vorgenommen“, bemerkte er und schien das gar nicht schlimm zu finden.

Sie lächelte. Genau dasselbe sagten ihre Brüder auch immer. Sie waren der Meinung, dass es nicht einfach sein würde, einen Mann zu finden, der genauso dachte wie Delaney. „Ich finde, das ist eine schöne, runde Zahl. Es wird mich glücklich machen.“

Als sie an einer roten Ampel hielten, warf Jamal seiner Mitfahrerin einen verstohlenen Blick zu. Für Delaneys Schönheit fand er einfach keine Worte. Obwohl sie heute Nacht kein Make-up trug und ihre Locken lediglich mit einem Tuch gebändigt hatte, sah sie unglaublich sexy aus.

Seine Gedanken drifteten ab zu Najeen, mit der er auch nach seiner Hochzeit mit einer anderen Frau das Bett teilen würde, woran niemand in Tahran Anstoß nahm. Er wusste, dass westliche Ehefrauen eine Geliebte nie akzeptieren würden. Allerdings heirateten die meisten amerikanischen Frauen auch aus Liebe und nicht, wie in seinem Land, aus Vernunftgründen. Seine eigene Ehe würde da keine Ausnahme bilden.

Da er nicht an die Liebe glaubte, brauchte er sich auch nicht den Kopf über eine Liebesheirat zu zerbrechen. Seine zukünftige Verbindung zu einer Frau würde arrangiert sein – nicht mehr und nicht weniger.

Delaney hingegen würde sicher alles von einem Mann haben wollen: seine Liebe, seine Hingabe und seine Seele, falls sie die auch in ihre Finger bekam. Jamal konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau jemals so viel Macht über ihn haben würde.

„Glauben Sie denn, dass Sie Karriere machen und gleichzeitig Mutter sein können?“, fragte er und wartete gespannt auf ihre Antwort. Die Frauen in diesem Teil der Welt waren seiner Erfahrung nach häufig berufstätig, auch wenn sie Kinder hatten. Bei dem Gedanken musste er lächeln – die Frau, die er einmal heiraten würde, brauchte bestimmt nicht zu arbeiten.

„Na klar“, erwiderte Delaney optimistisch. „Sie werden es ja auch hinbekommen, gleichzeitig Prinz und Vater zu sein, oder? Wahrscheinlich ist es manchmal etwas stressig, aber ich sehe keinen Grund, warum es nicht klappen sollte.“

„Sollte ein Kind nicht besonders in den ersten Jahren die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Mutter bekommen?“, erkundigte Jamal sich.

Delaney entging nicht der missbilligende Unterton seiner Frage. „Nicht mehr als die des Vaters.“

„Aber Sie sind eine Frau.“

„Genau. Und Sie sind ein Mann. Was wollen Sie mir denn damit sagen? Es steht nirgendwo geschrieben, dass die Mutter eine wichtigere Rolle im Leben eines Kindes einnimmt als der Vater. Beide Elternteile sollten das Kind lieben und erziehen. Und der Mann, den ich einmal heirate, wird genauso viel Zeit mit unseren Kindern verbringen wie ich. Wir werden sie gemeinsam aufziehen.“

Jamal musste daran denken, wie selten er seinen Vater gesehen hatte. Selbst wenn der König sich im Palast aufgehalten hatte, hatte sich meistens Asalums Ehefrau Rebakkah um den jungen Prinzen gekümmert. Jamal hatte seinem Vater deswegen nie einen Vorwurf gemacht, denn er wusste, dass ihre Beziehung von gegenseitigem Respekt geprägt war.

Der König war ein weiser Regent, der von seinem Volk geliebt und verehrt wurde. Wenn Jamal eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, würde er eine große Lücke füllen müssen.

Delaney fiel auf, dass Jamal plötzlich sehr schweigsam geworden war. Ganz offensichtlich hatten ihn ihre Worte zum Nachdenken angeregt. Er hatte wirklich Nerven, wenn er glaubte, dass es die Aufgabe der Frau war, zu Hause zu bleiben und Kinder zu bekommen.

Jamal würde sich prächtig mit ihrem Vater und ihrem Bruder Storm verstehen. Besonders ihr jüngster Bruder hatte so seine eigenen Vorstellungen von den Pflichten einer Ehefrau, und mittlerweile machte in ihrer Familie jedermann Witze über ihn. Doch anscheinend stand Storm mit dieser Meinung nicht alleine da.

Delaney warf Jamal einen flüchtigen Blick zu und fragte sich, wie sie sich bloß in diese Zwickmühle gebracht hatte. Eigentlich war es ihr wie eine gute Idee vorgekommen, einkaufen zu fahren, als sie keinen Schlaf finden konnte. Dass der Wüstenprinz sie begleiten würde, hatte sie schließlich nicht ahnen können.

Als sie am Ferienhaus angelangt waren, war Delaney völlig aufgekratzt. Jamals offensichtliches Interesse an ihr und die Blicke, die er ihr unentwegt zuwarf, hatten sie nervös gemacht.

Sie sollte zukünftig am Tag weniger schlafen, damit sie nachts nicht wach da lag und ihre Gedanken in eine bestimmte Richtung zu schweifen begannen.

Nachdem sie das Haus betreten hatten, ging Delaney eilig an Jamal vorbei, um in ihr Schlafzimmer zu flüchten. Einen weiteren leidenschaftlichen Kuss von ihm konnte sie jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Zweifellos war dieser Mann überaus erfahren, was dieses Gebiet der Verführung anging.

Obwohl sie es hasste, es zuzugeben, hatte er mit seiner Vorhersage recht gehabt: Sie verzehrte sich regelrecht vor Verlangen nach ihm, und erneut spürte sie die Leidenschaft in sich auflodern.

„Trinken Sie noch eine Tasse Kaffee mit mir, Delaney?“

Der verlockende Klang seiner männlichen Stimme trug nicht gerade dazu bei, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Kaffee mit ihm zu trinken, war das Letzte, was ihr im Moment vorschwebte. Sie würde die Beherrschung verloren haben, noch bevor sie den ersten Schluck genommen hätte.

„Nein danke. Ich gehe lieber ins Bett.“

„Wenn Sie es jemals leid sein sollten, alleine zu schlafen – Sie wissen ja, wo mein Zimmer ist.“

Delaney presste die Lippen zusammen. „Danke für das Angebot, aber darauf werde ich sicher nicht zurückkommen.“

Er streckte eine Hand aus, um ihr Gesicht und ihren Hals zu streicheln. Überrascht blieb sie stehen. Seine Berührungen waren so zärtlich und verlockend, dass ihr Atem sich beschleunigte.

„Wirklich nicht?“, flüsterte er ihr zu.

Mit geschlossenen Augen inhalierte Delaney seinen erregend männlichen Duft. Sie begehrte ihn so sehr, dass sie kaum Luft holen konnte. Gewaltsam zwang sie sich dazu, einen Schritt zurückzutreten und die Augen zu öffnen.

„Verzeihen Sie, Eure Hoheit, aber ich will wirklich nicht.“ Schnell verließ sie das Zimmer, denn sie wusste ganz genau, dass sie log. Sie konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr sie ihn wollte.

„Du meine Güte.“ Delaney verlagerte ihr Gewicht in der Hängematte und konnte beinahe nicht glauben, was sie da gerade las. Wie gebannt war ihr Blick auf die Seiten ihres Buches geheftet. Vor acht Jahren hatte sie ihren letzten Liebesroman gelesen, aber im Vergleich zu diesem Buch war das ein harmloses Vergnügen gewesen.

Die Liebesszenen in diesem Roman waren fast schon verstörend detailliert, dabei ließen sie noch immer genug Freiraum für die eigene Fantasie.

Delaney las schon den ganzen Morgen hier draußen am See. Als sie das Haus nach dem Frühstück verlassen hatte, war Jamal mit seinem Training beschäftigt gewesen. Eine Störung stand von ihm also nicht zu befürchten.

Delaney atmete schneller, als sie sich wieder in den Roman vertiefte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie fragte sich, ob zwei Menschen tatsächlich so viele verschiedene Positionen beim Sex ausprobieren konnten. Die Szenen erregten sie, und in ihrer Fantasie wurde Jamal zu dem großen, dunkelhaarigen Helden der Geschichte und sie zu seiner verführerischen Geliebten.

Schließlich ließ sie das Buch sinken. Sie hatte genug gelesen. Es gab keinen Grund, sich weiter mit erotischen Sehnsüchten zu quälen, und bevor sie sich versah, war sie in Gedanken an Prinz Jamal eingeschlafen.

Sie träumte von zärtlichen und erregenden Küssen, die nicht nur ihre Lippen, sondern auch ihre Schultern und ihren Hals bedeckten. Mit einer zärtlichen Bewegung wurde ihr Tanktop hochgezogen, wurden ihre Brüste entblößt – denn einen BH trug sie wegen der sommerlichen Temperaturen nicht.

Ihr Traum-Lover leckte und knabberte an ihren Brustwarzen und entfachte eine süße Lust in ihrem Inneren, als er an ihren aufgerichteten Brustspitzen zu saugen begann.

Den Namen ihres Geliebten seufzend, ließ sie sich von dem Sog der Leidenschaft mitreißen. Ihr Atem ging schneller, ihr wurde heiß vor Lust.

Ein Teil von ihr wollte nicht, dass dieser Traum endete, aber ein anderer Teil von ihr fürchtete sich davor, wie er weiterging. Das alles fühlte sich so wirklich an, und Delaney hatte das Gefühl, jeden Moment die Beherrschung zu verlieren.

Doch ohne Vorwarnung wurde das Top wieder zurück über ihre Brüste gezogen, und ihr Liebhaber stellte seine Verführungskünste ebenso plötzlich ein, wie er mit ihnen begonnen hatte.

Als sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, wagte Delaney, die Augen zu öffnen. Neugierig sah sie sich um, aber außer ihr war niemand da. Ihre Brustknospen waren immer noch hart, und zwischen den Beinen spürte sie ein Pulsieren – Erregung und Sehnsucht nach etwas, das sie bisher nicht gekannt hatte.

Endlich siegte ihre Erschöpfung über die lustvollen Empfindungen, die das Traumerlebnis in ihr hervorgerufen hatte, und sie schlief wieder ein.

