Affäre gesucht - Daddy geworden

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Nur eine Nacht, damit ihre Sehnsucht endlich gestillt ist - mehr wird Nathan Garrett nicht von ihr kriegen! Allison weiß, dass ihr Chef nicht als Daddy für ihren Sohn infrage kommt, denn der Playboy will keine feste Beziehung. Warum nur kann ihr Herz ihn nicht vergessen?


  • Erscheinungstag 23.12.2019
  • Bandnummer 6
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728847
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Die Weihnachtsfeier von Garrett Furniture fand wie jedes Jahr im Courtland Hotel in der Innenstadt Charismas statt. Der Ballsaal war mit Tannengirlanden, Lichterketten und weißen Weihnachtssternen dekoriert, und zum Essen gab es ganz traditionell Truthahn mit sämtlichen Beilagen.

Die Garretts meinten es immer gut mit ihrem Personal – von Betriebsfeiern und sommerlichen Picknicks über Sozialleistungen bis hin zum großzügigen Urlaubsgeld wurde für alles gesorgt. Allison war ihrem Schicksal immer noch unglaublich dankbar, dass aus ihrem dortigen dreiwöchigen Zeitarbeitseinsatz vor sechs Jahren eine Festanstellung als Assistentin des Leiters der Finanz- und Rechnungsabteilung geworden war.

Sie saß mit drei Kollegen und deren Ehepartnern an einem Tisch. Das Gespräch plätscherte genauso mühelos dahin wie der Wein. Niemand schien zu merken oder sich daran zu stören, dass Allison allein hier war. Das heißt, niemand außer ihr selbst.

Sie war früher auch verheiratet gewesen – über zweieinhalb kurze Jahre, aber das war inzwischen sechs Jahre her. Seit ihrer Scheidung war sie es gewohnt, überall allein hinzugehen, und normalerweise störte sie das auch nicht. Heute Abend jedoch – nur zwölf Tage vor Weihnachten – empfand sie ihren Singlestatus inmitten all der Paare so unangenehm wie die Aussicht auf die spätere Rückkehr in ihre dunkle und leere Wohnung. Ihr achtjähriger Sohn Dylan verbrachte das Wochenende nämlich bei der neuen Familie seines Vaters, und Allison vermisste ihn immer sehr, wenn er nicht da war.

Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihre Uhr und stellte fest, dass es schon fast elf Uhr war – noch früh für Nachtschwärmer, aber trotzdem angemessen, um zu gehen. Sie wünschte ihrem Chef und seiner Frau schöne Weihnachten und ging zur Garderobe, um ihren Mantel zu holen.

In dem gebogenen Durchgang blieb sie abrupt stehen, weil sie Stimmen hörte. Oder vielmehr eine Stimme – und noch dazu eine vertraute. Nathan Garrett, der Neffe ihres Chefs und dessen designierter Nachfolger, telefonierte gerade. Bei Allisons Anblick lächelte er ihr zu – ein Lächeln, auf das ihr Körper sofort reagierte.

Alle Garretts, ob Männer, Frauen oder Kinder, waren äußerst attraktiv, und Nathan war keine Ausnahme. Er war groß und schlank, dabei jedoch muskulös, was der Schnitt seines Businessanzugs noch betonte. Er hatte dunkles Haar und tolle graue Augen, die je nach Stimmung rauch- oder stahlgrau aussahen. Und Grübchen. Grübchen, deren Anblick Allison jedes Mal schwach machte.

Nicht dass sie das ihm gegenüber je durchblicken lassen würde. Der Kerl war nämlich ein echter Frauenheld, und Allison hütete sich davor, sich auf so jemanden einzulassen.

Er beendete sein Telefonat und steckte sein Handy in seine Jackettasche.

„Sorry, ich wollte Sie nicht stören“, sagte sie.

„Eine schöne Frau ist immer willkommen“, versicherte er ihr charmant.

Errötend ging Allison weiter zur Kleiderstange und suchte nach ihrem Mantel. Es ärgerte sie, dass Nathan Garrets Worte sie so verunsicherten. Sie verzichtete auf eine Antwort, weil das bei einem Mann, der mit jeder flirtete, sowieso überflüssig war. Umso schlimmer, dass sie trotz ihrer Meinung über ihn keine Kontrolle über ihre Körperreaktionen hatte!

