Traummann sucht Familienglück

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Beim Blick in Matts blaue Augen schlägt das Herz von Singlemom Georgia sofort schneller. Ihr neuer Nachbar scheint ein absoluter Traummann zu sein; seinen zärtlichen Küssen kann sie nicht widerstehen. Bis sie fürchten muss, dass er sie aus purer Berechnung so liebevoll umwirbt …


  • Erscheinungstag 18.11.2019
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728199
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Endlich herrschte wohltuende Ruhe im Haus.

Mit einem Seufzer der Erleichterung setzte Georgia Reed sich an den alten Esstisch. Hoffentlich blieb es mindestens eine Stunde lang so still. Dann würde sie mit der Arbeit an dem Manuskript ein gutes Stück vorankommen. Obwohl ihr der Gedanke an einen Mittagsschlaf im Moment viel verlockender erschien als das Buch, das sie gerade bearbeitete.

Eigentlich war sie in Mutterschaftsurlaub. Aber sie hatte sich bereit erklärt, auf Stundenbasis weiter für „Tandem Publishing“ zu arbeiten, nachdem der Cheflektor sie darum gebeten hatte. Außerdem war es ein willkommener Nebenverdienst. Leider war Georgia nicht halb so produktiv, wie sie gehofft hatte. Das lag nicht zuletzt daran, dass sie ihre Kinder erst vor sechs Wochen aus der gewohnten Umgebung gerissen hatte und nach Pinehurst gezogen war.

Sie nahm einen Schluck von dem Kräutertee, den sie schon zum dritten Mal aufgewärmt hatte, und überflog das vorhergehende Kapitel, um ihre Erinnerung aufzufrischen. Doch gerade als sie sich auf die Geschichte zu konzentrieren begann, realisierte sie, dass es zu ruhig war.

Sofort waren ihre mütterlichen Instinkte geweckt. Sie schob den Stuhl zurück und lief durch den Flur ins Wohnzimmer, wo sie Quinn und Shane, beide vier Jahre alt, mit Bauklötzen allein zurückgelassen hatte. Der Teppich war übersät mit bunten Steinen – aber ihre beiden Jungen waren verschwunden. Die Terrassentür stand weit offen.

Sie war geschlossen gewesen, als sie die Kinder ins Wohnzimmer verfrachtet hatte – sogar verschlossen. Aber das Schloss funktionierte nicht mehr richtig, und manchmal konnte man es mit einer einfachen Bewegung des Türgriffs überlisten. Georgia hatte ihre Mutter gebeten, es reparieren zu lassen, doch Charlotte hatte es vermutlich vergessen.

Und jetzt waren ihre Kinder verschwunden.

Sie eilte zurück ins Wohnzimmer, um das Babyfon zu holen, ehe sie durch die Hintertür hinauseilte.

„Quinn! Shane!“ Sie lief über die Veranda und fluchte leise, als sie auf einen Bauklotz trat. Sie konnten nicht weit weg sein. Sie hatte sie doch erst vor ein paar Minuten allein gelassen. Wenn nun etwas passiert war …?

Nein. Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.

„Quinn! Shane!“

Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung war. Als sie sich rasch umdrehte, sank ihr das Herz, denn anstatt der vertrauten Gesichter ihrer Jungen sah sie einen Mann mit Dreitagebart auf dem Gras stehen.

„Suchen Sie zwei kleine Jungs, die etwa so groß sind?“ Er hielt die Hand knapp einen Meter über dem Boden.

„Haben Sie gesehen, wohin sie gelaufen sind?“, fragte sie halb verzweifelt, halb hoffnungsvoll.

„Sie sind in meinen Garten gekommen.“ Er deutete auf das Nachbargrundstück.

Georgia schloss die Augen, damit er nicht sah, dass sie den Tränen nahe war. „Oh Gott, vielen Dank.“

„Eigentlich heiße ich ja Matt. Matt Garrett.“

Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie in sein schmunzelndes Gesicht.