Schwer atmend lehnte Jamal sich gegen den Baum. Was war bloß in ihn gefahren? Eigentlich lag die Antwort auf der Hand: Von Anfang an hatte er sich zu Delaney hingezogen gefühlt, und als er sie dann in ihren engen Shorts in der Hängematte liegen gesehen hatte …

Ihre Brustwarzen hatten sich deutlich unter dem dünnen Top abgezeichnet, und ohne lange darüber nachzudenken, hatte er sich vor sie gekniet, um jeden Zentimeter ihres Körpers zu erforschen. Glücklicherweise war er wieder zur Besinnung gekommen, bevor er endgültig seiner grenzenlosen Lust nachgegeben hatte.

Allein der Gedanke daran, mit ihr zu schlafen, brachte ihn fast um den Verstand. Und als sie seinen Namen gestöhnt hatte, wäre es fast um ihn geschehen gewesen.

Frauen waren wirklich das Letzte, was er bei seinem Urlaub in dieser entlegenen Gegend im Sinn gehabt hatte. Und jetzt war eine Frau das Einzige, worum all seine Gedanken kreisten.

Ihm war heiß, sein Körper schien vor Begierde zu glühen. Vielleicht war es das Beste, die Sachen zu packen und nach Tahran zurückzukehren. Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt, dass er versucht hatte, sie im Schlaf zu verführen!

Doch er wusste, dass er nicht gehen würde. Immerhin hatte sie im Schlaf seinen Namen gerufen. Wenn sie wach war, verleugnete sie ihre Gefühle für ihn, aber in ihren Träumen sehnte sie sich nach ihm.

Jamal wurde vor Lust fast wahnsinnig. Unbedingt musste er sie wieder schmecken, nein, mehr als das. Er wollte mit ihr schlafen – koste es, was es wolle.

4. KAPITEL

Einige Stunden später saß Jamal mit einer Tasse Tee am Küchentisch, als Delaney hereinkam, um Mittag zu essen. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu, während sie zum Kühlschrank ging.

„Ich mache mir zum Lunch ein Sandwich“, sagte sie und öffnete die Tür zum Gefrierschrank. „Möchten Sie auch eins?“

Unruhig rutschte Jamal auf dem Stuhl herum. Er wollte kein Sandwich – er wollte Sex. Sonst würde er sich weiterhin so rastlos und angespannt fühlen. Sehnsüchtig dachte er daran, wie Delaneys Küsse und die warme, weiche Haut ihrer Brüste schmeckten … Allein der Gedanke daran genügte, zügelloses Verlangen nach dieser Frau in ihm wach werden zu lassen.

Als er nicht antwortete, drehte Delaney sich um. „Jamal?“

„Ja?“

„Möchten Sie auch ein Sandwich?“

Vermutlich wäre es nicht schlecht, wenn er jetzt etwas aß, um für später gestärkt zu sein, wenn sie hoffentlich etwas Spaß miteinander hatten. „Danke, sehr gerne“, erwiderte er und fügte in Gedanken hinzu: Und sehr gerne würde ich dich anschließend vernaschen. Doch das behielt er lieber für sich.

Als sie die Nahrungsmittel auf dem Küchentisch aufreihte, stieg ihm Delaneys verführerischer Duft in die Nase, und er fühlte sich unwiderstehlich davon angezogen. Es war auch keine Hilfe, dass er seit heute Morgen mit Sicherheit wusste, dass Delaney an heißen Tagen wie diesen offenbar keinen BH zu tragen pflegte – und dass ihr Dekolleté und die darunter befindlichen Bereiche mehr als eine Sünde wert waren.

Davon hatte er sich überzeugen können, als er die schlafende Delaney durch seine kunstfertigen Küsse dazu gebracht hatte, sich stöhnend in der Hängematte zu räkeln.

Als sie ihm den Rücken zuwandte, konnte er nicht anders, als ihren Po zu bewundern, wie er es schon am Tag ihrer Ankunft im Ferienhaus getan hatte. Die knappen Shorts betonten Delaneys aufregend weibliche Figur mit den wohlgeformten Beinen. Erregt fragte Jamal sich, wie dieser Wahnsinnskörper wohl ohne Kleidung aussehen würde.

„Wollen Sie Mayonnaise auf das Brot?“, fragte Delaney, den Kopf über die Schulter gewandt, was ihn dazu zwang, den Blick von ihrem Po auf ihr Gesicht zu richten.

„Nein danke, nur Senf“, erwiderte Jamal und stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er sie an den Tisch drücken und von hinten … Reiß dich zusammen, ermahnte er sich und nahm hastig einen Schluck Kräutertee. Normalerweise hatte das eine beruhigende Wirkung auf seine Nerven – nur heute leider nicht.

„Freuen Sie sich auf dieses wunderbare Sandwich“, kündigte Delaney stolz an. „Eine Spezialität von mir.“

Fasziniert beobachtete er, wie sie die Sandwichs zubereitete. Die fließenden zarten Bewegungen ihrer Hände weckten ganz andere Gedanken in ihm als die an Senf oder Mayonnaise.

Lächelnd sah sie zu ihm über die Schulter. „Sie sind so ruhig heute, alles in Ordnung?“

Gerade so widerstand er der Versuchung ihr mitzuteilen, dass etwas an ihm wirklich sehr in Ordnung war. Und dass sie auch sehen würde, was er meinte, falls er vom Tisch aufstand und sie einen Blick auf seine Hose warf. „Ähm“, sagte er, „alles okay, danke.“

Unbekümmert fuhr Delaney fort, den Lunch zuzubereiten. Jamal lehnte sich zurück und beobachtete sie dabei, wie sie einen Fuß rhythmisch auf dem Parkettboden wippen ließ und leise dabei vor sich hin summte. Warum war sie so guter Laune? Vermutlich, weil sie im Gegensatz zu ihm nachts schlief und sich nicht vor Verlangen verzehrte.

„Haben Sie das Buch schon zu Ende gelesen?“, erkundigte er sich. Mit Ausnahme ihres Nickerchens in der Hängematte war sie den ganzen Morgen in einen Roman vertieft gewesen.

„Oh ja, und es war toll!“, schwärmte sie und holte zwei Teller aus dem Küchenschrank. „Natürlich gab es ein Happy End.“

Missbilligend zog Jamal die Augenbrauen hoch. „Ein Happy End?“, wiederholte er.

„Ja.“ Delaney nickte und drehte sich zu ihm um. „Marcus hat erkannt, wie viel Jamie ihm bedeutet und ihr gesagt, dass er sie liebt.“

„Aha. Er liebt diese Frau also?“

„Ja, das tut er“, sagte sie verträumt.

„Sie lesen ausgedachte Geschichten“, stellte Jamal stirnrunzelnd fest. „Warum verschwenden Sie ihre Zeit mit so einem Quatsch?“

Schlagartig verschwand Delaneys fröhlicher Gesichtsausdruck. „Wie bitte?“, fragte sie perplex. „Quatsch?“

„Ja, Sie haben schon richtig gehört: Quatsch. Im wirklichen Leben lieben Männer Frauen nicht auf diese Weise.“

Delaney lehnte sich gegen die Küchentheke und verschränkte die Arme über der Brust. Als Jamal auf ihre leicht gespreizten Beine starrte, vergaß er fast, worüber sie gerade stritten. Wie sich ihr Körper wohl anfühlen würde, ganz eng an seinen geschmiegt und heiß vor Erregung?

„Und auf welche Weise, bitteschön, lieben Männer Frauen dann?“, riss ihre Stimme ihn aus seinen Träumen.

Mühsam löste er den Blick von ihrem Unterkörper los. Ihrem wütenden Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war ihre gute Laune schlagartig verflogen. „Man liebt sich eben nicht so – zumindest in meinem Land nicht“, antwortete er.

Fragend runzelte Delaney die Stirn. „Aber die Leute bei Ihnen heiraten doch, oder?“

„Natürlich tun sie das.“

„Warum heiraten sie, wenn sie sich nicht lieben?“

Plötzlich war Jamal verwirrt, wie jedes Mal, wenn er in ihre braunen Augen und auf ihre vollen Lippen starrte. „Für eine Ehe gibt es eine Menge Gründe, meistens haben beide Partner Vorteile von der Verbindung.“ Er konnte den Blick nicht von ihr wenden – besonders nicht von ihren vollen Lippen.

„Vorteile?“

„Ja“, bestätigte er. „Der Mann bringt den Wohlstand mit in die Ehe, die Frau gute Beziehungen und Treue – außerdem schenkt sie den Kindern das Leben. So wird unser Land auch in Zukunft weiterbestehen können.“

Verblüfft sah Delaney ihn an. „Eine Ehe in Ihrem Land ist so etwas wie eine Geschäftsbeziehung?“

„Ja, meistens schon“, lächelte er. „Und die erfolgreichsten Verbindungen werden teilweise schon dreißig Jahre im Voraus arrangiert.“

„Dreißig Jahre!“, rief Delaney ungläubig aus.

„Manchmal sogar noch länger, bevor die entsprechenden Kinder überhaupt geboren sind. Bei meinen Eltern war das beispielsweise so. Meine Mutter stammte aus einer alten Berberfamilie. Und um den Frieden zwischen unseren beiden Völkern zu erhalten, ist die Ehe zwischen meiner Mutter und meinem Vater arrangiert worden. In meinen Adern fließt, wie bei den meisten meines Volkers, echtes Berberblut.“

Aufmerksam hörte Delaney ihm zu. Was er erzählte, war viel spannender als die Zubereitung eines Sandwiches. „Und was wäre passiert, wenn Ihr Vater sich für eine andere Frau entschieden hätte, obwohl er bereits versprochen war?“

„Das hätte nichts geändert, denn er hätte trotzdem die Frau geheiratet, die für ihn bestimmt gewesen ist. Aber natürlich hätte er die andere als Geliebte bis zum Ende seines Lebens nehmen können.“

„Als Geliebte? Und was hätte seine Ehefrau dazu gesagt?“

„Nichts“, erwiderte Jamal achselzuckend. „Es ist nicht außergewöhnlich für einen Mann, eine Frau und eine Geliebte zu haben.“

„Das ist Verschwendung, Jamal“, meinte Delaney kopfschüttelnd. „Warum sollte ein Mann beides brauchen? Wenn er es richtig gemacht hat, hat er sich eine Frau genommen, die beides für ihn sein kann. Die Frauen bei uns können das jedenfalls.“

Jamal zog eine Augenbraue hoch. Bei Delaney konnte er sich sehr gut vorstellen, dass sie alles war, was sich ein Mann wünschen konnte. Vermutlich wäre sie eine ausgezeichnete Ehefrau – für einen Amerikaner. Die schienen auf den Typ Frau, die kein Blatt vor den Mund nahmen, zu stehen. Zweifellos verstand Delaney es, einen Mann nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.