„Sie wollen doch nicht etwa schon aufbrechen?“, fragte er so dicht an ihrem Ohr, dass sie erschrocken zusammenzuckte. Sie hatte gedacht, er wäre schon gegangen.

„Es ist eine tolle Party, aber …“

„Dann bleiben Sie doch noch ein bisschen.“

„Das geht nicht. Ich habe am Wochenende noch eine Menge vor.“ Das war noch nicht mal gelogen. Allison musste noch Dylans Weihnachtsgeschenke einpacken, und das ging besser, wenn er nicht zu Hause war.

Erleichtert aufatmend fand sie ihren Mantel und nahm ihn vom Kleiderbügel.

„Sie können jetzt noch nicht gehen.“

„Wieso nicht?“

Nathan trat einen Schritt auf sie zu – so dicht, dass ihre Körper sich fast berührten. Allison wäre gern zurückgewichen, wurde jedoch von der Kleiderstange voller Mäntel und Jacken daran gehindert.

Nate zeigte nach oben. „Weil Sie unter einem Mistelzweig stehen.“

Verwirrt betrachtete sie den grünen Zweig mit den weißen Beeren und versuchte, ihr wild klopfendes Herz zu ignorieren. „Wer hängt denn einen Mistelzeig in eine Garderobe?“

„Keine Ahnung.“ Nate legte ihr einen Finger unter das Kinn und hob ihr Gesicht. „Aber es ist Tradition, eine Frau, die unter einem Mistelzweig steht, zu küssen, und ich bin ziemlich konservativ.“

Allison, die keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Bevor ihr etwas Passendes einfiel, spürte sie auch schon seine Lippen auf ihren und … oh … wow!

Der Kerl konnte eindeutig küssen.

Was allerdings keine Überraschung war. Ihm eilte der Ruf voraus, Frauen mit einem bloßen Wort zu verführen, sie mit einem Lächeln zum Orgasmus zu bringen und ihnen mit einem Abschiedswinken das Herz zu brechen. Allison hatte diese Gerüchte bisher zwar immer für reichlich übertrieben gehalten, aber sein sinnlicher und leidenschaftlicher Kuss brachte diese Meinung gehörig ins Wanken …

Als er die Zunge über ihre Unterlippe gleiten ließ, hätte sie fast aufgestöhnt. Instinktiv öffnete sie die Lippen. Gewährte ihm nicht nur Zugang, sondern hieß ihn förmlich willkommen.

Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und zog sie so eng an sich, dass sie einfach nicht länger widerstehen konnte. Ihr Mantel rutschte ihr aus der Hand und fiel zu Boden. Ihr war sowieso gerade viel zu heiß, um ihn anzuziehen. Sie ließ die Hände zu Nates Schultern gleiten und klammerte sich an ihm fest, als wäre er ihr einziger Anker im Ansturm der sie überwältigenden und ihr den Verstand raubenden Empfindungen.

Sein Zungenspiel war so sinnlich und verführerisch … unglaublich sexy.

Eigentlich müsste sie sich jetzt über sich selbst ärgern, weil sie auch nicht besser war als all die anderen Frauen, die seinem Charme erlegen waren. Doch in diesem Augenblick, in seinen Armen, war ihr das völlig egal.

Ihr Körper hätte nichts dagegen, diesen Kuss zu einem gegenseitig befriedigenden Abschluss zu bringen, aber Gott sei Dank funktionierte ihr Gehirn noch gut genug, um zu wissen, dass es ein gewaltiger Fehler wäre, mit einem Mann ins Bett zu gehen, der in voraussichtlich einem halben Jahr ihr Chef sein würde.

Nur widerstrebend machte sie sich von ihm los. „Das ist ein ziemlich wirkungsvoller Mistelzweig“, versuchte sie die Intensität ihrer Empfindungen lächelnd zu überspielen.

„Ich glaube, das lag nicht am Mistelzweig.“ Nate hob ihren Mantel auf und half ihr hinein. „Ich breche morgen früh mit ein paar Freunden zu einem Skiwochenende auf, aber wir sehen uns nach meiner Rückkehr.“

Allison lächelte höflich, wobei sie das lustvolle Kribbeln in ihrem Unterleib ignorierte. Ihr Job war ihr zu wichtig, um ihn für ein paar schöne Stunden im Bett aufs Spiel zu setzen. „Mein Taxi müsste schon hier sein“, antwortete sie daher nur.