„Und den beiden geht’s gut“, versicherte er ihr.

„Bis ich sie mir vorknöpfe“, murmelte sie.

Sein Lächeln wurde noch breiter.

Nachdem der Anflug von Panik vorüber war und ihr Herz wieder normal schlug, nahm sie sich Zeit, ihren neuen Nachbarn genauer zu betrachten. Und was sie sah, ließ ihren Puls erneut schneller schlagen.

Matt Garrett hatte dichtes Haar, das auf attraktive Weise zerzaust war, als ob er es sich bloß mit den Fingern kämmte, eine leicht gebogene Nase und ein markantes, unrasiertes Kinn. Er war breitschultrig, schlank und muskulös. Und beim Blick in seine blauen Augen fühlte sie ein Kribbeln auf der Haut, wie sie es schon seit Langem nicht mehr gespürt hatte.

„Einer der Welpen ist in Ihren Garten ausgebüxt. Da konnten sie natürlich nicht widerstehen.“

„Welpen?“

„Kommen Sie und sehen Sie selbst.“

Sie befestigte das Babyfon an ihrem Gürtel und folgte ihm, wobei ihr Blick wohlwollend auf seinem breiten Rücken ruhte.

Er war erst vor ein paar Tagen eingezogen. Sie hatte den Umzugswagen gesehen, als sie am Mittwochnachmittag die Post hereingeholt hatte. Da war ihr der große breitschultrige Mann zum ersten Mal aufgefallen, der den Möbelpackern Anweisungen gab. Er hatte ausgefranste Jeans und ein schlabbriges T-Shirt getragen, ihr grüßend zugewinkt und ein Lächeln geschenkt, das ihr Herz schneller schlagen ließ.

Sie hatte ebenfalls die Hand gehoben, ihm mit ihrer Post zugewinkt und war rot geworden, als ihr klar wurde, was sie da tat. War es der Sex-Entzug oder Schlafmangel? Glücklicherweise war er zu weit entfernt gewesen, um ihre Reaktion bemerkt zu haben. Aber der Typ musste wirklich Sex-Appeal haben, wenn er aus der Ferne eine solche Wirkung auf sie hatte.

Eine Wirkung, die in seiner Nähe noch größer wurde.

„Das sind Luke – und Jack.“ Er deutete auf zwei Männer, die auf seiner Veranda saßen. „Meine Brüder.“

Der Erstgenannte war sogar noch größer als ihr Nachbar, der bereits gut und gern eins fünfundachtzig maß. Er hatte das gleiche braune Haar und die gleichen blaugrünen Augen. Der zweite Bruder war genauso groß, aber er hatte noch kräftigere Schultern, und sein Haar war etwas dunkler. Und alle drei eine Sünde wert …

„Ich bin Georgia“, stellte sie sich vor. Beim Anblick ihrer Zwillinge schlug ihr Herz wieder langsamer. „Und diese Mini-Houdinis sind Quinn und Shane.“

„Was ist ein Houdini?“ Zum ersten Mal, seit Georgia das Nachbargrundstück betreten hatte, riss Quinn sich vom Anblick des mit einer Decke ausgestopften Wäschekorbs los.

„Ein kleiner Junge, der in ernsthaften Schwierigkeiten steckt, weil er das Haus ohne Mommy verlassen hat“, antwortete sie streng.

Schuldbewusst sah ihr Sohn sie an. „Wir wollten nur die kleinen Hunde anschauen.“

„Kleine Hunde“, echote Shane und sah sie mit diesem Lächeln an, bei dem ihr Herz sofort weich wurde, weil es sie an den Vater der Kleinen erinnerte.

Selbst neugierig geworden, trat sie ein paar Schritte näher. Dennoch musste sie den Kindern klarmachen, dass sie das Haus nicht so ohne Weiteres verlassen durften.

„Wenn ihr die kleinen Hunde sehen wollt, hättet ihr Mommy sagen müssen, dass ihr die Hunde sehen wollt“, erklärte sie.