Seufzend befand er, dass er keine Lust mehr hatte, über Ehefrauen und Geliebte zu diskutieren. „Sind die Sandwiches fertig?“, erkundigte er sich.

Aber offensichtlich war das Thema für Delaney noch nicht abgeschlossen. „Als wir uns das erste Mal getroffen haben, haben Sie gesagt, dass Sie nächstes Jahr heiraten.“

„Stimmt.“ Er nickte. „In meinem Land ist es Sitte, dass ein Mann vor seinem fünfunddreißigsten Geburtstag heiratet. Nächsten Sommer ist es bei mir so weit.“

„Und wen heiraten Sie? Ist es eine arrangierte Ehe?“

Weil ihm einleuchtete, dass sie ihm sein Essen nicht geben würde, solange er ihre Neugier nicht gestillt hatte, lenkte Jamal ein. „Ja und nein. Als ich sechs Jahre alt war, vereinbarte meine Familie, dass ich die zukünftige Prinzessin von Bahan heiraten soll. Aber die Prinzessin und ihre Familie sind vor einigen Jahren bei einer Auslandsreise ums Leben gekommen. Sie war gerade mal achtzehn. Ein Jahr später hätten wir heiraten sollen.“

„Oh, das muss ja furchtbar für Sie gewesen sein!“, rief Delaney bestürzt.

„Vielleicht wäre es das gewesen, wenn ich sie gekannt hätte“, erklärte Jamal achselzuckend. Anders würde es ihm bei Delaney ergehen: allein beim Gedanken, dass ihr etwas geschehen könnte …

„Was meinen Sie damit: Wenn Sie sie gekannt hätten?“, fragte sie verwirrt und unterbrach seine Gedankengänge. „Haben Sie die Frau denn nie getroffen, die Sie heiraten sollten?“

„Nein, warum auch? Dafür bestand kein Grund. Auf der Hochzeit hätten wir uns ja ohnehin kennengelernt.“

„Aber was wäre gewesen, wenn Sie diese Frau gar nicht gewollt hätten?“

Er sah sie an. Wie konnte sie nur eine derart törichte Frage stellen? „Natürlich hätte ich sie gewollt. Sie sollte meine Frau werden, ich ihr Mann, und wir hätten in jedem Fall geheiratet.“

„Ich verstehe.“ Delaney holte tief Luft, als fiele es ihr schwer, die nächsten Worte über die Lippen zu bringen. „Und Sie hätten ja auch noch Ihre Geliebte gehabt“, fügte sie hinzu.

„Ja, genau.“ Jamal dachte an Najeen. „Und ich werde sie niemals aufgeben, wenn ich schon eine Frau heiraten muss, für die ich keine Liebe empfinde.“

Delaney sah den stolzen Prinzen an und wunderte sich darüber, wie leicht es ihm fiel, seine Untreue zuzugeben. Obwohl ihre Brüder ihr Junggesellenleben in vollen Zügen genossen, bezweifelte sie nicht, dass sie es auf der Stelle aufgeben würden, wenn sie erst einmal ihre Seelengefährtin gefunden hatten.

Mit einem Mann mit Jamals Einstellung zu Liebe und Treue würde Delaney niemals eine Beziehung anfangen. Zwar war kulturelle Vielfalt ihrer Meinung nach eine wunderbare Sache, aber bei manchen Dingen stieß ihre Toleranz an Grenzen. Dazu gehörten Untreue und arrangierte Ehen.

Schwungvoll setzte sie den Teller mit den belegten Broten vor Jamal auf dem Tisch ab. „Guten Appetit. Ersticken Sie nicht daran. Ich esse meins lieber allein in meinem Zimmer.“

Blitzschnell sprang Jamal vom Stuhl auf und griff nach ihrem Handgelenk, um sie an sich zu ziehen. „Warum?“, wollte er wissen.

„Warum was?“ Delaney warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Warum regen Sie meine Worte so auf? Ich bin ehrlich zu Ihnen. So halten wir das nun mal in meinem Land, akzeptieren Sie das.“

Vergeblich versuchte sie, sich seinem Griff zu entziehen. „Akzeptieren?“ Delaney lachte abfällig und warf stolz den Kopf in den Nacken. „Warum sollte ich es akzeptieren? Es interessiert mich nicht, wie Sie Ihr Leben leben.“

Ihre Gesichter waren nahe beieinander, nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Lippen voneinander. Delaney wollte zurückweichen, aber das ließ Jamal nicht zu. „Wenn Sie ehrlich sein würden, gäbe es gar kein Problem.“

„Wie meinen Sie das?“, fragte sie trotzig, und trotz ihrer Lage konnte sie sich nicht gegen die Lust wehren, die sie in diesem Augenblick empfand. Wie konnte sie diesen Mann immer noch begehren, nachdem er so offen heraus erklärt hatte, seine Geliebte niemals aufgeben zu wollen?

„Wenn Ihnen mein Leben wirklich egal wäre, warum regen Sie sich dann so auf? Was spielt mein Leben denn für eine Rolle, wenn wir miteinander schlafen.“

„Was?“

„Sie haben mich schon verstanden. Die amerikanischen Frauen haben für meinen Geschmack ein, sagen wir, zu einnehmendes Wesen. Teilt man mit ihnen das Lager, glauben sie gleich, ein lebenslanges Anrecht auf den Mann zu besitzen. Ich habe Ihnen nur erzählt, wie mein Leben in Tahran nach meiner Heimkehr aussehen wird – denn ich will, dass Sie das alles verstehen, bevor Sie mit mir schlafen.“

Ungläubig schüttelte Delaney den Kopf. So eingebildet konnte man doch gar nicht sein! Seiner Meinung nach war es also nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammen im Bett landeten.

Aber eher würde die Hölle zufrieren, bevor das geschah.

„Lassen Sie mich jetzt mal was klarstellen, Prinz“, fauchte Delaney und befreite sich von seinem Griff. „Ich habe keineswegs vor, mit Ihnen zu schlafen.“ Wütend stieß sie ihn vor die Brust. „Ich werde nicht die zweite Wahl für irgendwen sein, und wenn er mir noch so viel Vergnügen im Bett verspricht. Und wenn Ihr Körper aus purem Gold und mit Diamanten versetzt wäre – ich würde ihn nicht anrühren, bevor er nicht für mich alleine da wäre. Verstehen Sie mich? Ich will einen Mann ganz – oder gar nicht.“

„Niemals werde ich einer Frau das ausschließliche Recht auf mich einräumen“, entgegnete Jamal verärgert. „Niemals.“

„Schön, dann wissen wir ja jetzt beide Bescheid“, erwiderte sie und machte Anstalten, aus der Küche zu gehen.

„Delaney …“

„Was?“, fragte sie noch immer erbost.

„Wenn Sie so denken, schlage ich vor, dass Sie wieder fahren. Jetzt. Heute.“

„Was fällt Ihnen überhaupt ein! Ich habe Ihnen schon mal gesagt, dass ich nicht fahren werde“, erwiderte sie entrüstet.

„Dann seien Sie besser auf der Hut, Delaney Westmoreland, denn ich begehre Sie so sehr, dass mein Körper vor Verlangen schmerzt. So sehr, wie ich nie zuvor eine Frau begehrt habe. Ich begehre Ihren Duft und wie Sie schmecken, und ich will jeden Teil Ihres Körpers erkunden. Ich möchte eins mit Ihnen sein und den besten Sex mit Ihnen haben, den Sie sich vorstellen können.“

Langsam ging er auf sie zu und streckte seine Hand nach ihren Wangen aus. „Für uns beide läuft es auf das eine hinaus: Lust. Es spielt keine Rolle, wer oder was nach der Zeit hier kommt. Wir beide begehren einander so heftig – dennoch ist keine Liebe zwischen uns und wird auch niemals sein. Da ist nur Lust, aber sie ist so mächtig, dass ich nichts dagegen tun kann.“

Jamal sah ihr in die Augen. „Wenn wir von hier fortgehen, werden wir uns nie wiedersehen. Was ist denn so falsch daran, uns miteinander zu vergnügen, sodass wir noch in Jahren von den Erinnerungen zehren?“ Sanft strich er über ihre Wange und ihren Hals. „Jeden Tag, den wir hier sind, will ich mit Ihnen schlafen, in jeder erdenklichen Position. Ich möchte Ihre Träume wahr werden lassen – und meine.“

Delaney schluckte nervös. Was er sagte, klang so verführerisch. Und jede andere Frau würde seinem Drängen nachgeben. Aber sie konnte das nicht.

So viele Jahre lang hatte sie ihre Brüder von einer Frau zur anderen gehen sehen. Immer wieder hatte es sie erstaunt, wie leicht die Frauen sich auf einen One-Night-Stand einließen. Aber so nötig hatte sie es nicht, und außerdem konnte man nichts vermissen, was man nicht kannte. Zweifellos hatte Jamal ungekannte Begierden in ihr geweckt, aber sie hatte sich im Griff.

Entschieden schüttelte sie den Kopf und wich zurück. „Nein, Jamal. Ich meine, was ich sage: entweder alles oder gar nichts.“

„Das sagen Sie jetzt“, erwiderte er heiser und lächelte. Er wusste es besser. „Warten Sie nur ab.“

„Was meinen Sie damit?“

„Dass ich nicht immer fair spiele, um das zu bekommen, was ich will.“

Mit klopfendem Herzen starrte sie ihn an und glaubte zu wissen, was er damit meinte. Er würde alles versuchen, um ihre Abwehr zu durchbrechen – egal, wie lange es dauern würde. Solange er sie ins Bett bekam.