Nate begleitete sie vor die Tür.

Allison blieb neben dem wartenden Taxi stehen. „Schöne Weihnachten, Mr. Garrett.“

Er griff an ihr vorbei nach der Türklinke, öffnete die Tür jedoch noch nicht. „Sollten Sie nicht die Förmlichkeit lassen und mich Nate nennen?“

Nein, das sollte sie nicht. Ihn beim Vornamen zu nennen war ihr eindeutig zu intim. „Gute Fahrt, Mr. Garrett.“

Kopfschüttelnd öffnete er die Tür, lächelte dabei jedoch. „Bis bald, Allison.“

Sie schlüpfte auf den Rücksitz und nannte dem Fahrer ihre Adresse, während Nate auf dem Bürgersteig stehen blieb und ihrem Taxi hinterhersah. Allison drehte sich bewusst nicht nach ihm um.

1. KAPITEL

Normalerweise machte Allison sich nicht viele Gedanken über ihr Aussehen. Natürlich legte sie Wert auf ein professionelles Auftreten, aber wenn sie sich schminkte, benutzte sie höchstens etwas Wimperntusche und Lipgloss.

Als sie daher am Morgen nach den Feiertagen ihre Make-up-Tasche nach Lidschatten und Lippenstift durchsuchte, versuchte sie sich einzureden, dass sie einfach nur einen neuen Look für das neue Jahr ausprobieren wollte. Dass die Mühe, die sie sich gab, absolut nichts damit zu tun hatte, heute im Büro vielleicht Nathan Garrett über den Weg zu laufen.

Zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen steckte sie den Kopf ins Zimmer ihres Sohns. „Na los, Dylan. Du willst doch nicht an deinem ersten Tag nach den Ferien zu spät kommen, oder?“

„Doch, will ich. Ich hasse die Schule!“

Allison unterdrückte ein Seufzen. Sie fand es beunruhigend, dass Dylan schon in der dritten Klasse eine so negative Einstellung zur Schule hatte, aber sie hatte es schon lange aufgegeben, seine Meinung ändern zu wollen, und konzentrierte sich lieber auf das Wesentliche: ihn pünktlich zur Schule zu befördern. „Okay, aber ich will an meinem ersten Tag nicht zu spät kommen.“

Er musterte sie irritiert. „Du siehst ja komisch aus.“

„Wie meinst du das? Ich trage doch immer einen Hosenanzug, wenn ich zur Arbeit gehe.“

„Aber nicht dieses Zeug im Gesicht.“

Allison fiel nichts dazu ein. Wenn ihr „leichtes“ Make-up schon ihrem achtjährigen Sohn auffiel, hatte sie es anscheinend etwas übertrieben.

„Dein Haar sieht auch anders aus.“

„Iss dein Müsli, und putz dir anschließend die Zähne“, sagte Allison nur.

Sie hatte fast zwanzig Minuten gebraucht, um sich zu schminken und zu frisieren. Es dauerte keine fünf, sich das Gesicht zu waschen und sich das Haar so wie sonst immer hochzustecken.

Dylan sagte nichts zu ihrem veränderten Erscheinungsbild, was sie so deutete, dass sie jetzt wieder so aussah wie immer.

Nachdem sie ihn vor seiner Schule abgesetzt hatte, fuhr sie weiter zu Garrett Furniture, wobei sie versuchte, ihre Erinnerungen an die Weihnachtsfeier zu verdrängen. Was natürlich vergebens war. Noch nicht mal die Tatsache, dass sie seit dreiundzwanzig Tagen nichts von Nathan gehört oder gesehen hatte, hatte sie davor bewahrt, ständig an den Kuss zu denken.

Was absolut lächerlich war, weil Nate gar nicht ihr Typ war. Nicht dass sie einen Typ hatte – sie wusste noch nicht mal, wann sie zuletzt ein Date gehabt hatte. Aber auf eins stand sie jedenfalls nicht: auf zu reiche, zu gut aussehende und zu selbstsichere Männer, die den Ruf hatten, auf jeden Typ Frau zu stehen. Gut, dass sie ihr Make-up entfernt und sich wieder die Haare hochgesteckt hatte. Das Letzte, das sie gebrauchen konnte, war, Nathan Garrett oder ihren Kollegen den Eindruck zu vermitteln, dass sie sich für ihn interessierte.