„Aber du hast doch gesagt, wir sollen dich nicht bei der Arbeit stören“, erinnerte Quinn sie.

Genau das hatte sie ihnen tatsächlich eingeschärft.

„Ich habe euch aber auch gesagt, dass ihr nirgendwo hingehen sollt – nicht einmal in den Garten –, ohne mir Bescheid zu geben.“

Doch wie konnte sie böse sein, wenn ihr selbst das Herz schmolz beim Anblick der winzigen Wollknäuel, die in dem Korb herumtollten?

Erneut schaute sie ihren Nachbarn an. „Sie haben vier Welpen?“

„Nein.“ Energisch schüttelte Matt den Kopf. „Ich habe überhaupt keine Welpen. Sie gehören Luke.“

„Bis ich ein gutes Zuhause für sie finde“, ergänzte sein Bruder.

„Wie sind Sie denn daran gekommen?“, wollte sie wissen.

„Ich bin Tierarzt“, erklärte er. „Wenn jemand ein ausgesetztes Tier am Straßenrand findet, landet es in der Regel in meiner Praxis. In diesem Fall war das ausgesetzte Tier eine hochschwangere Beaglehündin, die zwei Tage später acht Welpen bekam.“

„Acht?“ Bei dem Gedanken zuckte sie innerlich zusammen. Als ob die Geburt von Zwillingen nicht schon hart genug gewesen wäre.

„Meine Sprechstundenhilfe kümmert sich um die anderen vier.“

„Sind sie nicht noch zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu werden?“, meinte sie stirnrunzelnd.

„Stimmt“, pflichtete er ihr bei.

Mehr sagte er nicht, aber es war genug, um zu verstehen, dass die Hündin die Geburt nicht überlebt hatte. Gut, dass er vor den Zwillingen nicht deutlicher geworden war.

„Ein schönes Hündchen“, sagte Shane und tätschelte einen winzigen Kopf.

„Können wir einen haben?“, fragte Quinn – der Zwilling, der nie lange um den heißen Brei redete.

Sie schüttelte den Kopf. Sie schlug ihren Kindern nur ungern etwas ab, aber manchmal musste sie Nein sagen. „Tut mir leid, Jungs. So ein kleiner Hund bedeutet auch Verantwortung, und die können wir im Moment nicht übernehmen.“

Sie leistete jedoch keinen Widerstand, als Matt einen der Welpen aus der Kiste nahm und ihr in die Hand drückte. Und sie konnte nicht anders, als den kleinen, weichen Körper dicht an sich zu drücken und zu streicheln. Als die winzige rosa Zunge über ihr Kinn fuhr, zerschmolz ihr geradezu das Herz.

„Er mag dich, Mom“, stellte Quinn fest.

„Sie“, korrigierte Matt ihn. „Das da ist ein Mädchen.“

Quinn rümpfte die Nase. „Wir wollen aber kein Hundemädchen.“

„Wir wollen überhaupt kein Hundebaby“, wiederholte Georgia mit fester Stimme.

„Oh doch, wir wollen ein Hundebaby“, beharrte Shane.

„Außer Dr. Luke sagt, dass sie noch nicht weg dürfen“, sagte Quinn. „Weil sie zu klein zum Fressen sind und mit der Flasche gefüttert werden müssen.“

Shane schmollte noch eine weitere Minute, aber die Erwähnung von Futter erinnerte ihn daran: „Ich habe Hunger.“

„Dann lass uns nach Hause gehen und Pizza backen“, schlug Georgia vor.

„Mit Pepperoni?“

„Mit ganz viel Pepperoni“, versprach sie.

Aber Quinn schüttelte den Kopf. „Wir wollen nicht nach Hause gehen. Wir möchten bei den Daddys bleiben.“

Georgias Wangen wurden heiß, während sie einen Mann nach dem anderen ansah.

Matts Lächeln verrutschte, Luke konzentrierte sich auf die Tiere, und Jack trat tatsächlich einen Schritt zurück.