Aber er würde sich wundern – die Sturheit der Westmorelands war beinahe schon legendär, und einer Herausforderung wichen sie nicht aus. Es sah so aus, als hätte der Prinz einen ebenbürtigen Gegner gefunden.

Delaney lächelte. „Sie mögen vielleicht nicht fair spielen, aber fragen Sie meine Brüder: Wenn ich spiele, dann nur, um zu gewinnen.“

„Dieses Mal nicht, Delaney.“

„Verschätzen Sie sich da mal nicht, Eure Hoheit.“

„Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“ Jamal runzelte die Stirn.

Sie hielt seinem Blick stand. „Und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“

Sie würde von jeder Waffe Gebrauch machen, um diesen Kampf zu gewinnen. Mit hoch erhobenem Kopf ging sie aus der Küche hinaus auf die Veranda, um dort ihr Sandwich ohne ihn zu essen.

5. KAPITEL

Jamal sah von seiner Zeitung auf, als Delaney abends in das Wohnzimmer kam. Ihm stockte der Atem. So betörend sinnlich wie an diesem Abend hatte sie sich noch nie zurechtgemacht. Eine Woge besitzergreifenden Verlangens erfasste ihn.

Weil er nicht in der Lage war, Gleichgültigkeit zu heucheln, legte er seine Lektüre zur Seite und schenkte Delaney seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Genau das war es schließlich, was sie mit diesem Auftritt bezweckte.

Er wusste, dass es ihre Absicht war, ihn vor Verlangen verrückt werden zu lassen, ohne ihm das zu geben, wonach er sich sehnte: Sex mit ihr. Sollte sie ruhig erst ihr kleines Spiel zu Ende bringen, dann würde er mit seinem beginnen.

Das schulterfreie aprikotfarbene Kleid brachte ihren gebräunten Teint besonders gut zur Geltung. Darüber trug sie eine lange Robe aus demselben dünnen seidig glänzenden Material mit filigraner Spitze. Der enge Schnitt ihres Gewands betonte ihre weiblichen Formen und ließ keinen Zweifel daran, dass sie darunter keine Unterwäsche trug.

Betont sittsam nahm Delaney auf dem Sofa Platz – und Jamals Lust steigerte sich fast ins Unerträgliche.

„Na, wie geht’s?“, erkundigte sie sich mit heiserer, sinnlicher Stimme. Aber es dauerte einige Augenblicke, bis Jamal bemerkte, dass sie gesprochen hatte. Die Art, wie sie seinen Blick erwiderte, ließ ihn sich seiner verlangenden Männlichkeit immer bewusster werden.

„Einem Teil von mir geht es ganz besonders gut“, erwiderte er. Es gab keinen Grund, mit verdeckten Karten zu spielen – der Grad seiner Erregung konnte ihr unmöglich entgangen sein.

Delaney blieb ihm eine Antwort schuldig und lächelte zufrieden, als hätte sie einen ersten Sieg zu verbuchen. Was ihr unbestreitbar auch gelungen war.

Ob es ihr wohl Spaß machte, ihn derart herauszufordern? Wie auch immer, er würde sich später dafür revanchieren, schließlich hatte sie damit angefangen, und er würde es verdammt noch mal auch zu Ende bringen. Sie würde schon sehen, was sie davon hatte, ihn derart in Versuchung zu bringen.

Während sie einander beobachteten, verklang das letzte Musikstück der CD, und plötzlich war es sehr still im Wohnzimmer.

Jamal hatte das Gefühl, von innen her zu verglühen, und dem Ausdruck in ihren Augen nach zu urteilen, genoss sie jeden Moment seines Leidens.

„Möchten Sie, dass ich neue Musik auflege?“, fragte er und stand auf. Spätestens jetzt musste sie merken, wie sehr ihm nach ihr verlangte.

Offensichtlich verschlug der Anblick ihr die Sprache. Stumm nickte sie, was Jamal ein zufriedenes Lächeln entlockte. Er war sich durchaus bewusst, dass sein Körper Bedürfnisse in einer Frau wecken konnte.

„Haben Sie einen besonderen Wunsch?“, flüsterte er und ging zur Stereoanlage.

Delaney zuckte nervös mit den Schultern. „Nein, egal. Spielen Sie, was immer Sie wollen.“

Ihre Nervosität entging ihm nicht. Anscheinend ging ihr dieses Spiel doch näher, als sie zuzugeben bereit war. Eigentlich hätte sie es als Schwester von fünf Brüdern besser wissen müssen: Wenn ein Mann sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, ihn umzustimmen. Wer mit dem Feuer spielte, konnte sich die Finger verbrennen.

Wenn er ihre Leidenschaft erst einmal vollends entfacht hatte, würde sie sich vor Verlangen unter seinen Händen winden.

Jamal entschied sich für eine CD von Kenny G, und kurz darauf erfüllten die Klänge eines Saxofons das Zimmer. Bedächtig drehte er sich um und ging zum Sofa, auf dem Delaney saß. Es musste doch herauszubekommen sein, wie viel Versuchung sie aushalten konnte, bevor sie sich erobern ließ.

„Wollen wir tanzen?“, fragte er und reichte ihr die Hand. An ihrem Blick erkannte er, dass sie von seinem Angebot hin und her gerissen war. Er konnte sich schon denken, wie ihre Antwort ausfallen würde. Auf gar keinen Fall würde sie ihn die Oberhand gewinnen lassen wollen. Sollte sie das seinetwegen nur glauben, sie würde schon früh genug ihre Niederlage einräumen müssen.

Langsam stand sie vom Sofa auf und trat so nahe an ihn heran, dass er ihren verlockenden Duft wahrnahm. „Ja, sehr gerne“, hauchte sie und nahm seine Hand.

Ohne ein weiteres Wort zog er sie in seine Arme, und als ihre Körper sich berührten, atmeten sie beide heftig ein. Keiner von ihnen sprach.

Es fühlte sich so gut an, wie sie sich an ihn schmiegte, immer enger und enger … Jamal stöhnte leise auf.

Jedes Mal, wenn er sich deutlich erregt an sie presste, rang sie nach Atem. Natürlich ließ er keine Gelegenheit aus, das zu wiederholen. Zu den meisterhaften Klängen des Saxofons von Kenny G begann Jamal, Miss Westmoreland beizubringen, dass sie sich besser nicht mit großen Jungs anlegte.

Als sie ihren Kopf an seine Brust lehnte, drückte er sie sanft mit der Handfläche an ihrem Rücken noch näher an sich heran. Dabei wurden ihre Bewegungen immer langsamer.

Hingebungsvoll streichelte er ihren Po und beschloss, den sinnlichen Zauber zwischen ihnen nicht mit Smalltalk zu zerstören. Zwar wäre er jetzt lieber mit ihr im Bett gewesen, aber ein engumschlungener Tanz mit ihr war besser als nichts.

Als der Song endete, war er nicht bereit, sie aus seinen Armen zu entlassen. Weil sie auch ihrerseits keine Anstalten machte, die Umarmung zu lösen, nahm er an, dass es ihr nicht unangenehm war. Schließlich konnte er nicht mehr an sich halten, er musste sie einfach küssen. Langsam beugte er sich ein Stück zurück, bis sie den Kopf von seiner Brust nahm und ihn ansah.

In ihren Augen konnte er das gleiche brennende Verlangen erkennen, das er in sich spürte, und erwartungsvoll öffnete sie den Mund. Kaum hörbar stöhnte sie auf, als seine Lippen ihre berührten. Mit erfahrenen Bewegungen seiner Zunge entlockte er ihr einen weiteren Laut des Wohlgefühls, und sein Kuss wurde immer intensiver. Er küsste sie, wie er noch nie eine andere Frau geküsst hatte.

Bedingungslos gab Delaney sich ihm hin und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Doch wenige Augenblicke darauf löste sie sich schwer atmend und sichtlich verwirrt von ihm. Dabei hatte er gerade erst begonnen.

„Ich will deine Zunge spüren“, flüsterte er drängend. „Du brauchst nichts weiter zu machen – überlass alles mir und ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.“

Einen Moment sah sie ihn an, und er spürte, dass sie zwischen Verlangen und Vernunft schwankte. Dann schloss sie ihre Augen und kam seiner Aufforderung nach. Behutsam zog er sie wieder an sich und legte all sein Verlangen in seinen Kuss, um sie mit diesem einen zu verführen.

Unwillkürlich entfuhr ihrer Kehle ein glückliches Seufzen, als Delaney mit Jamal zu diesem einzigartigen Kuss verschmolzen war. Langsam streichelte sie sein Haar. Obwohl sie keine Ahnung hatte, was er gerade mit ihr anstellte, wollte sie auf keinen Fall, dass er damit aufhörte.

Seine Zunge im Mund zu spüren, elektrisierte sie auf eine intensive Art, wie sie es noch nie zuvor bei einem Kuss erfahren hatte. Heißes Verlangen erfüllte sie, erregt presste sie sich an seinen Körper.

Sie glaubte, vor Lust wahnsinnig zu werden, als er mit der Zunge noch tiefer in ihren Mund glitt und über eine Stelle strich, dass ihr vor Begehren fast schwindlig wurde. Sie erzitterte und stöhnte auf, als Wellen der Lust sie durchfluteten. Dann gaben ihr die Knie nach, und sie glitt zu Boden.

Als Delaney ihre Augen wieder öffnete, fand sie sich auf Jamals Schoß auf dem Sofa wieder. Verwirrt blinzelte sie und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen. „Was ist passiert?“, flüsterte sie schwach.

„Sie sind ohnmächtig geworden.“

„Wie bitte?“, fragte sie überrascht. „Ohnmächtig?“

Jamal nickte langsam. „Ja, während wir uns geküsst haben.“

Mit geschlossenen Augen suchte sie nach der Erinnerung. Sie mochte vielleicht eine Anfängerin sein, aber dass sie gerade einen Höhepunkt erlebt hatte, daran hegte sie keinen Zweifel. Ihr erster, und trotzdem war sie noch Jungfrau. Vollkommen befreit und losgelöst hatte sie sich gefühlt, als eine Woge purer Lust sie erfasst und davongetragen hatte.

Erneut atmete Delaney tief ein und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Als Absolventin der medizinischen Hochschule war sie bestens vertraut mit den Prozessen im menschlichen Körper. Daher wusste sie, dass Menschen normalerweise nicht ohnmächtig wurden, während sie sich küssten.