Vielleicht hatte ihre heftige Reaktion auf seinen Kuss ja auch gar nichts mit ihm persönlich zu tun, sondern damit, dass sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geküsst worden war. Vielleicht war das ja die Ursache für Empfindungen, zu denen sie schon gar nicht mehr fähig zu sein geglaubt hatte. Vielleicht war sie gar nicht wirklich scharf auf den Neffen ihres Chefs, sondern ihr fehlte einfach nur körperliche Nähe. Zu irgendjemandem.

Als alleinerziehende Mutter kam sie kaum dazu, sich einsam zu fühlen – außer jedes zweite Wochenende, wenn Dylan bei seinem Vater war. So wie während der Weihnachtsfeier. Noch dazu hatte sie drei Gläser Wein getrunken, was ihr völlig atypisches Verhalten ebenfalls erklären würde.

Fragte sich dann nur, warum sie sich wie ein Schuldmädchen benahm, das sich für den beliebtesten Jungen der Klasse hübsch macht, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Wie erbärmlich! Dabei wusste sie noch nicht mal, ob sie ihn überhaupt mochte.

Nicht dass sie ihn nicht mochte.

Frustriert seufzte sie auf. Das hier war wirklich zu albern. Sie war albern – verbrachte viel zu viel Zeit damit, über den Kuss nachzudenken. Wenn das so weiterging, würde sie in Nathan Garrett womöglich noch den Mann sehen. Dabei war er nur ein Mann – nicht mehr und nicht weniger … allerdings einer, der viel besser küsste als die anderen Männer, die sie bisher geküsst hatte.

Sie bog auf ihren Parkplatz und stellte den Motor aus. Nach dem langen Urlaub freute sie sich schon auf ihre Arbeit, aber zuerst ging sie in den Pausenraum, um sich einen Kaffee zu holen. An der Kaffeemaschine begegnete sie ihrer Kollegin Melanie Hedley, der sie ein gutes neues Jahr wünschte.

„Wie war dein Urlaub?“, erkundigte Melanie sich bei ihr.

„Ruhig. Und deiner?“

„Super!“, stieß die andere Frau fast schwärmerisch hervor. „Ich war in diesem tollen Resort mit Kaminen in sämtlichen Zimmern und Jacuzzis auf allen Balkonen! Und Nate und ich haben ein ganz tolles kleines Café in den Bergen entdeckt!“

Allison schüttete sich vor Schreck den Kaffee auf eine Hand. „Das klingt ja … toll“, sagte sie und griff hastig nach einer Serviette, um sich die heiße Flüssigkeit von der Hand zu tupfen.

„Lanie?“ Enrico Sanchez streckte den Kopf ins Zimmer. „Wir brauchen dich bei der Telefonkonferenz.“

„Ach ja, stimmt.“ Melanie lächelte Allison zu. „Wir reden nachher weiter.“

Allison goss Milch in ihren Kaffee und rührte mechanisch um, während die Aufregung, die sie noch vor wenigen Minuten so beflügelt hatte, verpuffte wie Luft aus einem Ballon.

Sie wusste, welchen Ruf Nate hatte, aber es verletzte sie trotzdem, dass er nur wenige Tage nach ihrem Kuss mit Melanie in Colorado gewesen war. Was natürlich eine völlig unpassende Reaktion ihrerseits war. Sie hatte kein Recht, wütend, enttäuscht oder anderweitig emotional zu reagieren. Nate hatte ihr nie irgendwelche Versprechungen gemacht … und falls doch, hätte sie ihm sowieso kein Wort geglaubt.

Warum hatte sie sich bloß irgendwelchen unrealistischen Träumen hingegeben? Warum hatte sie sich eingebildet, dass der Kuss etwas zu bedeuten hatte? Weil sie eine Idiotin war, deshalb! Als sie sich an ihren Schreibtisch setzte und ihren Computer anstellte, um erst mal ihre Mails zu checken, beschloss sie, sich den Typen ein für alle Mal aus dem Kopf zu schlagen.