„Sie sind in dem Alter, wo sie glauben, dass jeder erwachsene Mann ein Daddy ist“, erklärte sie rasch. „Vor allem, seit sie ihren eigenen Vater verloren haben.“

„Er ist nicht verloren, er ist tot“, sagte Quinn unverblümt.

Sofort füllten Shanes Augen sich mit Tränen, und seine Lippen zitterten. „Ich vermisse Daddy.“

Georgia legte den Arm um seine Schultern.

Matt zog die Augenbrauen hoch. „Sie sind Witwe?“

Sie nickte nur, weil sie plötzlich einen Kloß im Hals hatte. „Mein Mann ist vor elf Monaten gestorben.“ Irgendwie hatte sie sich mit seinem Tod abgefunden. Trotzdem vermisste sie ihn sehr. Es gab Momente, in denen sie geradezu überwältigt war von der Verantwortung, die sie als alleinerziehende Mutter zu tragen hatte. „Deshalb bin ich mit meiner Mutter hierhergezogen.“

„Charlotte ist Ihre Mutter?“

„Sie kennen sie?“

„Ich habe sie getroffen, als ich mir dieses Haus zum ersten Mal angesehen habe“, erklärte er. „Aber seit meinem Einzug habe ich sie nicht mehr gesehen.“

„Sie macht gerade Urlaub mit Freunden in Las Vegas. Wie jedes Jahr“, antwortete Georgia.

„Und lässt Sie mit zwei kleinen Jungs allein“, sagte er mitfühlend.

„Und einem Baby“, ergänzte sie. In diesem Moment erklang ein leises Maunzen aus dem Babyfon an ihrem Gürtel.

„Pippa wird wach.“ Quinn sprang auf. Seine kleine Schwester war für ihn dann doch attraktiver als der Wunsch, bei den „Daddys“ zu bleiben.

„Pippa“, echote Shane.

Fragend schaute Matt Georgia an. „Sie haben drei Kinder?“

Sie nickte. „Die Zwillinge sind vier Jahre alt, und meine Tochter vier Monate.“

Das erklärt die dunklen Ränder unter ihren hübschen Augen, überlegte Matt. Zwei Jungs im Kindergartenalter und ein Baby würden jede Mutter an den Rand der Erschöpfung treiben – vor allem, wenn sie keinen Mann zur Unterstützung hatte. Aber selbst in ihrem erschöpften Zustand war sie eine der attraktivsten Frauen, denen er je begegnet war.

Sie hatte ein herzförmiges Gesicht, helle Haut, elegant geschwungene Lippen, eine niedliche Nase voller Sommersprossen und Augen von einem Blau, wie er es noch nie gesehen hatte. Sie trug eine ärmellose gelbe Bluse und verwaschene Jeans und hatte das honigblonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Irgendwie fühlte er sich sofort zu ihr hingezogen.

Und da er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand, spürte er die Anziehungskraft umso stärker. Stärker als den Instinkt, der ihn davor warnte, sich mit einer Frau einzulassen, die drei Kinder hatte.

„Da haben Sie ja wirklich alle Hände voll zu tun“, meinte er.

„Jeder Tag ist eine Herausforderung“, bestätigte sie. An die Jungs gewandt, fuhr sie fort: „Kommt – wir müssen uns um eure Schwester kümmern.“

„Können wir mit Pippa herkommen und ihr die Hunde zeigen?“, fragte Quinn hoffnungsvoll.

Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Nein. Ihr solltet euch lieber bei Mr. Garrett entschuldigen, dass ihr einfach auf sein Grundstück gelaufen seid …“

„Matt, bitte“, unterbrach er sie, weil es freundlicher als Mister und weniger distanziert als „Doktor“ klang. Außerdem wollte er von seiner netten Nachbarin unbedingt beim Vornamen genannt werden. „Und es macht überhaupt nichts, dass sie in meinen Garten gekommen sind. Im Gegenteil, es ist mir ein Vergnügen, euch alle kennengelernt zu haben.“

„Heißt das, dass wir wiederkommen dürfen?“, fragte Quinn.