Doch das, was Jamal mit ihr angestellt hatte, war kein normaler Kuss gewesen. Er hatte bewirkt, dass sie einen gigantischen Höhepunkt erlebt hatte.

Fragend sah sie ihn an. „Was haben Sie mit mir gemacht?“, wollte sie wissen, immer noch am ganzen Körper zitternd. So sehr hatte er sich mit seinem Kuss in ihr verewigt, dass sie ihn immer noch schmecken konnte – eine Empfindung, die sie sehr genoss.

Das Lächeln, das Jamal ihr daraufhin schenkte, ließ die Glut in ihr wieder auflodern. „Es ist eine ganz besondere Art des Küssens gewesen.“

Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. „Und was für eine Art genau?“

„So in etwa wie ein französischer Kuss.“

Sprachlos sah sie ihn an. Als sie an diesem Abend das Wohnzimmer betreten hatte, war sie davon ausgegangen, alles unter Kontrolle zu haben. Doch dann hatte er mit seiner Geheimwaffe zugeschlagen. Einen Vorwurf konnte sie ihm nicht machen – er hatte sie schließlich gewarnt, dass er nicht fair spielen würde.

„Küssen Sie so Ihre Geliebte?“, flüsterte sie. Sie musste das unbedingt wissen – obwohl sie wusste, wie sie bei seiner Antwort empfinden würde.

„Nein, außer meiner Lehrerin habe ich noch keine Frau so geküsst“, antwortete er zögernd, als ob ihn die Frage erstaunte.

Jetzt war Delaney an der Reihe, überrascht auszusehen. Hatte er ihr gerade gestanden, dass er diese Verführungskunst bei ihr zum ersten Mal angewandt hatte? Aus irgendeinem Grund freute sie das.

„Sie haben einen Höhepunkt gehabt“, stellte Jamal sachlich fest.

Verwirrt öffnete Delaney den Mund. Sie konnte nicht glauben, dass er das jetzt wirklich gesagt hatte. Eigentlich wollte sie seine Behauptung bestreiten, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er sie durchschaute. Angestrengt überlegte sie, was eine Frau einem Mann auf so eine Bemerkung antworten konnte.

Bevor ihr allerdings etwas einfiel, fügte er unverschämterweise hinzu: „Und Sie sind sehr, sehr erregt.“

Plötzlich schmerzte ihr Mund so sehr, dass ihr das Sprechen schwerfiel. Woher wusste er das? Sie saß auf seinem Schoß, hatte er etwa unter ihre Kleidung gefasst, wie er es schon einmal getan hatte?

Jamal schien ihre Gedanken lesen zu können, denn er schüttelte den Kopf. „Ich habe Sie nicht berührt, auch wenn die Versuchung groß war. Es ist Ihr Duft, der Sie verrät.“

Fassungslos sah sie ihn an und konnte nicht glauben, dass sie gerade von einem Wüstenscheich über gewisse Aspekte ihrer Weiblichkeit aufgeklärt wurde.

Jamal lächelte sie an, und sein Lächeln traf sie mitten ins Herz. Dann stand er auf und hielt sie in seinen Armen. „Sie hatten genug Aufregung für eine Nacht, schätze ich“, sagte er. „Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.“

Als er sie durch den Flur trug, stellte sie überrascht fest, dass er sie in ihr und nicht in sein Schlafzimmer trug. Vorsichtig setzte er sie auf dem Bett ab. Dann richtete er sich auf und sah sie an.

„Ich begehre Sie, Delaney, aber ich werde keinen Vorteil daraus schlagen, dass Sie im Augenblick geschwächt sind. Ich habe nichts davon, wenn Sie morgen in meinen Armen erwachen und bereuen, mit mir geschlafen zu haben. Ich möchte, dass Sie aus eigenem Willen zu mir kommen und die Dinge nehmen, wie sie sind. Ich will Ihnen nur Vergnügen anbieten, aber nicht aufdrängen. Heute Abend haben Sie einen Bruchteil von dem kennengelernt, was möglich ist. Sie müssen aber verstehen, dass mein Leben in Tahran stattfinden wird und Sie nicht daran teilhaben können, wenn ich von hier fortgegangen bin. Ich habe Verpflichtungen zu erfüllen.“

Jamal beugte sich herunter, berührte zärtlich ihre Wange, und Delaney sah die Leidenschaft in seinem Blick. „Alles, was wir tun können, ist eine wunderbare Erinnerung zu schaffen, die ich für immer in meinem Herzen aufbewahren werde. Unsere Kulturen sind zu verschieden, als dass es jemals etwas anderes sein könnte. Verstehen Sie das?“, fragte er und klang, als würde er etwas bedauern.

Delaney nickte und sah zu ihm auf. „Ja, ich verstehe.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Jamal das Schlafzimmer.

Als er die Tür geschlossen hatte, zog Delaney sich die Bettdecke über den Kopf und versuchte, gegen die heißen Tränen in ihren Augen anzukämpfen.

Als Delaney die Augen aufschlug, schien die Morgensonne durch das Fenster. In Gedanken an den gestrigen Abend blieb sie regungslos im Bett liegen und starrte an die Decke. Sie dachte an Jamals Kuss und berührte ihre Lippen mit den Fingern. Ihr Mund war immer noch warm und empfindlich und sie konnte kaum glauben, dass sie bei einem Kuss in Ohnmacht gefallen war.

Gestern Abend hatte Jamal kein Blatt vor den Mund genommen und ihr unmissverständlich klargemacht, wie sehr er sie begehrte. Aber im selben Atemzug hatte er sie auch wissen lassen, dass es nach diesem Urlaub keine gemeinsame Zukunft für sie geben würde. Die Pflicht seinem Land gegenüber stand für ihn an erster Stelle, und in seinem Leben außerhalb von Amerika würde kein Platz für Delaney sein.

Eigentlich hätte sie über seinen Vorschlag empört sein müssen, doch vor dem Einschlafen waren Delaney einige Dinge durch den Kopf gegangen.

Jamals Leben war vorherbestimmt. Er war ein Prinz, ein Scheich, und sein wichtigstes Anliegen waren sein Volk und sein Land. Er hatte zugegeben, dass er sie begehrte, und nicht, dass er sie liebte.

Und mehr als einmal hatte er darauf hingewiesen, dass zwischen ihnen eine atemberaubend intensive erotische Anziehungskraft herrschte. Was sprach dagegen, sich dieser Kraft hinzugeben, auch wenn sie sich nicht liebten?

Auch ihre Brüder boten ihren neuen Freundinnen keine ewige Liebe an. Bisher war Delaney der Gedanke verhasst gewesen, sich so leichtfertig wie diese Frauen einem Mann hinzugeben. Und sie erkannte, dass sie im Begriff war, sich heillos in Jamal zu verlieben.

Im Gegensatz zu ihren unbeschwert lebenden Brüdern war Delaney ein leichtes Opfer für Amor – das hatte sie schon immer geahnt. Ihre Eltern hatten weniger als zwei Wochen nach ihrer ersten Begegnung geheiratet, denn es war bei ihnen Liebe auf den ersten Blick gewesen. Ihren eigenen Kindern hatten sie immer gewünscht, dass sie eines Tages die gleiche Erfahrung machen würden.

Anders als ihre Brüder hatte Delaney gehofft, dass der Wunsch ihrer Eltern in Erfüllung ging, weswegen sie immer noch Jungfrau war. Sie hatte auf den Mann warten wollen, der ihre wahre Liebe, ihr Seelengefährte sein würde. Nie hatte sie sich an jemand anderen hergeben wollen, der diese Ansprüche nicht erfüllte.

Sie hatte geglaubt, dass es vielleicht jemand sein würde, der ihre Leidenschaft für die Medizin teilte. Doch anscheinend hatte sie sich geirrt. Stattdessen hatte sie sich in einen Prinzen verliebt, der für sie unerreichbar bleiben würde.

Was Jamal letzte Nacht gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Wenn sich ihre Wege nach diesen Ferien trennten, würden sie sich wahrscheinlich nie wiedersehen. Also musste sie akzeptieren, dass ihre große Liebe niemals zu ihrem Leben, niemals ihr alleine gehören würde.

Aber wenn sie auf seinen Vorschlag einging, hätte sie zumindest kostbare Erinnerungen, die sie ein Leben lang in ihrem Herzen bewahren konnte.

Für sie würde es kein Happy End geben, das sah sie ein. Allerdings konnte sie jeden Moment ihres Zusammenseins mit Jamal dafür nutzen, möglichst viele aufregende Erfahrungen zu sammeln. Sie begehrte Jamal genauso, wie er sie begehrte – doch im Gegensatz zu ihm wusste sie, dass sie es aus Liebe tat.

„Geht es Euch wirklich gut, mein Prinz?“, fragte Asalum und warf Jamal einen prüfenden Blick zu.

„Ja, wirklich“, erwiderte Jamal kurz angebunden.

Doch sein Diener war nicht so leicht zu überzeugen. Als Asalum an der Hütte angekommen war, um seinem Herrn einige wichtige Dokumente vorbeizubringen, hatte er Jamal auf der Veranda vorgefunden. Dort saß er, mit einem Kaffeebecher in den Händen, auf den Stufen. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe zu sehen, die darauf hindeuteten, dass er nicht besonders gut geschlafen hatte.

„Wie ich sehe“, sagte Asalum und deutete auf das Auto, das nur wenige Meter von ihnen geparkt war, „ist diese Amerikanerin immer noch hier.“

Jamal nickte. „Ja, das stimmt.“

„Mein Prinz, vielleicht solltet Ihr …“

„Nein, Asalum“, unterbrach Jamal ihn, als ahnte er, was sein langjähriger Freund und Vertrauter vorschlagen wollte. „Sie bleibt.“

Asalum neigte bedächtig den Kopf, als hoffte er, dass Jamal wusste, was er tat.

Der Duft des frisch gebrühten Kaffees lockte Delaney in die Küche. Als sie gerade dabei war, sich einen Becher einzuschenken, klingelte ihr Handy. „Hallo?“, meldete sie sich.