In diesem Augenblick betrat John Garrett ihr Büro. Da sie ihn mochte und er ein sehr angenehmer Vorgesetzter war, begrüßte sie ihn erfreut, doch bei seinen nächsten Worten erstarrte das Lächeln auf ihren Lippen.

„Ich muss mit Ihnen über Nathan reden.“

Eigentlich konnte John Garrett nicht wissen, was bei der Weihnachtsfeier passiert war, aber trotzdem schlug Allison das Herz bis zum Hals, als sie mit ihrem iPad Johns Büro betrat.

Ihr Chef sah ziemlich erledigt aus. „Wie Sie wissen, wird Nathan mich ersetzen, wenn ich mich zur Ruhe setze.“

Allison atmete erleichtert auf. Darum ging es also. „Ja, das weiß ich. Im Juni ist es so weit, oder?“

„Nein. Ehrlich gesagt werde ich schon Ende Januar aufhören.“

Allison sah ihn schockiert an. „Wieso das denn?“

„Ich hatte während der Feiertage einige gesundheitliche Probleme“, gestand er.

Allison war beunruhigt, zumal John Garrett im Laufe der letzten sechs Jahre fast so etwas wie eine Vaterfigur für sie geworden war. „Was ist passiert? Und warum hat mich niemand informiert?“

„Es war nur eine Kleinigkeit am Herzen, nichts Ernstes.“

Die Tatsache, dass er hinterm Schreibtisch saß und nicht im Krankenhaus lag, sprach dafür, dass er die Wahrheit sagte, aber Allison kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er persönliche Probleme gern hinunterspielte.

„Nathan engagiert sich schon seit Jahren für die Firma“, fuhr John fort. „Er hat sich die Beförderung daher wirklich verdient.“

Allison nickte.

„Ich wollte nur sichergehen, dass Sie keine Bedenken haben, mit ihm zusammenzuarbeiten.“

„Mit ihm zusammenarbeiten?“

„Genau. Wäre das ein Problem für Sie?“

„Nein, natürlich nicht“, versicherte sie ihm hastig. Sie hing an ihrem Job – nicht zuletzt wegen der Krankenversicherung, auf die sie wegen Dylans Asthma dringend angewiesen war. Und was den tollen Kuss anging … welcher Kuss? „Ich ging nur davon aus, dass er sich vielleicht selbst eine Assistentin suchen will“, sagte sie und betete im Stillen, dass das nicht der Fall war.

„Das ist schon alles geklärt. Er will Sie.“ Allison wusste, dass John von ihrem Job sprach, aber sie errötete trotzdem heftig. „Bitte buchen Sie für nächsten Donnerstag zwei Flugtickets nach St. Louis. Es gibt dort eine Diskrepanz in der Buchhaltung, die geklärt werden muss.“

„Ich bin überrascht, dass Ihre Ärzte Ihnen erlauben zu fliegen.“

„Tun sie nicht. Sie fliegen mit Nathan.“

Allison lag es auf der Zunge zu protestieren. Es war nicht ungewöhnlich für John, sie zu bitten, ihn auf einer Geschäftsreise zu begleiten, aber die Aussicht darauf, mit einem Mann verreisen zu müssen, der besser küsste als jeder andere, erfüllte sie mit Unbehagen. Gott sei Dank war St. Louis nur zwei Flugstunden von Raleigh entfernt, was hieß, dass die Reise wahrscheinlich nur einen Tag dauern würde und keine Übernachtung erforderlich war.

Als Allison zu ihrem Schreibtisch zurückkehrte, hoffte sie inständig, dass Nathan in Zukunft keine längeren Geschäftsreisen von ihr verlangen würde. Das wäre nämlich viel zu gefährlich für sie. Sie nahm Sex nun mal nicht auf die leichte Schulter. One-Night-Stands waren einfach nicht ihr Ding, weshalb sie grundsätzlich einen Bogen um Männer machte, die jedes Wochenende eine andere vernaschten.

So wie Nathan Garrett.

Gerüchten zufolge war er sehr gut im Bett. Was während der Arbeitszeit eindeutig kein passender Gedankeninhalt war … schon gar nicht, während der Mann höchstpersönlich vor ihrem Schreibtisch stand.