„Jederzeit.“

„In spätestens zwei Wochen werden Sie einen Zaun bauen lassen“, warnte Georgia ihn.

Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich das täte, könnten sie ja gar nicht herüberkommen, um im Baumhaus zu spielen.“

„Mommy sagt, wir dürfen nicht in das Baumhaus gehen“, sagte Quinn. „Weil es nicht uns gehört.“

„Aber ein Baumhaus ist für kleine Jungs gemacht, und da ich selbst keinen kleinen Jungen habe …“ Matt ignorierte den Stich in seinem Herzen und sprach betont beiläufig weiter, „… wäre es doch gut, wenn es hin und wieder mal benutzt würde, damit es sich nicht einsam fühlt.“

„Wir könnten es besuchen“, trompetete Quinn sofort, und Shane nickte enthusiastisch, während Georgia die Augen verdrehte.

„Das ist eine tolle Idee – vorausgesetzt, eure Mom ist damit einverstanden“, sagte Matt.

„Dürfen wir, Mommy?“

„Och, bitte, bitte!“

Matt hielt den Atem an, weil er genauso auf ihre Antwort gespannt war wie die Zwillinge. Warum eigentlich? Er kannte diese Frau doch kaum. Doch er wusste, dass er sie gern näher kennenlernen würde, und er wusste auch, dass ihm die Kinder nichts ausmachen würden. Im Gegenteil …

„Darüber können wir ein anderes Mal reden“, entgegnete Georgia.

Quinn seufzte. „Das sagt sie immer, wenn sie Nein meint.“

„Nein, es heißt, dass wir ein anderes Mal darüber reden können“, wiederholte sie mit fester Stimme.

„Ich habe Hunger“, wiederholte Shane.

Sie fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. „Dann sollten wir nach Hause gehen und Pizza machen.“

„Ich habe keinen Hunger“, sagte Quinn. „Ich möchte hierbleiben.“

„Wenn du keinen Hunger hast, wird Shane die ganze Pizza allein aufessen.“

Auf Georgias Antwort reagierte Quinn mit einem mürrischen Blick.

„Und du könntest uns beim Streichen der Veranda helfen“, schlug Matt ihm vor.

Jetzt runzelte er die Stirn. „Ich glaube, ich esse lieber Pizza.“

„Ich würde auch lieber Pizza essen als anstreichen“, schaltete Luke sich ein.

„Leider haben wir keine Wahl“, flüsterte Jack verschwörerisch.

„Und da ihr die tatsächlich nicht habt, könnt ihr jetzt Pinsel und Farbe holen“, befahl Matt.

Jack ging ins Haus, und Luke nahm den Korb mit den Welpen und setzte ihn in den Schatten eines Baumes, damit die neugierigen Tiere sie nicht bei der Arbeit störten.

Quinn und Shane blieben neben Georgia stehen. Ihre sehnsüchtigen Blicke folgten den Hunden. Mit einem Blick zur Mutter der Zwillinge hatte Matt das Gefühl, dass er genau wusste, was die beiden empfanden.

In den drei Jahren seit seiner Scheidung hatte er sich oft gefragt, ob er sich jemals wieder zu einer Frau hingezogen fühlen würde. Zehn Minuten, nachdem er Georgia Reed kennengelernt hatte, konnte er diese Frage mit einem entschiedenen Ja beantworten.

„Danke“, sagte sie nun zu ihm.

„Wofür?“

„Dass Sie so geduldig und nachsichtig mit den Jungs sind.“

„Ich mag Kinder“, antwortete er nur.

„Dann werden Sie sich in dieser Nachbarschaft wohlfühlen“, versicherte sie ihm.

Lächelnd schaute er sie an. „Das tue ich bereits.“

Matt blickte Georgia nach, die ihre Jungen an jeweils eine Hand genommen hatte. Offenbar wollte sie sichergehen, dass sie nicht wieder entwischten.