„Ich rufe nur an, um dir zu sagen, dass deine Brüder auf dem Kriegspfad sind.“

Delaney lächelte, als sie Reggies Stimme erkannte. „Und was haben sie vor?“

„Für den Anfang haben sie mir damit gedroht, mich zu verprügeln, wenn ich ihnen nicht sage, wo du steckst.“

Delaney lachte und wunderte sich, wie gut es ihr tat. „Aber du hast es ihnen nicht gesagt, oder?“

„Nein. Ich weiß ja, dass Hunde, die bellen, nicht beißen, aber ich musste ihnen das ein paar Mal in Erinnerung rufen, besonders Thorn. Je älter er wird, desto gemeiner wird er.“

„Haben meine Eltern ihnen denn nicht erzählt, dass es mir gut geht und ich einfach mal eine Weile für mich bleiben will?“, fragte Delaney kopfschüttelnd.

„Das haben sie, Laney, aber du kennst ja deine Brüder. Sie sind der Meinung, dich ständig im Auge behalten zu müssen, und es macht sie verrückt, wenn sie nicht wissen, wo du steckst. Ich habe gedacht, ich warne dich besser, damit du weißt, was dich bei deiner Heimkehr erwartet.“

Damit würde sie schon klarkommen, und wahrscheinlich würde sie das bestens von der Erinnerung an Jamal ablenken. „Danke für die Warnung, Reggie.“

„Und wie läuft es so bei dir? Ist der Prinz immer noch da?“, fragte ihr Cousin, der gerade etwas zu essen schien.

„Ja, der Prinz ist noch da, und alles läuft bestens.“ Sie erzählte Reggie besser noch nicht von ihren Gefühlen für Jamal und beschloss, ein sicheres Thema anzuschneiden.

„Ich wollte dich noch was fragen.“

„Was denn?“

„Es geht um den Küchentisch. Er wackelt.“

Reggie brach in schallendes Gelächter aus. „Das liegt nicht am Tisch, sondern am Fußboden. Aus irgendeinem Grund ist er an dieser Stelle uneben. Wenn du den Tisch ein Stück in eine andere Richtung schiebst, ist alles wieder im Lot.“

„Danke für den Tipp.“ Das würde sie nachher gleich ausprobieren. „Und auch dafür, dass du meine Brüder unter Kontrolle hältst“, meinte Delaney.

„Laney“, kicherte Reggie, „niemand kann deine Brüder kontrollieren. Ich habe mich nur geweigert, mich von ihnen einschüchtern zu lassen, das ist alles. Bis jetzt ist dein Geheimnis bei mir gut aufgehoben, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich nichts verrate, wenn sie ihre Drohungen wahrmachen.“

„Das werden sie schon nicht“, meinte Delaney belustigt. „Gehe ihnen einfach in den nächsten drei Wochen aus dem Weg, und alles wird gut. Pass auf dich auf, Reggie.“

„Du auf dich auch.“

Nachdem sie aufgelegt hatte, trank sie einen Schluck Kaffee. Sie fragte sich, ob Jamal, der für gewöhnlich immer sehr früh aufstand, draußen bereits seine Kickboxübungen praktizierte.

Als sie neugierig aus dem Fenster spähte, sah sie ein fremdes Auto, einen blitzsauberen schwarzen Mercedes, der in der Nähe ihres Wagens geparkt war. Nicht weit davon entfernt entdeckte sie Jamal und einen anderen Mann – vermutlich Asalum. Der große Mann wirkte allerdings eher wie ein Bodyguard und weniger wie ein persönlicher Assistent auf sie.

Aber ihr Blick wurde wie magisch von Jamal angezogen. Die Sinnlichkeit, die von ihm ausging, raubte ihr den Atem. Alles an ihm war perfekt. Sein Körperbau. Seine Nase. Seine ebenholzfarbenen Augen. Sein gebräunter Teint. Und ganz besonders seine verführerischen Lippen, mit denen er sie vergangenen Abend so herausfordernd geküsst hatte.

Jamal trug seine landestypische Tracht, was sie wieder daran erinnerte, dass er wirklich ein Scheich war – obwohl sie diesen Umstand gelegentlich vergaß. Besonders, wenn er wie gestern Abend in Kakihose und teurem Poloshirt bekleidet war und nicht, wie heute, in Tunika und Kufiya.

Ein wenig zittrig dachte Delaney an die Entscheidung, die sie getroffen hatte. Sie wusste, was passieren würde, wenn sie Jamal erzählte, dass sie bereit war, auf sein Angebot einzugehen.

Sie hatte nicht vor, ihm zu verraten, dass sie ihn liebte. Und selbst wenn er es wüsste, es würde ohnehin nichts ändern, dachte sie seufzend. Sie musste ihn nur noch davon überzeugen, dass sie keine Vorbehalte mehr hatte und die Dinge akzeptierte, wie sie nun einmal waren.

Da es ihr nicht mehr ausreichte, Jamal nur durch das Fenster zu sehen, beschloss sie, ihren Kaffee dort weiterzutrinken, wo sie es jeden Morgen tat – auf der Veranda. Sie wollte ihn sehen, in seine Augen schauen und erkennen, dass in ihnen immer noch das gleiche Verlangen für sie brannte.

Jamal und Asalum drehten sich gleichzeitig um, als die Verandatür geöffnet wurde. Beide starrten Delaney an, die ein luftiges Sommerkleid trug und ihr lockiges Haar mit einer Haarspange zu einer Hochsteckfrisur gebändigt hatte.

Das war also die Frau, die den Prinzen so sehr in Aufruhr versetzt hat, dachte Asalum. Er kannte seinen Herrn lange genug, um zu wissen, dass Jamal diese Frau begehrte, dass er wie von Sinnen war wegen ihr. Asalum hoffte nur, dass der Prinz bei klarem Verstand blieb – ihm war deutlich anzusehen, dass die Schönheit dieser Amerikanerin ihn in den Bann gezogen hatte.

„Ich muss gehen, Eure Hoheit“, sagte Asalum und hoffte, Jamals Aufmerksamkeit noch einmal kurz für sich gewinnen zu können. Doch Jamal nickte lediglich knapp, um zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte.

Kopfschüttelnd ging Asalum zum Wagen. Es sah nicht gut aus für seinen Herrn.

Delaney ließ die Türklinke los und trat auf die Veranda, während sie Jamal unverwandt in die Augen sah. Sie las in seinem Blick, was sie erhofft hatte, und ohne sich dagegen wehren zu können, spürte sie, wie sie erregt wurde.

Jamal kam ihr wunderbar gefährlich, aufregend wild und unverschämt arrogant vor, als er auf sie zuging. Wieder erinnerte er sie an einen Wolf, der sich an seine Beute heranpirschte. Ohne Zweifel würde er sein Ziel erreichen, aber sie würde es ihm dabei nicht leicht machen.

„Guten Morgen, Delaney“, murmelte Jamal, als er vor ihr stand und sie mit seinem Blick zu einem sinnlichen Wettstreit aufzufordern schien.

„Guten Morgen, Jamal“, entgegnete sie und musterte ihn von oben bis unten. „Sie sehen irgendwie anders aus.“

„Das wollte ich Ihnen auch gerade sagen“, erwiderte er lächelnd und sah auf ihr Kleid.

Allmählich begann Delaney, dieses Spiel Spaß zu machen. „Ich habe gedacht, heute ist ein guter Tag, um mal etwas Neues auszuprobieren.“

„Und das wäre?“

„Den Whirlpool hinter dem Haus zum Beispiel. Er ist groß genug für zwei, und ich habe mich gefragt, ob Sie mir wohl Gesellschaft leisten wollen.“

Offensichtlich überrascht von ihrer Einladung, zog Jamal die Augenbrauen hoch. Doch er war weit davon entfernt, ihr Angebot auszuschlagen. „Ja, sehr gerne.“

Delaney ahnte, dass sie Jamal nicht täuschen konnte. Er wusste, dass sie ihn verführen wollte. Er hatte angekündigt, nicht fair zu spielen – wie sehr sie hoffte, dass er sich daran hielt!

„Ich gehe jetzt nach hinten“, sagte sie, ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern. „Ich trage übrigens einen Bikini unter meinem Kleid.“

„Ich bin gleich da“, entgegnete er heiser.

„Ach, eine Sache wäre da noch, Jamal“, sagte sie, bevor sie ging.

„Ja?“

„Sie müssen mir versprechen, Ihre Hände bei sich zu behalten.“

Ein verwegenes Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen, und seine Augen glitzerten verdächtig, als er sie ansah. „Okay, versprochen.“

Eigentlich hatte Delaney nicht damit gerechnet, dass er ihr dieses Versprechen so bereitwillig geben würde. Sie öffnete die Tür und ging ins Haus zurück. Ob Jamal wirklich vorhatte, sein Wort zu halten?

Delaney war bereits im Whirlpool, als Jamal erschien. Sie versuchte, gleichgültig zu wirken, aber es war ihr fast unmöglich, den Blick von ihm zu wenden, so atemberaubend war sein Anblick. Seine Badehose war knapper geschnitten als die Shorts, die er beim Training trug. Alles an ihm strotzte nur so vor Sexappeal, und Delaney konnte sich nicht gegen die Freude wehren, die in ihr aufstieg: Das alles würde in den nächsten drei Wochen ihr gehören.

„Ist das Wasser warm?“ Jamals Frage riss sie aus ihren Gedanken.

„Ja“, erwiderte sie und lächelte ihn an.

Jamal legte ein Handtuch an den Rand des Beckens, und fasziniert verfolgte Delaney jede seiner Bewegungen. Elegant schwang er sich in den Pool, setzte sich ihr gegenüber und ließ sich tief in das sprudelnde Wasser sinken.

„Hm, das tut gut“, flüsterte er genüsslich und schloss die Augen, bevor er den Kopf an den Beckenrand lehnte.

„Ja, das stimmt“, sagte Delaney. Würde er wirklich nichts unternehmen? Anscheinend fühlte er sich wohl und döste vor sich hin. Er hatte noch nicht einmal einen Blick auf ihren Bikini geworfen, denn hätte er es getan, würde er wissen, dass er aus erstaunlich wenig Stoff bestand. Zu Collegezeiten hatte sie sich einen knappen, fast durchsichtigen weißen Bikini gekauft, aber bisher hatte sie noch nicht gewagt, ihn in der Öffentlichkeit zu tragen. Enttäuscht schloss Delaney ebenfalls die Augen.