Nur bei ihm bekam sie weiche Knie und stammelte hilflos herum.

Sie war ihm zum ersten Mal in ihrem zweiten Jahr bei Garrett Furniture begegnet – kurz nach seiner Rückkehr aus New York. Damals war sie schon einigermaßen über die Scheidung hinweg und Dylan aus dem Gröbsten raus gewesen, sodass ihre Hormone und ihre Sinne sofort auf Nathan angesprungen waren, als er eines Tages ihr Büro betreten und ihr geholfen hatte, einen Papierstau im Kopierer zu beseitigen.

In seiner Nähe hatte ihre Haut von Kopf bis Fuß gekribbelt, und als er an ihr vorbei nach dem Papier gegriffen und sie dabei an einer Schulter gestreift hatte, waren ihre Brustwarzen sofort hart geworden. Atemlos hatte sie sich bei ihm bedankt.

Jetzt, ganze vier Jahre später, war sie immer noch nicht immun gegen ihn. Sie war ihm gegenüber zwar nicht mehr so befangen, aber ihr Körper machte in seiner Gegenwart immer noch, was er wollte. In diesem Augenblick zum Beispiel wurde ihr ganz heiß.

In der verzweifelten Hoffnung, dass ihre Wangen nicht so rot aussahen, wie sie sich anfühlten, zwang sie sich zu einem Lächeln. „Guten Morgen, Mr. Garrett.“

Im Gegensatz zu ihr wirkte Nathan Garrett alles andere als gezwungen. Sein Lächeln war entspannt und lässig … und verdammt wirkungsvoll. Allison war dankbar, dass sie gerade saß, denn sie schmolz förmlich dahin.

„Guten Morgen, Allison.“

Nur mühsam riss sie den Blick von seinen grauen Augen los und senkte ihn zu dem Kalender auf ihrem Schreibtisch. „Ihr Onkel hat gerade Zeit, falls Sie zu ihm wollen.“

„Das will ich in der Tat“, antwortete er, setzte sich jedoch mit einer Hüfte auf ihren Schreibtisch. „Aber zuerst will ich mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich Sie nach meiner Ski-Reise nicht angerufen habe.“

„Kein Problem.“ Allison hatte den Blick starr auf die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch gerichtet. In Nates Gegenwart spielten ihre Hormone auch so schon verrückt genug. Da musste sie nicht auch noch an seine sanften und zugleich fordernden Lippen denken … oder an seine geschickt über ihren Körper gleitenden Hände. „Im Urlaub hat man immer mehr um die Ohren, als man denkt.“

„Und Onkel John hatte nach Weihnachten einen Herzinfarkt.“

Allison sah hoch und begegnete Nathans ernstem Blick. Er schien sich tatsächlich Sorgen um seinen Onkel zu machen. „Dann war es also doch nicht nur eine Kleinigkeit?“

„Hat er das gesagt?“

Sie nickte.

„Die Ärzte sagen, es war ein Herzinfarkt, wenn auch nur ein kleiner.“

„Das muss ein Schock für Sie alle gewesen sein.“

Er nickte. „Abgesehen von einer gelegentlichen Zigarre hat er gesund gelebt. Die Ärzte haben ihm trotzdem geraten, etwas kürzer zu treten.“

„Er hat mich schon gebeten, die Kreuzfahrt zu organisieren, die er Ihrer Tante schon seit Jahren versprochen hat.“

„Gut. Der Ruhestand wird eine ganz schöne Umstellung für ihn, da wird es ihm guttun, wenn er sich auf etwas freuen kann.“

„Es wird eine Umstellung für das ganze Büro.“

„Und nicht gerade eine, die ich mir für unsere Beziehung gewünscht habe“, sagte Nate.

Unsere Beziehung?!

Allisons Herz machte einen Satz, auch wenn sie nicht sicher war, wie er das meinte. „Mr. Garrett …“

„Wie bitte?“ Er hob die Augenbrauen. Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, war so sexy, dass sie schon wieder ganz schwach wurde. „Wollen Sie mich etwa immer noch ‚Mr. Garrett‘ nennen, nachdem wir …“

„Da bist du ja, Nate.“

Autor

Brenda Harlen
<p>Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs...
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