Als er seine attraktive Nachbarin zum ersten Mal gesehen hatte, war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie Mutter sein könnte. Jetzt, da er wusste, dass sie nicht nur Zwillinge, sondern auch noch ein Baby hatte, musste er noch intensiver über sie nachdenken. Eine alleinstehende Nachbarin, ausgesprochen sexy dazu … das weckte Gedanken in ihm, die er lange nicht gehabt hatte. Dass sie Kinder hatte, machte die Situation nicht unbedingt leichter …

Matt hatte einige nette Frauen kennengelernt, ohne sein Herz an sie zu verschenken. Aber Kinder mochte er wirklich sehr gern – vor allem, weil der Verlust seines eigenen Sohnes ein tiefes Loch in seinem Herzen hinterlassen hatte.

„Ich weiß, was du denkst“, sagte Luke, während er auf die Terrasse trat.

„Glaubst du?“

Sein jüngster Bruder nickte. „Ja, sie ist eine Augenweide. Aber auf ihrer Stirn steht Probleme geschrieben.“

„Ich habe nur überlegt, dass es doch nett ist, endlich meine Nachbarin kennengelernt zu haben.“

„Du hast daran gedacht, sie zum Essen einzuladen“, konterte Luke.

„Vielleicht“, antwortete Matt leichthin.

Jack stellte die Malerutensilien auf die Holzdielen. „Tu’s nicht.“

„Warum nicht?“, fragte er fast unwillig.

„Gefährliches Terrain.“

„Du meinst, eine Einladung zum Abendessen führt unweigerlich zu einer zweiten Einladung?“ Matt verbarg seinen Sarkasmus nicht.

„Und ehe du dich versiehst, stehst du vorm Altar“, fügte Luke hinzu.

„Du bist doch auch letzte Woche mit Becky McKenzie ausgegangen“, erinnerte ihn sein Bruder. „Aber ich sehe trotzdem keinen Ring an deinem Finger.“

„Weil es tatsächlich nur eine Einladung zum Dinner ist, wenn unser kleiner Bruder jemanden zum Essen einlädt“, erklärte Jack.

„Höchstens auch noch zum Frühstück“, grinste Luke.

„Aber wenn du eine Frau zum ersten Mal ausführst, Matt …“ Jack hielt inne und runzelte die Stirn. „Nun gut, wir wissen nicht genau, was es zu bedeuten hat, weil du schon ewig nicht mehr ausgegangen bist, seit Lindsay dich verlassen hat.“

„Ich bin mit Frauen ausgegangen.“

Luke schüttelte den Kopf. „Ja, aber es war nie eine richtige Beziehung.“

Jetzt runzelte Matt die Stirn, denn sein Bruder hatte recht.

„Und diese hier hat schon eine Menge Gepäck dabei“, warnte Jack.

„Genauer gesagt, drei Stück“, ergänzte Luke.

„Ihr interpretiert da viel zu viel hinein“, wehrte Matt ab.

„Ich bin natürlich froh, wenn du dich wieder ernsthaft für eine Frau interessierst“, sagte Jack. „Aber warum springst du gleich ins eiskalte Wasser, wo doch unzählige wunderschöne Frauen am Beckenrand stehen?“

Darauf wusste Matt nichts zu erwidern. Er konnte sich selbst nicht erklären, was er an Georgia Reed so attraktiv fand. Vielleicht wollte er sich auch nicht eingestehen, dass er sein Herz an die beiden kleinen Jungen verloren hatte, die sich die Welpen ansehen wollten, noch ehe er wusste, dass die hübsche blonde Nachbarin ihre Mutter war.

Seit dem Ende seiner Ehe war er sehr vorsichtig, was neue Beziehungen anging. Dass er an den Jungs einen Narren gefressen hatte, sollte ihn ebenfalls eher misstrauisch machen. Immerhin hatte er genug von Trennungen und den Schmerzen, die damit verbunden waren.