Plötzlich spürte sie, wie Jamal langsam seinen Fuß an der Innenseite ihres Beins emporschob. Vorsichtig streifte er sie mit seinem Zeh an ihrer empfindlichsten Stelle. Als sie hörbar einatmete, verweilte er an dieser Stelle und streichelte sie durch den dünnen Stoff des Bikinis.

Ihr Atem ging schneller, als er den Fuß sanft höher wandern ließ, bis zu ihren Brüsten, um mit dem Zeh ihre Brustknospen zu liebkosen. Erst als sie seine Berührungen plötzlich nicht mehr spürte, öffnete Delaney die Augen und sah sich Jamal gegenüber.

„Ich brauche meine Hände nicht, um dich zu verführen, Delaney“, flüsterte er selbstbewusst. Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt. „Ich kann es dir zeigen.“

Und das tat er.

Mit den Zähnen zog er ihr Bikinioberteil hoch und entblößte ihre Brüste. Ein heiserer Laut drang aus seiner Kehle, als er sein Knie unter ihren Körper drückte und Delaney ein Stück aus dem Wasser herausschob, sodass ihre nackten Brüste aus dem Wasser ragten.

Vor Verzückung schrie sie leise auf, als er an ihren Brustwarzen zu saugen begann, sie neckte und reizte. Unbändige Hitze stieg in ihr auf. Plötzlich lehnte er sich wieder zurück, und enttäuscht seufzte sie. Als sie die Augen öffnete, bemerkte sie jedoch, dass er ihre harten Brustspitzen mit unverhohlenem Verlangen ansah. Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, und sie ahnte, dass er noch lange nicht fertig war.

Atemlos verfolgte sie, wie er sich wieder über sie beugte und mit der Zungenspitze die Konturen ihrer Lippen nachzog, bevor er ihren Mund eroberte. Willig ließ sie es geschehen. Pure Lust breitete sich in ihr aus, und zitternd fragte sie sich, was sie sich dabei gedacht hatte, ihm zu sagen, er sollte seine Hände bei sich behalten.

Nach dem Kuss am gestrigen Abend hätte sie wissen müssen, dass Jamal seine Zunge mindestens genauso geschickt einsetzte wie seine Hände, um sie zu verführen. Und ihr Verhalten ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass ihr gefiel, was er tat.

Einige Augenblicke später entließ er sie aus dem Kuss und lehnte sich wieder zurück. „Ich möchte dich nackt sehen, Delaney“, murmelte er.

Delaney spürte, dass sie willenlos gegenüber der Leidenschaft war, die er in ihr entfacht hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass sie zu solchen Gefühlen fähig war. Jetzt wollte sie dieses Verlangen näher erkunden – und zwar mit Jamal.

Kühn schlang sie die Arme um seinen Nacken und küsste Jamal. Augenblicklich begannen ihre Zungen, einen erotischen Tanz zu vollführen. Als sie sich von ihm löste, sah sie ihm in die Augen. „Und ich möchte dich auch nackt sehen“, erwiderte sie heiser.

Er betrachtete sie. „Darf ich meine wieder Hände benutzen, wenn du nackt bist?“, fragte er verführerisch lächelnd.

Doch anstatt seine Frage zu beantworten, stellte sie eine Gegenfrage. „Darf ich meine Hände benutzen, wenn du nackt bist?“

„Alles, was du willst“, raunte er.

„Das Gleiche gilt für dich“, erwiderte sie, und ihr Lächeln wurde breiter.

6. KAPITEL

Jamal wusste nicht recht, was er denken sollte, als er Delaney beim Abtrocknen zusah. Ihr Badeanzug war viel zu anstößig für seinen Geschmack, trotzdem erregte ihn ihr Anblick so sehr, dass sein Puls zu rasen begann. Er hatte zweimal hinsehen müssen, um sich davon zu überzeugen, dass sie überhaupt etwas trug.

Das Kleidungsstück, sofern man in diesem Fall von einem solchen sprechen konnte, ließ Jamal alles von Delaneys Körper sehen, was er begehrte. Wovon er immer geträumt hatte. Was er unbedingt besitzen musste … Ohne Zweifel trieb ihn diese Frau gerade in den Wahnsinn.

„Gefällt Ihnen, was Sie sehen, Eure Hoheit?“

Außerdem ließ sie keine Gelegenheit aus, ihn zu provozieren. Er verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihr einen abschätzenden Blick zu. Würde sie sich jetzt ausziehen? „Ja, mir gefällt, was ich sehe, aber ich will noch mehr sehen“, erwiderte er.

Für sie schien das ein Spiel zu sein, das sie bis zum Ende mit ihm spielen und gewinnen wollte. In einem Moment entfachte sie ein wildes Feuer in ihm, im nächsten hielt sie ihn wieder auf Abstand. Vermutlich hatte sie im Augenblick ihren Spaß daran, aber letzten Endes würde er derjenige sein, der in Sinnenfreude über sie triumphieren würde.

„Wirst du langsam ungeduldig, Jamal?“

Es gab keinen Grund, das zu bestreiten. „Ja.“

Mit einem amüsierten Gesichtsausdruck warf sie das Handtuch zur Seite. „Wir sollten besser reingehen.“

Verwirrt sah er sie an. Dieser Ort war genauso gut wie jeder andere. „Warum?“

Delaney warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Weil ich mich lieber drinnen ausziehe, deshalb.“

Er seufzte. Dann überholte er sie mit schnellen Schritten, um ihr die Tür zum Hintereingang aufzuhalten, was sie mit einem flüchtigen Lächeln quittierte.

„Danke, Jamal, du bist ein wahrer Gentleman“, entgegnete sie mit einem sinnlichen Unterton in der Stimme.

Er hoffte, dass sie in ein paar Stunden immer noch der gleichen Meinung war. An ein paar der Dinge, die er mit ihr vorhatte, würde ein wahrer Gentleman sicherlich nicht einmal denken. Jamal würde versuchen, zärtlich zu sein, aber mehr konnte er nicht versprechen. Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, sagte er: „Okay. Jetzt.“

Kopfschüttelnd sah sie sich in der Küche um. „Ich ziehe mich wohl kaum hier aus.“

„Warum denn nicht?“ Was hatte sie vor?

„Es wäre irgendwie nicht …“, sie zögerte, „… anständig.“

Unwillkürlich musste er lachen. „Du machst dir Sorgen über Anstand und trägst so einen Bikini?“

„Ja.“

„Du meine Güte, es ist ja nicht so, als ob du viel ausziehen müsstest. Du willst doch nur Zeit schinden.“

„Nein, will ich nicht.“

„Dann beweise es“, forderte er sie auf.

„Ich beweise es dir. Im Schlafzimmer.“

Er nickte und fragte sich, was für eine Ausrede sie sich dort wohl einfallen lassen würde. Einerseits war er enttäuscht, dass sie sich so zierte, andererseits steigerte ihr Zögern seine Erregung zusehends. Es wurde Zeit, den Spielchen ein Ende zu bereiten.

„Okay, Delaney, dann lass uns endlich anfangen.“

„Gib mir ein paar Minuten, um mich vorzubereiten“, erwiderte sie schnell.

Verwundert sah er sie an. Was wollte sie denn noch vorbereiten? Schließlich war sie bereits halb nackt. Doch bevor er etwas sagen konnte, erklärte sie: „Nur fünf Minuten, um mehr bitte ich dich nicht.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging.

„Fünf Minuten, und keinen Moment länger“, rief er ihr hinterher und seufzte.

Delaney sah sich in dem Schlafzimmer um und lächelte zufrieden. Sie war mehr als bereit. Die Fenster des Raumes lagen auf der dem Berg zugewandten Seite des Hauses, weswegen es jetzt um die Mittagszeit relativ dunkel war. Perfekt für das, was sie vorhatte.

Die Vorhänge waren zugezogen, und die Luft war vom angenehmen Duft der Kerzen erfüllt, die sie entzündet hatte. Die Bettdecke und die beiden Kissen hatte sie auf dem Boden zu einem einladenden Lager arrangiert und zu beiden Seiten zwei künstliche Zimmerpflanzen aufgestellt. Mit wenigen Handgriffen hatte sie ein gemütliches Liebesnest geschaffen, das eines Prinzen würdig war. Es wurde Zeit, dass sie den Jäger in seiner eigenen Falle fing. Als es sacht klopfte, holte sie tief Luft, bevor sie zur Tür ging.

Jamal vergaß beinah zu atmen, als Delaney in einem kurzen, fast durchsichtigen Nachthemd vor ihm stand, das keine Fragen mehr offen ließ. Alle Details ihres atemberaubend schönen Körpers zeichneten sich deutlich darunter ab. Der weiße, schimmernde Stoff des Hemdchens bildete einen bezaubernden Kontrast zu ihrer gebräunten Haut.

Warum um alles in der Welt hatte sie ein solches Kleidungsstück in dieses abgelegene Ferienhaus mitgebracht? Aber im Augenblick spielte das keine Rolle, Jamal wollte sie berühren.

Delaney schien von seinem Anblick genauso gebannt zu sein wie er von ihrem. Er hatte sich eine lockere Seidenrobe übergeworfen, die kaum verbarg, dass er nichts darunter trug.

Ihr sehnsuchtsvoller Blick ließ ihn erschauern. Als sie einen Schritt zurücktrat, um ihn einzulassen, folgte er ihr. Beiläufig nahm er die zugezogenen Vorhänge, das Kerzenlicht und das Lager auf dem Boden wahr. Danach schenkte er Delaney seine volle Aufmerksamkeit und schob sanft einen Finger unter ihr Kinn. „Zieh es aus“, flüsterte er. „Keine Entschuldigungen mehr – du hast mich bereits bis an meine Grenze getrieben.“

Wie gebannt sah Delaney den Prinzen an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Sie ahnte, dass Jamal sie zwar nicht lieben würde, sie aber über etwas verfügte, dass er mit aller Kraft begehrte.

Ein Hoffnungsfunke glimmte in ihr auf. Es mochte ihm vielleicht vorherbestimmt sein, eine andere Frau zu heiraten, und in seiner Heimat wartete eine Geliebte auf ihn. Aber heute, in diesem Augenblick, war sie und niemand anders die Frau, die er begehrte.

„Zieh dich aus“, drängte er sie heiser.

Vermutlich war sie die erste Frau in seinem Leben, die sich so lange seinem Wunsch widersetzte. Auf jeden Fall würde er niemals vergessen, dass Delaney Westmoreland nicht so leicht zu haben war. Mit einer verführerischen Bewegung schob sie sich die Spaghettiträger des Kleidchens von den Schultern und ließ es über ihre Taille zu Boden gleiten.

Jamal atmete heftig ein. Seine Augen verdunkelten sich vor Begierde, als er sie wie hypnotisiert betrachtete und mit seinem Blick zärtlich zu berühren schien. Von ihren Brüsten sah er langsam weiter nach unten, um eine Weile auf dem Dreieck zwischen ihren Beinen zu verharren. Dann löste er behutsam ihre Haarspange, die ihre schulterlangen Locken bändigte.

Sie wusste, dass sie niemals diesen Augenblick vergessen würde, an dem sie sich vor dem Mann, den sie liebte, entblößt hatte. Keinem anderen Mann hatte sie bisher diesen Anblick gewährt.

„Jetzt bist du an der Reihe“, brachte sie mühsam hervor, um das Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Fasziniert beobachtete sie, wie er langsam den Seidenmantel heruntergleiten ließ, um schließlich nackt und aufs Äußerste erregt vor ihr zu stehen. Der warme Kerzenschein verlieh seiner gebräunten Haut einen sanften Schimmer.

„Ich begehre dich, Delaney“, gestand er ihr flüsternd. „Und ich will dich auf jede erdenkliche Weise lieben, auf die ein Mann eine Frau lieben kann. Ich verspreche dir unaussprechliche Freuden. Vertraust du mir? Kannst du akzeptieren, dass die Zeit hier in diesem Haus alles ist, was wir jemals zusammen haben können?“

Sie wusste, wie ihre Antwort ausfallen musste. Zwar war die Hölle nicht zugefroren, und er würde ihr auch nicht alleine gehören. Trotzdem würde sie sich ihm heute mit Haut und Haaren hingeben. Stolz hob sie den Kopf und kämpfte gegen die Tränen an, die in ihr aufstiegen. Tief in ihrem Inneren hatte sie erkannt, dass sie ihn liebte, und nur aus diesem Grund ließ sie sich darauf ein, seine Geliebte zu werden. Auch wenn ihnen nicht viel Zeit gemeinsam vergönnt war, für eine Weile würde er nur ihr gehören und Delaneys Wüstenprinz sein.

In seinem Blick sah sie, dass er immer noch auf ihre Antwort wartete – und dass er auch ihre Weigerung akzeptieren würde, obwohl er vor Verlangen beinahe verging. Doch sie hatte keinesfalls vor, ihre Meinung zu ändern. „Ja, Jamal, ich weiß, dass das alles ist, was ich jemals von dir bekommen kann und bekommen werde.“

Einen Moment lang glaubte sie, in seinen Augen einen Ausdruck des Bedauerns zu sehen, doch dann schloss er sie in die Arme und presste seine Lippen auf ihre. Ihre Zungen entfachten hemmungslose Leidenschaft zwischen ihnen, und Delaney gab sich diesem Gefühl bereitwillig hin. Seine Haut schien zu glühen, als er ihren Rücken zu streicheln begann, und instinktiv presste sie sich dichter an seinen Körper, um alles von ihm zu spüren.

Ihr Kuss schien eine Ewigkeit zu währen, beinah so, als ob sie ihn so lange wie möglich auskosten wollten, bevor sie sich dem widmeten, was danach kommen würde. Immer heftiger ging ihr Atem, immer leidenschaftlicher drängten sie sich aneinander, der Kuss konnte nicht innig genug sein.

Dann löste er seine Lippen von ihr und legte die Hände auf ihre Hüfte. In seinen Armen ließ Delaney sich nach hinten sinken. Sie glaubte, vor Lust den Verstand zu verlieren, als er sie mit Lippen und Zunge verwöhnte. Sein leidenschaftliches Lecken und zärtliches Beißen schürte ihre Lust, bis sie sich fast schwach auf den Beinen fühlte. Ohne Unterlass reizte er ihre harten Brustspitzen, bis sie das Gefühl hatte, von innen heraus zu glühen.

„Jamal …“

Sanft hob er sie auf die Arme, um sie zu dem Lager zu tragen, das sie so liebevoll vorbereitet hatte. Langsam ließ er sich auf die Knie sinken und flüsterte etwas in seiner Muttersprache, bevor er sie erneut küsste. Gleichzeitig erkundete er mit den Händen ihre Brüste, ihre Taille, ihren Bauchnabel und die Innenseite ihrer Oberschenkel.

Sie stöhnte leise, hielt die Augen geschlossen und unterbrach den Kuss, als er sie dort streichelnd erforschte, wo sie es am meisten ersehnte. Zitternd rang sie um Selbstbeherrschung, um nicht in der Woge von Sinnlichkeit fortgerissen zu werden.

Als sie die Augen öffnete, erkannte sie an seinem angespannten Gesichtsausdruck, dass er kurz davor war, sich der Lust voll und ganz hinzugeben. Sie spürte seine Erregung, als er sich fest an sie presste, und wusste, dass sie sich kaum noch steigern ließ. Auch sie selbst war mittlerweile an ihrer Grenze angelangt und hatte das Gefühl, nicht mehr von seinen Berührungen ertragen zu können.

„Ich begehre dich, wie ich noch keine Frau begehrt habe“, murmelte er mit leidenschaftlicher Stimme in ihr Ohr und streichelte sie weiter. „Ich will es“, fuhr er fort und zeigte ihr, was er meinte.

Ihre Antwort war ein kehliges Stöhnen, und Jamal reizte sie immer weiter. Mit jedem Aufstöhnen ließ sie ihn wissen, wie sehr sie es genoss, wenn er ihre empfindsamste Stelle berührte.

Ein plötzliches Zittern erfasste Jamals Körper. Langsam richtete er sich auf, bis er in der Hocke saß und Delaneys nackten Körper bewundernd ansah. Er atmete tief ein, als würde er einen wunderbaren Duft in sich aufnehmen. „Verhütest du?“, fragte er kaum hörbar.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich …“ Aber was auch immer sie hatte sagen wollen, sie beendete ihren Satz nicht.

Jamal war vorbereitet, nahm ein Päckchen Kondome aus der Tasche seiner Robe und streifte sich eins über. Dann kniete er wieder vor ihr nieder, bevor er sie abermals küsste – mit einer Leidenschaft, die zeigte, wie sehr er sie begehrte.

Erneut begannen ihre Zungen einen erotischen Tanz, der in einen glutheißen Höhepunkt gegipfelt wäre, wenn Jamal den Kuss nicht unterbrochen hätte. Mit zärtlichen Worten in seiner Sprache schob er ihren Körper unter sich und sah ihr in die Augen. Sanft schob er ihre Oberschenkel auseinander und seine Erregung führte ihn zu der Stelle, wo sie sich so brennend nach ihm sehnte. Aber Jamal ließ sich Zeit, als genieße er jeden Augenblick ihrer beginnenden Vereinigung.

Ihre Muskeln waren angespannt, ihr Körper erhitzt, als er sich langsam weiterbewegte, bis er auf einen unerwarteten Widerstand stieß.

Verwirrt sah er sie an, als könnte er kaum glauben, was er spürte.

„Du bist Jungfrau“, flüsterte er überrascht und verstört zugleich.

Delaney hob ihre Hüfte an und schlang die Beine um seine Taille, um ihn bei sich zu behalten. „Ist das ein Problem für dich, Eure Hoheit?“, flüsterte sie.

Ihre herausfordernde Antwort schien ihn zunächst zu amüsieren, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst. „Ich kann doch nicht mit dir schlafen, wenn du noch Jungfrau bist“, entgegnete er.

Sie legte die Arme um seinen Nacken und sah ihm in die Augen. „Dieses Mal wirst du eine Ausnahme von deinen Prinzipien machen, Prinz.“

„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, wollte er wissen.

„Ich wusste nicht, dass es eine Rolle spielt“, erwiderte sie und sah ihn verwirrt an.

„Es spielt aber eine Rolle für mich. In meinem Land kann man einer Jungfrau nicht einfach ihre Unschuld rauben, man muss sie dann heiraten“, tadelte er.

„Dann können wir ja froh sein, dass wir nicht in deinem Land sind, oder?“, erwiderte sie scherzhaft, aber sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass ihm nicht nach Scherzen zumute war.

„Aber was würde deine Familie dazu sagen?“

Daran, was ihre Brüder dazu sagen würden, wollte Delaney gar nicht erst denken. „Meine Familie hat damit nichts zu tun. Ich bin eine erwachsene Frau und treffe meine eigenen Entscheidungen. Wir Frauen hierzulande machen das so, Jamal“, erklärte sie bestimmt.

„Aber …“

Doch sie wollte ihm keine Chance geben, seinen Einwand vorzubringen. Stattdessen drängte sie sich an ihn, um ihn endlich tiefer in sich zu spüren. Lächelnd nahm sie seinen aufgeregten Atemstoß zur Kenntnis. Jetzt hatte sie ihn da, wo sie ihn haben wollte – beinah zumindest.

„Hör auf damit!“, befahl er verärgert. „Ich muss darüber nachdenken.“

„Falsche Antwort, Prinz. Wir haben keine Zeit, um darüber nachzudenken“, erwiderte sie und genoss die Berührung, die ihre Lust zusehends schürte.

„Delaney, ich warne dich.“ Jamal hielt ihre Hüfte fest.

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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Glaubt Spencer wirklich, er könne ihre Liebe kaufen? Und das Weingut ihrer Familie gleich dazu? Nein, da hat er die Rechnung ohne mich gemacht!, denkt Chardonnay Niemals könnte sie sich in einen so berechnenden Mann verlieben - doch warum weckt er solches Verlangen in ihr?

HEIßKALTE WINTERNACHT

So hatte sich Patrina das nicht vorgestellt, als sie Cole aus dem Schneesturm rettete: Von seinen leidenschaftlichen Küssen erregt, gibt sie sich ihm hin. Obwohl sie weiß, dass ihre Liebe nur eine heiße Affäre in einer kalten Winternacht sein kann…