Nein, das wollte er nicht noch einmal durchmachen.

Dessen war er sich jedenfalls sicher gewesen, bevor Quinn und Shane in seinen Garten gestürmt waren.

„Ich will doch nur meine Nachbarin ein bisschen besser kennenlernen“, verteidigte Matt sich.

„Dann tu das“, sagte Luke. „Aber fang nichts mit ihr an. Denn wenn eine solche Beziehung in die Hose geht, wird die Nachbarschaft zur Hölle.“

„Fast so schlimm, wie mit einer Frau im Bett zu landen, die nur eine gute Freundin sein soll“, sekundierte Jack.

Offenbar hatte Jack entsprechende Erfahrungen gemacht. Matt hakte lieber nicht nach.

„Wenn du einsam bist, solltest du dir ein Tier anschaffen“, schlug Luke vor.

„So einen Welpen?“, fragte Matt trocken.

Sein Bruder grinste. „Der beste Freund des Menschen.“

„Ein Hund ist eine zu große Verpflichtung.“

„Weniger als eine Frau mit drei Kindern“, meinte Jack.

Allmählich wurde Matt ungeduldig. „Wollen wir jetzt den ganzen Tag darüber reden, oder wollen wir endlich die verdammte Veranda streichen?“

„Okay, dann streichen wir endlich die verdammte Veranda“, grinste Luke.

2. KAPITEL

Nachdem die Jungen ihre Pizza gegessen hatte, beschloss Georgia, zum Supermarkt zu fahren, um den Kühlschrank aufzufüllen. Sie legte Pippa in den Kinderwagen, rief Quinn und Shane und machte sich auf den Weg. Als sie am Haus ihres Nachbarn vorbeikam und die drei Männer bei der Arbeit sah, schlug ihr Puls auf einmal schneller. Sie war selbst überrascht angesichts ihrer Reaktion. Seit Phillips Tod wechselten sich bei ihr im Grunde nur zwei Gefühle ab: Trauer und Erschöpfung. Das Prickeln, das sie bei Matts Anblick empfand, war daher eine nette Abwechslung.

Matt bemerkte sie und hob die Hand zum Gruß. Sie winkte zurück, ehe sie den Blick rasch abwandte und sich wieder auf ihren Weg konzentrierte. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass sie ihn angestarrt hatte.

Wahrscheinlich war er derlei Blicke von Frauen gewohnt – so, wie er gebaut war …

Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Männern wie den Garrett-Brüdern, aber sie kannte den Typ Mann. In der Highschool gehörten sie zu den begehrtesten Jungs: die Sportler, die nur mit den hübschesten Mädchen ausgingen; die Jungs, die so waren, wie alle anderen Jungen sein wollten und nach denen sich alle Mädchen verzehrten.

Nur Georgia nicht. Sie machte sich keine Illusionen und wusste, dass diese Jungen keinen zweiten Blick an sie verschwenden würden. Und das taten sie tatsächlich nicht. Bis Aiden Grainger sie eines Tages fragte, ob sie ihm beim Jahrbuch behilflich sein wollte. Selbst das schob sie auf ihre guten Rechtschreibkenntnisse. Wie überrascht war sie daher, als er sie eines Tages nach der Schule nach Hause begleitete und zum Abschied küsste!

Als sie zum ersten Mal seine Lippen spürte, war es um sie geschehen. Sie blieben für den Rest des Schuljahrs zusammen und schmiedeten Pläne für einen Trip durch Europa nach dem Schulabschluss. Aiden wollte die Welt kennenlernen, und Georgia wollte das auch – solange sie nur mit ihm zusammen sein konnte.

Dass sie ihre eigenen Wünsche und Träume aufgab, erschreckte sie allerdings. Es erinnerte sie an die Zeiten, als ihre Mutter so häufig umgezogen war – um einem Mann zu folgen.

Autor

Brenda Harlen
<p>Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs...
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